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20 Sonntag, 5. Juni 2011 / Nr. 23 Zentralschweiz am Sonntag rena A Playoff-Final Best of seven. 2. Spiel: Miami Heat - Dallas Mavericks 93:95. Stand 1:1. – 3. Spiel in der Nacht auf Montag (3.00 MEZ) in Dallas. Superstar LeBron James ist der «Anti-Nowitzki» «Ich wurde geboren, um Grossartiges zu leisten.» LEBRON JAMES MIAMI LeBron James hat einen Hang zum Grössenwahn. Das würden nicht mal jene abstreiten, die es gut mit dem 26-Jährigen meinen. Und auch der Amerikaner selbst sieht keine Notwendigkeit, diesen Eindruck zu korrigieren. Der Star der Miami Heats kommt im schwarzen Rolls- Royce zum Training und hat sich eine Villa gebaut, die an manchen Orten als Vergnügungspark durchgehen würde. Mit Drei-Etagen-Aquarium, Bowlingbahn, Tonstudio, Heimkino und Coiffeursalon. Ausserdem sagt er über sich selbst: «Ich bin der beste Basketballspieler aller Zeiten. Ich wurde geboren, um Grossartiges zu leisten.» Alles in allem ist James also so etwas wie eine Art Anti-Nowitzki. Der Deutsche zählt zu den bescheideneren Menschen, verbringt seinen Urlaub als Rucksacktourist in Malaysia und sagt über James: «Er ist ein netter Typ und derzeit der beste Spieler der Liga.» Wenn James dagegen zu Nowitzki be- fragt wird, erklärt er schon mal: «Wir schicken den Deutschen zurück in die Pampa. Es kann nur einen König geben – und der heisst LeBron James.» An Selbstvertrauen fehlts diesem Mann nicht. Häufig lässt er seinen Sprüchen auch Taten folgen. Er war im letzten Jahr der jüngste Spieler aller Zeiten, der die 15 000-Punkte- Marke knackte. Und auch in den ersten beiden Finalpartien spielte James gross auf. Für ihn ein besonders Gefühl. 2007 gab es noch im Dress der Cleveland Cavaliers eine böse Finalklatsche ge- gen die San Antonio Spurs. Die Cava- liers verloren alle vier Spiele. Und da sich in den Jahren danach keine Aussicht auf Besserung ergab, ent- schloss sich LeBron James dazu, den Arbeitsplatz zu wechseln. Es sieht so aus, als habe es sich gelohnt. HANNAH KLUWE Die erfolgreichsten NBA-Klubs Grafik: Janina Noser Western Conference Western Conference Eastern Conference Eastern Conference im Playoff-Final im Playoff-Final USA USA Boston Celtics Boston Celtics Chicago Bulls Chicago Bulls Miami Heat Miami Heat Dallas Mavericks Dallas Mavericks Oklahoma City Thunder Oklahoma City Thunder Los Angeles Lakers Los Angeles Lakers Schwerer Stand für Joel Anthony von Miami Heat (rechts): Dallas-Superstar Dirk Nowitzki ist am Ball kaum zu bremsen. Reuters/David J. Phillip Die 6 besten Teams Miami Heat: Wenn sie zur Form auflau- fen, kriegt man Mitleid mit dem Gegner. Mit Dwyane Wade und Lebron James verfügen die Heat über das Top-Duo der Liga. Dallas Mavericks: Dallas ist Dirk – so einfach ist das. Seit der Würzburger zu den Mavericks stiess, reiten die Texaner auf einer Erfolgswelle (siehe Haupttext). Los Angeles Lakers: Das Halbfinal-Aus des Titelverteidigers war die Überraschung der Saison (0:4 gegen die Dallas). Super- star Kobe Bryant bleibt den Lakers trotz- dem erhalten. Boston Celtics: Dem Meister von 2008 fehlt es an Spritzigkeit. Langsam wird es Zeit für einen Neubeginn. Die Stars Gar- nett, Allen und Pierce sind alle über 30. Chicago Bulls: Ihnen gehört die Zu- kunft. Der Grund hat einen Namen: Derrek Rose, 23, MVP (wertvollster Spieler) der aktuellen Saison. Der 1,91 Meter grosse Spielmacher ist der beste Bulls-Spieler seit der Ära Michael Jordan. Oklahoma City Thunder: Der erste Schweizer NBA-Star sorgt für Furore: Tha- bo Sefolosha (27). Der Lausanner hat sich etabliert und zählt zu den erfahrensten Spielern der Thunder. Mit Westbrook und Durant stehen zwei talentierte Jungs an Sefoloshas Seite. Die letzten fünf NBA-Sieger: 2009/10 Los Angeles Lakers 2008/09 Los Angeles Lakers 2007/08 Boston Celtics 2006/07 San Antonio Spurs 2005/06 Miami Heat DANIEL SCHRIBER Letzte Chance für Wunderkind Nowitzki Als Nowitzki 1998 nach Dallas kam, waren die Mavericks das, was man eine Gurkentruppe nennt. BASKETBALL Dirk Nowitzki (32) von den Dallas Mavericks gilt als bester Europäer, der je in der NBA gespielt hat. Doch der Meistertitel fehlt ihm noch. Das soll sich in diesem Jahr ändern. JÜRGEN KNAPPENBERGER [email protected] Unter ästhetischen Gesichtspunkten ist das Ganze eine äusserst fragwürdige Angelegenheit. Die Gewinner der NBA- Finalserie (Best of seven) erhalten einen Ring, der ausserhalb der Rapper-Szene durchaus