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Tribune ZYPERN Ausgabe 03/2004

ZYPERN Tribune · 2004-10-12 · Zypern kennt, kennt es als Urlauber. Allein im ersten Quartal 2004 besuchten über 50.000 deutsche Touristen Zypern, ein Plus von 15%. Jeder von ihnen

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Inhalt

Editorial 2

Aufbruch nach Europa 3 –5

Zypern Wirtschaft aktuell 6–7

Joghurt so gut wie Halloumi! 8

Die missverstandenen Zyprer 9

Meisterkartoffeln aus roter Erde 10 –11

Lange Tradition mit Zukunft im Weinanbau 12–13

Die steuerlichen Vorteile der Errichtung einer Holdinggesellschaft in Zypern 14–15

Der Mufflon, Stolz der zyprischen Wälder 16

Die Heilige Helena und das Kreuz Christi 17

Ein lebendiges Mosaik aus Kultur, Küche und unentdecktenReichtümern 18–19

TitelphotoKyriacos Onisiforou und Costas Tsivelekasam 19. Mai 2004 mit der Flagge Zypernsauf dem Mount Everest

ImpressumVerantwortlicher Herausgeber:George Argyris

Botschaft von Zypern HandelsabteilungWallstr. 27D-10179 BerlinTel: 030-28 44 596Fax: 030-23 45 75 41

E-Mail: [email protected]: www.zypern.com

ZYPERN|Tribune

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Editorial

In herzlicher Verbundenheit

George ArgyrisBotschaftsrat

die kürzlich von der britischen Europa-abgeordneten Theresa Villiers vorgelegteParlamentsanfrage brachte das wichtigeThema des Verkaufs von im besetztenNorden der Insel liegendem Grundbesitz,der griechisch-zyprischen Flüchtlingengehört, aufs Tableau. Frau Villiers hatZusicherungen der Europäischen Kom-mission gefordert, dass keine den türki-schen Zyprern gewährten EU-Gelder fürdie Finanzierung von Bauvorhaben aufim Besitz von griechischen Zyprern be-findlichen Grundstücken benutzt werden.

Die Regierung Zyperns beobachtet denSachverhalt genau und unternimmt alleihr möglichen Maßnahmen, um den Ver-kauf von griechisch-zyprischem Eigentumim besetzten Nordteil der Insel an Aus-länder zu verhindern, angesichts von Be-richten über einen noch nie da gewesenenBauboom auf griechisch-zyprischem Land.

Der Ver- und Ankauf von Grundbesitz,der griechisch-zyprischen Flüchtlingen ge-hört, wirft sowohl ethische als auch recht-liche Fragen auf. Der Erwerb von Grund-stücken, die von ihren rechtmäßigen

Besitzern verlassen wurden, da sie mitGewalt vertrieben worden sind, stellt eineungültige Transaktion dar, die fundamen-tale Rechtsprinzipien verletzt. Im Wesent-lichen kauft der Investor „dünne Luft“, daordnungsgemäße Eigentumsurkundenweder heute noch in der Zukunft aus-gestellt werden können. Selbst unter denGesetzen der Besatzungsmacht müssenAusländer, die Grundbesitz erwerbenwollen, erst eine „offizielle“ Zulassung ein-holen. Einige Unternehmer scheinen diesenZulassungen aber zuvor zu kommen undschließen Geschäfte aufgrund des losenVersprechens ab, dass Genehmigungenschlussendlich gewährt werden würden.

Anlegern, die in Grundbesitz investierenmöchten, wird daher geraten, mit Vorsichtvorzugehen und sich nicht von Billig-angeboten zu zweifelhaften, nicht rechtlichabgesicherten Geschäften verlocken zulassen, die in den meisten Fällen dieLebensersparnisse der Anleger in Gefahrbringen. Es ist sehr wahrscheinlich, dassdas Versprechen eines Traumferienhausesschlussendlich zu einem lebendigenAlbtraum wird.

Liebe Leserinnen und Leser,

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Von Reiner Mihr

Z ypern ist für die Belieferung mitLebensmitteln in Deutschland von

einiger Bedeutung. Das wissen hier zuLande wahrscheinlich die wenigsten. WerZypern kennt, kennt es als Urlauber. Alleinim ersten Quartal 2004 besuchten über50.000 deutsche Touristen Zypern, ein Plusvon 15 %. Jeder von ihnen hat das wohltypischste zyprische Produkt probiert:Halloumi-Käse. Und mit Sicherheit hat jederauch mal Wein der vier großen Kellereien der Insel ETKO (www.etkowines.com), KEO (www.keogroup.com), LOEL (www.loel.com.cy) und SODAP (www.sodap.com.cy) getrunken. Eine besondere Spezi-alität ist der Commandaria, ein Süßweinmit 15 % Alkoholgehalt. Und natürlich bie-tet die zyprische Ernährungsbranche alleswas Einheimische und Touristen gerne es-sen und trinken, von den leckeren Keksender Frou Frou Group über Säfte der KeanSoft Drinks Ltd bis zu Straußenfleisch derEnglezakis Ostrich Farms und Wurstwarender Lambranides Bros und vieles mehr.

Der EU-Beitritt der Insel seit 1. Mai 2004hat natürlich den Unternehmen der Er-nährungsbranche Zyperns die Perspektiveneines gemeinsamen Marktes mit rund 455Millionen Menschen noch ein mal über-deutlich gemacht. Und viele wollen dieseChance auch nutzen. Deutschland, derwohl interessanteste, wenn auch schwie-rige, Markt steht dabei für viele besondersim Fokus. Die Unternehmen sind daraufvorbereitet. Und: „Wir wollen den europäi-schen Markt erobern – besonders dendeutschen“, sagt Loucas Christodoulouvom Süßwarenhersteller Lounic in Limas-sol. Er macht damit stellvertretend für vielein Zypern den Optimismus und die Auf-bruchstimmung in dem kleinen Land ander Ostgrenze der Europäischen Uniondeutlich.

Einzigartig und vielseitigEs ist das zyprische Produkt schlechthinund hat die besten Exportchancen: derhalbfeste Schnittkäse Halloumi. Auch inDeutschland findet er zunehmend den Wegin die Kühlregale. Sein großes Plus ist dievielseitige Verwendbarkeit.

Bei meinem ersten Besuch auf der InselZypern war ich schon überrascht: Schonzum Frühstück Gurke und Tomate, dazuein entfernt wie Mozzarella aussehenderKäse? Als „süßer Frühstücker“ ist man dasja nicht unbedingt gewohnt. Die Neugiersiegte und mittlerweile bin ich ein großerFan dieses halbfesten Käses aus Kuh- Schafs-und Ziegenmilch mit seinen vielseitigenVerwendungsmöglichkeiten. Das beschrie-bene Frühstück ist herrlich erfrischend undleicht, der erfahrene Halloumi-Esser legtden Käse aber erst mal in kaltes oder heissesWasser, weil er dann Salz verliert. Superschmeckt Halloumi vom Grill, gebraten

oder gebacken. Er ist wohl der einzigeKäse, mit dem man das anstellen kann.

Heute wird Halloumi längst in hoch-modernen Molkereien auf technisch ho-hem Standard und in großen Mengen pro-duziert. Beispiele sind die auch auf demdeutschen Markt vertretenen Molkereien

Pittas Dairy Industries Ltd (www.pittas.com)und Christis Dairies Ltd (www.christis.com.cy). Der Produktionsprozess ist ver-gleichbar anderer Weichkäse, d.h. in ei-nem rein physikalischen Prozess hydroli-siert die Milch, flockt also aus, die mehroder weniger feste Masse tropft ab, wird ge-presst und zur Sterilisation nochmals ge-kocht. Um seine typische Form (wie einkleiner weisser Brotlaib) zu erhalten, wirdder Käse oft noch von Hand gefaltet undMinze und Salz hinzugefügt. Nach derKühlung kommt er dann für einen Tag inSalzlake und wird dann verpackt. Jetzt istder Halloumi verzehrbereit.

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Aufbruch nach Europa

Halloumi, einzigartig und vielseitig

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Großer Ehrgeiz„Wir haben keine Angst vor dem Wettbe-

werb“, sagt Loucas Christodoulou, Mana-ging Director des Süßwarenherstellers Lou-nic Ltd in Limassol. Aber er weissnatürlich, wie schwer ein Markteinstiegund der Preiskampf in Deutschland ist.Trotzdem ist er sehr optimistisch und willdie Chancen der EU-Mitgliedschaft seinesLandes nutzen: „Wir wollen den europäi-schen Markt erobern“ begeistert er sich undist überzeugt, dass die Qualität seinerProdukte sein größtes Plus ist. Lounic pro-duziert Kaubonbons und Kaugummi inunterschiedlichsten Geschmacksrichtungen.Christodoulou legt großen Wert auf die Tat-sache, dass er nur beste Rohstoffe ausEuropa verwendet, die strengste Qualitäts-kontrollen durchlaufen. Seit 1996 kommtsein Unternehmen jedes Jahr zur ISM.

