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Von der Arbeit______________

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KAP Magazin fΓΌr Architektur Technologie Design / #2 2008 / 5 Euro_________________________________________________________________

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... sagt Philosoph Bernd Ternes. Denn seit im19. Jahrhundert Stahl, Kohle und Dampfma-schine die Industrialisierung einlΓ€uteten,dreht sich die Welt im Dekadenschritt einenZacken schneller. Nach der Automatisierungder Industrie hat vor allem die digitaleRevolution die Welt grundlegend verΓ€ndert.Jeder ist mit jedem im weltweiten Datennetzverbunden und von jedem Ort der Welt auserreichbar. Das Zauberwort lautet Globali-sierung. Was dem einen eine Welt unbegrenzterMΓΆglichkeiten offeriert, bedeutet fΓΌr denanderen einen gnadenlosen Wettbewerb und dasEnde jeder lokalen IdentitΓ€t. Wie stets lΓΆsengroße VerΓ€nderungen Γ„ngste aus. Γ„ngste, diees ernst zu nehmen gilt, weil eine VerΓ€nde-rung ohne Kursbestimmung ins Nirwana derGeschichte fΓΌhrt.

Die Zukunft? In Arbeit!_______________________––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Die Globalisierung von Produktion und Ar-beit, der Weg in die Wissensgesellschaft des21. Jahrhunderts erfordern neue Antwortenund Strategien fΓΌr jeden Menschen und jedesUnternehmen. Eine ganz besondere Heraus-forderung stellt sich fΓΌr den Mittelstand,fΓΌr FΓΌhrungskrΓ€fte, Kreative und Selbst-stΓ€ndige. Wie verΓ€ndern sich unsere Kommu-nikations- und unsere BΓΌro- und Arbeits-strukturen? Wie werden wir der Zukunft imSinne von Nachhaltigkeit gerecht? Was sinddie GeschΓ€ftsmodelle der Zukunft? WelcheRolle haben Partnerschaften und Netzwerke?Welche Werte und Regeln bestimmen die Arbeitder Zukunft? Wie sehen die QualifikationenfΓΌr morgen aus? Wie kΓΆnnen wir auf die Zu-kunft und auf den globalen Wettbewerb nichtnur passiv reagieren, sondern Zukunft anti-zipieren, sie aktiv gestalten?

Fragen, die den thematischen Kern des KAPForums bilden. Die wir laufend mit unserenKAP Partnern, GΓ€sten und Besuchern diskutie-ren. FΓΌr das vorliegende KAP Magazin habenwir Architekten, Wissenschaftler, Philosoph-en, Unternehmer, Zukunftsforscher und Kreati-ve gefragt: Wie kΓΆnnen wir voneinander lernenund uns gemeinsam auf die Zukunft vorbereiten?Β»Die neue Kultur der Arbeit ist ihre trans-formatorische QualitΓ€t,Β« antwortet unser Autor,Professor Birger Priddat. Β»Aus einer SphΓ€rein die andere etwas mitnehmen zu kΓΆnnen, wasdie andere noch nicht kennt.Β« Die Zukunft derArbeit? Ist in Arbeit! - um Sie zu inspirieren.

Ihr Andreas Grosz, Leiter KAP Forum

Alape, BASF, Carpet Concept, Dornbracht,

Gira, Kvadrat, Silent Gliss, Wilkhahn,

Zumtobel Licht––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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S.06 ARBEIT ALS HERAUSFORDERUNGChallengevon Prof. Birger Priddat––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-S.12 PERSPEKTIVEN DER ARBEITSGESELLSCHAFTVon Holger Glockner und Klaus Burmeister,Z_punkt GmbH The Foresight Company––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.28 BÜROZELLE ADΓ‰Interview: Das traditionelle Office hatausgedient, meint Dr. Wilhelm Bauer vomFraunhofer Institut fΓΌr Arbeitswirtschaftund Organisation.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.34 DIE ZUKUNFT? IN ARBEIT!So viel offene Zukunft war noch nie. Tun sichhier KrΓ€fte auf, die philosophisch auf dieGesellschaft und den Menschen an sich wirken?von Dr. habil Bernd Ternes

S.42 PSSST: DIE GROSSE STILLEInterview: Hohe GerΓ€uschpegel minimierendie Arbeitsleistung. Jens-Michael Baumannhilft die Konzentration wiederzufinden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.46 OFFICE OHNE NADELSTREIFENAlles andere als ein typischer BΓΌrobau: Pa-lestra in SΓΌdlondon setzt neue MaßstΓ€be.von Jochen Wittmann––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.50 DURCHBLICKWie wir Nanotechnologie heute schon im BΓΌroder Zukunft nutzenvon Sylvia Leydecker––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.58 GRUNDLEGENDE TATSACHENBodenhaftung im zeitgemÀßen BΓΌrovon Thomas Trenkamp

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S.63 ZUKUNFT HEISST OFFICE-SHARINGInterview mit Monika Lepel ΓΌber Marketingund Firmenkultur.Von Inken Herzig––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.68 WOHIN WIRD SICH DAS ARBEITSLEBENENTWICKELN?Wir fragen: Prof. Dr. Gunter Henn, Architek-tin Swantje KΓΌhn, Architekt Thomas Willemeit––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.74 BÜRO-ORTESoftware muss in der Internet-Welt einfachund schΓΆn sein – so wie die BΓΌrohΓ€user, inder sie entwickelt wird––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.80 WER BIN ICH?WAS MΓ–CHTE ICH WIRKLICH TUN?von Dr. Claus Otto Scharmer

S.86 G’BAUT IS!Der SΓΌddeutsche Verlag, ein MΓΌnchner Tradi-tionsunternehmen, gestaltet die Zukunft––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.88 FRISCHER WIND IN MADRIDDas BΓΌro der Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy in Madrid soll vor allem eins:den Mitarbeitern Spaß machen!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.93 BUCHTIPPWie entstehen exzellente Kommunikations-rΓ€ume?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.94 IMPRESSUM––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––S.96 PROGRAMMHIGHLIGHTS

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Arbeit als Herausforderung__________________________

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FrΓΌher wurden Unternehmer und Manager durchStatus belohnt, neben dem Einkommen. DieHerren WirtschaftskapitΓ€ne hatten dickeBΓ€uche und Zigarren in der Hand. Sie stan-den, wenn sie sich photographieren ließen,in stark holzgetΓ€felten Herrenzimmern undhatten etwas erreicht. Das sah man.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ihre Arbeit wurde durch sozial akzeptiertenAufstieg belohnt.Die EnttΓ€uschung ΓΌber Unternehmer und Mana-ger, die heute durch Umfragen deutlich wird,liegt daran, dass sie diesem Status-Bildnicht mehr entsprechen. Die Leute betrach-ten sie nach alten Kategorien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unternehmer und Manager selber sehen sichanders: Nicht mehr der Status ist wichtig,sondern, neben den erhΓΆhten Einkommen, dieHerausforderung. Hier hat sich etwas Ent-scheidendes geΓ€ndert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Herausforderung: challenge ist individuali-sierter Status.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Status ist eine Gruppenzuweisung: Wer Sta-tus hat, gehΓΆrt einer gehobenen Gruppe an.Individualisiert der Status, bleibt dieMitgliedschaft fragil: Nur die Erfolgreich-en sind Mitglied. Nicht die, sie sich ihrenStatus hart und lange erarbeitet haben.Manager in Konkurrenz wollen zeigen, was sieindividuell besser kΓΆnnen als andere. DieZuweisung zu einer Statusgruppe ist ihnenviel zu kollektivistisch. Sie wollen indi-viduell glΓ€nzen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Modell des Managements ist eher das Extrem-bergsteigen. Man will unbekannte SteilwΓ€ndeerklimmen, zeigen, dass man etwas erreicht,was andere noch nicht erreicht haben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Gut und routiniert zu arbeiten ist kein Zielmehr; das bleibt denen, die die Karrierennicht schaffen. Sie sind der Untergrund derUnternehmensorganisationen. Man fΓΌhlt sichdurch den halben Aufstieg nicht mehr be-

lohnt, hat dadurch keinen Statusgewinn. Manist gefΓΌhlsmÀßig degradiert, hat es nichtgeschafft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Solche Organisationen kennen nur β€Ίobenβ€Ή alsErfolg. Sie setzen MaßstΓ€be der Arbeit, dieviele nicht erfΓΌllen kΓΆnnen. Die es nichtschaffen, bleiben nicht zufrieden mit ihremLos; sie fΓΌhlen sich als Verlierer, sindtendenziell demotiviert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In diese LΓΌcke hinein entfaltet sich einneues FΓΌhrungsproblem. Die, die Heraus-forderungen bewΓ€ltigen wollen, sehen nachvorne, nicht nach unten. Unten muss es lau-fen, aber sie sorgen weniger dafΓΌr. Sie sindeher self-managers als Manager, die anderefΓΌhren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Idee, um gut zu fΓΌhren, auch die mitzu-fΓΌhren, die neben einem sind, ist abhandengekommen. Neben einem sind Konkurrenten,mit denen man im Wettbewerb steht, gegen-einander. Die Arbeit vieler Manager bestehtzu einem Gutteil darin, ihre Konkurrentenauszuhebeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nun sind Organisationen aber sui generiskollektive Veranstaltungen: Kooperations-nexus. Allein schafft keiner eine Firmenbi-lanz.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neue Anforderungen an die Arbeit der Unter-nehmen entstehen: Management als Koordina-tion von Kooperation. Manager, die damit be-schΓ€ftigt sind, sich gegenseitig Konkurrenzzu machen, um nach oben zu gelangen, sindkeine guten Vorbilder fΓΌr Kooperation nochmental darauf eingestellt, das nach unten zuhandhaben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hier ist ein Maß verloren gegangen:Kooperationsmaße, Ausgleichungen, FΓΆrde-rungen des Unternehmensganzen. Was man vonder Organisation erwartet, wird selbernicht praktiziert. FΓΌhrung wird zu einem Va-kuum: im Sinne von good governance.

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Jetzt macht sich bemerkbar, dass die Umstel-lung von Status auf β€ΊExtrembergsteigenβ€Ή ei-ne einschneidende Wende ist. Sie hat aberviele positive Seiten. Manager und Unter-nehmer lieben, mehr als zuvor, die Heraus-forderung. Deshalb wechseln sie auch hΓ€ufigdie Unternehmen, aus Unterforderung (oderum ihre Fehler anderen aufzuhalsen, die die-se nach ihnen bereinigen mΓΌssen).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Doch hat das Wechseln auch andere GrΓΌnde.Die individualisierteren Manager leben inNetzwerkwelten. Die Netzwerke informierensie ΓΌber Herausforderungen woanders. Manbekommt stΓ€ndig Angebote. Allein der Wech-sel ist eine Herausforderung. Gefragt zusein ist ein entscheidender Indikator (undman darf nicht zu lange nicht antworten).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Sie leben in zwei Milieus: in dem ihres Un-ternehmens, in dem sie aktuell jeweils tΓ€tigsind, und in ihren Netzwerkkontakten, diesie ΓΌber Alternativen versorgen, ΓΌber span-nende Projekte, ΓΌber Erfolge anderer etc.Die Bindung β€Ίan die Firmaβ€Ή ist gesunken,gegenΓΌber frΓΌher.Moderne Arbeit, vornehmlich die der highlevel workers, also auch der Manager, istnetzwerkeingebettet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das kann man nicht beklagen, sondern nuranalysieren. Was ist hier anders? ModerneArbeit ist kein Beruf mehr, den man lebens-lang ausΓΌbt. Sondern eine Serie von Heraus-forderungen. Viele Unternehmen bieten dasnicht: Ihr Arbeitsangebot ist routinetrΓ€ch-tig und linear. Gute Leute gehen. Die Alter-nativen sind mΓ€chtig, wenn man im aktuellenUnternehmen nicht erwarten kann, herausge-fordert zu werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Herausforderung ist nicht automatisch mitKarriere verbunden. Vielmehr mit Anerken-nung. Gute Mitarbeiter in FΓΌhrungsposi-tionen zu befΓΆrdern, die sie nicht aushal-ten, weil sie exzellente FachkrΓ€fte sind,ist ebenso fehlerhaft wie ausschließlich

die Karrierekonkurrenz zu fΓΆrdern (β€ΊBullen-rennenβ€Ή), die die Anerkennung fΓΌr wenige mitder Aberkennung fΓΌr viele einkauft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hier lassen sich andere Konstellationen den-ken: Managern als β€ΊIntrapreneursβ€Ή eigene Ent-scheidungswelten zuerkennen, die ihnen Her-ausforderungen bieten, die in hierarchischenOrganisationen oft nicht vorgesehen sind.Das unternehmerische Moment ist zu fΓΆrdern:eine relative Freiheit im Unternehmen.Die Kultur der Herausforderung ist nicht,wie man es heute praktiziert, durch PrΓ€mienund Optionen anzureizen. Sondern durch eineGovernance, die die Herausforderungen an-reizt und durch welche die Freiheit, ihnenfrei zu begegnen, prΓ€miert wird. Freiheitist die PrΓ€mie der Anerkennung unternehme-rischer Kompetenz.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die oberste FΓΌhrung beschrΓ€nkt sich auf Su-pervision und Monitoring. Man lΓ€sst den kom-petenten Mitarbeitern und Managern Raum,ihre Kompetenz zu entfalten. Die Hierarchieemanzipiert sich.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dann lassen sich auch die Netzwerke nutzen:Man tauscht Erfahrungen aus, Kompetenzenund Wissen. Diese Freiheit muss ein Unter-nehmen seinen Managern und high level wor-kers lassen. Man bindet sie, indem man ihnendie Freiheit gibt, ΓΌber die Unternehmens-grenzen hinaus zu kommunizieren. Wenn sie imUnternehmen Anerkennung bekommen fΓΌr ihreNetzwerkkompetenz, entstehen Bindungen, diesie nicht sogleich wechseln lassen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Arbeit bekommt – auf diesem Level – ein an-deres Profil. Es ist ein Profil der Arbeitin der Wissensgesellschaft. Um gut zu sein,bedarf es in ihr Oszillation – von innennach außen und umgekehrt. Um nicht persΓΆn-lich zu wechseln, muss man sich im Netzwerkaustauschen kΓΆnnen. Die Disposition, wech-seln zu kΓΆnnen, muss gefΓΆrdert werden, umΓΌber Anerkennungen in der Organisation ge-nau dies zu vermeiden.

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Erst wenn sich das klΓ€ren lΓ€sst, ist die Ko-operation im Unternehmen fruchtbar. Konkur-renz, als rein individualisierter Modus,ist unproduktiv, wenn sie nicht eingebettetist in einen Kooperationsmodus. Das abermuss ebenso anerkannt werden – nicht nurdurch Lob, nicht nur durch finanzielle PrΓ€-mien, sondern durch die Anerkennung der Kom-petenz in praktischer Hinsicht: sie ausΓΌbenzu kΓΆnnen ohne hierarchische Restriktionen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist die grâßte Herausforderung an diemoderne Arbeit: Wieweit sie den unternehm-erischen Impuls in die Organisationen auf-nehmen kann, ohne ihre FΓΌhrungsfΓ€higkeit zulΓ€dieren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Hereinnahme der Herausforderung in dieArbeit ist ein Moment ihrer Verlebendigung.Sie wirkt der Demotivation entgegen. Wennman durch Arbeit nicht mehr sozial aufstei-gen kann – das alte Pflichtethos, das auchdie Arbeiterbewegung aufgenommen hatte –,brauchen wir eine Kultur des Wechsels ausgutem Grund: aus neuer Herausforderung.Die neue Kultur der Arbeit ist ihre trans-formatorische QualitΓ€t: Aus einer SphΓ€re indie andere etwas mitnehmen zu kΓΆnnen, wasdie andere noch nicht kennt – innovativeImpulse (fΓΌr die andere Unternehmung wie fΓΌreinen selbst). Und dafΓΌr anerkannt zuwerden.

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PROF. DR. BIRGER P. PRIDDAT, Jahrgang 1950,seit 2007 PrΓ€sident der privaten Univer-sitΓ€t Witten/Herdecke und Inhaber des Lehr-stuhls fΓΌr Politische Γ–konomie.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Er studierte Volkswirtschaft, Philosophieund Arbeitspsychologie an der UniversitΓ€tHamburg bis 1979. 1991 Berufung auf denLehrstuhl fΓΌr Volkswirtschaft und Philoso-phie an der WirtschaftsfakultΓ€t der Univer-sitΓ€t Witten/Herdecke bis 2004.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Von 2004–2007 Lehrstuhl fΓΌr Politische Γ–ko-nomie der Zeppelin University in Fried-richshafen. VerΓΆffentlichungen zu Themender institutional economics, PolitischenPhilosophie, Politischen Γ–konomie, Wirt-schaftsethik, Theoriegeschichte der Γ–kono-mie und Modernisierungsprozessen.

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PerspektivenderArbeitsgesellschaft

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Holger Glockner und Klaus Burmeister––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die moderne Arbeitsgesellschaft befindetsich im Zustand permanenten Wandels. Das Endedes NormalarbeitsverhΓ€ltnisses, Brasiliani-sierung der Arbeit, die Zunahme prekΓ€rer Le-benslagen, Flexibilisierung, kreative Γ–kono-mie, Wissensgesellschaft sind einige derSchlagwΓΆrter, die die ΓΆffentlichen Debattenbestimmen. AuffΓ€llig ist, dass sich die Dis-kussionen stark auf Aspekte der Wissensarbei-ter und die prekΓ€ren BeschΓ€ftigungsverhΓ€lt-nisse fokussieren: den Teil der Arbeitswel-ten, die hochgradig in die neue globale Ar-beitsteilung integriert sind, und den Teil,der ausgeschlossen oder von Ausschließung be-droht ist. Weitgehend ausgeblendet bleibt derMittelbau der BeschΓ€ftigung, wie personenge-bundene Dienstleistungen im Gesundheitssek-tor, die ΓΆffentliche Verwaltung oder dasHandwerk.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was frΓΌher KontinuitΓ€t, StabilitΓ€t sowieStolz auf die eigene Arbeit ausdrΓΌckte undden Wert des Einzelnen in der Gesellschafterst definierte – der langfristig sichere undfeste Vollzeitjob –, scheint heute zum Aus-laufmodell zu werden. Wachsende Anforderun-gen der Unternehmen treffen dabei verstΓ€rktauf neue AnsprΓΌche der Arbeitnehmer. Einer-seits sehen sich die Arbeitnehmer mit stei-genden Qualifikationsanforderungen, der Auf-gabe des lebenslangen Lernens und verstΓ€rkteminterdisziplinΓ€rem und interkulturellem Ar-beiten konfrontiert. Andererseits schlagensich die BedΓΌrfnisse nach einer Work-Life-Balance, abwechslungsreichen TΓ€tigkeiten undeiner flexiblen Arbeitsorganisation zuneh-mend in der Wahl des Arbeitsplatzes nieder.Die aktuellen Tendenzen werden aber vermut-lich zu einer stΓ€rkeren Spaltung in den Ge-sellschaften fΓΌhren. FΓΌr viele MenschenerΓΆffnen die neuen Arbeitswelten auch neueMΓΆglichkeiten und GestaltungsspielrΓ€ume,wΓ€hrend andere eine restriktive BeschrΓ€nkungihrer Handlungsoptionen erleben.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DAS ENDE DER ALTEN ARBEITSWELT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bei der Frage nach der Zukunft der Arbeits-welt ist es sinnvoll, sich zunΓ€chst ein Bildvon der Gegenwart zu machen. Viele derzukΓΌnftigen Bedingungen auf dem Arbeitsmarktsind bereits heute erkennbar.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Eine Analyse der globalen Arbeits- und Wirt-schaftsstrukturen macht deutlich, dass einnationalΓΆkonomisch verengter Blick den Ver-Γ€nderungen im Arbeitssektor nicht mehr ge-recht wird. Erst in der Perspektive einerglobalen Γ–konomie und einer damit einherge-henden neuen internationalen Arbeitsteilungwerden die UmbrΓΌche deutlich. Der globaleSiegeszug des Kapitalismus und die damit ver-bundene Γ–ffnung der ehemals kommunistischenStaaten des Ostblocks, aber auch Chinas undIndiens, haben eine neue globale Arbeitstei-lung beschleunigt. Dank Outsourcing, also derAuslagerung von TΓ€tigkeiten aus einem Unter-nehmen, um eine hΓΆhere EffektivitΓ€t durch dieFokussierung auf Kernkompetenzen zu erzie-len, und dank Offshoring, also der Verlage-rung von zumeist produzierenden TΓ€tigkeitenvor allem in asiatische LΓ€nder, um Kosten zusparen und neue MΓ€rkte zu erschließen, kommtes zunΓ€chst zu einer Vernichtung von Ar-beitsplΓ€tzen in den entwickelten westlichenVolkswirtschaften. Durch komplexe RΓΌckkopp-lungseffekte werden aber auch wieder Ar-beitsplΓ€tze in den hiesigen Gesellschaftengesichert und neue geschaffen, vorwiegend imBereich hΓΆherwertiger, wissensintensiverDienstleistungen. Der Strukturwandel der Ar-beit erfΓ€hrt in den 90er Jahren im Zuge desGlobalisierungsdrucks eine erhebliche Be-schleunigung. Das anfΓ€ngliche Muster zeigt,vereinfacht ausgedrΓΌckt, die Entwicklungs-und SchwellenlΓ€nder als billige Rohstofflie-feranten, China als Werkbank der Welt, Indienals das kommende Dienstleistungszentrum undden Westen als Produzenten von Ideen und In-novationen.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im Weiteren entsteht ein zunehmend globalerArbeitsmarkt. Der Strukturwandel besitztauch quantitativ eine historische Dimension.Allein durch die Γ–ffnung Chinas, Indiens unddes Ostblocks drΓ€ngten rund 1,2 MilliardenMenschen auf einen globalisierten Arbeits-markt. Die Kosten der ArbeitskrΓ€fte liegenerheblich unter dem Niveau des Westens. Durchden BevΓΆlkerungsboom in den Schwellen-undEntwicklungslΓ€ndern sind in den letzten 10Jahren nochmals 400 Millionen Menschen aufden Arbeitsmarkt gestoßen und hunderte wei-terer Millionen warten sehnsΓΌchtig auf ihreChance. Der Arbeitsmarkt in Europa undDeutschland sowie die Arbeitsbedingungen derMenschen, seien es Arbeiter, Angestellte oderSelbststΓ€ndigkeit bleiben davon nichtunberΓΌhrt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es wird auch kΓΌnftig zu weiteren dramatischenVerschiebungen im globalen Maßstab kommen.Die aufstrebenden Industrien aus den Schwel-lenlΓ€ndern treten an, den westlich dominier-ten Regeln einer globalisierten Γ–konomie Kon-kurrenz zu machen. Die Autoren Sirkin, Hemer-ling und Bhattacharya haben bereits eine Pha-se der GlobalitΓ€t ausgerufen, in der eineneue, schΓ€rfere WettbewerbsintensitΓ€t zutagetritt. Neue, innovative Antworten in den Be-reichen Produktentwicklung, Logistik und Ver-trieb oder Kundenansprache sind gefordert,um auf den zukΓΌnftigen WachstumsmΓ€rkten inden SchwellenlΓ€ndern den Absatz zu stimulie-ren. HierfΓΌr angepasste LΓΆsungen zu finden,um auch den Nachholbedarf der dritten Weltund einer sich herausbildenden globalen Mit-telschicht gerecht zu werden, wird maßgeblichdarΓΌber entscheiden, wo ein Großteil der Ar-beitsplΓ€tze von morgen entstehen wird. Derindische Wirtschaftsprofessor C. K. Prahaladweist seit einigen Jahren auf die riesigenPotenziale am unteren Ende der ΓΆkonomischenPyramide – bestehend aus ca. 4 MilliardenMenschen – fΓΌr westliche Unternehmen hin.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neben diesen globalen Verschiebungen, die vorallem durch die Fortschritte in den Informa-