kontrovers diskutiert wird. Weil er so klobig ist, dass ihn nur noch ausgewiesene Schmuckexperten von einem Schlagring unterscheiden kön- nen. Dirk Nowitzki ist trotzdem ganz heiss auf das Ding. Seit 13 Jahren träumt er davon, seine Karriere mit dem Titelgewinn zu krö- nen. Und seit zehn Jahren zählt Dallas vor jeder Spielzeit zu den Favoriten. Aber dann kommen die Playoffs und die Mavericks in erschreckender Regel- mässigkeit unter die Räder. Deshalb fällt im Zusammenhang mit Nowitzki immer öfter der Name, bei dem alle NBA-Grössen zusammenzu- cken, als sei der Leibhaftige hinter ihnen her: Charles Barkley. Der ehema- lige Star der Phoenix Suns wurde von Experten in den erlauchten Kreis der 50 besten Spieler aller Zeiten gewählt. Barkley besitzt in dieser Rangliste ein Alleinstellungsmerkmal: Er ist der Ein- zige, der nie den Titel gewann. Das Jahr der letzten Chance Nowitzki legt keinen grossen Wert da- rauf, Barkley diese Exklusivität streitig zu machen. Das zeigt er in der gerade laufenden Finalserie gegen die Miami Heats recht deutlich. Die erste Partie ging verloren, doch die Mavericks lies- sen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sie wissen ja, auf wen sie sich in dieser Saison verlassen können: Nowitzki. Der zog sich im ersten Duell zwar einen Sehnenriss im linken Mittelfinger zu – doch die Ärzte hätten ihn nur mit Waffengewalt davon abbringen kön- nen, in Spiel zwei wieder aufs Feld zu marschieren. Nowitzki entschied die- sen Match mit einem Korb drei Sekun- den vor der Schlusssirene. Er erzielte ihn mit der malträtierten Hand. «Ein grosses Comeback von uns», befand er. Doch vor dem dritten Aufeinander- treffen in der Nacht von heute auf morgen (3 Uhr) herrscht bei Nowitzki mehr Erleichterung als Euphorie. Ers- tens verfügt der Deutsche über ein recht stoisches Gemüt – und zweitens steht einfach zu viel auf dem Spiel. Für Dallas, aber vor allem für No- witzki selbst. Denn viele Chancen wird er nicht mehr bekommen in seiner Karriere. Er wird bald 33 Jahre alt – und auch seine Mitspieler laufen nicht Gefahr, ihren Aus- weis zeigen zu müssen, um ein Bier bestellen zu können. Neun Profis im Kader sind über 30 Jahre alt, die Mavericks sind die Senioren- truppe der NBA. Nowitzki sagt: «Wir sind ein Haufen Veteranen, die Spass haben wollen.» Spass und diesen verdammten Meisterring. 68 Millionen Franken für vier Jahre Einmal war Nowitzki schon ganz nahe dran, 2006. Kurioserweise hiess der Gegner im Final auch damals Miami. Dallas schien kurzen Prozess zu ma- chen und führte nach zwei Spielen mit 2:0. Nach vier Niederlagen in Folge war der Traum futsch. Ein Ereignis, das Spuren bei Nowitzki hinterlassen hat: «Das tut noch immer weh.» Vor allem, weil man die Niederlage an ihm festmachte. Die Beobachter des «Miami Herald» notierten damals ge- nüsslich: «Die Heats kamen durch die Saloon-Tür und hauten den Mavericks sofort eine Flasche auf den Kopf. Da- nach wischten sie den Boden mit dem Haarschopf von Nowitzki auf.» Und Dwayne Wade, der noch immer für Miami spielt, erklärte: «Sie haben die Meisterschaft verloren, weil Dirk No- witzki nicht der Anführer war, der er in entscheidenden Momenten sein sollte.» Das war natürlich etwas unfair, weil Nowitzki das Team so gut wie im Alleingang überhaupt erst zum Ti- telkandidaten gemacht hat. Als er 1998 nach Dallas kam, waren die Mavericks das, was man ei- ne echte Gur- kentruppe nennt. Dass es so et- was wie Playoff-Spie- le überhaupt gibt, wussten sie nur vom Hörensagen. In den vergangenen elf Jahren führte Nowitzki die Mavericks elfmal in die Meisterrunde. Und von den letzten 820 Spielen in der regulären Saison hat das Team 569 gewonnen, mehr als jede andere Mannschaft. Clubbe- sitzer Mark Cuban weiss: «Dirks Verdienste für den Club sind unbezahlbar.» Er versucht es trotzdem mal: mit knapp 68 Millionen Franken für den aktuellen Vierjahresvertrag. Doch Nowitzki ist jeden Rappen wert, darin sind sich alle einig. Sie nennen ihn wahlweise «German Wunderkind», «Monster» oder «Dirkules». Erst kürz- lich war TV-Experte und Ex-NBA-Coach Jeff von Gundy wieder der Ekstase nahe, als er Nowitzki in Aktion gesehen hatte. «Dirk ist ein Witz», begann von Gundy seine Analyse, weshalb sie in der Regie schon kurz nach Luft schnapp- ten. Dann aber fügte er hinzu: «Es kann nicht ernst gemeint sein, wie gut er ist.» Nur zum ganz grossen Wurf hat es noch nicht gereicht. Das könnte sich in diesem Jahr endlich ändern.

