NEUE ZEITUNG
Nr. 41 Informationen des Ostdeutschen Heimatmuseums (OHM) 11. Jahrg. 2012
nebenberuflich Schlesier“ - eine Idee: Nienburg brauct
ein Museum für die Heimat im Osten. Kurzer Hand
kaufte er das gerade verfügbare historische Traufen-
haus in der Weserstraße und zusammen mit Dieter
Lonchant, seit Jahrzehnten der Geschichte und Kultur
der Vertreibungs- und Siedlungsgebiete der Deutschen
verbunden, ging es an die Arbeit. Nach Gründung des
Trägervereins öffnete im Herbst 1996 das „Ostdeut-
sche Heimatmuseum“ (OHM). Nach 10 Jahren ist die
anfängliche „Heimatstube“ nun zum öffentlich aner-
kannten historischen Museum gewachsen, das zugleich
als Zentrum grenzüberschreitender Kulturarbeit weit-
hin Anerkennung findet. In über drei Geschossen prä-
sentieren sich Hinterpommern, Ostbranden-
burg/Preußen, Ost-West-preußen, Danzig, Schlesien
sowie das Sudetenland mit den Siedlungsgebiete von
Deutschen in Osteuropa, Asien und Übersee.
Trotz beengtem Raum werden vielfältigste Exponate
aus Geschichte und Kultur gezeigt, darunter Volks-
trachten, Uniformen, Dokumente, Bilder, Landkarten,
Porzellane, sowie Glas- und Handwerkskunst. Vorträ-
ge und Kulturveranstaltungen ergänzen das Angebot.
Einmalig in Niedersachsen entsteht dieser Tage
Aus dem Inhalt
NZ aktuell S.2
Die Mittelweser-Region lockt
immer mehr Gäste an
Meinung kontrovers S.3
Demokratie in Deutschland:
Die Straße will regieren
Geschichte S.4
Kartoffeln auf Befehl
Kultur und Kunst S.5
Keramiken aus Cadinen:
„Des Kaisers Porzellan“
OHM S.6
Neue Ausstellung:
„Preußens Gloria in Zinn“
Ost- und Siedlungsgebiete S.7
Die Südsee-Schutzgebiete
Persönlichkeiten S.8
Der Maler Adolph von Menzel
Landschaft und Tierwelt S.9
Kulturlandschaft in Branden-
burg: Der Spreewald
Termine / Mitteilungen S.10
Landsmannschaften und
Freundeskreise
Programm: „Jour fix“
Kulinaria S.11
Lieblingsspeise des Alten Fritz
Kompott von frischen Feigen
Denkwürdige Ereignisse S.12
Holocaust:
„Die Wannseekonferenz 1942“
„Jeder soll nach seiner
Fasson selig werden ...“
Friedrich der Große mahnt unsere Zeit -nt. Am 24. Januar jährte sich des Großen Friedrichs 300. Geburts-
tag. Grund genug, des bedeutenden Preußenkönigs angemessen zu
gedenken. Das OHM widmete ihm eine Ausstellung.
Unter den Monarchen seiner Epoche sticht Friedrich II. außerge-
wöhnlich hervor. Einerseits war er gebildet und belesen, ein guter
Flötenspieler, der sogar das Komponieren beherrscht und der sich
brennend für die Philosophie interessiert. Er war ein Fürst, der
seinen Freunden Widerspruch gestattete, ein Feldherr, der mit sei-
nen Soldaten selbst in die Schlacht zog und dabei das eigene Leben
riskierte. Auf der anderen Seite war er verschlossen, ein rücksichts-
loser Kriegsherr, der für den Ausbau seiner Macht die bewährte
Friedensordnung des Heiligen Römischen Reiches zerstörte. In
besonderer Weise kümmerte er sich zugleich um die wirtschaftliche
Wohlfahrt seiner Untertanen. In jedem Fall gilt er als Mann bei-
spielhafter Toleranz, der Uneigennützig- und Gradlinigkeit, was
manchem Großen unserer Tage anscheinen fremd geworden ist.
„Üb´ immer Treu
und Redlichkeit
bis an dein
kühles Grab
und weiche keinen
Finger breit von
diesem Wege ab“.
▲ Die Potsdamer Garnisonskirche vor ihrer
Zerstörung 1945.
◄ Das nachgegossene Glockenspiel an hi-
storischer Stelle mahnt den Wiederaufbau.
