Akademisierung – Fahrstuhleffekt nach oben für alle
Dr. Jörg Dräger
Kletterwand?
Wo ist oben?
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Akademisierung – Fahrstuhleffekt nach oben für alle
20. Oktober 2015
Ein Vortrag ist kein Krimi: Die zwei Kernergebnisse vorab
1Die Debatte über den „Akademisierungswahn“ ist irrelevant,
denn der Trend zur Akademisierung ist nicht zu stoppen.
Da wir die Menschen nicht ändern (wollen), sollten wir die Systeme
anpassen.
2Das „Entweder-Oder“ von akademischer vs. beruflicher Bildung
bringt uns nicht weiter.
Die Zukunft ist ein „Sowohl-Als-Auch“.
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Akademisierung – Fahrstuhleffekt nach oben für alle
20. Oktober 2015
Ausgangslage Szenarienstudie:
Der Trend zur Akademisierung ist unumkehrbar
Entwicklung der Anfänger in dualer Ausbildung und Studium
neue duale
Auszubildende
neue
Studienanfänger
2013 erstmals mehr
Studienanfänger als
Anfänger in der dualen
Ausbildung
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20. Oktober 2015
Ausgangslage Szenarienstudie:
Der Trend zur Akademisierung ist unumkehrbar
Entwicklung der Anfänger in dualer Ausbildung und Studium
neue duale
Auszubildende
neue
Studienanfänger
neue
Auszubildende
neue
Studienanfänger
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20. Oktober 2015
Ausgangslage Szenarienstudie:
Der Trend zur Akademisierung ist unumkehrbar
Entwicklung der Anfänger in dualer Ausbildung und Studium
neue duale
Auszubildende
neue
Studienanfänger
neue
Auszubildende
neue
Studienanfänger
Gleich welches Szenario:
2030 gibt es noch immer
mehr Studierende als dual
Auszubildende (allerdings ohne aktuelle
Flüchtlingszuwanderung)
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Drei unterliegende Treiber: Demographischer Wandel,
Bildungsaspirationen und ausländische Studierende
Weniger 18-jährige
2005: 1.008.486
2030: 0723.000
Über 11% der
Studierenden kommen
aus dem Ausland
Verzehnfachung der
Studienberechtigten
seit 1960 auf >50%
Quellen: CHE 2014; Wegweiser-Kommune.de, BSt 2015
0
50000
100000
150000
200000
250000
300000
1997 2013
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20. Oktober 2015
Nur Prestige? Akademisierung ist (noch) aus indivi-
dueller und volkswirtschaftlicher Perspektive sinnvoll
Niedrigere Arbeitslosigkeit Durchschnittlich höhere Lebenseinkommen
Arbeitslosenquote bei Akademikern auf Vollbeschäftigungsniveau;
Quelle: CHE 2014
Durchschnittliche Lebensverdienste nach höchstem Bildungs-
abschluss; Quelle: Schmillen / Stüber 2014
ohne abgeschlossene
Berufsausbildung
gesamt
mit beruflicher
Ausbildung/Fachschule
mit Hochschulabschluss
Für das Individuum: Höheres Lebenseinkommen, höhere Beschäftigungssicherheit
Für den Staat: Niedrigere Transferzahlungen, höhere Steuereinnahmen
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Herausforderung: Was können wir tun, wenn
Akademisierung sich nicht aufhalten lässt?
Anpassung des Systems
Individuelle Förderung
auch an der Hochschule
Mehr (horizontale)
Durchlässigkeit
Integrierte Praxisphasen
im Studium
Für lebenslanges Lernen
mehr schulische
Orientierung
Studium wird zum
Normallfall
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Mit der Masse kommt die Vielfalt auch in die Hochschule:
Den „typischen Studenten“ gibt‘s nicht mehr
Quelle: CHE 2014
Bsp.: Anteil atypischer
US-Studenten (älter,
Teilzeit, online…): 75%
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Mit der Masse kommt die Vielfalt auch in die Hochschule:
Den „typischen Studenten“ gibt‘s nicht mehr
Quelle: CHE 2014
Folgen: verschiedene
Vorkenntnisse, Lernstile,
zeitliche Verfügbarkeit,
Servicebedarfe, etc.
