Schweizerischer Verband für Pferdesport
EnduranceDer Endurance-Sport ist wohl die älteste Pferdesportdisziplin und hat seinen Ur-sprung in den frühen Kulturen, als Menschen mit Pferden Tausende von Kilometern zurücklegten. In den 1970er- und 1980er-Jahren kam Endurance als moderner Wett-kampfsport in der heutigen Form auf. Dabei legen die Reiter mit ihren Pferden so schnell wie möglich eine vorgegebene Strecke von bis zu 160 Kilometern pro Tag zurück. Unterwegs werden die Pferde tierärztlichen Kontrollen unterzogen und dür-fen das Rennen nur fortsetzen, wenn es nichts zu beanstanden gibt.
Seit der Mensch das Pferd nutzt, legt er mit
ihm weite Strecken zurück. Das Distanz
reiten, international Endurance genannt,
ist deshalb die wohl ursprünglichste Pferde
sportdisziplin und die Regeln sind einfach
zu verstehen: Ein Reiter muss mit seinem
Pferd eine vorgegebene Distanz in der
schnellstmöglichen Zeit überwinden. Die
Herausforderung besteht darin, taktisch
klug zu reiten, die Kräfte des Pferdes gut
einzuteilen und es in der bestmöglichen
gesundheitlichen Verfassung ins Ziel zu
bringen. Denn während des gesamten Rit
tes werden die Pferde tierärztlich über
wacht und in den VetGates kontrolliert.
Den Ritt fortsetzen dürfen nur diejenigen
Reiter, deren Pferde «fi t to continue» sind.
Bis ein Pferd über die langen Distanzen an
den Start gehen kann, braucht es eine
kontinuierliche Aufbauarbeit von vier bis
fünf Jahren. Endurance ist also eine sehr
trainingsintensive Disziplin, ihre Betreiber
in der Schweiz eine kleine, eingeschwore
ne Gemeinschaft, die ihren Sport mit viel
Herzblut und persönlichem Engagement
ausübt. International boomt der Endu
ranceSport. Innerhalb des Weltreiterver
bandes FEI ist er bereits die Nr. 2 hinter
der Disziplin Springen, nicht zuletzt durch
das grosse Engagement aus der arabischen
Welt, das für grosses Wachstum gesorgt
hat – mit positiven und negativen Konse
quenzen. Doch auch in der Schweiz neh
men immer mehr Pferdefreunde diese
Herausforderung an. Allerdings ist es so
wohl für die Basis als auch die Elite ein
Problem, dass sich in der Schweiz nur
wenige Veranstalter fi nden, welche die
aufwendige Organisation von Endurance
Rennen auf sich nehmen.
Faszination EndurancePETER MÜNGER,
LEITER DER DISZIPLIN ENDURANCE
«Beim Distanzreiten besteht
die Herausforderung darin, taktisch klug zu reiten und die
Kräfte des Pferdes gut einzuteilen. »
ENDURANCE –BEGRIFFE, ZAHLEN UND FAKTEN
CE / CEI: Abkürzung für «Concours de Raid Endurance», die offi zielle Bezeichnung für ein EnduranceTurnier. CEN und CEI sind nationale bzw. internationale Distanzrennen, die je nach Schwierigkeitsgrad und Höhe des Preisgeldes in vier Kategorien (Ein bis Vierstern) eingeteilt werden. In diesen Rennen werden Strecken von 80 bis 160 km an einem Tag oder bis zu 200 km an zwei Tagen absolviert.
Wertung: Das schnellste Pferd/ReiterPaar, das sämtliche Tierarztkontrollen unterwegs bestanden hat, gewinnt das EnduranceRennen.
EVG: Der Einstieg in den Distanzsport führt in der Schweiz über EndurancePrüfungen mit vorgeschriebener Geschwindigkeit (EVG) und Distanzen ab 25 Kilometern. Dabei absolvieren die Teilnehmer die vorgegebene Strecke in einer vorgegebenen Zeit. Die Rangliste wird unter Einbezug von Tempo und Pulswerten des Pferdes erstellt.
100 Meilen: Die Königsdisziplin des EnduranceSports ist das Rennen über 100 Meilen (160 km) an einem einzigen Tag. Über diese Distanz werden auch die internationalen Titelkämpfe ausgetragen. Je nach Topografi e des Geländes erreichen SpitzenEnduranceReiter in diesen Rennen eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über 20 km/h.
Vet-Gate: Damit die Pferde an EnduranceRennen nicht überfordert werden und diese bei bester Gesundheit überstehen, fi nden über die ganze Strecke verteilt (nach jeweils 20 bis 40 Kilometer) sowie Ende eines Rittes in den so genannten VetGates Kontrollen durch Tierärzte statt. Diese überprüfen Gesamtzustand, Puls, Atmung und Bewegungsablauf der Pferde, die nur im Rennen bleiben dürfen, wenn alle Werte in Ordnung sind. Auch taktisch können die VetGates ein Rennen beeinfl ussen, da die Reitzeit weiterläuft, bis der Reiter sein Pferd mit einem Puls von maximal 64 Schlägen/Minute dem Tierarzt vorstellen darf.
