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Page 1: Nokia legt sich mit Apple an

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Musiker Jack Johnson mit Apple-ChefSteve Jobs. (San Francisco, 9. 9. 2008).

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NZZ am Sonntag � 12. Juli 2009 Computer&Technik 55

Notebook.......... . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. .

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TippderWoche.......... . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . ..

Backup bei Freunden

Dass man den Inhalt einer Festplatteam besten regelmässig auf einerzweiten Platte sichert, hat sich her-umgesprochen. Die wenigsten Nutzerbefolgen jedoch diesen Rat, obwohlfast jeder ein Schauermärchen vonverlorenen Bildersammlungen undanderem zu erzählen weiss. Nebeneiner zweiten Festplatte gibt es seiteiniger Zeit auch die Möglichkeit, dieeigenen Daten bei einem speziali-sierten Internetdienst wie Wuala.comabzulegen. Das funktioniert in derRegel problemlos. Allerdings ist dasDatenvolumen der Gratisangebotezumeist beschränkt. Zudem will nichtjeder seine persönlichen Dokumenteeinem unbekannten Unternehmenanvertrauen.Eine kostenlose Alternative bietetCucku.com. Die zu sichernden Daten

überträgt das Programm nicht aufeinen anonymen Server, sondern aufden PC eines Bekannten, der dasgleiche Programm benutzt und sichzur Zusammenarbeit bereit erklärt.Das Datenvolumen wird dabei nurdurch die Grösse der beiden Fest-platten limitiert. Die kostenlose Ver-sion erlaubt einen Backup-Partner,die Vollversion des Programms belie-big viele.Voraussetzung ist ein Windows-XP-oder -Vista-Computer sowie das In-ternet-Telefonie-Programm Skype,dessen Netz Cucku bei der Daten-sicherung verwendet. Die Daten wer-den dabei komprimiert und verschlüs-selt versendet, so dass nur der Eigen-tümer den Inhalt erkennen kann. (hir.)www.wuala.comwww.cucku.com

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Nokia legt sich mit Apple anNeue Online-Läden von Sony Ericsson und Nokia wollen die Dominanz des iTunes-Shops brechen. DieNewcomer sind günstiger. Doch der Kopierschutz der Dateien ist kundenfeindlich. Von Claude Settele

Die digitale Revolution hat die Musik-industrie zum Umdenken gezwungen.Der Umsatz mit physischen Tonträ-gern ist auch 2008 weiter zurückgegan-gen, in der Schweiz um fast 7 Prozent,sagt Ivo Sacchi, Chef von UniversalMusic Schweiz und Präsident desBranchenverbandes IFPI Schweiz. Sac-chi hat aber auch eine positive Bot-schaft zu vermelden: Im vergangenenJahr stieg der Umsatz mit online ver-kaufter Musik und erreicht erstmalsüber 10 Prozent aller Verkäufe, 2009könnten es gar 15 Prozent werden.

In den USA ist der Trend bereitsweiter fortgeschritten. 39 Prozent ihresUmsatzes machen die Plattenfirmendort inzwischen im Internet. NeueServices wie Musicload, Amazon MP3oder die Newcomer Sony Ericsson undNokia werden das Geschäft mit demlegalen Musik-Download weiter an-kurbeln und mit dem Angriff auf denMarktführer iTunes das Geschäft bele-ben. Das Umsatzpotenzial ist riesig, daimmer mehr Handymodelle ausgereif-te MP3-Player-Funktionen bieten.

Verlockend klingt das Angebot desEnde Juni von Nokia lancierten Online-Dienstes «Comes with Music». BeimKauf eines der neuen Nokia-Handysder Linie XpressMusic stehen demKunden während eines Jahres fünf Mil-lionen Songs zum unlimitierten Down-load zur Verfügung – und dies ohnezusätzliche Kosten. Alle heruntergela-denen Songs kann man nach einemJahr behalten und weiter auf dem dafürregistrierten Nokia-Handy oder einemPC nutzen. Für weitere Songs aller-dings muss man ein Abo lösen oder sieeinzeln im Online-Shop bezahlen.