tions- und Kommunikationstechnologien, imTransport- und MobilitΓ€tssektor und den po-litischen Freihandelsbestimmungen, aber auchdurch ein erheblich verbessertes Bildungsni-veau vorangetrieben wurden, zeichnen techno-logische UmwΓ€lzungen in der Industrie fΓΌr denWegfall zahlreicher ArbeitsplΓ€tze in den ent-wickelten Volkswirtschaften verantwortlich.Menschliche Arbeitskraft wird, der Logik desKapitals folgend, entweder durch billigeremenschliche Arbeitskraft oder durch maschi-nelle Arbeitskraft ersetzt. Durch die Auto-matisierung der Arbeitsprozesse sind nebenden Rationalisierungseffekten aber auch mas-sive EffektivitΓ€ts- und ProduktivitΓ€tsfort-schritte zu verzeichnen. Heutzutage sind oftnicht mehr die konjunkturellen Wellen ent-scheidender AuslΓΆser von Effekten auf dem Ar-beitsmarkt, sondern strukturelle Aspekte wiedie Fortschritte in der Automatisierung, diezur Einsparung menschlicher ArbeitskraftfΓΌhren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist historisch gesehen nichts Neues. Neuist aber, dass dieser Prozess zunehmend auchden Service- und in naher Zukunft auch denWissenssektor erfassen wird. Dies stellt eineneue quantitative und qualitative Herausfor-derung fΓΌr die Arbeitswelt dar. Wenn es, wievorhergesagt, in Zukunft automatisierte di-gitale Fabriken und letztlich auch Formen au-tonomer und sich selbst reproduzierender Ro-boter geben wird, dann fΓ€llt auch eine letzteBastion des Menschen als Β»Homo faberΒ«. DieErkenntnisse der Neurowissenschaften, derRobotik und der Entwicklungen zu einem seman-tisch strukturierten Netz der Dinge (Web 3.0)weisen bereits den Weg in eine automatisierteWissensproduktion. Dies ist keine Zukunfts-musik, aber die Entwicklungen werden erst inlΓ€ngerfristiger Perspektive wirksam werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WISSEN ALS ZENTRALE RESSOURCE––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Wissensintensivierung der BeschΓ€ftigungist auf den technischen Fortschritt und dieenormen wissenschaftlichen Erkenntnisfort-

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schritte zurΓΌckzufΓΌhren. Aufgrund der skiz-zierten Entwicklungen erfolgt in den etab-lierten Volkswirtschaften die WertschΓΆpfungbereits zu 70% im tertiΓ€ren Sektor. Davonentfallen in den OECD-LΓ€ndern ca. zwei Drit-tel auf wissensbasierte TΓ€tigkeiten. Im Ge-gensatz dazu zeigt sich in China und Indiennoch ein gewaltiger Unterschied. Landwirt-schaft und Industrie tragen hier noch 50 %oder mehr zur WertschΓΆpfung bei. In einerglobal arbeitsteiligen, hoch technisiertenArbeitswelt sind postindustrielle Gesell-schaften wie Deutschland daher stark auf wis-sensbasierte Innovationen angewiesen. Siesind im erheblichen Maße fΓΌr ein spΓΌrbaresund nachhaltiges wirtschaftliches Wachstumverantwortlich. Dagegen finden die hohenWachstumsraten in China, Indien oder anderenaufstrebenden MΓ€rkten auf einem nach wie vorerheblich geringeren Niveau statt. So hatChina im letzten Jahr Deutschland als dritt-grâßte Wirtschaftsmacht abgelΓΆst, wobei 2007das BIP pro Kopf in China – als eine ent-scheidende Kennzahl – erst knapp 6 % von demin Deutschland erreicht hat. Nach SchΓ€tzungenvon Γ–konomen wird es auch noch einige Jahr-zehnte dauern, bis China das Pro-Kopf-Einkommen westlicher Γ–konomien erreicht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wissen, KreativitΓ€t und Innovation erschei-nen unter den Vorzeichen einer wissensbasier-ten Γ–konomie als die zentralen Produktivi-tΓ€tsfaktoren. Unter dieser Bedingung sind de-mokratisch verfasste Gesellschaften einewichtige Voraussetzung zur Entfaltung einerinnovationsorientierten Wirtschaft. Europaund Deutschland verfΓΌgen damit ΓΌber gute Kar-ten, wenn sie ihre historisch bewΓ€hrtenTrΓΌmpfe gezielt ausspielen: Rechtsstaatlich-keit, Demokratie, Versammlungs- und Ver-tragsfreiheit, geschΓΌtzte Eigentumsrechteund das Vertrauen in die Freiheit des Einzel-nen sowie seine individuellen FΓ€higkeiten,Probleme zu lΓΆsen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nichtsdestotrotz werden auch in den wissen-sintensiven BeschΓ€ftigungsbereichen gerade

China und Indien erheblich aufholen, alleindie ΓΌberwΓ€ltigenden Zahlen an Hochschulab-solventen sprechen eine deutliche Sprache.Somit wird es langfristig gesehen zu einerAnnΓ€herung des Lebensstandards kommen und so-mit auch zu einer Relativierung bzw. gerech-teren Verteilung des Wohlstands in der Welt,allerdings nicht ohne erhebliche Verwerfun-gen in der ersten Welt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GESPALTENE GESELLSCHAFTEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die genannten Aspekte bilden die Grundstei-ne einer Neuordnung der Arbeitslandschaft.Gewandelte und gestiegene Anforderungenhinsichtlich FlexibilitΓ€t und MobilitΓ€t,der Drang zu mehr Eigenverantwortung, einewachsende Bedeutung von Bildung und Ausbil-dung, aber auch ein Verlust an Sicherheitund sich ausweitende Ungleichheiten sinddie zentralen BegleitphΓ€nomene dieses Wan-dels. FlexibilitΓ€t und Eigenverantwortunggelten einerseits als Verheißung einer par-tizipativen, selbststΓ€ndigen LebensfΓΌhrung,wΓ€hrend darin andererseits der Ausdruckeiner zunehmenden Übertragung von ΓΆkonomi-schen und sozialen Risiken auf die Indi-viduen zu sehen ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Arbeit determiniert weiterhin die ΓΆkonomi-schen, sozialen und kulturellen Chancen derIndividuen. Teilnahme und Teilhabe am gesell-schaftlichen Leben erfahren in einer globa-lisierten Welt aber eine Neubewertung. DieProduktivitΓ€tsfortschritte und damit Wohl-standszuwΓ€chse sind mit immer weniger Arbeit-nehmern mΓΆglich. Es stellt sich eine neue so-ziale Frage. Einige Vertreter der Soziologiewie Zygmunt Baumann und Ulrich Beck sprechendaher auch nicht mehr von den Ausgebeuteten,wie es noch zu Beginn der Industrialisierunglautete, als sich die soziale Frage zum ers-ten Mal stellte, sondern von den ÜberflΓΌss-igen der Gesellschaft. Die Frage, wie einsinngebendes Leben tendenziell ohne ArbeitermΓΆglicht wird, wird zur Kernfrage sozialerMarktwirtschaften.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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In vielen Arbeitsbiografien – und dies isteine zentrale Erkenntnis in einer globalisier-ten Γ–konomie – wird das PrekΓ€re zum Normalen.Rasch wechselnde ArbeitsverhΓ€ltnisse, peri-odische Phasen der Arbeitslosigkeit und Wei-terbildung, die Übernahme verschiedener TΓ€-tigkeiten im Niedriglohnsektor sind Erfahrun-gen, die immer mehr Menschen teilen. Β»WorkingpoorΒ«, zu arbeiten und trotzdem eine von Armutbetroffene Existenz zu fΓΌhren, ist lΓ€ngst keinPhΓ€nomen mehr, das nur jenseits des Atlantiksin den USA zu beobachten ist. Die Zunahme vonTeilzeit, befristeter BeschΓ€ftigung und Te-learbeit/Mobile Work sind Ausdruck einer weit-gehenden Umstrukturierung der Arbeitsorgani-sation. Nach Angaben der OECD waren in derEU 2006 bereits nahezu 20 % aller BeschΓ€ftig-ten TeilzeitbeschΓ€ftigte. Flexible Arbeits-zeitregelungen gelten fΓΌr nahezu die HΓ€lftealler BeschΓ€ftigten in Deutschland. Patch-work-Biografien werden zum Standard.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Neben den Wissenseliten und den am Rande desersten Arbeitsmarktes verharrenden Personenmit ΓΌberschaubaren Chancen prΓ€gt die Gruppeder im personennahen DienstleistungssektorArbeitenden – u. a. Handwerker, Lehrer, Pfle-gepersonal, Verwaltungsbeamte – die zukΓΌnf-tige Arbeitslandschaft. Obwohl sie weitgehendvon den globalen Wirtschaftsprozessen entkop-pelt sind, bilden sie aus einer binnenwirt-schaftlichen Perspektive eine entscheidendeRolle, um BeschΓ€ftigung im gesellschaftlichnotwendigen Maßstab zu ermΓΆglichen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im Ergebnis entstehen geteilte Arbeitsge-sellschaften zwischen globalisierten Wis-sensarbeitern und lokal verorteten Arbeit-nehmern mit jeweils unterschiedlichen Hand-lungsspielrΓ€umen und Lebenschancen. DieseEntwicklungen produzieren aber auch erhebli-che Risiken fΓΌr Unternehmen. Die LoyalitΓ€tder Wissensarbeiter zum Arbeitgeber istflΓΌchtig, Mitarbeiterbindung wird zur perso-nalstrategischen Herausforderung. Der Be-griff der Unternehmenskultur erfΓ€hrt unterdiesen Vorzeichen eine wichtige neue Bedeu-

tung. Aktuelle Studien belegen, dass die Un-ternehmenskultur ein erheblicher Faktor fΓΌrden GeschΓ€ftserfolg und die AttraktivitΓ€t vonUnternehmen ist. Bedenkt man den sich ver-schΓ€rfenden globalen Kampf um die Talente –selbst in China und Indien tritt bereits heu-te in einzelnen Berufsfeldern ein Arbeits-krΓ€ftemangel auf –, so kann die strategischeBedeutung der Unternehmenskultur nicht hochgenug eingeschΓ€tzt werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die gesellschaftliche Konfliktlinie machtsich dabei immer stΓ€rker an der VerfΓΌgbarkeitund dem Anwendungswissen von digitalen Tech-nologien fest. Diese digitale Kluft kann auchals ProduktivitΓ€tsgrenze gelesen werden.Bildung wird dabei immer mehr zur zentralenKategorie, um aktiv am gesellschaftlichen Le-ben teilnehmen und vielfΓ€ltige Ausgrenzungs-mechanismen ΓΌberwinden zu kΓΆnnen – seien siegesundheitlicher, kultureller, rΓ€umlicheroder ΓΆkonomischer Natur. Daher wird, unterden Bedingungen eines RΓΌckzugs des Sozial-staates, die Selbstaktivierung immer wichti-ger. Den Einzelnen hierbei zu unterstΓΌtzenbleibt aber eine Aufgabe des Staates, nichtnur um neue Potenziale der Eigenverantwortungund SelbststΓ€ndigkeit freizusetzen, sonderninsbesondere fΓΌr einen gerechten Ausgleichvon Chancen in der Gesellschaft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-KONTUREN EINER NEUEN ARBEITSWELT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Die Paradigmen der globalen Wissensgesell-schaft heißen Β»geteiltes WissenΒ«, Β»verbinden-de BeziehungenΒ«, Β»offene ZusammenarbeitΒ« undΒ»globales HandelnΒ« – so der kanadische Manage-ment-Vordenker Don Tapscott in seinem Best-seller Β»WikinomicsΒ«. Sie haben zunehmend Ein-fluss auf alle Bereiche von Unternehmen, aufProduktion und Dienstleistungen genauso wieauf den Umgang mit Kunden und Wissen. EineVoraussetzung hierfΓΌr ist, dass in ZukunftInnovationskraft nicht mehr allein aus derExpertise einzelner Spezialisten geschΓΆpftwird, sondern sich aus einem lebendigen kol-lektiven Wissen speist – ein Wissen, das sich

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selbst revidieren und stΓ€ndig aktualisierenkann. Die Open-Source-Bewegung, aber auch Web-2.0-Anwendungen wie Wikipedia haben es vor-gemacht: Komplexe Wissens- und Kreativarbeitbraucht keine hierarchischen Strukturen, son-dern vor allem FreirΓ€ume fΓΌr Kommunikations-flΓΌsse. Unternehmen werden in Zukunft diesenBeispielen folgen und das Gedanken- und Ide-engut ihrer Mitarbeiter ins Zentrum stellen.Die Gestaltung von Aufgaben und internen Pro-zessen, Arbeitsbiografien sowie die rΓ€umlicheund zeitliche Organisation von Arbeit werdendavon maßgeblich geprΓ€gt werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es etablieren sich neue Formen der Arbeits-organisation. Seit dem anhaltenden Siegeszugder Computertechnologie in den 1980er Jahrendominiert ein Denken in Netzwerken. Dies be-traf sowohl soziale Beziehungen als auchFormen der Arbeitsorganisation. Es ist zuerwarten, dass dieses sozio-technische Leit-bild des Netzwerkes immer stΓ€rker von demsozio-biologischen Leitbild des Schwarms ab-gelΓΆst wird. Schwarmverhalten ist geprΓ€gtdurch dezentrale Strukturen, autonome Indi-viduen, direkte Kommunikation, verteilte In-telligenz und kollektives Handeln. Übertra-gen auf Arbeitsstrukturen bedeutet dies,dass der Selbstverantwortung und Selbstorga-nisation in Zukunft eine wesentliche Bedeu-tung zukommt. Konkret heißt dies zum Bei-spiel, dass man sich Aufgaben, die frΓΌhervon oben nach unten delegiert wurden, in Zu-kunft selbst auftragen und aneignen muss. Esgibt nicht mehr den Chef, der einem genauerklΓ€rt, was zu tun ist. Die Aufgabenfelderder einzelnen Mitarbeiter werden wenigerstark reglementiert, wodurch schnell undflexibel auf sich verΓ€ndernde Rahmenbedin-gungen reagiert werden kann. Arbeitszeitenund Arbeitsorte sind fΓΌr moderne Wissensar-beiter in Zukunft nahezu frei wΓ€hlbar. Obnoch anwesend im klassischen BΓΌro, zu Hause,im CafΓ© oder am Strand, ist fΓΌr viele Ar-beitsprozesse nicht mehr wichtig. Entschei-dend ist die gelieferte Leistung. In einersolchen Organisationsstruktur, wo Selbstor-

ganisation zur Notwendigkeit wird und dieArbeitsumgebung virtualisiert ist, bietet essich an, statt auf Wettbewerb verstΓ€rkt aufKooperation zu setzen, dies auch in einemunternehmensΓΌbergreifenden Kontext. EineStudie der DB Research sagt voraus, dass derWertschΓΆpfungsanteil der Projektwirtschaftbis zum Jahr 2020 in Deutschland auf 15 %steigen wird.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––SchlΓΌsselqualifikationen fΓΌr den globalenArbeitsmarkt––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––– InterdisziplinΓ€re und fachspezifischeKenntnisse

– FΓ€higkeit zum ganzheitlichen und vernetz-ten Denken

– Eigeninitiative und -Motivation, Problem-lΓΆsungsfΓ€higkeit und KreativitΓ€t

– TeamfΓ€higkeit und soziale Kompetenz– FΓΌhrung durch Motivation, Dialog und ein-fache Regeln

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die neue Freiheit der Arbeitnehmer und dersich zunehmend verschΓ€rfende Kampf der Un-ternehmen um die besten KΓΆpfe fΓΌhrt, soRichard Florida in seinem Werk ΓΌber diekreative Klasse, zu einer Umkehr der klas-sischen Standortpolitik. Nicht mehr die Ar-beitnehmer gehen dahin, wo die Unternehmensind, sondern die Unternehmen mΓΌssen dahin,wo die Arbeitnehmer sind. In Deutschlandsind die zukunftstrΓ€chtigsten Standortenach einer Studie der Boston ConsultingGroup und aktuell der WirtschaftswocheMΓΌnchen, Stuttgart, Hamburg und Frankfurt,aber auch MΓΌnster, DΓΌsseldorf und Dresden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft ist aber keine Einbahnstraße.Daher wird gleichzeitig in vielen Unterneh-men das Maß der Kontrolle, der Effizienzge-danke und der Wettbewerb - auch intern – andie Spitze getrieben. Arbeitnehmer mΓΌssensich durch stΓ€ndige VerfΓΌgbarkeit und perma-nente Leistungsbereitschaft auszeichnen.Nicht umsonst steigt die Zahl psychischerErkrankungen kontinuierlich an.

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Page 25: Kap Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ARBEITSWELT 2025 – 4 SZENARIEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Krise der industriellen, auf lohnabhΓ€n-giger BeschΓ€ftigung basierenden Arbeitsge-sellschaft bringt immer wieder visionΓ€reKonzepte hervor. Ob Ulrich Becks BΓΌrger-arbeit, Frithjof Bergmanns Neue Arbeit oderdas bedingungslose Grundeinkommen, das inDeutschland vor allem von GΓΆtz Werner undThomas Straubhaar gefordert wird – alle die-se Konzepte setzen einen breiten Konsens despolitischen Willens voraus, der heute aberin keinem der entwickelten Volkswirtschaftenerkennbar ist. Dagegen wollen wir Zukunfts-bilder stellen, die uns aus heutiger Sichtunter BerΓΌcksichtigung zugrunde liegenderTrends und wahrscheinlicher Akteursstrategi-en als plausibel erscheinen und in sich kon-sistent sind.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Aus den vorangestellten Betrachtungen erge-ben sich fΓΌr uns zwei zentrale Dimensionen,die die Arbeitswelt der Zukunft maßgeblichbeeinflussen werden. Zum einen der Einsatzvon Technologien und zum anderen die Organi-sation der Arbeit. Setzt man diese beidenDimensionen in Verbindung, ergeben sich 4alternative Szenarien, die schlaglichtartig,prototypisch und pointiert ein Bild der Zu-kunft entwerfen und im Folgenden skizziertwerden. Dabei ΓΆffnen die dargestellten Kul-turen einen Blick auf die dominanten PrΓ€gun-gen der globalisierten, wissensorientiertenArbeitswelt, lassen aber Freiraum fΓΌr eineKoexistenz unterschiedlicher Arbeitswelten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 1: Open-Innovation-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Open-Innovation-Kultur unterstΓΌtztund fΓΆrdert eine selbst bestimmte Arbeitsor-ganisation den kapitalintensiven und zentralgesteuerten Einsatz neuer Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Formen, in denen wirtschaftliche Akti-vitΓ€ten stattfinden, werden gegenΓΌber heutenoch vielfΓ€ltiger und volatiler. Die Grenzender Organisationsformen verschwimmen weiter.