▲ “Der Alte Fritz“ mit Wind-
spiel auf der Freitreppe vor sei-
nem geliebten Schloss Sanssouci.
Nienburg und die
Mittelweser-Region
locken immer mehr Gäste
Nienburg
kommunal
Folge 7
Seite 2 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
+ NZ aktuell +++ NZ aktuell +++ NZ aktuell +
+++
Die hohen Steigerungsraten konnten einer-
seits durch gezieltes Marketing erreicht wer-
den, andererseits aber auch durch die Ent-
wicklung und die Qualitätssteigerung von
touristischen Angeboten in der Region. Pro-
jekte wie die Beschilderung des Radver-
kehrsnetzes, die Erarbeitung von Tagestou-
ren, die Qualitätsinitiative zum Weser-
Radweg, sind genauso zu nennen, wie die
Entwicklung der Nienburger Museumsland-
schaft.
Mit dem Spezialmuseum Ostdeutsches
Heimatmuseum, dem Regionalmuseum im
Fresenhof, dem Quaet-Faslem-Haus mit
Lapidarium, Biedermeiergarten und dem
Niedersächsischen Spargelmuseum, hat
sich die Leinstraße zu einer „Museums-
meile“ im Innenstadtbereich entwickelt.
Mit der Eröffnung des Polizeimuseums
Niedersachsen in der Langen Straße kann
Nienburg nun mit einem zweiten Spezial-
museum werben.
Neben der historischen Altstadt mit der
Nienburger Bärenspur, ist für Nienburg die
Fahrgast-Schifffahrts-Flotte auf der Weser
von großer Bedeutung. Weiterhin verlaufen
bekannte touristische Routen durch Nien-
burg: Deutsche Märchenstraße, Deutsche
Fachwerkstraße, Niedersächsische Spargel-
straße und Niedersächsische Mühlenstraße.
Nienburg hat eben viel zu bieten!
► „Die Kleine
Nienburgerin“
ist die Titelfigur
eines Liedes.
1975 wurde ihr
als Symbolfigur
hinter dem
„Posthof“, der
städtischen Bü-
cherei, ein
Denkmal ge-
setzt.
▲ Martin Fahrland,
Geschäftsführer der
„Mittelweser-Touristik
GmbH“ in Nienburg,
Lange Str. 18
Der Tourismus in der
Mittelweser-Region hat
sich in den letzten Jahren
sehr gut entwickelt.
Konnten in 2004 rund 473.000
Übernachtungen in gewerbli-
chen Betrieben gezählt wer-
den, waren es in 2010 bereits
682 000 Übernachtungen.
In 2011 gehe ich von rund 750
000 Übernachtungen aus.
Dieses Ergebnis lassen die
Zahlen von Januar bis No-
vember 2011 bereits erken-
nen.
10
on Leo Warner
12. Jahrg. 2012/41 NEUE ZEITUNG Seite 3
Meinung kontrovers
„Revolution“ steht auf Plakaten der Pro-
testbewegungen, die mit lautstarkem Getö-
se, vorgeblich edlen Ansprüchen, in Wahr-
heit aber oft genug mit krimineller Gewalt,
den ideologischen Kern bei Demonstratio-
nen bilden und demokratische Mehrheiten
vortäuschen.
Ob von den Protestlern in Gorleben, Stutt-
gart oder den Occupy-Bewegten in Frank-
furt - es werden der Öffentlichkeit Bevölke-
rungs-Mehrheiten vorgegaukelt, die es gar
nicht gibt. Emsige Handlanger finden sich
auch in den Medien, in denen sich mittler-
weile allerorten Gesinnungsgenossen eta-
bliert haben, die Öl ins Feuer gießen.
Provozierende Bilder und Texte, die Ord-
nungshüter in belastender Pose darstellen,
sind deren Waffen. Ziel ist eben die ersehnte
„Revolution“, die das ihnen verhasste Ge-
bäude: „freiheitlich-demokratischer Rechts-
staat“ entgegensetzt, das vom Bürgertum
mehrheitlich geschätzt und gewollt wird.
Jenseits der Mehrheit:
Die Straße
will regieren
Demokratie ein Fremdbegriff
Von Leo Warner
Für bestimme Politiker der links-alternativen
Szene, die für sich gern korrektes Verhalten
und Menschenwürde reklamieren, ist das
mutwillige Anketten an Bahngleise, das He-
rausreißen von Bahnschwellen und Schienen,
das Beschimpfen und Bespucken von Polizi-
sten sowie der aggressive Widerstand ver-
mummter Gestalten gegen Gesetz und Ord-
nung „wohlzuleidender friedlicher Protest“.