Musik-MillionärWer sich Zeit nimmt, kann in einemJahr theoretisch zum Musik-Millionärwerden – nicht nur bezüglich der Song-titel, auch im Gegenwert in Franken.In der Praxis dürfte das Unterfangenjedoch ein Rennen gegen die Zeit wer-den, denn der Download-Manager fürden PC ist alles andere als komforta-bel: Klickt man eine Reihe von Albenzum Download an, nimmt die Softwareden Download-Prozess nach einemUnterbruch – zum Beispiel wegenÜberlastung des Servers – nicht auto-matisch auf. Viele Songs muss man da-her mehrmals anklicken, bis man sieauf der Festplatte hat.

Gravierender ist ein anderes Ärger-nis. Die Songs sind mit Microsofts

Kopierschutz WMA DRM versehen,der ihre Nutzung markant einschränkt(siehe Kasten).

Dass das Angebot einen Pferdefusshat, ist zwar nicht erstaunlich. Immer-hin kostet der Download von Tausen-den von Songs ohne Kopierschutz inanderen Shops ein kleines Vermögen.Doch DRM liegt heute eigentlich querin der Landschaft. Der von der Musik-industrie lange verteidigte Schutz hatsich nie bewährt und einzig die bezah-lenden Musikfans verärgert, währendder illegale Download damit in keinerWeise eingeschränkt wurde. BeimBrennen von CDs, beim Transfer einergekauften Musikbibliothek von einemalten Rechner auf einen neuen undebenso bei der Neuanschaffung einesHandys oder MP3-Players ist der Kon-sument Sklave des DRM-Systems mitdiversen Einschränkungen.

Wertlose DateienSchliesst ein Online-Shop beispiels-weise seine virtuellen Tore, gibt es kei-ne Möglichkeit mehr, neue Computeroder Handys für die Wiedergabe derMusik zu registrieren. Die digitale Mu-siksammlung wird damit wertlos. Er-lebt haben dies in der Vergangenheitschon Kunden von grossen Anbieternwie Wal-Mart (2008), Microsofts MSNMusic (2008) oder Sonys ConnectNow(2007). Wollten die Kunden die Nut-zung ihrer Musikbibliothek auch fürdie Zukunft sichern, mussten sie sichleere CDs kaufen und die Songs manu-ell brennen.

Marktführer Apple hat DRM imiTunes-Shop dieses Jahr ganz abge-schafft, ebenso Wal-Mart und Amazon,mehrheitlich auch Musicload oderhierzulande Ex Libris.

Doch nicht nur Nokia setzt immernoch auf DRM. Auch die Konkurrenzvon Sony Ericsson, die bereits im Märzeinen vergleichbaren Service namensPlayNow Plus in der Schweiz lancierthat. Die kostenlose Phase der Flatratedauert bei Sony Ericsson nur ein hal-bes Jahr, und nur eine beschränkte An-zahl Songs bleiben danach im Besitzdes Handybenutzers, der ein Kundevon Swisscom sein muss. Mit Orangeund Sunrise arbeitet Sony Ericssonvorläufig nicht zusammen. Das an-schliessende Monats-Abo mit unbe-grenztem Download-Volumen kostetrund 18 Franken, wobei allerdings nur10 Titel ohne zeitliches Limit genutztwerden können.

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iTunes und seine Herausforderer

Apple bietet die grösste Auswahl

� iTunes: Der Shop von Apple hat 12 Mil-lionen Titel im Angebot. Im Durchschnittkostet ein Song 1 Franken 50, ein Album15 Franken. Die Titel werden im Audio-Format AAC in hoher Qualität (256 kbit/s)angeboten.Vorteile: Das grösste Musikangebot, keinKopierschutz.Nachteile: Kein direkter Download aufmobile Geräte, die Synchronisation ab PCist nur mit iPhones und iPods des Herstel-lers möglich.� Nokia Comes with Music: Ein Jahr langkönnen beliebig viele Songs herunter-geladen werden.Vorteile: Viel Musik zum Nulltarif, direkterDownload aufs Handy möglich, automa-

tischer Abgleich zwischen Handy und PC.Nachteile: Der DRM-Kopierschutz er-laubt kein Kopieren oder Brennen vonSongs. Wer sein Handy oder den PCwechseln will, kann alle drei Monateseine Musikdatenbank exklusiv miteinem anderen Gerät verbinden, dochnur drei Jahre lang.� Play Now Plus: Im Kaufpreis des Han-dys sind 6 Monate unbegrenzte Down-loads inbegriffen.Vorteile: Songs werden direkt auf den PCund das Handy geladen, die Musikbiblio-thek muss nicht synchronisiert werden.Nachteile: Der Dienst ist nur für Swiss-com-Kunden erhältlich, es steht erst einHandy-Modell zur Verfügung. (set.)