AlternativeStraußenfleisch erlebt in Deutschland im-mer mal wieder kleine Aufschwünge, wenndie bekannteren Fleischsorten aus welchenGründen auch immer, in die Diskussiongeraten. In anderen Ländern ist das

Fleisch der großen, flugunfähigen Vögelgefragter. Auch deshalb exportieren die En-glezakis Ostrich Farms aus der Nähe vonNikosia gut 70 % ihrer Jahresproduktion,

vor allem nach Frankreich (Auchan, Inter-marché sind gute Kunden), Belgien undSchweiz. Die Lieferungen nach Deutsch-land sind noch sehr übersichtlich. Aber na-türlich würde man das deutsche Geschäft

gerne ausbauen. Erste Kontakte zum deut-schen Handel gebe es. Entscheidend sei, soTasoula Hadjimina, Marketing-Direktorin, die absolute Hygiene von der Schlachtungbis zur Verpackung. Deshalb hat Engleza-

kis alle Stufen der Produktion in seinerHand. Der Abgabepreis für das Kilo Strau-ßenfleisch liegt bei etwa s25. Kapazitätenhat Englezakis ausreichend: 10 – 20.000

Eier werden hier ausgebrütet und die Tiereaufgezogen. Die Wachstumszeit der Vögelbeträgt 9 – 12 Monate, ein Strauß liefertetwa 25 Kilo Fleisch. Es kommt frisch odertiefgekühlt in den unterschiedlichsten

Zuschnitten auf den Markt. Neben der eige-nen Marke produziert das Unternehmenauch Eigenmarken für den Handel.

SpezialitätenFleisch- und Wurstwaren aus Zypern fürden deutschen Markt? Das klingt unge-wöhnlich und Natasa Lambrianidou, Ver-kaufs-Managerin bei der Lambrianides BrosLtd (www.lambrianidesbros.com) in Lar-naka weiss um die Problematik weitge-hend gesättigter Märkte. „Wir werdenkünftig auch stärker in die EU exportie-ren“, sagt sie. Bisher lieferte man nur indie Nachbarländer Libanon und Jordanien.„Wir sind wettbewerbsfähig“, ist Lambria-nidou sicher, „allerdings nur, wenn wir typi-sche zyprische Spezialitäten exportieren“.

Denn die Produktion des Unternehmensbesteht auch zu einem großen Teil aussehr gängigen Produkten, die nicht mit Zy-pern in Verbindung gebracht werden müs-sen: Mortadella, Salami oder Schinkenwerden kaum in EU-Länder exportiert. An-ders könnte es aber mit Spezialitäten wie

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Lambrianides Bros Ltd (Foto von Stefan Mugrauer)

Englezakis Ostrich Farms

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dem Hiromeri-Schinken, der 8 Monate inWein eingelegt wird, oder verschiedenentraditionellen Wurstsorten sein. So zumBeispiel die Pastourmas, eine recht scharfeRindswurst mit diversen Gewürzen oder diein Rotwein reifende „Wine Sausage“. Neuist eine Wurst mit Halloumi.

Tradition und Erfahrung Seit 1949 produziert KEAN Soft Drinks Ltd(www.kean.com.cy) in Limassol Säfte,Fruchtsaftgetränke und Nektare, aber auchSoftdrinks, Sprudelgetränke, Eiskaffee fürden zyprischen Markt. In Zypern hat das

Unternehmen eine hervorragende Markt-position, nicht zuletzt wegen seiner Inno-vationsfreudigkeit – auch in Verpackungs-fragen. Exportiert werden vor allemFruchtkonzentrate von Zitrusfrüchten,aber auch Fertigprodukte. Deutschland istbisher kein Markt für KEANs Fertigerzeug-nisse, obwohl der Export über 50 % derProduktion ausmacht. Kikoula Cotsapas,KEAN-Managerin, weiß wie stark die deut-schen Fruchtsaftanbieter sind und wieschwer der Markt hier zu Lande ist. Siesieht die Rolle ihres Unternehmens imExport ohnehin eher als Zulieferer fürHandelsmarken oder andere industrielleHersteller. KEAN produziert auch Erfri-schungs-und Kaffegetränke. Neu ist derEinstieg ins Olivenöl-Geschäft, hier willKEAN mit biologisch-produzierter Ware anden Markt kommen.

BesonderheitenIn der zyprischen Nahrungsmittelbranchefinden sich eine Reihe von Unternehmen,deren Produkte von ausgezeichneter Qua-lität sind. Allerdings verbinden nur wenigediese Erzeugnisse mit der Mittelmeerinsel.Natürlich wird hier hervorragendes Eis her-gestellt. Die P & P Ice Cream Factory in Ni-kosia zum Beispiel verarbeitet frischeMilch, Sahne, Eier und natürliche Aromenzu wohlschmeckender Eiscreme, darunter

auch eine exzellente Premium-Eislinie.Bisher wird nach Griechenland und NahenOsten exportiert. Das soll auf den Mittleren

Osten und auch in die EU-Länder hineinausgeweitet werden. Aber General ManagerPanayiotis Papaphilippou weiß natürlichum die Größe dieser Aufgabe.

Das gilt vergleichbar auch für die FrouFrou-Gruppe (www.froufrou.com.cy) inNikosia. Deren Kekse, Cracker und neuer-dings Cerealien sind in Zypern allgegen-wärtig und werden auch nach Englandund Griechenland exportiert. Aber Opera-tions Director Costas G. Eliades weiß, dassseine Angebotspalette nur eingeschränktdeutschen Geschmacksvorlieben entspricht.Denkbar sei da allenfalls die Herstellungvon Handelsmarken.

Noch schwieriger dürften Exporte in dieEU für den topmodernen Tiefkühlkostpro-duzenten Avgoustinos Food Industry Ltdoder den Fischverarbeiter FPP Fish Proces-sing Ltd sein. Letzterer zum Beispiel spieltim Heimatmarkt eine herausragendeRolle, weil es vergleichbare Produkte biszum Start des Unternehmens vor acht Jah-ren nur als teure Importe gab. Auch im Ex-port ist FPP aktiv: Mittlerer Osten, Arabi-sche Emirate. Sonst gibt es derzeit keineExportaktivitäten.

Auszüge aus Lebensmittel Praxis, Ausgabe 17/2004.

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FPP Fish Processing Ltd (Foto von Stefan Mugrauer)

P & P Ice Cream

KEAN Soft Drinks Ltd

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Lidl expandiert nach ZypernZypern ist für Handelsunternehmen nachwie vor sehr attraktiv. Gute Chancen füreine internationale Expansion sieht manvor allem für Discountketten, wobei Ländergewählt werden sollten, wo die Anfangs-

euphorie der internationalen Handels-konzerne abgeflaut ist. Es sei dahingestellt,ob derartige Überlegungen beim deutschenHarddiscounter Lidl eine Rolle spielen.Jedenfalls folgt nach dem Einstieg inUngarn jetzt auch die Eröffnung des erstenLidl auf Zypern.

Aldiana eröffnet ClubanlageDie in Limassol beheimatete FamilieMouskis, Besitzer und Betreiber des FourSeasons Hotels, hat eine All-Inclusive-Clubanlage eröffnet. Das Aldiana Zypernliegt auf halbem Weg zwischen Larnacaund Zygi. Der 4-Sterne-Ferienkomplex istder 14. innerhalb des weltweiten Aldiana-Netzwerks.

Die auf einem 80.000m2 großen Grund-stück erbaute 50-Millionen-Anlage bietet300 Zimmer und Suiten für insgesamt 690Gäste und zwei 5-Sterne-Restaurants. FürGesundheits- und Sport-Fans werden zahl-reiche Strand-Aktivitäten geboten, wie z.B.Segeln und Tauchen, während das Well-ness-Center des Hotels stolz einen ausge-dehnten Fitnessbereich, ein Hallenbad,eine Sauna und Massageanwendungensein Eigen nennt.

Im Außenbereich gibt es u. a. zehnTennis-Sandplätze mit hauseigenen Trai-nern und internationalen Profispielern aufBesuch, Basketball, Beach-Volleyball, Bogen-schießen und Mountainbiking mit einemhauseigenen Profi. Die Abenteuerlustigenkönnen Tauch- und Segelstunden im Hotelbuchen. Durch die Eröffnung von Aldianawerden über die jetzt schon mehr als200.000 deutschen Touristen pro Jahr hinausweitere Zuwächse in den Ankünften erwartet.

Geschäftsdienstleistungen steigen um 49 %Während viele Wirtschaftsbranchen imJahre 2003 um Wachstum kämpfen muss-ten, brachten die Geschäftsdienstleistun-gen Millionen an Mehreinnahmen durchDevisenerträge nach Zypern, so eine Analyseder Zahlungsbilanzen durch den FinancialMirror. Und wenn man auf Branchenstim-men hört, dann liegt ein Großteil diesesErfolgs in der Steuerreform und EU-Mit-gliedschaft begründet.

Die Analyse zeigt, dass Devisenerträgevon „Anderen Unternehmensdienstleistun-gen“ im letzten Jahr um 49 % auf s 1,3Milliarden sprunghaft angestiegen sind.Die „Anderen Unternehmensdienstleistun-gen“ werden von zwei Kategorien domi-niert. Erstens dem Transithandel – einNebenprodukt des Warenhandels –, dersich im Jahre 2003 mehr als verdoppelthat. Zweitens einer Kategorie, die sich „verschiedene Unternehmens- und Fach-dienstleistungen“ nennt, sich fast gleich-mäßig zwischen den Buchhaltungs- undjuristischen Berufen aufteilt, und letztesJahr um 18 % gestiegen ist. Da viele dieserDienstleistungen von hoch qualifiziertemFachpersonal erbracht werden müssen, ist ihre dynamische Leistung ein Zeichender Hoffnung für Zyperns Wettbewerbs-fähigkeit.

Ausländische Banken erweitern GeschäfteBerichten zufolge wirbt die in französi-schem Besitz befindliche Societe Generaleum erfahrenes Personal anderer ortsansäs-siger Firmen, um sie, nach ihrer Entschei-dung auf den zyprischen Bankenmarkt zuexpandieren, für Fachposten abzuwerben.Positive Nachrichten werden auch von derFederal Bank of the Middle East erwartet,die nach verlässlichen Quellen bald einneues Corporate Image und eine breitereProduktpalette einführen wird.

