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Fundort WienBerichte zur Archäologie
14/2011
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
InhaltsverzeichnisFundort Wien 14, 2011. Berichte zur Archäologie
Aufsätze
4 Sylvia Sakl-OberthalerStadtarchäologische Forschungen in Wien –Der Status quo
32 Heike KrauseDer Stadtgraben und das Glacis der FestungWien. Die Grabung Wien 1,Weihburggasse
72 Ingeborg GaisbauerDie Keramikfunde aus dem Festungsabschnittder Grabung Wien 1,Weihburggasse
126 Kinga TarcsayDie Glasfunde aus dem Festungsabschnitt derGrabung Wien 1,Weihburggasse
136 Sigrid CzeikaTierreste aus dem frühneuzeitlichen Stadtgra-ben im Bereich Weihburggasse,Wien 1
144 Ingrid MaderDer Wiener Linienwall aus historischer, topo-graphischer und archäologischer Sicht
164 Martin MosserBefunde im Legionslager Vindobona. Teil VI:Die Lagermauer – Profildokumentation auf derParzelle Wien 1, Kramergasse 13
186 Martin PenzVorratshaltung in Erdgruben: Von einer urnen-felderzeitlichen Speichergrube in Wien-Unter-laa zu den neuzeitlichen Getreidegruben inMitteleuropa
Tätigkeitsberichte
202 Martin Mosser/Sabine Jäger-Wersonig/Kristina Adler-WölflZur Peripherie der römischen Zivilsiedlung vonVindobona. Vorbericht zu den GrabungenWien 3, Aspanggründe (Rennweg 94–102/Ziakplatz/Aspangstraße 59–65)
218 Michaela Kronberger/Silvia RadbauerSiedlungschronologische Studien zu Vindobo-na. Die Terra-Sigillata-Funde aus dem Le-gionslager und der Lagervorstadt – Vorberichtzur Publikation
226 Wolfgang Börner/Susanne Uhlirz„Tag der Stadtarchäologie“ 2010 im WienerRathaus
Fundchronik
234 Übersichtskarte236 Grabungsberichte 2010
266 Tagungsberichte273 Rezension275 MitarbeiterInnenverzeichnis276 Namenskürzel277 Abkürzungsverzeichnis279 Abbildungsnachweis279 Inserentenverzeichnis279 Impressum Rheinzaberner Schüssel mit Barbotineverzie-
rung aus dem Legionslager Vindobona,WienMuseum Inv.-Nr. MV 11.937/297. (Foto: S.Radbauer)Minengang der Stadtbefestigung von Wien(Weihburggasse). (Foto: H. Krause)Linie bei St. Marx, Landstraße, Aquarell EmilHütter 1860. (Wien Museum, Inv.-Nr. 66.821)
Kurzzitat: FWien 14, 2011
Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme
Fundort Wien : Berichte zur Archäologie / hrsg. vonMuseen der Stadt Wien – StadtarchäologieErscheint jährlich – Aufnahme nach 1 (1998)kart.: EUR 34,– (Einzelbd.)
1 (1998) –
Inhalt
3
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Stadtarchäologische Forschungen in Wien –
Der Status quo
Sylvia Sakl-Oberthaler
Ziel der hier vorgestellten „Zwischenbilanz“ ist es, den aktuellen Stand stadtar-
chäologischer Forschungstätigkeit in Wien zusammenfassend darzustellen.1
Dies betrifft alle historischen Epochen, wie nach heutigem Selbstverständnis
auch der Aufgabenbereich einer Stadtarchäologie definiert ist.2 Der Schwer-
punkt liegt dabei auf den Forschungen der Stadtarchäologie Wien.3 Selbstver-
ständlich werden, wo dies nötig ist, auch die Aktivitäten anderer in der Stadt
tätiger Institutionen miteinbezogen. Die Literaturzusammenstellung zu den ein-
zelnen Kapiteln erfolgte mit der Intention, einen möglichst guten Überblick zu
schaffen, ohne jedoch Vollständigkeit anzustreben.4
Der Wiener Raum in ur- und frühgeschichtlicher Zeit
Der Forschungsansatz für diese Kulturperiode hat naturgemäß mit „Stadtge-
schichte“ noch nichts zu tun. Vielmehr geht es um die Nutzung des ursprüngli-
chen Siedlungsraumes und seine kulturhistorische Entwicklung. Begriffe wie
Siedlungsarchäologie, Spannungsfeld Naturraum/Siedlungsplatz sind hier rele-
vant.
Forschungsgeschichte
Maßgebliche Institutionen für die Etablierung der prähistorischen Forschung in
Wien waren das Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien so-
wie die Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien, letztere
vor allem unter der Leitung von Eduard Beninger (1897–1963).5
Der Fokus der Forschungen war jedoch von vornherein nicht auf Wien, sondern
großräumiger, gesamtösterreichisch ausgerichtet. Es gab auch keine gezielten
Forschungsvorhaben, die spezifisch denWiener Raum ins Auge gefasst hätten.
Die Quellenlage in Wien war und ist auch deshalb stark von Zufällen bestimmt
und die Vorlage vieler Wiener Funde ist in überregionale Werke miteingeflossen.
Vereinzelt wurde aber auch die Gelegenheit zu Sammelarbeiten genutzt. Be-
reits 1897 erschien eine erste zusammenfassende Darstellung von Matthäus
Much (1832–1909) als Beitrag über die Urzeit im ersten Band der „Geschichte
der Stadt Wien“.6 Unter Oswald Menghin (1888–1973), dem Nachfolger des
ersten Ordinarius für Urgeschichte an der Universität Wien, erreichte die prähis-
torische Forschung einen – auch international beachtlichen – Höchststand.7
Die von Menghin begründete und redigierte „Wiener Prähistorische Zeitschrift“
(WPZ) etablierte sich als Publikationsplattform auch für zahlreiche Wiener Bo-
denfunde.
Einige der Schüler Oswald Menghins traten später in den Dienst der Stadt
Wien, nämlich als Mitarbeiter des „Museum Vindobonense“ (zum Museum
und seiner Geschichte siehe unten Forschungsgeschichte Römerzeit). So
1 Das Thema wurde von der Verfasserinerstmals im Rahmen der von der Stadtarchäo-logie Wien veranstalteten “15th InternationalConference on Cultural Heritage and NewTechnologies” im November 2010 im WienerRathaus präsentiert.2 Zur genauen Aufgabenstellung, Organisa-tion und Baustellenmanagement der Stadtar-chäologie siehe K. Fischer Ausserer, Stadtar-chäologie Wien – Aufgaben und Management.Vindobona–Aquincum. Probleme und Lösun-gen in der Stadtarchäologie. Aquincum Nos-trum II 5 (Budapest 2009) 9–14; Ch. Öllerer/S. Sakl-Oberthaler, Archäologisches Baustel-lenmanagement – Planung und Durchführung,ebd. 89–96; K. Fischer Ausserer/Ch. Öllerer,Die rechtliche und organisatorische Situationder Stadtarchäologie Wien. Vindobona–Aquin-cum. Herausforderungen und Ergebnisse inder Stadtarchäologie. Aquincum Nostrum II 6(Budapest 2010) 11–13.3 Zur Geschichte der StadtarchäologieWien als Institution: M. Schulz, Eine kurze Ge-schichte der Stadtarchäologie Wien. FWien 7,2004, 4–12; C. Litschauer/M. Schulz, Der Um-gang mit archäologischen (Be)funden – Ein his-torischer Abriss am Beispiel Wien. In: Vindobo-na–Aquincum 2009 (Anm. 2) 23–27.4 Eine thematische Zusammenstellung allerzwischen 1998 und 2007 in den Jahresberich-ten der Stadtarchäologie Wien erschienenenAufsätze findet sich in FWien 10, 2007, 198–205. Über den Kulturgüterkataster (www.kul-turgut.wien.at; siehe auch Anm. 15) ist die Li-teratur zu den jeweiligen Fundpunkten abruf-bar.5 H. Mitscha-Märheim, Eduard Beninger.ArchA 35, 1964, 111–116; siehe auch O. H.Urban, „Er war der Mann zwischen den Fron-ten“. Oswald Menghin und das Urgeschichtli-che Institut der Universität Wien während derNazizeit. ArchA 80, 1996, 1–3.6 M. Much, Die Urzeit. In: Geschichte derStadt Wien 1 (Wien 1897) 27–36. Zur PersonMatthäus Much: O. H. Urban, „… und derdeutschnationale Antisemit Dr. MatthäusMuch“ – der Nestor der Urgeschichte Öster-reichs? ArchA 86, 2002, 9–23.7 Zur Person Oswald Menghin siehe: Urban(Anm. 5) 3–24.
4
Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
war Viktor Wanschura seit 1924 als städtischer Fachbeamter tätig. Er verfasste
mit Menghin eine „Urgeschichte Wiens“ mit der ersten Kartierung.8 Hand in
Hand damit richtete er auch eine eigene urgeschichtliche Sammlung im 1924
in erweiterter Form neu eröffneten „Römischen Museum der Stadt Wien“ ein.
Noch zwei weitere Schüler Menghins, nämlich Richard Pittioni (1906–1985),
der spätere (ab 1946) langjährige Vorstand des Instituts für Ur- und Frühge-
schichte an der Universität Wien, und Otto Seewald (1898–1968), waren als
Fachkräfte des „Römischen Museums“ tätig. Letzterer trug durch zahlreiche
Rettungsgrabungen maßgeblich zur Erweiterung der prähistorischen Abteilung
bei und richtete überdies eine frühgeschichtliche – überwiegend die Völkerwan-
derungszeit betreffende – Sammlung ein.9
Neue Forschungsimpulse entstanden in der Zwischenkriegszeit durch die Ent-
stehung von Stadtrandsiedlungen und die Errichtung umfangreicher Ziegel-
brennöfen im 21. und 22. Bezirk. Neben Fundbergungen durch das Römische
Museum und das Naturhistorische Museum waren auch zahlreiche Heimatfor-
scher wie z. B. Josef Fritz Kastner (1888–1968) und Karl Moßler (1891–1988)10
tätig. Sie waren in erster Linie Sammler, führten aber auch Ausgrabungen
durch. So dokumentierte der Hauptschullehrer Kastner in der Umgebung
des Asperner Flugfeldes über 90 prähistorische Fundstellen.11 Seine Sammler-
tätigkeit konzentrierte sich auf das Wiener Stadtgebiet. Die von ihm angelegten
Sammlungen gelangten nach seinem Tod größtenteils in den Besitz des Nie-
8 O. Menghin/V. Wanschura, UrgeschichteWiens (Wien 1924).9 Eine detaillierte Schilderung der Samm-lungsgeschichte gibt A. Neumann, FünfzigJahre Römisches Museum der Stadt Wien.Amtsbl. Stadt Wien, Jg. 58, 3. Juni 1953, 1–4 bes. 2 f.10 Siehe: In Memoriam Karl Moßler 1891–1988. ArchA 72, 1988, III.11 J. F. Kastner, Prähistorische Fundstellenin Aspern, Wien XXI. WPZ 5, 1918, 48–50;ders., Die Urgeschichte des XXI. Wiener Ge-meindebezirkes (Diss. Univ. Wien 1930); J. F.Kastner/H. Mitscha-Märheim, GermanischeSiedlungsreste in Aspern, Wien. WPZ 19,1932, 194–214; J. F. Kastner, Funde der Vu-cedol (Laibacher)-Kultur und der Glockenbe-cherkultur von Aspern (Wien, 22. Bez.). WPZ26, 1939, 118–134.
Abb. 1: Vitrine zur Urgeschichte im Wien Museum am Karlsplatz. (Foto: Wien Museum/P. Kainz)
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AufsätzeS. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
derösterreichischen Landesmuseums. Ein kleiner Teil war
1924 vom neu eröffneten Römischen Museum angekauft
worden.12
Mit Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer Stagna-
tion der urgeschichtlichen Forschungstätigkeit am Römi-
schen Museum der Stadt Wien. Otto Seewald war, da po-
litisch belastet, fristlos entlassen worden. Seine Stelle wur-
de nicht nachbesetzt. Der seit dem Jahr 1911 tätige Erich
Polaschek wurde pensioniert und Alfred Neumann war
nun als sein Nachfolger gemeinsam mit Viktor Wanschura
für die Sammlung verantwortlich. Diese wurde nach 1945
in das Historische Museum der Stadt Wien (ab 2004 Wien
Museum) eingegliedert und befindet sich seither dort. Eine
Auswahl an urgeschichtlichen Objekten wird heute in einer
geräumigen Vitrine im Erdgeschoß des Wien Museums am
Karlsplatz als Teil der ständigen Schausammlung präsen-
tiert, während sich der Großteil der Sammlung in den De-
pots des Museums befindet (Abb. 1).