In Stuttgart hat eine deutliche Mehrheit der
Bürger den teils gewalttätigen Bahnhofsgeg-
nern die Tür gewiesen, weil sie für und nicht
gegen das Zukunftsprojekt „Unterirdischer
Bahnhof“ eintrat – eine freie Entscheidung
freier Bürger. Doch die von „Alternativen“
beflügelten Protestler, die die Regierung im
„Südwest-Staat“ dominieren, wollen den
Kampf mit Gewalt fortführen. Die Ab-
stimmung der Bürger gilt ihnen nichts.
Die Straße will regieren. In Wahrheit ist den
Revoluzzern die Demokratie Fremdbegriff.
OHM-Delegation
in Bartenstein / Bartoszyce
zum Jubiläum: „10- jäh-
rige Kultur-Partnerschaft
OHM - Stadt Bartoszyce“
in der Zeit vom 16. – 20.
Februar 2012. Im Foto
von links: Dieter und Te-
resa Lonchant, Bürger-
meister Krzysztof Nalecz
sowie Erika und Günter
Winckler nach einer Ge-
sprächsrunde im Rathaus
der polnischen Kreisstadt
an der Alle.
Seite 4 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
Geschichte
Welche Bedeutung dem berühmten „Kartoffel-
befehl“ des preußischen Königs zukam, erwies
sich erst in den folgenden Jahren. Der Krieg,
der bis 1763 tobte und Preußen an den Rand der
Vernichtung brachte, zerstörte den Großteil der
landwirtschaftlichen Nutzflächen. Doch
während das Getreide auf den vom Krieg ver-
wüsteten Feldern zertrampelt wurde und damit
nicht mehr zu verwenden war, konnte man auf
den Kartoffelfeldern noch ernten, da die brau-
nen Knollen unter der Erde wuchsen. So waren
die anfänglich von der Bevölkerung abgelehnten
Kartoffeln in diesen schlimmen Zeiten oftmals
das einzige, was die von Hunger und Entbeh-
rungen geplagten Menschen zu essen hatten.
Auch nach dem Krieg änderte sich die Lage
kaum. Die preußische Landwirtschaft steckte in
einer triefen Krise.
Zahlreiche Missernten führten dazu, dass die
Kartoffeln
auf
Befehl
►„Der König ist überall“
Gemälde von Robert Warth-
müller, Berlin 1885, Öl auf
Leinwand (Ausschnitt)
Getreidepreise in Preußen drastisch anstiegen
und weite Teile der Bevölkerung das lebensnot-
wendige Korn nicht mehr bezahlen konnten. In
Berlin mussten die Menschen für Roggen bei-
spielsweise fünfmal soviel bezahlen wie vor dem
Krieg. Deshalb zogen die hungrigen Familien
den Anbau der billigeren Kartoffel dem ständig
teurer werdenden Getreide vor. Dennoch dau-
erte es noch gut 100 Jahre bis man die Vorzüge
der braunen Knolle überall erkannt hatte und
sie sich als Grundnahrungsmittel durchsetzte.
▲ Bereits Anfang der 1740 Jahre bemühte sich Frie-
drich der Große (1712-1786) um den Anbau der aus
Südamerika stammenden Kartoffel als Nahrungsmit-
tel. 1786 erließ er eine „Ordre“, die den Anbau der
Kartoffel befahl und er unternahm nach dem „Sieben-
jährigen Krieg“ (1756-1763) Inspektionsreisen, um
den Ausbau der Landwirtschaft zu kontrollieren.
11. Jahrg. 2012/41 NEUE ZEITUNG Seite 5
Kultur und Kunst
Keramiken aus Cadinen:
„Des Kaisers
Porzellan“
Das am Frischen Haff nahe Elbing
gelegene Gut Cadinen – heute poln.
Kadyny – wurde erstmals 1255 als
Besitzung des Deutschen Ordens er-
wähnt, wechselte im 15. Jh. unter
polnische Hoheit und kam im 17. Jh.
an Preußen zurück. 1898 erwarb es
Kaiser Wilhelm II. als Sommersitz.
