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Aus doe sgiidtisehen Nervenheilanstalt Chemnitz (D Professor Dr. Weber). Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen. Von Dr. Reim, Oberarz~ der Ans~alt. Es ist eine den Psychiatern lange bekannte Tatsaehe, dal] fieber- halte Prozesse, seien š Allgemeininfektionen, seien es lokale Erkran- kungen, h~iufig einen gtinstigen:Einflul~ auf psyehisehe Krankheits- bilder auszuiiben vermSgoe Diese Erfahrung hag verschiedene Autoren veranlal~t, durch kiinstlich gesetzte Eiterungen oder Entziindungen den Verlauf oe Geisteskrankhei t giinstig zu beeinf]ussoe Einrei- bungen mit Unguentum tar~ari stibiati, kiinsthch hervorgerufene erysipelatSse Entziind•ngen haben nicht selten auffallende Besserungen goe Es ist verst~indheh, dal~ derartige Eingriffe fiir che Patienten nicht ganz ungef~ihrHch sein kSnnen. Und ans diesem Grunde sind aueh sp~terhin Heilungsversuehe mit lebendem Virus wieder verlassen worden. Weniger eingreifend und weniger bedrohlich fiir den Patienten sind Einimpfungen von abgetSteten Bakterien oder ihrer Stoffwechsel- produkte. Binswanger haire gut e Erfolge durch Injektionen abge- tSteter Kolikulturen, Friedl~inder wandte Typhusvaccine mit Erfolg an. Bekannt sind ferner die giinstigen Wirkungen von Tuberkulin- injektionen auf den Verlauf der progressiven Paralyse. In neuester Zeit haben vor allem DSllken nnd Weichhardt die Wirkung von Heterovaccinen bzw. ProteinkSrpern auf die Nervensubstanz stndiert. DSllken hat nach einer langen Reihe von Versuchen mit Strepto- kokkenvaeeinoe mit Pseudodiphtheriebazillenautolysaten, mit~ Bak- terienoe234 Bakterientoxinen gefunden, dag ein aus schwach wirkenden At?tolysaten des Bac. prodigiosus und des Staphylococeus aureus hergestelltes PNiparat, das Vaeeineurin, auf entziindliche Prozesse des Nervensystems die giinstigsten Wirkungen ausiibt. Sein Studium erstreekt sieh hauptsiich!ich an™die Einwirknng des Vaeeineurius auf

Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen

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Page 1: Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen

Aus dœ sgiidtisehen Nervenheilanstalt Chemnitz (D�9 Professor Dr. W e b e r ) .

Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen. Von

Dr. Reim, Oberarz~ der Ans~alt.

Es ist eine den Psychiatern lange bekannte Tatsaehe, dal] fieber- halte Prozesse, seien š Allgemeininfektionen, seien es lokale Erkran- kungen, h~iufig einen gtinstigen:Einflul~ auf psyehisehe Krankheits- bilder auszuiiben vermSgœ Diese Erfahrung hag verschiedene Autoren veranlal~t, durch kiinstlich gesetzte Eiterungen oder Entziindungen den Verlauf œ Geisteskrankhei t giinstig zu beeinf]ussœ Einrei- bungen mit Unguentum tar~ari stibiati, kiinsthch hervorgerufene erysipelatSse Entziind•ngen haben nicht selten auffallende Besserungen gœ

Es ist verst~indheh, dal~ derartige Eingriffe fiir che Patienten nicht ganz ungef~ihrHch sein kSnnen. Und ans diesem Grunde sind aueh sp~terhin Heilungsversuehe mit lebendem Virus wieder verlassen worden.

Weniger eingreifend und weniger bedrohlich fiir den Patienten sind Einimpfungen von abgetSteten Bakterien oder ihrer Stoffwechsel- produkte. B i n s w a n g e r haire gut e Erfolge durch Injektionen abge- tSteter Kolikulturen, Fr iedl~inder wandte Typhusvaccine mit Erfolg an. Bekannt sind ferner die giinstigen Wirkungen von Tuberkulin- injektionen auf den Verlauf der progressiven Paralyse. In neuester Zeit haben vor allem DSl lken nnd W e i c h h a r d t die Wirkung von Heterovaccinen bzw. ProteinkSrpern auf die Nervensubstanz stndiert.

DSl lken hat nach einer langen Reihe von Versuchen mit Strepto- kokkenvaeeinœ mit Pseudodiphtheriebazillenautolysaten, mit~ Bak- terienœ234 Bakterientoxinen gefunden, dag ein aus schwach wirkenden At?tolysaten des Bac. prodigiosus und des Staphylococeus aureus hergestelltes PNiparat, das Vaeeineurin, auf entziindliche Prozesse des Nervensystems die giinstigsten Wirkungen ausiibt. Sein Studium erstreekt sieh hauptsiich!ich an™ die Einwirknng des Vaeeineurius auf

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periphere neuritische Prozesse. Er berichtet iiber eine grolle Anzahl von vollkommenen Hœ bzw. weitgehenden Besserungen, die bei Anwendungen des Vaceineurins selbst in den hartn~ckigsten Fgllen auftraten.

Di e Wirkung des Vaccinenrins schildert DSl lken fo]gendeimal~en: Nach Injektion einer mittleren Dosis in die Blutbahn setzt nach einem ~urzdauerndem Latenzstadium ein Schiittelfrost ein. Die Tempel~atur steigt ira Laufe von 4--5 Stunden auf 38,0--39,00 C. Die Pupillen sind weit. Es treten Mattigkeit~, Kopfschmerzen, Schwindel auf. Etw~

~ Stunden naeh der Injektion nehmen meis~ die Schmerzen in den œ Nerven zu. Mitunter treten Schwellungen in den Gewebs- te~len u m die erkrankten Nerven auf: pos i t ive I I e rd r eak t i on . GewShnlich verschwindet diese positive tIerdreaktion in einigen Stnn- den. Weniger h~ufig und nicht so deutlich naehweisbar ist die nigative tterdreaktion, dle dureh ein ~Iach]assen der snbjektiven Besehwerden und dureh ein Verschwinden der ~berœ der erkrankten Nervengebiete gekennzeichnet ist.

Ira allgemeinen ist die positive tIerdrœ h~ufiger, die negative seltener. Letztœ tritt meist bei geringer Virulenz" der Yacci�9 oder bel wenig vaceineempfindliehen Patienten auf.

6 Stunden naca der Injekt!on treten in den befallenen Nerven die fehlenden bzw. stark abgeschw~chten Funktionen wieder auf.

In manehen F~llen setzeri schon nach einer Iniektion die tteilungs- vorg~nge ein, in sehr protahierten F~l!en bewirken erst mehrere Injek- tionen den tteilerfolg.

Bel intramuskulgrer Injektion sind die Herdreaktionen erheblich geringer. Sie sind aber annghœ ebenso wirksam wie intravenSse Inj el~ione~_.

Jedenfalls geht die tteilung nicht schneller vor sieh, wenn aueh durch intravenSse Inj ektionen ira Anfange mehr in die Angen springende Besserungen eintreten.