Währenddessen haben die Banken vorOrt einen kräftigen Zuwachs an Einlagenin Fremdwährung verzeichnet. Auslands-einlagen bei den ortsansässigen Bankenstiegen im April sprunghaft um das Äqui-valent von s 408 Millionen auf die Summevon s 7,8 Milliarden an.

Limassol ist Europaszweitgünstigste StadtEine unabhängige Studie setzt Limassolauf Platz zwei der europäischen Städte mitden günstigsten Lebenshaltungskostennach Bukarest, der Hauptstadt Rumäniens.

In der von Mercer Human Resource Con-sulting in insgesamt 144 Städten durchge-führten Studie landete Limassol auf Platz95 weltweit, aber auf dem zweitniedrigstenRang in Europa. Zyperns zweitgrößte Stadtist ein bedeutendes internationales Busi-ness- und Schifffahrtszentrum.

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Zypern Wirtschaft aktuell

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Formel-1-Teststrecke soll gebaut werdenZypern ist auf der Suche nach Investorenfür die Finanzierung einer Formel-1- Renn-strecke. Ein Entwurf, der alle „technischen,rechtlichen und Sicherheitsanforderungen“für die Durchführung eines Grand Prix

erfüllt, ist schon präsentiert worden. Eintatsächlicher Grand Prix wird zwar wahr-scheinlich auf der Insel nicht stattfinden,aber eine kurvige „Teststrecke“ liegt imRahmen der Möglichkeiten.

EU unterstützt Zyperns Standpunktzum HandelDer juristische Arm des Europäischen Ratsstimmt der zyprischen Regierung in SachenDirekthandel mit dem besetzten Nordender Insel zu. Die Regierung vertritt schonseit langer Zeit die Auffassung, dass derArtikel 133 des EU-Vertrags, der sich mitdem Handel mit Drittstaaten befasst, nichtals gesetzliche Grundlage für den Direkt-handel mit dem besetzten Teil Zypernsgelten könne. Die Rechtsabteilung desEuropäischen Rats schlussfolgert, dass nurdie Republik Zypern rechtmäßige Häfenund Flughäfen bestimmen kann, und dassjede andere Entscheidung gegen interna-tionales Recht verstoße.

Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt bei85% des europäischen DurchschnittsZyperns Pro-Kopf-BIP wird laut einesEurostat-Berichts auf 83 % des EU-25-Durchschnitts geschätzt. Das bedeutet, dassdie Insel nicht an den Beihilfepaketen derEU teilhaben kann, die für Länder miteinem Pro-Kopf-BIP von unter 75 % desEU-Durchschnitts vorgesehen sind.

Spanien lag 5 % unter dem EU-25-Durchschnitt und Zypern ca. 15 % darun-ter. Griechenland, Slowenien, Portugal undMalta lagen zwischen 20 und 30 % unterdem Durchschnitt, Tschechien ca. 30 % undUngarn ca. 40 %. Die Slowakei lag etwasüber der Hälfte des Durchschnitts, währendEstland, Litauen, Polen und Lettland Zah-len zwischen 40 und 50 % des EU-Durch-schnitts verzeichneten.

Das Bruttoinlandsprodukt, und somitdas Pro-Kopf-Bruttoinlandsprodukt, sindIndikatoren für die Gesamtproduktion undden Gesamtaufwand eines Landes, und da-durch ein Mittel zur Messung und zumVergleich des Grades der Wirtschaftsent-wicklung von Ländern. Das Bruttoinlands-produkt ist nicht mit den schlussendlichden privaten Haushalten eines Landes zurVerfügung stehenden Einkommen synonym.

Limassol bereit für neuesEU-Regelwerk zur HafensicherheitEine neue, umfangreiche Sicherheitsord-nung für die internationale Schifffahrt tratam 1. Juli in Kraft. Häfen und Schiffe, dieden maßgeblichen Code über die Sicher-heitsstufen im Post-11.-September-Umfeldnicht erwerben, werden kalt erwischt, undsind weder versichert noch willkommen.Der Hafen von Limassol hat stufenweise dieSicherheitsmaßnahmen eingeführt und es

wird erwartet, dass er vor dem Stichtag1. Juli den neuen „International Ship andPort Facility Security (ISPS) Code“ erhal-ten wird.

Ab 1. Juli müssen alle Schiffe, gleichwelcher Flagge, und alle Häfen den ISPS-Code besitzen. Alle, die den Code nicht er-werben, werden an die International Mari-

time Organisation gemeldet und als nichtsicher eingestuft. Als Resultat daraus wer-den sich Schiffe weigern, in „unsicheren“Häfen anzulegen, während Schiffen, dienicht im Besitz des Codes sind, die Einfahrtin „sichere“ Häfen verwehrt werden wird.Versicherungsunternehmen haben gewarnt,dass sie Schiffe ohne Besitz des Codes nichtentschädigen werden, wenn sie von Häfenabgewiesen werden.

Kasino öffnet seine TürenDie zyprische Regierung wird zwei Studienin Auftrag geben, um die Auswirkungender Eröffnung eines Kasinos auf der Insel

zu untersuchen. Es wird zwei unterschied-liche Studien geben. Die erste davon wirddie finanzielle und touristische Seitebeleuchten, während die zweite Studie diesozialen Auswirkungen eines Kasinosuntersuchen wird. „Wir werden das Fürund Wider der Errichtung eines Kasinosabwägen und darüber entscheiden“, sagteGeorge Lillikas, Minister für Handel, In-dustrie und Tourismus.

Zypern hat drittniedrigsteArbeitslosenquote in der EUEurostat hat statistische Beweise bekanntgegeben, nach denen Zypern die dritt-niedrigste Arbeitslosenquote (4,4 %) unterden 25 EU-Mitgliedstaaten besitzt. Datenaus Brüssel belegen, dass Österreich undLuxemburg mit 4,2 % die niedrigstenArbeitslosenquoten haben. Der EU-Durch-schnitt liegt bei 9 %.

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W ie wäre es mit einem zyprischen Joghurt, der in Qualität undGeschmack so einzigartig ist wie Halloumi? Das klingt sehr

verlockend, vor allem, wenn man bedenkt, dass Halloumi in denletzten Jahren in allen Ländern Europas immer beliebter gewordenist. Zyperns traditioneller Käse hat die internationalen Märkte inder Tat überrascht und sich zu einer Delikatesse etabliert, die diegesamte Familie das ganze Jahr hindurch genießen kann .

Eine vor kurzem erschienene Studie, die zeigt, dass im Jahre2003 der Pro-Kopf-Verbrauch von Joghurt in Deutschland auf dienoch nie zuvor erreichte Höhe von 15,7kg gestiegen ist, gibt den An-lass, Zyperns Leistungsvermögen im Bereich Qualitätsmilch-produkte nochmals zu unterstreichen.

Neben Halloumi und anderen Käsesorten bieten die zyprischenMolkereibetriebe ein breites Sortiment an Natur- wie auch Frucht-joghurtsorten. Für den gesundheitsbewussten Konsumenten gibt esdarüber hinaus ein großes Angebot an leichten Produkten. Dieneuesten Technologien und interne Kontrollsysteme gewährleisten,dass sich die Produktions-, Verpackungs- und Lagerungsverfahrenstreng an europäische Hygienevorschriften halten.

Drei zyprische Milchunternehmen, die schon jetzt Halloumiund andere Käsesorten in den europäischen Markt und im Beson-deren nach Deutschland exportieren, bieten eine große Auswahlan Joghurtsorten in moderner und attraktiver Verpackung an.

Christis Dairies Ltd (www.christis.com.cy) bieten ein einzig-artiges Sortiment an traditionellen Fruchtjoghurts (Erdbeer-,Pfirsich-, Heidelbeer-, und WaldfruchtGeschmack), molkefreien,fettarmen und Magerjoghurts, die alle Geschmäcker und Bedürf-nisse befriedigen.

Pittas Dairy Industries Ltd (www.pittas.com) sind auf die Pro-duktion von molkefreiem Joghurt mit normalem Fettgehalt wieauch fettreduziertem spezialisiert. Molkefreier Joghurt soll mehrNährstoffe als normale Joghurtsorten enthalten, da die Molke extra-hiert wird, was zu einem höheren Kalziumgehalt führt.

Petrou Bros Dairy Products Ltd (www.petroubros.com) sindauf eine Auswahl an traditionellen Joghurtsorten aus Kuh-,Schafs- und Ziegenmilch spezialisiert, sowohl in normaler wieauch fettreduzierter Form.

Die zyprischen Molkereien beantworten gerne alle Handelsan-fragen und stellen weitere Informationen über Joghurt, Halloumiund andere Milchprodukte zur Verfügung.

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Joghurt so gut wie Halloumi!

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Von Dietmar Schumann

Pampos Charalampous hat Tränen in den Augen. Er flucht vor sichhin, als er die Schule von Lakatamia verlässt, wo er eben seinenStimmzettel in die Wahlurne geworfen hat.

„Ich habe mit ’Ja‘ gestimmt, habe ’Ja‘ gesagt zur Wiedervereini-gung. Obwohl ich weiß, dass die meisten mit ’Nein‘ stimmen. Und dasSchlimme ist, ich kann alle Neinsager verstehen. Denn die sagen nicht’Nein‘ zur Wiedervereinigung mit dem Türkischen Norden. Die sagen’Nein‘ zum Plan von Kofi Annan. Denn das ist ein schlechter Plan.“

Die Vorahnung trog ihn nicht. Am Morgen nach der Volksabstim-mung titelt Nikosias „Sunday Mail“ in großen Lettern: „Aufwachen inder Realität: 76 Prozent sagen Nein.“

Doch niemand jubelt. Wie Pampos Charalampous, dem 57 Jahrealten Chemielehrer, ist in den Tagen nach dem Referendum vielengriechischen Zyprern zum Heulen zumute. Weil die Regierungen derWelt, die Europäer vor allem, mit Fingern auf sie zeigen: IhrInselgriechen habt die Wiedervereinigung verhindert! Auch in dendeutschen Medien der Grundtenor: Die griechischen Zyprer hätteneine Riesenchance vertan. Sie seien schuld, wenn die Barrieren imgeteilten Zypern jetzt nicht fallen.