Statt iPod: Handys sind längst auch zu MP3-Playern geworden.

Google AppsDas Beta-Label schien bisher zu Goo-gle-Angeboten zu gehören wie derEiffelturm zu Paris und Hannelore zuHeino: Fast alle neuen Angebote lan-ciert der Suchmaschinenbetreiber ineiner vorläufigen Beta-Version. Jetzthat Google aber immerhin die Pro-grammsammlung Google Apps beför-dert, berichtet Heise.de. Google Appsist eine Sammlung von Office-Pro-grammen, die über das Internet alssogenannte Web-Applikationen zu-gänglich sind. Für Privatanwender istGoogle Apps kostenlos, die «Profes-sional Edition» kostet 40 Euro proJahr und Nutzerkonto. Weltweit sollensich 1,75 Millionen Unternehmen fürGoogle Apps entschieden haben. (hir.)

Cyber-AttackenSüdkorea war diese Woche wiederholtdas Ziel von Hackerangriffen. Ziel-

scheibe waren unter anderem diegrösste Bank, eine grosse Tageszei-tung und der südkoreanische Geheim-dienst, berichtet BBC online. Auch inden USA wurden seit dem National-feiertag am 4. Juli Angriffe aus demWeb registriert, unter anderem aufdas Weisse Haus und das Pentagon.Die Identität der Täter ist nichtbekannt. In Südkorea vermutet manjedoch Nordkorea als Drahtzieherhinter den Attacken. Beweise dafürfehlen aber. (hir.)

WachstumsmotorImmer mehr Unternehmen lagern ihreComputerinfrastruktur aus. Statt inneue Rechner zu investieren, mietensie Rechenleistung nur bei Bedarfüber das Internet. Dieses sogenannteCloud-Computing werde zu einemjährlichen Wachstum des Brutto-inlandprodukts von 0,2 Prozent füh-ren, sagte die EU-Kommissarin fürInformationsgesellschaft und Medien,Viviane Reding. Die webzentrierteTechnik könnte Millionen Arbeits-plätze schaffen und die Gründung vonHunderttausenden KMU ermöglichen.Zudem liesse sich die von Computernbenötigte Energie um 80 Prozent sen-ken. Reding warnte allerdings davor,dass Europa weiter hinter die USAzurückfallen könnte, die den Cloud-Computing-Markt derzeit fast voll-ständig dominieren. (hir.)

Chrome OSBereits Mitte der Woche hat Googlebekanntgegeben, ein eigenes Betriebs-

system unter dem Namen Chrome OSzu entwickeln. Inzwischen hat derSuchmaschinenbetreiber auch ersteHardware-Hersteller genannt, die sichan der Entwicklung beteiligen. Dazuzählen unter anderem Acer, Asus,Hewlett-Packard, Lenovo und Toshiba.Das neue Betriebssystem ist in ersterLinie für den Einsatz auf kleinenNetbook-Computern gedacht, derenVerkaufszahlen derzeit in die Höheschnellen. Laut BBC online schätzenAnalysten der Gartner Group, dassdieses Jahr 80 Prozent mehr Netbooksverkauft werden als im Vorjahr. Dieersten Netbooks mit dem Chrome OSsollen Ende 2010 auf den Markt kom-men. Bis dahin wird auch Microsoftmit einem neuen Produkt, dem Be-triebssystem Windows 7, um Kundenbuhlen. Auf den Boom der Netbookswar der grösste Software-Herstellerder Welt nicht vorbereitet. Sein aktu-elles Betriebssystem Vista erwies sichals zu schwerfällig für die kleinentragbaren Computer. Microsoft muss-te daher das ältere Windows XP wei-ter am Leben erhalten. (hir.)

EU-Kommissarin Viviane Reding.

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