Wegen der reichen Tonvorkommen
in der Umgebung ließ er hier eine
Töpferei errichten, die sich auf die
Herstellung von Majolika-Plastiken:
Figuren, Gefäße und Baukeramiken
konzentrierte. Namhafte Künstler
waren in Cadinen tätig. Mehrere
Berliner U-Bahnhöfe, auch Säle be-
kannter Hotels und die Hallen herr-
schaftliche Kurbäder wurden mit
künstlerisch gestalteten Majolika-
Keramiken ausgestattet.
In der Kaiser- und Weimarer-Zeit
gehörten Cadiner Figuren mit klas-
sischen Vorbildern zur großbürger-
lichen Wohnraumdekoration.
Allegorien im Jugendstil prägten vie-
le der Ziererzeugnisse der ursprüng-
lich maurisch-italienischen Terrakot-
ta-Keramiken. Der Name leitet sich
von Mallorca ab. Die Produktions-
palette enthielt neben Nippes auch
Geschirr und vielerlei Gebrauchs-
gegenstände wie Ascher, Leuchter,
Schatullen und Produkte zur Garten-
gestaltung. Die Dekore präsentierten
sich in dem für Cadinen typischen
Farbdreiklang: Rotbraun, Blau und
Gold. Eine gewinnorientierte Pro-
duktion war vom Kaiser nicht beab-
sichtigt.
Die heute in Kadyny versuchte Nach-
ahmung der deutschen Kunstkera-
mikproduktion erreicht nicht die alte
Qualität und findet keinen Erfolg.
Um 1930 entstand in den Werkstätten von Cadinen eine breite
Palette von Tierkeramiken, die zur Bekanntheit der sog. Zier-
keramiken wesentlich beitrugen. Hier „Stehender Elch“ von
Arthur Steiner
Kartoffeln auf Befehl
Mit einer eindrucksvollen Dekoration anlässlich sei-
nes 300. Geburtstages am 24. Januar ehrte das OHM
den herausragenden Preußenkönig Friedrich den
Großen im Museums-Schaufenster zur Leinstraße.
Nicht nur als Schlachtenlenker und Philosoph hat
sich der „alte Fritz“ einen Namen gemacht. Auch
kümmerte er sich um die Ernährung seiner Unter-
tanen. Er erließ eine „Ordre“, in der er den Bauern
den Anbau der Kartoffel befahl, die alsbald zum
deutschen Volksnahrungsmittel wurde. Das Schau-
fenster zeigt die Kartoffelernte in Ost-Brandenburg.
Seite 6 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
Ostdeutsches Heimatmuseum
Heimatmlebendiges MuM
Museumuseum
Stahlbau Vieregge GmbH & Co. KG Telefon (05021) 97 46-0
Schipse 6 Telefax (05021) 6 26 25
31582 Nienburg [email protected]
Ostdeutsches
Heimatmuseum (OHM)
Historisches Museum
Redaktion:
Dieter Lonchant
Korrektur: Inge Koslowski
Auflg. 700 Expl.
Anschrift:
NEUE ZEITUNG Leinstr. 5, 31582 Nienburg
Tel./ Fax: 05021 / 91 15 63
Internet: www.
ohm-nienburg.jimdo.com
e-mail:
Die in Leserbriefen, Ar-
tikeln und Kommenta-
ren vertretenen Auffas-
sungen decken sich nicht
unbedingt mit der Mei-
nung der Redaktion.
Aus seinem bedeutenden Fundus von über 2.000 Figuren – über-
wiegend Zinnsoldaten als Voll-, Halb- und Flachplastik gegossen -
hat das OHM mit einer kleinen Anzahl davon in drei neuen Wand-
vitrinen eine Ausstellung gestaltet, in der Soldaten in Uniformen
berühmter Regimenter und in künstlerisch modellierten Güssen
bedeutende preußische Persönlichkeiten gezeigt werden.
Dazu gehören Militärkapellen, Fuhrwerke und Geschütze aus
historischer Zeit. Auch verschiedene Kleinodien wie der
Musikwagen Friedrich des Großen oder die Szene „Friede von
Tilsit“, die das Treffen von Napoleon mit Zar Alexander und
Königin Luise (1807) auf einem Floß mitten auf der Memel zeigt.
Den Napoleonischen Kriegen widmet sich die Zinnausstellung mit
der Präsentation der seinerzeit beteiligten Feldherren hoch zu
Ross.