EM/WM: Endurance ist eine junge PferdesportDisziplin. Die erste EM wurde 1984 in Florac (FRA) durchgeführt, die erste WM 1988 in Rom (ITA).
200: Ungefähre Anzahl der aktiven EnduranceReiterinnen und Reiter in der Schweiz, wobei rund 20 auch international starten.
Infos: Schweizerische Distanzreiter Vereinigung, www.swissendurance.ch
Kaderstruktur
Die Disziplin Endurance im SVPS umfasst
folgende Kader:
Elite A, Elite B und Elite C Jugend A und Jugend B
Die Kader für die folgende Saison
werden jeweils am Ende eines Kalender
jahres zusammengestellt. Aufgenommen
werden Reiterinnen und Reiter, welche
die Anforderungen der Selektionskom
mission Endurance zur Kadermitglied
schaft erfüllen. Für die Betreuung der
jeweiligen Kader zuständig ist der/die
Kaderverantwortliche.
Nachwuchsförderung
In der Schweiz nehmen sich neben der
Disziplin Endurance verschiedene Organi
sationen der Nachwuchsförderung an.
Einsteiger müssen nicht nur über ein
Brevet verfügen, sondern sich für die
nächsthöheren Distanzen immer wieder
qualifizieren. Der EnduranceSport ist
eine sehr aufwendige, trainingsintensive
Pferdesportart, weshalb die Spitze im
Jugendbereich schmal ist. Schweizer
Nachwuchsreiter schaffen es jedoch immer
wieder, sich für internationale Titelkämp
fe wie Welt und Europameisterschaften
zu qualifizieren. Nachwuchs ergibt sich
im EnduranceSport oft auch durch er
wachsene Quereinsteiger aus der Freizeit
reiterei oder einer anderen Disziplin.
Elite-Kader
Die Disziplin Endurance umfasst je nach
Förderstufe ein EliteAKader, ein EliteB
Kader und ein EliteCKader. Auch in den
EliteKadern ist die Spitze schmal und es
ist ein beachtlicher Leistungsausweis,
dass trotzdem immer wieder internatio
nale Erfolge gefeiert werden können. Die
Beschickung der Championate mit einer
Schweizer Mannschaft ist das erklärte
Ziel der Disziplin Endurance.
Von der Basis an die Spitze
Organisation der Disziplin Endurance
Leiter der Disziplin
Chef Sport Chef Technik Chef Administration
Fachverantwortliche Fachverantwortliche Fachverantwortliche
Disziplintierarzt
In der Disziplin Endurance werden jedes
Jahr Schweizer Meisterschaften durch
geführt, ausserdem alternierend alle
zwei Jahre Weltmeisterschaften und Eu
ropameisterschaften. Die Schweizer Rei
terinnen und Reiter mischen seit zwei
Jahrzehnten immer wieder an der Welt
spitze mit.
Internationale Erfolge von Schweizer EnduranceReitern
Postfach 726 Papiermühlestrasse 40 H 3000 Bern [email protected] www.fnch.ch
Fotos: Jenny Commons, Claudia A. Meier, Valeria Streun
Europameisterschaften
Weltmeisterschaften
Jahr Ort Medaille Reiter/-in / Pferd
1989 Siena (ITA) Silber Team Georges Stalder / Bajur Franz Imhof / Magic Claudia Meier / Neil Diamond
1993 Shoutwell (GBR) Bronze Team Ira Cadonau / Gamaal ibn Magdi CH Suzanne Dollinger / Franz CH Hansjörg Bendiner / Tigal
1999 Elvas (POR) Bronze Team Walter Baumgartner / Vilain II Beatrice Holenstein / Solo de le Drome Doris Frei / Sunkee Christian Rusterholtz / Bastille
2001 Castiglione del Lago (ITA)
Bronze Einzel Hansjörg Bendiner / Kamaya
2005 Compiègne (FRA) Bronze Team Anna Lena Wagner / Puschkin Nora Wagner / Temir Sandra Bechter / Atout d’Alsace Doris Frei / Starky
2007 Barroca d’Alva (POR)
Bronze Team Anna Lena Wagner / Puschkin Nora Wagner / Temir Urs Wenger / ZialkaVeronika Münger / Jannik CH
Jahr Ort Medaille Reiter/-in / Pferd
1996 Fort Riley (USA) Bronze Team Albert Dollinger / Barjothor Walter Baumgartner / Farazsur Fari Doris Frei / Baraha el ShaikhHansjörg Bendinger / Ceres Mandalla
2006 WEG Aachen (GER)
Silber Team Urs Wenger / Zialka Anna Lena Wagner / Tessa IV Nora Wagner / Temir Karin Maiga / Platyn
2014 JEM Caen (FRA) Bronze Team Andrea Amacher / Rustik d’Alsace Sonja Fritschi / Okkarina d’Alsace Barbara Lissarrague / Preume de Paute