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Page 1: LetzteChancefürWunderkindNowitzki · 2015. 1. 14. · Sonntag,5.Juni2011/Nr.23 ZentralschweizamSonntag 20 Arena Playoff-Final Bestofseven.2.Spiel:MiamiHeat-Dallas Mavericks93:95.Stand1:1.–3.Spielinder

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Playoff-FinalBBeesstt ooff sseevveenn.. 2. Spiel: Miami Heat - DallasMavericks 93:95. SSttaanndd 11::11. – 3. Spiel in derNacht auf Montag (3.00 MEZ) in Dallas.

Superstar LeBron James ist der «Anti-Nowitzki»

«Ich wurde geboren,um Grossartiges zu

leisten.»LEBRON JAMES

MIAMI LeBron James hat einenHang zum Grössenwahn. Das würdennicht mal jene abstreiten, die es gutmit dem 26-Jährigen meinen. Undauch der Amerikaner selbst siehtkeine Notwendigkeit, diesen Eindruckzu korrigieren. Der Star der MiamiHeats kommt im schwarzen Rolls-Royce zum Training und hat sich eineVilla gebaut, die an manchen Ortenals Vergnügungspark durchgehenwürde. Mit Drei-Etagen-Aquarium,Bowlingbahn, Tonstudio, Heimkinound Coiffeursalon. Ausserdem sagt erüber sich selbst: «Ich bin der besteBasketballspieler aller Zeiten. Ichwurde geboren, um Grossartiges zuleisten.»

Alles in allem ist James also soetwas wie eine Art Anti-Nowitzki. Der

Deutsche zählt zu den bescheidenerenMenschen, verbringt seinen Urlaub alsRucksacktourist in Malaysia und sagtüber James: «Er ist ein netter Typ undderzeit der beste Spieler der Liga.»

Wenn James dagegen zu Nowitzki be-fragt wird, erklärt er schon mal: «Wirschicken den Deutschen zurück in diePampa. Es kann nur einen König geben– und der heisst LeBron James.»

An Selbstvertrauen fehlts diesemMann nicht. Häufig lässt er seinenSprüchen auch Taten folgen. Er warim letzten Jahr der jüngste Spieleraller Zeiten, der die 15 000-Punkte-Marke knackte. Und auch in denersten beiden Finalpartien spielteJames gross auf.

Für ihn ein besonders Gefühl. 2007gab es noch im Dress der ClevelandCavaliers eine böse Finalklatsche ge-gen die San Antonio Spurs. Die Cava-liers verloren alle vier Spiele. Und dasich in den Jahren danach keineAussicht auf Besserung ergab, ent-schloss sich LeBron James dazu, denArbeitsplatz zu wechseln.

Es sieht so aus, als habe es sichgelohnt.

HANNAH KLUWE

Die erfolgreichsten NBA-Klubs

Grafik: Janina NoserGr NoserJaninaafik:

Western ConferenceWestern Conference Eastern ConferenceEastern Conference im Playoff-Finalim Playoff-Final

USAUSABoston CelticsBoston Celtics

Chicago BullsChicago Bulls

Miami HeatMiami Heat

Dallas MavericksDallas Mavericks

Oklahoma City ThunderOklahoma City Thunder

Los Angeles LakersLos Angeles Lakers

Schwerer Stand für Joel Anthony von Miami Heat (rechts): Dallas-SuperstarDirk Nowitzki ist am Ball kaum zu bremsen.

Reuters/David J. Phillip

Die 6 besten Teams● MMiiaammii HHeeaatt:: Wenn sie zur Form auflau-fen, kriegt man Mitleid mit dem Gegner.Mit Dwyane Wade und Lebron Jamesverfügen die Heat über das Top-Duo derLiga.

● DDaallllaass MMaavveerriicckkss:: Dallas ist Dirk – soeinfach ist das. Seit der Würzburger zu denMavericks stiess, reiten die Texaner aufeiner Erfolgswelle (siehe Haupttext).

● LLooss AAnnggeelleess LLaakkeerrss:: Das Halbfinal-Ausdes Titelverteidigers war die Überraschungder Saison (0:4 gegen die Dallas). Super-star Kobe Bryant bleibt den Lakers trotz-dem erhalten.

● BBoossttoonn CCeellttiiccss:: Dem Meister von 2008fehlt es an Spritzigkeit. Langsam wird esZeit für einen Neubeginn. Die Stars Gar-nett, Allen und Pierce sind alle über 30.

● CChhiiccaaggoo BBuullllss:: Ihnen gehört die Zu-kunft. Der Grund hat einen Namen: DerrekRose, 23, MVP (wertvollster Spieler) deraktuellen Saison. Der 1,91 Meter grosseSpielmacher ist der beste Bulls-Spieler seitder Ära Michael Jordan.

● OOkkllaahhoommaa CCiittyy TThhuunnddeerr:: Der ersteSchweizer NBA-Star sorgt für Furore: Tha-bo Sefolosha (27). Der Lausanner hat sichetabliert und zählt zu den erfahrenstenSpielern der Thunder. Mit Westbrook undDurant stehen zwei talentierte Jungs anSefoloshas Seite.

DDiiee lleettzztteenn ffüünnff NNBBAA--SSiieeggeerr::2009/10 Los Angeles Lakers2008/09 Los Angeles Lakers2007/08 Boston Celtics2006/07 San Antonio Spurs2005/06 Miami Heat

DANIEL SCHRIBER

Letzte Chance für Wunderkind Nowitzki

Als Nowitzki 1998nach Dallas kam,waren die Mavericksdas, was man eineGurkentruppe nennt.

BASKETBALL Dirk Nowitzki (32) von den DallasMavericks gilt als bester Europäer, der je in derNBA gespielt hat. Doch der Meistertitel fehlt ihmnoch. Das soll sich in diesem Jahr ändern.