Es soll hier nicht ngher auf die Theorien der Vaccineurinwirknng eingegangen werden; ieh fiihre nur kurz die Erkl~rungen DSllkens an:

Die die Nervenentziindung bzw. Neuralgien hervorrnfenden Sch~d- lichkeiten sind ira Nervengewebe fest verankert. Die ira Vaccineurin enthaltenen Bakterien enthalten ne” Substanzen. Infolge Einwirknng dieser neurotropen Substanzen wird durch eine energische AntikSrperbildung die Verbindung der Nervensubstanz mit den ent- ziind]ichen Sch~dlichkeiten gesprengt. Die Neurotropine gehen eine

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neue resistent› Verbindung mit dem freigewordenem Telle des Nerven- gewebes ein und machen es gegen neue ScMdigungen widerstands- fghiger.

Die Anregungen DSllkens und seine sinnfglligen Erfolge bel neuri- tisehen und neuralgisehen Prozessen haben zu weiteren Versuchen mit der Vaecineurinb ehandlung anger egt. L 5 w e ns te i n, O p p e nh ei m, Wiehura , L S w und IISlzel beobaehteten selbst in sehweren, jeder anderen Therapie trotzenden F~llen eine weitgehende Besserung. Es stimmen jedenfalls alle Autoren aueh bel anseinandergehenden Mei- nungen iiber die Reaktionsweise und Wirkung des Vaeeineu�9 da�9 iiberein, dag das ~Iittel wirksam ist.

In den von uns mit Vaeeineurin behandelten Fiillen handelt es sieh in der Hauptsae” um neuralgisehe bzw. neuritisehe Prozesse; aber aueh bel anderen Erkrankungen haben wir (las Priiparat ange- wendet, z. B. bel Tabes mit starken lanzinierenden Sehmerzen, bei ehronisehen Gelenkerkrankungen, sehlieBlieh aueh bei einigen Fgllen von Grippeeneephalitis.

Von Vornherein mSehte ieh erwiihnen, dag sieh an der hiesigen Anstalt und dem ihr angegliederten Lazarœ fiir nervenkranke Sol- datœ der systematisehœ I)urehfiihrung einer Behandlung manche Sehwierigkeiten in den Weg stellten. Man muBte der Eigenart des hiesigen Volkseharal~ters Reehnung tragen und m6gliehst alle uner- wttnsehten Nebenerseheinungen vermeiden, da sonst d ie weitere Ba- handlung inhibiert wurde. Es wurde deshalb von intravenSsen Injek- tionen, die ja bekanntlieh stgrkere Reaktionen znr Folge haben, in den Weitaus meisten Fgllen abgesehen. Aueh wirkte der Umstand ersehwe- rend, dag besonders bel den Insassen des Lazaretts ein gewisses NiB- trauen und ein gewisser Widerwille gegen jede Injektionsbehandlung bestand.

Die Behandlung wurde ganz naeh dœ von DSl lken gegebenen Vorsehriften durehgeftthrt: Intramuskulgre Injektionen in Zwisehen- r~iumen von 1--2 Tagen; zungchst langsam steigœ234 Dosen der Serie I, "des vom sgehsisehen Serumwerk hergestellten Prgparates, dann je naeh Bedarf 6--12 Spritzen von Serie II, in ]” Fgl]en noch die Serie III. In vielœ F~llen erwies sieh ein einmaiiger Gebraueh der Serie I und II als vollkommen ausreiehend.

Die von uns beobachteten Reaktionen sind gul]erst leieht : positive tIerdreaktionen tritt in etwa 30�9 der Fiille auf; sie ~iuBert sich in einer leiehten RSte der Injel~tionsstelle, in leichten Temperatursteigœ

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bis 3?,3, in meist ganz geringftigigen StSrungen des Allgemeinbefindens, wie Kopfschmerzen, ~attigkeit, endlich in einer Zunahme der Schmerzen ira Bsreiche der erkrankten Nerven, die aber in 10--12 Stunden wieder nachlassen. Ira weiteren Verlauf der Behandlung werden positive Herdreal~ionen ira allgemeinen immer nndeutlicher und seltener. Negative I-Ierdreaktionen machen sich durch sofortiges 5Tachlassen der Schmerzen bemerkbar. In einem einzigen Falle besteht deutliche • gegen Vaccineurin. Nach der drit~en Injek4ion tritt eine deutliche Temperatursteigerung bis 38, 5 ein. Der KSrper ist mit kleinen rStlichen Flecken iibers~it, in deren Mitre sich ]~lgschen bilden. Das Fieber fiill~ in 2 Tagen lytisch, der Ausschlag blallt ab. D~e abgebrochene Behandlung wird nun unter grol]er Yorsicht fort- gesetzt und gliicklich zu Ende geftihrt.

Wenn ich nun zur Besprechung der von uns behandelten F~ille iibergehe, mSchte ich kurz auf die Schwierlgkeit in der Diagnose der Neuritis und neuralgischen Prozesse und die differentialdiagnostische Trennung von funktionellen nervSsen StrSrungen, wie sie h~iufig bel Psychopathen oder Neuropathen vorkommen, hinweisen.

In ausgesproohenen F~illen wird wohl kaum ein Zweifel-in der Diagaosenstellung auftauchen. Anders liegen die F~ille, die dauernd liber leichte, neuralgische Beschwerden klagen, die bel jeder Unter- suchung" Druckschmerzhaftigkeit dš Nervenst~mme angeben,, ohne dal] andere objektive Symptome, wie StSrungen der Reflexe oder der Sensibi]it~it, einen Anhalt ftir die Art der Erkrankung abgeben. Ob derartige Beschwerden psychogener Natur sind, oder ob es sich um echte neuralg[sche Beschwerden bzw. gar neuritische Prozesse handelt, ist manchmal gar nicht zu entscheiden. Erst die l~ngere Beobachtung fiihr~ zu einem positiven Resultat. Wir haben aber in a]len F~llen, die vorwiegend nueralgische Beschwerden klagten, sofern man nicht sofor~ ihre psych0gene Entstehung nachweisen konnte, mit Vaccine~in behandelt, zumal es ja eine bekannte Tatsache ist, dal~ gerade neuro- pathische Individuen zu Neu~algien bzw. neuritischen Erkrankungen disponiert sind. Wenn in diesen einzelnen F~illen der Erfolg der Vacci- neurinbehandlung keirt befriedigender oder ein vollkommen negativer war, so darf dies nicht wundernehmen. Es kanll diese Tatsache eines negativen Erfolges aber nicht etwa gegen die Anwendnng des Yacei- neurins angefiihrt wœ Denn die weiter unten geschilderten I-Iei- lungen bel schweren Polyneuritisfiillen beweisen ganz tiberzeugend die therapeutische Wirkung des Vaccineurins. Es handelt sich in den obœ

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geschilderten F~llen um Menschen, die leicht reizbar sind, die zu iiber- triebenen Klagen neigen, bei denen auch dJe verschiedenartigsten therapeutischen Mal~nahmen keinen Erfo]g erzielen.

Wenn also in den von uns mit Vaccineurin behandelten F~llen ein Teil ihre Beschwerden nicht ganz verloren oder tiberhaupt nieht ver- loren bat, so liegt das nicht an der mangelnden Wirkung des Vaecineu- rins, sondern es handelt sich eben um Patienten, die in der Haupt- sache an psychogenen StSrnngen leiden, und derartige Fglle s[nd, wie auch von anderen Autoren hervorgehoben wird, nieht fiir die Vaccineu- rinbehandlung geeignet. Ieh will deshalb auf die Schilderung dieser eben n~her skizzierten F~lle verzichten.

