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Musik kennt keine Grenzen Zwischen Lobetal und Hoffnungstal Brief an den Freundeskreis · Sommer 2010 Gemeinschaftsausgabe mit dem „Boten von Bethel“

Zwischen Lobetal und Hoffnungstal

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Musik kennt keine Grenzen

Erweiterungsbau in Rüdnitz begonnenSeit Mitte April entsteht mitten in Rüdnitz ein Erweiterungsbau für den Wohn- und Betreuungsverbund für Menschen mit Abhän -gig keitserkrankung. Der Bau war notwendig geworden, um die sehr dezentral gelegene Wohneinrichtung Langerönner Mühle direkt im Ortskern zu integrieren. Dabei richtet sich das Haus mit neuem Konzept an abhängigkeitskranke Menschen mit zusätzlichen gesundheitlichen Störungen. Die Wohnbedingungen werden sich er heblich verbessern. So können nach Inbetriebnahme die 24 Thera-pieplätze überwiegend in Einzelzimmern und einer barriere freien Wohngruppe angeboten werden. Die beiden Nachbargebäude er -

halten neue Fenster und ihre ursprüng-liche, ansprechende Fassadengestaltung. Das direkt angren-zende Gründerzeit-Gebäude wird nach neuestem Wohn-stan dard um gebaut. Die drei Gebäude werden sich gut in das bestehende

Dorf straßen-Ensemble einfügen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner begleiten derzeit aufmerksam das Baugeschehen und freuen sich schon auf die Fertigstellung Ende 2010.

In herzlicher VerbundenheitIhre Hoffnungstaler Anstalten Lobetal

Zwischen Lobetal und HoffnungstalBrief an den Freundeskreis · Sommer 2010Gemeinschaftsausgabe mit dem „Boten von Bethel“

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im Sommer fühlen sich die meisten von uns wohler als zu ande­ren Jahreszeiten. Wärmere Tage und ein meist blauer Himmel zeigen ihre Wirkung. Mit der Aussicht auf Ferien oder der noch frischen Erinnerung an erholsame Tage fällt uns manches leichter. Ähnlich positive Gefühle verbinden wir mit Musik. Die Vorlieben sind unterschiedlich, aber egal ob wir unsere Lieblingsmusik hören oder sogar selber musizieren – fast immer hat Musik etwas Entspannendes und Anregendes.

In dieser Ausgabe des Boten von Bethel und des Briefes an den Freundeskreis möchten wir Ihnen einige Facetten zeigen. Musik als befreiendes Element hat in Bethel und Lobetal viele Seiten, vom Gemeindegesang im Gottesdienst bis zu Konzerten. In unseren Einrichtungen kann Musik Gotteslob und Vergnügen sein, Therapie oder auch Brücke zwischen Menschen. Allemal weitet sie die Seele und erhöht die Lebensqualität. Das gilt be ­sonders für Menschen, die mit Einschränkungen leben müssen.

„Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geist­lichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen“ schreibt der Apostel Paulus im Epheserbrief (Kap. 5,19). Musik

ist Ausdruck von Lebensfreude und Gemeinschaft, und sie kann die klingende Antwort der Gemeinde Christi auf die froh machende Botschaft des Evangeliums sein. Und was kann schöner klingen als die sanften Töne der Musiktherapie für früh­geborene Babys? Lesen Sie darüber in den folgenden Berichten.

Für all Ihr Interesse an unserer Arbeit und für Ihre Unterstützung danken wir Ihnen sehr und grüßen Sie in herzlicher Verbundenheit aus Bethel und Lobetal.

Musik kennt keine Grenzen

Ulrich Pohl

Titelfoto: Der Klang seiner Gitarre zaubert ein Lächeln auf Jürgen Melches Gesicht. (Lesen Sie dazu S. 4)

Viele Menschen in Bethel erfreuen sich an der Musik.

