Wie erkläre ich das bloß?Erklären, wenn erklären schwierig ist.
Alex StaenkeThe Thinking Company www.thinking-company.at
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Sie kennen vielleicht Geschichten wie diese…
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Sie fragen nach worum es geht und denken sich:
Die Kleinigkeit
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Ihr Kunde ruft an. Er braucht nur rasch eine „Kleinigkeit“.
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Sie vereinbaren den Preis und es kann los gehen.
Die Kleinigkeit
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„Das ist schnell erledigt“.
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Tags darauf erhalten Sie alle nötigen Infos vom Kunden.
Klein ist sie nun nicht mehr die Kleinigkeit. Den vereinbarten Preis können Sie so natürlich nicht mehr halten, aber das lässt sich ja erklären.
Die Kleinigkeit
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Also schreiben Sie eine kurze Erklärung in eine Email und begründen die Erhöhung des Preises.
Die Kleinigkeit
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Die Kleinigkeit
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Vor dem Absenden, lesen Sie noch einmal alles durch und finden Ihre Erklärung recht gut gelungen: Kurz, prägnant und mit allen notwendigen Fakten.
Jetzt warten Sie nur mehr auf das Ok vom Kunden.
Stattdessen passiert das…
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Da ging wohl etwas schief mit der Erklärung.
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Warum ist es notwendig etwas zu erklären?
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Und wie gehen Sie das am besten an?
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Wir erklären, damit unser Gesprächspartner eine bewusste und informierte Entscheidung treffen kann.
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Was aber bedeutet es, etwas zu erklären?
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<Theorie>Nur.ein.wenig.
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Erklären bedeutet, etwas klar oder verständlich
zu machen.
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Klar ist die Sache meist für die Experten16
http://grin.hq.nasa.gov/ABSTRACTS/GPN-2000-001280.html
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Unklar ist es oft für die Nicht-Experten (Novizen)
Der UnterschiedDer Unterschied zwischen einem Experten auf einem Gebiet und einem Novizen in dem selben Gebiet, ist das jeweils vorhandene Wissen.
Experten haben nicht nur mehr, sondern auch besser vernetztes Wissen zur Verfügung.
Um eine Erklärung verstehen zu können, braucht es Wissen.
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Experten vs. Novizen sieht ungefähr so aus:
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HTML
CMS
JavaScript
Databases
Homepage
Novize
Experte
Ist noch nicht ausreichend Wissen vorhanden, müssen wir es transferieren das heißt: wir müssen erklären
Neues Wissen muss an bereits vorhandenes Wissen anknüpfen können.
Was ist Wissen?
Wie speichert unser Gehirn das Wissen?
Wie funktioniert Wissenstransfer?
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Ideen Schemata
Mentale Modelle
Sequenzen
Prozedurales Wissen
Sensorisches Wissen
Wissen kann in verschiedene Arten unterteilt werden
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Die Wissensarten bilden eine Hierarchie
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Ideen
Schemata
Mentale Modelle
Sequenzen 0676345, ORF, ABCD…
Sätze, die Aussagen über Objekte und ihre Eigenschaften bilden. zB: „Wien ist eine Stadt.“
Ideen werden in größeren Strukturen zusammen gefasst (sog. chunks) und bilden Schemata
Mit Ideen und Schemata sind wir in der Lage verschiedene Szenarien durch zu denken.
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Wissen wird in unserem Gehirn in einem Netzwerk gespeichert. Dort bleiben nur jene Informationen erhalten, die auch irgendwo „andocken“ können. Neues Wissen muss an bestehendes Wissen anknüpfen können.
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Was bedeutet das für das Erklären?
Erst wenn Novizen ein mentales Modell gebildet haben, sind sie in der Lage verschiedene Szenarien
durch zu denken.
Betrachten wir den Unterschied zwischen einem Experten und einem Novizen.
Wir verwenden als Beispiel eine Website. Wie betrachtet ein Experte (Programmierer) die Website und
wie sieht jemand aus dem Marketing als Novize dieselbe Website.
Der Experte betrachtet die Website und sieht:
HTML Code
CSS Code + Hintergrundbilder
JavaScript Code
Informations Architektur
Das Content Management System
Die Page Templates
Die Webserver-Umgebung
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Der Novize betrachtet die Website und sieht
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Das Violett muss heller sein.
Wir brauchen nur 3 Buttons.
Ins Hauptmenü müssen noch 4 weitere Einträge.
Das Wissensnetzwerk eines Experten sieht so aus
HTML
CMS
JavaScript
Databases
Das Wissensnetzwerk eines Novizen so
Homepage
Daran erkennen wir unser PROBLEM
Experten kennen die Hintergründe, Zusammenhänge und Abhängigkeiten. Novizen sehen hauptsächlich das Außen.
Ihnen fehlt das tiefere Verständnis. Damit Novizen verstehen und entscheiden können, müssen sie zuerst das notwendige Wissen erwerben.
</Theorie>
<Lösung>
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Warum ist es notwendig etwas zu erklären?
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Damit unser Gesprächspartner eine bewusste und informierte Entscheidung treffen kann.