Das Hauptgebiet der Vaecineurlntherapie sind - - darin decken sieh unsere Erfahrungen mit denen anderer Autoren - - die Erkmn- kungen der peripheren Nerven, seien sie entziindlieher, seien sie mehr degenerativer Natur. Es kommen also in Frage die versehiedenen Formen der Neuritis und Polyneuritis, die Neura]gien. Natiirlich wird nicht jede Neuritis bzw. Polyneuritis durch Vaccineurin gebessert oder geheilt werden kSnnen. Handelt es sich z. B. um geschwnlst- artige Neubildnngen, die auf die Nervenstr~I~ge diticl~en oder infil- trierend i n das Nervengewebe hineinwachsen, dann wird auch die energischste Behandlung ohne Erfo]g sein. Das gleiche gilt von den infektiSsen Grarmlomen, der Tuberknlose und der Lues, der Aktinomy- kose. Ebensowenig versprechen die Fglle Erfb]g, bel denen es infolge schwerer traumatischš Einwirkungen zu weitgehenden ZerstSrungen des Nervengewebš gekommen ist; jedenfalls kann man in diesen F~llen nicht anf eine Herstellung der motorischen Funktionen rechnen. Auch bei wei~ fortgeschrittener Entartungsreakti0n mit weit ausge- bildeten Muskelatrophien ist auf eine Heilung bzw. Besserung nicht zu reehnen. Dagegen bilden alle Neuritiden bzw. Nenra]gien, die auf rheun~tiseher, i~fektiSser oder toxischer Basis entstanden sind, ein dankbares Behandlungsgebiet fitr das Vaecineurin.

Es sel hier nur 'knrz fo]gender Fall e~wghnt :

1. Fall. M., 35 Jahre, Stieker, triiher nicht krank. Ara 1. XII. 1915 Einz[ehung zum Heeresdienst. Dvzember 1916 ins Feld. Hier bemerkt er eine unter z�9 Schmerzen zienflich schnell zunehmende Sehw~he des linken Armes. Ira Lazarett wird auf Grund der StSrsng der Temp› tut- und Schmerzenlpfindung ara linken Arm eine Syringomyelie ange- nommen. Von spgteren Beobaehtern wird eine Neuritis festgestellt. Bei der Aufnahme ara 7. XI. 1919 klagt M. iiber dauernde Sehmœ ira linken Arm, Kribbelgeftihl, �92 der linken I-Iand. Der linke Arm,

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ver allera die Schulterrauskulatur ist deutlich abgeraagert. Die Interossei der iinken Hand sind eingesunken. Die Finger der linken Hand stehen in KI` Starke Atrophie des linken Dauraenballens. Bewegungen des linken Armes ira Sehultergelenk stark behindert, ebenso besteht eine sturke Bewegungsbehinderung der Finger der linken Hand. Linke 5I~cken- gegend und der linke Suleus bieipitalis internus sind deutlieh druekerapfind- lich. Schraerz- und Teraperaturerapfindung sind ira linken Arra aufgehoben. W ̀ und kalt wird ve�9 Reflexe nieht krankhaft vergndert. Pupillen different, r ~ l , Liehtreaktion intakt. Pupi]lengrenzen etwas verwaschen. Die elektrisehe Untersuehung ergibt ausgesprochene En. R. ira Bereiche der Interossei und des Dauraenballens.

Vaecineurinbehandlung ohne jeden Erfolg. Keine positive oder nega- tire Herzreaktion.

Hier handelt es sieh wahrscheinlich um eine Polyneuritis mit weit fortgeschrittenen Atrophien der Armmuskulatur und ausgebildeter Entartungsreaktion. Hier sind die entztindlichen und degenerativen Veriinderungen des Nervengewebes bereits se weit fortgeschritten, daI~ eine Besserung nichtmehr mSglich ist. Allerdings ist ira vortiegenden Falle der Verdacht einer Erkrankung des Riickenmarkes, elner Syringo- myelie, nicht v511ig auszuschliel~en. Es kSnnte also anf die Erkrahkung des Rtickenmarkes das vollkommene Versagen der. Therapie zuriiek- zufiihren sein.

AhnliCh wie lokale destruierende Pr0zesse ara Nerven, kSnnen auch schwere Allgemeinerkrankungen, maligne Geschwttlste innerer Organe zu schweren Neu�9 fiihren. Auch in diesen Fgllen ist von einer Behandlung der Nenritis mit Vaccineurir/nichts zu erwarten.

2. Falh B., 39 Jahre, Fabrikarbeiter. Friiher nicht krank. Ara 11. II. 1916 zura Heeresdienst eingezogen, August 1916 leichte Hirnerschfitterung dureh Verschiittung. Oktober 1917 w› Leistenbruches operiert. Seit Februar 1917 leidet er an Magenbeschwerden, nirarat ab, ira Mai 1918 fgllt er beim Dienst ura. Deshalb Behandlung in einer Nervenabteilung. Ira Dezeraber 1918 wird er wegen Nabeleiterung und Hautausschlages ira Res.-Laz. Cheranitz eingeliefert. Hier verscklechtert sich sein Zustand, er kann nicht raehr gehen, lgl]t Urin und Kot unter sich und wird desaalb ara 29. II. 1919 ira hiesigen Vereiilslazarett anfgen0raraen. Die Unter- suchung ergibt einen stark abgeraagerten Mann von blass~r Haut- und Ge- sichtsfarbe. Die rechte Gesichtshglfte ist flach, bleib~ zuriick. Die Glieder sind schlaff, akti v aber in Rfickenlage nech beweglich. Patient kann von" selbst nieht gehen, raaeht bel jedeln Gehversueh a~sfahrende Bewegungen rait den Beinen, sinkt beira Sitzen in sich zusaramen, kann die Arme nicht in die HShe heben; Zielbewegungen ungesehickt, Stuhl und Urin gehen spontan ab. Patellar- and Achillessehn• fehlen; Muskelspannung an Arraen und Beinen verraindert. Patient stShnt und klagt riel iiber

DeuLsche Zeit~chrift f. Nervemheilkunde, Bd. 72. l ~

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ziehende Schmerzen in Armen und Beinen und Pargsthesien in den H~nden. Wa. R. ira Blut ~nd Liquor negativ.

Es wird eine Yaccinenrinbehandlung eingeleitet. Nach der ersten und dritten Vaccinenrininjektion starkes kranrapfartiges Ziehen in den Beinen und Armen (positive Herdreaktion), die bel weiteren Injektionen nicht mehr in Erscheinnng tritt. Ira L~ufe der Zeit trit~ zunehmender k6rperlicher Verfall, starke Abmagerung, Durchiall, 8demat8se Schwellung der Glied- nm[ten ein. Ara 18. V. 1920 Exitus lethalis unter den Anzeichen zunehmender tlerzschwgche. Sektionsergebnis: Karzinom des Pankreas. Degenerative Neuritis der peripheren Nei~,en; milcroskopisch irischer fettiger Zerfall der Achsenzylinder.