Pastor Ulrich Pohl ist Vorsitzender des Vorstands der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel

Liebe Freundinnen und Freunde Bethels und Lobetals,

Dr. Johannes Feldmann

Pastor Dr. Johannes Feldmann Leiter der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal

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Im Flur lag ein Stück Glück

In sonnigen Farben schimmern die Gardinen. Ein gemütliches Sofa und ein orangeroter Boden zaubern Wärme in den kleinen Raum. Doch am liebsten sitzt Jürgen Melches dort im Dunkeln. Auf seinem Schoß liegt eine Gitarre. Vorsichtig zupft er eine Saite, neigt den Kopf und lauscht. Er mag es, wie die Töne schwingen. Er lässt ihnen die Zeit, sich zu entwickeln, bevor er lächelnd an den nächsten Saiten zupft.

Musik spielt eine große Rolle

Die Gitarre begleitet den 62­jährigen Mann durch den Tag. Jürgen Melches lebt im Betheler Haus Emmaus. In der Ein­richtung für ältere Menschen mit Behinderung gibt es viel Abwechslung für die Bewohner. Gemeinsam kann gekocht, gespielt oder gebastelt werden. Es gibt Lesekreise, und Ausflüge werden gemacht. „Aber eine besonders große Rolle spielt die Musik“, erklärt Bethel­Mitarbeiterin Ely Bitzer. „Alle können an ihr teilhaben, auch Menschen, die sehr eingeschränkt sind. Für manche ist es ein großer Erfolg, selbst Töne oder sogar einen Rhythmus gestalten zu können.“

Allein etwas Schönes schaffen

Genauso geht es Jürgen Melches. Auch wenn er keine Griffe beherrscht, gibt ihm der Klang der Gitarre das Gefühl, ganz allein etwas Schönes zu schaffen. Das schenkt ihm Selbstbewusstsein. Der stille Mann, der nur leise und verwaschen spricht, wird von seinen Mitbewohnern nun anders wahrgenommen. Sie loben sein Spiel, und er ist stolz darauf. Sogar an einer Musikgruppe nimmt Jürgen Melches teil, seit er vor zwei Jahren das Ins tru­ment buchstäblich gefunden hat. „Die lag da draußen. Auf dem Flur“, flüstert der Mann im Rollstuhl und hält seine Gitarre dabei ganz fest.

Mit der Gitarre durch den Tag

Auch ein Lied hilft beim Wachsen

Ein blaues Deckchen umhüllt den kleinen Joel. Es hebt und senkt sich schnell, mit jedem seiner Atemzüge. Er ist noch so zart, so winzig – eine Handvoll Mensch inmitten blinkender Technik. Viel zu früh kam Joel in der 25. Schwangerschaftswoche auf die Welt. Gerade einmal 600 Gramm hat er gewogen. Seither liegt er in einem Brutkasten auf der Frühgeborenen­Intensiv ­ station im Betheler Kinderzentrum. Flackernde Kurven und Zahlen auf den Kontrollmonitoren überwachen seine Atmung, den Herzschlag, die Sauerstoffsättigung. Ohne diese hochtech­nische Medizin, das Engagement der Ärzte und Pfleger hätten so früh geborene Kinder wie Joel keine Chance zu überleben. Doch das allein reicht nicht aus.

Die Stimme kann beruhigen

„All unser Einsatz zielt darauf ab, dass sich die Kinder möglichst normal entwickeln können“, sagt Oberärztin Dr. Ursula Weller. „Aber die Therapie ‚Mama‘ ist oft die beste, die man machen kann. Und auch die Musiktherapie ist ein guter Baustein.“ Der warme menschliche Kontakt und eine beruhigende Stimme seien enorm wichtig für die Kinder. Sie setzen den notwendigen und manchmal auch schmerzhaften Behandlungen positive Erlebnisse entgegen.

Die Musiktherapeutin Friederike Haslbeck vertraut auf die Kraft ihrer Stimme, wenn sie mit den winzigen Wesen auf der Intensivstation arbeitet. „Schon die ganz Kleinen können hören und reagieren auch auf Geräusche. Doch was sie hier wahrneh­men, ist emotionsleer, ist nicht mehr der warme, pulsierende Herzschlag der Mutter“, erklärt sie. Das Piepsen der Monitore, das Rauschen der Klimaanlage, die schnaufenden Beatmungsgeräte seien akustische Stressfaktoren für die Kinder. „Ich schaffe für sie eine Art Klangbett, das die anderen Geräusche maskiert.“

Musiktherapie für Frühgeborene

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Ganz sanft berührt die Musiktherapeutin den winzigen Jungen.