Nochmal zurück zu unserer Ausgangsfrage
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Entscheiden bedingt Denken.
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Die Basis des Denkens ist das vorhandene Wissen.
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<Lösung> Wir müssen das nötige Wissen auf strukturierte Art und Weise vom Experten zum Novizen transferieren.
</Lösung>
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Zum Glück sind wir nicht die ersten, die dieses Problem haben…Prof. Maurer von der TU München hat sich dazu schon etwas überlegt:
„[…] the framework is aimed at providing pragmatic solutions to the efficient transfer of knowledge […]“
Structural Complexity Management Approach by Prof. Maurer (TU München)
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Maurer, M., Kesper, H. (2010): Knowledge transfer applying the structural Complexity Management approach. Published in: International Conference on Information Retrieval & Knowledge Management, (CAMP), 2010.
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Strukturierter Wissenstransfer
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Wissen kann in zwei Kategorien unterteilt werden
Wissen über Objekte
Wissen über Beziehungen zwischen den
Objekten
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Erinnern Sie sich noch daran?
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Wissensobjekt
Wissensobjekte
Beziehungen zwischen den Wissensobjekten
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Strukturierter Wissenstransfer
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1. Identifizieren Sie die Wissensobjekte und deren Beziehungen untereinander.
2. Erstellen Sie eine sortierte Liste für den Transfer der Wissensobjekte.
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Wissensobjekte finden
Erstellen Sie eine Karte mit allen relevanten Wissensobjekten und deren
Beziehungen*
*) Das kann je nach Umfang ein wenig dauern, zahlt sich aber auf jeden Fall aus. Denn es liefert Ihnen eine wunderbare Grundlage für Meetings und Besprechungen.
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Die Landkarte
CMS
Page templates
Landing page
Widgets
JS
Start page Product
database
Schema
Tables
SEO optimization
Product page
Search function
Contact form
Content page
Business logic
CSS
Users
WorkflowsHTML
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Sortieren der Liste
Sortieren* Sie die Liste der Wissensobjekte für den Transfer
*) Novizen sehen die Dinge oft wie Kinder - sie sind auf Äußerlichkeiten fokussiert und nicht auf die dahinter liegenden Zusammenhänge, da sie diese ja noch nicht kennen.
Die Wissenstransferliste1. Beginnen Sie mit dem Offensichtlichen:
1. Was ist das Ganze?
2. Welche Teile hat das Ganze?
3. Wie bilden die Teile das Ganze? Wie hängen sie zusammen?
2. Arbeiten Sie sich dann in die Tiefe vor:
1. Woraus bestehen die Teile?
2. Wie hängen die Teile untereinander zusammen?
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Wir haben nun eine sortierte Liste mit
Wissensobjekten, die wir transferieren müssen.
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Fast fertig.
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Empfehlungen für den Transfer.
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Machen Sie die Dinge sichtbar
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Eine Skizze oder ein Ausdruck kann das Erklären und Besprechen wesentlich erleichtern.
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Machen Sie die Dinge einfach
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Lassen Sie alles weg, das nicht wirklich relevant ist.
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Beachten Sie den Fluch des Experten
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Was für Experten logisch und strukturiert erscheint, kann für Novizen chaotisch und unzusammenhängend wirken, denn Novizen kennen die Zusammenhänge einfach noch nicht.
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Abstraktes ist schwer verständlich
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Beginnen Sie mit dem Konkreten. Nach drei Beispielen erkennen die meisten Menschen von alleine das Prinzip.
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Abk. können leicht verwirren
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API, CSS, CMS und JS sind Experten geläufige Begriffe. Für Novizen handelt es sich um - im wahrsten Sinn des Wortes - sinnlose Buchstabenfolgen! (Siehe Fluch des Experten)
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Unsere Aufnahmefähigkeit ist beschränkt
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Denken ist schwierig. Komplexe Sachverhalten verstehen zu müssen kann frustrierend sein und verlangt viel Konzentration.
Die meisten Menschen können sich ca. 15 bis 20 Minuten lang gut konzentrieren. Danach nimmt die Aufnahmefähigkeit rapide ab (Pause machen oder Abwechslung rein bringen).
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Zusammenfassung
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Das hilft beim Erklären1. Erstellen Sie eine Liste der Wissensobjekte und deren
Verbindungen und Abhängigkeiten.
2. Sortieren Sie die Liste aus dem Blickwinkel des Novizen (nach Äußerlichkeiten)
3. Machen Sie die Dinge sichtbar (Zeichnungen, Ausdrucke)
4. Machen Sie es so einfach wie möglich und so konkret wie möglich.
5. Respektieren Sie die menschlichen Beschränkungen bei der Informationsverarbeitung.
Danke.
References and Sources• Maurer, M., Kesper, H. (2010): Knowledge transfer
applying the Structural Complexity Management approach. Published in: International Conference on Information Retrieval & Knowledge Management, (CAMP), 2010.
• Hattie John, Yates Gregory (2014). Visible Learning and the Science of How We Learn. ISBN 978-0-415-70499-1
• Image copyrights are all mine, except the last one: http://www.gratisography.com