Dieses Urteil ist oberflächlich. Genauso wie das Urteil des ent-täuschten EU-Kommissars Günter Verheugen, der meinte, die reichenHotelbesitzer des Südens hätten die Wiedervereinigung verhindert. DasGegenteil ist der Fall: Gerade die stimmten mit ’Ja‘, weil sie aufschnelle Gewinne im Tourismus-unterbelichteten Norden hofften.

Natürlich: Es gibt unter den Griechen Zyperns nach wie vor ultra-nationalistische Kräfte. „Enosis“, die Idee vom Anschluß an Griechen-land, lebt immer noch. Doch das war nicht entscheidend für dieStimmabgabe einer Mehrheit.

Natürlich: Die Priester der griechisch-orthodoxen Kirche undPräsident Tassos Papadopoulos hatten ihre Landsleute aufgerufen

zum „Ohi“ (Nein), zum Plan der Wiedervereinigung, den UNO-Generalsekretär Kofi Annan im schweizerischen Bürgenstock vorgelegthatte. Doch warum? Das zu hinterfragen, darf nicht unterbleiben.Warum stimmten selbst die Linken, die Leute von der kommu-nistischen AKEL, die sich über Jahre zum Vorreiter einer Wiederverei-nigung mit dem türkischen Norden gemacht hatten, plötzlich mit„Nein“? Panayotis Paschalis, Kolumnist bei der angesehenen Zei-tung“ Haravgi“ und das genaue Gegenteil eines Nationalisten, erklärt:„30 Jahre lang stand eine Wiedervereinigung nicht zur Debatte, unddann sollte alles ganz schnell gehen.

Das hat viele Menschen verunsichert. Ebenso der Druck aus denUSA und Großbritannien. Wenn die frühere Kolonialmacht und dieHerren aus Washington uns zu irgendetwas zwingen wollen, erreichensie genau das Gegenteil. Ausschlaggebend aber: Der Annan-Plan wareinfach mangelhaft. Er sah keine ungehinderte Rückkehr dergriechischen Zyprer in ihre Dörfer und Siedlungen im Norden vor, ausdenen sie 1974 von der türkischen Armee, den Invasoren, vertriebenworden waren. Er gewährte der türkischen Armee über viele Jahre dasRecht auf Anwesenheit in Zypern, das ihr nicht zusteht.

Und: Die Kosten für die Wiedervereinigung wurden einseitig demgriechischen Süden aufgebürdet. Die Türken sind auf unserer Inselvölkerrechtswidrig einmarschiert, haben weite Gebiete annektiert unddie Insel geteilt. Eigentlich müsste die Türkei als Verursacher der Tei-lung auch die Kosten einer Wiedervereinigung tragen. Doch Kofi An-nan wollte, dass die Opfer der Teilung am Ende die Überwindung die-ser Teilung allein bezahlen. Wollen Sie sich da wundern, wenn das beiden griechischen Zyprern auf Widerspruch stößt?“

Wir sollten den Zyprern, den Griechen im Süden, Gerechtigkeitwiderfahren lassen. Ihnen zu grollen wäre ungerecht. Halten wir es mitPampos Charalampous. Der Grieche setzt sich nach dem Referendumins Auto und fährt über die Demarkationslinie in den Norden. Ins DorfZodia, in der er geboren wurde, in dem seine Familie Orangen- undZitrusfelder besessen hatte. Er geht zu den türkischen Männern insKaffeehaus. Sie sind Flüchtlinge wie er, stammen aus Paphos im Süden.Sie trinken den süßen und starken Kaffee aus kleinen Tassen, und siereden miteinander. Pampos, der Jasager, verteidigt die Neinsager:

„Ihr dürft uns bitte nicht missverstehen. Das Votum der Griechenist nicht gegen euch Türken gerichtet. Wir wollen mit euch zu-sammenleben in einem Land. Die Insel gehört uns gemeinsam. Ichdenke, wir werden bald wieder eine Chance haben, und die solltenwir, besser vorbereitet als diesmal, nutzen.“Auch wir sollten die griechischen Zyprer nicht missverstehen!

Dietmar Schumann ist ZDF-Nahostkorrespondent und Leiter des Studios Tel Aviv, zuständig für Israel, die Palästinensergebiete und Zypern. Der Artikelwurde in der Diplomatische Depesche, Ausgabe Juli 2004, veröffentlicht.

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Die missverstandenen Zyprer

Eine griechisch-orthodoxe Kirche direkt neben einer Moschee im DorfPeristerona, Symbol für die friedliche Koexistenz zwischen griechischenund türkischen Zyprern.

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K artoffeln sind das bei weitem wichtig-ste Agrarprodukt, das aus Zypern ex-

portiert wird. Es ist nicht bekannt, wanndie Kartoffel ursprünglich in Zypern einge-führt wurde, aber es ist sicher, dass sie aufder Insel im Jahre 1909, als der systemati-sche Import von Saatkartoffeln begann,schon weit verbreitet war. Seitdem hat sichder Kartoffelanbau zum wichtigen Wirt-schaftszweig entwickelt.

In Zypern gibt es zwei Kartoffelerntenpro Jahr. Die Winterernte findet im Novem-ber/Dezember statt und ist vor allem fürdie Bedürfnisse des heimischen Markts be-stimmt. Die Anpflanzung der Frühjahrs-ernte beginnt Ende Oktober, zieht sichdurch den November/Dezember/Januarund endet Anfang Februar. Diese Ernte isthauptsächlich für den Export bestimmtund wird zwischen Anfang März und MitteJuni eingebracht. Circa 90 % der Kartoffelnwerden in der Küstenregion im Südostender Insel produziert, in einer Region, dieunter dem Namen Kokkinochoria bekanntist (kokkino = rot, choria = Dörfer), wegenihrer unverkennbar roten Erde. Alle für denExport bestimmten Kartoffeln werden indieser roten Erde angebaut, ansonsten wer-den sie auf dem heimischen Markt verkauft.

ErnteAlle Kartoffeln werden eingebracht, wennihr Laub noch grün ist. Dabei benutzt maneinfache kleine Erntemaschinen, die dentraditionellen Pflug ersetzt haben. DieKnollen landen in großen Plastikkörbenvon 50 kg oder in Behältern von _ TonneGewicht und werden zu den Abpackbetrie-ben transportiert. Die chemische Behand-lung vor der Ernte entspricht den EU-Vor-

schriften. Für den Export bestimmteKartoffeln werden nach der Ernte oderwährend der Lagerung nicht mit Chemika-lien behandelt.

QualitätskontrolleAlle für den Export bestimmten Kartoffelnwerden vor und während ihrer Verpackungvon den Qualitätsinspektoren des Land-wirtschaftsministeriums überprüft. Die In-spektoren kontrollieren die Kartoffeln nocheinmal kurz bevor sie im Hafen verladenwerden und stellen die notwendigen pflan-zensanitären Inspektionszeugnisse aus.

Während der Verpackung überprüfendie Inspektoren per Zufallsprinzip solcheCharakteristika der Kartoffeln wie Trocken-,Zucker- oder Nitratgehalt. Sie nehmen dar-über hinaus Stichproben, die in den staat-

lichen Laboratorien auf Rückstände getestetwerden. Zypern erkennt die Rückstands-toleranzwerte an, die von der CODEXAlimentarius-Kommission und der EU an-geführt werden. Viele Kartoffelbauern sindjetzt EUREPGAP-zertifizierte Produzenten.

Die Kartoffelfäule ist ein Problem, dasin allen Kartoffel produzierenden Ländernauftritt. Zypern ist allerdings frei von Braun-fäule, Ringfäule und dem Kartoffelkäfer.

ExporteCirca 80 % der Produktion ist für den Ex-port bestimmt. Die hauptsächlichen Märktesind Deutschland und Großbritannien,aber große Mengen werden auch nachBelgien, die Niederlande, Irland, Öster-reich, die Schweiz, Norwegen, Schwedenund Dänemark geliefert. Neue Märkte wer-den in Italien, Griechenland, Kroatien,Tschechien und Spanien entwickelt.

Um die 3.000 Bauern liefern Kartoffelnfür den Export und die gesamte Produk-tion liegt normalerweise bei ca. 200.000Tonnen (170.000 Frühjahrs- und 30.000Winterernte). Um die 40.000 Tonnen wer-den auf dem heimischen Markt verbrauchtund der Rest wird exportiert.

SortenIn Zypern werden verschiedene Kartoffelsor-ten angebaut. In der Hauptsache sind dies:

Normale Tafelkartoffeln (fest kochendeSorte): Die wichtigste Sorte ist Spunta.Andere sind Diamant, Cara (Normalgröße),Liseta, Timate, Superstar und Marabel.Salatkartoffeln: Die wichtigsten Sortensind Nicola und Filea. Andere sind Sie-glinde und Charlotte. Backkartoffeln: Die Hauptvariante ist Caraund etwas weniger wichtig ist Marfona.