LetzteChancefürWunderkindNowitzki · 2015. 1. 14. · Sonntag,5.Juni2011/Nr.23 ZentralschweizamSonntag 20 Arena Playoff-Final Bestofseven.2.Spiel:MiamiHeat-Dallas Mavericks93:95.Stand1:1.–3.Spielinder

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Page 1: LetzteChancefürWunderkindNowitzki · 2015. 1. 14. · Sonntag,5.Juni2011/Nr.23 ZentralschweizamSonntag 20 Arena Playoff-Final Bestofseven.2.Spiel:MiamiHeat-Dallas Mavericks93:95.Stand1:1.–3.Spielinder

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Superstar LeBron James ist der «Anti-Nowitzki»

«Ich wurde geboren,um Grossartiges zu

leisten.»LEBRON JAMES

MIAMI LeBron James hat einenHang zum Grössenwahn. Das würdennicht mal jene abstreiten, die es gutmit dem 26-Jährigen meinen. Undauch der Amerikaner selbst siehtkeine Notwendigkeit, diesen Eindruckzu korrigieren. Der Star der MiamiHeats kommt im schwarzen Rolls-Royce zum Training und hat sich eineVilla gebaut, die an manchen Ortenals Vergnügungspark durchgehenwürde. Mit Drei-Etagen-Aquarium,Bowlingbahn, Tonstudio, Heimkinound Coiffeursalon. Ausserdem sagt erüber sich selbst: «Ich bin der besteBasketballspieler aller Zeiten. Ichwurde geboren, um Grossartiges zuleisten.»

Alles in allem ist James also soetwas wie eine Art Anti-Nowitzki. Der

Deutsche zählt zu den bescheidenerenMenschen, verbringt seinen Urlaub alsRucksacktourist in Malaysia und sagtüber James: «Er ist ein netter Typ undderzeit der beste Spieler der Liga.»

Wenn James dagegen zu Nowitzki be-fragt wird, erklärt er schon mal: «Wirschicken den Deutschen zurück in diePampa. Es kann nur einen König geben– und der heisst LeBron James.»

An Selbstvertrauen fehlts diesemMann nicht. Häufig lässt er seinenSprüchen auch Taten folgen. Er warim letzten Jahr der jüngste Spieleraller Zeiten, der die 15 000-Punkte-Marke knackte. Und auch in denersten beiden Finalpartien spielteJames gross auf.