Als wichtige Forschungsschritte der Nachkriegszeit sind
vor allem drei Publikationen Alfred Neumanns zu nennen,
der als erster Stadtarchäologe Wiens nach dem Zweiten
Weltkrieg zwar mit äußerst widrigen Bedingungen zu kämpfen hatte, aber den-
noch bemüht war, den aktuellen Forschungsstand zusammenzufassen: einer-
seits seine Kartierung mit Fundortverzeichnis im „Atlas von Niederösterreich“
sowie sein Aufsatz „Der Raum von Wien in ur- und frühgeschichtlicher Zeit“
und andererseits das gemeinsam mit Leonhard Franz herausgegebene Fund-
stättenlexikon.13
Die jüngere Entwicklung
Ab 1974 führte Ortolf Harl, als Nachfolger Neumanns, wieder in zunehmendem
Maße Grabungen und Fundbergungen ur- und frühgeschichtlicher Zeitstellung
im Wiener Stadtgebiet durch. Zu nennen sind hier vor allem die Ausgrabungen
am Asperner Flugfeld im Vorfeld der Errichtung des General-Motors-Werkes
1979/1980 sowie 1987 bis 1989 die Ausgrabungen am Ufer des Liesingba-
ches in Wien 23, Sulzengasse mit prähistorischen Siedlungsspuren und Grä-
bern. Bereits 1977/1978 war ein bedeutendes awarisches Gräberfeld in
Wien-Simmering (Csokorgasse/Mühlsangergasse) ausgegraben worden, unter
dem auch verschiedene urgeschichtliche Siedlungshorizonte angeschnitten
wurden.14 Die Auswertung der Grabungsergebnisse erfolgte zu dieser Zeit
auf sehr unterschiedlichem Niveau.
In den letzten fünfzehn Jahren wurden vor allem Anstrengungen unternommen,
die zusammenfassende Betrachtung der Urgeschichte im Wiener Raum zu ak-
tualisieren und möglichst komplette Kartierungen der urgeschichtlichen Fund-
stellen vorzunehmen. Außerdem sind in den letzten Jahren Monographien zu
verschiedenen Ausgrabungen, so über die Grabungen der Universität Wien
am Leopoldsberg und zu jenen der Stadtarchäologie Wien 1994 in Oberlaa –
12 Zu Leben und Werk Kastners siehe H.Mitscha-Märheim, Josef Fritz Kastner. MUAG19, 1968, 81–84. Zu Verbleib und Aufarbeitungder Sammlungen von Kastner und von Moßlersiehe Ch. Ranseder, Eine Siedlung der Hall-stattkultur in Wien 10, Oberlaa. MSW 2 (Wien2006) 227 Anm. 62.13 Atlas von Niederösterreich. 7. Lfg. (Wien1958) Nr. 8; A. Neumann, Der Raum von Wienin ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Wien 1961);L. Franz/A. R. Neumann (Hrsg.), Lexikon ur-und frühgeschichtlicher Fundstätten Öster-reichs (Wien, Bonn 1965).14 Zu früheren Befunden siehe auch V. Wan-schura, Gräber der älteren Urnenfelderzeit ausWien XI, Mühlsangergasse. MAG 72, 1942,291–297.
Abb. 2: Frühbronzezeitliche Hockerbestattung der Grabung Wien 3,
Rennweg 16. (Foto: M. Mosser)
6
Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
jeweils mit Kartierungen und Fundstellenlisten – sowie zusammenfassende Be-
trachtungen zu einzelnen Siedlungsräumen, wie in Wien 3-Landstraße entlang
dem Rennweg und im Liesingtal, erschienen.
Auch in jüngster Zeit ergaben sich wiederholt Nachweise prähistorischer Sied-
lungsaktivität im Bereich des 3. Bezirks, wie etwa 2005 durch die Ausgrabung
auf dem Gelände der ehemaligen Staatsdruckerei am Rennweg 16, bei der eine
endneolithische Grube und acht frühbronzezeitliche Hockerbestattungen frei-
gelegt wurden (Abb. 2).
In den Jahren 2004 und 2005 wurden im Auftrag des Bundesdenkmalamtes
einige Ausgrabungen im Bereich des Liesingtales durchgeführt, bei denen
Siedlungs- und Gräberbefunde von der späten Bronzezeit bis in das frühe Mit-
telalter dokumentiert wurden.
Interessante Erkenntnisse ergeben sich durch derzeit noch laufende oder un-
längst abgeschlossene Projekte der Stadtarchäologie Wien. Hier sind an erster
Stelle die Rettungsgrabungen der Jahre 2009 und 2010 im Bereich des ehe-
maligen Asperner Flugfeldes zu nennen, das in den nächsten Jahren im Rah-
men des Stadterweiterungsprojektes „Seestadt Aspern“ verbaut werden soll.
Sowohl 2009 als auch 2010 wurden im südwestlichen Viertel des Flugfeldes
Siedlungsreste aus der späten Jungsteinzeit (klassische Badener Kultur) sowie
aus der späten Bronzezeit (frühere/ältere Urnenfelderkultur) dokumentiert, wie
dies schon bei den Ausgrabungen 1979/1980 der Fall gewesen war (Abb. 3;
siehe Beitrag M. Penz, 250 ff.). Eine 2010 durchgeführte flächendeckende ar-
chäologische Sondierung der weiter östlich das Flugfeld von Norden nach Sü-
den durchquerenden Trasse für die U2-Verlängerung ins Asperner Flugfeld er-
brachte dagegen keinerlei prähistorische Befunde (siehe Beitrag S. Sakl-Ober-
thaler, 258 ff.).
Abb. 3: Überblick über eine Grabungsfläche am ehemaligen Asperner Flugfeld (Wien 22) mit urge-
schichtlichen Befunden. (Foto: M. Penz)
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AufsätzeS. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Publikationen zur Ur- und Frühgeschichte Wiens (Auswahl)
Urgeschichte Überblick
Ch. Ranseder, Die Urgeschichte. In: P. Csendes/F. Opll (Hrsg.),Wien. Geschichte einer Stadt 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Wiener Türken-
belagerung [1529] (Wien, Köln,Weimar 2001) 18–25; V. Lindinger/E. Pichler, Scientific Excursion. Enter the Past – The E-way into the Four Dimen-
sions of Cultural Heritage, CAA (Computer Applications and Quantitative Methods in Archaeology) 2003 (unpubl. Wien 2003); RGA2 34 (Berlin, New
York 2007) 20 f. s. v. Wien § 1. Urgeschichte (M. Penz).
Asperner Flugfeld, Grabungen 1979/80: Urnenfelderzeit
O. Harl/Ch. Spiegel,Wien 22 – Aspern. FÖ 19, 1980, 432 f.; O. Harl/Ch. Spiegel/R. Waissenberger in: Aspern – von der Steinzeit zum Motoren-
werk. 70. Sonderausst. HMW (Wien 1980); Ch. Spiegel, Siedlungsfunde der frühen Urnenfelderzeit aus Wien XXII – Aspern (unpubl. Diss. Univ.
Innsbruck 1985).
Csokorgasse, Grabungen 1977/78 und 1997: Urnenfelderzeit, Awaren
L. Streinz,Wien 11 – Csokorgasse. FÖ 16, 1977, 475–531; ders.,Wien 11 – Csokorgasse. FÖ 17, 1978, 393; E. H. Huber, Neu entdeckte Awa-
rengräber in Wien, Simmering. FWien 1, 1998, 117–143; N. Piperakis, Wien 11, Csokorgasse/Etrichstraße. FWien 1, 1998, 163–165.
Sulzengasse, Grabungen 1987–1989: mittlere Bronzezeit, Urnenfelderzeit
B. Hahnel,Wien 23 – Sulzengasse. FÖ 28, 1989, 256–258; ders., Funde der mittleren Bronzezeit, der älteren Urnenfelderzeit sowie der Spätlatène-
und Römerzeit in Wien 23, Sulzengasse. ArchA 78, 1994, 29–56; S. Kirchengast, Skelettreste der mittleren Bronzezeit, der älteren Urnenfelderzeit
sowie der Römerzeit in Wien 23, Sulzengasse. ArchA 78, 1994, 57–64.
Aufarbeitung latènezeitlicher Grabfunde, 21./22. Bezirk
V. Holzer, Die latènezeitlichen Siedlungs- und Gräberfunde aus Wien XXI und XXII [Leopoldau und Aspern] (unpubl. Diss. Univ. Wien 1989).
Leopoldsberg, Grabungen 1991–1997: Hallstatt- und Latènezeit
O. H. Urban, Wien 19 – Leopoldsberg. FWien 1, 1998, 166; ders., Der Leopoldsberg. Archäologische Forschungen auf dem Wiener Hausberg.
WAS 2 (Wien 1999) [mit Fundstellenliste von A. Prillinger, Die hallstatt- und latènezeitlichen Fundstellen im Großraum Wien, 251–255]; A. Preinfalk,
Das hallstatt- und frühlatènezeitliche Kleinfundmaterial von Wien-Leopoldsberg, Südterrasse (Grabung 1993–1996), mit einem Beitrag zum Stand
der Hallstattforschung in Ostösterreich. ArchA 87, 2003, 49–145.
Oberlaa, Grabungen 1994: Hallstattzeit
Ch. Ranseder, Eine Siedlung der Hallstattkultur in Wien 10, Oberlaa. MSW 2 (Wien 2006) [mit Fundstellen im Stadtgebiet und in den angrenzenden
Bundesländern 227–232, Karte Abb. 27 und Fundstellenliste 365–431].
Siedlungsraum Wien 3-Landstraße: Endneolithikum, Frühbronzezeit, Latènezeit, Awaren
E. H. Huber, Die awarischen Gräber vom Aspangbahnhof im 3. Wiener Gemeindebezirk. FWien 3, 2000, 4–16; J. Ehrenhöfer/E. Pichler, Spätla-
tènezeitliche und römische Befunde aus Wien 3, Rudolfstiftung. FWien 4, 2001, 280–293; P. Donat/E. Pichler/H. Sedlmayer, Aspekte spätkelti-
scher und frührömischer Siedlungsentwicklung in Wien-Landstraße. FWien 5, 2002, 76–100; E. H. Huber, Ungargasse 66. FWien 5, 2002,
286–288; E. Pichler, Ein spätlatènezeitlicher Grubenhausbefund aus Wien 3, Rudolfstiftung. FWien 9, 2006, 4–44; M. Mosser,Wien 3, Rennweg
16. FWien 9, 2006, 282 f.; M. Penz, Eine Siedlungsgrube der späten Glockenbecherkultur aus Wien 3, Rennweg 16 (Vorbericht). FWien 13, 2010,
20–31; S. Czeika, Pferde aus der Jungsteinzeit. Endneolithische Tierreste vom Rennweg 16,Wien 3. FWien 13, 2010, 32–49.
Siedlungsräume Liesingtal (Wien 10 und 23) und Aspern (Wien 22): Ur- und Frühgeschichte
V. Lindinger/E. Pichler, Beitrag zur Erforschung eines urgeschichtlichen Siedlungsraumes im unteren Liesingtal. FWien 5, 2002, 30–47; B. Samo-
nig, Urgeschichtliche Funde aus Wien 10 – Unterlaa, ebd. 48–74; E. H. Huber,Wien 23, Großmarktstraße – „Islamischer Friedhof“. FWien 7, 2004,
248 f.; U. Scholz, Wien 10 – Oberlaaer Straße 160–166. FÖ 43, 2004, 848 f.; dies.,Wien 10 – Oberlaaer Straße. FÖ 43, 2004, 881–883; E. H.
Huber/K. Traunmüller/V. Haunschmid, Wien 10 – Unterlaaer Straße. FÖ 44, 2005, 497 f.; V. Lindinger, Urnenfelderzeitliche Siedlungen in Wien.
Untersuchungen zum Siedlungswesen der älteren Urnenfelderzeit in Ostösterreich (Saarbrücken 2008); M. Penz, Wien 22, Aspern – ehemaliges
Flugfeld. FWien 13, 2010, 224–226.
Der Status quo
Wie lässt sich nun der derzeitige Stand der Forschung für Wien in ur- und früh-
geschichtlicher Zeit zusammenfassen? Einerseits liegen mittlerweile immer
zahlreichere Ausgrabungsergebnisse und Überblickspublikationen mit Kartie-
rungen für immer mehr Besiedelungszonen der verschiedenen Perioden vor.