Nicola, die gelbfleischige holländischeKartoffel, wird hauptsächlich aus Zypern

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Ernte der Roterde-Kartoffeln

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exportiert. Mit ihr werden ca. 30 % des Ex-ports bestritten (50.000 Tonnen). Diese Sorteist in Europa (Deutschland, Belgien, dieSchweiz, Österreich und andere) und bei

den britischen Supermärkten sehr beliebt.Nicola ist für den allgemeinen Gebrauchbestimmt, aber da sie zu den fest kochen-den Sorten gehört, ist sie auch eine ausge-zeichnete Salatkartoffel.

Spunta war zwischen 1980 und 1990die hauptsächlich exportierte Sorte und ist immer noch ziemlich wichtig. Zusam-men mit ähnlichen Kartoffeln wie Liseta,Superstar, Timate und der neuen, viel-versprechenden Sorte Marabel gehört sie zuden eher fest kochenden Sorten. Diesemachen ungefähr 60 % der Exporte aus(100.000 Tonnen).

Diamant, eine sehr bekannte und viel-seitig einsetzbare Sorte, ist ein Favorit beiden Niederländern. Sie wird in alle europä-ischen Länder exportiert und mitunter auchan britische Supermärkte. Außerdem wirdsie von zyprischen und britischen Chips-herstellern genutzt, da sie einen hohenTrockengehalt aufweist.

Circa 10.000 Tonnen der Backkartof-felsorten Cara und Marfona werden jähr-lich exportiert.

VerpackungZyprische Kartoffeln werden nach örtlichenHandelsbestimmungen verpackt. Für den

britischen Markt werden sie normalerweisein Polypropylenbeutel von jeweils 20 kgGewicht verpackt (gemischte Größen fürden Großmarkt), 25-kg-Polypropylenbeu-tel (kleine, kleine bis mittlere oder großeGrößen für die Supermärkte) oder in Kar-tons von 12,5 kg (kleine Größen).

Für den kontinentaleuropäischen Marktwerden die Kartoffeln üblicherweise in 25-kg-Polypropylenbeutel (kleine bis mittel-große Größen) oder Jumbobeutel (1.000kg)verpackt. Die Jumbobeutel-Verpackungs-größe wird zunehmend genutzt.

TransportFür den Transport von zyprischen Kartof-feln werden die modernsten Ro/Ro- oderKühlcontainerschiffe benutzt, vorzugsweisedie palettierte Variante. Der Hauptverlade-hafen auf Zypern ist Larnaca.

Kartoffeln, die für den kontinentaleuro-päischen Markt bestimmt sind, gelangen

durch den belgischen Hafen Zeebrugge,aber auch andere Häfen wie z.B. Wilhelms-haven in die europäischen Länder. Kühl-lastwagen transportieren eine beachtlicheMenge an Kartoffeln von Zypern aus direktin die Bestimmungsländer.

Kartoffeln für Italien, Kroatien, Öster-reich, die Schweiz wie auch Deutschlandwerden über Ravenna und Triest importiert.

MarketingDurch die Marktöffnung nach ZypernsBeitritt zur Europäischen Union soll dieNachfrage nach den auf den Weltmärktenwegen ihrer unverwechselbaren Qualitätbekannten zyprischen Kartoffeln noch wei-ter wachsen. Händler, die bisher zyprischeKartoffeln über Alleinvertreter beziehenmussten, können jetzt direkt bei denzyprischen Exporteuren bestellen. Es folgteine überarbeitete Liste von Kartoffelexpor-teuren in Zypern.

The Cyprus Potato Marketing BoardP.O.Box 220291516 NicosiaTel : +357 22818022Fax: +357 22675493E-mail: [email protected]

Sedigep (Co-Op) LtdP.O.Box 512773503 LimassolTel : +357 25873900Fax: +357 25713340 E-mail: [email protected]: www.sedigep.com.cy

A. Pilavakis LtdP.O.Box 700344160 LimassolTel : +357 23942906Fax: +357 23942083

Yeomilo LtdP.O.Box 161692086 NicosiaTel : +357 22345676Fax: +357 22345667E-mail: [email protected]

Andreas Agrotis (ASA) Exports LtdP.O.Box 292441623 NicosiaTel : +357 22438971Fax: +357 22348296E-mail: [email protected]

D.P. Cypria LtdP.O.Box 246391302 NicosiaTel : +357 22834500Fax: +357 22833888E-mail: [email protected]

H.T. Courtis LtdP.O.Box 285272080 NicosiaTel : +357 22311237Fax: +357 22497355E-mail: [email protected]

Amalthia Trading LtdP.O.Box 290091620 NicosiaTel : +357 22432161Fax: +357 22349602E-mail: [email protected]

Ausgabe 03/2004

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Die Welt der Weine ist so mannigfaltigwie die Menschen selbst und Zypern

ist dabei keine Ausnahme. Die traditions-reiche zyprische Industrie ist schon seitlanger Zeit Anbieter großer Mengen an

vinifizierten und destillierten Produktenfür so weit voneinander entfernt liegendeLänder wie die USA und Japan.

So wie sich die Moden geändert haben,so hat Zypern seine Industrie angepasst.Die Insel ist auf viele Weisen ungewöhn-lich. Auf aus den USA stammenden Reb-stöcken wurde die Reblaus nach Europaeingeschleppt, durch die die Weinan-baugebiete in den 1860er und 1870erJahren stark dezimiert wurden. Sie ist aller-dings nie bis nach Zypern gekommen – alseinzigem Ort in Europa. Daher könnenviele der heimischen Weine seit 100 odersogar 150 Jahren ungestört auf ihren eige-nen Wurzelstöcken wachsen. Alt ist auchdie Mehrzahl der Weinsorten. Der schwarze,nur auf Zypern vorkommende „Mavro“macht den Großteil der Rotweine aus,während die einprägsamen, mit höheremSäuregehalt versehenen Sorten wie derMaratheftiko und Ofthalmo wiederentdecktund gefördert wurden und die Produktioninteressanter und verbesserter Rotweine

unterstützt haben. Die Xynisteri mit ihremfrischen, leichten und gefälligen Geschmackist die wichtigste Weintraube und die Mehr-zahl der Weißweine besteht hauptsächlichaus ihr.

Cuvées aus regionalen undausländischen Sorten„Ausländische“ Sorten wie der CabernetSauvignon, Grenache, Carignan Noir,Mataro, Chardonnay und selbst der Semillonsind in den letzten 20 Jahren erfolgreicheingeführt worden und werden für Mavro-oder Xynisteri-Cuvées benutzt, wie auch zurProduktion kleiner Mengen von autoch-thonen Weinen. Einige davon zeigen klarihre Herkunft, aber im Prinzip hat manden Geschmack von Zypern beim Genusseines zyprischen Weines im Glas.

Ein Problem Zyperns bestand lange Zeitdarin, dass die Wein produzierendenFirmen weit entfernt von den Weinanbau-gebieten lagen. Außer einem Maßnahme-paket zur Beschleunigung dieses Prozesses,produzieren die großen Kellereien (KEO,ETKO, SODAP und LOEL) ihre Premium-weine in der Nähe der Reben. ETKO hateine Produktionsstätte mit einer Kapazitätvon einer Million Flaschen pro Jahr in denWeinbergen von Omodhos gebaut. KEO hat

die mit ähnlichen Möglichkeiten aus-gestattete Laona-Kellerei in Arsos gekauftund Millionen von Pfund in die Neuent-wicklung und -ausstattung der Kellereienvon Pera Pedi und Mallia gesteckt, wodarüber hinaus mehrere Hundert Hektaran Weinbergen von ihr gerodet und neubepflanzt wurden.

Eine große Hilfe für die Weinbauern wieauch die Weinproduzenten ist das 1971gegründete „Wines Institute of Limassol“.Es besitzt ein voll ausgestattetes Labor undwird von hoch qualifiziertem Personalgeführt, das neben vielen beratenden undpraktischen Tätigkeiten auch kleine Wein-mengen aus praktisch allen Regionen undjeder auf Zypern wachsender Rebe herstellt.Daraus ergibt sich, welche Sorten guteAlltags- und potentiell große Weine seinkönnen. Das „Wines Institute“ übernimmtdarüber hinaus im ganzen Land experi-mentelle Weinpflanzungen. Heutzutagegibt es eine Auswahl an vielen guten undsehr guten Weinen. Zypern erwartet nunseinen ersten international anerkanntenWeinmacher – und viele sind überzeugtdavon, dass es bis dahin nicht mehr langedauern wird.

Regionale WeingüterAls Maßnahme zur Schaffung ländlicherIndustrien und Touristenzielen abseits derKüste, ermöglichte die zyprische RegierungAnfang der 80er Jahre kleinen Unter-nehmen, sich um Lizenzen für Kellereienmit einer Kapazität zwischen 50.000 und300.000 Flaschen pro Jahr in den Berg-dörfern zu bewerben. Es gibt jetzt ca. 20regionale Kellereien, die sehr unterschied-liche und charaktervolle Weine produzieren.Die erste davon war das Chrysorioyiatissa-Kloster im Bezirk Paphos, dessen Monte-Roya-Kellerei mit deutscher Technologieund Ausstattung errichtet wurde, und einWeinsortiment von hoher Qualität herstellt.

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In den späten 80er und frühen 90erJahren gab es einen Ansturm kleiner Kelle-reien. In Ayios Amvrosios, Kilani, Platres,Monagri, Arsos und anderen Orten imBezirk Limassol, und in Kathikas undVouni-Panayia nahe Paphos.

Das Ergebnis dieser Entwicklung ist dieNeuankunft von mehr als 100 Rot-, Weiß-,und Roséweinen auf dem heimischenMarkt. In sehr kurzer Zeit haben diese un-erschrockenen jungen Weinproduzentenangefangen, in bemerkenswerter Weisegute Weine zu produzieren, die jedes Jahrnoch besser werden und eindeutig eigeneStile aufweisen.

