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DEUTSCHE ENTOMOLOGISCHE ZEITSCHRIFT Heft 4-5 16. September 1985 N. F. Band 32 Dtsch. ent. Z., N. F. 32 (1985) 4-5, 233-237 Zwei neue Raubmilbenarten der Untergattung Cosmolaelaps BERLESE, 1903 (Gattung Hypoaspis CAN, 1884) aus Termitennestern (Acarina, Parasitiformes) Von WOLFGANG KARG Mit 2 Abbildungen im Text Abstract Out of nests of termites of Nusutitermes spec. from Cuba two new species of predatory mites of the subgenus Cosmolaelups BERLESE (genus Hypoaspis CAN.) are described and documented by figures and dif- ferentialdiagnoses. Die Untergattung Cosmolaelaps BERLBSE, 1903 weicht durch das Differentialmerkmal der Haarform von der Gattung Hypoaspis CAN. s. str. ab. Diese Synapomorphie ist m a r nur geringfiigig, tritt aber nicht nur bei den adulten Tieren auf, sondern bereits bei den Nymphenstadien. Mit der Erweiterung der Kenntnisse uber die Untergattung wird deut- lich, darj mit dieser morphologischen Spezialhomologie auch eine okologische Spezialisje- rung verbunden ist. Die Arten wurden bisher vorwiegend in Nestern von Ameisen gefunden. In den bevorzugten Lebensraum mussen nach den vorliegenden, neuen Funden auch Ter- mitennester einbezogen werden. Der Feuchtluftraum des Hohlraumsystems dieser Nester bietet den Milben wahrscheinlich optimale Bedingungen. Direkte Nahrungsbeziehungen durften aber weder zu Ameisen noch zu Termiten bestehen (v. VITZTHUM 1943, GREIM 1952). Als Nahrung dienen nach bisherigen Kenntnissen Nematoden und Kleinarthropoden (KAKG 1971, 1981). Aus Termitennestern in Kuba wurden mir 2 Milben ubersandt.') Zwei Arten aus einem Termitennest in China wurden bereits von SAMSIGAK (1961, 1964) beschrieben. Vergleiche mit den bisher bekannten Arten der Untergattung Cosmolaelaps ergaben, daI3 es sich um zwei neue Arten handelt. In einer ersten Revision der Untergattung wurden 40 Arten der Untergattung Cosmolaelups erfaat (KARG 1981). Im folgenden sollen die 2 neuen Arten beschrieben und die Differentialmerkmale erlautert werden. l) Fur die uberlassung des Milbenmaterials danke ich Frau Dr. W. UNGER, DDR, Eberswalde, recht herzlich. 16 Dtsch. ent. Z., N. F. 32 (1985) 4-5

Zwei neue Raubmilbenarten der Untergattung Cosmolaelaps Berlese, 1903 (Gattung Hypoaspis Can, 1884) aus Termitennestern (Acarina, Parasitiformes)

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D E U T S C H E E N T O M O L O G I S C H E Z E I T S C H R I F T Heft 4-5 16. September 1985 N. F. Band 32

Dtsch. ent. Z., N. F. 32 (1985) 4-5, 233-237

Zwei neue Raubmilbenarten der Untergattung Cosmolaelaps BERLESE, 1903 (Gattung Hypoaspis CAN, 1884) aus Termitennestern (Acarina, Parasitiformes)

Von

WOLFGANG KARG

Mit 2 Abbildungen im Text

Abstract

Out of nests of termites of Nusutitermes spec. from Cuba two new species of predatory mites of the subgenus Cosmolaelups BERLESE (genus Hypoaspis CAN.) are described and documented by figures and dif- ferentialdiagnoses.

