MARIO DAMOLIN Film + Medien
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Dokumentarfilm
Als Student im Gulag. Eine Reise in die Vergangenheit Ein Film von Mario Damolin und Bernhard Kilian, 1998, 45 Minuten
25 Jahre alt war der Heidelberger Slawistik-Student Volker Schaffhauser 1967, als er sich erstmals
auf den Weg in die Sowjetunion machte. Er gab vor, literarische Festspiele in Leningrad besuchen zu
wollen. In Wirklichkeit aber war er Kurier für eine russische Exil-Organisation, die von Frankfurt aus
Untergrundliteratur in die damalige UdSSR schmuggeln ließ, die sogenannten Samisdat-
Publikationen: von politischen Schriften bis zu Büchern des in der Sowjetunion verfolgten Boris
Pasternak.
Schaffhauser wurde gleich bei seinem ersten Einsatz, Anfang Januar 1967, vom Geheimdienst KGB in
Leningrad verhaftet. Unter anderem hatte er das verbotene Buch „Dr. Schiwago“ bei sich. In einem
Prozess vor dem Militärgericht wurde er wegen antisowjetischer Propaganda zu vier Jahren
Arbeitslager verurteilt. Er kam in ein Lagersystem des Archipel Gulag, 500 Kilometer östlich von
Moskau, in ein ausgedehntes Sumpfgebiet der russischen Republik Mordwinien. Dort traf er im
Ausländerlager zwei weitere Heidelberger Studenten, die wegen Spionage verurteilt worden und
schon mehrere Jahre dort inhaftiert waren. Ende 1969 wurden die drei vorzeitig gegen den
berühmten KGB-Spion Heinz Felfe ausgetauscht.
Der Film begleitet den heute 57jährigen Oberstudienrat eines Karlsruher Gymnasiums auf einer Reise
in die Vergangenheit. Er besucht die Plätze, die seinem Leben damals eine radikale Wende gaben:
vom ehemaligen KGB-Gefängnis in St. Petersburg bis in das heute noch existierende Ausländerlager
im mordwinischen Sumpfgebiet. Dort trifft der frühere Kurier für Untergrund-Literatur, Volker
Schaffhauser, nicht nur ehemalige Wärter, sondern auch eine andere Spezies von Kurieren:
Drogenschmuggler aus Afrika, die im Moskauer Flughafen erwischt wurden. Am Ende der Reise in die
Vergangenheit erfährt er fast zufällig, während des Aktenstudiums in der berüchtigten „Lubjanka“,
heute noch Sitz der KGB-Nachfolgeorganisation FSB, dass er vom russischen Staat schon seit 1992
rehabilitiert ist.
Dienstag, 10. Juli, 19 Uhr, Neue Uni HS 9, Heidelberg
Eine gemeinsame Veranstaltung des Seminars für Osteuropäische Geschichte und des Slavischen Instituts