Von einer vollständigen Aufnahme aller bekannten ur- und frühgeschichtlichen
Fundstellen des Wiener Raumes in die Fundortdatenbank und ihrer Verortung
im Archäologischen Kataster der Stadtarchäologie15 ist man zurzeit jedoch
noch weit entfernt. Vor allem die Sichtung und Bewertung der Altfunde und Be-
funde wurde bis jetzt nur zu kleinen Teilen durchgeführt. Sie wird auch durch
15 Die Fundortdatenbank enthält die Datenaller bekannten Grabungen und Funde, diemit einem Grabungscode als oberstes Ord-nungskriterium eingegeben werden. Sie ist ih-rerseits verknüpft mit einem Kartenwerk, demarchäologischen Kataster (ArchKAT) auf derBasis der digitalen Mehrzweckkarte (MZK)der Stadt Wien. Beide Komponenten sind Teileines magistratsinternen geographischen In-formationssytems, des ViennaGIS. Teile derFundortdaten sind auch via Internet über dasInternetportal www.kulturgut.wien.at allgemeinzugänglich. Zusammenfassend zum Doku-
8
Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
die Tatsache erschwert, dass das Fundmaterial auf zahlreiche Institutionen,
Museen und Privatsammlungen verteilt oder überhaupt verschollen ist. Bei
den Neufunden kann hier – wie andernorts auch – die wissenschaftliche Aufar-
beitung mit dem Zuwachs an neuen Wiener Fundstellen nicht Schritt halten
Vindobona – Der Wiener Raum in römischer Zeit
Bedeutsam für die Entwicklung der Forschung ist die Tatsache, dass noch im
Wien der Babenbergerzeit (976–1246) die Reste der antiken Siedlung, speziell
diejenigen der römischen Befestigung in Gestalt des Legionslagers, vorhanden
und gut sichtbar waren.
Eine erste Auseinandersetzung mit der römischen Vergangenheit der Stadt
ergab sich durch die Sammelleidenschaft einzelner hochgestellter Persönlich-
keiten wie des Festungsbaumeisters Hermes Schallautzer (1503–1561) und
seines Neffen Wolfgang Lazius (1514–1565), der sowohl Leibarzt Kaiser Ferdi-
nands I. von Habsburg als auch Historiker war. Beide legten Lapidarien mit
römischen Skulpturen und Inschriftensteinen an, die bei Reparaturarbeiten an
der Stadtmauer nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 zum Vorschein ge-
kommen waren.
Beginn der Forschung – Institutionen
Am Ende des 18. Jahrhunderts lieferten „Großbaustellen“ wie die des Wiener
Neustädter Kanals Funde und damit Hinweise auf die Existenz der römischen
Zivilstadt im heutigen 3. Wiener Gemeindebezirk.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden erste Institutionen zur Unterstüt-
zung von Forschung und Denkmalpflege gegründet. Diese Entwicklung gipfelte
1901 in der Schaffung des „Gemeinderatsausschusses zur Förderung der
archäologischen Erforschung Wiens“. Dieser Schritt kann als politische Institu-
tionalisierung der Archäologie in Wien gewertet werden. Der Gemeinderatsaus-
schuss bestand bis 1914 und erwies sich als äußerst nützlich, nicht zuletzt des-
halb, weil sich über ihn für die archäologischen Forschungen notwendige Geld-
mittel verhältnismäßig leicht auftreiben ließen.16 Hier waren Persönlichkeiten
wie der Althistoriker Wilhelm Kubitschek (1858–1936) und der aus Litauen
stammende Josef Hilarius Nowalski de Lilia (1857–1928) tätig. Letzterer war
als Inspektor für die archäologische Überwachung der Baustellen zuständig.
Und die in Form von Zeichnungen und handschriftlichen Aufzeichnungen erhal-
tene Dokumentation Nowalski de Lilias ist noch heute eine wichtige Grundlage
bei der Bestimmung von archäologischen Hoffnungsgebieten beispielsweise
für die Stellungnahmen der Stadtarchäologie.17 Als einer der Begründer der
Wien-Forschung muss Friedrich von Kenner (1834–1922) bezeichnet wer-
den.18 Er war seit 1856 in mannigfachen Funktionen in Wien tätig und ihm ge-
lang, gemeinsam mit Wilhelm Kubitschek, die heute noch gültige Lokalisierung
des Legionslagers Vindobona. Bereits 1901 waren auf Antrag des Gemeinde-
ratsausschusses Räume in der Mädchenschule in Wien 4, Rainergasse zur Auf-
bewahrung der Funde zur Verfügung gestellt worden. 1903 wurde dort das
„Museum Vindobonense“ eröffnet. Dieses wurde nicht nur als Museum, son-
dern auch als Institution gegründet, die sich vor allem der Bergung und Rettung
mentationssystem der Stadtarchäologie: S.Sakl-Oberthaler,Von der Ausgrabung ins Inter-net. Grabungsdokumentation und Auswertung– das System der Stadtarchäologie Wien. In:Vindobona–Aquincum 2010 (Anm. 2) 37–44.16 Ausführlich dazu z. B. Neumann (Anm. 9)2; siehe auch O. Harl, Das ehemalige Römi-sche Museum der Stadt Wien. In: HundertJahre Historisches Museum der Stadt Wien.106. Sonderausst. HMW (Wien 1987) 53 f.17 U. Stipanits, Über 100 Jahre handschrift-liche Fundmeldungen und ihre EDV-gestützteErfassung. FWien 1, 1998, 67–72.18 Zur Person Friedrich von Kenners zuletztausführlich: M. Kronberger, Siedlungschrono-logische Forschungen zu den canabae legionisvon Vindobona. Die Gräberfelder. MSW 1(Wien 2005) 14–19.
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von Bodenfunden widmen sollte.19 1924 wurde die römische Sammlung von
Erich Polaschek (1885–1974) neu, nämlich nach topographischen Gesichts-
punkten, geordnet und nunmehr das gesamte Gebäude als „Römisches Mu-
seum der Stadt Wien“ wieder eröffnet. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges
wurde der durch einen Bombentreffer stark dezimierte Bestand als „Ur- und
Frühgeschichtliche Sammlung“ dem „Historischen Museum der Stadt Wien“
zugeführt, trotz der Bemühungen Alfred Neumanns (1905–1988), dem Nach-
folger Polascheks, einen Neubau als Ausstellungsraum für die Sammlung
durchzusetzen. Das Historische Museum der Stadt Wien20 befindet sich seit
1959 in einem Neubau neben der Karlskirche und wurde 2004 in „Wien Mu-
seum“ umbenannt. 1949/50 war zusätzlich ein Schauraum am Hohen Markt
eingerichtet worden, in dem die konservierten Reste der 1948/49 und 1959/
61 ausgegrabenen Tribunenhäuser bis heute präsentiert werden. 2007 mietete
das „Wien Museum“ das Erdgeschoß sowie ein weiteres Stockwerk des Ge-
bäudes über dem unterirdischen Schauraum an und ließ die Räume unter
der Bezeichnung „Römermuseum“ als Dauerausstellung in Form eines „moder-
nen Kleinmuseums“21 komplett neu ausbauen. Das „Römermuseum“ am Ho-
hen Markt wurde im Mai 2008 eröffnet. Dort wird nun die römische Sammlung
in zeitgemäßem Rahmen mit viel aktueller Zusatzinformation und überdies kin-
dergerecht präsentiert (Abb. 4).22
Die Forschungen der letzten Jahre
Da die Erforschung der römischen Vergangenheit Wiens lange der primäre For-
schungsansatz der städtischen Institutionen war, ist zum gegenwärtigen Zeit-
punkt bereits ein relativ fortgeschrittener Wissensstand festzustellen.
Die Forschungsgeschichte der letzten hundertdreißig Jahre ist an anderer Stelle
mehrfach nachzulesen.23 Es sollen hier also nur die Entwicklungsschritte der
letzten Jahrzehnte dargestellt werden.
Die Ära Ortolf Harl brachte eine lebhafte Grabungstätigkeit mit großflächigen
Ausgrabungen an mehreren zentralen Stellen mit sich. Zu nennen sind hier
die Ausgrabungen 1989/1990 am Rennweg 44 in der römischen Zivilstadt.24
Dazu kamen mehrere Untersuchungen im Bereich der canabae legionis, näm-
lich die Grabungskampagnen 1987 und 1991–1994 auf der Freyung bzw. im
Palais Harrach, 1990/1991 zwei Kampagnen am Michaelerplatz25 sowie
19 Dazu Neumann (Anm. 9) 1–4 bes. 1; sie-he auch Harl (Anm. 16) 54. Zuletzt M. Kron-berger, Seit über 150 Jahren angewachsen –Inventarisierung und Verwahrung der archäolo-gischen Sammlung des Wien Museums. In:Aquincum–Vindobona 2010 (Anm. 2) 15–23.20 Das Historische Museum der Stadt Wienwar 1887 gegründet worden und befand sichursprünglich im Neuen Rathaus. Siehe Hun-dert Jahre Historisches Museum der StadtWien. 106. Sonderausst. HMW (Wien 1987).21 W. Kos in: M. Kronberger (Hrsg.), Vindo-bona. Das römische Wien. Kurzführer Römer-museum (Wien 2009) 8 f.22 M. Kronberger, Ein Römermuseum fürWien. In: Vindobona–Aquincum 2009 (Anm.2) 115–122.23 Zuletzt M. Mosser, Geschichte der ar-chäologischen Forschungen im LegionslagerVindobona. In: M. Mosser et al., Die römischenKasernen im Legionslager Vindobona. DieAusgrabungen am Judenplatz in Wien in denJahren 1995–1998. MSW 5/I (Wien 2010)21–27 mit umfassenden weiterführenden Lite-raturverweisen; Kronberger (Anm. 18) 13–20;dies., Die durchwühlte Schuttdecke – Die Er-forschung des römischen Vindobona in Zeitendes städtischen Umbruchs. In: W. Kos/Ch.Rapp, Alt-Wien – Die Stadt, die niemals war.316. Sonderausst. Wien Museum (Wien2004) 86–92.24 Eine ausführliche Monographie (MSW) zuden Ausgrabungen ist in Vorbereitung.25 Neben den detaillierten Befund- undFundauswertungen ist auch ein populär aufbe-reiteter Überblick zur Geschichte des Michae-lerplatzes erschienen: Ch. Ranseder/S. Sakl-Oberthaler/S. Czeika/C. Litschauer/A. Kalten-berger/K. Tarcsay/R. Chinelli/I. Pavić/U.Eisenmenger/H. Krause, Michaelerplatz. Diearchäologischen Ausgrabungen. WA 12 (Wien2011).
Abb. 4: Schauraum des neuen Römermuseums am Hohen Markt (Wien 1). (Foto: Wien Museum/P. Kainz)
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1992 in der Renngasse und 1995/1996 im Palais Porcia in der Herrengasse.
Auch die Ausgrabungen im Bereich des Legionslagers mit der Aufdeckung
der Kasernen der Ersten Kohorte am Wildpretmarkt 1982–1983 und zuletzt je-
ner der Kasernen unmittelbar westlich des Prätoriums am Judenplatz zwischen
1995 und 199826 sind hier zu nennen. Außerdem konnten schon früher Ziegel-
brennöfen im 17. Bezirk, die das Lager mit Baumaterial versorgten, aufgedeckt
werden.27 Der Aufarbeitungsstatus der einzelnen Grabungen ist bis dato unter-
schiedlich.
Als bedeutender Schritt ist die Aufnahme aller Befunde inklusive deren digitaler
Verortung innerhalb des Legionslagers zu bezeichnen, die gleichzeitig mit den
Ausgrabungen am Judenplatz begonnen wurde und seither stetig fortgeführt
wird. Parallel dazu wurde die Artikelserie „Befunde im Legionslager Vindobona“
im Jahresbericht der Stadtarchäologie Wien begonnen, die eine vollständige
Vorlage der Legionslagerbefunde zum Ziel hat. Dafür werden die Alt(be)funde
in Kombination mit den neuen und neuesten Grabungsergebnissen neu bewer-
tet.
Etwa zeitgleich wurden auch die Daten zu den römischen Befunden aus den
canabae legionis und der Zivilstadt in die Fundortdatenbank der Stadtarchäo-
logie aufgenommen.28
Der Status quo der Römerforschung
Nicht jeder Bereich der römischen Besiedelung (Legionslager – canabae legio-
nis – Zivilsiedlung – Territorium) konnte bisher gleich ausführlich erforscht wer-
den.29 Die folgende Gegenüberstellung fasst den gegenwärtigen Stand noch-
mals kurz zusammen (Abb. 5).