Während dieser aufregenden Entwick-lung waren die „Big Four“ ebenso aktiv. Siehaben neue Weinanbaugebiete erschlossenoder gekauft. Sie haben Hunderttausendeneuer Reben berühmter internationalerSorten gepflanzt und die alten zyprischenSorten wiederentdeckt. Sie haben neueoder wieder in Stand gesetzte Weinkelle-reien in den Bergen gebaut, wie auchmutige Versuche unternommen, die Zeitzwischen Lese und derTraubenpressung inLimassol zu verkürzen.Ihre Laboratorien forschennach neuen Produktions-techniken und ihre Oeno-logen haben neue Artenund Marken einge-führt.Millio-nensinddafürausge-gebenworden.

All das ist gut für denKonsumenten.

Es gibt heute eine große Auswahl zu gu-ten Preisen. Dafür sorgt der Wettbewerbzwischen den „großen Jungs“ und denkleineren Produzenten vor Ort. Die zypri-sche Weinindustrie befindet sich imKampf, aber innerhalb der Branche sind

sich alle sicher, dass die Insel letzten Endesden Platz auf der internationalen Wein-landkarte einnehmen wird, den sie ver-dient. Zyprische Weine knüpfen schließlichan eine grandiose, 5.000 Jahre umspan-nende Tradition des Genusses an!

CommandariaZypern ist auch für seinen Wein Comman-daria berühmt, der der Legende nach vonKönig Philipp August von Frankreich als„Apostel der Weine“ bezeichnet wurde.Commandaria hat die weltweit längsteTradition aller Weine, was seine Herstel-lungsweise und Ursprungsbezeichnungangeht. Er hat sich seine traditionellenHaupt-Charakteristika streng bewahrt: seinAnbaugebiet und die Produktionsmethode.

In der Gegend von Commandaria wer-den die für Zypern idealen traditionellen„Mavro“- und „Xynisteri“-Sorten genutzt,die an Wassermangel und Trockenheits-stress gewöhnt sind, und nutzbringend aufdünnen Bodenschichten und Grenzertrags-böden eingesetzt werden. Das Überlebendieser lokalen Sorten im Gegensatz zu

vielen anderen, die verloren gegangensind, beweist ihre Eignung für den Bodenund das Klima in Zypern.

Der Traubensaft wird mit traditionellenPressen entzogen und gärt langsam inirdenen Krügen. Nach der 2 – 3 Monate

dauernden Gärung wird der Wein dekan-tiert und steht für die Prüfung durch das Komitee der Weinexperten und derVertragsweinkellereien bereit.

Obwohl die Mindestalterung des Com-mandaria zwei Jahre beträgt, wird derWein erst nach langer Reifung und demsorgfältigen Cuvieren durch das tradi-tionelle, unter dem Begriff „Mutter“bekannte System in Flaschen abgefüllt.Das Prinzip dieser Methode beruht darauf,ausgewählte alte Bestände mit jungenaufzufüllen. Das von den Ureinwohnernder Insel eingeführte „Mutter“-Systemgarantiert eine immer gleich bleibendehohe Qualität.

Commandaria ist genauso sehr ein Teilder Gegenwart wie der vergangenen Jahr-tausende. Reich an Aroma und fein imGeschmack ist er ein Wein für alle Gelegen-heiten. Er bietet heilende und Leben spen-dende Stärkung. Commandaria kann derWein sein, den der große Philosoph Platoals das kostbarste Getränk beschrieben hat,das die Götter den Menschen jemals ge-schenkt haben.

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Von Yiannis K. Loizides

Z ypern ist ein erstklassiger Ort für dieweltweiten Geschäftstätigkeiten multi-

nationaler Gesellschaften, insbesonderedurch die Verwendung zyprischer Holding-gesellschaften. Diese Gesellschaftsstrukturbeinhaltet die Eigentümerstellung einerausländischen Tochtergesellschaft seitenseiner in Zypern ansässigen Holdinggesell-schaft, die wiederum im Eigentum einer

Muttergesellschaft steht. Die zyprische Hol-dinggesellschaft gilt aus folgenden Grün-den als ein Hauptmittel der internationa-len Steuerplanung:

1. Eingehende Dividenden, die von derTochtergesellschaft an die zyprische Holding-gesellschaft ausgeschüttet werden, unter-liegen im Sitzstaat der Tochtergesellschafteiner geringen oder keiner Quellensteuer.Dies ist auf die sehr vorteilhaften Doppel-besteuerungsabkommen (DBA) zurückzu-führen, die Zypern mit vielen Ländernweltweit abgeschlossen hat. Die Auswir-kung dieser DBA ist eine Verringerung derQuellensteuern auf ausgeschüttete Dividen-den oder eine vollständige Befreiung vonQuellensteuern. Zypern hat 34 DBA unter-

zeichnet die mehr als 40 Länder abdecken.Die Abkommen bestehen flächendeckendmit Ländern aus den Amerikas bis hin zuMittel- und Osteuropa sowie Asien.

Darüber hinaus gelten in dem EU-Mitgliedsland Zypern die Regelungen dereuropäischen Mutter-Tochter Richtlinie.Diese wirken sich dahingehend aus, dass für den Fall der Kontrolle von wenig-stens 25 % des Gesellschaftskapitals einerEU-Tochtergesellschaft durch eine zypri-

sche Holdinggesellschaft für wenigstens24 Monate die von der EU-Tochterge-sellschaft an die zyprische Holdinggesell-schaft ausgeschütteten Dividenden in demanderen EU-Staat quellensteuerfrei sind.Soweit die Vorschriften der Richtlinie keineAnwendung finden (oder soweit Vorschrif-ten zur Umgehungsverhinderung existie-ren), können zyprische Holdinggesell-schaften auf ein weites Netzwerk vonDoppelbesteuerungsabkommen zurück-greifen.

2. Soweit die zyprische HoldinggesellschaftDividendeneinkommen von der Tochter-gesellschaft erhält, unterliegt diesesEinkommen der zyprischen Körperschafts-steuer, wenn die zyprische Holdingge-

sellschaft wenigstens 1 % des Gesellschafts-kapitals der Tochtergesellschaft hält.

3. Soweit die zyprische HoldinggesellschaftGewinne durch den Verkauf von Anteilenan der Tochtergesellschaft oder den Ver-kauf sonstiger Anteile einnimmt, sind diesevon der zyprischen Körperschaftssteuerbefreit. Dies fördert auch die Ansiedlungvon gemeinsamen Anlageplänen („collec-tive investment schemes“) in Zypern.

4. Soweit die zyprische Holdinggesellschaftihrerseits an die eigentliche nichtansässigeMuttergesellschaft Dividenden ausschüttet,sind solche von jeglicher Quellensteuer be-freit, unabhängig vom Bestehen eines DBAoder der Anwendbarkeit der europäischenMutter-Tochter Richtlinie.Im Unterschied zu Zypern befreien oderreduzieren andere holdingfreundlicheRechtsordnungen die Quellensteuer aufausgeschüttete Dividenden nur, wenn einDBA zwischen dem Holdinggesellschafts-staat und dem Sitzstaat der eigentlichenMuttergesellschaft besteht oder Holding-und Muttergesellschaft beide in der EUansässig sind.

5. Die Gewinne aller zyprischen Kapital-gesellschaft werden mit einem Steuersatzvon 10 % besteuert, einem der niedrigstenKörperschaftssteuersätze in der EU.

6. Die zyprischen Gesetze sind europa-rechtskonform, entsprechen den EU Ver-haltensregeln für Unternehmen und wen-den OECD Standardregelungen an.

7. In der EU errichtete Kapitalgesellschaf-ten haben automatisch das Recht und denVorzug der Niederlassungsfreiheit in derEU. Im Centron-Fall (1999) hat der Euro-päische Gerichtshof das Prinzip abgeseg-net, dass eine innerhalb der Gemeinschaft

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DIE STEUERLICHEN VORTEILE DER ERRICHTUNGEINER HOLDINGGESELLSCHAFT IN ZYPERN

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errichtete Gesellschaft das Recht hat, sichüberall sonst in der EU niederzulassen undauch alle ihre Geschäfte außerhalb ihresUrsprungslandes durchführen kann. Das

bedeutet, dass jede EU-Kapitalgesellschaftoder sonstige Körperschaft ohne jeglicheBeschränkungen eine Holdinggesellschaftin Zypern errichten kann.

8. Das zyprische Recht steht mit denwesentlichen EU-Richtlinien in Einklang,so dass Unternehmens-Reorganisationen,Fusionen, Unternehmenskäufe und Be-triebszusammenlegungen ohne Beeinträch-tigungen durchgeführt werden können.

9. Es gibt keine zeitliche Beschränkung fürden Verlustvortrag und das Aufrechnengegen zukünftige steuerbare Gewinne, d.h.eine Gesellschaft, die in den ersten Jahrenihres Bestehens Verluste erleidet, kanndiese vortragen und gegen die Gewinneaufrechnen, die in zukünftigen Jahrenentstehen.

10. Es gibt Gruppenerleichterungen für dieNutzung von Steuerverlusten. Aus diesemGrund kann eine diversifizierte Gruppe von

Gesellschaften, die einer zyprischen Hol-dinggesellschaft gehört, die steuerbarenGewinne der erfolgreichen Tochtergesell-schaften gegen die Verluste der verlust-

trächtigen Gesellschaften aufrechnen undmithin zu einem gemeinsam zu versteu-ernden Gewinn zusammenziehen.