Joel darf für die Therapie noch nicht aus dem Inkubator genom­men werden. Deshalb öffnet Friederike Haslbeck die runde Seiten klappe des Brutkastens und legt ganz vorsichtig ihre Hand auf die Brust und den Bauch des Jungen. Joel ist wach. Sein Gesicht zeigt, dass er nörgelt, doch eine Stimme fehlt ihm noch. Die Therapeutin beginnt zu singen. Dabei achtet sie genau auf den Atemrhythmus des Frühgeborenen. Immer drei bis vier Atem züge werden begleitet von einem langen Ton. In der Höhe variiert der Gesang nur minimal. Eine besondere Stimmung ent steht. Es ist, als würde eine Fee ein Wiegenlied summen. Wie eine hüllende Decke legen sich die Töne über die anderen Geräusche. Die Atmung des Babys wird gleich mä ßiger, sein Gesicht entspannt sich. Nur die winzigen Finger bewegen sich sanft hin und her. Dann seufzt es und schlummert ein.

Die Kinder entwickeln sich besser

Noch eine Weile ruht die Hand der Frau auf der Brust des Früh­geborenen. „Das war eine ganz schöne Therapie“, flüstert sie. „Schlaf ist so wichtig für die Kleinen. So bleibt ihnen viel mehr Energie, um zu wachsen.“ Viele Studien hätten inzwischen ge zeigt, dass Musiktherapie dabei hilft, dass sich die Kinder besser entspannen. Oft könnten sie früher entlassen werden und sich besser entwickeln als Kinder, die keine Therapie bekommen haben, berichtet Friederike Haslbeck. Dennoch wird Musik­therapie für Frühchen in nur wenigen Kliniken in Deutsch land angeboten. In Bethel kann sie dank Spenden finanziert werden.

Joels Mutter Natalia Wölk ist froh über alles, was ihrem Sohn hilft. Jeden Tag ist sie bei ihm, berührt ihn, spricht mit ihm. „Am Anfang hatte ich etwas Angst, ihn anzufassen, so klein war er“, erzählt die junge Mutter. „Aber ich bin einfach glücklich über unser Kind. Wir wissen, dass die Entscheidung über sein Leben bei Gott liegt. Das gibt uns Kraft und Ruhe.“ Joel scheint das zu spüren. Er schlummert und wächst.

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Melodien um Mitternacht

„Lebenszeichen, ja das sind wir! Nana­Nanana!“ Lautstark und mit sichtlich viel Spaß singen die 13 Frauen und Männer auf der kleinen Bühne ihr Chorlied – das Lied vom Reichenwalder „Lebens zeichen­Chor“. Sie klatschen mit den Händen und wie gen sich rhythmisch hin und her. Mitten unter ihnen steht Michael Proske. Den linken Fuß lässig auf einen Stuhl gestellt, begleitet der große, hagere Mann die Sänger mit seiner Gitarre. Dabei ist er nicht ohne Stolz, denn es sind zum großen Teil seine Texte und Melodien, die seine Chorfreunde anstimmen.

Nur ganz selten muss Michael Proske auf die Papierseiten vor ihm auf dem Notenständer schauen. Der 37­Jährige, der an einer Epilepsie leidet, kennt natürlich jede Strophe aus dem Effeff. So kann er sich voll und ganz auf sein Gitarrenspiel konzentrieren und die Musik genießen.

Kompositionen am Computer

Der Chor der Wohnstätten Reichenwalde, einer Einrichtung für behinderte Menschen in Brandenburg, liegt Michael Proske sehr am Herzen. In seiner Freizeit verbringt er häufig mehrere Stunden damit, sich neue Lieder für „Lebenszeichen“ aus­zudenken. Manchmal verwendet er die Stücke bekannter Musikgruppen und denkt sich dazu andere Texte aus, oder ihm fällt plötzlich eine eigene Melodie ein. Das geschieht meistens mitten in der Nacht. „Dann stehe ich auf und setze mich sofort an meinen Computer“, sagt er lächelnd. Michael Proske nutzt für seine Lieder moderne Hilfsmittel. Über ein Mikrofon und ein spezielles Softwareprogramm singt oder spielt er seine Ideen auf seinen PC, damit sie nicht verloren gehen.