Das Legionslager Vindobona
Am weitesten fortgeschritten innerhalb der Erforschung des römischen Wien ist
die Rekonstruktion des Legionslagers. Hier haben die Ausgrabungen zwischen
2007 und 2009 am Vorplatz und im Innenhof der Wiener Zentralfeuerwehrwa-
che (Wien 1, Am Hof) die neuesten Erkenntnisse gebracht. Dort wurden (unter
der neuzeitlichen und mittelalterlichen Bebauung) vallum, intervallum, fabrica
und Teile von Kasernenbauten der westlichen retentura des Lagers freigelegt
(Abb. 6).30 Bei Aushubarbeiten im Jahr 2011 für einen Neubau in Wien 1, Kra-
mergasse 13 konnte im Profil mit großer Wahrscheinlichkeit der Ausriss der Le-
gionslagermauer dokumentiert werden (siehe Beitrag M. Mosser, 164 ff.).
Die Lagervorstadt (canabae legionis)
Von den unter Militärverwaltung stehenden canabae legionis sind Lage und
ungefähre Ausdehnung bekannt, wobei die nachantike Überbauung beispiels-
weise im Bereich der Renaissancebefestigung den Erkenntnissen gewisse
Grenzen setzt. Ebenso ist bekannt, dass große Teile der Lagervorstadt in der
zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts aufgelassen und in Gräberfelder umgewan-
delt wurden. Vor allem die Gräberfelder als spätester antiker Nutzungshorizont
sind bereits seit dem 19. Jahrhundert gut dokumentiert, während darunter lie-
gende Siedlungsreste oft übersehen wurden. Die siedlungschronologische Er-
26 Zusammenfassend siehe M. Mosser, Ju-denplatz. Die Kasernen des römischen Le-gionslagers. WA 5 (Wien 2008).27 O. Harl, Wien 17 – Steinergasse. FÖ 15,1976, 294 f.; L. Streinz,Wien 17 – Steinergas-se. FÖ 17, 1978, 381; Ch. Gugl/M. Mosser/R.Sauer, Untersuchungen an gestempelten römi-schen Ziegeln aus dem Raum Carnuntum undVindobona. FWien 6, 2003, 228–237.28 Zur Fundortdatenbank siehe Anm. 15.29 Zusammenfassend: RGA2 34 (Berlin,New York 2007) 22–30 s. v. Wien § 2. Römer-zeit (Ch. Öllerer/M. Mosser/M. Kronberger/S.Sakl-Oberthaler/M. Müller/K. Adler-Wölfl).30 Die detaillierte Vorlage der fabrica-Befun-de des Legionslagers ist in Form einer Diplom-arbeit an der Universität Wien (Markus Jandl) inArbeit.
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Abb. 5: Die römerzeitlichen Siedlungsbereiche auf heutigem Wiener Stadtgebiet. (Plan: M. Mosser)
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forschung der canabae legionis wurde mit einer Monogra-
phie über die Gräberfelder begonnen. Ein derzeit laufen-
des Projekt zielt darauf ab, anhand der Provenienzen der
Terra-Sigillata-Funde aus der Wiener Innenstadt einen Bei-
trag zur Erforschung der Siedlungschronologie der cana-
bae-Verbauung zu leisten (siehe Beitrag M. Kronberger/
S. Radbauer, 218 ff.).31
In den Jahren 2004/2005 führte das Bundesdenkmalamt
eine großflächige Rettungsgrabung im Bereich der Stall-
burg in der Herrengasse durch, die weitere Erkenntnisse
über die Siedlungsstruktur der canabae entlang der Li-
messtraße erbrachte. Die Publikation der Befunde dieser
Ausgrabung ist in Vorbereitung.32 Auch von den anderen
größeren Grabungen, wie jene auf der Freyung, im Palais
Harrach sowie im Palais Porcia, gibt es bislang nur Vorbe-
richte.
Nach wie vor sind die Kenntnisse über Ausdehnung, Bau-
strukturen und Besiedelungsgeschichte und über die
wichtigen städtischen Einrichtungen wie Forum, Tempel,
Theater oder Thermen begrenzt.
Die römische Zivilsiedlung
Die Lage der römischen Zivilsiedlung wird seit dem 18.
Jahrhundert auf dem Gebiet des 3. Bezirkes,Wien-Land-
straße vermutet, eine Annahme, die sich seither laufend
durch neue Befunde bestätigt.33 Mittlerweile ist auch ihre ungefähre Ausdeh-
nung und ihr Verbauungsschema bekannt sowie die Grundstruktur des Stra-
ßensystems nachvollziehbar: Der Verlauf der Limesstraße als west-östliche
Hauptachse ist mehr oder weniger gesichert und bei flächigen Grabungen
kommen immer wieder Querstraßen zutage. In den letzten Jahren wurde au-
ßerdem ein System mit Befestigungsgräben des 2. Jahrhunderts entdeckt.
Die Lage der für eine derartige Siedlung obligaten öffentlichen Gebäude kann
aber bis jetzt nur durch Häufungen auffallender Funde, wie z. B. die Fragmente
repräsentativer Statuen, vermutet werden. Dokumentiert sind weiters zahlrei-
che Grabfunde und Gräberbezirke. Der Zeitpunkt der Stadtrechtsverleihung
ist ebenfalls unbekannt. Sie muss spätestens im Jahr 212 im Rahmen der all-
gemeinen Bürgerrechtsverleihung durch Caracalla erfolgt sein.
Die Auswertung einer Serie von Ausgrabungen der Jahre 2004 bis 2010 ver-
spricht eine Fülle von neuen Erkenntnissen. Im Rahmen von Denkmalschutz-
grabungen wurden am Rennweg 16 (2005), in der Schützengasse 24 (2005),
an zwei Stellen in der Klimschgasse (19–21/2004–2005 und 40/2005), in der
Hafengasse 14 (2007), im Hof der Rennwegkaserne am Rennweg 93A
(2010; siehe Beitrag I. Mader, 243 ff.) sowie anlässlich des Bauprojektes „Eu-
rogate“ auf dem Gelände des ehemaligen Aspangbahnhofes (2009–2010) rö-
merzeitliche Befunde aufgedeckt (Abb. 7; siehe Beitrag M. Mosser/S. Jäger-
Wersonig/K. Adler-Wölfl, 202 ff.). Es handelt sich dabei um bislang unerforsch-
31 Das Projekt schließt auch Terra Sigillataaus der Zivilsiedlung (Wien 3) mit ein: SilviaRadbauer/Michaela Kronberger, „Terra Sigilla-ta – Provenienzbestimmungen und Siedlungs-chronologie“.32 Vorberichte: M. Krenn/N. Hofer/P. Mit-chell/J. Wagner, Wien 1 – Stallburg. FÖ 43,2004, 78; M. Krenn/P. Mitchell/J. Wagner,Wien 1 – Reitschulgasse 2, Stallburg. FÖ 44,2005, 69 f. Siehe auch die Vorberichte zukleinflächigeren Untersuchungen in der Her-rengasse und in der Salvatorgasse: M. Kalten-egger,Wien 1 – Herrengasse 9. FÖ 42, 2003,71–73; M. Krenn/J. Wagner/P. Mitchell, Wien1 – Salvatorgasse 12. FÖ 45, 2006, 74 f.33 Eine Überblicksdarstellung zur römischenZivilsiedlung: M. Müller/I. Mader/R. Chinelli/S.Jäger-Wersonig/S. Sakl-Oberthaler/U. Eisen-menger/S. Czeika/C. Litschauer/Ch. Öllerer/E. Eleftheriadou, Entlang des Rennwegs. Dierömische Zivilsiedlung von Vindobona. WA 8(Wien 2011).
Abb. 6: Mauern der römischen fabrica,Grabung Am Hof (Wien 1). (Foto:
M. Mosser)
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te römische Siedlungsbereiche im Zentrum (Schützengasse 24, Rennweg 16,
Hafengasse 14) und an der südöstlichen Randzone der Zivilsiedlung (Renn-
wegkaserne und im stadtauswärtigen Teil der „Eurogate“-Fläche). Die Ausgra-
bung in der Klimschgasse 40 ergab ein weiteres Teilstück der nördlichen forti-
fikatorischen Doppelgrabenanlage der Zivilstadt und ein Brandgrab. Auf dem
Grundstück Klimschgasse 19–21, unmittelbar außerhalb der Doppelgrabenan-
lage gelegen, wurden weitere vier Brandgräber, darunter ein besonders gut er-
haltenes Bustumgrab, entdeckt.
Zum Stand der Aufnahme der Zivilstadtbefunde in die Fundortdatenbank ist zu
bemerken, dass die Altfunde vollständig verortet sind und die Datenbank lau-
fend aktualisiert wird. Hinsichtlich der Interpretation der Altbefunde bedürfen
Datenbank und archäologischer Kataster – vor allem im Hinblick auf die Er-
kenntnisse durch die jüngsten Grabungen – jedoch einer Überarbeitung.34
Das Territorium
Zum Thema Territorium sind in erster Linie die Untersuchungen in Wien 10-Un-
terlaa zu nennen, die jahrelang als einzige Forschungsgrabung der Stadtar-
chäologie Wien betrieben wurden. Bereits 1963 wurden hier im Hinterland
des Limes von Alfred Neumann Ausgrabungen begonnen, die in den 1970er-
Jahren unter der Leitung von Ortolf Harl weitergeführt wurden. Es handelt sich
um einen römischen Siedlungskomplex, der von flavischer Zeit bis in die zweite
Hälfte des 4. Jahrhunderts bestand und als eine Art Streusiedlung anzuspre-
chen ist. Die Dokumentationen der Stadtarchäologie von 1974 bis 1999 wur-
den im Rahmen einer Dissertation ausgewertet, eine Gesamtvorlage unter Ein-
beziehung der Grabungsergebnisse ab dem Jahr 2000 ist derzeit in Arbeit. Auf
dem Gelände der Ausgrabung Unterlaa bot sich für die Stadtarchäologie Wien
überdies die Möglichkeit, Veranstaltungen im Rahmen der Öffentlichkeits- und
Vermittlungsarbeit durchzuführen.35
34 In diesem Zusammenhang ist das Projekt„Provenienzbestimmung von Terra Sigillata“ zuerwähnen. Siehe Anm. 31.35 Details dazu bei M. Penz, Forschungs-und PR-Grabungen im Rahmen einer Stadt-randarchäologie. In: Vindobona–Aquincum2009 (Anm. 2) 29–36.
Abb. 7: Römerzeitliche Straße im stadtauswärtigen Teil der Aspanggründe (Wien 3). (Foto: M. Mos-
ser)
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Übergeordnete Forschungsthemen und Materialvorlagen
Abgesehen von siedlungsarchäologischen Fragen zur Römerzeit in Wien wer-
den innerhalb der Stadtarchäologie Wien auch übergeordnete Themen verfolgt.
In Zusammenarbeit mit der geologischen Abteilung der Stadt Wien wird bei-
spielsweise versucht, das Bodenrelief zur Zeit der römischen Besiedelung flä-
chendeckend zu rekonstruieren.36
Erwähnenswert ist hier auch die Internetplattform „VBI ERAT LVPA“ (www.ubi-
erat-lupa.org), eine Datenbank römischer Steindenkmäler aus verschiedenen
Provinzen des Römischen Reiches mit einem online verfügbaren Bildarchiv.
Auch die Steindenkmäler aus Vindobona sind dort teilweise erfasst.
Zu guter Letzt soll hier auch noch auf eine mittlerweile bereits stattliche Reihe
von Monographien bzw. zusammenfassenden Aufsätzen zu verschiedenen rö-
mischen Materialgruppen hingewiesen werden (siehe unten Publikationen).37
Außerdem sind auch naturwissenschaftliche Analysen aus dem Bereich Ar-
chäozoologie, Archäobotanik und Archäometrie zu nennen, die im Übrigen
für alle Kulturepochen Anwendung finden.38
36 R. Gietl/M. Kronberger/M. Mosser, Re-konstruktion des antiken Geländes in der Wie-ner Innenstadt. FWien 7, 2004, 32–53. Die Re-konstruktion des Geländemodells für die römi-sche Zivilstadt ist für die nächste Zukunft ge-plant.37 Eine zusammenfassende Vorlage der Mi-litaria (Anna Maspoli) sowie eine ebensolcheder römischen Lampen aus Vindobona (Ver-fasserin) sind in Arbeit.38 Für eine Zusammenstellung der ent-sprechenden Publikationen der Stadtarchäolo-gie bis zum Jahr 2007 siehe Anm. 4.