Die Untergattung Cosmolaelaps BERLBSE, 1903 weicht durch das Differentialmerkmal der Haarform von der Gattung Hypoaspis CAN. s. str. ab. Diese Synapomorphie ist m a r nur geringfiigig, tritt aber nicht nur bei den adulten Tieren auf, sondern bereits bei den Nymphenstadien. Mit der Erweiterung der Kenntnisse uber die Untergattung wird deut- lich, darj mit dieser morphologischen Spezialhomologie auch eine okologische Spezialisje- rung verbunden ist. Die Arten wurden bisher vorwiegend in Nestern von Ameisen gefunden. In den bevorzugten Lebensraum mussen nach den vorliegenden, neuen Funden auch Ter- mitennester einbezogen werden. Der Feuchtluftraum des Hohlraumsystems dieser Nester bietet den Milben wahrscheinlich optimale Bedingungen. Direkte Nahrungsbeziehungen durften aber weder zu Ameisen noch zu Termiten bestehen (v. VITZTHUM 1943, GREIM 1952). Als Nahrung dienen nach bisherigen Kenntnissen Nematoden und Kleinarthropoden (KAKG 1971, 1981).

Aus Termitennestern in Kuba wurden mir 2 Milben ubersandt.') Zwei Arten aus einem Termitennest in China wurden bereits von SAMSIGAK (1961, 1964) beschrieben. Vergleiche mit den bisher bekannten Arten der Untergattung Cosmolaelaps ergaben, daI3 es sich um zwei neue Arten handelt. In einer ersten Revision der Untergattung wurden 40 Arten der Untergattung Cosmolaelups erfaat (KARG 1981). Im folgenden sollen die 2 neuen Arten beschrieben und die Differentialmerkmale erlautert werden.

l ) Fur die uberlassung des Milbenmaterials danke ich Frau Dr. W. UNGER, DDR, Eberswalde, recht herzlich.

16 Dtsch. ent. Z., N. F. 32 (1985) 4-5

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Hypoaspis (Cosmolaelaps) brevipedestra n. sp.

Vo r k o mm en : In Termitennestern von Nasutitermes spec. auf Kuba bei Havanna/Mariel; Holotypus 9, November 1983.

Diagnose: Dorsalhaare lanzettartig schmal, mit basaler, schwacher Vorwolbung, weib- liches Genitale kaudal stark vergroaert, aber nur mit 1 Haarpaar, Haarpaar Z5 terminal fein gefiedert, Bein I und IV kurzer als das Idiosoma, Tectum medial in eine feine Spitze ausgezogen.

Abb. 1 Hypoaspis (Cosmolaelaps) brevipedestra n. sp., Weibchen, a) dorsal, b) ventral, c) Dorsalhaar Z5, d) Dorsal- haar i4, e) Tectum, f) Chelicere.

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Zwei neue Raubmilbenarten 235

Beschreibung: Weibchen, Idiosoma 500 pm lang, 370 pm breit, braun gefarbt, die meisten Dorsalhaare fast gleich lang (55 pm), rnit einer schwachen, basalen Vorwolbung, nur die Haare am Vorderrande kiirzer (il, r l = 25 pm, Abb. 1 a, d), das kiludale Haarpaar Z5 terminal fein gefiedert (Abb. 1 c), Tectum rnit kleinen Seitenzacken und einer breiten Mittelspitze, die terminal diinn ausgezogen ist (Abb. 1 e), Genitale groDflachig, fast bis an das Anale heranreichend, hinter Coxae IV erweitert, aber nur mit einem Haarpaar, vor dem Sternale kleine, dreieckige Praeendopodalia, Sternalhaare 38 pm lang, die meisten Ventral- haare des Opisthosoma 35 pm lang, nur Haarpaar V8 langer (43 pm), die lateralen, kaudalen Ventralhaare lanzettartig verbreitert, die ubrigen Ventralhaare nadelformig (Abb. 1 b), Digitus fixus der Chelicere mit 5 Zahnen, die distalen sehr klein, Digitus mobilis rnit 2 eng zusammenstehenden Zahnen (Abb. If), Querleisten 4 2 bis 4 7 am Hypostom rnit 10 bis 20 Zahnchen, Q8 fehlt, Corniculi 32 pm lang, vorn 2/, der Lange des Palpfemur erreichend, Bein I 440 pm, Bein I1 320 pm, Bein 111 280 pm, Bein IV 440 pm lang.