Mit seinen Liedtexten setzt sich der an Epilepsie erkrankte Michael Proske für Menschen mit Behinderung ein.

Der Reichenwalder Liedermacher

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Den Kirchenraum mit Klang erfüllen

Geschickt kurvt ein Zivildienstleistender den Rollstuhl um die Ecke. „Da geht’s lang!“, sagt die junge Frau, die von ihm chauffiert wird, lachend. Die 29­jährige Katharina Könemann freut sich auf einen besonderen Nachmittag. Zwar wird in der Betheler Einrichtung Rehoboth, in der Katharina Könemann seit einem Schlaganfall lebt, immer viel Musik gehört, doch dies mal geht es darum, selbst welche zu machen.

Chorleiterin Sylvia Woltag hebt ihre Hände und stimmt das nächste Lied an. „Wir sind wir“ ist der Titel. Text und Melodie sind von Michael Proske. Alle mögen das Lied, allein wegen seines Textes. In der zweiten Strophe heißt es: „Ihr sollt wissen, wir sind nicht anders, nicht anders als ihr. Wir können lesen, schreiben, rechnen und malen so wie ihr. Alle sprechen wir die gleiche Sprache, keiner soll anders sein.“

Am Leben teilhaben

Behinderungen spielen in allen Liedern von Michael Proske eine wichtige Rolle. Er nutzt seine Musik, um Verständnis für behinderte Menschen zu wecken und sich für ihre gleichberech­tigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft einzusetzen. „Man soll uns einfach Mensch sein lassen“, sagt Michael Proske mit energischem Ton. Der verheiratete Familienvater, der seit zwei Jahren relativ selbstständig im benachbarten Storkow lebt und ambulant von den Wohnstätten Reichenwalde betreut wird, schreibt alle seine Gedanken und Empfindungen direkt auf. Die erste Strophe des Lebenszeichen­Chorliedes, in der er „Freiheit, Freiheit für jedermann“ fordert, ist ihm unmittelbar nach einem epileptischen Anfall eingefallen. „Damit will ich behinderten Menschen sagen ‚Gebt nicht auf! Habt Mut und Hoffnung!’.“

Chorproben in der „Knolle“

Einmal in der Woche proben die Chormitglieder in der „Knolle“, einem kleinen Café auf dem ruhig und idyllisch gelegenen Gelände der Einrichtung, die zu Lobetal gehört. In den Reichenwalder Wohn stätten werden 88 Frauen und Männer mit unterschiedlichen Behinderungen betreut.

Zum Abschluss der einstündigen Probe will eine Bewohnerin unbedingt noch einmal das Chorlied singen. Auch wenn dabei nicht immer der richtige Ton getroffen wird, sind alle begeistert dabei. „Noten sind Schall und Rauch“, bemerkt Michael Proske schmunzelnd und mit einem Augenzwinkern.

Integratives Musikprojekt plant Konzert

Mit Spaß dabei: Katharina Könemann und Anna trommeln gemeinsam.

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„Musik ist mein Leben“, sagt die junge Frau. Deshalb kommt ihr ein Projekt, bei dem Schülerinnen und Schüler der 5. Klasse einer Hauptschule gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewoh­nern des Hauses Rehoboth musizieren, gerade recht. Die Gruppe experimentiert dabei mit Alltagsgegenständen, denen besondere Töne entlockt werden. Der Leiter des Musikprojekts, Olaf Pyras, hat etwa Mundstücke auf gebogene Metallrohre geklebt. Wenn sie angeblasen werden, klingen sie wie Schweizer Alphörner. Auch Plastikschläuche hat er mitgebracht. Sie heulen, wenn man sie kräftig schleudert.

Trommeln auf dem Luftballon

Katharina Könemann bevorzugt Schlaginstrumente. Mit einer Hand klopft sie im Takt auf einen dicken gelben Ballon. Durch ein Mikrofon wird der Ton verstärkt und entwickelt sich zu einem wahren Paukenschlag. Die junge Frau freut sich darüber. „Seit dem Schlaganfall bin ich linksseitig gelähmt. Aber mit der rechten Hand kann ich trommeln. Das Gefühl, etwas ganz alleine machen zu können, ist für mich unbeschreiblich schön“, betont sie. Es ist schwer für sie, zu akzeptieren, dass sie sonst bei allen Verrichtungen des Alltags auf Hilfe angewiesen ist.