Ira vorliegenden Falle bildet also eine schnellwachsende maligne Neubildung des Pankreas d�8 Ursache der Neuritis. Dal] hierbei die Vac™ versagen mul3, dal3 man h6chstens auf voriiber- gehende symptomatische Besserung rechnen kann, ist nicht sehr ver- wnnderlich.

3. Fa]l. tt., 32 Jahre, landwirtschaftlicher Arbeiter. Von ieher kSrpe~- lich schwichlich nnd krinklich. H8chstes K8rpergewicht 17 kg. Apdl 1915 Ms Armierungssoldat eingezogen. Kan” sofo�9 ins Feld nach Franl~eich. Dezember 1917 wird er wegen ziehendei" Schmerzen in Arm› nnd Beinen in einem KriegSlazarett aufgenommen, Dort entwickelt sioh zunichst ein ausgesprochen psychotische, s Krankheitsbild, geke~nzeichnet durch motodsche Unrnhe, lgppisches schws~tzbaftes Verhalten. Ira Janua," 1918 wbd ira Res.-Laz. Wiirzburg eine doppelseitige Peronenslihmung lest- gestellt; �9 und Achillessehnereflexš fehlen; dentliche Druck- empfindlichkeit der grol~en Nervenstimme. Ira Juti 1918 bel de r Auf- nahme in der hiesigen Anstalt wird folgender Befund erhoben: Kleiner, schwgchlicher, stark abgemage~'ter Mann. Atrophie der gesamten K~rper- muskulatur. Patellar- und Achillessehnenreflex fehlen. Elektrische Erreg- barkeit der Muskulatur qua ntitativ he~s~bgesetzt. An den Lungen sind die Anzeichen einer chronischen Tubed™ festzustellen, die sich ira Lau™ de~ Zeit noch weiter ausbreiten.

Die Vaccineurinbehandlung, die ohne jede ~Reaktion vertragen ~yird, hat nicht den geringsten Erfolg. Die allgemeine K8�9 nimmt weiter zu, P~,tient wird schliel~lich anf seinen ~igenen Wunsch entlassen.

Hier handelt es sich um eine Polyneuri~is, deren U~sache in einer fortschreitenden Lungentuberkulose zu suchen ist. Die Crundkrank- heit ist eine derart schwere, die Sch~idigung des gesamten K0rpe~s und speziell des Nervensystems ist so hochgradig, dal~ die Vaccineurin- wirkung nicht in Erscheinung treten kann.

Die drei eben geschilderten Fille beweisen nicht etwa die IJnwbk- samkeit des Mittels, sie zeigen nul ~, datl, we~n die schiidigende Wirkung

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chroniseher Infektionen bzw Intoxikationen eine zu hochgradige ist, dal3 dann der Vaceineurinbehandlung eine natiirliche Grenze gesetzt wird. Das beweist durehaus niches gegen die therapeutisehe Wirksam- keit des Vaccineurins in anders gelagerten Fiillen. Das widerspricht aueh nieht den von DSllken gemaehten Erfahrungen. Er selbst gibt zu, dal3 bel manehen Neuritiden, besonders traumatisehen Ursprungs, die Sehgdigungen der Nerven irreparable sind und dal] dementspreehend der Erfolg der Vaeeineurinbehandlung nur ein unzureiehender bzw. ein vSllig negativer sein kann. Immerhin zeigen aber seine Erfolge bei sehweren chronisehenNeuritiden, dal? man in keinem Falle vonNeuritis, gleichgiiltig weleher )[tiologie, auf eine Therapie verziehten soll.

Diœ von mir mit Erfolg behandelten Neuritisfglle sind fast S~mtlieh infektiSser Natur gewesen; Fiille schwerer traumatischer Neuritis, Berufsneuritis oder Alkohohaeuritis sind hier in den letzten Jahren nicht beobachtet worden. Ieh kann infolgedessen ein abschliel~endes Urteil iiber die Wirkung des Vaeeineurins auf diese Formen von Neu- ritis nieht abgeben.

Wenn ich meine Erfahrungen iiber die Behandlung infœ Neuritiden kurz zusammenfassen soll, so ergibt sieh folgendes: Je frischer die Erkrankung, nm so sehneller und sinnf~illiger is~ der Hei- lungserfolg. Aber aueh in schweren ehronisehen Fiillen, dle mona~e- und jahrelang jeder Behandlung getrotz~ haben, sind die Erfolge zum mindesten zufriedenstel]end. Der Erfolg der Behandlung erstreekg sieh nieht nur auf sensible Nerver/und kommt hier durch Behebung von Sehmerzen zum Ausdrnek, sondern aueh die durch Erkrankung von motorisehen Nerven ausgefa!lenen ~'unktionen werden vielfaeh wieder herges~ellt. Wenn L5wens te in in seiner Publikation die Fest- stellung m~cht, dag er niemals aine Beseitigung bzw. Bessernng der objek4iven Befunde der Neuritis dureh die Vaeeinenrinbehandlung gesehen hat, so liegg das nicht an einer mangelhaften Wirkung des Vaeeineurins, sondern an dem fttr die Vaeeinenrinbehandlung wenig geeigneten KrankenmateriM. Ihm standen meist nur traumatisehe Neuri~iden mit weitgehender Zerst5rung von Nerven zut Verfiigung. Dal] bel einem derartigen Material von vornherein nieht oder n�9 mit geringer Wahrsehein]iehkeit" anf eine Wiederherstellung einer ordent- lichen Funktion der Nerven gerechnœ werden kann, ist begreiflich, Darauf bat auch DSllken bereits hingewiesen. Immerhin sind aueh LSwensteins Resulta~e nieh~ unbefriedigend. Er bat doch mit Hi.!fe der Vaceineurinbehan.dlung wenigstens eine Beseit igung oder wei~-

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gehende Besserung der 5ulterst stSrenden subjektiven Beschwerden erreicht.

Ara sinnfgl]igsten sind che Erfolge der Vaceineurinbehandlung bel Polyneu�9 mit schweren St6rungen der motorischen Funk- tion. Es treten bisweilen schon naeh wenigen Injektionen weitgehende Besserungen zutage; Lihmungserscheinungen verschwinden, fehlende Reflexe keh�9 wieder.

.i. Fall. A., 18ighriges M~dchen, erkrankte rait leichten Fiebererschei- nungen. Einige Wochen darauf treten L~hmungserscheinungen in beiden Beinen, Schwiche in den Armen, Paristhesien in den Fingern ein. Bei der Aufnahme in der Anstalt bes~eht schwere At.axie beider Beine, Schwgcbe und Unsieherheit der Arme; Patellar- und Achillessehnenreflexe fehlen; die grol~en Nervenst~mme sind drueksGhraerzhaf~. Die e�9 Vaecineurin- injek-~ionen (Serie I) werden schleeht vertragen. Es t reten Teraperatur- steigerungen bis 38,5 C auf. An den Fingern und spater auch ara fibrigen KSrper bildet sich ein rotfleckiger urticariaghnlieher AussoMag, der sich in wenigen Tagen unter Anssetzung der Behandlung verliert; die folgenden Injektionen, bel denen die Dosen al]m~Mieh gesteigert werden, raachen nicht die gedngs™ Reaktion mehr. Der Allgemeinzustand bessert sich; die Beweglichkeit der Bein'e stellt sieh wieder ein, schliel~lic-h l~ehrten auch die 1Reflexe wieder. In 5 Wochen ist der Kranke geheilt.