Hybride Organisationen, zwischen verbindli-cher Rechtsform und informeller Symbiose,werden zu ΓΌblichen Bausteinen des Alltagsge-schΓ€fts. Große, mittlere und kleine Playeragieren und kooperieren in einem offenenBusiness-Γ–kosystem der WertschΓΆpfungsbezie-hungen. Wo das eine Unternehmen anfΓ€ngt unddas andere aufhΓΆrt, wer Partner ist oderWettbewerber, ist unter den Bedingungen vonBeschleunigung und KomplexitΓ€t kaum zu ent-scheiden. Die Suche nach Innovationen ver-lΓ€uft in kooperativen, offenen Netzwerkenvon Unternehmen, Wissenschaftlern, Lieferan-ten und Kunden. Sie werden alle als aktiveElemente der WertschΓΆpfung betrachtet. DieBrutstΓ€tten dieser kreativen Γ–konomie sindinnovative kleine und mittlere Unternehmen,die in ihrer BlΓΌtezeit hΓ€ufig von den großenSpielern der globalen Γ–konomie aufgekauftwerden. Daher ist die Dominanz globaler Un-ternehmensstrukturen in weiten Teilen nochungebrochen. Dennoch entsteht eine neue wis-sensbasierte Wirtschaftsweise, die letztlicheffektiver agiert als eine rein kapitalin-tensive. Der einzelne Kreative bleibt Teileines globalen wissenschaftlich-technischenKomplexes, nutzt aber als Wissensexperteseine vorhandenen Freiheitsgrade in der Ar-beitsorganisation. In den WertschΓΆpfungs-Γ–kosystemen der Zukunft werden Aspekte wieSelbstorganisation und Umweltadaptation,KreativitΓ€t und verteilte Intelligenz imZentrum der Organisationsentwicklung stehen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Gestaltung und dem Management der kom-plexen Beziehungsnetze nach innen und außenwird daher in den Unternehmen verstΓ€rkt Be-achtung geschenkt. Es findet eine schlei-chende Transformation statt: Unternehmenwerden nicht mehr als kohΓ€rente soziale Ge-bilde gefΓΌhrt, sondern sie zerfallen in ei-nen komplexen Verbund von GeschΓ€ftsmodulen,die dank leistungsfΓ€higer Vernetzung je nachBedarf und aktueller Strategie umgestaltet,ausgelagert und rekombiniert werden.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 2: Do-it-yourself-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Do-it-yourself-Kultur ist geprΓ€gt von ei-ner selbstbestimmten Arbeitsorganisation unddem dezentralen Einsatz von Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die neue Lust am Selbermachen spiegelt sichin der breiten VerfΓΌgbarkeit von technischenProduktionsmitteln. Historisch neu, liegthierin einer der wesentlichen Treiber einerneuen Arbeitswelt. Die lokalen Arbeitsstruk-turen werden vor allem durch die revoluti-onsartigen UmbrΓΌche geprΓ€gt, die neuartigeFabbingtechnologien erzeugen. Dadurch ermΓΆg-lichen spezielle Maschinen wie 3-D-Druckerdie Fertigung vieler Ersatzteile und einfa-cher GebrauchsgΓΌter von zu Hause aus. NeueMaterialien und individuelle Produktion be-feuern die KreativitΓ€t im produzierenden Ge-werbe zusΓ€tzlich.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Produktion wurden bereits in denletzten Jahrzehnten von der MassenfertigungΓΌber die Serienfertigung bis hin zur seriel-len Einzelfertigung massive Fortschritte er-zielt. Die dadurch entstandenen MikromΓ€rktewerden zukΓΌnftig durch SelbstmΓ€rkte abge-lΓΆst. Jeder kann mit einem programmierbarenPersonal Fabricator prinzipiell die benΓΆtig-ten GerΓ€te und Werkzeuge selber entwerfen,gestalten und produzieren. ZusΓ€tzlich wirdes fΓΌr die Masse spezielle FabShops, von dengroßen Marktteilnehmern errichtete Minifab-riken geben, die man aufsuchen kann, um neueTeller und Tassen, StΓΌhle und Tische, jasogar mit elektronischen Bauteilen verseheneGerΓ€te fertigen zu lassen. Auch defekte Tei-le lassen sich zukΓΌnftig am Fabbing-Rechnermittels 3-D-Scanning rekonstruieren. Im In-ternet wird es TauschbΓΆrsen fΓΌr DatensΓ€tzeunterschiedlichster Produktgruppen geben,wie man es heute von der Musik kennt. Diedigitale Manufaktur optimiert die lokalenLebenswelten. Gerade in heute noch unterent-wickelten Regionen der Welt, speziell in Af-rika, erlaubt diese Technologie im Idealfalleinen enormen Entwicklungssprung.

Die industriezeitliche Trennung von Arbeits-und Wohnort sowie von Arbeits- und Freizeitwird in großen Teilen wieder aufgehobensein: Arbeit wird wieder vermehrt lokal ver-richtet, in einer hoch spezialisierten undtechnisierten Wissensgesellschaft eine wahr-scheinliche LΓΆsung. Auch aufgrund steigenderEnergie- und Transportkosten wird die lokaleProduktion und Distribution wieder rentabel.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Aber auch in der Energieversorgung, der Fi-nanzbranche oder dem Gesundheitswesen wach-sen die Peer-to-Peer-MΓ€rkte rasch. Es ent-steht eine alternative Γ–konomie, in dergroße Teile der WertschΓΆpfung auf neuen Se-kundΓ€rmΓ€rkten stattfinden. Über das Web alsVertriebskanal stehen den Vertretern derSelbstversorgerkultur attraktive Nischen-mΓ€rkte quer ΓΌber den Globus offen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der dezentrale Technikeinsatz ist zusΓ€tzlichSinnbild einer Wiedervergesellschaftung derArbeit und dient der Schaffung einer selbst-bestimmten und selbstorganisierten Γ–konomie.Selbst die ehemals aus dem globalisiertenMarkt Ausgegrenzten finden – gefΓΆrdert durchstaatliche Maßnahmen zur Sicherung des sozi-alen Friedens – eine neue Heimat in der Ar-beitswelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 3: Leadership-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Leadership-Kultur bedeutet den dezentralenEinsatz von Technologien unter den Vorzei-chen einer eher fremdbestimmten Arbeitsorga-nisation, die durch FΓΌhrungskultur Produkti-vitΓ€tsvorteile erzielt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die vordringliche Aufgabe des Managementsbesteht im Setzen von Regeln und Zielensowie in der Moderation und Motivation derMitarbeiter. Statt Wissen zu managen wirdkΓΌnftig die VerknΓΌpfung von individuellenKompetenzen zum Aufbau kollektiver Hand-lungsintelligenz unterstΓΌtzt. Innerhalb ei-nes klar definierten Rahmens haben die Ar-beitnehmer große FreirΓ€ume in der Findung

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des richtigen Weges. Die operativen Struktu-ren und AblΓ€ufe entwickeln sich im direktenBezug auf die konkrete Aufgabenstellungdurch Selbstorganisation der beteiligtenMitarbeiter.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Arbeitnehmer werden in ihren flexiblenArbeitszeitregelungen individuell durch denEinsatz neuer Technologien unterstΓΌtzt. SokΓΆnnten biotechnologische Verfahren ange-wandt werden, um Leistungsprofile zu erstel-len und personalisierte ArbeitsplΓ€ne zuerstellen: Wer ist wann und wo am leistungs-fΓ€higsten? Neue Mensch-Maschine-Schnitt-stellen revolutionieren die Kommunikations-prozesse in Unternehmen. Der dezentraleTechnikeinsatz fΓΌhrt zu einem geringeren Ka-pitaleinsatz, aber auch zu komplexeren Un-ternehmensorganisationen, die wiederum durcheine neue FΓΌhrungsmentalitΓ€t kompensiertwerden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Szenario 4: Toyota-Kultur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der Toyota-Kultur verbindet sich einefremdbestimmte Arbeitsorganisation mit demzentral gesteuerten Einsatz von Technologien.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der informatisierten Real-Time-Γ–konomiedes 21. Jahrhunderts dauert es oftmals nurnoch wenige Monate, bis nach der EinfΓΌhrungeiner Innovation ein ernst zu nehmenderWettbewerber auftaucht. Investitionen mΓΌssensich daher immer schneller rechnen. Be-schleunigung und KomplexitΓ€t sind die nichtreversiblen Begleiterscheinungen einer aufstrikte ProduktivitΓ€t und Effizienz getrimm-ten globalen Γ–konomie. Es ist der Triumphder perfekten Organisation, dem alles unter-geordnet wird. Dem hohen Kapitaleinsatz ge-schuldet lautet das Motto: Β»Die MaschinenmΓΌssen laufen.Β« Es kommt zu einer weitgehen-den Ersetzung menschlicher Arbeit durchTechnologien. Maschine-zu-Maschine-Kommuni-kation ΓΌbersteigt die zwischenmenschliche.Es entstehen neuronale Organisationen mit-tels kΓΌnstlicher Intelligenz, mit der FΓ€hig-

keit zu autonomen Wahrnehmungs-, Erinne-rungs- und Entscheidungsprozessen. Maschinenwerden den Menschen gleichwertige Mitarbei-ter in der WissensΓΆkonomie.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der hohe globale Wettbewerbsdruck auf denentstehenden Echtzeit-MΓ€rkten fΓΌhrt dazu,dass immer mehr Arbeitende auf technischeHilfsmittel zurΓΌckgreifen, um ihre individu-elle LeistungsfΓ€higkeit zu optimieren. DenSegnungen der Nano-, Bio-, Info- und Cogno-Technologien sei Dank. Die Hoffnungen ausden Zeiten nach der Jahrtausendwende, dassin einer kreativen Γ–konomie Ideen und Inno-vationen die zentralen Treiber gesellschaft-licher und wirtschaftlicher Entwicklungsind, haben sich als Trugschluss erwiesen.Β»Money mattersΒ«, Kapital bleibt der Treib-satz in der Γ–konomie.

Toyota-Kultur

Open-Innovation-Kultur

Do-it-Yourself-Kultur

Leadership-Kultur

Organisation von Arbeit

Dezentral

Zentral

Selbstbestimmt

Fremdbestimmt

Einsatz von Technologien

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––HERAUSFORDERUNGEN FÜR GESELLSCHAFTUND UNTERNEHMEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Gesellschaft und Unternehmen in Deutschlandsehen sich vor dem Hintergrund der aufge-zeigten Perspektiven in den kommenden Jahrenmit strategischen Fragestellungen konfron-tiert, die mit den altbekannten Rezeptennicht steuerbar sind.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die fortschreitende Polarisierung der Ge-sellschaft mit den neuen, global orientier-ten Wissenseliten einerseits und den an denRand des Arbeitsmarktes GedrΓ€ngten , bietetenormes soziales Konfliktpotenzial. Wie kannhier ein gesellschaftlicher Ausgleich gelin-gen, ohne in den altbekannten Mustern despolitischen Parteienstreits zu versinken?Wie kΓΆnnen die Bildungschancen und die Bil-dungsbereitschaft quer ΓΌber alle SchichtenerhΓΆht werden? Eine aktuelle OECD-Studie be-klagt die im internationalen Vergleich ex-trem niedrige Studienquote in Deutschland.Welche Maßnahmen sind auf der Ebene von Un-ternehmen und Gesellschaft notwendig, um denVormarsch der Frauen auf dem Arbeitsmarktweiterhin zu fΓΆrdern und zu begleiten? WiekΓΆnnen angesichts des demografischen WandelsΓ„ltere in den Arbeitsmarkt integriert wer-den? Was ist im europΓ€ischen Maßstab zu tun,um Migration als wichtigen Wettbewerbsfaktorzu erkennen? Kann es zu einer Neudefinitionsozialer Arbeit unter marktwirtschaftlichenPrinzipien kommen? Der Friedensnobelpreis-trΓ€ger Mohammad Yunus sagt, dass jedes sozi-ale Problem eine ΓΆkonomische Chance sei.Wenn dies in Bangladesch gilt, dann solltees auch in Europa GΓΌltigkeit haben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dabei geht es auch um eine neue Sinnsuche:Das SelbstverstΓ€ndnis einer Gesellschaft,das auf der Integration von Individuen in dieArbeitswelt beruht, steht zur Disposition.Der Soziologe Gerhard Schulze hat in seinemWerk Β»Die beste aller WeltenΒ« die Fragebereits aufgeworfen, wie die Gesellschaft im21. Jahrhundert jenseits der bekannten Stei-

gerungslogik von Wissenschaft und Technik –hervorgerufen durch die arbeitsteiligenWirtschaftsprozesse – Einzelnen einen Sinnverleihen mag oder ob der Einzelne aus seinereigenen Kraft heraus fΓΌr seine eigene Sinn-stiftung verantwortlich ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Letztlich beinhalten die Fragen nach derzukΓΌnftigen Gestaltung der Arbeitswelt so-wohl die Herausforderungen nach einem Erhaltder internationalen WettbewerbsfΓ€higkeit derdeutschen und europΓ€ischen Wirtschaft alsauch nach einer neuen Verfassung sozialerMarktwirtschaften, die die Beziehungen zwi-schen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, zwi-schen Selbstbestimmung und Eigenverantwor-tung sowie staatlicher DaseinsfΓΌrsorge undneuen zivilgesellschaftlichen Engagementsneu regelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Die Z_punkt GmbH The Foresight Company istein Beratungsunternehmen fΓΌr strategischeZukunftsfragen mit Sitz in KΓΆln.HOLGER GLOCKNER ist Director Foresight Con-sulting bei Z_punkt und berΓ€t Unternehmen inStrategie- und Innovationsprozessen.KLAUS BURMEISTER ist GrΓΌnder und GeschΓ€fts-fΓΌhrer von Z_punkt und verantwortet Innova-tions- und Foresight-Prozesse fΓΌr namhafteUnternehmen.

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Das traditionelle Officehat ausgedient, meint Dr.Wilhelm Bauer vom Fraunho-fer Institut fΓΌr Arbeits-wirtschaft und Organisati-on, kurz IAO. Multimedialvernetzte ArbeitsplΓ€tzesteigern die ProduktivitΓ€tvirtueller Teams. Doch da-mit verΓ€ndert sich auch dieUnternehmenskultur, warntder Arbeitsforscher.

Interview mitDr. Wilhelm Bauer

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DR. BAUER, WIE WIRD SICH DIE BÜROARBEITIN DEN KOMMENDEN JAHREN VERΓ„NDERN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit den neuen Aufgaben und Technologien wirddas BΓΌro zur Schaltstelle in der Wissens-gesellschaft. Wenn wir im internationalenWettbewerb bestehen wollen, dann mΓΌssen wirInnovationen in schneller Folge umsetzen.Aber Innovation entsteht nur dann, wenn dieMenschen mit den besten Arbeitsmitteln inRΓ€umen tΓ€tig werden kΓΆnnen, die ihre Pro-duktivitΓ€t unterstΓΌtzen. NatΓΌrlich mΓΌssenwir die Prozesse auch richtig managen undeine Innovationskultur aufbauen, die einΒ»ReizklimaΒ« fΓΌr HΓΆchstleistung schafft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE WEIT SIND WIR DAVON ENTFERNT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es ist schon merkwΓΌrdig: WΓ€hrend am Montage-band um jede Sekunde Zeitersparnis und jedenEuro Kostensenkung gerungen wird, bestimmenbei den sogenannten Wissensarbeitern oftnoch Papierberge, antiquierte ArbeitsplΓ€tzeund verkrustete Unternehmensstrukturen dasBild. Dabei wΓ€chst der Anteil der ErwerbstΓ€-tigen in der Informations- und Wissensver-arbeitung stΓ€ndig. Das Fraunhofer-Institutwill deshalb frischen Wind in die BΓΌrosbringen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WAS KOMMT DABEI AUF DEN EINZELNEN ZU?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schon jetzt arbeitet eine wachsende Anzahlvon Personen in Netzwerken zusammen. Auf dieOrganisationsstrukturen in Fabrik und BΓΌrowirkt sich das gravierend aus. In deren Mit-telpunkt rΓΌckt der Mitarbeiter mit seinerKreativitΓ€t. Aber auch fΓΌr die FΓΌhrungs-prinzipien haben die VerΓ€nderungen Folgen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Statt durch formale AutoritΓ€t zu leiten,sollte das Management Ziele und Aufgabenklar definieren und fΓΌr den Einzelnen mehrFreirΓ€ume schaffen. Unternehmenskultur wirdeine wesentliche Komponente fΓΌr die Arbeit

der Zukunft sein. FΓΌhrungskrΓ€fte solltenden Mitarbeitern Sicherheit vermitteln, siedazu motivieren, ihre FΓ€higkeiten einzu-bringen und ihnen mehr Verantwortung geben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE LΓ„SST SICH DIESE UNTERNEHMENSKULTUR GE-STALTERISCH UND TECHNOLOGISCH UNTERSTÜTZEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das kΓΆnnen Sie in der Praxis bereits erle-ben. In Stuttgart betreibt das FraunhoferIAO unter meiner Leitung das Fraunhofer Of-fice Innovation Center. Gleich beim Eintre-ten fΓ€llt das offene Foyer auf. Die BΓΌroswerden nur akustisch durch GlaswΓ€nde ge-trennt, sodass sich jeder Mitarbeiter alsTeil des Teams fΓΌhlt. Die MedienrΓ€ume sindmit ProjektionsflΓ€chen, interaktiven White-boards, Videokonferenztechnik, Mulitmedia-konsolen und Projektoren ausgestattet. Ser-ver, Internet und Beamer sind drahtlosmiteinander verbunden und lassen sich perFernbedienung steuern, um einen schnellenGedankenaustausch innerhalb des Teams zuermΓΆglichen. Diesem nonterritorialen BΓΌrogehΓΆrt die Zukunft: Jeder arbeitet an demPlatz, der zur jeweiligen Zeit und Aufgabeam besten geeignet ist.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE AUSSCHLAGGEBEND IST DIE IT-AUSSTATTUNGFÜR DIE ARBEITSPRODUKTIVITΓ„T?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unsere Office-21-Studie E-Work hat da einendirekten und stark positiven Zusammenhangaufgezeigt. Um Wissen ΓΌberall zu jeder Zeitzur VerfΓΌgung zu stellen, brauchen wir Dis-plays an mΓΆglichst vielen Orten, fest einge-baute und mobile. Unverzichtbar sind aucheine Mobile-Working-Infrastruktur, einedeutlich verbesserte intuitive Benutzbar-keit der IT-Systeme – etwa ΓΌber Sprach- odergestische Interaktion – sowie echtes Plugand play. Aber trotz aller TechnologienmΓΌssen wir natΓΌrlich weiter persΓΆnlichmiteinander reden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE ENTWICKLUNGEN WERDEN SICH AM EHESTENIN DEN NΓ„CHSTEN FÜNF JAHREN DURCHSETZEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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ZellenbΓΌros in Deutschland

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Wir werden nicht mehr an singulΓ€ren Bild-schirmen, sondern in vernetzten Multimedia-umgebungen arbeiten. Große Projektions-flΓ€chen werden die BesprechungsrΓ€ume prΓ€-gen. Die Mitarbeiter kΓΆnnen sich auch durchTeleprΓ€senz hinzuschalten und interaktivalle Informationen bearbeiten. Eine weitereOffice-21-Studie hat gezeigt, dass vieleBesprechungsrΓ€ume den heutigen Anforderun-gen nicht mehr genΓΌgen und moderne Techno-logien und Medien bislang kaum zum Einsatzkommen. Doch der durchschnittliche Wissens-arbeiter verbringt etwa ein FΓΌnftel seinerArbeitszeit in Besprechungen, FΓΌhrungs-krΓ€fte sogar bis zu 60 Prozent. Es lohntsich also, hier wesentlich mehr zu inves-tieren.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––UND WANN AMORTISIEREN SICH DIESE AUSGABEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wenn wir mittels der Technik dazu beitragenkΓΆnnen, dass die Mitarbeiter produktiverarbeiten – und unsere Studien belegen dies– rechnen sich Investitionen innerhalb ei-nes sehr kurzen Zeitraums.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE LΓ„NDER VERZEICHNEN DIE GRΓ–SSTENFORTSCHRITTE BEZÜGLICH MODERNER BÜROWELTEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In Deutschland dominiert das ZellenbΓΌro,obwohl es bei Studien sehr schlecht ab-schneidet. Es hat einen Anteil von rund 70Prozent an den BΓΌroarbeitsplΓ€tzen – gegen-ΓΌber 30 Prozent in den USA und 20 Prozent inGroßbritannien. In China und Japan ist esweitgehend unbekannt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ABER DIE MITARBEITER SCHEINEN SICH DARINWOHLZUFÜHLEN.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das liegt vor allem an der offensichtlichenRΓΌckzugsmΓΆglichkeit und der mΓΆglichen Indi-vidualisierung mit persΓΆnlichen GegenstΓ€n-den. Flexible LΓΆsungen schließen dies je-doch nicht aus. Trotz eines nachgewiesenenZusammenhangs zwischen WohlfΓΌhlen und Moti-vation dienen BΓΌros mehr denn je der Inter-

aktion und nicht dem RΓΌckzug. Es wΓ€refalsch, WohlfΓΌhlen allein auf die Raumformdes ZellenbΓΌros zu reduzieren. Flexible undmoderne BΓΌrolΓΆsungen tragen dazu bei, denderzeit sehr starken Kostendruck abzufan-gen. In manchen Branchen sind stΓ€ndig bis zu40 Prozent der Belegschaft auf Dienstreiseoder sonst abwesend, sodass viele BΓΌros leerstehen. Die braucht man nicht mehr, wenn dieMitarbeiter ohnehin von einem Schreibtischzum anderen pendeln. Deshalb setzen großeUnternehmen wie Interpolis in den Nieder-landen, Nordea in Stockholm, die DeutscheBank oder auch die Santander Bank inDeutschland zunehmend auf FlexibilitΓ€t beider BΓΌroarbeit.–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Als Institutsdirektor leitet DR. WILHELMBAUER am Fraunhofer Institut fΓΌr Arbeits-wirtschaft und Organisation IAO das Compe-tence Center Β»New WorkΒ«. Die inhaltlichenSchwerpunkte der Arbeiten sind Arbeits-forschung, Finanzdienstleistungskonzepte,Arbeits- und BΓΌrogestaltung. Bauer verant-wortet Projekte in den Bereichen Strategie-entwicklung, Arbeitsgestaltung und ChangeManagement. Er ist Autor von mehr als 200wissenschaftlichen und technischen VerΓΆf-fentlichungen. An den UniversitΓ€ten Stutt-gart und Hannover ist er LehrbeauftragterfΓΌr Arbeitsgestaltung

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Β»Der Mensch strebtdanach, in sich selbstdas Leben, die Arbeitund die Sprache zubefreien.Β«

Gilles Deleuze

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Dass sich in der Arbeitswelt dramatischeVerΓ€nderungen vollziehen, ist nicht zu igno-rieren. so viel offene Zukunft der Arbeitwar noch nie.Handelt es sich dabei um revolutionΓ€re Ver-Γ€nderungen Oder tun sich hier ZukunftskrΓ€fteauf, die philosophisch AUF die Gesellschaftinsgesamt und AUF den homo sapiens sapiensals solchen WIRKEN?