Zinnfiguren waren ursprünglich „Lernspielzeuge“ mit denen Kin-
dern die „große weite Welt“ näher gebracht werden sollte. Erst
Mitte des 19. Jahrhunderts gewannen die Zinnfiguren eine größere
Bedeutung und drängten andere Spielmöglichkeiten an den Rand.
Lediglich Zinnschmuck (z.B. für Weihnachten) fand noch größeres
Interesse. Bekannte Autoren wie Joachim Ringelnatz und Hans-
Christian Andersen („Der standhafte Zinnsoldat“) setzten der
Zinnfigur literarische Denkmäler.
„Preußens
Gloria in
Zinn“
Historische Zinnfiguren-
ausstellung ist eröffnet Preußische Grenadiere halten Wacht. Sonderausstellung im
OHM eröffnet. Da lacht das Herz des Zinnsammlers.
11. Jahrg. 2012/41 NEUE ZEITUNG Seite 7
Ost- und Siedlungsgebiete
▲ Hauptredner Dieter Lonchant
sprach auf Großveranstaltung in
Minden / 11.September 2011
OHM-Besichtigungszeiten
Di. – Mi. – Do. – Fr. 10 – 13 Uhr
Mi. und So. 14 – 17 Uhr
und nach Vereinbarung.
Der Eintritt ist frei.
Führungen ab 10 Personen
Die
deutschen
Südsee-
Schutz-
gebiete
niederlassungen deutscher Gesellschaften. Ih-
re deutsche Geschichte endet mit dem Ersten
Weltkrieg.
Seit dem 18. Jh. begleiteten deutschsprachige
Reisende Forschungsexpeditionen in die Süd-
see und versuchten in Konkurrenz zu anderen
Ländern Handel zu treiben. Der Hamburger
Kaufmann Johann Cesar Godeffroy gründete
1857 auf den Samoa-Inseln eine Niederlas-
sung und baute von dort ein Handelsnetz auf
für seine Handelsflotte mit 45 Stationen, das
die Toga-, Salomon- und Marshallinseln sowie
das spätere Bismarck-Archipel umfasste. Die
Haupthandelsartikel waren Palmöl und
Kopra, der Kern der Kokosnüsse. Godeffroy,
Chef eines seinerzeit weltweit bekannten Han-
delhauses, gilt als einer der Pioniere des deut-
schen Übersee-Handels. Er war zugleich För-
derer der Wissenschaft. Er verlegte eine völ-
kerkundliche Zeitschrift und richtete zahlrei-
che Expeditionen aus. Die deutschen Südsee-
Gebiete fielen nach Ende des Ersten Weltkrie-
ges als Mandatsgebiete an die Siegermächte.
Die deutschen Schutzgebiete in der Südsee
(völkerrechtlich Kolonien) umfassten ein wei-
tes Gebiet großer und kleinster Inseln – im
Bild ein Pfahldorf in Neu-Guinea aus der Ko-
lonialzeit um 1908 - die eine unterschiedliche
Geschichte haben. Sie begründeten sich auf
einen kaiserlichen Schutzbrief für Handels-
Seite 8 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
Persönlichkeiten
Der Historienmaler
Adolph von Menzel
* Breslau 8. 12. 1815 – † Berlin 9. 2. 1905
▲ Menzels „Tafelrunde in Sanssouci“
mit Voltaire (linke Mitte) – ehem. Zeug-
haus Berlin – im II. WK zerstört.
Bedeutende Gemälde: Das Balkonzimmer,
Gewitter am Tempel-
hofer Berg, Die Ber-
lin-Potsdamer Eisen-
bahn, Aufbahrung der
Märzgefallenen, Die
Tafelrunde, Das Flö-
tenkonzert in Sans-
souci, Schlacht bei
Hochkirch, Ansprache
an die Generale,
Bauplatz mit Weiden,
Pariser Wochentag,
Krönung Wilhelms I.,
Abreise König Wil-
helms zur Armee,
Wohnzimmer mit
Schwester, Ballsou-
per, Piazza in Verona,
Téatre du Gymnase,
Eisenwalzwerk, Im
Biergarten, Fron-
leichnamsprozession in
Hofgastein.