Für ihn ein besonders Gefühl. 2007gab es noch im Dress der ClevelandCavaliers eine böse Finalklatsche ge-gen die San Antonio Spurs. Die Cava-liers verloren alle vier Spiele. Und dasich in den Jahren danach keineAussicht auf Besserung ergab, ent-schloss sich LeBron James dazu, denArbeitsplatz zu wechseln.

Es sieht so aus, als habe es sichgelohnt.

HANNAH KLUWE

Die erfolgreichsten NBA-Klubs

Grafik: Janina NoserGr NoserJaninaafik:

Western ConferenceWestern Conference Eastern ConferenceEastern Conference im Playoff-Finalim Playoff-Final

USAUSABoston CelticsBoston Celtics

Chicago BullsChicago Bulls

Miami HeatMiami Heat

Dallas MavericksDallas Mavericks

Oklahoma City ThunderOklahoma City Thunder

Los Angeles LakersLos Angeles Lakers

Schwerer Stand für Joel Anthony von Miami Heat (rechts): Dallas-SuperstarDirk Nowitzki ist am Ball kaum zu bremsen.

Reuters/David J. Phillip

Die 6 besten Teams● MMiiaammii HHeeaatt:: Wenn sie zur Form auflau-fen, kriegt man Mitleid mit dem Gegner.Mit Dwyane Wade und Lebron Jamesverfügen die Heat über das Top-Duo derLiga.

● DDaallllaass MMaavveerriicckkss:: Dallas ist Dirk – soeinfach ist das. Seit der Würzburger zu denMavericks stiess, reiten die Texaner aufeiner Erfolgswelle (siehe Haupttext).

● LLooss AAnnggeelleess LLaakkeerrss:: Das Halbfinal-Ausdes Titelverteidigers war die Überraschungder Saison (0:4 gegen die Dallas). Super-star Kobe Bryant bleibt den Lakers trotz-dem erhalten.

● BBoossttoonn CCeellttiiccss:: Dem Meister von 2008fehlt es an Spritzigkeit. Langsam wird esZeit für einen Neubeginn. Die Stars Gar-nett, Allen und Pierce sind alle über 30.

● CChhiiccaaggoo BBuullllss:: Ihnen gehört die Zu-kunft. Der Grund hat einen Namen: DerrekRose, 23, MVP (wertvollster Spieler) deraktuellen Saison. Der 1,91 Meter grosseSpielmacher ist der beste Bulls-Spieler seitder Ära Michael Jordan.

● OOkkllaahhoommaa CCiittyy TThhuunnddeerr:: Der ersteSchweizer NBA-Star sorgt für Furore: Tha-bo Sefolosha (27). Der Lausanner hat sichetabliert und zählt zu den erfahrenstenSpielern der Thunder. Mit Westbrook undDurant stehen zwei talentierte Jungs anSefoloshas Seite.

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DANIEL SCHRIBER

Letzte Chance für Wunderkind Nowitzki

Als Nowitzki 1998nach Dallas kam,waren die Mavericksdas, was man eineGurkentruppe nennt.

BASKETBALL Dirk Nowitzki (32) von den DallasMavericks gilt als bester Europäer, der je in derNBA gespielt hat. Doch der Meistertitel fehlt ihmnoch. Das soll sich in diesem Jahr ändern.

JÜRGEN [email protected]

Unter ästhetischen Gesichtspunktenist das Ganze eine äusserst fragwürdigeAngelegenheit. Die Gewinner der NBA-Finalserie (Best of seven) erhalten einenRing, der ausserhalb der Rapper-Szenedurchaus kontrovers diskutiert wird.Weil er so klobig ist, dass ihn nur nochausgewiesene Schmuckexperten voneinem Schlagring unterscheiden kön-nen. Dirk Nowitzki ist trotzdem ganzheiss auf das Ding.

Seit 13 Jahren träumt er davon, seineKarriere mit dem Titelgewinn zu krö-nen. Und seit zehn Jahren zählt Dallasvor jeder Spielzeit zu den Favoriten.Aber dann kommen die Playoffs unddie Mavericks in erschreckender Regel-mässigkeit unter die Räder.

Deshalb fällt im Zusammenhang mitNowitzki immer öfter der Name, beidem alle NBA-Grössen zusammenzu-cken, als sei der Leibhaftige hinterihnen her: Charles Barkley. Der ehema-lige Star der Phoenix Suns wurde von

Experten in den erlauchten Kreis der 50besten Spieler aller Zeiten gewählt.Barkley besitzt in dieser Rangliste einAlleinstellungsmerkmal: Er ist der Ein-zige, der nie den Titel gewann.