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Bernd Ternes––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––I. DIE WIEDERAUFERSTEHUNG DESARBEITSBEGRIFFS––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ohne Zweifel: Im Begriff der Arbeit tut sichwieder etwas, praktisch wie theoretisch.Praktisch hat eine kΓΌrzlich erschienene, in-ternationale STUDIE ZUR ZUKUNFT DER ARBEIT1

den Nachweis erbracht, dass Experten aus Un-ternehmen, Wissenschaft und Forschung im Be-reich Arbeit VON DRAMATISCHEN FLEXIBILISIE-RUNGEN OPERATIVER ARBEIT AUSGEHEN – und diesinnerhalb der nΓ€chsten fΓΌnf Jahre. Fort-schreitende Globalisierung und Technisierungder Kommunikation, Telearbeit, virtuelle Un-ternehmen, nonterritoriale BΓΌrokonzepte, vorallem aber Β»kontraktuelle NetzwerkeΒ« werden,so die Studie, zu einer Art Kulturrevolutionin den lebensbiographischen Konzepten jedesEinzelnen, aber auch in der Gestaltung sozi-aler Beziehungen fΓΌhren.Theoretisch hat Maurizio Lazzarato, der ΓΌberKommunikation und Informationstechnologienforscht, dazu mit dem Begriff der Β»immateri-ellen ArbeitΒ« eine Sicht etabliert, in derWertschΓΆpfungsfΓ€higkeiten auch jenseits desMarktes als Arbeit diskutiert werden kΓΆnnen.

Die Zukunft? In Arbeit!

DIE HETEROGENE ARBEITSWELT IST ERWACHSEN ge-worden. Sie ist in ein Stadium des gesell-schaftlichen Experiments getreten, in demglobalisierende, kommunikationstechnischeund soziale KrΓ€fte FÜR EIN VOLUMEN AN OFFE-NER ZUKUNFT SORGEN, WIE ES NOCH VOR 25 JAHRENKAUM JEMAND FÜR DENKBAR HIELT, der ein offe-nes Ohr fΓΌr neomarxistische und postmoderneTheorien hatte: Von der Β»Krise der Arbeits-gesellschaftΒ« (C. Offe), vom Β»Abschied desProletariatsΒ« (A. Gorz), vom Β»Ende der Mas-senproduktionΒ« (M. J. Piore & Ch. F. Sabel)war soziologisch die Rede. Und philosophischdavon, dass Arbeit als zentrale Denkkatego-rie durch den Begriff der Interaktion er-gΓ€nzt werden mΓΌsse (J. Habermas), weil nuneher Kommunikations- denn Produktionsver-hΓ€ltnisse Aufschluss darΓΌber geben kΓΆnnen,wie es sich mit der Moderne verhΓ€lt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ARBEIT UND FREIZEIT, ARBEIT UND FREIHEITSCHNEIDEN SICH NICHT MEHR, so die pointierteÜberzeugung der 1980er-Jahre (H. MΓΌller).Der arbeitende Mensch ist und bleibt drei-fach entfremdet in ihr. In ihr drΓΌcke sichkein dynamischer Prozess dialektischer Ent-wicklung des Menschengeschlechts mehr aus –vielmehr gehΓΆre sie nun schlicht und einfachdem Wirtschaftssystem an und erzeuge nurnoch entweder arbeitsmarktpolitisches oderergonomisches Interesse. In Zukunft, so diePointe damals, beherbergt Β»die ArbeitΒ« nichtmehr wichtige Anteile der Zukunft, sondernverwaltet nur noch die sozialen und psycho-logischen BegleitschΓ€den ihrer zunehmendenAbwesenheit.Doch erste Zeichen zeigen, dass es anderskommen wird. DER ZENTRALBEGRIFF FÜR DIE WIE-DERAUFERSTEHUNG DER ARBEIT HEIßT GEGENWΓ„R-TIG: NETZWERK. Netzwerkarbeit erweitert undverΓ€ndert auf noch unabsehbare Weise dasVerhΓ€ltnis von Arbeit und Leben, vor allemvon Arbeit und Sprache. In ihr scheint einegrundlegende Entwicklung von Mensch und Ge-sellschaft wieder auf Touren zu kommen.

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II WIE VIEL ABWESENHEIT VERTRΓ„GTNETZWERKARBEIT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft der Arbeit wird sich durch eineenorme Technisierung von Arbeitskulturen unddurch eine mΓΆgliche Kultivierung von Arbeits-techniken auszeichnen:ARBEITSLEISTUNGEN, DIE NOCH MAßGEBEND INFACE-TO-FACE-VERHΓ„LTNISSEN RUHEN, SCHWΓ„CHENSICH AB. DafΓΌr nehmen Kommunikationsfrequenz,coderegulierte ZugΓ€nglichkeit und digitaleIdentitΓ€tsarbeit unter Abwesenheitsbedingun-gen zu. Das erfordert neue Bemessungskriteri-en fΓΌr die GΓΌte der Arbeits leistung, dienicht mehr nur die Sache betreffen, sondernauch die anonyme KommunikationsatmosphΓ€reselbst.Noch steht diese Technisierung aus der Sichtdes Individuums unter negativen Vorzeichen.Denn sie beschreibt die AuflΓΆsung undVerflΓΌssigung der Sinnlichkeit, der Bindungs-festigkeit sozialer Beziehungen, des Reflex-ionsvermΓΆgens als Folge der Anpassung des In-dividuums an die neuen Prozesse des kapitalis-tischen Wirtschaftens – und zwar auch undgerade in Netzwerken.DIE KOMMUNIKATION IN NETZEN, DIE DANK DERDIGITALEN CODIERUNG IMMER MEHR ANWESENHEITS-UNABHΓ„NGIGKEIT MΓ–GLICH MACHT, BRAUCHT RÜCK-SICHTEN auf kulturanthropologische und physi-kalische BeschrΓ€nkungen der Kommunikations-verhΓ€ltnisse. Doch diese RΓΌcksichtenmedientechnologisch zu Β»verdinglichenΒ«, alsoBedΓΌrfnisse Β»menschlichenΒ« Sozial- undTauschverkehrs zu abstrahieren und zu durch-dringen, stellt sich als eines der erheblichs-ten Probleme gegenwΓ€rtiger Sozialtechnologiedar. Wenn man die Formatierungsmacht der neuenKommunikationsverhΓ€ltnisse fΓΌr die SozialitΓ€tder Arbeit von Menschen im Auge behΓ€lt – alsodaran festhΓ€lt, dass die unglaubliche Ge-schichte der industriellen Moderne (mit ihrenFoci ENERGIE und MATERIE) doch nur Vorbedin-gung einer kommenden, Β»wirklichenΒ« ge-schichtstrΓ€chtigen Zeit war, dann sind wir ge-genwΓ€rtig in der Zeit der Formung, Bearbeitungund Kontrolle von INFORMATION angelangt.

Β»In zunehmender globaler Dynamik werden dieZeitrΓ€ume von idea-to-market immer kΓΌrzerund der RUF NACH INNOVATIONEN RICHTET SICHWENIGER AN DEN EINZELNEN ALS VIELMEHR AN GE-MEINSCHAFTENΒ«, heißt es etwa bei Medienge-stalter Peter F. Stephan, Β»vorteilhaft isthier eine grâßtmΓΆgliche interne Offenheitund Fehlertoleranz, die nur aus Vertrauenerwachsen kann. WΓ€hrend große Teile dertechnischen Produktion mittlerweile gut te-lematisch abgewickelt werden kΓΆnnen, zeigtsich in der Entwicklungsarbeit, dass dasharte soziologische Kriterium von β€ΊInter-aktion als Kommunikation unter Anwesendenβ€Ή[...] von Bedeutung bleibt. Durch gemeinsamenKontext wird ein unsprachlicher β€ΊHintergrunddes Wissensβ€Ή [...] wirksam, der medial bisherkaum vermittelt werden kann.Β«2

WΓ€hrend also kommunikationstechnologisch ei-ne Darstellbarkeit des Datenverkehrs lΓ€ngstkeine Probleme mehr bereitet, FEHLT EINEKULTURTECHNIK IM UMGANG MIT NICHT ANWESENDENPARTNERN, DIE EINE β€žNEUEβ€œ FORM DER VERTRAU-ENSPRODUKTION GARANTIEREN MÜSSTE. Bis heuteist es vornehmlich das Kommunikationsdesign,das diese Aufgabe ΓΌbernimmt: Es soll anonymVertrauen produziert werden. – Der Bedarf anVertrauen als Reduktion von KomplexitΓ€tnimmt rasant zu, zugleich aber die Situati-onen ab, in denen sie sich entwickeln kann.Es fehlt also immer noch eine Kulturtechnik,die Abwesenheitsbeziehungen nicht mehr defi-zitΓ€r bedeutete, sondern NichtnΓ€he als ei-genstΓ€ndigen Referenzrahmen akzeptierte fΓΌrdie Kreation bis jetzt unbekannter Formendes Vertrauens und des Sich-auf-jemanden-Verlassens.3

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––III. SPRACHE UND ARBEIT RÜCKEN ZUSAMMEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Von GΓΌnther Anders stammt der Gedanke, dassdas innere Band zwischen menschlicher Vor-stellung und technischer Herstellung zerris-sen sei. Eigentlich Entwickler der technisch-zivilisatorischen Welt, VERKOMME DER MENSCHZU EINER ANTIQUITΓ„T, DER MAN EIGENTLICH NURNOCH PFLEGLICH BEGEGNEN KΓ–NNE, indem man

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Β»In zunehmenderglobaler Dynamik werdendie ZeitrΓ€ume vonidea-to-market immerkΓΌrzer und der Ruf nachInnovationen richtetsich weniger an denEinzelnen als vielmehran Gemeinschaften.Β«

Peter F. Stephan

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Marx lÀsst grüßen:Visionen der Flexibilisierung_______________________________________________

sein Gesicht wahrt und so tut, als sei er,der Mensch, unerreichbar darin, Selbstzweckzu sein – etwas, was keinem Artefakt zuge-schrieben werden kann, außer der Kunst.GegenΓΌber einer darauf aufbauenden posthis-torischen Sichtweise kann man aber eine an-dere Sicht geltend machen.In dieser rΓΌcken drei elementare Daseins-dimensionen des Menschen – Leben, Sprache,Arbeit – auf neue Art zusammen und bildeneine Melange aus Kultur und Technik, Lebens-welt und RationalitΓ€t, die als heißes Mediumbeschrieben werden kann:EIN MEDIUM, DAS DIE KRAFT HABEN KΓ–NNTE,SOZIALEN WANDEL IN SOZIALE ENTWICKLUNG, INΒ»SOZIALEN FORTSCHRITTΒ« ZU TRANSFORMIEREN.Das stellt fΓΌr die deutsche Geistesgeschich-te ein Novum dar, war doch in ihr die Tren-nung zwischen dem arbeitenden und dem spre-chenden Wesen namens Mensch besondersausgeprΓ€gt. Die drei Bewegungen, die dasVerhΓ€ltnis zwischen Arbeit und Sprache alsunversΓΆhnliches entworfen haben, warenRomantik, Marxismus und die Theorie derPosthistorie.Doch die einstige Aufrechterhaltung des Hi-atus zwischen Kultur (β€ΊLebensweltβ€Ή) auf dereinen und Technik (β€ΊRationalitΓ€tβ€Ή) auf deranderen Seite ist heute mehr als nur imFluss.ARBEIT, BISHER INBEGRIFF DES MATERIELLEN,GREIFT MEHR DENN JE INS IMMATERIELLE; dasImmaterielle, bisher Inbegriff der SphΓ€rejenseits der Arbeit, immer mehr ins Wert-schΓΆpfende. Produktions- und Kommunikations-krΓ€fte werden PRAKTISCH und DYNAMISCH stΓ€r-ker voneinander abhΓ€ngig und damit offen fΓΌrdie MΓΆglichkeit, dass jetzt, nach den Sack-gassen des Idealismus und Materialismus, ei-ne neue SYNTHESIS auf dem Weg ist. Mit allenProblemen, Verletzungen und Entfremdungen,die die Geschichte bereithΓ€lt. ABER AUCH MITDER AUSSICHT, DASS IN DER ZUKÜNFTIGENβ€žVERNETZTENβ€œ ARBEIT DIE ZUKUNFT DER GE-SCHICHTLICHKEIT DES MENSCHEN SICH KUNDTUT.DIE IMMER IN ARBEIT BEFINDLICHE ZUKUNFTLIEGT ALSO WIEDER: IN DER ARBEIT.

Flexibilisierung der Arbeits- und Lebensver-hΓ€ltnisse, lebenslange Ungewissheit, perma-nente Offenheit und Innovationszwang: Wassich wie eine kulturpessimistische AufzΓ€h-lung gegenwΓ€rtiger VerhΓ€ltnisse anhΓΆrt undim Ausdruck des Β»flexiblen IndividuumsΒ« imΒ»neuen KapitalismusΒ« seinen Begriff gefundenhat (Richard Sennett), war im 19. Jahrhun-dert noch Zeichen dafΓΌr, dass sich die Β»ka-pitalistischen VerhΓ€ltnisseΒ« von sich ausΓΌberwinden werden.Marx und Engels sahen in der sogenannten To-talitΓ€t des entwickelten Individuums einenotwendige Bedingung fΓΌr den freien Menschender Zukunft. An diesem entwickelten Indivi-duum arbeitet der Kapitalismus tatkrΓ€ftigmit. In den Grundrissen (o.J., 79ff.) liestman, bezogen auf die Entwicklung der Indivi-dualitΓ€t des Menschen, diese SΓ€tze:Β»Die universal entwickelten Individuen [...]sind kein Produkt der Natur, sondern der Ge-schichte. Der Grad und die UniversalitΓ€t derEntwicklung der VermΓΆgen, worin diese Indi-vidualitΓ€t mΓΆglich wird, setzt eben die Pro-duktion auf der Basis der Tauschwerte vor-aus, die mit der Allgemeinheit die Entfrem-dung des Individuums von sich und vonandren, aber auch die Allgemeinheit und All-seitigkeit seiner Beziehungen und FΓ€higkei-ten erst produziert.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In der naturwΓΌchsigen Gesellschaft, so Marx,werde jedem die Arbeit zugeteilt, trete dieeigene Tat dem Arbeiter als fremde MachtgegenΓΌber, Β»[...] wΓ€hrend in der kommunisti-schen Gesellschaft, wo Jeder [...] sich injedem beliebigen Zweige ausbilden kann, dieGesellschaft [...] mΓΆglich macht, heute dies,morgen jenes zu tun, morgens zu jagen, nach-mittags zu fischen, abends Viehzucht zutreiben, nach dem Essen zu kritisieren,wie ich gerade Lust habe, ohne je JΓ€ger,Fischer, Hirt oder Kritiker zu werden.Β«(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW,Bd. 3, 33).

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Umformuliert heißt das: In der kommunistischenGesellschaft kΓΆnne DAS INDIVIDUUM IN UND MITEINER VIELFΓ„LTIGKEIT ALLES WERDEN, ALLES TUNKΓ–NNEN, OHNE SEIN ZU MÜSSEN, WAS SIE TUN. DasBauprinzip fΓΌr die soziale AdressabilitΓ€t seiunabhΓ€ngig von den zurechenbaren TΓ€tigkeitenund Arbeiten – und entspricht damit erst derTotalitΓ€t der Bildung des Individuums. Diekapitalistischen Festsetzungen der Individuen(also nur etwas zu sein und anerkannt zu wer-den, wenn man was hat, nΓ€mlich Geld und Re-putation) hΓΆrten damit auf:Β»Dieses Sichfestsetzen der sozialen TΓ€tig-keit, diese Konsolidation unsres eignen Pro-dukts zu einer sachlichen Gewalt ΓΌber uns,die unsrer Kontrolle entwΓ€chst, unsre Erwar-tungen durchkreuzt, unsre Berechnungenzunichte macht, ist eines der Hauptmomentein der bisherigen geschichtlichen Entwick-lung, und eben aus diesem Widerspruch des be-sondern und gemeinschaftlichen Interessesnimmt das gemeinschaftliche Interesse alsStaat eine selbstΓ€ndige Gestaltung, getrenntvon den wirklichen Einzel- und Gesamtinter-essen, an, und zugleich als illusorische Ge-meinschaftlichkeit [...].Β« (ebenda, 33).––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––NatΓΌrlich ist es leicht, die Assoziation zwi-schen Marxens Vorstellung eines befreiten In-dividuums im Kommunismus und den gegenwΓ€rti-gen Erscheinungen des flexiblen Individuumsim globalisierten Kapitalismus abzuweisen:Im frΓΌheren Kapitalismus musste man das tun,was die Verteilung der Arbeit einem zuwies.Das, was man tat, musste man auch sein undbleiben, um nicht Β»die Mittel zum Leben zuverlierenΒ«. Heute hingegen muss man, um nichtdie Mittel zum Leben zu verlieren, alles sein– flexibel und sich jeder neuen Arbeitsver-teilung und Arbeitszuteilung aufgeschlossenzeigen. Es hat sich also nichts am Struktur-prinzip des Ausgeliefertseins geΓ€ndert.Dieser Kritik ist darin zuzustimmen, dass sieden Unterschied zwischen der Bedeutung vonArbeit im Kapitalismus und der Bedeutung vonArbeit im Kommunismus deutlich macht. Marxwar davon ΓΌberzeugt,

Β»[...] daß in allen bisherigen Revolutionendie Art der TΓ€tigkeit stets unangetastetblieb und es sich nur um eine andre Distri-bution dieser TΓ€tigkeit, um eine neue Ver-teilung der Arbeit an andre Personen handel-te, wΓ€hrend die kommunistische Revolutionsich gegen die bisherige Art der TΓ€tigkeitrichtet, die Arbeit beseitigt und die Herr-schaft aller [...] Klassen mit den Klassenselbst aufhebt, weil sie durch die Klassebewirkt wird, die in der Gesellschaft fΓΌrkeine Klasse mehr gilt [...].Β« (ebenda, 69f.,kursiv B.T.)––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indes: Es kΓΆnnte sich herausstellen, dassdie von Marx konstatierte VerflΓΌssigungstarrer VerhΓ€ltnisse kulturtechnisch bereitsim Kapitalismus passiert, wenn auch meistunter kulturpessimistischen Vorzeichen. DieVerflΓΌssigungen (Liquidationen, AuflΓΆsun-gen), die Marx und Engels meinen, befindensich im gegenwΓ€rtigen Kapitalismus in einerPhase, in der sie erst noch kulturell undnicht allein politisch entfaltet werdenmΓΌssen – mit allen Paradoxien, die unver-meidlich sind. Β»Die Geschichte ist nichtsals die Aufeinanderfolge der einzelnen Gene-rationen, von denen jede die ihr von allenvorhergegangenen ΓΌbermachten Materiale, Ka-pitalien, ProduktionskrΓ€fte exploitiert, da-her also einerseits unter ganz verΓ€ndertenUmstΓ€nden die ΓΌberkommene TΓ€tigkeit fort-setzt und andrerseits mit einer ganz verΓ€n-derten TΓ€tigkeit die alten UmstΓ€nde modifi-ziert [...].Β«(Marx/Engels, Die deutsche Ideologie, MEW,Bd. 3, 45, kursiv B.T.)––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1 Erstellt von Wilhelm Bauer u.a. am Fraun-hofer IAO.