JÜRGEN [email protected]

Unter ästhetischen Gesichtspunktenist das Ganze eine äusserst fragwürdigeAngelegenheit. Die Gewinner der NBA-Finalserie (Best of seven) erhalten einenRing, der ausserhalb der Rapper-Szenedurchaus kontrovers diskutiert wird.Weil er so klobig ist, dass ihn nur nochausgewiesene Schmuckexperten voneinem Schlagring unterscheiden kön-nen. Dirk Nowitzki ist trotzdem ganzheiss auf das Ding.

Seit 13 Jahren träumt er davon, seineKarriere mit dem Titelgewinn zu krö-nen. Und seit zehn Jahren zählt Dallasvor jeder Spielzeit zu den Favoriten.Aber dann kommen die Playoffs unddie Mavericks in erschreckender Regel-mässigkeit unter die Räder.

Deshalb fällt im Zusammenhang mitNowitzki immer öfter der Name, beidem alle NBA-Grössen zusammenzu-cken, als sei der Leibhaftige hinterihnen her: Charles Barkley. Der ehema-lige Star der Phoenix Suns wurde von

Experten in den erlauchten Kreis der 50besten Spieler aller Zeiten gewählt.Barkley besitzt in dieser Rangliste einAlleinstellungsmerkmal: Er ist der Ein-zige, der nie den Titel gewann.

Das Jahr der letzten ChanceNowitzki legt keinen grossen Wert da-rauf, Barkley diese Exklusivität streitigzu machen. Das zeigt er in der geradelaufenden Finalserie gegen die MiamiHeats recht deutlich. Die erste Partieging verloren, doch die Mavericks lies-sen sich nicht aus der Ruhe bringen. Siewissen ja, auf wen sie sich in dieserSaison verlassen können: Nowitzki. Der

zog sich im ersten Duell zwar einenSehnenriss im linken Mittelfinger zu –doch die Ärzte hätten ihn nur mitWaffengewalt davon abbringen kön-nen, in Spiel zwei wieder aufs Feld zumarschieren. Nowitzki entschied die-sen Match mit einem Korb drei Sekun-den vor der Schlusssirene. Er erzielteihn mit der malträtierten Hand. «Eingrosses Comeback von uns», befand er.

Doch vor dem dritten Aufeinander-treffen in der Nacht von heute aufmorgen (3 Uhr) herrscht bei Nowitzkimehr Erleichterung als Euphorie. Ers-tens verfügt der Deutsche über einrecht stoisches Gemüt – und zweitenssteht einfach zu viel aufdem Spiel. Für Dallas,aber vor allem für No-witzki selbst.

Denn viele Chancenwird er nicht mehrbekommen in seinerKarriere. Er wird bald33 Jahre alt – und auchseine Mitspieler laufennicht Gefahr, ihren Aus-weis zeigen zu müssen, um einBier bestellen zu können. NeunProfis im Kader sind über 30 Jahrealt, die Mavericks sind die Senioren-truppe der NBA. Nowitzki sagt: «Wirsind ein Haufen Veteranen, die Spasshaben wollen.» Spass – und diesenverdammten Meisterring.

68 Millionen Franken für vier JahreEinmal war Nowitzki schon ganz nahedran, 2006. Kurioserweise hiess derGegner im Final auch damals Miami.

Dallas schien kurzen Prozess zu ma-chen und führte nach zwei Spielen mit2:0. Nach vier Niederlagen in Folge warder Traum futsch. Ein Ereignis, dasSpuren bei Nowitzki hinterlassen hat:«Das tut noch immer weh.»

Vor allem, weil man die Niederlage anihm festmachte. Die Beobachter des«Miami Herald» notierten damals ge-nüsslich: «Die Heats kamen durch dieSaloon-Tür und hauten den Maverickssofort eine Flasche auf den Kopf. Da-nach wischten sie den Boden mit demHaarschopf von Nowitzki auf.» UndDwayne Wade, der noch immer fürMiami spielt, erklärte: «Sie haben dieMeisterschaft verloren, weil Dirk No-witzki nicht der Anführer war, der er inentscheidenden Momenten sein sollte.»

Das war natürlich etwas unfair, weilNowitzki das Team so gut wie imAlleingang überhaupt erst zum Ti-telkandidaten gemachthat. Als er 1998 nachDallas kam, warendie Mavericksdas, was man ei-ne echte Gur-kentruppenennt.

Dass es so et-was wie Playoff-Spie-le überhaupt gibt, wussten sie nur vomHörensagen. In den vergangenen elfJahren führte Nowitzki die Maverickselfmal in die Meisterrunde. Und vonden letzten 820 Spielen in derregulären Saison hat das Team569 gewonnen, mehr als jedeandere Mannschaft. Clubbe-sitzer Mark Cuban weiss:

«Dirks Verdienste für den Club sindunbezahlbar.» Er versucht es trotzdemmal: mit knapp 68 Millionen Frankenfür den aktuellen Vierjahresvertrag.

Doch Nowitzki ist jeden Rappen wert,darin sind sich alle einig. Sie nennen

ihn wahlweise «German Wunderkind»,«Monster» oder «Dirkules». Erst kürz-lich war TV-Experte und Ex-NBA-CoachJeff von Gundy wieder der Ekstasenahe, als er Nowitzki in Aktion gesehenhatte. «Dirk ist ein Witz», begann vonGundy seine Analyse, weshalb sie in derRegie schon kurz nach Luft schnapp-ten. Dann aber fügte er hinzu: «Es kannnicht ernst gemeint sein, wie gut er ist.»

Nur zum ganz grossen Wurf hat esnoch nicht gereicht. Das könnte sich indiesem Jahr endlich ändern.

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