Different ia ldiagnose: Durch die Form der Dorsalhaare ist die Art der nasosetu- Gruppe s . KARG (1981) zuzuordnen. Das Verhaltnis von Beinlangen und Idiosoma ahnelt M, guttulata KARG, 1978. Bei dieser Art haben aber die meisten Dorsalhaare basal eine kleine, spitze Ausbuchtung. Das Genitale ist nicht hinter Coxae IV erweitert und zwischen Genitale und Anale stehen 2 Haarpaare, das Tectum ist dachformig und fein gezahnt, der Digitus fixus der Chelicere ist rnit 7 kleinen Zahnen besetzt.

Hypoaspis (Cosmolaelaps) ungeri n. spec.

Ich widme die Art Frau Dr. W. Unger, DDR Eberswalde, die die Art in einem Termitennest entdeckte.

Vo r k o m men : In Termitennestern auf Kuba bei Havanna/Mariel, Holotypus 9 Novem- ber 1983 in einem Termitennest von Nasutitermes spec.

Diagnose : Dorsalhaare lanzettartig, sichelformig geschwungen, mit basaler Ausbuch- tung, weibliches Genitale schmal, kaudale Ventralhaare spatelformig verbreitert, Tectum in eine diinne Spitze ausgezogen.

Beschreibung: Weibchen, Idiosoma 550 bis 610 pm lang, 350 bis 400 pm breit, he#- braun gefarbt, die meisten Dorsalhaare lanzettartig, rnit basaler Ausbuchtung und sichel- formig geschwungen, etwa 50 pm lang (Abb. 2c, d), nur die Haare am Vorderrande und das kaudale Haar kiirzer, il-= 25 pm lang, Z5 = 33 pm lang, spatelformig, rnit einigen kurzen Fiederborsten (Abb. 2a, e), Tectum allmahlich in eine dunne Spitze auslaufend, mit einer Anzahl kleiner Seitenzacken (Abb. 2g), Sternalhaare 38 pm lang, vor dem Sternale, schmale, dreieckige Praeendopodalia, Genitale schmal, zungenformig, Ventralhaare zwi- schen Genitale und Anale nadelformig und 33 pm lang, iibrige Ventralhaare spatelformig, V8 verlangert (42 pm lang, Abb. 2 b, f ) , Digitus fixus der Chelicere distal rnit 2 groDeren Zahnen und ca. 7 sehr kleinen Zahnbildungen (Abb. 2h), Querleiste 4 2 bis 4 7 am Hypostom rnit 15 bis 20 Zahnchen, Q8 fehlt, Corniculi besonders lang (41 pm), bis zum Vorderende des Palpfemur reichend, Bein I 600 bis 61 0 pm, Bein I1 460 pm, Bein I11 440 pm, Bein IV 620 bis 650 pm lang.

Different ia ldiagnose: Nachder Formder Dorsalhaareist auchdiese Art der nasosetu- Gruppe s. KARG (198 1) zuzuordnen. Das Verhaltnis der Beinlangen zum Idiosoma, die GroBe des Genitale und die Chelicerenbezahnung ist ahnlich wie bei H. furcatoides KARG, 1981. Diese Art ist jedoch groDer (Idiosoma des Weibchens 820pm lang). Vor allem hat das Tectum eine gabelformige Mittelspitze und polydonte Seitenspitzen. Haarpaar Z5 ist stark gefiedert. Ventral sind auDer Haarpaar V8 alle Ventralhaare nadelformig.