2 Peter Friedrich Stephan, Nicht-Wissen alsRessource ...β€œ, in: i-com. Zeitschrift,Heft 2/2006, p4-10b, p8.

3 Siehe fΓΌrs β€žTauschvertrauenβ€œ durch neueFormalsprache Pierre Levy,www.collectiveintelligence.info/documents

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morgensjagen,nachmittagsfischen,abendsViezuchtMarxEngels

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BERND TERNES, Jahrgang 1964, Studium derSoziologie, Philosophie und Politik in Frei-burg, Frankfurt am Main und Berlin bei Dux,Habermas und Kamper. PD am Institut fΓΌr So-ziologie der FU Berlin, GrΓΌnder der Arbeits-gemeinschaft Β»menschen formenΒ« Berlin,Schwerpunkt Gesellschaftstheorie und Histo-rische Anthropologie, wohnhaft in KΓΆln,arbeitet seit vier Jahren an einer kultur-anthropologischen Theorie der neuen Medienim Begriff der Β»technogenen NΓ€heΒ«.

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Pssst: Die große Stille_______________________

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Hohe GerΓ€uschpegel minimieren die Arbeitsleistung.Jens-Michael Baumann, einer von Deutschlands

Top-Akustikern, hilft die Konzentration wiederzufinden.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––KAP MAGAZIN: WAS IST DER AM HΓ„UFIGSTEN ANZU-TREFFENDE MANGEL IN BÜROGEBΓ„UDEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Jens-Michael Baumann: Der hΓ€ufigste Mangelist noch immer die Raumakustik. Seit man dieoffenen BΓΌrolandschaften in den 1980er-Jahren plante, den Open Space, hat sich dasProblem deutlich verschΓ€rft.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES STUDIEN, NACH DENEN MENSCHENAM ARBEITSPLATZ BESONDERS SENSIBEL AUFSTΓ–RGERΓ„USCHE REAGIEREN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das HΓΆrzentrum in Oldenburg hat festge-stellt, dass Wort- und SatzgerΓ€usche, dieman verstehen kann, stΓΆrend sind. Sie lenkenab, denn man kann nicht weghΓΆren. Fastdreißig Prozent der LeistungsfΓ€higkeit fal-len weg. Anders ist es bei einem konstantenGemurmel – das Gehirn kann abschalten undsich konzentrieren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE SCHAFFEN SIE ABHILFE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der erste Schritt ist die LΓ€rmpegelmessungund die Beobachtung, wo und wie gearbeitetwird. Also: Wo braucht man Kommunikation undwo Konzentration? Danach beginnen wir mitder Akustik-Planung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE LASSEN SICH Γ„STHETISCHE GESICHTSPUNKTEMIT EINER SOLCHEN PLANUNG ZUSAMMENBRINGEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist kein Problem, wenn man von vorn-herein die Akustik miteinplant. In dieserintegrierten Planung kann man festlegen,wie das Γ€sthetische Ergebnis ausieht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIRD DER AKUSTIK HEUTE BEI DER BAUPLANUNGMEHR BEDEUTUNG GESCHENKT ALS FRÜHER?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, aber die integrierte Planung, das heißtunser Beitrag schon von der Planung an,macht dreißig Prozent der AuftrΓ€ge aus. DerGroßteil ist, akustische NachsanierungendurchzufΓΌhren. Und die werden hinterherviel teurer. Als Beispiel: Eine integrierteAkustikplanung kostet mich rund 100 Euro proQuadratmeter. Bei einer Nachsanierung mussich mindestens vierzig Prozent mehr rechnenund man sieht es natΓΌrlich auch eher.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE PRODUKTE SETZEN SIE FÜR IHRE ARBEITEIN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ich arbeite oft mit Kvadrat-Produkten, zumBeispiel Soft Cell. Das Produkt ist Γ€sthe-tisch, es vermittelt eine visuelle und akus-tische Behaglichkeit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ZUR ERKLΓ„RUNG – DAS SYSTEM SOFT CELL BASIERTAUF EINEM ALUMINIUMRAHMEN, AUF DEM GESPANN-TE TEXTILIEN DIE ABSORPTION VON GERΓ„USCHENUND DIE ÜBERTRAGUNG VON LICHT UND FARBESTEUERN. WIE LΓ„SST SICH DAMIT BEHAGLICHKEITSCHAFFEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Behaglichkeit ist die Grundlage einerLeistungsmotivation. Ich werde gestΓΆrtdurch Blendung und Schall – das mindert En-ergie. Soft Cell ist nah am Zeitgeist, dennman kann jede Grâße und jeden Stoff auf die-sen Rahmen einsetzen. Das macht unsere Ar-beit sehr flexibel. Dazu sorgt der Stoff fΓΌrWΓ€rme, Behaglichkeit und eine ansprechendeΓ„sthetik. Damit kommen wir unserem ZielnΓ€her: das Wohlbefinden des Menschen in sei-ner Umgebung zu stΓ€rken.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES VORHER- UND NACHHER-RESULTATE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, diese Resultate sind exakt durch Messun-gen verifizierbar. FΓΌr mich ist ein GebΓ€udedann schΓΆn, wenn die Menschen darin lΓ€cheln.Bauwerke sind genauso wie Individuen: Siestrahlen von innen. Ein krasses Beispiel fΓΌrAkustik war eine Lagerhalle. Wir haben siein ein behagliches BΓΌro verwandelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WAS BEDEUTET FÜR SIE SELBST STILLE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Stille ist zentral am intimen Arbeitsplatz.Aber nicht zu viel, ein guter Hintergrund-GerΓ€uschpegel ist genauso notwendig, um zuaktivieren. FΓΌr mich ist wichtig, die Facet-ten von Kommunikation und Konzentrationauszupendeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––BRAUCHEN BÜROS EINE SEELE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ja, und die kann man schaffen. Ich plΓ€dieredafΓΌr: raus aus der Trostlosigkeit und reinin die behagliche BΓΌrolandschaft!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Dipl.-Ing. Architekt JENS-MICHAEL BAUMANN,49 Jahre, ist einer der fΓΌhrenden Akustikerin Deutschland. Akkreditiertes Mitglied imArbeitsgremium des DIN Deutschen InstitutsfΓΌr Normung e.V. Berlin Arbeitskreis –Schallschutz und akustische Gestaltung imBΓΌro – VDI 2569 PlanungsbΓΌro Weber Baum.

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Office ohne Nadelstreifen_________________________

Β»Das oberste Ziel von SMC Alsop bestanddarin, ein einzigartiges, dramatisches

GebΓ€ude zu entwerfen, das als Wahrzeichendienen und diesem Teil von Southwark eine

stΓ€rkere, positivere und pulsierendeIdentitΓ€t verleihen sollte. Die AnordnungΓΌbereinandergestapelter Boxen bildet einenmarkanten Blickfang, insbesondere die aufdie Blackfriars Road hinausragende obersteBox. Das GebΓ€ude stellt einen dramatischen

Abschluss von The Cut dar;es ragt unmittelbar vor den Passanten empor,

die aus der U-Bahn-Station kommen.Die SΓΌdlondoner Skyline erhΓ€lt durch

das GebΓ€ude neue Akzente.Β«

Will Alsop, Architekt

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Jochen Wittmann––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Alles andere als ein typischer BΓΌrobau: Pa-lestra, ein 12-geschossiger Komplex in SΓΌd-london, setzt neue MaßstΓ€be. Mit innovati-ver Fassadengestaltung und extravaganterFormgebung hat der britische Star-ArchitektWill Alsop die Branche ΓΌberrascht.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––BΓΌrobauten sehen hΓ€ufig so aus wie ihre Be-nutzer: ordentlich, grau, unauffΓ€llig. Ge-nau das kann man von Palestra nicht behaup-ten. Der 12-geschossige BΓΌrokomplex im Lon-doner Stadtteil Southwark ΓΌberrascht inForm und Farbe. Β»Wir tragen ja auch nichtjeden Tag graue AnzΓΌgeΒ«, meint BaumeisterWill Alsop, Β»warum sollen wir uns mit grauenGebΓ€uden abfinden?Β« Der fΓΌr seine avantgard-istischen Neigungen bekannte Architekt hatmit Palestra einen neuen Typus von spektaku-lΓ€rem BΓΌrobau geschaffen, der beim Auftrag-geber, am Markt und bei den Kritikerngleichermaßen Beifall erntete. Und daranhatte auch die LichtlΓΆsung ihren Anteil. Beiden britischen Β»Lighting Design Awards2007Β« wurde Palestra mit einer besonderenErwΓ€hnung in der Sparte Arbeitsplatz ausge-zeichnet.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit seinen zwΓΆlf Geschossen, angeordnet umeinen zentralen GebΓ€udekern, bietet Palest-ra rund 28000 m2 BΓΌroflΓ€che, die dem Nutzerein Optimum an FlexibilitΓ€t geben. Der Bau-herr wollte ein Β»landmark buildingΒ«, einenikonischen Bau, und Alsop lΓΆste dies in dervon ihm bekannten Manier. Es ist nicht nurdie polychrome Fassadengestaltung, die dasGebΓ€ude unmittelbar ins Auge fallen lΓ€sst.Der Architekt entwarf Palestra als eine An-ordnung dreier, ΓΌbereinandergestapelter Bo-xen, von denen die oberste, dreigeschossigeBox in dramatischer Weise siebeneinhalb Me-ter ΓΌber den GebΓ€uderand auf die BlackfriarsRoad hinausragt. Die fΓΌr Alsop typischenΒ»tanzenden SΓ€ulenΒ« am GebΓ€udeeingang kom-plettieren den avantgardistischen Ansatz.Durch die Tiefe des GebΓ€udes entstandgleichzeitig eine schwierige Belichtungssi-tuation, die eine große Herausforderung fΓΌrden Lichtplaner darstellte. Auch die Innen-ausstattung hatte hΓΆchsten AnsprΓΌchen zugenΓΌgen, wobei in den GroßraumbΓΌros ein mi-nimaler Einsatz von Farbe und ein maximalerGebrauch von Tageslicht dominiert und so ei-ne optimale Arbeitsplatzsituation schafft.Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist diesegegeben: Alsops Leuchtenauswahl fiel aufdie energieeffiziente Einbauleuchte MildesLicht IV – rund 6000 Einheiten wurden einge-setzt –, weil sie sowohl das Tageslicht ide-al komplementiert und sich auch mit ihremminimalistischen Design nahtlos in das En-semble einfΓΌgt. Zudem sorgt Mildes Licht IVfΓΌr eine angenehme ArbeitsatmosphΓ€re durchdie als gleichmÀßig und natΓΌrlich empfunde-ne Leuchtdichte im Raum und auf dem Bild-schirm, was gerade in GroßraumbΓΌros einwichtiger Faktor ist.

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30ZnZinc 65,38

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Sylvia Leydecker––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das BΓΌro der Zukunft ist ohne Nanotechnolo-gie nicht vorstellbar. Selbst unsere heuti-gen Computer wΓ€ren ohne diese SchlΓΌssel-technologie nicht denkbar. Als Nanotechno-logie wird heute populΓ€rwissenschaftlichdie Forschung in der OberflΓ€chenphysik,OberflΓ€chenchemie, der Halbleiterphysik undin Gebieten der Chemie bezeichnet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es stellt sich also nicht die Frage, ob mandiese Technologie benutzt, sondern wie mansie verwendet. Bereits 1989 manipulierteIBM einzelne Atome, was seinerzeit eine Sen-sation darstellte. Seither ist in der Nano-technologie viel passiert und beeinflusstzukΓΌnftige Office Interiors, die sich vonheutigen deutlich unterscheiden werden:Wie, das zeigen zwei kurze Szenarien: DerArbeitsplatz der Zukunft denkt mit. Hochef-fiziente WΓ€rmedΓ€mmung, dauerhaft angenehmeLichtverhΓ€ltnisse und energieeffizient ge-steuerte Raumtemperaturen beeinflussen diezukΓΌnftige ArbeitsplatzatmosphΓ€re genausowie schadstofffreie und zudem gut riechendeRaumluft, pflegeleichte und zum Teil anti-bakterielle OberflΓ€chen sowie foliendΓΌnneDisplays. Zugleich ist der Arbeitsplatz der

Zukunft sparsam! Deutlich reduzierter Ener-gieverbrauch zur Klimatisierung und gerin-ger Reinigungsaufwand sorgen fΓΌr verringer-te Kosten im Facility Management, verrin-gerte Betreiberkosten fΓΌr bessere Mietein-nahmen und damit profitablere Immobilien.Das cleane Office Interior, ΓΆkologisch kor-rekt, ΓΆkonomisch (auf der Gewinnerseite),ΓΌbersichtlich, funktional, maßgeschneidert– perfekte FunktionalitΓ€t, unauffΓ€llig inΓ€sthetische und emotional ansprechende In-teriors verpackt, erwartet uns.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Noch wird zu selten in entsprechenden Ge-samtkonzepten gedacht, geplant und reali-siert. Profitieren kΓΆnnen von der zukunfts-weisenden Technologie nur jene, die sie ein-setzen und effizient nutzen. Denn Nach-haltigkeit und Energieeffizienz sind diegroßen Zukunftsthemen in der Architektur.Nanotechnologie ist als SchlΓΌssel zur Um-setzung zu verstehen und bestimmt zukΓΌnftigauch den Bereich der Office Interiors.

Durchblick__________

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Wie wir Nanotechnologie heute schonim BΓΌro der Zukunft nutzen

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Zehn Beispiele, um die Nanotechnologieim BΓΌro heute schon zu nutzen:––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1. DURCHBLICK––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In die Fassaden von BΓΌrogebΓ€uden kΓΆnnen pho-tokatalytisch selbstreinigende GlΓ€ser inte-griert werden. Indem durch UV-Licht einephotokatalytische Reaktion in Gang kommt,wird aufliegender organischer Schmutz zer-setzt. Er liegt nur noch locker auf und wirdvom nΓ€chsten Regen durch einen ablaufendenWasserfilm von der hydrophilen (wasser-anziehenden) OberflΓ€che leicht abgewaschen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––2. SONNENSCHUTZ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Bei stΓΆrender Sonneneinstrahlung sorgenelektrochrome GlΓ€ser der Art Β»EControlΒ«, inden Fenstern fΓΌr angenehme Verdunkelung.Durch eine elektrische Schaltung wird dieklare Scheibe schrittweise so weit abgedun-kelt, dass noch Durchsicht besteht. DieursprΓΌngliche Transparenz lΓ€sst sich durcheine weitere Schaltung wiederherstellen.WΓ€hrend des Vorgangs fließt kein Strom.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––3. LICHTHELL––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Angenehmes Tageslicht wird durch den Ein-satz von mit Aerogel gefΓΌllten Verglasungenerreicht. Transluzente Glaselemente sorgen

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> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >Meetingraum im BΓΌro 100% interior mitccflex-Wandbelag Β»StardustΒ« –einem der ersten neuen Muster aus der nochzu erwartenden 2nd edition.> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

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nicht nur fΓΌr weichen und gleichmÀßig ge-streuten Lichteinfall, sondern funktionie-ren gleichzeitig als HochleistungsdΓ€mmung,bei der sowohl Heiz- als auch KΓΌhlaufwanddeutlich reduziert sind. Das FΓΌllmaterialAerogel besteht fast zu 100 % aus Luft undsieht nicht nur spacig schΓΆn aus – es wurdeauch bei der NASA entwickelt. Winzig kleinePoren bieten den eingeschlossenen Luftmole-kΓΌlen keinerlei Bewegungsspielraum, worausdie extreme DΓ€mmfΓ€higkeit resultiert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––4. Energiekosten senken––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Energiebedarf durch Heiz- und KΓΌhlauf-wand wird darΓΌber hinaus von Phase ChangeMaterials (PCM) reduziert, die sich als Zu-schlagsstoffe in Form von Mikrokugeln z. B.in Ausbauplatten oder auch im Putz befinden.Temperaturspitzen werden durch die WΓ€rme-speicherkapazitΓ€t abgepuffert und Raumtem-peraturen gezielt gesteuert. Mikroverkap-selte LatentwΓ€rmespeicher wie Β»MicronalΒ«sind in der Lage, Energie Β»verstecktΒ« zuspeichern und an den Raum abzugeben oderauch aufzunehmen, sodass nur geringe Tempe-raturschwankungen erzeugt werden.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––5. RAUMLUFT VERBESSERN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Raumlufttemperatur ist eines, Raumluftqua-litΓ€t, die international zunehmend hin-sichtlich Geruchs- und Schadstoffen im Fo-kus steht, etwas anderes. Die luftreinigen-de Funktion von verschiedenen OberflΓ€chenwie Teppich, VorhΓ€ngen, Farben und GK-Platten hilft, definierte Schadstoffe undstΓΆrende GerΓΌche wie evtl. in der Raumluftvorhandenes Formaldehyd oder auch Nikotinabzubauen. Die MolekΓΌle des Stoffes werdenganz einfach aufgebrochen und damit elimi-niert. Das Sick-Building-Syndrom (SBS) undseine Folgen kΓΆnnten damit eine vorΓΌber-gehende Erscheinung gewesen sein.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––6. FOLIEN-BILDSCHIRME––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Solange es sie noch gibt, sind Screens vΓΆl-lig losgelΓΆst vom Lichteinfall nach Lust undLaune platziert, weil eine Anti-Reflex-Beschichtung vor stΓΆrenden SpiegelungenschΓΌtzt. Flache OLED-Folien (organic lightemitting device/Organische lichtemittieren-de Dioden) ersetzen als energieeffizienteund großflΓ€chige brillante Displays heutigeFlachbildschirme.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––7. GROSSFLΓ„CHIGE BELEUCHTUNG––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Im gleichen Zug werden OLED-Tapeten, die nurminimal Energie verbrauchen und gleichzei-tig großflΓ€chig und hell leuchten, die All-gemeinbeleuchtung ersetzen. SelbstverstΓ€nd-lich in allen gewΓΌnschten Farben und perFernbedienung steuerbar. Andere farbigeOberflΓ€chen entstehen durch Effektpigmenteund unterliegen einem stetigen Wandel. Tem-peraturempfindliche oder auch lichtempfind-liche Farbe reagiert auf ihr Umfeld.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––8. BRANDSCHUTZ––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Er erfordert keine gesundheitsunzutrΓ€gli-chen Flammschutzmittel mehr, die die Raum-luft belasten. Schwer entflammbare Materia-lien entstehen durch glasartige Ummantelungaus einer ultradΓΌnnen Beschichtung. Einschwer entflammbarer, stoß- und wasserfes-ter, dabei diffusionsoffener Wandbelag ausNanokeramikpartikeln (ccflex) ersetzt dieheute ΓΌbliche Glasfaser und im SanitΓ€rbe-reich sogar Fliesen. Dort sind sogenannteEasy-to-Clean-(ETC-)OberflΓ€chen, die sichdurch geringe Anschmutzbarkeit und leichteReinigung auszeichnen, verbreitet. IhreOberflΓ€che ist hydrophob (wasserabstoßend)

und lΓ€sst Wasser einfach abperlen. Um diedauerhafte Haltbarkeit zu gewΓ€hrleisten,ist sie hoch kratzfest und besitzt damit ei-ne erhΓΆhte AbriebbestΓ€ndigkeit. Edelstahlo-berflΓ€chen wirken gepflegt durch eineultradΓΌnne Antifingerprint-Beschichtung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––9. BAKTERIENKILLER––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––HΓ€ndewaschen ist nach wie vor erwΓΌnscht –dennoch sind sΓ€mtliche Griffe und Schaltersowie PC-Tastaturen antibakteriell be-schichtet und machen sich ansiedelnden Bak-terien das Leben schwer. Sie werden zerstΓΆrtund kΓΆnnen durch eine Antihaft-Funktionauch nicht liegen bleiben, um einen Bakteri-enleichenfilm zu bilden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––10. RESSOURCENSCHONUNG––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Sie ist von der Produktion bis zum Material-verbrauch auch beim Mobiliar von Schreib-tisch bis Drehstuhl angesagt. Ein Anfang istmit dem Stuhl Β»MytoΒ« der BASF gemacht, deraus einem mit organischen Nanopartikelnversetzten Kunststoff besteht und imSpritzgussverfahren produziert wird. DasFließverhalten und die Verarbeitungstempe-ratur des neuen Kunststoffes Β»Ultradur

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6CCarbon 12,011

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HighspeedΒ« wurden so beeinflusst, dassletztendlich der Energie- und Materialver-brauch deutlich reduziert ist. Die Stabili-tΓ€t wird allerdings noch durch zugesetzteGlasfasern erreicht. In weiterer Zukunftwerden generell nanotube-(CNT-)verstΓ€rkte,extrem stabile und gleichzeitig leichteKunststoffe die heutigen Kunststoffe erset-zen. Derartig leichte, aber gleichzeitigextrem stabile Materialien erlauben fili-grane Strukturen und sind Γ€ußerst ressour-censchonend.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––MΓ–GLICHKEITEN, DIE HEUTE SCHON DAS OFFICEVON MORGEN GESTALTEN KΓ–NNTEN.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schon heute wΓΌrden konsequent zukunftswei-sende Materialien und OberflΓ€chen die neuenArbeitsplΓ€tze prΓ€gen – doch noch arbeitenwir in der Spanplatten-Steinzeit. Funktio-nale OberflΓ€chen und Hightech-Materialiensind greifbare Zukunft. Architekten und In-nenarchitekten haben es in der Hand, Bauher-ren auf die konkreten MΓΆglichkeiten und diedamit verbundenen Vorteile aufmerksam zumachen und darΓΌber hinaus produzierendenFirmen Anstâße fΓΌr Entwicklungen zu lie-fern. Die Basis kommt aus der im Idealfallanwendungsbezogenen Forschung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Alle zusammen formen das Future Office Inte-rior. Kommunikation macht den Anfang – ange-sichts der stΓ€ndigen Debatten um Nachhal-tigkeit und Energieeffizienz ist Handelngefragt!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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SYLVIA LEYDECKER, Dipl.-Ing. Innenarchitek-tin BDIA, studierte in Wiesbaden und Jakartaund ist Autorin des BirkhΓ€user-Buchs Β»Nano-materialien in Architektur, Innenarchitek-tur und DesignΒ«. In ihrem KΓΆlner BΓΌro Β»100 %interiorΒ«, das sie 1997 grΓΌndete, konzipiertsie kommunikative RΓ€ume, die die Unterneh-mensidentitΓ€t im Sinne der Corporate Iden-tity widerspiegeln. Sylvia Leydecker istSpezialistin fΓΌr den Einsatz innovativerMaterialien und Techniken.