Individuelle Förderung
auch an der Hochschule
neue Pädagogik von
Heterogenität ausgehend
Bsp.: Anteil atypischer
US-Studenten (älter,
Teilzeit, online…): 75%
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So war es gedacht: klare Trennung in einen beruflichen
und einen akademischen Bildungsweg
Hauptschul-
abschluss
Mittlerer
AbschlussAbitur/FH-Reife
Beruf
Berufsausbildung
(Dual und schulisch)
Aufstiegsfortbildung
(Meister/Techniker)
Bachelor (FH oder Universität)
Master
Berufliche Bildung Akademische Bildung
Picture Credit: Bertelsmann Stiftung
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20. Oktober 2015
So war es gedacht: klare Trennung in einen beruflichen
und einen akademischen Bildungsweg
Hauptschul-
abschluss
Mittlerer
AbschlussAbitur/FH-Reife
Beruf
Berufsausbildung
(Dual und schulisch)
Aufstiegsfortbildung
(Meister/Techniker)
Bachelor (FH oder Universität)
Master
Berufliche Bildung Akademische Bildung
Folgen: schwierige
Übergänge aufgrund
unterschiedlicher
Lernkulturen, Dopplung
von Lerninhalten
Picture Credit: Bertelsmann Stiftung
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Benötigt: Horizontale Durchlässigkeit durch gegenseitige
Anrechnung der erbrachten Leistungen
Hauptschul-
abschluss
Mittlerer
AbschlussAbitur/FH-Reife
Beruf
Berufsausbildung
(Dual und schulisch)
Aufstiegsfortbildung
(Meister/Techniker)
Bachelor (FH oder Universität)
Master
Berufliche Bildung Akademische Bildung
Mehr (horizontale)
Durchlässigkeit
gegenseitige Anerkennung,
Modularisierung
Duales
Studium
Picture Credit: Bertelsmann Stiftung
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Akademisierung: Nicht alle wollen Philosophen werden –
Wunsch nach einem Studium mit Berufsbezug
Anteil der Studienanfänger an
Fachhochschulen steigtMehr dual Studierende
30.000
35.000
40.000
45.000
50.000
55.000
60.000
65.000
70.000
0
5
10
15
20
25
30
35
40
45
1999 2012
+ 37 %
Anteil der Studienanfänger an FHsStudierende in dualen Studiengängen
Quelle: Datenbank AusbildungPlus, BIBB; eigene Darstellung Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung
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Akademisierung: Nicht alle wollen Philosophen werden –
Wunsch nach einem Studium mit Berufsbezug
Anteil der Studienanfänger an
Fachhochschulen steigtMehr dual Studierende
30.000
35.000
40.000
45.000
50.000
55.000
60.000
65.000
70.000
0
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30
35
40
45
1999 2012
+ 37 %
Anteil der Studienanfänger an FHsStudierende in dualen Studiengängen
Quelle: Datenbank AusbildungPlus, BIBB; eigene Darstellung Quelle: Statistisches Bundesamt; eigene Darstellung
Gefahr (im klass. Studium):
Vorteile der dualen
Ausbildung gehen
verloren; Praxis ohne
curricularen Bezug
Studium: Integrierte Praxis
Kernelemente der dualen
Ausbildung ins Studium übertragen
Zuwanderung in Ausbildung stärken
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Akademisierung – Fahrstuhleffekt nach oben für alle
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Akademisierung bedingt mehr schulische Orientierung für
vielfältige Bildungs- und Erwerbsbiographien
Heute:
Schule
Sabbatical
Berufl. Weiterbildung
Arbeit in Vollzeit
Duale Ausbildung
MA-Studium
Früher:
SchuleAusbildung Arbeit in Vollzeit
RenteStudium Arbeit in Vollzeit
Duale Ausbildung
Elternzeit
BA-Studium
Duales Studium
Arbeit in Teilzeit
RenteAuslandsaufenthalt