Abwechslung im Alltag schaffen

Der Schlaganfall hat eine tiefe Kluft in ihrem Leben hinterlassen. „Ich bekam starke Kopfschmerzen und bin von Arzt zu Arzt ge ­laufen“, berichtet die Germanistin. Doch niemand habe sie ernst genommen. Auf einem Spaziergang sei sie plötzlich umgefallen. „Ich bin noch nach Hause gekommen und habe telefoniert. Mehr weiß ich nicht.“ Als sie wieder zu sich kam, lag sie im Krankenhaus. Seitdem kann Katharina Könemann nicht mehr laufen. Sie vergisst viel. Zum Lesen fehlt ihr die Konzentration.

Umso mehr ist das Projekt in der Hauptschule eine willkommene Abwechslung für Katharina Könemann. Doch es gehe dabei nicht nur ums Musizieren. Auch der integrative Aspekt sei wichtig,

erläutert die Betheler Pastorin Nicole Frommann. „Wir gehen raus aus der Einrichtung. Die Menschen mit Behinderung sollen Kontakt zu Menschen in der Nachbarschaft be kommen. Und die Schülerinnen und Schüler Kontakt zu ihnen.“

Die elfjährige Schülerin Anna hat sich neben Katharina Könemann gesetzt. „Möchten Sie etwas trinken?“, fragt das fürsorgliche Mädchen in der Pause. Katharina Könemann ist dankbar für das Glas Mineralwasser, das Anna ihr reicht. Die beiden verstehen sich auf Anhieb gut. „Mir ist der Austausch mit Jüngeren sehr wichtig“, sagt die 29­jährige Frau im Rollstuhl.

Menschen langfristig fördern

In Rehoboth gehört der Austausch zum Konzept. In der Betheler Einrichtung, die dank des Jahresspendenprojektes 2005 errich­tet werden konnte, leben Menschen mit erworbenen Hirn­schädigungen, die ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können. Sie wurden wie Katharina Könemann mitten aus ihrem Leben gerissen – durch einen Unfall, einen Schlaganfall oder einen Herzstillstand. Mit speziellen Übungen und Therapien wird in Rehoboth versucht, die Betroffenen langfristig zu fördern und ihnen ein Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen.

Freude ins Leben bringen

Das integrative Musikprojekt bringt auf ungewöhnliche Weise Freude in das Leben der Menschen. Mit kleinen Bewegungen können sie dabei Großes bewirken. Katharina Könemann und vier andere Bewohner des Hauses Rehobot gehören zum Orches­ter. Der Berufsmusiker Olaf Pyras hat große Pläne mit ihnen und den Mädchen und Jungen von der Hauptschule. Er will ein Kirchenkonzert veranstalten. Der Musikexpertin Katharina Könemann ist sofort klar, dass die Akustik in einer Kirche etwas ganz Besonderes ist. „Ich freue mich schon auf den Moment, wenn der ganze Kirchenraum mit Klang erfüllt ist“, sagt sie mit glänzenden Augen.

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Gemeinsame Ausgabe des Boten von Bethel und des Briefes an den Freundeskreis der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal.Bethel-Verlag, Bielefeld, Herausgeber: Ulrich Pohl und Dr. Johannes Feldmann, v. Bo delschwinghsche Stif tungen Bethel, Postfach 13 02 60, 33545 Bie lefeld. Mitglied des Gemeinschafts werkes der Evan ge li schen Publizistik. Erscheinungsweise vierteljährlich. Redaktion: Jens U. Garlichs (verantwort lich), Heike Lep kojis. Text: Silja Harrsen, Gunnar Kreutner, Heike Lepkojis. Fotos: Reinhard Elbracht, Gunnar Kreutner.Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Steinbeis-Charisma-Silk. ISSN 0935-3941.

