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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
9. Sitzung
Methoden IV: Inhaltsanalyse
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse
2. Probleme der Inhaltsanalyse/Thesen
3. Vorgehen bei Inhaltsanalysen
4. Forschungsbeispiele
5. Spezialfall „Qualitative Inhaltsanalyse“?
Gliederung der Vorlesung
Spezielle Literaturempfehlung:
Früh, Werner: Inhaltsanalyse. Konstanz 20045, S. 107-120
Maurer/Reinemann: Medieninhalte. Eine Einführung. Wiesbaden 2006
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1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse (1)
1.1 Verschiedene Definitionen der Inhaltsanalyse: 1.1.1 Definition nach Berelson/Lazarsfeld (1948):
Forschungstechnik zur objektiven systematischen und quantitativen Beschreibung des manifesten Inhalts von Kommunikation.
1.1.2 Definition nach Merten (1983): Methode zur Erhebung sozialer Wirklichkeit, bei der vonMerkmalen eines manifesten Textes auf Merkmale einesnichtmanifesten Kontextes geschlossen wird.
1.1.3 Definition nach Früh (1998): Empirische Methode zur systematischen und intersubjektivnachvollziehbaren Beschreibung inhaltlicher und formalerMerkmale von Mitteilungen (meist zum Zwecke einer daraufaufbauenden, interpretativen und/oder durch Zusatzkriterien gestützten Inferenz)
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse (2)
1.1 Verschiedene Definitionen der Inhaltsanalyse:
Minimaldefinition: Beschreibung von in Texten fixierter Kommunikation nach wissenschaftslogischen Regeln
Probleme
a) manifester vs. latenter Inhalt
b) Inferenz
c) objektiv vs. intersubjektiv
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1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse (3)
1.2 Typen/Fragestellungen
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse (3)
1.2 Typen/Fragestellungen
1. Deskription: Bestandsaufnahme/Klassifikation medialer AngeboteStrukturmerkmale, Positionierung, Präsentationsformen
2. Realitätsbezug der Medieninhalte (Mac Arthur Day in Chicago)
3. Inferenzendiagnostisch: Merkmale von KommunikatorenPrognostisch: Folgen für das Publikumintermediäre Bezüge: Intertextualtät, Selbstreflexion
nach: Marcinkowski/Marr: Medieninhalte und Medieninhaltsforschung.In: Bonfadelli/Jarren/Siegert: Einführung in die PublizistikwissenschaftBern/Stuttgart/Wien 2005 (2. Aufl.): Haupt/UTB
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1. Begriff und Ziele der Inhalts-/Produktanalyse (3)
1.2 Typen/Fragestellungen
Makroebene: Leistungen des Mediensystems
Programmstrukturanalysen
Umfänge der Berichterstattung
Mesoebene: Grundstrukturen des Medienangebots
Themen und ihre Karrieren
Darstellung von Bereichen der Gesellschaft in den Medien
Mikroebene: Feinstrukturen im Medienangebot
Attributionen in den Medien
Struktur von Mediengesprächen
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2. Probleme der Inhalts-/Produktanalyse (1)
Thesen zur Inhaltsanalyse nach W. Früh:
These 1: Die Inhaltsanalyse ist eine vom Forscher definierte Suchstrategie, die sich nur auf theoretisch relevante Bedeutungsaspekte bezieht (Selektionsinteresse).
These 2: Die Inhaltsanalyse ist ein offengelegter Vorschlag des Forschers zur theoretisch relevanten Strukturierung bzw. Gruppierung von Bedeutungen (Klassifikationsinteresse).
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2. Probleme der Inhalts-/Produktanalyse (2)
These 3: Die Inhaltsanalyse erfaßt in der Regel die Bedeutungen kommunikativ verwendeter Zeichen, nicht deren formale Gestalten (materiale Zeichengestalten, Zeichenkörper,
„black marks on white“).
These 4: Bei der Rekonstruktion/ Identifikation dieser Bedeutungen im konkreten Text können alle vorhandenen kommunikativen
Kontextinformationen und das Sprachverständnis der Codierer in kontrollierter Weise eingebracht werden.
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2. Probleme der Inhalts-/Produktanalyse (3)
These 5: Die Inhaltsanalyse ist eine ausgewählte systematische Interpretationsweise, deren Spielraum und Evidenz
möglichst weitgehend offengelegt und kontrolliert ist.
These 6: Das Erkenntnisinteresse der Inhaltsanalyse zielt in der Regel auf strukturelle Informationen über Textmengen. Sie erfasst Strukturen von Textmengen als Aggregatdaten.
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
2. Probleme der Inhalts-/Produktanalyse (4)
These 7: Die Inhaltsanalyse erfaßt bzw. generiert Bedeutungen und Bedeutungsstrukturen in dialektisch alternierenden, qualifizierend- quantifizierenden Analyseschritten.
These 8: Die Inhaltsanalyse segmentiert den Erkenntnisprozeß. Sie weist Bedeutungen und Bedeutungsstrukturen in Texten und
Textmengen nach zum Zwecke einer von ihr getrennten, sinnverstehenden Interpretation.