Adolph Friedrich Erdmann von Menzel, geadelt 1898,
war Maler, Zeichner und Illustrator. Er gilt als der be-
deutendste deutsche Realist des 19. Jahrhunderts. Sein
werk ist außerordentlich vielfältig. Noch zu Lebzeiten
war er ein bekannter Künstler und hoch geehrt. Vor
allem in seinen historisierenden Darstellungen aus dem
Leben Friedrich des Großen lebt er bis in die heutige
Zeit fort. 1830 zog er mit seiner Familie aus Breslau in
die aufstrebende Hauptstadt Berlin. Nach dem frühen
Tod seines Vaters musste sich der gerade 16-jährige
Adolph um den Lebensunterhalt von Mutter und zwei
Schwestern kümmern. Mit Pflichtbewusstsein, Fleiß und
Selbstdisziplin führte er sein Leben zum Erfolg.
Illustrationen zu mehrbändigen historischen Werken
begründeten alsbald seinen Ruf als begnadeten Maler,
der wegen seiner gnomenhaften Gestalt auch als „die
kleine Exzellenz“ bezeichnet wurde.
Afte von Ribbeck
11. Jahrg. 2012/41 NEUE ZEITUNG Seite 9
Landschaft und Tierwelt
Der Spreewald ist ein ausgedehntes Niederungsge-
biet und eine historische Kulturlandschaft im Süd-
osten Brandenburgs. Hauptmerkmal ist die natür-
liche Verzweigung der Spree, die durch angelegte
Kanäle deutlich erweitert wurde. Als Auen- und
Moorlandschaft besitzt sie für den Naturschutz
überregionale Bedeutung.
Von den dort heimischen Sorben und Wenden wurde
das Gebiet als Kulturlandschaft entscheidend geprägt
und ist heute eines der beliebtesten Reiseziele in Mit-
teldeutschland. Es wird in den südlich an den „Lau-
sitzer Grenzwall“ anschließenden Ober-Spreewald und
den nördlichen Unter-Spreewald mit der „Lieberoser
Heide“ mit dem Nauendorfer See geteilt. Die Land-
schaft wurde – wie ganz Brandenburg – im Eiszeitalter
geformt.
Die vergleichsweise kleine Spree durchfließt die aus-
gedehnten Niederungen des Spreewaldes und bestimmt
das Leben der dort lebenden Menschen. Ihre Wasserar-
me haben die Funktion von Straßen und Wegen, sodass
der Kahn das übliche Verkehrmittel ist. So erfolgt
selbst die Postzustellung von April bis Oktober auf dem
Wasserweg. Neben dem Außenbordmotor staken alle
Kahnfahrer mit dem „Pudel“ ihr Gefährt vorwärts. Der
Pudel ist eine über vier Meter lange Stange aus Esche,
die einem schmalen Ruder ähnlich sieht. Im Winter
nutzen alle Verkehrsteilnehmer den Transport-
Schlitten, der auf den zugefrorenen Flüssen fortbewegt
wird.
Die natürlichen Erzeugnisse aus dem Spreewald sind in
ganz Deutschlands bekannt. Zu ihnen zählen vor allem
Honig, Meerrettich, Leinöl und die „Spreewald-Gur-
ke“, die in verschiedener Würzung überall zu kaufen
und vom Verbraucher sehr geschätzt ist. Zu den Spree-
wald-Spezialitäten zählen auch Speisefische wie Aal,
Hecht und Zander. Von den Ansiedlungen sind die
Kreisstadt Lübben mit ihrer Schlossinsel und Lübbenau
am bedeutendsten. Sie bieten Touristen ein kulturelles
Jahresprogramm. Die Dörfer locken mit zahlreichen
Brauchtumsfesten, wobei die von Wenden und Sorben
beeinflussten Volkstrachten zur Geltung kommen.
Heimat der Sorben und Wenden
Kulturlandschaft
Spreewald
▲ Spreewald-Kahn mit Spreewälderin in ihrer
typischen Tracht.
Seite 10 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
+++ Termine +++ Termine +++ Termine +++
LM POMMERN – OHM - Saal Preußen
Do. 05. April 15 Uhr Pommernnachmittag
Do. 03. Mai 15 Uhr Pommernnachmittag
Do. 07. Juni 15 Uhr Pommernnachmittag
LM OST / WESTPREUSSEN – DANZIG –
Kanu-Club - Nienburg
Fr. 23. März 15 Uhr Lese- und Schabberst.
Fr. 18. Mai 15 Uhr Lese- und Schabberst.
Fr. 18. Mai 14 Uhr Lese- und Schabberst.