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26FeIron 55,845

33 AsArsenic 74,244

82 PbLead 207,2

79 AuGold 196,97

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Thomas Trenkamp––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wohltuendes Interieur steigert Motivationund Effizienz in der Arbeitswelt. Eine alteWeisheit, die an AktualitΓ€t nichts eingebüßthat. Doch was tut wohl und wie gelingt dieEinrichtung in einer Zeit, die sich an Ge-schwindigkeit und Informationsvielfalt stΓ€n-dig zu ΓΌberholen scheint? Eine Frage, diesich jeder Hersteller von BΓΌroeinrichtungenimmer wieder stellt, die jeden Architektenund Designer bewegt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Schnelle Datenleitungen, gut verpackte Me-dientechnik, wechselnde ArbeitsplΓ€tze undmobile MΓΆbel organisieren mehr und mehr denArbeitsalltag. FΓΌr diese virtuell undschnell werdende Welt den passenden Boden zubieten, verlangt vor allem GespΓΌr fΓΌr Hand-werk und QualitΓ€t. Denn hier, auf dem Bodender Bewegung, liegt die Wurzel des Tuns. Ei-ne Herausforderung, die mit gutem Design undausgewΓ€hltem Material allein heute nichtmehr zu bewΓ€ltigen ist. Mehr denn je sindEigenschaften gefragt, die Belastung undTempo reduzieren, die Gesundheit fΓΆrdern undfΓΌr Entschleunigung im Alltag sorgen.So folgt die Entwicklung eines Teppichbodensnicht nur dem internationalen Maß an Design,sondern vor allem dem menschlichen Maß. Wirerleben derzeit ein Revival an NatΓΌrlichkeitund WΓ€rme. Ein Trend, der den Einsatz vonWebteppichbΓΆden in BΓΌros begΓΌnstigt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DESIGN UND GEFÜHL––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Hat die Moderne im 20. Jahrhundert vor allemharte Materialien und klare Formen ins Zen-trum von Architektur und Interieur gerΓΌckt,so ist heute lΓ€ngst klar, dass im Spiel ausYing und Yang die Spannung zur Bewegung er-wΓ€chst. Hart und weich, Ruhe und Tempo, Lo-gik und EmotionalitΓ€t ergΓ€nzen einander fΓΌrausgewogene VerhΓ€ltnisse – im Leben wie imInterieur. Der Wunsch nach organischer Ge-staltung gehΓΆrt als Gegenpol schon immer zurSachlichkeit. Denn warme, natΓΌrliche Ober-

flΓ€chen vermitteln ein angenehmes GefΓΌhl.Als GrenzgΓ€nger zwischen Industrie und Ro-mantik, Klarheit und Sinnlichkeit bringt derWebboden ein WohlgefΓΌhl mit seinen Texturenund Farben. Hier setzt Carpet Concept mitseiner Designentwicklung an. Gewebte Struk-turen, hergestellt mit innovativen Techni-ken, sowie fließende Dessins und sensibleMuster zeichnen den Stil der Kollektionenaus. Die Herausforderung fΓΌr zeitgemÀßes Bo-dendesign besteht darin, authentischen Char-me mit einer Überraschung auf den zweitenBlick zu verbinden: unaufdringlich undselbstverstΓ€ndlich auf der einen Seite undAusstrahlung einer ganz individuellen Hal-tung auf der anderen Seite.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Moderne hat uns mit der Vertreibung desOrnaments eine neue Gestaltungswelt ge-schenkt: Sobald nicht mehr Dekoration imVordergrund steht, erfindet man zwangslΓ€ufigein neues Produkt. Modische Teppiche gab esgenug. Intelligente, nΓΌtzliche und moderneBodenbelΓ€ge jedoch fehlten. Gutes Designentsteht dabei auf der Basis intelligenterund technischer Konstruktion. Das Nachvoll-ziehbare ist hΓ€ufig einfach, aber schwer zumachen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––HANDWERK UND NUTZEN––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Weben gehΓΆrt zu den Γ€ltesten Verfahren, umTeppichbΓΆden herzustellen. Zwei FΓ€den, dielΓ€ngs laufende Kette und der quer laufendeSchuss, verkreuzen sich in einem Winkel von90 Grad. Damit der Teppichflor entsteht,wird zu diesem Grundgewebe ein Polfadensenkrecht eingearbeitet. Dieser synthetischeoder Wollfaden bildet eine Schlingenoberf-lΓ€che oder wird zum Velours aufgeschnitten.Heute lebt das ΓΌber Jahrhunderte bewΓ€hrteWebhandwerk durch neue Materialien und Me-thoden der Fertigung sowie durch industriel-le Logistik. Computergesteuerte WebstΓΌhlebringen PrΓ€zision und Geschwindigkeit. DasGeheimnis guter WebbΓΆden besteht jedoch nachwie vor in handwerklicher Meisterschaft.

Grundlegende Tatsachen

Ideen für Webteppichbâdenim zeitgemÀßen Büro

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Der Nutzen fΓΌr eine ergonomisch sinnvolleund gesunde Einrichtung ist vielfΓ€ltig, da-her beweist der Teppichboden in BΓΌros undObjekten mehr denn je seine Tauglichkeit.TeppichbΓΆden steigern den Komfort und fΓΆr-dern die Gesundheit. Dank dichten Materialssteigt die gefΓΌhlte Temperatur um bis zuzwei Grad gegenΓΌber RΓ€umen mit Hartbodenbe-lag. So sinken die Heizkosten. Zudem leistensie einen wirksamen Beitrag zur gesundenRaumluft, da sie durch die eingesetzten Ma-terialien die Feinstaubbildung reduzieren.LuftdurchlΓ€ssige Klimamodule, patentiertdurch Carpet Concept, dienen der Akustik-und WΓ€rmeregulierung. Ihre FΓ€higkeit zurSchallabsorption ΓΌbersteigt die aller Hart-bΓΆden um ein Vielfaches. In der hoch bean-spruchten Arbeitswelt BΓΌro tragen gute Web-bΓΆden zur Schonung von WirbelsΓ€ule und Ge-lenken bei. Sie sind antistatisch und haltendurch ihre Konstruktion grâßten Belastungenstand.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––QUALITΓ„T UND WERT––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was ein Boden sein Leben lang leistet, ent-scheidet die Herstellung. Hochwertige Mar-kenfasern sichern die WiderstandsfΓ€higkeitund eine lange Lebensdauer. Das veredelteMaterial kann selbst starker Sonneneinstrah-lung widerstehen. So bleibt die Farbigkeitdauerhaft erhalten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FΓΌr den Γ€sthetischen Wert sorgt die konse-quente Produktentwicklung. Klassisch moder-nes Design sichert weltweit die gestalteri-sche Langlebigkeit der Kollektionen. Die soentstehenden Produkte sind authentisch imDesign und dauerhaft im Charakter.

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THOMAS TRENKAMP, geschΓ€ftsfΓΌhrender Gesell-schafter, grΓΌndete 1993 das UnternehmenCarpet Concept.

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< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <Carpet Concept verbindet innovative Materi-alien und ΓΌberraschendes Design. Davon zeugtauch der Webteppichboden Ply im Design vonCarsten Gollnick. Ply ΓΌberrascht mit plasti-scher Gestaltung am Boden. Die Kombinationverschiedener Webarten modelliert geometri-sche und amorphe Formen. Der Boden vereintdie Eleganz der Schlinge mit dem Charme desVelours. Durch den partiellen Verzicht aufgewebte Noppen tritt der Fond zutage undwird selbst zum gestaltenden Element. NeueWebtechnik und Bindung gewΓ€hrleisten dieStabilitΓ€t.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <In der Carpet-Concept-Teppichfabrik imThΓΌringischen MΓΌnchenbernsdorf ist die tex-tile Seele von Carpet Concept zuhause. Hierwird entworfen, geprΓΌft, korrigiert, produ-ziert und konfektioniert.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <

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Zukunft heißt Office-SharingInterview mit Monika Lepel____________________________

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Β»Wer baut, gestaltet ZukunftΒ«, sagt MonikaLepel, Innenarchitektin. Das BΓΌro derZukunft reprΓ€sentiert fΓΌr sie nichtSelbstzweck, sondern kluges Marketing undFirmenkultur.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST DAS BÜRO HEUTE WIEDER EIN PLATZ FÜREMOTIONALITΓ„T?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Monika Lepel: BΓΌros waren immer ein PlatzfΓΌr EmotionalitΓ€t. Heute steht man mehr dazuund erkennt, dass Emotionen fΓΌr einen dauer-haften Erfolg wichtig sind. Oft wirkt dieEmotionalitΓ€t im BΓΌro jedoch aufgesetzt –fΓΌr das eigene Erleben und Denken bleibt we-nig Raum. Uns beschΓ€ftigt deshalb die Frage:Wie schaffe ich RΓ€ume, die es meinen Mitar-beitern erlauben sich mit ihren eigenenIdeen und MΓΆglichkeiten kulturell und emoti-onal zu verankern––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WELCHE BEDÜRFNISSE SPIELTEN DAMALS,SPIELEN HEUTE EINE ROLLE?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Was sich ganz stark verΓ€ndert hat: FrΓΌhergab es Bekenntnisse. Zum Beispiel zu einemGroßraum kontra EinzelbΓΌro, sie kamen meistvon dem Unternehmer selbst. Heute ist esdifferenzierter, wir suchen die Mitarbei-ter-Beteiligung. Die Frage, die ich zu Be-ginn immer wieder stelle: Wie sind die Ar-beitsmethoden? Ohne ein Organigramm kΓΆnnenwir gar nicht anfangen. Das hilft uns, Auf-gabenverteilung und Kommunikationsbeziehun-gen zu verstehen. Zentral ist doch: Werbaut, gestaltet Zukunft: Welchen Arbeits-formen bieten wir Raum? Wie mΓΆchten Unter-nehmen in Zukunft von innen und außen wargenommen werden?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE GEHEN DIE ARCHITEKTEN HEUTE MIT DEMFAKTOR EMOTIONALITΓ„T UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indem wir uns mit dem Bauherren austauschen.Welche PersΓΆnlichkeit hat das Unternehmen?Die Β»personaΒ« im antiken Theater war dieMaske, die nicht nur die Rolle festlegte,sondern auch die Stimme verstΓ€rkte, so dasssie im ganzen Theaterrund zu hΓΆren war. Wirversuchen, durch RΓ€ume etwas von dieser Per-sΓΆnlichkeit abzubilden. Die Idee ist, In-nenarchitektur als Marketing, als Werkzeugzu begreifen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST DAS WERKZEUG FÜR RΓ„UME AUCH DESIGN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Vielleicht. Aber unser Ziel ist es ja nicht,uns selbst darzustellen. Nicht jedes BΓΌrodarf ein Feuerwerk von Ideen sein, die sichaufdrΓ€ngen und spΓ€ter zur Belastungen wer-den. Es geht eher um die PolaritΓ€t: Auf dereinen Seite das Werkzeug und Marketing, aufder anderen Seite TrΓ€ume wahr zu machen. De-sign bedeutet fΓΌr uns mit Proportionen, Ma-terialien Licht und Klang RΓ€umen unverwech-selbares Leben einzuhauchen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DIE NONTERRITORIALEN FLΓ„CHEN, DIE SCHWIM-MENDEN ARBEITSPLΓ„TZE SPIELEN HEUTE IM BÜROEINE GROSSE ROLLE. WIE GEHEN SIE DAMIT UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das BedΓΌrfnis nach Differenzierung iststΓ€rker geworden. Das permanente Exponiert-sein wird nicht mehr toleriert. GebΓ€ude undBΓΌros werden heute systemgemischt, so istdie VerΓ€nderung von Anfang an geplant. Ver-Γ€nderung als Teil der Entwicklung zu be-trachten, ist ein großer Schritt nach. Wirversuchen FreirΓ€ume zu geben, um Arbeit inwechselnden Konstellationen sichtbar zu ma-chen und zu fΓΆrdern.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FREIRΓ„UME – JENE FELDER, DIE KEINEM ZWECKZUGEORDNET SIND – WIE EIN KOPIER- ODER KAF-FEEPLATZ GEHΓ–REN JA OFT ZU DEN ERFOLGREICHS-TEN MEETING-PLΓ„TZEN. WAS ZEICHNET DIESEKOMMUNIKATIONSBEREICHE DER ZUKUNFT AUS?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese FreirΓ€ume sind Dreh- und Angelpunkte,an denen Kommunikation und Identifikationstattfinden. Sie werden heute immer wichti-ger, denn dort erleben wir Inspiration undvisuelle Belebung. Wir legen nicht nur sehrviel Wert auf die Gestaltung, sondern auchauf die Lage dieser RΓ€ume. Man trifft sichdort, wo sich Wege kreuzen. Was muss da pas-sieren? Man darf keine TΓΌr zumachen. Es mussein Bereich sein, der verschiedene Situati-onen zulΓ€sst. So wie ein Bahnhof – da mussman anhalten. Ein Boxenstopp - man unterhΓ€ltsich zunΓ€chst privat, dann arbeitsbezogen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GIBT ES IN DEN FIRMEN GENUG MUTZU FREIRΓ„UMEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das ist eine Frage der Firmenkultur. Ent-scheider geben mit dem Mut zu FreirΓ€umen Si-gnale an ihre Mitarbeiter. Bei unserer Pla-nung fΓΌr den Kabelnetzbetreiber Unitymediahaben sehr viel Wert auf die Meetingpointsgelegt und strategisch geplant, wie die An-eignung gelingen kann. AufenthaltsqualitΓ€twird dort nicht nur durch eine Espressoma-schine definiert, sondern dadurch, dass aufallen Ebenen vermittelt wird: Β»Es ist ok,dass Du hier stehst.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WER SICH AM ARBEITSPLATZ WOHL FÜHLT,IST NACH DEM FRAUNHOFER INSTITUT UM RUND54 PROZENT PRODUKTIVER. WIE KANN MAN DIESEBEREICHE NOCH WEITER STΓ„RKEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ein Meetingpoint kann so gut sein, wie erwill, wenn sich darΓΌber hinaus keiner Gedan-ken macht, ob ich beispielsweise an meinemHauptarbeitsplatz mit dem RΓΌcken zur TΓΌrsitze, wird meine ProduktivitΓ€t trotzdemnoch eingeschrΓ€nkt sein. Wichtig ist, sichdie AblΓ€ufe im BΓΌro vor Augen zu halten.Noch sind zum Beispiel die Retreats, dieRΓΌckzugsgebiete, bei Firmen eher selten.Sie sind aber ein kommender Schritt.Doch schon heute ist zentral, technischeNeuerungen zu berΓΌcksichtigen und einzu-gliedern. Ein Beispiel: FrΓΌher konnte einMitarbeiter im BΓΌro nur ΓΌber die Zentraleerreicht werden, heute nehmen die meistenihre Handys mit und kΓΆnnen jederzeit angeru-fen werden. Wenn ich das als Unternehmen to-leriere, muss ich auch die PlΓ€tze dazuschaffen. Eine offene BΓΌrostruktur mussdann mit Geschlossenheit konterkariert wer-den, mit RΓΌckzugsgebieten.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––BRAUCHEN FRAUEN UND MΓ„NNER EIGENTLICH UN-TERSCHIEDLICHE FORMEN VON BÜROEINRICHTUNGUND SITUATION?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Frauen organisieren sich anders als MΓ€nner.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––MΓ€nner nehmen BΓΌro als Lebensraum an undidentifizieren sich stΓ€rker mit dem Arbeits-platz. Frauen richten ihr BΓΌro eher persΓΆn-lich ein, oft gleicht es einem Wohnzimmer.Wenn wir zum Kern oder der PersΓΆnlichkeiteines Unternehmens vorrΓΌcken, ist es jedochnicht mehr von Bedeutung, ob Frau oder Mannhier arbeiten, dann funktioniert es fΓΌrbeide.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––ETWA 85% DER DEUTSCHEN ARBEITEN IM SITZEN.VIELE KRANKHEITSFΓ„LLE RESULTIEREN DARAUS.MEDIZINER RATEN, IM STEHEN ZU ARBEITEN – WIESETZEN SIE DAS UM?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Indem wir uns an den nordeuropΓ€ischenNachbarn orientieren und hΓΆhenverstellbareArbeitsplΓ€tze empfehlen. Im mittlerenManagement ist in der Regel bereits einSteh-Arbeitsplatz vorhanden. Ein zweiterFaktor ist: Durch Planung der RΓ€ume Bewegungzu integrieren; Unterlagen in gemeinsamenArchivbereichen unterzubringen, sodass manaufstehen muss, um sie zu holen. Wirarbeiten seit ΓΌber fΓΌnf Jahren in dieserForm. Dazu gehΓΆrt auch, TreppenhΓ€user sozu gestalten, dass man Lust hat sie zubenutzen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––IST Β»THINKING GREENΒ« AUCH EIN THEMA FÜRDAS BÜRO DER ZUKUNFT?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Green Office heißt fΓΌr mich: strahlungsarmeGerΓ€te, emissionsarme Rohstoffe, vernΓΌnf-tiges Klima. Schade ist nur, dass manΒ»greenΒ« in der Regel nicht sieht. Auch dasThema Nachhaltigkeit ist fΓΌr mich sehrΒ»greenΒ«. Das heißt QualitΓ€t –und bedeutetfΓΌr mich, mehr Angebote zu machen fΓΌr Men-schen, die ΓΆkologisch denken. Zum Beispielmindestens so gute FahrradabstellplΓ€tze zuschaffen, wie es AutostellplΓ€tze gibt. Dazueine Dusche und Umkleidekabine im Haus anzu-bieten. Β»Green BuildingΒ« wΓΌrde fΓΌr michheißen, durch das GebΓ€ude Anlass zu geben,den Energieverbrauch neu zu denken und umzu-wandeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >Mut tut gut – fΓΌr die Kantine des Kabel-netzbetreibers Unitymedia wΓ€hlten Lepel &Lepel leichte MΓΆbel, kontrastierten sie mitriesigen Lampen und verliehen dem Raum soeigenen Charme und Witz. Die Mitarbeiterwissen es zu schΓ€tzen – immer mehr buchenden Raum fΓΌr Feiern und Feste.> > > > > > > > > > > > > > > > > > > > > >

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WIE KΓ–NNTE FÜR SIE DAS OFFICE DER ZUKUNFTAUSSEHEN?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FΓΌr mich ist die Zukunft das Office-Sharing.Man kann es wie ein Carsharing begreifen –als Kooperationsmodell und zugleich alsstrategische Vernetzung der Arbeitsfelder.Mein Credo ist: Die BΓΌrowelt fungiert wieein Stadtgrundriss. Es gibt einen Markt-platz, eine Kirche und Magistrate. Die Of-fice-Sharing-Themen werden sich rund um denMarktplatz ansiedeln. Dort werden interdis-ziplinΓ€re Berufsfelder strategisch mitein-ander vernetzt. So entsteht Neues und wirerleben Inspiration.