Das Jahr der letzten ChanceNowitzki legt keinen grossen Wert da-rauf, Barkley diese Exklusivität streitigzu machen. Das zeigt er in der geradelaufenden Finalserie gegen die MiamiHeats recht deutlich. Die erste Partieging verloren, doch die Mavericks lies-sen sich nicht aus der Ruhe bringen. Siewissen ja, auf wen sie sich in dieserSaison verlassen können: Nowitzki. Der

zog sich im ersten Duell zwar einenSehnenriss im linken Mittelfinger zu –doch die Ärzte hätten ihn nur mitWaffengewalt davon abbringen kön-nen, in Spiel zwei wieder aufs Feld zumarschieren. Nowitzki entschied die-sen Match mit einem Korb drei Sekun-den vor der Schlusssirene. Er erzielteihn mit der malträtierten Hand. «Eingrosses Comeback von uns», befand er.

Doch vor dem dritten Aufeinander-treffen in der Nacht von heute aufmorgen (3 Uhr) herrscht bei Nowitzkimehr Erleichterung als Euphorie. Ers-tens verfügt der Deutsche über einrecht stoisches Gemüt – und zweitenssteht einfach zu viel aufdem Spiel. Für Dallas,aber vor allem für No-witzki selbst.

Denn viele Chancenwird er nicht mehrbekommen in seinerKarriere. Er wird bald33 Jahre alt – und auchseine Mitspieler laufennicht Gefahr, ihren Aus-weis zeigen zu müssen, um einBier bestellen zu können. NeunProfis im Kader sind über 30 Jahrealt, die Mavericks sind die Senioren-truppe der NBA. Nowitzki sagt: «Wirsind ein Haufen Veteranen, die Spasshaben wollen.» Spass – und diesenverdammten Meisterring.

68 Millionen Franken für vier JahreEinmal war Nowitzki schon ganz nahedran, 2006. Kurioserweise hiess derGegner im Final auch damals Miami.

Dallas schien kurzen Prozess zu ma-chen und führte nach zwei Spielen mit2:0. Nach vier Niederlagen in Folge warder Traum futsch. Ein Ereignis, dasSpuren bei Nowitzki hinterlassen hat:«Das tut noch immer weh.»

Vor allem, weil man die Niederlage anihm festmachte. Die Beobachter des«Miami Herald» notierten damals ge-nüsslich: «Die Heats kamen durch dieSaloon-Tür und hauten den Maverickssofort eine Flasche auf den Kopf. Da-nach wischten sie den Boden mit demHaarschopf von Nowitzki auf.» UndDwayne Wade, der noch immer fürMiami spielt, erklärte: «Sie haben dieMeisterschaft verloren, weil Dirk No-witzki nicht der Anführer war, der er inentscheidenden Momenten sein sollte.»

Das war natürlich etwas unfair, weilNowitzki das Team so gut wie imAlleingang überhaupt erst zum Ti-telkandidaten gemachthat. Als er 1998 nachDallas kam, warendie Mavericksdas, was man ei-ne echte Gur-kentruppenennt.

Dass es so et-was wie Playoff-Spie-le überhaupt gibt, wussten sie nur vomHörensagen. In den vergangenen elfJahren führte Nowitzki die Maverickselfmal in die Meisterrunde. Und vonden letzten 820 Spielen in derregulären Saison hat das Team569 gewonnen, mehr als jedeandere Mannschaft. Clubbe-sitzer Mark Cuban weiss:

«Dirks Verdienste für den Club sindunbezahlbar.» Er versucht es trotzdemmal: mit knapp 68 Millionen Frankenfür den aktuellen Vierjahresvertrag.

Doch Nowitzki ist jeden Rappen wert,darin sind sich alle einig. Sie nennen

ihn wahlweise «German Wunderkind»,«Monster» oder «Dirkules». Erst kürz-lich war TV-Experte und Ex-NBA-CoachJeff von Gundy wieder der Ekstasenahe, als er Nowitzki in Aktion gesehenhatte. «Dirk ist ein Witz», begann vonGundy seine Analyse, weshalb sie in derRegie schon kurz nach Luft schnapp-ten. Dann aber fügte er hinzu: «Es kannnicht ernst gemeint sein, wie gut er ist.»

Nur zum ganz grossen Wurf hat esnoch nicht gereicht. Das könnte sich indiesem Jahr endlich ändern.