Publikationen zur Römerzeit in Wien (Auswahl)
Ältere Vindobonensia – die wichtigsten Publikationen von Alfred Neumann
A. Neumann, Die Römischen Ruinen unter dem Hohen Markt (Wien 1957); ders., Die römischen Baureste Am Hof 9. Historisches Museum der
Stadt Wien – Museumsführer (Wien 1958); ders., Der Raum von Wien in ur- und frühgeschichtlicher Zeit (Wien 1961); ders., Zur Entstehung
von Vindobona. Wiener Schr. 5 (o. J.); ders., Die Skulpturen des Stadtgebietes von Vindobona. CSIR Österreich I 1 (Wien 1967); ders., Lampen
und andere Beleuchtungsgeräte aus Vindobona. RLÖ 22 (Wien 1967); ders., Forschungen in Vindobona 1948 bis 1967. I. Teil: Lager und Lager-
territorium. RLÖ 23 (Wien 1967); ders., Forschungen in Vindobona 1948 bis 1967. II. Teil: Zivilstadt und Landbezirk. RLÖ 24 (Wien 1968); ders.,
Ziegel aus Vindobona. RLÖ 27 (Wien 1973); ders., Vindobonensia. Zum Corpus der Ziegel aus Vindobona – zur Neugestaltung der römischen
Ruinenstätte, Wien 1, Hoher Markt 3, 1974. In: Pro Arte Antiqua. Festschr. Hedwig Kenner II. SoSchrÖAI 18 (Wien 1985) 252–257.
Das römische Wien im Überblick
Vindobona – Die Römer im Wiener Raum. 52. Sonderausst. HMW (Wien 1978); O. Harl,Vindobona. Das römische Wien. Wiener Geschichtsbücher
21/22 (Wien 1979); K. Genser, Der österreichische Donaulimes in der Römerzeit. Ein Forschungsbericht. RLÖ 33 (Wien 1986) zu Wien 435–531;
O. Harl, Die Römerzeit. In: P. Csendes/F. Opll (Hrsg.),Wien. Geschichte einer Stadt 1: Von den Anfängen bis zur Ersten Wiener Türkenbelagerung
[1529] (Wien, Köln,Weimar 2001) 25–48; RGA2 34 (Berlin, New York 2007) 22–30 s. v. Wien § 2. Römerzeit (Ch. Öllerer/M. Mosser/M. Kronber-
ger/S. Sakl-Oberthaler/M. Müller/K. Adler-Wölfl); M. Kronberger (Hrsg.), Vindobona. Das römische Wien. Kurzführer Römermuseum (Wien 2009);
M. Kronberger/M. Mosser, Kulte in und um Vindobona. In: F. Humer/G. Kremer (Hrsg.), Götterbilder – Menschenbilder. Religion und Kulte in Car-
nuntum. Ausstellungskat. (Wien 2011) 105–116.
Legionslager
M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil I: Altgrabungen am Judenplatz und Umgebung. FWien 2, 1999, 48–85; I. Gaisbauer/M.
Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil II: Altgrabungen im Bereich der principia. FWien 4, 2001, 114–157; M. Mosser, Befunde im
Legionslager Vindobona. Teil III: Das Lagergrabensystem. FWien 7, 2004, 212–223; ders., Die Kasernen der ersten Kohorte im Legionslager Vin-
dobona (unpubl. Diss. Univ. Wien 2007); M. Jandl/M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. Teil IV: Vallum, fabrica und Kasernen in der
westlichen retentura – Vorbericht zu den Grabungen Am Hof im Jahr 2007. FWien 11, 2008, 4–34; M. Mosser, Befunde im Legionslager Vindo-
bona. Teil V: Das Intervallum an der westlichen Lagermauer – Vorbericht zu den Grabungen Am Hof in den Jahren 2008/09. FWien 13, 2010, 50–
74; M. Mosser et al., Die römischen Kasernen im Legionslager Vindobona. Die Ausgrabungen am Judenplatz in Wien in den Jahren 1995–1998.
MSW 5/I–II (Wien 2010).
canabae legionis
Überblick
M. Kronberger, Zu römischen Töpferöfen in den südlichen canabae legionis von Vindobona: Neuer Markt und Umgebung. FWien 7, 2004, 82–111;
dies., Siedlungschronologische Forschungen zu den canabae legionis von Vindobona. Die Gräberfelder. MSW 1 (Wien 2005); S. Sakl-Oberthaler,
Wohnhäuser in den canabae legionis von Vindobona. In: Domus – Das Haus in den Städten der römischen Donauprovinzen. SoSchrÖAI 44 (Wien
2008) 124–142.
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AufsätzeS. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Ausgrabungen Umfeld Freyung: Freyung (1987), Palais Harrach (1991–1994), Renngasse (1992), Palais Porcia (1996)
K. Süss, Die archäologischen Ausgrabungen auf der Freyung und im Palais Harrach. In: Palais Harrach. Geschichte, Revitalisierung und Restau-
rierung des Hauses an der Freyung in Wien (Wien 1995) 131–143; K. Süss/W. Bauer,Wien 1 – Freyung. FÖ 36, 1997, 870–876; O. Harl,Wien 1 –
Renngasse. FÖ 33, 1994, 613 f.; M. Müller, Wien 1 – Herrengasse. FÖ 36, 1997, 876–881.
Ausgrabungen Michaelerplatz, 1990/1991
P. Donat/S. Sakl-Oberthaler/H. Sedlmayer, Die Werkstätten der canabae legionis von Vindobona. Befunde und Funde der Grabungen Wien 1,
Michaelerplatz (1990/1991),Teil 1. FWien 6, 2003, 4–57; P. Donat,Von einem biedermeierzeitlichen Malerwerkplatz zu den möglichen Hinterlassen-
schaften einer römischen Keramikwerkstatt am Wiener Michaelerplatz. FWien 6, 2003, 68–94; P. Donat/S. Sakl-Oberthaler/H. Sedlmayer et al., Die
Wohnbereiche der canabae legionis von Vindobona. Befunde und Funde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991), Teil 2. FWien 8,
2005, 24–91.
Ausgrabungen Gräberfeld Albertina, 2000/2001
E. H. Huber, Wien 1, Albertina. FWien 4, 2001, 258 f.; dies., Wien 1, Albertina. FWien 5, 2002, 289–291.
Zivilstadt
Überblick
I. Mader, Vindobona. Die zivile Siedlung. In: M. Šašel Kos/P. Scherrer (Hrsg.), The Autonomous Towns of Noricum and Pannonia. Die autonomen
Städte in Noricum und Pannonien. Pannonia II. Situla 42 (Ljubljana 2004) 252–259; M. Großmann,Untersuchungen zum Iuppiter- und Kaiserkult im
municipium Vindobonense. Ein Diskussionsbeitrag. FWien 7, 2004, 198–210; I. Mader/M. Müller, Die römische Zivilsiedlung von Vindobona. In: F.
Krinzinger (Hrsg.), Vindobona. Beiträge zu ausgewählten Keramikgattungen in ihrem topografischen Kontext. AForsch 12 (Wien 2005) 29–33; M.
Müller, Wohnbauten in der Zivilsiedlung von Vindobona – Lebensorte. In: Domus – Das Haus in den Städten der römischen Donauprovinzen.
SoSchrÖAI 44 (Wien 2008) 105–121; dies., Die Erforschung der Zivilstadt von Vindobona. In: Vindobona–Aquincum. Probleme und Lösungen
in der Stadtarchäologie. Aquincum Nostrum II 5 (Budapest 2009) 71–80.
Ausgrabungen in den 1990er-Jahren
S. Czeika/Ch. Öllerer/H. Sedlmayer, Römische Funde und Befunde aus dem Siedlungsbereich Wien 3, Hafengasse. FWien 2, 1999, 90–109; M.
Müller, Römische und neuzeitliche Funde aus Wien 3, Eslarngasse 20. Zur Befestigung der Zivilstadt von Vindobona. FWien 3, 2000, 76–103; A.
Kaltenberger, Das Fundmaterial der Grabung Wien 3, Eslarngasse 20. FWien 3, 2000, 104–145; S. Czeika,Tierknochenfunde aus der Eslarngasse
20 im 3. Wiener Gemeindebezirk. FWien 3, 2000, 146 f.; M. Müller, Die Auswertung der Grabungen Rennweg 44 (1989/1990) im Bereich der
römischen Zivilsiedlung von Vindobona. FWien 5, 2002, 302–312.
Ausgrabungen seit 2004
M. Müller,Wien 3, Klimschgasse 19–21. FWien 8, 2005, 213–218; dies.,Wien 3, Klimschgasse 19–21. FWien 9, 2006, 292–294; S. Jäger-Werso-
nig,Wien 3, Schützengasse 24 und Rennweg 57. FWien 9, 2006, 285–288; M. Mosser,Wien 3, Rennweg 16. FWien 9, 2006, 289–291; M. Müller,
Wien 3, Klimschgasse 40. FWien 9, 2006, 294–296; M. Mosser, Eine Translatio cadaveris in der Nachbarschaft des M. Antonius Tiberianus in
Vindobona. In: G. Grabherr (Hrsg.), Akten des 11. Österreichischen Archäologentages in Innsbruck 23.–25. März 2006. IKARUS 3 (Innsbruck
2008) 183–194; M. Müller, Wien 3, Hafengasse 14. FWien 11, 2008, 332–337; dies., Wien 3, Aspanggründe. FWien 13, 2010, 227–231.
Territorium
K. Adler-Wölfl, Die römische Siedlung von Wien-Unterlaa [Grabungen 1974–1999] (unpubl. Diss. Univ. Wien 2003) mit ausführlicher Forschungs-
geschichte; B. Samonig,Wien 10, Unterlaa – Klederinger Straße. FWien 6, 2003, 246–248; M. Penz,Wien 10,Unterlaa – Klederinger Straße. FWien
7, 2004, 250 f.; ders.,Wien 10, Unterlaa – Klederinger Straße. FWien 8, 2005, 218–222; ders.,Wien 10, Unterlaa – Klederinger Straße (Johannes-
berg). FWien 9, 2006, 296–298; ders.,Wien 10, Unterlaa – Klederinger Straße (Johannesberg). FWien 10, 2007, 241 f.; ders.,Wien 10, Unterlaa –
Klederinger Straße (Johannesberg). FWien 12, 2009, 220 f.
Infrastruktur
D. Herrmann/K. Süss,Wien 23 – Atzgersdorf. FÖ 31, 1992, 518; S. Sakl-Oberthaler, Untersuchungen zur Limesstraße in Wien-Simmering. FWien
2, 1999, 110–127; D. Talaa/I. Herrmann, Eine römische Straßenstation in Biedermannsdorf bei Wien – Vorbericht. FWien 6, 2003, 212–224; Ch.
Öllerer, Über die Erprobung eines satellitengesteuerten Verortungssystems im Dienste der Archäologie. FWien 8, 2005, 16–20; S. Sakl-Oberthaler/
Ch. Ranseder, Wasser in Wien. Von den Römern bis zur Neuzeit. WA 22 (Wien 2009) bes. 13–34.