Kurz berichtet aus Lobetal

Ende Juni konnten wir mit einem Festgottesdienst in Blütenberg das 75-jährige Bestehen unserer dortigen Wohnstätten begehen. 1935 schrieb Anstaltsleiter Pastor Paul Braune: „So fassten wir den Mut, in Blütenberg, nahe von Eberswalde, ein Heim neu einzurichten.Es han delt sich dabei um ein kleines Landgut, das völlig einsam im Hügelland liegt...“ In vielfältiger Weise hat sich das „verfallene Gut Blütenberg“ entwickelt. Zeitzeuge aus den Anfangstagen ist das „Haupthaus“. Hier wurden und werden in fröhlicher Runde Feste und Feiern im Jahreskreis begangen. Die Glocke lädt zum Gottes-dienst ein. Viele Bewohnerinnen, Bewohner und Einwohner nehmen gern daran teil. Die landwirtschaftliche Prägung ist bis heute erhalten geblieben. Die Erträge dienen als Futter der Lobetaler und Dreibrücker Rinder. Darüber hinaus werden die Äpfel der betagten und neuen Bäume zu Lobetaler Apfelsaft verarbeitet. Heute leben Männer und Frauen in rekonstruierten bzw. neu gebauten Wohn stätten. Viele Möglichkeiten der Alltagsgestaltung können genutzt werden, dazu

gehören das Malen in der Kreativen Werk statt, Reiten auf Blütenberger Pferden und gemeinsame Ausflüge.

Jubiläum in Blütenberg

Dank Ihrer Hilfe konnten wir in den zurückliegenden Monaten in unseren Arbeitsbereichen Spenden u.a. einsetzen für:· Gartenmöbel für das Seniorenheim Haus Esther· ein Wasserbett für therapeutische Zwecke im Johann-Hinrich-

Wichern-Haus in Rüdnitz· zwei spezielle Therapiesattel für unsere Reittherapie· die Ausstattung eines Computerraumes zur Schulung

von Menschen mit Behinderung· einen klappbaren Wickeltisch für pflegebedürftige

Beschäftigte im Tagesförderbereich Kapernaum· ein neues Fernsehgerät und Musikinstrumente für Dreibrück· ein Dusch- und Pflegestuhl für das Rosenhaus in Erkner· ein Elektromobil für gehbeeinträchtige Bewohner

der Wohnstätte Eben-Ezer· verschiedene Sportgeräte und Werkzeuge für die

Jugendwohn einrichtung Wendepunkt in Rüdnitz

Sachspenden: Noch tragbare, gut erhaltene Damen-, Herren-, Kinderbekleidung und -wäsche, Schuhe, Tisch- und Bettwäsche, Bilderbücher, Spiele sowie gebrauchte Briefmarken und alte Münzen oder Ansichtskarten nehmen wir weiterhin gern entgegen. Sie können diese bei uns abgeben. Postsendungen bitte freimachen, da wir die Versandkosten nicht übernehmen können.

Paketanschrift: Dankort, Ortsteil LobetalBodelschwinghstraße 5, 16321 Bernau b. BerlinAnsprechpartner:Spenden-Telefon 03338-66263 (Herr Mag), Fax 03338-66260Info-Telefon 03338-66277 (Herr Bertheau, Frau Waldschmidt)Alt-Kleiderspenden 03338-66360 (Brockensammlung Lobetal)Spendenkonto der Hoffnungstaler Anstalten Lobetal:KD-Bank eG, Konto-Nr. 22 22 24, Bankleitzahl 350 601 90

Mit freundlichen Grüßen, Ihr Matthias Waldmann (Leiter Wohnstättenverbund)

Liebe Leserinnen und Leser,

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halten neue Fenster und ihre ursprüng-liche, ansprechende Fassadengestaltung. Das direkt angren-zende Gründerzeit-Gebäude wird nach neuestem Wohn-stan dard um gebaut. Die drei Gebäude werden sich gut in das bestehende

Dorf straßen-Ensemble einfügen. Alle Bewohnerinnen und Bewohner begleiten derzeit aufmerksam das Baugeschehen und freuen sich schon auf die Fertigstellung Ende 2010.

In herzlicher VerbundenheitIhre Hoffnungstaler Anstalten Lobetal

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