5. Fal]. Xhnlieh liegen die Yerh~tltnisse bei einera jungen Manne mit postdiphtheriseher Polyneuritis. November 1918 Erkrankung an Diphtherie.

Tage na~h ~Beginn der Erkranlcung SprachstSrungen und Sehst6rungen, die aber bald wieder verschwinden. Januar 1919 tritt ausgesprochene sehlaf™ Lghraung der Beine nnd Parese der Arme anf. In diesera Zustande wird Pat. in die Anstalt gebraeht. Die Untersuchung • SchlaIfe L~h- raung der Beine, L~hmung der Arme, fehlende Sehnenreflexe. Die sofort eingeleitete u bel der nach den ersten zwei Injek- tionen eine ausgesproehene positive Herdrea~ion eintritt, fii!n'te in 14 Tagen zu weitgehender Besserung. In 3 Wochen ist Pat. bereits se weit, da]~ er leichtere Arbeiten ver�9 kann. 6 Wochen naeh der Aufnahrae sind auch die Reflexe wieder in norraalei �9 Ferre vorhanden.

6. Fall. Kind Kai1 W., 3 Jahre. Yor 14 Wochen fieberhaft rait Aus- schlag erkrankt, der sich wiede~ besserte. Seit ca. 6 W8ehen rasch zuneh- mende L~hmung der Beine und Ungesehicklichkeit der Arme. Da.nn voll- st~ndige Blasenl~hmnng, Schwg.che de�9 Mastdnrrafunktion. Untersuchung am 19. V[. 1920: Kriftig aussehendes Kind, Bewu[~tsein normal Pupillen und Gehirnnerven nieht vergndert. Armbewegungen etwas ungeschick~. Bauchdecken-Achilles- nnd Patellarreflexe fehlen vollstgndig. Babinski negstiv. Beine v611ig gelihrat, sein" hypotonisch, hingen schlaff und be- wegungslos herunter, Sensibilitg™ soweit zu priifen, anscheinend vorhanden; das Kind empfindet wenigstens, wenn man es ara Ful~ ,,krabbelt". Keine trgphisehen St™ der ttaut. Au�9 Grund der Untersuchung wurde Gehirn- odei" Riickenraarkserkrankung fiir unwakrseheinlich gehalten und

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eine Polyneuritis naeh Infektionskra.nkheit angenommen. Vaeeineurin- behandlung, anfangs nur halbe Ampullen der I. Serie, dann ganze Ampullen. Sehon wghrend der ersten Serie weitgehende Besserung. Wiederherstellung der aktiven Bewegliehkeit der Beine. Besserung der Blasenfunktion. Re- fiexe Iehlen noce

Naehuntersuehu~g ara 6. I. 1921: Das Kind ist jet.st 3~/4 Jahre, etwas blair, Nuskulatur etwas sehla.ff. Pupillen und tlirnnerven niehts Besonderes. Armbewegungen frei und. gesehickt. Beine in allen Gelenken und in a11en Muske]gruppen aktiv und ziemlieh kriiftig beweglieh. Das Kind- kann stehen, gehen und laufen, ist dabei noeh etwas ungesehiekt; der rechte Ful~ wird etwas mit dem ~iul~eren Fugrand aufgesetzt. Elek- trisehes Verhalten der Muskulatur ungestSrt. Alle Reflexe (Bauchdeeken-~ Knie- und Aehilles-Reflexe) wieder vorhanden. Reehtes Bein vielleieht noch etwas sehwgeher als linkes~ Blasenfunktion vollkommen intakt. Geistig maeht das Kind einen frisehen, vielleicht etwas verwShnten Ein- druek.

Dieser Fall ist m. E. besonders bemerkenswert, nieht nur wegen des prompten Erfolges der Vaecineurinbehandlung bel se schweren L~hmungserseheinungen, sondern auch, weil er die Zuliissigkeit und Ungefghrlichkeit des Mittels bel sehr jugendliehen Individuen-zeigt. Unter den zahlreichen von uns behandelten Fi l len ist dieses drœ Kind der jtingste Fall.

Ahnliehe giinstige Resultate erzielte ieh bei'der Behandlung mono- neuritisehœ Prozesse, ver allem bei Isehias. Aueh hier maehte ieh die Erfahrung, dag, je Iriseher der Prozel~, um se giinstiger und prompter der Heilungserfolg war. Aber aueh in langdauernden chr6nisehen Fil ien wurde wenigst.ens eine weitgehende Besserung erzielt.

7. Fall. A., 52 Ja5re. ~'rische Neuritis isehiadica des linken Beines, im Anschlul3 an eine Erk~iltung ver 4 Woehen aufgetreten. Sehr heftige Sehmerzen im linken Bein, se dal3 Auftreten kaum mSglich ist. Typisehe Drucksehmerzhaftigkœ des gesamten Ischiadikus. Fehlender Aehilles- sehnenreflex links. Naeh den ersten beiden Injektionen Temperatu�9 rung bis 38 C, vorfibergehende Zunahme der Schmerzh~ftigkeit des Ner- verts. Naeb der 3. Inje~ion er.hebliehes Naehlassen der Sehmerzen. Naeh der 8. Injektion ist Pat. vSllig besehwerdefrei. Naeh 12 Injelcgionen ist der Aehillessehnenreflex wieder zuriiekgekeh�9 Ein Rezidi~, ist nicbt mehr aufgetreten.

8. Fall. S., 4,3 Jahre. 1910 Gelœ August 1916 zum Militib. November 1916 ins Feld. Februar 1917 wegen Rheumagismus in Lazarettbehandlung. Seit April 1918 zunehmende Sehmerzen im rechten Bein. Kann nicht mehr auftreten, muft sieh auf einen Stock stiitzen. 14. VI. 1918 Aufnahme in die Anstalt. Befund: Typisebe Drueksehmerz- haftigkei™ des reehten N. ischiadicus. Reehtes Bein wird beim Gehen im

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Knie gebeug~ gehalten. Positives Lasš Ph~nomen. Rechter Pa- tellar- und Achi]lessehnenr™ ~bgesehw~eht. Atrophie des rechten Beines.

V~ceinela'inbehandtung. ~™ dan ersten beiden intramuskul~ren Injektionen geringe positive tterdreaktion. BTach 12 Spritzen vhllig be- sehwerdefrei. Kann o]~ne Stock gehen. Ye�9 wieder landwirtsehaft- liche Arbeiten.

9. F~ll. F., Kutscher, ~1 Jahre. Als Kind Ikterus. August ].914 Einziehung. Ok~ober 1915 ins Feld. Erkrankte Februar 1917 mit Sehmerzen im Kreuz und ira rechten Bein. hn Kriegslaz~rett A. wird rech~sseitige Isehias festgestellt. Bel der Aufnahme in der hiesigen Ansta]t wird folgender Befund erhoben: Reeh~es Bain ira Kniegelenk leicht gebeugt. De~!tliche Atrophie des reehten Beines. L~sš positiv. D�9 des rechten N. isehiadicus. Schwaehe positive tterdreaktion. .N~eh den ersten 3 Injektionen Temp. ~~7,7. Nach 12 Injektionen weitgehende Besse- rung. Die Druekschmerzhaftigkeit ira reehten N. isehiadicus ist verschwun- dan. Der reehte Obe~sehenkel h~t an Umfa~_g zugenomme~_. Die Beweg- lichkeit des rechten Beines ist fast vhllig nnbebindert. Er arbeitet ira Garten. Aueh bai gr0l]erer K~ilte spfirt er keine erhebliehen Beschwerden mebr.