Arbeitslosigkeit
Arbeit in Teilzeit
Picture Credit: Bertelsmann Stiftung
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Akademisierung bedingt mehr schulische Orientierung für
vielfältige Bildungs- und Erwerbsbiographien
Heute:
Schule
Sabbatical
Berufl. Weiterbildung
Arbeit in Vollzeit
Duale Ausbildung
MA-Studium
Früher:
SchuleAusbildung Arbeit in Vollzeit
RenteStudium Arbeit in Vollzeit
Gefahr: erhöhter
Orientierungsbedarf,
vermehrte Studien- und
Ausbildungsabbrüche
Duale Ausbildung
Elternzeit
BA-Studium
Duales Studium
Arbeit in Teilzeit
RenteAuslandsaufenthalt
Arbeitslosigkeit
Arbeit in Teilzeit
Für lebenslanges Lernen
mehr schulische
Orientierung
integrierte Berufs- und
Studienorientierung
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20. Oktober 2015
Resümee: Der Drang nach akademischer Bildung ist
nicht zu stoppen, aber zu gestalten
Berufliche
BildungAkademische
Bildung
BerufBerufBeruf /
Lebenslangens Lernen
Kein Aufzug. Aber auch keine eindimensionale Leiter. Wir benötigen eine
Kletterwand, welche individuelle und flexible Bildungswege ermöglicht.
akadem.
berufl.
akadem.berufl.
akadem.
berufl.
berufl.akadem.
Integrierte Berufs- und
Studienorientierung in der Schule
Studium
Ausbildung
akadem.
berufl.
Pic
ture
Cre
dit:
Bert
els
mann S
tift
ung
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20. Oktober 2015
Resümee: Der Drang nach akademischer Bildung ist
nicht zu stoppen, aber zu gestalten
Berufliche
BildungAkademische
Bildung
BerufBerufBeruf /
Lebenslangens Lernen
Kein Aufzug. Aber auch keine eindimensionale Leiter. Wir benötigen eine
Kletterwand, welche individuelle und flexible Bildungswege ermöglicht.
akadem.
berufl.
akadem.berufl.
akadem.
berufl.
berufl.akadem.
Integrierte Berufs- und
Studienorientierung in der Schule
Studium
Ausbildung
Quintessenz:
Vom „Entweder-Oder“
zum „Sowohl-Als-Auch“
akadem.
berufl.
Pic
ture
Cre
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Bert
els
mann S
tift
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Literaturverzeichnis
Bertelsmann Stiftung: Nachschulische Bildung 2030 – Trendfortschreibung und
Entwicklungsszenarien. Gütersloh 2015. Online unter: http://www.bertelsmann-
stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/nachschulische-bildung-2030/
Bertelsmann Stiftung: Wegweiser Kommune. Gütersloh 2015. Online unter:
www.wegweiser-kommune.de.
Centrum für Hochschulentwicklung (CHE): Hochschulbildung wird zum Normalfall. Ein
gesellschaftlicher Wandel und seine Folgen. Gütersloh 2014. Online unter:
http://www.che.de/downloads/Hochschulbildung_wird_zum_Normalfall_2014.pdf
Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD) und Deutsches Zentrum für Hochschul-
und Wissenschaftsforschung (DZHW): Wissenschaft weltoffen. Hannover 2015. Online
unter: http://www.wissenschaftweltoffen.de/daten/2/1/1.
Schmillen, Achim; Stüber Heiko: Lebensverdienst nach Qualifikation – Bildung lohnt sich
ein Leben lang in IAB-Kurzbericht 1/2014; Berechnungen des Institutes für Arbeitsmarkt-
und Berufsforschung auf Basis der Stichprobe der integrierten Arbeitsmarktbiografie.
Nürnberg 2014. Online unter: http://doku.iab.de/kurzber/2014/kb0114.pdf.
Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. (vbw): Arbeitslandschaft 2035. München
2012. Online unter: http://www.prognos.com/uploads/‘tx_atwpubdb/121218_Prognos
_Studie_vbw_Arbeitslandschaft_2035.pdf.