Materialvorlagen
I. Weber-Hiden, Die reliefverzierte Terrasigillata aus Vindobona. WAS 1 (Wien 1996); P. Donat, Feinkeramik aus Vindobona – Hinweise auf eine
lokale Produktion? FWien 2, 1999, 32–46; dies., Zur Herkunft der Terra Sigillata von der Ausgrabung Michaelerplatz. FWien 2, 1999, 210–215;
S. Sakl-Oberthaler/K. Tarcsay, Römische Glasformen aus Wien. FWien 4, 2001, 78–112; dies., Römerzeitliche Glasobjekte aus Wien. FWien 5,
2002, 140–158; I. Pavić, Zum Formenspektrum der pannonischen Glanztonkeramik von Wien 1, Michaelerplatz – Grabungen 1990/91. FWien
7, 2004, 118–166; N. Willburger, Die römische Wandmalerei der Grabung Wien 1, Michaelerplatz. FWien 7, 2004, 188–197; Ausgewählte Funde
vom Rennweg 44 in Wien. G. Dembski/M. Zavadil, Der Münzschatz vom Rennweg 44. D. Gabler, Zur frühen Terra Sigillata der Zivilsiedlung von
Vindobona. WAS 6 (Wien 2004); T. Bezeczky, Roman Amphorae from Vindobona. In: F. Krinzinger (Hrsg.), Vindobona. Beiträge zu ausgewählten
Keramikgattungen in ihrem topografischen Kontext. AForsch 12 (Wien 2005) 35–107; R. Chinelli, Eiförmige und birnenförmige Gefäße aus Wien,
ebd. 143–170; G. Dembski/C. Litschauer, Die antiken Fundmünzen der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991). FWien 8, 2005, 92–106;
M. Mosser, Siegelkapseln von Vindobona. FWien 9, 2006, 50–63; I. Pavić, Feinware: Becher und Faltenbecher des 2. und 3. Jahrhunderts von
16
Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Wien 1, Michaelerplatz – Grabungen 1990/1991. FWien 10, 2007, 134–193; R. Chinelli, Some Notes about the Production of Late Roman Glazed
Pottery in Vindobona (Appendix by Roman Sauer). In: C. Magrini/F. Sbarra (eds.), Late Roman Glazed Pottery in Carlino and in Central-East Eu-
rope. Production, Function and Distribution. BAR Internat. Ser. 2068 (Oxford 2010) 43–70; M. Kronberger/M. Heinrich/B. Moshammer/M. Mos-
ser, Preliminary Results of an Interdisciplinary Project on Roman Stone Material and Historic Quarries in Vienna. In: Vindobona–Aquincum. Heraus-
forderungen und Ergebnisse in der Stadtarchäologie. Aquincum Nostrum II 6 (Budapest 2010) 61–68; M. Schmid, Die römischen Fibeln aus Wien.
MSW 6 (Wien 2010).
Die Entstehung der Stadt – Wien im Mittelalter
Da die Mittelalterarchäologie in Österreich ein relativ junger Forschungszweig
ist, wurde mittelalterlichen Befunden in Wien vor den 1960er-Jahren bedauer-
licherweise kaum Beachtung geschenkt. Einige spektakuläre „Zufallsfunde“ in
Wien in den 1970er-Jahren, wie die Entdeckung der unterirdisch gelegenen Vir-
gilkapelle, die beim Bau der U1 direkt neben dem Stephansdom zum Vor-
schein kam, oder auch die Neidhartfresken, die bei Renovierungsarbeiten
1979 in einem Haus in Wien 1,Tuchlauben 19 zufällig entdeckt wurden, haben
jedoch das Bewusstsein für die mittelalterliche Vergangenheit Wiens ge-
schärft.39
Forschungsgeschichte – Die neueren Ausgrabungen
Seit den 1990er-Jahren erfolgte ein Aufschwung in den archäologischen For-
schungen zum Mittelalter, der durch mehrere Ausgrabungen in der Wiener In-
nenstadt ausgelöst wurde. Schon 1990/1991 wurden amMichaelerplatz direkt
vor der Hofburg neben römischen und neuzeitlichen Befunden auch mittelalter-
liche Besiedelungsspuren dokumentiert.40 In den Jahren 1994/1995 kamen
beim Umbau eines Hauses in Wien 1,Tuchlauben 17 über einem kleinen Aus-
schnitt des gepflasterten Hofes der principia des römischen Legionslagers wie-
der unterschiedliche hochmittelalterliche Befunde und Funde zutage. Einen
„Quantensprung“ für die Mittelalterarchäologie in Wien stellen sicherlich die
Ausgrabungen am Judenplatz in den Jahren 1995 bis 1998 dar, bei denen
die spätmittelalterliche Synagoge mit Teilen des anschließenden Ghettos sowie
als wichtige siedlungsarchäologische Fakten die Parzellenstrukturen des 13.
Jahrhunderts freigelegt werden konnten.41 Im Zuge der Ausgrabungen ergab
sich auch die Möglichkeit zu bauhistorischen Untersuchungen im Haus Juden-
platz 8, dem sog. Misrachihaus. Ein weiteres „Highlight“ war auch die Entde-
ckung eines an der Außenwand der Albertina erhalten gebliebenen Turmes
der mittelalterlichen Stadtmauer, der 1999 bei Umbauarbeiten freigelegt wur-
de.
Bereits 1996 und in den Jahren 2000/2001 führte das Bundesdenkmalamt im
Stephansdom ausgedehnte Grabungen durch, bei denen Gräber aus dem frü-
hen Mittelalter gefunden wurden.
Außerhalb des städtischen Kernbereichs führte die Stadtarchäologie Wien zwi-
schen 1994 und 2001 im Zuge von Umbauarbeiten im heute als Justizanstalt
geführten Schloss Kaiserebersdorf (Wien 11) Ausgrabungen und bauhistori-
sche Untersuchungen durch. Dabei konnten Teile der befestigten mittelalterli-
chen Burg der Herren von Himberg-Ebersdorf aufgedeckt werden.42
39 Erwähnt werden muss auch die Entde-ckung des hochmittelalterlichen Stadtgrabensbeim Bau der U1 im Jahr 1974 am Graben.Außerdem fanden beim Bau der U3 in den1980er-Jahren Grabungen bei und in der Mi-noritenkirche statt, bei denen die Fundamenteder Ludwigskapelle aufgedeckt wurden.40 Siehe auch Anm. 25.41 Eine umfassende Endauswertung wurdebisher nicht publiziert.42 Einen zusammenfassenden Überblickbietet: H. Krause/M. Schulz/Ch. Ranseder/G.Scharrer-Liška, Schloss Kaiserebersdorf.Vom Adelssitz zur Justizanstalt. WA 7 (Wien2011).
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Forschungsansätze
Hier muss chronologisch gesehen zwischen Früh-, Hoch- und Spätmittelalter
unterschieden werden. Topographisch ist zwischen Fragen zur Entwicklung
der Stadt und Fragen zur Entwicklung des Umlandes zu differenzieren.
Für den Bereich der Mittelalterarchäologie kommt – einerseits traditionell, ande-
rerseits methodisch bedingt – der Forschungstätigkeit anderer Institutionen
größere Bedeutung zu. Methodisch ist hier die für die Mittelalterarchäologie un-
erlässliche Verbindung von Bau- und Bodenarchäologie gemeint. Vor allem im
Bereich der Bauforschung muss das Bundesdenkmalamt Wien und seine
„Wissenschaftliche Abteilung für Inventarisation und Denkmalforschung“ als fe-
derführend bezeichnet werden.43
Siedlungskontinuität oder Diskontinuität?
Eine zentrale Fragestellung für das Stadtgebiet ist die nach der Siedlungskon-
tinuität zwischen Spätantike und Frühmittelalter44 oder einem Siedlungsbeginn,
der zwar in Interaktion, aber nicht in direkter Kontinuität mit der römerzeitlichen
Siedlung stattfand. Hier spielt auch die Beschäftigung mit der sog. Schwarzen
Schicht (dark earth) hinein, jener dunklen, unterschiedlich stark ausgeprägten
Bodenbildungsschicht, die als Horizont zwischen antiker und nachantiker Be-
siedelung gesehen werden kann (Abb. 8).
Die Siedlungsentwicklung Wiens vom frühen bis ins hohe Mittelalter
Die Siedlungsentwicklung Wiens vom Früh- (9./10. Jahrhundert) bis ins Hoch-
mittelalter (12. Jahrhundert) ist für die heutige Forschung in groben Zügen
nachvollziehbar. Ein Siedlungsbeginn frühestens im 9. Jahrhundert ist durch
Keramikfunde belegt.45 Die Nutzung der teilweise noch vorhandenen Legions-
lagerbefestigung als erste mittelalterliche Befestigung – allerdings ohne eine
echte Siedlungskontinuität – wird mittlerweile mit schlüssigen Argumenten an-
genommen.
Die Stadt im Hochmittelalter
Die Forschungsthemen für die Periode des Hochmittelalters im Stadtgebiet
kreisen um Fragen wie „Stadtwerdung“ (1137?) und „Stadtplanung“ oder um
die Frage der Stadterweiterung ab 1200.46 Hier wird beispielsweise diskutiert,
ob die Stadterweiterung geplant war und wenn ja, inwieweit diese Planungen
auf ältere Strukturen zurückgreifen. Ein zentraler Punkt dieser Betrachtungen
ist auch die Hofburg. Für diese werden Fragen wie ihre Situierung (nämlich
am damaligen Stadtrand) und ihre Datierung (und damit die Frage, ob sie
von den Babenbergerherzögen oder von Ottokar Přsemysl gegründet wurde)
diskutiert. Die Quellenlage ist hierbei vor allem für das frühe Mittelalter (bevor
Wien zur Residenz der Babenberger wurde) spärlich. Die Ergebnisse der Alt-
grabungen und Baubeobachtungen an sensiblen Stellen wie dem Berghof oder
dem Ruprechtsplatz sind ebenfalls dürftig. Dazu kommt die massive Zerstö-
rung mittelalterlicher Bausubstanz – bis in die Kellerbereiche der Gebäude –
durch die Bautätigkeit während der Barock- und der Gründerzeit. Eine Reihe
von großteils externen, also nicht von der Stadtarchäologie Wien durchgeführ-
43 Zu erwähnen sind auch die periodisch er-scheinenden „Beiträge zur Mittelalterarchäolo-gie in Österreich“, herausgegeben von der Ös-terreichischen Gesellschaft für Mittelalterar-chäologie. Siehe Literaturliste Mittelalter.44 Vor allem die ältere Forschung vertrat die-se These, siehe z. B. A. Klaar, Die Siedlungs-formen Wiens. Wiener Geschichtsbücher 8(Wien, Hamburg 1971); H. Ladenbauer-Orel,Archäologische Stadtkernforschung in Wien.JbVGW 21/22, 1965–1966, 7–66; dies., DerBerghof. Archäologischer Beitrag zur frühes-ten Siedlungsgeschichte. Wiener Geschichts-bücher 15 (Wien, Hamburg 1974); dies., Diemittelalterlichen Quellen zur römischen Lager-mauer von Vindobona. WGBl 39/2, 1984,67–79; dies., Markt, Burg, Kirche und der Do-nauhafen im frühen Wien. Ein Beitrag über dasErbe der Römer für das Werden der Stadt.WGBl Beih. 2 (Wien 1999).45 S. Felgenhauer-Schmiedt, Früh- bishochmittelalterliche Funde aus Wien 1, Rup-rechtsplatz und Sterngasse. BeitrMAÖ 8,1992, 63–67. Die Arbeiten von Sabine Felgen-hauer-Schmiedt gaben in der 1990er-Jahrenwesentliche Impulse für die Forschung.46 Eine zusammenfassende Darstellung mitSchwerpunkt Wien wird demnächst erschei-nen: H. Krause/Th. Kühtreiber, Hochmittelal-terliche Transformationsprozesse und ihre Wir-kung auf das Siedlungsbild Ostösterreichs. In:E. Gringmuth-Dallmer/J. Klápste (Hrsg.),Tradi-tion – Umgestaltung – Innovation. Transforma-tionsprozesse im hohen Mittelalter (Praha, inVorbereitung).
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ten Projekten setzten und setzen sich seit dem letzten
Jahrzehnt mit diesen Fragen auseinander.
Hier ist das Bauforschungsprojekt „Historischer Baube-
stand in den Kellern der Wiener Innenstadt“ zu nennen,
das einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis
der Entwicklung der mittelalterlichen Stadt, beispielsweise
zum Thema „Versteinerung“, also der Entstehung der ers-
ten Steinbauten anstelle von Holzhäusern, leistete.47 Ein
weiteres Großprojekt befasst sich derzeit ausführlich mit
der Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg.48
Der Stand der Materialbearbeitung
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist die Entwicklung der mit-
telalterlichen Keramik in groben Zügen nachvollziehbar.
Allgemeine Tendenzen bezüglich Datierung und technolo-
gischen Fortschritts sind bekannt. Zusammenfassend ist
zuletzt 2010 ein neuer Leitfaden zur Bestimmung und
Klassifizierung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Kera-
mik in Österreich erschienen, der von einer Gruppe von
Keramikspezialisten aus ganz Österreich verfasst wurde.
Auch zum Thema Glasforschung in Wien sind in den letz-
ten Jahren Überblicksarbeiten publiziert worden.
Forschungen zum weitgehend agrarisch geprägten Um-
land
Von Interesse ist vor allem, wie sich die Peripherie der mittelalterlichen Resi-
denzstadt entwickelt hat. Untersucht werden hier anhand historischer und ar-
chäologischer Quellen die Entstehung von Dörfern und Burgen, aber auch
Wüstungs- und Siedlungsverlagerungsprozesse.