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MONIKA LEPEL fΓΌhrt zusammen mit ihrem MannReinhard Lepel seit 1994 das BΓΌro Lepel &Lepel Architektur, Innenarchitektur inKΓΆln. Unter dem Leitgedanken β€žBeziehungenbauenβ€œ widmen sie sich insbesondere demrichtigen Auftritt von Unternehmen. Durchdie Zusammenarbeit von Architekten und In-nenarchitekten entstehen fΓΌr unlΓΆsbarscheinende Projekte ganzheitliche undΓΌberraschend neue Gedanken.

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< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <Bild vorherige Seite:Frischer Wind in altem Traditionsunterneh-men – fΓΌr das Bauunternehmen Friedrich Was-sermann Anton Bausinger in KΓΆln gestaltetedas BΓΌro Β»Lepel & LepelΒ« den Besprechungs-raum neu: Ein transparentes Oval inszeniertden Raum, den schon zwei Generationen derBausingers benutzten. Sie prΓ€sentieren dieneuen Ideen Anton Bausingers des Junior-chefs und unterstreichen mit leichten MΓΆ-beln, Licht und einem theatralischen Bodensein markantes und eigenstΓ€ndiges Profil.< < < < < < < < < < < < < < < < < < < < < <

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Wohin wird sichdas Arbeitsleben entwickeln?___________________________________________

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sagt Gunter Henn––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Forschung ist Teamarbeit, ihre Ergebnissesind eine gemeinschaftliche Leistung vonForscherpersΓΆnlichkeiten mit unterschiedli-chen Aufgaben, Spezialisierungen und Inter-essen. In dieser Zusammenarbeit steckt einPotenzial, das sich nur dann voll freisetzenlΓ€sst, wenn die Forschergruppe ihre Beweg-lichkeit ausspielen kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese Beweglichkeit besteht in drei Punkten:ZunΓ€chst einmal gruppieren sich einzelneForscher um ein Thema, jeder leistet seinenBeitrag, kommuniziert ihn und reagiert aufandere Forscher. Durch die Vernetzung ist esmΓΆglich, hochkomplexes Wissen zu erzeugenund fΓΌr andere bereitzuhalten. Diese sehraktive Bewegung innerhalb der Forschergruppeist eine Sammlung auf ein Thema hin. Zurgleichen Zeit ist eine so konzentrierte For-schergruppe permanent auf der Suche nachIdeen, Informationen und Anregungen vonaußen. StΓ€ndig fließt Information in dieForschergruppe ein oder wird an andere Teamsweitergegeben. Man kΓΆnnte von Diffusionsbe-wegungen sprechen. Gerade die Formation alsForschungsteam bietet den Vorteil einervergrâßerten AngriffsflΓ€che fΓΌr den produk-tiven Informationsfluss nach innen undaußen. Schließlich muss es leicht mΓΆglichsein, dass sich eine Forschergruppe auflΓΆstund neu formiert, falls ein neues Thema die-se Umorganisation verlangt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die architektonische Gestaltung des Raumsaktiviert genau diese fΓΌr eine effektive Zu-sammenarbeit notwendige Beweglichkeit. DerRaum ist nicht mehr bloß eine UnterbringungfΓΌr Einzelne, die nur dem Namen nach ein Teambilden. Vielmehr Β»bewegtΒ« der architektoni-sche Raum die Forscher dazu, sich zu sam-meln, auszutauschen und – wenn nΓΆtig – neuzu formieren. Der Raum bietet ganz klarPunkte an, wo sich Forscher zur konzentrier-ten Forschungsarbeit um ein Thema gruppierenkΓΆnnen. Der architektonische Raum macht je-

dem einzelnen Forscher den gegenwΓ€rtigenStand des kollektiven Denkprozesses verfΓΌg-bar. So hat er Angriffspunkte fΓΌr seineIdeen und kann aktiv an der Entwicklung ei-nes Produkts teilnehmen. Der Raum schafftPlatz fΓΌr die freie Suche nach Information.Jeder Forscher braucht den Dialog, die Be-gegnung mit anderen Forschern, die ihm neueIdeen einbringt oder seine Arbeit neu ver-stehen lΓ€sst. Die architektonische Gestal-tung erΓΆffnet ihm Foren fΓΌr seine Ideen undFragen. Ist die Arbeit an einem Thema abge-schlossen, erleichtert der Raum durch einenicht zu strenge rΓ€umliche Zuordnung dasFinden einer neuen Organisationsform. DieKonzentrationspunkte im Raum bieten bei derNeuformierung eine Orientierungshilfe, denndort zeichnet sich die Gesamtbewegung derForschungsarbeit ab.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Forschung braucht den Wechsel von Konzentra-tion und Kommunikation. Die architektonischeLΓΆsung gibt dem Forschungsteam die grâßt-mΓΆgliche Bewegungsfreiheit, dadurch kann dieLeistung jedes einzelnen Forschers in dieZusammenarbeit eingehen und voll zur Geltungkommen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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PROF. DR. GUNTER HENN studierte Architektur-und Bauingenieurwesen in MΓΌnchen und Berlin,promovierte an der TU MΓΌnchen; 1979 erΓΆffneteer das BΓΌro Henn Architekten, heute in MΓΌnchenund Berlin. Schwerpunkte sind Bauten fΓΌr For-schung und Lehre, Produktion und Entwicklung,Verwaltungsbau und Corporate Architecture.Er ist Professor an der TU Dresden.

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Forschung ist eine kollektive Leistung______________________________________ 69

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Fragt sich Swantje KΓΌhn––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit dem Übergang von der Industriegesell-schaft zur Mediengesellschaft hat sich dieArbeit grundlegend geΓ€ndert. Aus dem linearenund prozessorientierten Schaffensprozess derModerne ist in der Nachmoderne eine kyberne-tische Kommunikationsstruktur entstanden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––FΓΌr den Erbringer von Arbeit hat dies weit-reichende Bedeutung, der Solist von einstist heute Teil eines Teams, dessen QualitΓ€terst durch den Gleichklang aller Akteure de-finiert wird. Galten frΓΌher TeamfΓ€higkeit,fremdsprachliche Begabung und Medienkompe-tenz noch als SonderfΓ€higkeiten, so sinddiese heute Basisvoraussetzungen fΓΌr jedeBeteiligung an der WertschΓΆpfungskette einermodernen Dienstleistungsgesellschaft. DasΒ»Team of StarsΒ«, in dem jeder der Hauptdar-steller sein mΓΆchte, ist weitgehend dem Ver-stΓ€ndnis von einem Β»Star TeamΒ« gewichen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Den weitaus stΓ€rksten Einfluss auf diesegeΓ€nderte Arbeitswelt ΓΌbt dabei die Com-putertechnologie aus, erst sie lΓ€sst uns om-nipotent und omniprΓ€sent werden. Vielschneller als jede andere Technologie in derVergangenheit Γ€ndert sie unser Leben und un-ser Verhalten, der Hebel der Entwicklungs-schΓΌbe ist exponential. Sie Γ€ndert damitauch unsere Arbeit und ihre Prozesse, Ge-sellschaften werden asynchron und verkehrenmiteinander in einem neuen und globalen Vo-kabular des WWW.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mit unseren HandlungsspielrΓ€umen verlagernsich aber konsequenterweise auch die Orteunserer Handlungen, neben etablierten MΓ€rk-ten der Architekten liegen die Zentren unse-res Schaffens heute zunehmend in den Schwel-lenlΓ€ndern, in China, dem Nahen Osten und inRussland.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Doch nicht nur der Ort unseres Handelns,sondern die Grâße und KomplexitΓ€t der ein-zelnen Aufgaben scheinen mit der Entfernung

zu wachsen. Die Kommunikationssysteme ermΓΆg-lichen dabei, mit dieser Entwicklung Schrittzu halten, ja – sie beschleunigen selbst dieAblΓ€ufe immer weiter. Das BΓΌro des Architek-ten reagiert durch neue Strukturen:Aus der klassischen, top-down-dirigierten,hierarchisch gegliederten Kommandostrukturentsteht eine flach gegliederte Organisati-onseinheit, die als kollektive Intelligenzin der Lage ist, die neuen Aufgabenstellun-gen fΓΌr die Zukunft neu zu lΓΆsen.Gibt es dann in dieser Struktur noch PlatzfΓΌr den Solisten, als der wir doch alle an-gefangen haben? In steigendem Maße!––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Nach außen erscheint er nΓ€mlich umso mehrgefragt, als die Mediengesellschaft nach er-kennbaren Individuen sucht, sind es doch inder Flut verfΓΌgbarer Informationen und Da-ten gerade die PersΓΆnlichkeiten, die pola-risieren und Orientierungshilfe geben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Und nach innen? Bezogen auf den Solistenselbst?Auch hier entstehen neue FreirΓ€ume, geradedurch die neue Art zu arbeiten. Allein dieVernetzung erlaubt den Solisten, sich aufWeniges und Wesentliches zu beschrΓ€nken,wegzuschneiden, was andere besser kΓΆnnen,zum Einfachen zurΓΌckzukehren und sich aufdie eigenen StΓ€rken zu besinnen: unseren Op-timismus und die Gabe, in allen Dingen dasPotenzial fΓΌr Verbesserung zu entdecken; dieGabe, RΓ€ume zu entwerfen, die noch Generati-onen spΓ€ter das Leben bereichern. Und dieGabe, die eigene Arbeit als Ausdruck inners-ten Wollens und Werdens zu empfinden.

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SWANTJE KÜHN, Prof. Dipl.Ing. Architektin,ist Professorin an der Hochschule Ostwestfa-len-Lippe für Architekturtheorie/Entwurf,zugleich Partnerin des ArchitekturbürosGKK+Architekten in Berlin, die national undinternational tÀtig sind.

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Is the future long or is it wide?_________________________________ 71

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Kreative Raumgestaltung braucht Freiheit. Gestalterische Freiheit mit System. Ein System mit technisch und formal aufeinander abgestimmten Komponenten. Allein darauf konzentriert sich Alape.

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Page 75: Kap Magazin #2

Thomas Willemeit beschreibt, warum.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wir leben in einer Zeit, in der die indivi-duelle IdentitΓ€t eines jeden zunehmend be-einflusst wird von einem letztlich unvorher-sehbaren und gΓ€nzlich unkontrollierbarengesellschaftlichen globalen Umfeld. Im glo-balen Kontext ist daher ein wachsendes Spek-trum zwischen zwei sehr verschiedenen, imFolgenden skizzierten ArbeitsrealitΓ€ten an-zutreffen:––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––WΓ€hrend der Archetypus von Arbeit im Β»Opfernvon Lebenszeit und Arbeitskraft gegen Be-zahlungΒ« als etwas deutlich oder zumindesttendenziell Negatives subsumierbar ist, ver-schiebt sich das Ideal von Arbeit in westli-chen Gesellschaften schrittweise hin zu ei-nem Β»Meistern von Herausforderungen alsWerkzeug fΓΌr die individuelle Weiterent-wicklungΒ«. Schon sprichwΓΆrtlich erfordertlebenslang erfΓΌllende Arbeit Β»LebenslangesLernenΒ« und im Idealfall treffen gesell-schaftliche BedΓΌrfnisse auf persΓΆnliche In-teressen. Die Beziehung zwischen beidenscheint jedenfalls offensichtlich zu sein.PersΓΆnliche Neugier und ein Umfeld von Chan-cengleichheit scheinen dafΓΌr die wesent-lichsten Konstanten zu sein. In der Ausein-andersetzung mit verschiedenartigen lokalensowie globalen EinflΓΌssen, angereichertdurch neue Begrifflichkeiten aus wechselndenLebensrΓ€umen und den Medien, werden gesell-schaftliche Herausforderung und die Iden-titΓ€t, das Image von Arbeit fortlaufendtransformiert.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Auch die UmstΓ€nde und Rahmenbedingungen fΓΌrdas, was wir Arbeit nennen (die auf einen be-stimmten Zweck hin ausgerichtete Lebenszeit),lΓΆsen sich mehr und mehr von ihren fest ver-zweigten Wurzeln; durch technologischen Fort-schritt sind wir weniger an Raum gebunden,durch verstΓ€rkt interdisziplinΓ€re Netzwerkeweniger an Zeit und somit in der Lage, schnell,flexibel und doch gezielt auf entsprechendeHerausforderungen reagieren zu kΓΆnnen.

Mit Blick auf diese tΓ€gliche Arbeitspraxisstellen wir daher die traditionellen Grenzenimmer stΓ€rker infrage, sind es doch geradedie interdisziplinΓ€ren Arbeiten und Metho-den, welche in der Lage sind, sich den Her-ausforderungen der Zeit zu stellen. Daherbesteht unsere Arbeit vor allem aus der Ideeder Kollaboration und Synergie, bei der un-terschiedliche EinflΓΌsse, Stile und Wege,GeschmΓ€cker und Kulturen, die im Dialog undder Analyse zu immer neuen Erkenntnissen undBeziehungen fΓΌhren, zu den entscheidendenMotoren werden. Ein Β»InfragestellenΒ«, dieKultur der Thesen und Gegenthesen, scheintin einem Umfeld vielschichtiger Fragestel-lungen immer noch am besten geeignet, Syn-these und qualitative KomplexitΓ€t zu ermΓΆg-lichen. Der Reichtum eines solchen Prozesseserlaubt es erst, das Meistern von Einzel-phΓ€nomenen zu einem Ganzen zu fΓΌgen; so ver-schmilzt im besten Fall das IndividualphΓ€no-men (das Individuum) mit einer neuen, ein-zigartigen Form – Arbeit, entstanden ausihren UmstΓ€nden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Es ist dieses Ergebnis und gerade der Weg,der dorthin fΓΌhrt, der GRAFT fortwΓ€hrend an-treibt; sich weiterzuentwickeln und neu zudefinieren. Wir sind stets erneut auf derSuche nach der nΓ€chsten Inspiration, demnΓ€chsten Β»highΒ«, verweigern uns den traditi-onellen, virtuellen und wirklichen Grenzenin der Arbeitswelt, um so in der Lage zusein, eine sich stΓ€ndig ausdehnende Palettean LΓΆsungen in unserer Arbeit zu erzielen.

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GRAFT ist ein renommiertes Architekturbüro,das 1998 von Thomas Willemeit, LarsKrückeberg und Wolfram Putz in Los Angelesgegründet wurde.Die drei BDA-Architekten, die 2007 den Inte-rior Design Awards gewonnen haben, konntenschon viele große Projekte in den USA, Asienund Europa realisieren.

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GRAFT-Architekten setzen auf:InterdisziplinΓ€res Arbeiten________________________________________________________

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Walldorf ist ein Ort, der sich erst auf denzweiten Blick erschließt. Das teilt er miteinem seiner grâßten SprΓΆsslinge: JohannJakob Astor wanderte von hier aus im 19.Jahrhundert in die USA aus, um spΓ€ter mitdem Hotel Waldorf-Astoria in New York einImperium zu grΓΌnden.

Ein Imperium gründete auch ein anderes Un-ternehmen: SAP, der grâßte deutsche Softwa-re-Konzern, baute am südlichen Ortsrandhinter grünen Feldern seinen Zukunfts-Campus. Heute arbeiten in der »SAP-City«Walldorf in Nordbaden 3000 Entwickler anSoftware für die betriebliche Steuerung.Ihr Sitz: Ein BürogebÀude, das die HÀussler-GmbH aus Stuttgart realisierte. Mit rund2100 BüroarbeitsplÀtzen, 24 KonferenzrÀumenund einem Casino für 1500 Menschen. Auch derneue Komplex Campus II ist inzwischen Wahr-zeichen der Stadt. Er nimmt jeweils zweisternfârmig angeordnete BürohÀuser ein.Der Name Campus ist übrigens Programm. SAPpflegt eine enge Zusammenarbeit mit den Uni-versitÀten und stellt für Forschungs- undLehrzwecke Software-Lizenzen kostenlos zurVerfügung. An der UniversitÀt Karlsruhe,der Humboldt-Uni Berlin und der TU Dresdenhat SAP sogar Existenzgründer-Lehrstühleeingerichtet.

BΓΌro-Orte

Software muss in der Internet-Welt einfachund schΓΆn sein – so wie die BΓΌrohΓ€user,in denen sie entwickelt wird

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Hinter den Bürotüren im kleinen Walldorfwerden dagegen weltumspannende Netzwerkegeknüpft: Die Computerprogramme von SAPsind zum internationalen Standard für be-triebswirtschaftliche Steuerung und Planungvon Großunternehmen in der ganzen Welt ge-worden. Für die Programmentwickler selbstwurde deshalb der hâchste Bürostandard ein-gefordert. Zentral waren ein gutes Raumkli-ma, eine vernünftige Raumakustik und eineflexible Raumaufteilung. Um die Balancezwischen Wohlgefühl und Arbeitskomfort aus-zutarieren, lieferte die Firma Silent Glisseinen Àsthetischen Sicht- und Blendschutz,der die großen Glasfronten im Arbeitsbe-reich zu einem einheitlichen Bild ver-schmelzen lÀsst. Darüber hinaus setzte derSchweizer Spezialist für Beschattung einFaltpaneel-System für die KonferenzrÀumeein, das den Blick nach außen flexibel er-mâglicht oder auch verschwinden lÀsst.So entsteht mehr Konzentration und Intimi-tÀt für ein boomendes Software-Unternehmen,das sich durch zukunftsorientierte und fle-xible ArbeitsplÀtze in der 14 000 EinwohnerzÀhlenden Stadt nahe Heidelberg auszeich-net. »Das Herz der SAP-Entwicklung schlÀgtin Walldorf«, sagt Firmensprecher MarkusBerner. »Hier setzt sich keiner mehr ins

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––stille KΓ€mmerlein und kommt nach Monaten miteinem Ergebnis heraus. Die Art von Software,die wir erstellen, braucht die direkte,schnelle Kommunikation an einem Ort.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die KomplexitΓ€t der SAP-Software und dasstetige Wachstum des Unternehmens hatinzwischen nicht nur zur Entstehung zahl-reicher Beratungsgesellschaften gefΓΌhrt,sondern auch eine Erweiterung im Auge. ImsaarlΓ€ndischen St.Ingbert soll der Neubaueines weiteren SAP-Campus entstehen. DasSoftware-Unternehmen investiert zurzeitelf Millionen Euro in ein zweigeschossigesBΓΌrogebΓ€ude, das im Herbst 2009 fertigge-stellt werden soll. Vielleicht schlΓ€gt dannder Beat der Internetwelt nicht mehr inSilicon Valley, sondern bei Walldorf oderSt.Ingbert – made in Germany!

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Blickpunkte setzen - ein weiteres BeispielfΓΌr neue Sichtschutz-LΓΆsungen von SilentGliss: die Zeppelin Werke in Garching. Glas,Aluminium und klare Linien prΓ€gen den Neu-bau, der standesgemÀß am Graf-Zeppelin-Platz 1 angesiedelt ist, 14 000 QuadratmeterBruttogeschossflΓ€che umfasst und Platz fΓΌrbis zu 420 Mitarbeiter bietet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––GewΓΌnscht war bei der BΓΌroplanung die Schaf-fung von FreirΓ€umen, Moderne, Licht und At-mosphΓ€re in der Arbeitswelt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Das Konzept dazu: Abgerundete CI-Farben.Stoffe, die den Sicherheitsvorschriften fΓΌrGebΓ€ude entsprechen. Dazu ein designter Sicht-und Blendschutz fΓΌr die großen Glasfrontenim Arbeitsbereich––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Wer bin ich?Was mΓΆchte ich wirklich tun?________________________________________

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Diese beiden Fragen beschΓ€ftigen Claus OttoScharmer vom MIT in Boston seit 16 Jahren.Zukunft ist fΓΌr ihn kein Erwartungs–, son-dern ein Gestaltungsprozess. Wie man von derZukunft lernen, neue MΓΆglichkeiten entdeckenund ausschΓΆpfen kann, beschreibt der renom-mierte Forscher im KAP Magazin.