11. Die Kapitalerfordernisse für dieErrichtung einer zyprischen Holding-gesellschaft sowie Geschäftsführungs- undVerwaltungskosten halten sich in einemvernünftigen Rahmen. Unternehmens-nahe Dienstleistungen sind im EU Vergleichmit am günstigsten; gleichzeitig entspre-chen die von zyprischen Dienstleisternangebotenen Dienste höchsten Qualitäts-anforderungen.

FazitMultinationale Gesellschaften und inter-nationale Unternehmen die an grenzüber-schreitenden Investitionsgeschäften betei-

ligt sind, können den Investitionsertragerheblich steigern, wenn sie bei ihrer inter-nationalen Steuerplanung die zyprischeHoldinggesellschaft mit berücksichtigen.Zypern ermutigt ausländische Investitio-nen und macht es sich zur Aufgabe, sowohlfür Offshore-Gesellschaften als auch fürsolche, die eine operationelle Basis ineinem kostengünstigen Niedrigsteuerlandsuchen, bestmögliche Bedingungen zuschaffen. Die strategische Lage der Insel,seine modernen und effizienten unterneh-mensnahen Dienstleister und Banken, dieInfrastruktur und das Umfeld für Unter-nehmen zusammen mit den Steueranrei-zen und Zugeständnissen für ausländischeInvestoren sind die wichtigsten Faktoren,die internationale Gesellschaften nachZypern bringen, um in und durch Zypernzu operieren und die Zypern zu einemrenommierten internationalen Geschäfts-zentrum werden ließen.

Yiannis K. Loizides ist Rechtsberater bei BKR Damianou + Partners Ltd

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Russland **

5%keinekeine

China **

10%10%10%

Bulgarien **

5% 7%10%

TschechischeRepublik *Slowakei *

10%10% 5%

Ungarn *

5% 10%keine

Jugoslawien **Kroatien **

Slowenien **

10%10%10%

Polen *

10%10% 5%

Rumänien **

10%10% 5%

Indien

10%10%15%

DividendenZinsenLizenzgebühren

0% Quellensteuer auf Dividendenan die Muttergesellschaft

0% Körperschaftssteuer aufempfangenen Dividenden

100%

Letztendliche amerikanische, europäische oder andere gesellschaftlicheEigentümerstellung oder internationaler Trust oder natürliche Person.

Zyprische internationale Holdinggesellschaft

(wenigstens 1% Anteil an der Tochtergesellschaft)

* Dividenden, die von einer EU-Tochtergesellschaft an die zyprische Holdinggesellschaft ausgeschüttet werden, bleiben quellensteuerfrei, wenn diezyprische Holding wenigstens 25% der EU-Tochtergesellschaft für wenigstens 2 Jahre kontrolliert.

** Diese Quellensteuersätze auf Dividenden, Zinsen und Lizenzgebühren sind in den jeweiligen DBA mit Zypern enthalten. Dividendeneinnahmender zyprischen Holdinggesellschaft von der Tochtergesellschaft unterliegen keiner Körperschaftssteuer in Zypern, wenn die zyprische Holdinggesellschaftwenigstens 1% des Gesellschaftskapitals der Tochtergesellschaft hält.

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Der zyprische Mufflon ist das größte, auf der Insel lebendewilde Säugetier und das Schmuckstück und der Stolz der

zyprischen Wälder. Seine Spezies ist einzigartig auf der Welt.

Archäologische und zoologische Befunde haben ergeben, dass derMufflon während der Jungsteinzeit vor 8.000 Jahren nach Zypernkam. Es scheint, dass die ersten Einwohner der Insel unter-schiedliche Arten wie Rotwild, Wildschwein und Wildziege auf dieInsel brachten. Einige der letztgenannten Tiere entkamen undbauten ihre eigene Population in den zu dieser Zeit unzugäng-lichen Wäldern von Troodos und Paphos auf. Die anderen Artenstarben bedingt durch Jagd und Waldrodung aus. Der Mufflonüberlebte und wurde zu einer heimischen Art. Heutzutage„fliegt“ er als Symbol auf den Flugzeugen der nationalen Flug-linie Cyprus Airways um die Welt.

Die Mufflons schmücken den wunderschönen, auf einer Höhevon 1.300 m ü. d. M. gelegenen Bergwald von Paphos im Westender Insel. Während der heißen Sommermonate halten sie sichzumeist auf den bewaldeten Gebirgskämmen und Gipfeln auf, wosie den Schatten der Pinien und Zedern ausnützen und den küh-lenden Effekt der Bergbrise genießen können. Falls es im Winterzu heftig schneit, werden sie in tiefere Höhenlagen getrieben. Sieverlassen kaum den Schutz der Wälder.

Geschützte ArtenDer Mufflon ist eine Wildschafart. Er vereinbart in sich dieSchönheit eines Hirschs mit der Flinkheit einer Ziege. Das männ-liche Tier hat große, sichelförmige Hörner in Form einer Spirale(die beim ausgewachsenen Tier 55-60 cm groß werden) undwiegt um die 35 kg. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männ-chen (es wiegt ca. 25 kg) und hat keine Hörner. Das Fell ist hell-braun, mit einer hellen Unterseite und einem fast schwarzen

Streifen, der sich über den Kopf, den Rücken und den kurzenSchwanz zieht, womit der Mufflon sich perfekt den Farben desWaldes anpasst. Die Brunftzeit ist im November. Das Männchenpaart sich mit einer variablen Anzahl von weiblichen Partnern,deren Zahl von 2-3 bis zu 11 reicht.

Der zyprische Mufflon untersteht dem strengen Artenschutzund sein Bestand hat sich seit seinem fast vollständigen Aus-sterben zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf die heutige Zahl vonca. 2.000 Exemplaren wieder erholt. Die britische Kolonialregierungverbot die Jagd auf den Mufflon und erklärte den gesamtenStaatsforst von Paphos zum Jagdschutzgebiet. 1945 wurde be-schlossen, ein Schutzgehege neben der regionalen Hauptforststa-tion von „Stavros tis Psokas“ zu bauen, damit die Mufflons über-leben und sich in Sicherheit fortpflanzen konnten. Um für dieSicherheit der Tiere garantieren zu können, wurde ein weiteresSchutzgehege in der Region Platania nahe Troodos gebaut. ImSchutz ihrer Gehege, nahe beieinander, haben die Mufflons einencharakteristischen Blick, während sie absolut bewegungslosverharren – wie in der Wildnis, wo sie dann plötzlich mit hoherGeschwindigkeit davonlaufen. Daher sind sie bekanntlich schwer

zu photographieren, selbst innerhalb ihrer Gehege. Beide Forst-stationen sind für Besucher leicht zugänglich, so dass sie diestolzen und eleganten zyprischen Mufflons bestaunen können.

Der Mufflon, Stolz der zyprischen Wälder

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Mufflons im Freigehege der Forststation „Stavros tis Psokas“.

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Im Jahre 326 n. Chr. beauftragte Konstan-tin, Kaiser von Byzanz, seine Mutter He-

lena, das Grab und das Kreuz Christi zu fin-

den. Auf Ihrer Rückreise aus Jerusalem, wosie das Heilige Kreuz und die Kreuze der zweiRäuber gefunden hatte, machte Helena inZypern Halt. Der kirchlichen Überlieferungnach verschwand das Kreuz des guten Räu-bers auf mysteriöse Weise, während sie sichin der Vasilopotamos-Region befand. Wiedurch ein Wunder fand man aber das Kreuzauf dem Gipfel des Berges Stavrovouni, woHelena eine Kirche errichtete, die Kirche desKreuzes Christi, in der sie das Kreuz des gu-ten Räubers und ein Stück vom KreuzeChristi hinterlegte.

Berichte von Besuchern aus demMittelalterUnter den aus früheren Zeiten erhaltenenReiseberichten ist der erste von Wilbrandi deOldenburg aus dem Jahr 1211, in dem er dieExistenz eines kleinen Klosters mit einer klei-nen Kirche erwähnt, in der sich das Kreuz desguten Räubers befand.

Jacobus de Verona (1335) spricht eben-falls von einem „riesigen Berg“, der vomMeer aus zu sehen ist, und vom berühmtenKloster der schwarzen Mönche des KreuzesChristi mit einer Kirche. Er erwähnt außer-dem das Kreuz des Räubers, das zwischenzwei Felsen schwebt. Es wird vermutet, dassdie besagten schwarzen Mönche Benedikti-ner waren, die schwarze Kutten trugen, wieauch der Gründer des westlichen Mönchs-tums, der Heilige Benedikt.

Ludolph von Suchen (1350) schreibt,dass das schöne Kloster auf dem Berg, dassehr viel dem Berg Thabor ähnelt, damalsdem Benediktinerorden gehörte. Er erwähnt,dass das Kloster von der Heiligen Helena er-baut und ausgestattet worden war, was be-deutet, dass die Überlieferung über die Grün-dung des Klosters auch damals lebendig war,als er sie hörte. Er schreibt weiter, dass alleSeereisende an der Stelle, von der aus derBerg zu sehen ist, das Kreuz Christi mitFrömmigkeit grüßen.

Nicolai di Martoni (1394) gibt uns dieinteressante Auskunft, dass das im Klostervorhandene Kreuz des Räubers auch unter

dem Namen „Das Kreuz Zyperns“ bekanntwar. Die Kirche des Klosters, schreibt er, istklein aber gepflegt, und rechts an ihrer Seitegibt es eine kleine Kapelle, in der sich das

Kreuz Christi befindet, das ohne jeglichenHalt schwebt, was ein großes Wunder zu seinscheint.