10. Fa ll. M., 42 Jahre. Mit 11 Jah�9 Typhus. 1913 ttfiftge]enk- en~zt~nclnng. August 1914 ins Fe]d. tte�9 1917 Ischias; die trotz Behand- lung immer wieder rezidivie�9 6. VIII. 1918 Anfnahme �9 der hiesigen Ans~alt. Befund: S~arke Druckempfindlichkeit des rech~en Ischiadikus. Atrophie des rech~en Beins. Reehtes Knie ka.nn nicht dm~chgedrflckt werden. Anl]erdem ~usgesproehene Drucksehmerzhaftigkeit der grol]en Nervenst~mme ara rechten Arm.

u Keinerlei tterdreaktion. N~eh 12 Injek- tionen sind die subjektiven Besehwe�9 verschwunden..Naeh der 18. In- jelr mach™ sich bereits eine Zunahme des Umfanges der at�9 0 berschenkelmuskulatur bemerkbar.

11. Fa!l. Seh., 40 Jahre. Friiher nicht krank. Ins Feld M~rz 1917. April !918 wegen hef~iger Sehmerzen in der �9 ttiifte und ira �9233 Bein Aufnahme ira Kriegs]azarett Longwy. Augus~ 1918 Alffnahme in der hiesige~n Anstalt. Befnrld: Starke Drueksehmerzhaftigkei~ des reehten It�9 :Reehtes Bein wird ira Knie gebengt gehalten. Vaccinem:in- behandlnng (18 Injektionen) wird ohne jede Reaktion und abgesehen vert leichten Kopfsehmerzen naeh dan e�9 6 Iniektionen vertrage¡ Die Sehmerzen verschwinden. Die objektiven Erseheinm~gen bessern sieh ganz erheblich, se dal] Fat. bai der Entlassung ohne Stock wieder gehen kann.

12.F~ll. Pr., 39 Jshre. Friiher nicht k�9 Juli 19i7 bis M~rz 1918 ira Felde. August 1918 wegen Sehmerzen ira linken Beine nach hier iiberwiesen. Be�9 der Aufnshme stsrke Druekempfind]ichkeit des linken ttfiftnerven und der linken GesoEl~backe. Jed e Bewegung des ]inken Beines ~ul]ers~ se]~merzhaft. Beriibrungs- und Sc]~merzœ ira Bereiehe des linken Peroneusgebietes he�9

Die Yaceineurinbehandlung vii�9 ohne Re~ktion and ohne Sth�9 des A]lgemeinbefindens vertragen. Naeh 18 Injektionen vollkommene

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Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungem 247

Heilung. Sc]~on 6 Wochen nach Beginn der Behandlung nimmt Pa™ am Turnen teil.

13. Fall. D., 26 Jahre. Erkrankte im August 1918 mi™ schwerer Neu- ritis beider Ischiadici. Bei der Anfnahme starke Schmerzen in beiden Beinen. Pat,. kann vor Schmerzen kaum stœ Starke Drnekempfindlieh- keit de�9 Nn. ischiadici.

Vaeeineu�9 (12 int�9 Injektionen) wird ohne iede Reaktion vertragen. Die Besserung tritt bereits naeh 6 Injektionen ein. Die Schmerzert verschwinden. Bereits naeh ~ Wochen kann Pa™ das Lazarett als geheilt entlassen.

Weniger aussiehtsreieh erseheinen mit Fille, bei denen sieh dis Erkrankungen der Nerven mit ehronisehen Erkrankungen der Gelenke verbinden. Hier kann man wohl au�9 eine Beseitigung der Sehmerzen rechnen, aber nieht auf eine vSllige Wiederherstellung der gestSrten Funktionen.

14. Fal]. Pe., 29 Jahre. Mit 18 Jahren Gelenkrheumatismus und Endokarditis. Seitdem sehr off rheumatische Erkrankungen. Juli 1916 ins Feld. Februar 1917 nach Erkiltung auf dem Truppeniibungsplatz Schmerzen in beiden Beinen, Sehw~�94194 der Kniege]enke. Ira Res.-Laz. Dresden Druokschmerzhaftigkei~ der Nn. isehiadici. Moo�9 Lieht- behandlung haben nnr ~roriibergehenden Erfolg, Januar 1918 Aufnahme in der hiesigen Anstalt. Befund: Beset~rgnkung der aktiven und passiven Bewegliehkeit ira reehten I™ and Hiiftgelenk. Druekschmerzhaftigkeit im Bereiehe des reehten N. isehiadieus. Atrophie des rechten Beines,

Die Vaeeineurinbehandlung fiihrte wobl zu einer weitgehenden Besse2 rung der subjekeiven Beschwerden, die objektiven Verinderungen blieben aber auch nach Abschlul] dœ Behandlung bestehen. Hier liegen offen- sichtlieh chronisehe arthritische Prozesse vor, denen gegeniiber die Vaeeineu- rinbehandlung maehtlos is{.

Die eben gesehilderten Fille, simtlieh neuritisehe E�9 des Isehiadikus und seiner Xste, sind hier nur mit Vaeeineurin behandel~ worden. Jede andere Behandlungsmethode wurde absiehtlieh vermieden. Vergleicht man die in fast simtliehen l~illœ vor ihrer Aufnahme in die hiesigš Anstalt vorgenommene Behandlung beztiglieh ihrer Wirkung" und Dauer mit der Vaeeineurinbehandlung, so ha t letztere entsehieden den Vorteil sehnellerer und intensiverer Wirksamkeit. Denn in fasg allen, aueh in den hartniekigsten Fillen, betrigt die Dauer der Behand- lung hSehstens 6 Woehœ meist nur 3--r Woehen, wghrend bei anderen Behandlungsmeth0den die Behandlungsdauer eine riel lingere ist. Endlieh ist die Sieherheit der Wirkung des Vaeeineurins eine riel grSl]ere. In den simtliehen eben besehriebenen Fillen ist, soweit mir bekannt, nieht ein einziges Rezidiv aufgetreten,