Zu diesem Thema betreibt die Stadtarchäologie Wien seit 2004 das Projekt
„Burgeninventar Wien“. Ziel ist es, sämtliche erhaltenen bzw. aus Quellen er-
schließbaren Adelssitze des 10.–16. Jahrhunderts auf dem heutigen Wiener
Stadtgebiet zu erfassen und in eine Datenbank aufzunehmen. Im Zusammen-
hang mit dem Burgenprojekt wird auch die Entwicklung der zugehörigen Sied-
lung als Fragestellung behandelt! Bisher näher untersuchte Standorte sind Sie-
vering und der sog. Perchhof in Heiligenstadt, zu denen bereits Einzelaufsätze
im Jahresbericht der Stadtarchäologie erschienen sind.
Darüber hinaus wurden im Umland nur punktuell Ausgrabungen oder andere
Untersuchungen durchgeführt. Erwähnt werden sollen hier die Ausgrabung
in der Nikolaikapelle in Wien 13, Lainzer Tiergarten sowie eine Bauuntersu-
chung jüngeren Datums in der Johanneskirche in Wien 10, Unterlaa.
Die neuesten Ausgrabungen
Von 1997 bis 2002 führte das Bundesdenkmalamt49 Ausgrabungen auf dem
Gelände der Alten Universität (Wien 1, Riemergasse) durch. Dabei wurden Bau-
strukturen (Mauerzüge, mehrere Erdkeller, Brunnen) aus dem Hoch- und Spät-
47 FWF-Projekt „Historischer Baubestand inden Kellern der Wiener Innenstadt“ 2002, Insti-tut für Kunstgeschichte der Universität Wien,Leitung: Mario Schwarz.48 FWF-Projekt „Die mittelalterliche Bauge-schichte der Wiener Hofburg“ 2006–2012,Kommission für Kunstgeschichte der Österrei-chischen Akademie der Wissenschaften, Lei-tung: Mario Schwarz.49 Zu den Baubeobachtungen und kurzfristi-gen Grabungsaktivitäten des Bundesdenkmal-amtes siehe auch deren Jahresberichte in den„Fundberichten aus Österreich“ (FÖ).
Abb. 8: Die sog. Schwarze Schicht, dokumentiert auf der Grabung Wien
1, Am Hof. (Foto: M. Mosser)
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mittelalter sowie ein Stück eines im 17. Jahrhundert überbauten Straßenzuges
freigelegt.
Weitere Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes fanden 2004/2005 in der
Stallburg der Hofburg statt, bei denen neben Fundamenten von Gebäuden,
die der babenbergischen Stadterweiterung zuzurechnen sind, auch die Funda-
mente der von Friedrich III. (um 1470) errichteten „Öden Kirche“ freigelegt
werden konnten. 2005/2006 führte das Bundesdenkmalamt auch in Wien 1,
Salvatorgasse Ausgrabungen durch, die über der spätantiken Legionslagerbe-
bauung ebenfalls mittelalterliche Siedlungsbefunde zum Vorschein brachten.
Auch bei einigen Grabungen der Stadtarchäologie der letzten Jahre kamen mit-
telalterliche Befunde zutage. So konnten bei zwei Ausgrabungskampagnen in
Wien 1,Wipplingerstraße 33/35 im Bereich der renaissancezeitlichen Elendbas-
tion zwischen 2005 und 200850 sowohl Siedlungsspuren aus dem Spätmittel-
alter als auch ein Abschnitt der mittelalterlichen Stadtmauer dokumentiert wer-
den (Abb. 9). Ebenfalls 200851 wurde im Bereich der östlich der Elendbastion
gelegenen Neutorbastion (Wien 1, Neutorgasse 6–8) gegraben und auch dort
fanden sich neben Teilen der Renaissancebefestigung hochmittelalterliche Kul-
turschichten.
Zuletzt wurden in den Jahren 2007 bis 2009 bei den Ausgrabungen in der Wie-
ner Innenstadt auf dem Areal der Hauptfeuerwehrwache Am Hof verschiedene
mittelalterliche Bebauungsphasen über den Befunden des römischen Legions-
lagers dokumentiert.
50 Die monographische Vorlage der Gra-bungskampagnen 2005 bis 2008 im Bereichder Elendbastion ist in Vorbereitung.51 Die monographische Vorlage der Gra-bungskampagne im Bereich der Neutorbastionist ebenfalls in Vorbereitung.
Abb. 9: Zwingermauer vor der mittelalterlichen Stadtmauer, dokumentiert auf der Grabung Wien 1,
Wipplingerstraße 33/35. (Foto: Stadtärchologie Wien)
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Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
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Publikationen zu Wien im Mittelalter (Auswahl)
Beginn der Mittelalterforschung: Virgilkapelle und Neidhartfresken
Virgilkapelle
G. Mossler, Die Ausgrabungen des Bundesdenkmalamtes. Ein Vorbericht. ÖZKD 27, 1973, 144–153; R. Perger, Zur Geschichte des neuen Kar-
ners und der Kapellen St. Virgilius und St. Maria Magdalena auf dem Wiener Stephansfreithof, ebd. 153–160; M. Zykan, Zur kunstgeschichtlichen
Bedeutung der neuentdeckten Unterkirche, ebd. 160–169; R. Perger/W. Brauneis, Die mittelalterlichen Kirchen und Klöster Wiens. Wiener Ge-
schichtsbücher 19/20 (Wien, Hamburg 1977) 69–72; M. Zykan, Der Stephansdom. Wiener Geschichtsbücher 26/27 (Wien, Hamburg 1981)
26; 187–189; B. Schedl, … die Chappellen die da leit in sant Stephans Vreythof … Zu Ausstattung und Wirkung des unterirdischen Nischenrau-
mes. FWien 5, 2002, 246–254.
Neidhartfresken
E. M. Höhle/O. Pausch/R. Perger, Die Neidhart-Fresken im Haus Tuchlauben 19 in Wien. Zum Fund profaner Wandmalerei der Zeit um 1400.
ÖZKD 36, 1982, 110–144; G. Blaschitz/B. Schedl, Die Ausstattung eines Festsaales im mittelalterlichen Wien. In: G. Blaschitz (Hrsg.), Neidhart-
rezeption in Wort und Bild. Medium aevum quotidianum Sonderbd. 10 (Krems 2000) 84–111.
Befunde anlässlich des Baus der U1 und der U3
O. Harl, Wien 1 – Graben. FÖ 13, 1974, 132 f.; ders., Archäologische Ergebnisse aus dem Bau der U1 für die mittelalterliche und neuzeitliche
Geschichte Wiens. In: R. Waissenberger (Hrsg.), Studien 79/80 aus dem Historischen Museum der Stadt Wien. Wiener Schr. 44 (Wien 1980)
19–62; R. Pohanka, Grabungen im Bereich des Minoritenplatzes und der Herrengasse. PAR 12, 1986, 33; ders., Die mittelalterliche Stadtbefes-
tigung am Stubentor. BeitrMAÖ 3, 1987, 33–46.
Die Ausgrabungen/Bauforschungen der 1990er-Jahre
Michaelerplatz
H. Krause,Von der Straßenkreuzung zum Platz – Die Geschichte des Michaelerplatzes vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. FWien 10, 2007, 4–
42; I. Gaisbauer/G. Reichhalter/S. Sakl-Oberthaler, Mittelalterliche Befunde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991), ebd. 44–65; C.
Litschauer/K. Tarcsay, Mittelalterliche Münz- und Glasfunde der Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991), ebd. 66–71; A. Kaltenberger,
Die mittelalterliche Keramik aus den Grabungen Wien 1, Michaelerplatz (1990/1991), ebd. 72–126; Autorenteam Michaelerplatz, Mittelalter, Aus-
grabungen Wien 1, Michaelerplatz – Zusammenfassende Analyse der mittelalterlichen Befunde, ebd. 128–132.
Tuchlauben 17
I. Gaisbauer, Wien I, Tuchlauben 17: Baustrukturabfolge und keramisches Fundmaterial von der Römerzeit bis zum späten Mittelalter (Dipl. Univ.
Wien 2002).
Judenplatz
H. Helgert, Die Or Sarua-Synagoge auf dem Judenplatz. Ausgrabungen im spätmittelalterlichen Judenviertel Wiens. FWien 1, 1998, 10–19; H.
Helgert/P. Mitchell,Wien 1, Judenplatz. FWien 2, 1999, 171–179; H. Helgert/P. Mitchell/M. A. Schmid, Die mittelalterliche Synagoge auf dem Ju-
denplatz in Wien. Version 1. Befund – Analogien – Rekonstruktion (Mskr. Stadtarchäologie Wien 1999); H. Helgert/M. A. Schmid; Die mittelalter-
liche Synagoge auf dem Judenplatz in Wien. Baugeschichte und Rekonstruktion. Wiener Jahrb. Jüdische Gesch., Kultur- u. Museumswesen 4,
1999/2000, 91–110; dies., Die Archäologie des Judenplatzes. In: Museum Judenplatz zum mittelalterlichen Judentum (Wien o. J. [2000]) 17–49;
dies., Die mittelalterliche Synagoge auf dem Judenplatz. In: Judenplatz. Mahnmal – Museum. Perspektiven 6/7, 2000, 47–52; I. Krueger, Erstmals
aus Wien: Fragmente mittelalterlicher Spiegelfassungen. FWien 3, 2000, 40–46; D. Schön,Von spätmittelalterlichen Mauern, renaissancezeitlichen
Fenstern und barocken Fußböden. Bauforschung im Haus Wien 1, Judenplatz 8. FWien 6, 2003, 96–139; I. Gaisbauer, Mittelalterliche und neu-
zeitliche Keramik aus Wien 1, Judenplatz 8, ebd. 140–175; O. Harl/H. Helgert/P. Mitchell/M. A. Schmid/C. Wawruschka et al. bearbeitet von I.
Lindinger-Bauer/V. Lindinger, Die mittelalterliche Synagoge auf dem Judenplatz in Wien. Version 2. Befund – Analogien – Rekonstruktion (Mskr.
Stadtarchäologie Wien 2004); P. Mitchell, Synagoge und jüdisches Viertel im mittelalterlichen Wien. In: Synagogen, Mikwen, Siedlungen. Jüdi-
sches Alltagsleben im Lichte neuer archäologischer Funde. Schr. Arch. Mus. Frankfurt 19 (Frankfurt 2004) 139–150; M. Goriany/D. Schön, Latest
News from Vienna’s Medieval Jewish Quarter. In: Enter the Past. The E-way into the Four Dimensions of Cultural Heritage. CAA (Computer Ap-
plications and Quantitative Methods in Archaeology) 2003. BAR Internat. Ser. 1227 (Oxford 2004) 562–565; K. Tarcsay, Glaslampen und Fenster-
funde aus der mittelalterlichen Synagoge am Judenplatz. FWien 9, 2006, 140–151.
Augustinerturm
E. H. Huber, Die mittelalterliche Stadtbefestigung Wiens im Bereich der Albertina. AÖ 10/2, 1999, 33–35; dies., Der „Augustiner-Turm“ – ein Vor-
bericht. WGBl 54/4, 1999, 316–319; dies., Wien 1, Albertina. FWien 3, 2000, 206–209; G. Scharrer, Ein Aquamanile aus der Latrine im so ge-
nannten Augustinerturm in Wien. FWien 5, 2002, 160–167; S. Fritsch (mit einem Beitrag von S. Czeika und U. Thanheiser), Essen im Augustiner-
kloster in Wien (Spätmittelalter/Frühe Neuzeit) – Rekonstruktionsversuch der klösterlichen Ernährung mit Unterstützung schriftlicher Quellen und
bioarchäologischer Funde. FWien 6, 2003, 188–197; H. Aspöck/H. Auer/O. Pichler, Parasiten in Fäkalien aus dem Augustinerturm. In: K. Brun-
ner/P. Schneider (Hrsg.), Umwelt Stadt. Geschichte des Natur- und Lebensraumes Wien. Wiener Umweltstud. 1 (Wien 2005) 242 f.; E. H. Huber/
G. Scharrer-Liška, Der „Augustinerturm“ – ein Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung Wiens und seine sekundäre Nutzung als Latrine. Ein
Vorbericht. In: I. Ericsson/R. Atzbach (Hrsg.), Depotfunde aus Gebäuden in Zentraleuropa. Bamberger Koll. Arch. Mittelalter u. Neuzeit 1 (Berlin
2005) 35–41.
21
AufsätzeS. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Stephansdom
J. Offenberger/A. Geischläger, Wien 1 – St. Stephan. FÖ 35, 1996, 54 f.; dies., Wien 1 – Stephansdom. FÖ 39, 2000, 61–64; dies., Wien 1 –
Stephansdom. FÖ 40, 2001, 67 f.