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3. Vorgehen bei quantitativer Inhaltsanalyse (1) Abbildung nach Früh S. 91
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3. Vorgehen bei quantitativer Inhaltsanalyse (2)
„Die Inhaltsanalyse steht und fällt
mit ihren Kategorien.“
Berelson
Definition der Codiereinheiten: Sendung/ArtikelBeitragÄußerung (z.B. Satz)
Anforderungen:
vollständig: alle Variablen des Konstrukts sind erfasst
exklusiv: jede Codierung gehört in eine Dimension
trennscharf: die verschiedenen Dimensionengehen nicht ineinander über
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
3. Vorgehen bei quantitativer Inhaltsanalyse (3)
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
3. Vorgehen bei quantitativer Inhaltsanalyse (4)
Aufgaben des Codierers:
Codieren = gesteuerte Rezeption und InterpretationCodebuch/SchulungInterpretationsrahmen und -spielräume
Selegieren
KlassifizierenIdentifizierenDiskriminierenIntegrierenInferieren
Überwachen
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
3. Vorgehen bei quantitativer Inhaltsanalyse (4)
Prüfung der Gütekriterien
Reliabilität:Intercoderreliabilität
Übereinstimmung mehrerer CodiererIntracodereliabilität:
Übereinstimmung eines Codierers zumehreren Zeitpunkten („drift“)
Validität:Übereinstimmung zwischen Forscher und Codierern
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4. Forschungsbeispiel
Stiehler, Hans-Jörg/Marr, Mirko: Attribution of Failure. A German Soccer Story. Culture, Sport, Society 5(2002)3, 139-165
Ziele: 1. Analyse der Erklärungsfunktion von Medien2. Übertragbarkeit eines sozialpsychologischen Modells auf
Prozesse in den Medien
theoretischer Hintergrund: AttributionstheorieUrsachenzuschreibungen als Teil von EreignisdefinitionenFrage nach Schuld/Verantwortung/Erklärung (W-Frage)z.B. bei Katastrophen, vor Gericht, nach Wahlen, nach
Sportereignissen
Ursachenzuschreibung in den Medien (1)
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4. Forschungsbeispiel
Datenquellen: Programmaufzeichnungen
Stichprobe: ausgewählte Niederlagen der dt. Nationalmannschaft
Untersuchungsgegenstand: Erklärungen zum Spielausgang(ab 85. Minute + Nachberichterstattung)
Ursachenzuschreibung in den Medien (2)
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4. Forschungsbeispiel
Operationalisierung konstatierende Attributionen: alle Sätze mit Feststellung des Siegers und dessen Bewertung
Operationalisierung Ursachenzuschreibung: alle Sätze mit einer Bedingung oder Ursache bzw. alle Sätze, die sich in Bedingungs- oder Konditionalsätze umformen lassen
Ursachenzuschreibung in den Medien (3)
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4. Forschungsbeispiel
Kategoriensystem – jeweils getrennt für Team A und Team B
Ursachen nach Kelley: Person (D), Reiz (Gegner), UmständeUrsachen nach Weiner: Lokalität und Stabilität
internal (Mannschaft) vs. external (Gegner, Glück, Schiedsrichter usw.)
stabil (z.B. Spielvermögen) vs. instabil (Form, Aufgabenschwierigkeit)
Hypothesencommon sense: Mediale Attributionen orientiert am Alltagself-serving-bias: A. sind selbstwertdienlich Perspektive: A. unterscheiden sich nach Akteuren
Ursachenzuschreibung in den Medien (4)
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4. Forschungsbeispiel
Ursachenzuschreibung in den Medien (5)Hypothese 1: common sense
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4. Forschungsbeispiel
Ursachenzuschreibung in den Medien (6)Hypothese 2: self-serving-bias
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4. Forschungsbeispiel
Ursachenzuschreibung in den Medien (7)Hypothese 3: Perspektiven
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5. Spezialfall „Qualitative“ Inhaltsanalyse? (1)
1. Zusammenfassung (Reduktion)
2. Explikation (Ausdeutung)
3. Strukturierung (Querschnitt)
5.1 Umgang mit qualitativen verbalen Daten
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5. „Qualitative“ Inhaltsanalyse (2)
1. Kategoriensystem
2. Zulassung und Diskussion möglicher Lesarten
3. Arbeit im (gemischten) Team
4. mehrere Durchläufe
5.2 Sicherung wissenschaftlicher StandardsMethode des kontrollierten Verstehen(z.B. medienbiographische Interviews)
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Methoden der empirischen Kommunikations- und Medienforschung
1. Worin unterscheiden sich gängige Definitionen der Inhaltsanalyse?.
2. Was ist Inferenz und wann ist sie zulässig?3. Stellen Sie sich vor, jemand fragt Sie, wozu man
Inhaltsanalysen braucht und wann diese angewendet werden. Welche erklärende Antwort würden Sie ihr geben?
Lernfragen