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Einer besonderen Besprechung seien hier noch die F~ille akuter infektiSser Neuritis unterzogen, wie sic ira Anschlul~ oder ws der schweren Grippeerkrankungen der letzten Jahre aufgetreten sind. Die Lokalisation dieser neuritischen Erkrankungen ist eine sehr verschie- dene, vorzugsweise sind aber Gehirnnerven befallen. Wahrscheinlich hiing~ diese Bevorzugung der IIirnnerven mit gleichzeitig im Gehirn sich abspie]enden encephalitischen Prozessen zusammen. Das ganze Bild der Erkrankung imponiert ja in vielen Fs zuns nicht als eine Neuritis oder 1)olyneuritis, sondern im Vordergrunde des Krank- heitsbildes stehen zunaehst psychische StSrungen, wie delirante oder man~sche Zustandsbilder. Erst ira weiteren Verlaufe zeigen sieh mehr oder weniger p]Stzlieh ausgesproehene neuritische bzw. •olyneuri- tische Krankheitssymptome. Auf Grund der neueren Feststellungen iiber das Verhalten des Liquor cerebrospinalis auch bel reiner Poly- neuritis versehiedens~er ~_tiologie mul] man wohl iiberhaupt annehmen, dal] es Misch-und ~bergangsformen von der Meningitis, Eneephalitis und Myelitis einersei~s zu den peripheren Polyneuritiden gibt. So sahen wir in verschiedenen Fs ira AnschluI~ an ein sehweres deli- tantes Zustandsbild, oder bel mehr mer~ingitischen Symptomen p15tz- lich eine Facialisparese sich entwickeln, die den Charakter einer aus- gesprochenen peripheren Neuritis zeigte. In einem anderen Fa]le ent- wickelte sieh ira Anschlul3 an eine Grippe eine Neuritis optica, endlich beobaehteten wir bel einem 42js Kaufmann das Bild einer in Sehiiben bald hier bald dort sieh lokalisierenden Neuritis.

In diesen Fs erweist sich eine energisch durehgeftihrte Vaccineu- rintherapie als s wirksam. Die schmerzhaften Sensationen ver- schwinden bald, aueh die motorisehen Funktionen der Nerven stellen sich wieder ein.

Wenig oder ̀ keine~ Einflul~ bat dagegen die Vaecineurin- behandlung auf Fs in denen polyneuritisehe S~rmptome fehlen, in denen die eneephalitisehen Prozesse das Symptomenbild beherrschen. Weder bel der Encephalitis lethargiea noch bel der choreatischen Form, noch bei den mit sehweren Delirien einhergehenden Krankheits- bildern ist auch nur der geringste Einflul] zu erkennen. Obwohl doeh mit Sicherheit angenommen werden ]~ann, dal~ den encephalitischen Prozessen diese]be Note zugrunde liegt a]s den polyneuritischen, b]eibt die Vaccineurintherapie erfo]glos. Worauf diese vSllig negative Wirl~ang beruht, entzieht sich noch meiner Beurteilung.

Wir haben aber systematisch bei den zahlreichen Fiillen von Grippe-

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encephalitis naeh Ablauf der sehweren zerebralen Symptome immer dann noch eine Behandlung mit Vaeeineurin angesehlossen, wenn irgendwelehe - - sensible oder motorisehe - - periphere Symptome vorhanden waren.

Die Behandlung der Neuralgien ist grundsi~tzlieh nieht von der Neuritis versehiedœ Aneh hier beginnt die Behandlung mit kleinen Dosen in der oben angegebenen S~irke, die dann allmihlieh gesteigert werden. Die Wirkung ist zwar kœ so sinnfgllige wie bei nenritisehen Prozessen, immerhin mtissen unsere Resultate als sehr giinstig b.ezeieh- net werden. Von simtliehen vonmir behandelten Fillen hat sieh nur ein einziger als refraktir œ aber aueh nur insofern, als keine Dauerheilung eintrat. In lingeren Intervallen traten immer wieder Rezidive a~/™ Die iibrigen FiUe verliel]en die Anstalt simtlieh be- sehwerdefrei.

15. Fall. D., 39 Jahre. Seit dem 21. Lebensjahr �9231 Be- sehwerden. Seit ~ Jahren hguIig I™ Dezember 1916 Ein- ziehung zum tIeeresdienst. Fdihjahr 1917 heftige Krenzschmerzen. Ara 6. III. 1917 AuInahme in de�9 hiesigen Anstalt.

Gebtiekte K~rperhaltung. Starkœ Druekempfindliehkeit der Dorn- fo�9 und der benachbarten Weiehtei!e. Ausstrahlende Sehmerzen naeh den Interkos~alrgumen.

Yaecineurinbehandlung. 12 Iniektionen intramuslculttr. Keine St5- rungen des Allgemeinbefindens. Wesenfliehe Besserung. Kann sieh naeh Absehluft de~ Behandlung ohne Sehmerzen aufrichten. Wird nach 1 �89 Mo- naten.als gebessert entlassen.

16. Fall. Seh., 31 Jahre. 2 3~ahre in Frankreieh bei N~sse und Kiilte. Erkranktœ Mgrz 1917 an rheumatischen Besehwerden.

Befund: D�9 der Interkostalnexven und der Arm- plexus.

Die Yaeeineurinbehandlung Iiihrt zu einer wesentliehen Besserung der nœ Besehwerden. Keine StSrungen des Allgemeinbefindens.

17. Fall. A., 22 Jakre. Nœ des Tr!geminns naeh St.urz vom Pferde.

Druekempfindliehkeit beider Trigemini. Naeh 12 Injektionen, die samtlieh ohne St6rungen des Allgemein-

befindens vertragen wnrden, erhebliehe Bessernng �9 Kopfsehmerzen.

Die weiteren von mir behandelten Fille sind so ihnlich gelagert, dal] ieh auf Einzelheiten verziehten k'ann. Es handelt sieh nm 10 Fille, die zum Teil mit hysterisehen St5rungen kompliziert sind, an denen es aber trotzdem gelingt, dureh Vaecineurinbehandlung die neuralgisehen Besehwerden zu beseitigen. Ieh sehe ifi der Beseitigung der Bese, hwerden einen Beweis dafiir, dal] wirkliehe nenralgisehe Erseheinungen bestan-

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den Mben und nehme nicht nur einen snggestiven Einflu~ der Vaccineu- �9 an, der ja bei den ohnehin sehr leicht beeinflul~baren Patienten mSglieh w~re. Die Tatsaehe aber, die i�99 schon oben e~wiihnt Mbe, dal] bel rein hysterischen StSrungen die InjektionsbeMndlung mit Vaecineu~in keinen Erfolg gehabt hat, angeblich sogar die Be- sehwerden vermehrt und verstgrkt hat, spricht fur die Richtigkeit meiner Annahme. Ich fiihre nnr einige Beispiele an:

18. Fall. B., 26 Jahre. Kam Mai 1915 in russische GefangenseMft. Doi't zahlreiche Erkrankungen, u.a. Typhus, Otitis media, Ruin', Pneumonie und l%heumatismus. Februar 1919 wegen neuralgischer Beschwerden dem hiesigen Lazarett iibe�9

Befund: Leichte ~iitra]insuffizienz. Druckempfindlichkeit des reehten Armplexus.

Psychisch zeigte er ein querulatorisehes, unzufriedenes Verhalten, Mt mitunter Zitterzust~nde, zahlreiche hypochondrische Klagen.

Die Vaecineu�9 (2 Serien), die er nngern liber sieh ergehen l~l~t, fithrt, aber zu einer Beseitigung der Druekempiindlichkei%

19. Fall. M., 25 Jahre. Ein Bruder Epileptiker. Ira 16. LebensjaKre Gelenkrheumatismus. -Ana 4. IX, 1915 Verwundung dureh Hand granate.