Schloss Kaiserebersdorf
M. Müller et al., Die archäologischen und bauhistorischen Untersuchungen im Schloss Kaiserebersdorf. MSW 3/I–II (Wien 2008).
Siedlungskontinuität/Diskontinuität – neuere Forschung
S. Felgenhauer-Schmiedt, Zur Stadtkernarchäologie in Wien. In: M. Gläser (Hrsg.), Archäologie des Mittelalters und Bauforschung im Hanseraum.
Eine Festschrift für Günther P. Fehring (Rostock 1992) 67–74; dies., Früh- bis hochmittelalterliche Funde aus Wien 1, Ruprechtsplatz und Stern-
gasse. BeitrMAÖ 8, 1992, 61–84; P. Mitchell, Zur „Kontinuitätsfrage“ in Wien anhand neuester Erkenntnisse. Von der Ausgrabung Judenplatz und
anderen Fundstellen. In: S. Felgenhauer-Schmiedt et al. (Hrsg.), Zwischen Römersiedlung und mittelalterlicher Stadt. Archäologische Aspekte zur
Kontinuitätsfrage. BeitrMAÖ 17 (Wien 2001) 205–214; I. Gaisbauer, Ein Beitrag zu spätantiker und erster mittelalterlicher Besiedlung in Wien, ebd.
215–222; dies., Überlegungen zur Vorlage von Keramik aus Altgrabungen am Beispiel Wien – Innere Stadt. BeitrMAÖ 20, 2004, 43–58; dies., Neue
Überlegungen zu einem nicht ganz neuen Problem: Der Berghof in Wien. BeitrMAÖ 22, 2006, 51–60; dies., „Schwarze Schicht“ – Kontinuität/Dis-
kontinuität. FWien 9, 2006, 182–190; dies., Der derzeitige Forschungsstand der Stadtarchäologie zum Wiener „Siedlungsbeginn“. In: F. Opll/Ch.
Sonnlechner (Hrsg.), Europäische Städte im Mittelalter. Forsch. u. Beitr. Wiener Stadtgesch. 52 (Wien 2010) 141–154.
„Übergangsphase“ zwischen Antike und Mittelalter (siehe auch oben die Publikationen zur Ur- und Frühgeschichte Wiens)
H. Adler, Die Langobarden in Niederösterreich. In: Germanen, Awaren, Slawen in Niederösterreich. Das erste Jahrtausend nach Christus. Kat.
Niederösterr. Landesmus. N. F. 75 (Wien 1977) 73–87; F. Daim, Archäologische Zeugnisse zur Geschichte des Wiener Raums im Frühmittelalter.
WGBl 36, 1981, 175–197 mit Kartierungen; K. Tarcsay, Ein merowingerzeitlicher Glasperlenanhänger mit Rosettendekor aus Wien 1, Judenplatz.
FWien 9, 2006, 132–139 mit einem Exkurs zu Wien im 6. Jahrhundert.
Siedlungsbeginn
I. Gaisbauer,Von Mauer und Graben – Überlegungen zur ersten mittelalterlichen Stadtbefestigung Wiens. FWien 7, 2004, 244–233; ein kompakter
Überblick über den Forschungsstand bis 2003: I. Gaisbauer/P. Mitchell/D. Schön, Forschungen zum mittelalterlichen Wien. Neuansätze und Ver-
pflichtungen zum Weiterdenken. In: K. Kühtreiber et al. (Hrsg.), Beiträge zur historischen Archäologie. Festschrift für Sabine Felgenhauer-Schmiedt
zum 60. Geburtstag. BeitrMAÖ Beih. 6 (Wien 2003) 125–139; RGA2 34 (Berlin, New York 2007) 30–32 s. v. Wien § 3. Mittelalter. a. Arch. (I.
Gaisbauer/H. Krause/K. Tarcsay/K. Fischer Ausserer).
Stadtentwicklung im Hochmittelalter
D. Schön/I. Gaisbauer, … und jenseits der Straße beginnt das Judenviertel. Zu spätmittelalterlichen Parzellenstrukturen in Wien 1, Kurrentgasse 4–
8. FWien 3, 2000, 62–74; G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Das Palais Collalto – Vom Herzogshof und Judenhaus zum Adelspalast. ÖZKD 56/4,
2002, 402–419; P. Mitchell/D. Schön, Brunnen und Latrinen in historischen Wiener Profanbauten, ebd. 474–480; G. Buchinger/P. Mitchell/D.
Schön, Katalog des Projektes Hausforschung in der Wiener Innenstadt im Jahr 2002. ÖZKD 56/4, 2002, 506–534; F. Opll, Schutz und Symbol.
Zur Stadtbefestigung von Wien vom hohen Mittelalter bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. ÖZKD 64/1–2, 2010, 12–21; P. Mitchell, Die Hofburg als
Festung (13.–16. Jahrhundert), ebd. 35–44.
Materialvorlagen
S. Felgenhauer-Schmiedt, Überblick über die mittelalterliche Keramik in Wien; Herstellungsmethoden der mittelalterlichen Keramik, Katalog. In: Ke-
ramische Bodenfunde aus Wien. Mittelalter – Neuzeit. Kat. Museen Stadt Wien (Wien o. J. [1982]) 20–24; 35–126; K. Tarcsay, Mittelalterliche und
neuzeitliche Glasfunde aus Wien. Altfunde aus den Beständen des Historischen Museums der Stadt Wien. BeitrMAÖ Beih. 3 (Wien 1999); dies.,
Neue Erkenntnisse zum Spektrum des mittelalterlichen und neuzeitlichen Glases in Wien. FWien 5, 2002, 168–191; E. H. Huber/K. Kühtreiber/G.
Scharrer, Die Keramikformen des Hoch- und Spätmittelalters im Gebiet der heutigen Stadt Wien sowie der Bundesländer Niederösterreich und
Burgenland. Nearchos 12 (Innsbruck 2003) 43–86; K. Tarcsay, Zu den Rohstoffen und Rezepturen von Gläsern aus Wien – Materialanalytische
Untersuchungen. FWien 8, 2005, 162–169; I. Gaisbauer, Mittelalterliche Keramik vom Wildpretmarkt im 1. Wiener Gemeindebezirk. FWien 9,
2006, 152–181; Handbuch zur Terminologie der mittelalterlichen und neuzeitlichen Keramik in Österreich. FÖMat A, Sonderh. 12 (Wien 2010).
Forschungen zum Umland
G. Pichler/A. Kaltenberger/M. Müller, Die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten in Wien. WAS 4 (Wien 2002); M. Penz/G. Reichhalter, Beiträge zur
mittelalterlichen Baugeschichte der Johanneskirche in Wien, Unterlaa. FWien 8, 2005, 170–195; G. Buchinger/P. Mitchell/D. Schön, Spätmittelal-
terliche Winzerhäuser im Wiener Umland. Zwei baugeschichtliche Fallbeispiele aus Grinzing und Klosterneuburg. BeitrMAÖ 22, 2006, 5–14; H.
Krause/G. Reichhalter, „Die einzige Merkwürdigkeit des Dorfes ist die Kirche“ – Ein Beitrag zum „Burgenstandort Sievering“ und zur Baugeschichte
der Sieveringer Pfarrkirche. FWien 9, 2006, 192–225; H. Krause, Mittelalterliche Burgen und Adelssitze im Wiener Raum. In: G. H. Jeute/J.
Schneeweiß/C. Theune (Hrsg.), Aedificatio terrae. Beiträge zur Umwelt- und Siedlungsarchäologie Mitteleuropas. Festschrift für Eike Gringmuth-
Dallmer zum 65. Geburtstag. Internat. Arch. Stud. honoraria 26 (Rahden/Westf. 2007) 239–246; H. Krause/G. Reichhalter, Der „Perchhof“ zu Hei-
ligenstadt. Ein klösterlicher Profanbau und Kleinadelssitz. FWien 12, 2009, 124–175.
Neueste Ausgrabungen/Bauforschungen
J. Offenberger/A. Geischläger, Alte Universität Wien. Kurzbericht über archäologische und bauanalytische Untersuchungen der Abteilung für Bo-
dendenkmale des Bundesdenkmalamtes im Bereich der Alten Aula und des Kollegiumshofes. ÖZKD 56/4, 2002, 369–376; M. Krenn/P. Mitchell/J.
Wagner,Wien 1 – Reitschulgasse 2, Stallburg. FÖ 44, 2005, 69 f.; M. Krenn/J. Wagner/P. Mitchell/M. Hinterwallner,Wien 1 – Salvatorgasse 12,
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Aufsätze S. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
ebd. 70 f.; G. Buchinger/D. Schön/P. Mitchell,Wien 1 – Am Hof, ebd. 627–630; 644; M. Krenn/J. Wagner/P. Mitchell,Wien 1 – Salvatorgasse 12.
FÖ 45, 2006, 74 f.; G. Buchinger/D. Schön/P. Mitchell,Wien 1 – Am Hof 12, ebd. 757–760; Th. Kühtreiber, Die Ausgrabungen in der Alten Uni-
versität in Wien [1997–2002] (unpubl. Diss. Univ. Wien 2006); M. Mosser, Wien 1, Wipplingerstraße 35. FWien 9, 2006, 302–307; M. Jandl/M.
Mosser, Befunde im Legionslager Vindobona. FWien 11, 2008, bes. 29–31; M. Mosser,Wien 1, Am Hof 7–10, ebd. 340; S. Sakl-Oberthaler,Wien
1,Wipplingerstraße 33/Helferstorferstraße 17. FWien 12, 2009, 201–203 und 210 Abb. 1; M. Mosser,Wien 1, Am Hof 10, ebd. 203–205; I. Mader,
Wien 1, Neutorgasse 4–8, ebd. 205–208; I. Gaisbauer/M. Mosser, Wien 1, Am Hof 10. FWien 13, 2010, 233–236.
Abb. 10: Die Stadtentwicklung Wiens im Mittelalter. (Plan: I. Gaisbauer/M. Mosser/L. Dollhofer)
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AufsätzeS. Sakl-Oberthaler, Stadtarchäologische Forschungen in Wien
Fundort Wien 14, 2011. – Urheberrechtlich geschützt,Vervielfältigung und Weitergabe an Dritte nicht gestattet. © Museen der Stadt Wien – Stadtarchäologie
Der Status quo
Wie in den vorangegangenen Kapiteln gezeigt wurde, ist die Aufnahme in den
archäologischen Kataster der Stadtarchäologie Wien nicht für alle Phasen
gleich weit fortgeschritten. Auch hier bedarf es einer Neubewertung der Altfun-
de und Befunde. Als nächste Ergänzung für das Internet-Portal „Wien Kultur-
gut“ ist geplant, die mittelalterliche Siedlungsentwicklung in drei groben Schrit-
ten darzustellen, nämlich den Beginn im 9./10. Jahrhundert, dann den „vorba-
benbergischen“ Status und zuletzt die Ausdehnung innerhalb der von den Ba-
benbergern errichteten Stadtmauer (Abb. 10).52
Die archäologischen Forschungen zu Wien in der Neuzeit
Die Einbeziehung neuzeitlicher Befunde in die archäologische Forschung ist
erst in jüngster Zeit selbstverständlich geworden. Daher muss auch die Neu-
zeitarchäologie als junger Forschungszweig angesehen werden. Im Unter-
schied zum Mittelalter liegen für die Neuzeit umfangreichere Schrift- und Bild-
quellen vor. Auch das Stadtbild von Wien ist in dieser Zeit durch historische
Stadtpläne und Ansichten bereits gut dokumentiert. Bodenarchäologie und
Bauforschung werden jetzt in erster Linie eingesetzt, um jene Details zu doku-
mentieren, die durch schriftliche Quellen und historische Pläne sowie Ansichten
nicht erschlossen werden können.
Forschungsansätze
Die Forschungsansätze für die Neuzeitarchäologie innerhalb einer sich stetig
ausdehnenden Metropole wie Wien müssen notwendigerweise auf eine zu-
sammenfassende Sicht ihrer historisch gewachsenen „Einzelbestandteile“,
wie etwa ihren Befestigungssystemen (Stichwort Basteien, Linienwall), abzie-
len. Dieses Ziel kann auch für die Neuzeitarchäologie in der komplett verbauten
Stadt nicht zur Gänze erreicht werden, bieten sich doch die Möglichkeiten für
Ausgrabungen meist nur anlässlich von Bauvorhaben, auf deren Planung die
Stadtarchäologie keinen Einfluss hat.
Rein methodisch stellen sich im Zuge der Auswertung Frag