Das berühmte Kreuz des gutenRäubersHeute existiert das Kreuz des Räubers imStavrovouni-Kloster nicht mehr. Der Hollän-der Cornelis van Bruyn, der Zypern 1683besuchte, spricht nicht von einem großen,sondern einem kleinen Kreuz aus heiligemHolz in einem kleinen silbernen und vergol-deten Etui, das am 14. September geöffnetwird, dem Feiertag des Klosters (Feiertag derHebung des Heiligen Kreuzes).

Alle späteren Besucher sprechen ebenfallsvon einem Stück des heiligen Holzes, abernicht vom großen Kreuz des guten Räubers,das spurlos verschwand (höchstwahrschein-lich geraubt von osmanischen Eroberern im Jahre 1570/71). Wahrscheinlich wurdediese Kostbarkeit zerstört, nachdem das Silberund Gold, mit denen das Kreuz bedeckt war,von den Räubern entfernt worden war. In sei-ner jüngeren Geschichte erlebte das Klosternach 1889 seine größten Höhepunkte. Es gab

sogar Zeiten, als im Kloster 45 Mönche und25 Laienbrüder lebten. Unter anderem wurdeund wird dort immer noch die Kunst derbyzantinischen Heiligenmalerei ausgeübt.

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Die Heilige Helena und das Kreuz ChristiZYPERN – WO SICH DER MYTHOS MIT DER GESCHICHTE VEREINT

Byzantinische Darstellung der Heiligen Helena.

Blick auf das Stavrovouni-Kloster.

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Falls Sie sich darin üben wollen, ein voll-endeter Tourist zu werden, ist Zypern dafürein ideales Klassenzimmer. Die Insel istklein, mit etwas weniger als 9.300 km2,einer maximalen Länge von 240 km undeiner maximalen Breite von 100 km. EinMietwagen bietet sich somit zu ihrerErkundung an.

Sie können innerhalb einer Woche vielvon Zypern sehen – eine äußerst reizvolleIdee könnte ein Aufenthalt auf der Insel inKombination mit einer Seereise nach

Israel, Ägypten oder dem Libanon sein.Zwei Wochen auf Zypern reichen schonaus, um von der Seele der Insel durchdrun-gen zu werden.

Zypern besitzt einen wahren Schatz anfaszinierenden archäologischen Ausgra-bungen. Durch die vielen unterschied-lichen Kulturen, die über die Insel ge-herrscht haben, offenbart sie Schicht fürSchicht Einsichten in frühere Zivilisatio-nen. Zypern bietet im Allgemeinen nicht zu

stark frequentierte Möglichkeiten, ausMenschensicht in die Vergangenheit zuschauen und sich das Leben zu einer ande-ren Zeit vorzustellen.

In der im Südwesten der Insel gelege-nen Stadt Paphos gibt es so viele archäolo-gische Funde, dass die gesamte Stadt aufder UNESCO-Liste des Welterbes steht. Leb-hafte Farben in aufwändigen Mosaikenaus dem 5. und 6. Jh. schlummerten unge-stört unter dem Inselsand verborgen durchdie Jahrhunderte, und sind dadurch wun-

derbar erhalten worden. Die meisten davonkann man in den Überresten einer großenVilla finden, die vor langer Zeit von einerreichen Familie erbaut wurde, und um de-ren Erhaltung und Pflege sich das zypri-sche Ministerium für Altertümer kümmert.

Das Wasser der ewigen JugendNordwestlich von Paphos liegt die reicheund abwechslungsvolle Halbinsel Akamas,Heimat von Naturwanderwegen und ar-

chäologischen Ausgrabungen. Die Halbin-sel ist nach dem Sohn des Theseus be-nannt, der nach dem Ende des Trojani-schen Kriegs nach Zypern kam. 3.000 Jahregriechischer Geschichte und Mythologiesind in die natürliche Schönheit der Ge-gend verwoben. Auf keinen Fall sollte mandie Bäder der Aphrodite verpassen, einemTeich, der aus einer natürlichen Quelle ge-speist wird, und an dem der Legende nachAdonis zum ersten Mal Aphrodite beim Badim kristallklaren Wasser erblickte. Wennman von der Quelle trinkt, die von einemFeigenbaum überschattet wird, soll mansich jünger und liebevoller fühlen. Die Na-turwanderwege der Region profitieren vonihrer Lage am Kreuzpunkt dreier Konti-nente mit unterschiedlicher Flora: Europa,Asien und Afrika.

Auf einem Hügel über dem Meer west-lich von Limassol liegen die Ruinen vonKourion, einem zu seiner Zeit wichtigenStadtkönigreich. Das restaurierte grie-chisch-römische Amphitheater stammt ausdem 2. Jh. v. Chr. und bietet mit seiner Lagedirekt am östlichen Mittelmeer eine groß-artige Kulisse für den Besuch eines Thea-terstücks oder Konzerts. Auf der Steilküstekann man antike Wohnhäuser besichti-gen, darunter das Haus der Gladiatorenmit seinem wunderschönen Mosaikfußbo-den. Die nahe gelegene Zuflucht Apollosdiente für mehr als tausend Jahre als reli-giöse Kultstätte – vom 8. Jh. v. Chr. bis zum4. Jh. n. Chr. Wenn man von der hohenSteilküste zum Meer herabsteigt, kannman einer Einladung zu einem Bad imMittelmeer nicht widerstehen. Die jäh ausdem Wasser emporragenden hohen Klip-pen sind durch den Wellengang unterhöhltworden.

Auf in die BergeWenn der fast wolkenlose Sommerhimmelseinen Charme einbüßt und die Hitze in

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Ein lebendiges Mosaik aus Kultur, Küche

und unentdeckten Reichtümern

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der Küstenebene eher drückend als ange-nehm empfunden wird, wird es Zeit das zutun, was die Zyprer routinemäßig machen:in die Berge fahren. Die an ihrem höchstenPunkt 2.000 m hohen und mit duftendenZedern- und Pinienwäldern bedecktenTroodos-Berge sind die Heimat von grie-chisch-orthodoxen Klöstern, byzantini-schen Kirchenschmuckstücken und klei-nen Dörfern, jedes davon mit einerSpezialität im Angebot; ob ein gefeierterWein im einen, Töpferkunst in einem an-deren, oder die besten Kirschen der Regionin einem dritten Ort.

Das Stavrovouni-Kloster ist etwas ganzBesonderes. Es liegt auf einem abgeschie-denen steilen Hügel unweit der Straße vonLimassol nach Nicosia und gilt als älteste,

noch aktive religiöse Gemeinschaft auf Zy-pern. Der Legende nach wurde das Klostervon St. Helena gegründet, der Mutter des

römischen Kaisers Konstantin. Um die 20Mönche leben in Stavrovouni, im Wechselentweder auf der hoch gelegenen Mönchs-zitadelle oder an einem Ort im Tal. Sie hal-ten sich an ein strenges Regiment aus Ge-bet, Arbeit und Schlaf. Das Kloster hateingeschränkte Öffnungszeiten für Besu-cher. Männliche Besucher müssen langeHosen tragen und Frauen dürfen nichtweiter als bis zu einer kleinen Kapelle aufdem Parkplatz in das Kloster hineingehen.

In einem kleinen Studio am Fuß desKlosters findet man ein lebendiges Kultur-gut Zyperns – den Ikonenmaler Vater Kal-linikos. Dieser entzückende und begabteMann, der mittlerweile über siebzig Jahrealt ist, ist als wichtigster Ikonenmaler derorthodoxen Welt anerkannt.

Gastronomische FreudenDie Grundlage eines zyprischen Essens, obzu Hause oder im Restaurant, besteht auseiner Auswahl an kleinen Speisen, die manmeze nennt. In der Tat muss man in eini-gen Restaurants nur eine Auswahl zwi-schen Fisch und Fleisch treffen und schonwird ein mehrgängiges Festmenü aufge-tischt, ohne dass man eine weitere Wahltreffen müsste. Typische meze sind tarama-salata, ein Fischrogendip; Oliven; Hal-loumi-Käse, der oft gegrillt serviert wird;koupepia, die zyprische Version von gefüll-ten Weinblättern; der aus Salatgurken undJoghurt bestehende tzatziki; stifado, einsaftiger Eintopf aus Rindfleisch und Zwie-

beln; Fisch, Shrimps, Tintenfisch oderfrische, über dem Holzfeuer gegrillte Mee-resfrüchte; kleftiko, Fleisch, das traditio-nellerweise in einem abgedeckten Boden-loch gegart wird; sheftalia, gewürztesSchweinehackfleisch, das in länglicheFleischklöße geformt wird, und dann miteinem Schweinebauchnetz umwickelt ge-grillt wird; gemischte oder aus nur einerFleischsorte bestehende gegrillte Lamm-,Schweine- oder Hühnerkebabs. Als Beilagewird ein Salat aus Tomaten, Zwiebeln,Salatgurken, Paprika, Kohl oder grünemSalat mit einem kräftigen Dressing ausZitronensaft und dem fruchtigen Olivenölder Insel gereicht – oder man genießt daswundervolle Mahl mit nichts als einerScheibe frisch gebackenem Brot alsBeilage.

Zypern. 9.000 Jahre Geschichte habenein entschlossenes und geselliges Volk ge-prägt. Heimat von Zenon, des Gründers ei-ner der wichtigsten Schulen der stoischenPhilosophie; angeblicher Ort der Heiratzwischen Richard Löwenherz und Beren-garia von Navarra; Besitz der Römer, Grie-chen, Venezier und Byzantiner; unter briti-scher Oberhoheit, und ein lebendigeslebendes Tribut an die Leidenschaft descharismatischen Erzbischofs Makarios –Zypern besteht weiter, die ganze Insel einMuseum der Zeitläufte menschlicher Ge-schichte.

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