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Abb. 2 Hypoaspis (Cosmolurlaps) ungeri n. sp., Weibchen, a) dorsal, b) ventral, c) Dorsalhaar i4, d) Dorsalhaar 11, e) Dorsalhaar Z5, 1) Ventrdlhaar V8, g) Tectum, h) Chelicere.

Zum Vorkommen der Arten und zu den Differentialmerkmalen der bekannten termitophilen Arten

Hypoaspis (Cosmolaelaps) guttulutu KARG, 1978 wurde in Chile unter Steinen gefunden. Durch die Fundortangaben ist nicht zu ersehen, ob eine Vergesellschaftung mit Ameisen

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Zwei neue Raubmilbenarten

oder Termiten gegeben war. Dies trifft auch fur H. furcatoides KARG, 1981 zu. Die Art wurde im Bodenhumus in Brasilien gefunden. Die von SAMWAK (1961) aus Termitennestern in China beschriebenen Arten weichen vor allem durch Haarformen und durch die Aus- bildung des Tectums ab. Die Dorsalhaare von Hypoaspis chench~anhoi SAMSI~AK, 1964 sind dolchformig, z. T. gefiedert, Das Tectum ist bogenformig, mit dicht gezacktem Rand. Bei H. hrdyi SAMSIIUK, 1961 sind alle Ventralhaare nadelformig. Alle Dorsalhaare sind lanzettartig, mit kleiner basaler Erweiterung, aber gerade. Auch Haarpaar Z5 hat diese Form. Das Tectum hat medial eine flache, dachformige Spitze.

T ypenmaterial

forschung Kleinmachnow, DDR. 1532 Kleinmachnow, Stahnsdorfer Damm 8 1 . Die Typen befinden sich in meiner Milbensammlung am Institut fur Pflanzenschutz-

Zusammenfassung

Aus Termitennestern von Nasutitermes spec. auf Kuba werden zwei neue Raubmilben- arten der Untergattung Cosmolaelaps BERLESE (Gattung Hypoaspis CAN.) beschrieben und durch Abbildungen und Differentialdiagnosen belegt.

Literatur

GREIM, E. (1952): Die Okologie der Ameisenmilben Frankens.-Dissertation, Erlangen. KARG, W. (1971): Acari (Acarina), Milben, Unterordnung Anactinochaeta (Parasitiformes). Die freileben-

den Gamasina (Gamasides), Raubmilben. In : Die Tierwelt Deutschlands und der angrenzenden Meeres- teile, 59. Teil. - VEB Gustav Fischer Verlag Jena, 475 S.

- (1 978) : Zur Kenntnis der Milbengattungen Hypoaspis, Androlaelaps und Reticulolaelaps (Acarina, Parasitiformes, Dermanyssidae). - Zool. Jb. Syst. 105, S. 1-32.

- (1981): Die Untergattung Cosmolaelaps BERLESE, 1903, der Raubmilbengattung Hypoaspis CANESTRINI, 1884. - Mitt. Zool. Mus. Berlin, 57, 2, S. 213-232.

SAMSIRAK, K. (1961): Die termitophilen Acarina aus China. - Cas. cs. Spol. ent. (Acta SOC. ent. Cechoslov.) 58, S . 193-207.

- (1964): Termitophile Milben aus der VR China. - Ent. Abh. 32, 3, S. 35-52, VITZTHUM, H. v. (1943): Acarina. In: BRONNS Klassen und Ordnungen des Tierreiches, 5. Bd.: Arthropoda,

IV. Abt. : Arachnoidea, 5 . Buch Acarina.-Akad. Verlagsgesellsch. BECKER & ERLER Kom.-Ges. Leipzig, 995 s.

Anschrift des Verfassers: Dr. sc. nat. WOLFGANG KARG DDR 1532 Kleinmachnow Institut fur Pflanzenschutz- forschung Kleinmachnow Akademie der Landwirtschafts- wissenschaften der DDR Stahnsdorfer Damm 81