Befund: Ara reehten Fuite ausgedehnte narbige Vergnde�9 die angeblieh sehr schmerzhaft sind. Aul]e�9 zahlreiehe ne�9 den, wie Kopfsehmerzen, Druekgeft~hl auf der Brust,. Sein" reizbares, queru- lat.orisehes Verhalten.

Die Vae› fiihrt zu einer Besserung der Sehmerzen ara Bein, ws die iibrigen Beschwerden sich angeblich verstiirken.

Kurz erwghnt sel noch die Behandlung tabiseher Krisen mit Vaccineurin. Ich habe dabei bisher keinerlei Effolge erzielt. Jedoch ist das mit zut Verfiigung stehende Material nur sehr gering ~Und fiir die Behandlung nicht sehr geeignet gewesen.

Einige Fi~lle von Tabes, bel denen namentlich peripher lokali-" sierte neuralgische Beschwerden best~nden, z. B. he�9 Schmerzen im Ful~, Wadenkrgmpfe, wurden nach ausgiebiger spezifischer Behand- lung (Hg und Salwrsan)noch einer Vaccineurinkur unterzogen, wobei vielleieht (loch eine Bessernng dieser subjek~iven Beschwerden erzielt wurde. Jedenfalls ist man berechtigt, in solchen F~llen das Mittel hier anzuwenden, wenn nach vollendeter spezifischer BeMndlung immer noch neuralgische StSrungen bestehen. Denn man ist ja in so]chen Fiillen therapeutiseh sonst sehr maehtlos und es empfiehlt sieh, hier noch weitere Versuehe mit Vaeeineurin zu maehen.

Die Behandlung der andersartigen infektiSsen Erkrankungen, speziell chroniseher Arthritiden, hat nicht den geringsten Erfolg

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Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen. 25i

gehabt, wogegen sich andere Bakterienprgparate als wirksam er- wiesen.

Aus den v0rausgehenden Darlegungen ist der gtinstige Einflug des Vaecineurins auf Erkrankungen des peripheren Nerven einwandfrei erwiesen. Selbs~ F~lle, in denen jede andere Behandlung versag~ hat, werden durch Vaccineurinbehandlung gebessert. Die Frage, oh nicht durch parenterale Einverleibung k0rpeifremden EiweiSes che gleiche Wirkung auf neuritische bzw. neuralgische Prozesse erzielt werden kann, mus nach den eingehenden Untersuchungen D611kens und auch nach unseren ErIahrungen verneint werdœ Denn dann mii6te jedes beliebige Eiweil~prgparat neuritische Prozesse giinstig beeinflussen k6nnen. Das trifft nicht zu. Ebenso rnttl~te das Vaceinš sur jeden beliebigen entzttndlichen Proze~ einen Einflul~ haben. Auch ch~ ist nicht der Fall. Chronische Arthritiden rea.gieren z. B. gar nicht auf Vaccineurin. Danach ist mit Sicherheit auszuschliel~en, da$ es sich bei der Vaccineurinwirkung'um Mlgemeine Proteink6rperwirkung ban- del” Wahrscheinhch wirk4 das Vaccineurin ira X6rper iiberhanpt nicht als solches, sondern durch seine Abbauprodukte. Das erhellt %chon daraus, da$ in Mlen F/~llen che IIerdreaktion nich~ unmittelbar an che erste Injek~ion sich anschlieSt, sondern • nach 1/ingerer Zeit und mi6unter ers~ nach mehreren InjeloEionen. Die Abbauprodu~e des Vaccineurins iiben Bine ausgesprochen neurotrope Wirku, g aus. Sie binden che nervenschgdigenden Stoffwechselproduk~e und n~chen sie unschgdlich, sie wirken endlich auf che noch erhaltene Nervensnb- st• pro~oplasmaaktivierend und befiihigen sie zu neuer Funktion. Der Gedanke, dureh m6gliehst hohe Dosen vom Beginn der Behandlung an, die I-Ieilungsvorggnge zu besehleunJgen, lgge darnaeh sehr nahe, che praktische D�9 seheitert aber daran, dal3 der erkrankte Nerv nur besehrgnkte Quantitgteh des Vaeeinefirins, bzw. semer Ab- baupr0dukte binde~, wghrend der lDbersehug aus dem K6rper aus- gesehiedœ wird. Es lgl]t sieh also dureh vermehrte Vaeeineurineinfuhr der tIeilungsvorgang nieht besehleunigen.

Die praktisehe Durchfiihrung der Vaceinenrinbehandlung isg eine einfaehe. Die Injektionen, sowohl die intramnskul~ren-wie in~ra- ven6sen, erfordern keine iibermgl3ige teehnisehe Gesehiš Zu aehten is~ darauf, dal neue Injektionen erst dann vorgenommen wœ wenn che Reaktionen der vorhergehenden Injektion abge- klungen sind. Soweig aus der Literatur zu ersehen ist, wirken intra- ven5se Injektionen wohl etwas intensiver, es ist aber kein wesentlieher

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253 I~EI~~ Zur Vaccineurintherapie peripherer Nervenerkrankungen.

Vorteil der intravœ234 Behandlung gegeniiber der intramuskulgren Methode festzustellen. Selbstverstttndlieh wird man bei ambulanter Behandlung immer die intramuskul~re Behandlung anwenden, um stiirmisehe Reaktionen zu vermeiden. Aueh bei der klinisehen Behand- lung erseheint mir die intramuskulgre Behandlung, weil sie sehonender ist, mehr angebraeht. Besonders mul~ hier dem Volksemp�9234 Reeh- mmg getragen werden, das gœ Injektionsbehandlung ein gewisses Mi gtrauen hegt. Ein zu rigoroses Vorgehen wtirde nur den Erfolg einer sofortigen Inhibierung der Behandlung haben.

Ieh fasse meine Darstellungen kurz in Folgendem zusammen: Das Vaeeineurin ist ein wirksames Mittel zut Bekampfung neuri-

tiseher und neuralgiseher Prozœ Haupts~ehlieh bel neuritisehen Prozessen infektiSser and toxiseher Natur bewirkt es eine sehnelle Besserung bzw. tIeilung der vorhandenen Symptome und Besehwerden. Aber aueh Neuritiden anderer Atiologie werdš dureh die Vaeeineurin- behandlung giinstig bednflul~~. Jedenfalls s'ollte man in keinem ~'alle die Vaeeineurinbehandlung untœ Das gleiche gil~ von den ver- sehiedenen Formen der Neuralgien. Aueh hier werde�99 in hart- niickigen Fgllen dureh Vaecineurinbehandlung Besserungen erzielt. Bel den gastrisehen Krisen und lanzinierenden Sehmerzen der Tabes sehdnt das Vaeeinœ aueh mitunter giinstig zu wirken, besonders wenn eine spezifisehe Behandlung voraufgœ ist. Die Vaeeineurin- behandlung bat anderen Methoden gegentiber den Vorzug der kiirzeren Dauer und vor allem der naehhaltigen Wirknng.

Fiir die ambulante Praxis empfiehlt sieh die intramusknIiire Alopli- kation, da dabei keine sehweren Herdreaktionen anftreten. Man in- jiziert jeden zweiten Tag eihe Ampuile. Bel Anfgreten "con He�9 tionen empfiehlt es sieh so lange zu laansieren, bis die Reaktion abge- klungen ist.