FK BERLIN-BRANDENBURG
Programme in Zusammenarbeit mit der
Volkshochschule (VHS) – s. „Jour fix“
Mo. 19. März 16 Uhr - OHM
Mo. 16. April 16 Uhr - OHM
Mo. 21. Mai 16 Uhr - OHM
Landsmannschaften und
OHM-Freundeskreise
OHM-Kulturprogramm
3. „Jour Fix“
Montag, 19. März
16.00 Uhr - Saal „Preußen“
Anlässlich des
300. Geburtstags
Friedrich des
Großen
Der bedeutende
Historien-Film
von 1935
„Der alte und
der junge
König“
*** Kulinaria:
Eberswalder
Spritzkuchen
Getränke nach Wahl
4. „Jour fix“, Montag, 16. April 16 Uhr
„Weißes Gold“ Die Geschichte der Königlich
Preußischen Porzellanmanufaktur
(KPM)
In Zusammenarbeit mit der
VHS-Nienburg
Unkostenbeitrag 5,00 €
11. Jahrg. 2012/41 NEUE ZEITUNG Seite 11
Kulinaria
Tipps
vom
Fach:
Chefköchin
Teresa
Lonchant
Lieblingsspeise des Alten Fritz
Kompott von
frischen Feigen
Zutaten: 25 frische feste Feigen, 250 g Hutzucker
Zum Garnieren: Frische Feigen halbiert
Die Feigen in einen Topf mit siedendem Wasser
geben und das Ganze aufkochen lassen: Die
Früchte herausnehmen und für 10 Minuten in
kaltes Wasser legen, dann auf einem Sieb abtrop-
fen lassen.
Zum Klären den Zucker mit ¼ Liter kaltem
Wasser in einen Topf geben, zum Kochen brin-
gen und rühren, bis sich die Zuckerkristalle voll-
kommen aufgelöst haben. Dabei den sich bilden-
den Schaum sorgfältig abschöpfen, die Feigen
hinzufügen und langsam köcheln lassen, bis sie
weich sind.
Die Früchte mit dem Schaumlöffel herausheben
und in eine Schüssel geben. Die Zuckerlösung
einkochen lassen, bis sie eine dickliche Konsistenz
hat. Diese heiß über die Feigen gießen und das
ganze über Nacht bei Zimmertemperatur ziehen
lassen.
Zum Servieren das Kompott in Portionsschäl-
chen anrichten und mit den frischen Feigenhälf-
ten garnieren.
.
Seite 12 NEUE ZEITUNG 11. Jahrg. 2012/41
Denkwürdige Ereignisse
Auf der Wannseekonferenz kamen 15 hochrangige Ver-
treter von NS-Behörden zusammen, um unter Vorsitz
von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich den be-
gonnenen Holocaust an den Juden im Detail zu orga-
nisieren und die Zusammenarbeit aller Instanzen zu re-
geln. Heydrich wurde 1942 in Prag bei einem Attentat
tödlich verletzt.
Zweck der streng geheim eingeladenen Konferenz war
die Vorbereitung der „Endlösung der Judenfrage“, mit
der Regelung der Deportation der gesamten jüdischen
Bevölkerung Europas zur Vernichtung in den Osten.
Die Teilnehmer legten den zeitlichen Ablauf für die
Massentötungen fest und grenzten die dafür vorgesehe-
nen Opfergruppen ein. Protokollant war Obersturm-
bannführer Adolf Eichmann, der bei Kriegsende sich
nach Argentinien abgesetzt hatte und vom israelischen
Geheimdienst von dort entführt wurde. 1962 wurde er
bei Tel Aviv hingerichtet.
Der Antisemitismus war einer der zentralen Bestand-
teile der NS-Ideologie. Am 30. Januar 1939 hatte Adolf
Hitler in einer Reichstagsrede „die Vernichtung der
jüdischen Rasse in Europa“ für den Kriegsfall angekün-
digt. Fünf Wochen nach Beginn des Krieges gegen die
Sowjetunion erging der Auftrag von Hermann Göring
an Heydrich, die „Endlösung“ zu realisieren: „Der
Weltkrieg ist da, die Vernichtung des Judentums muss
die notwendige Folge sein.“
20. Januar 1942:
Die Berliner
„Wannseekonferenz“
regelte die „Endlösung“
▲ Holocaust-Gedenkstätte in Berlin-Mitte
▲ Konzentrationslager