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––von Claus Otto Scharmer––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––LΓ€sst sich von einer im Entstehen begriffe-nen Zukunft lernen?––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Eine meiner elementaren Erkenntnisse ist,dass es zwei unterschiedliche Quellen desLernens gibt: Lernen aus den Erfahrungen derVergangenheit und Lernen aus der im Entstehenbegriffenen Zukunft. Der erste Lerntyp, Ler-nen aus der Vergangenheit, ist gut bekanntund breit erforscht. Er ist die Basis vielerrelevanter Lernmethodologien.1 Im Gegensatzhierzu ist der zweite Lernansatz, wie aus demEntstehen der Zukunft heraus gelernt werdenkann, im Wesentlichen unbekannt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In meiner Forschung habe ich festgestellt,dass diejenigen Praktiker, die mich am meis-ten beeindruckten, seien es Mitarbeiter,FΓΌhrungskrΓ€fte oder Unternehmer, jene waren,von denen man annehmen konnte, dass sie voneinem anderen Kernprozess aus arbeiteten,nΓ€mlich von einem Prozess, der uns in ent-stehende ZukunftsmΓΆglichkeiten hineinzieht.Diese Beobachtung hat mich zu der FragegefΓΌhrt: Wie kΓΆnnen wir eine zukΓΌnftige MΓΆg-lichkeit, die entstehen will, besser wahr-nehmen und uns mit ihr verbinden?2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dieses Handeln aus der werdenden Zukunftheraus, also wΓ€hrend des Prozesses ihresEntstehens, bezeichne ich als Presencing.3

Presencing (VerGegenwΓ€rtigen oder Anwesend-werden) ist die Verschmelzung von zwei Be-griffen: Β»presenceΒ« (Anwesenheit) und Β»sen-singΒ« (spΓΌren).Presencing heißt, sein eigenes hΓΆchstes Zu-kunftspotenzial zu erspΓΌren, sich hineinzie-hen zu lassen und dann von diesem Ort aus zuhandeln – d.h. ein Anwesendwerden im Sinneunserer hΓΆchsten, zukΓΌnftigen MΓΆglichkeit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Unser Handeln und Denken basiert hΓ€ufig aufdem Β»RunterladenΒ« gewohnheitsmÀßiger Muster.Ein vertrauter Stimulus lΓΆst eine gewohnteReaktion aus. Um jedoch zukΓΌnftige MΓΆglich-keiten wahrzunehmen und aus einer entstehen-den ZukunftsmΓΆglichkeit heraus zu handeln,bildet dieses Runterladen ein Hindernis, daes zu einem stΓ€ndigen Wiederholen von Mus-tern aus der Vergangenheit fΓΌhrt. Die demPresencing zugrunde liegende Frage lautet:Β»Wie kΓΆnnen wir aus der im Entstehen begrif-fenen Zukunft heraus handeln, wie aktivierenwir die tieferen, mehr schΓΆpferischenSchichten eines sozialen Feldes?«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Dieser Frage bin ich in den letzten 16 Jah-ren nachgegangen und aus dieser Forschungs-tΓ€tigkeit ist ein Prozess entstanden, denich als U-Prozess oder Presencing bezeichnethabe und der auf der Beobachtung beruht,dass das wichtigste FΓΌhrungswerkzeug dasSelbst ist und dass wir nicht Β»einsΒ«, son-dern Β»zweiΒ« sind. Jeder Mensch ist dasSelbst oder die Person, die er oder sie auf-grund eines Lebensweges, der in der Vergan-genheit stattfand, geworden ist. Das giltauch auf kollektiver Ebene fΓΌr Gruppen oderOrganisationen. Das zweite Selbst ist diePerson oder die Gemeinschaft, die wir in derZukunft werden kΓΆnnen. Dieses Selbst oderdiese Person ist unsere hΓΆchste ZukunftsmΓΆg-lichkeit. Diese zwei Personen oder Β»SelbstΒ«begegnen sich im Moment des Presencing, alsoim tiefsten Punkt des U-Prozesses.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––An dieser Stelle soll festgehalten werden,dass die Begegnung dieser zwei Β»SelbstΒ« ei-nen Schritt ΓΌber eine Schwelle oder einenSchritt durch ein NadelΓΆhr voraussetzt. Ohnediesen Schritt bleiben VerΓ€nderungsbemΓΌh-ungen oberflΓ€chlich. Sie berΓΌhren nicht denwesentlichen Kern unserer hΓΆchsten Zukunfts-mΓΆglichkeit. In diesem Schritt werden unserEgo und unser Gewohnheits-Selbst fallen ge-lassen, damit unser Zukunftspotenzial oderunser hΓΆheres Selbst realisiert werden kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wenn Β»Selbst1Β« und Β»Selbst2Β«, das alltΓ€gli-che und das hΓΆhere Selbst, beginnen mit-einander zu kommunizieren, baut sich einezarte, aber sehr reale Verbindung zu unsererzukΓΌnftigen MΓΆglichkeit auf. In Innovations-und VerΓ€nderungsprojekten habe ich beobach-tet, dass viele Mitarbeiter in Organisatio-nen diese tieferen Ebenen des U aus ihrereigenen Erfahrung her kannten, die Organisa-tionen, Institutionen und grâßeren Systemejedoch ausschließlich auf Ebene 1 oder 2operierten. Warum? Es fehlt uns eine sozialeTechnik, die diese unteren Ebenen zugΓ€nglichmacht. Ohne diese KapazitΓ€t bleiben Prozessein den Strukturen der Vergangenheit. VieleInitiativen zur Β»RestrukturierungΒ« oder desΒ»re-engineeringΒ« bieten Beispiele, dielediglich zu grâßerer Frustration und Zynis-mus bei den Beteiligten fΓΌhren.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der Zugang zu den unteren Ebenen bedarf derEntwicklung einer neuen Art der sozialenTechnik, die auf drei Sensorien basiert, diejeder von uns schon besitzt – ein Γ–ffnen desKopf-Denkens, ein Γ–ffnen des Herz-Denkensund ein Γ–ffnen der Willens-KapazitΓ€ten, dienicht nur auf der individuellen Ebene, son-dern auch auf der kollektiven Ebene ausge-bildet und kultiviert werden mΓΌssen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––DIE ERSTE KERNKOMPETENZ, die FΓ€higkeit zurΓ–ffnung des Kopf-Denkens, basiert auf unse-rem VermΓΆgen, analytisch und intellektuellsauber zu arbeiten. HΓ€ufig wird der Graddieser FΓ€higkeit mit IQ gemessen. Dies er-

mΓΆglicht es uns, mit Zahlen und Fakten umzu-gehen.DIE ZWEITE KERNKOMPETENZ, die FΓ€higkeit zurΓ–ffnung des Herz-Denkens, beschreibt unsereFΓ€higkeit, unsere emotionale Intelligenz(EQ) zu gebrauchen. Emotionale Intelligenzbeschreibt unsere KapazitΓ€t, mit anderenmitzufΓΌhlen, sich in andere Kontexte hinein-zufinden und aus der Perspektive einer ande-ren Person heraus wahrzunehmen.DIE DRITTE KERNKOMPETENZ, die FΓ€higkeit zurΓ–ffnung des Willens, hΓ€ngt mit unserem Ver-mΓΆgen zusammen, das alte Ich und die altenIntentionen loszulassen und das neue, wer-dende (oder hΓΆhere) Ich und die neue Inten-tion anwesend werden und kommen zu lassen.Diese Form der Intelligenz wird manchmalauch als Sinn oder spirituelle Intelligenz(SQ) bezeichnet.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Jedes dieser drei Instrumente kann sowohlfΓΌr die individuelle (subjektiv) als auchfΓΌr die kollektive (intersubjektive) Ebeneausgebildet werden. Am tiefsten Punkt des U-Prozesses, dem Punkt, den ich als Presencingbezeichne, findet eine Verbindung zur Quelledes inneren Wissens statt. Bevor es gelingt,zu diesen tieferen Quellen der KreativitΓ€tund des Wissens vorzudringen, muss ein inne-rer Weg beschritten und eine innere SchwelleΓΌberschritten werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Um mehr ΓΌber diesen Weg zu erfahren, inter-viewte ich Michael Ray, der einen Kurs ΓΌberKreativitΓ€t im Management an der StanfordBusiness School entwickelt hatte. Ich hatteschon ΓΆfter mit Teilnehmern dieses Kursesgesprochen, die davon sprachen, wie der Kursihr Leben verΓ€ndert hat. Ich wollte wissen,wie dieser, laut Fast Company Β»kreativsteMann in Silicon ValleyΒ« Managern hilft, sichmit den Quellen ihrer KreativitΓ€t zu verbin-den.4 So begann ich dann auch das Interview:Β»Wie machen Sie das? Was tun Sie, was denLeuten tatsΓ€chlich hilft, kreativer undschΓΆpferischer zu werden?Β« Ray antwortete:Β»Eigentlich mache ich in meinen Kursen immer

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das Gleiche. Ich schaffe ein Umfeld, das esden Leuten ermΓΆglicht, die zwei Kernfragender KreativitΓ€t zu stellen und daran zu ar-beiten.β€œ Er machte eine Pause und fuhr fort:Β»Wer bin ich? (Who is my Self?) – Was istmeine Aufgabe, was will ich wirklich tun?(What is my Work?)Β«Ray bezieht sich hier nicht auf das gegen-wΓ€rtig gewordene Selbst (Β»selfΒ«), sondernauf das zukΓΌnftig werdende Selbst (Β»SelfΒ«),d.h. auf unsere hΓΆchste zukΓΌnftige MΓΆglich-keit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Aufforderung Β»Erkenne dich selbstΒ«taucht in allen großen Weisheitstraditionenauf. In den Lehren von Gandhi heißt es: β€žDumusst selbst die VerΓ€nderung leben, die duerhoffst in deinem Umfeld zu erwirken.β€œ DerSatz Β»Erkenne dich selbstΒ« ist auch an derEingangspforte des alten griechischen Tem-pels in Delphi eingeschrieben.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Diese zwei Fragen leiten den Schritt durchden UmstΓΌlpungsprozess am tiefsten Punkt desPresencing. Sie helfen uns, sich mit derQuelle der im Entstehen befindlichen Zukunftzu verbinden. An diesem Punkt lΓΆst sich dieGrenze zwischen den drei Formen von Anwesen-heit auf:(1) die Anwesenheit der Vergangenheit (das

gegenwΓ€rtige Feld),(2) die Anwesenheit der Zukunft (das entste-

hende Feld der Zukunft)(3) die Anwesenheit des eigenen werdenden

Selbst.In dem Verschmelzen dieser drei Formen derAnwesenheit verlagert sich der Ort, aus demheraus wir handeln.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die Zukunft der Arbeit heißt fΓΌr mich, In-frastrukturen zu entwickeln, um die im Ent-stehen begriffene Zukunft wahrzunehmen undvon dieser her beginnend zu handeln.Die Zukunft der Arbeit kommt, wenn ΓΌber-haupt, nur dadurch in die Welt, dass ich michauf einen inneren und Γ€ußeren Weg begebe,indem es mir gelingt, anders auf die Dinge

um mich herum zu hΓΆren. Keiner hat diese Hal-tung der Achtsamkeit besser ausgedrΓΌckt alsMartin Buber: Β»[... der freie Mensch] lauschtdem aus sich Werdenden, dem Weg des Wesensin der Welt; nicht um von ihm getragen zuwerden: um es selber so zu verwirklichen,wie es von ihm, dessen es bedarf, verwirk-licht werden will, mit Menschengeist undMenschentat, mit Menschen leben und Men-schentod.«––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––1 Siehe Argyris, 1993; Argyris und SchΓΆn,

1995; Senge, 1990; Senge et al., 1990;Schein, 1987.

2 Scharmer, 2000a.3 Scharmer, 2000b, 2000c.4 Peter Ross, Β»The Most Creative Man in

Silicon ValleyΒ«, Fast Company, June 2000,S. 274.

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PROF. DR. CLAUS OTTO SCHARMER, Dozent am MIT– Massachusetts Institut of Technology, Bos-ton, USA, reprΓ€sentiert mit seinem Ansatzvon Β»VerGegenwΓ€rtigungΒ« (Presencing) einevΓΆllig neue integrale Entwicklung in allengesellschaftlichen Bereichen: die Verbindungdes eigenen Herzens mit Transzendenz, kol-lektiver Weisheit und kluger Technologie.Seine Β»Theorie UΒ« (2007) ist ein fundierterWegweiser fΓΌr unsere Wandlung in RichtungΒ»Zukunft jetztΒ«.

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Seit seiner GrΓΌndung in der Nachkriegszeitist der SΓΌddeutsche Verlag ein Traditions-unternehmen, das sich inzwischen zu einemder großen deutschen MedienhΓ€user entwi-ckelt hat.Neben der SΓΌddeutschen Zeitung gehΓΆrenTochterunternehmen aus den Bereichen Fach-informationen, Regionalzeitungen und elek-tronische Medien zur Mediengruppe SΓΌd-deutscher Verlag. Um der ModernitΓ€t und Zu-kunft des Unternehmens Rechnung zu tragen,wurde auch der Neubau des VerwaltungsgebΓ€u-des eine Besonderheit.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Insgesamt besteht der von Architekt OliverKΓΌhn, GKK+Architekten aus Berlin, entworfe-ne GebΓ€udekomplex aus dem 100 Meter hohenarchitektonisch prΓ€gnanten Hochhaus, einemFlachbau sowie einem lichtdurchfluteten At-rium, das mit einer Breite von 24,3 Meternden kommunikativen Eingangsbereich bildetund die beiden BΓΌrogebΓ€ude erschließt.Hinter der transparent leichten Glasfassadegibt es 27 BΓΌrogeschosse fΓΌr die gesamteVerwaltung des SΓΌddeutschen Verlages sowieein seitlich angelagertes Konferenz-, Kan-tinen- und AusstellungsgebΓ€ude.Ein GebΓ€udeensemble fΓΌr 1850 Mitarbeiter,das sich mit schlanker Schmalseite zur Alt-––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––stadt prΓ€sentiert und von den LΓ€ngsseitenaus das Panorama des Umlandes bis zu den Al-pen einfΓ€ngt.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––In den RΓ€umen, in denen die erstklassige pu-blizistische, gestalterische und unterneh-merische QualitΓ€t der SΓΌddeutschen Zeitunggesichert wird, war auch hΓΆchste technischeQualitΓ€t mit Designanspruch gefragt. DerVerlag entschied sich in den BΓΌros fΓΌr einbesonders ΓΌbersichtliches Raumbedienungs-gerΓ€t der Firma GIRA: den Gira Tastsensor TS2plus 5fach, ein Multifunktionstastsensormit LCD-Display. Er garantiert heute dieschnelle und unkomplizierte Handhabung vonBelΓΌftung, die individuelle Bedienung vonSonnenschutz, die Temperaturregelung unddas Beleuchtungsszenario. An- und Abwesen-heit im BΓΌro kann durch eine schnelle PrΓ€-senztaste bedient werden.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Inzwischen sind nicht nur die BΓΌrorΓ€ume,sondern auch das GebΓ€udeensemble komplettausgestattet und setzt in der landwirt-schaftlich geprΓ€gten Struktur des Gebieteseinen neuen, klar strukturierten Akzent.Ein sonniger Platz als gemeinsames Zentrumdes SΓΌddeutschen Verlages und einer licht-vollen Zukunftsgestaltung.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

G’baut is!

Der SΓΌddeutsche Verlag, ein MΓΌnchnerTraditionsunternehmen, gestaltet ein StΓΌckZukunft im StΓ€dtebau

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Page 90: Kap Magazin #2

Frischer Wind in Madrid_______________________

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Das BΓΌro der WerbeagenturGrupo Bassat-Ogilvy

in Madrid soll vor allem eins:den Mitarbeitern Spaß machen!

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––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Wer Spaß am Arbeitsplatz hat, ist motivierter,leistet mehr und kommt gern zur Arbeit – Grundgenug fΓΌr die Werbeagentur Grupo Bassat-Ogilvy –mit 400 Angestellten eine der grâßten in Madrid– ihre Mitarbeiter in die BΓΌroplanung eng miteinzubeziehen.Rund zwanzig Angestellte suchten StΓΌhle, Tische,Farben und Materialien fΓΌr ihr BΓΌro aus.Ganz oben auf der spanischen Wunschliste standen:mehr Farben fΓΌrs Office. Dazu gehΓΆrten witzigeComic-Stripes an den WΓ€nden, bunte Sitzpolsteroder informelle Treffpunkte – ebenfalls mit Mutzur Farbe und markiert durch kirschrote StΓΌhle anStehtischen.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Page 93: Kap Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Der zweite Wunsch: Transparenz und Licht. DieEinrichtung ist vorwiegend in Weiß gehalten, dazuwurden passende StΓΌhle und Arbeitstische ausge-wΓ€hlt. Ergonomie war das Schlagwort bei der Suche– ein Muss, wenn man bis zu 16 Stunden auf einemStuhl verweilt. Weil jeder gleichberechtigt mit-bestimmen durfte, haben sich die Werber fΓΌr denStuhl Modus von Wilkhahn entschieden, der mitseiner markanten Taillenform bereits zum Klassi-ker avanciert. Vom Empfang bis zum PrΓ€sidenten –heute sitzen alle gleichwertig. FΓΌrs kreativeBrainstormen gibt es passend dazu den Timetable.Einen mobilen Tisch – ob fΓΌr Projekt-Arbeits-plΓ€tze oder die nΓ€chsten spannenden Projekte derKreativen in Madrid.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

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Page 94: Kap Magazin #2

Γ–ffnungszeiten der Showrooms: Mittwoch, Donnerstag, Freitag 10.00 – 18.00 Uhr, Samstag 10.00 – 16.00 Uhr Deutz-MΓΌlheimer-Str. 22a, 50679 KΓΆln, Telefon: 0221 690 650

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Page 95: Kap Magazin #2

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Die weltweite Vernetzung, die rasante Ent-wicklung neuer Kommunikations- und Medien-technologien, die Flexibilisierung der Ar-beits- und Organisationsprozesse, steigendeGebΓ€ude- und Energiekosten und nicht zuletztdie zunehmende Bedeutung des Β»Faktors MenschΒ«in der Wissensgesellschaft – all das hattief greifende Auswirkungen auf die Nutz-ungskonzeption, Planung und AusstattungzukunftsfΓ€higer BΓΌrogebΓ€ude.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Vor diesem Hintergrund entwickeln die Auto-ren Professor Guido Englich und BurkhardRemmers eine umfassende, analytische undpraxisorientierte Darstellung der modernenFace-to-Face-Kommunikation in der Arbeits-welt. Ob Besprechungs- und KonferenzrΓ€ume,Seminar- und Workshopbereiche, HΓΆrsΓ€le undSchulungszentren, Kombi-, Projekt- undGruppenbΓΌro oder Kundenhallen, Lounges undinformelle Pausenzonen – das Buch zeigt auf,wie sich die Arbeitswelt wandelt und wie ei-ne differenzierte Raum- und Einrichtungs-planung unterschiedliche Kommunikationspro-zesse zielgerichtet fΓΆrdern kann.––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Ob fΓΌr Neubauten oder Bauen im Bestand –fast 100 idealtypische Raum- und Einrich-tungsbeispiele und kompakt zusammengefass-

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Page 97: Kap Magazin #2

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Druck

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Herausgeber

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KAP

Forum fΓΌr Architektur,

Technologie, Design

Andreas Grosz

Agrippinawerft 28,

Rheinauhafen

D-50678 KΓΆln

www.kap-forum.de

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Redaktionelle Leitung

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Inken Herzig

www.inken-herzig.de

Lektorat:

Lydia M. Behnke

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KAP Forum

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––

Das KAP Forum ist Netzwerk-

und Kommunikationsplattform

der Unternehmen Alape, BASF,

Carpet Concept, Dornbracht,

Gira, Kvadrat, Silent Gliss,

Wilkhahn und Zumtobel Licht.

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Das KAP Forum ist ein krea-

tives ChamΓ€leon: hier kommen

Experten aus Architektur,

Technologie und Design mit

einer interessierten Γ–ffent-

lichkeit zusammen. Die viel-

fΓ€ltigen Ausstellungen, Sym-

posien, VortrΓ€ge und Seminare

erΓΆffnen einen aktiven Dialog

ΓΌber Architektur und StΓ€dte-

bau, Kommunikation und

Design, Wirtschaft und Kultur.

Impressum_________

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Page 98: Kap Magazin #2

KAPForum fΓΌr Architektur, Technologie, DesignProgrammhighlights

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Dienstag, 04. November 2008, 14.00–19.00 Uhr

LEBENSZYKLUSKOSTENKAP Akademie / Herzschlag Haus

Eine Veranstaltung von:KAP Forumagn Niederberghaus & Partner GmbHRotonda Business-Club––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––-Mittwoch, 19. November 2008, 19.00 Uhr

THEMENABEND Β»VON DER ARBEITΒ«Your Office. Your Life:Best Of Office Architecture Award 2008Ausstellung, Statements, Diskussion,Networking

Statements von:Klaus Burmeister,z_punkt the forsight company,Monika Lepel,Lepel & Lepel Architekten und Innenarchitekten,Michael MΓΌller-Berg,Microsoft Deutschland GmbH (angefragt)

Ort: Design Post KΓΆln

––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mittwoch, 19. November 2008, 14.00–18.00 Uhr

MEDIENARBEIT FÜR ARCHITEKTENKAP Akademie / Strategien fΓΌr Architekten––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Freitag, 28. und Samstag 29. November 2008

FARBPLANUNG MIT SYSTEMVerleihen Sie Ihrem Wissen Farbe!

Workshop Farbwahrnehmung und -gestaltung inder Architektur––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mittwoch, 03. Dezember 2008, 19.00 Uhr

KΓ–LN 2020DER STΓ„DTEBAULICHE MASTERPLAN FÜR KΓ–LNWie geht es weiter mit der Domstadt?

Teilnehmer:Michael Heller, GeschΓ€ftsfΓΌhrer, AlbertSpeer & Partner GmbH,Dr. Ulrich SoΓ©nius, GeschΓ€ftsfΓΌhrer Stand-ortpolitik, Verkehr, UnternehmensfΓΆrderung,IHK KΓΆln,Bernd Streitberger, Dezernent fΓΌr Stadt-entwicklung, Planen und Bauen der Stadt KΓΆln––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––Mehr unter: www.kap-forum.de

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grossgestalten.de

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