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REUTERS Musiker Jack Johnson mit Apple-Chef Steve Jobs. (San Francisco, 9. 9. 2008). BLICKWINKEL EPA NZZ am Sonntag 12. Juli 2009 Computer&Technik 55 Notebook ................................................................................................................................................................................................................................................................... Tipp der Woche .......................................................................................................................................................................... Backup bei Freunden Dass man den Inhalt einer Festplatte am besten regelmässig auf einer zweiten Platte sichert, hat sich her- umgesprochen. Die wenigsten Nutzer befolgen jedoch diesen Rat, obwohl fast jeder ein Schauermärchen von verlorenen Bildersammlungen und anderem zu erzählen weiss. Neben einer zweiten Festplatte gibt es seit einiger Zeit auch die Möglichkeit, die eigenen Daten bei einem speziali- sierten Internetdienst wie Wuala.com abzulegen. Das funktioniert in der Regel problemlos. Allerdings ist das Datenvolumen der Gratisangebote zumeist beschränkt. Zudem will nicht jeder seine persönlichen Dokumente einem unbekannten Unternehmen anvertrauen. Eine kostenlose Alternative bietet Cucku.com. Die zu sichernden Daten überträgt das Programm nicht auf einen anonymen Server, sondern auf den PC eines Bekannten, der das gleiche Programm benutzt und sich zur Zusammenarbeit bereit erklärt. Das Datenvolumen wird dabei nur durch die Grösse der beiden Fest- platten limitiert. Die kostenlose Ver- sion erlaubt einen Backup-Partner, die Vollversion des Programms belie- big viele. Voraussetzung ist ein Windows-XP- oder -Vista-Computer sowie das In- ternet-Telefonie-Programm Skype, dessen Netz Cucku bei der Daten- sicherung verwendet. Die Daten wer- den dabei komprimiert und verschlüs- selt versendet, so dass nur der Eigen- tümer den Inhalt erkennen kann. (hir.) www.wuala.com www.cucku.com Nokia legt sich mit Apple an Neue Online-Läden von Sony Ericsson und Nokia wollen die Dominanz des iTunes-Shops brechen. Die Newcomer sind günstiger. Doch der Kopierschutz der Dateien ist kundenfeindlich. Von Claude Settele Die digitale Revolution hat die Musik- industrie zum Umdenken gezwungen. Der Umsatz mit physischen Tonträ- gern ist auch 2008 weiter zurückgegan- gen, in der Schweiz um fast 7 Prozent, sagt Ivo Sacchi, Chef von Universal Music Schweiz und Präsident des Branchenverbandes IFPI Schweiz. Sac- chi hat aber auch eine positive Bot- schaft zu vermelden: Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz mit online ver- kaufter Musik und erreicht erstmals über 10 Prozent aller Verkäufe, 2009 könnten es gar 15 Prozent werden. In den USA ist der Trend bereits weiter fortgeschritten. 39 Prozent ihres Umsatzes machen die Plattenfirmen dort inzwischen im Internet. Neue Services wie Musicload, Amazon MP3 oder die Newcomer Sony Ericsson und Nokia werden das Geschäft mit dem legalen Musik-Download weiter an- kurbeln und mit dem Angriff auf den Marktführer iTunes das Geschäft bele- ben. Das Umsatzpotenzial ist riesig, da immer mehr Handymodelle ausgereif- te MP3-Player-Funktionen bieten. Verlockend klingt das Angebot des Ende Juni von Nokia lancierten Online- Dienstes «Comes with Music». Beim Kauf eines der neuen Nokia-Handys der Linie XpressMusic stehen dem Kunden während eines Jahres fünf Mil- lionen Songs zum unlimitierten Down- load zur Verfügung – und dies ohne zusätzliche Kosten. Alle heruntergela- denen Songs kann man nach einem Jahr behalten und weiter auf dem dafür registrierten Nokia-Handy oder einem PC nutzen. Für weitere Songs aller- dings muss man ein Abo lösen oder sie einzeln im Online-Shop bezahlen. Musik-Millionär Wer sich Zeit nimmt, kann in einem Jahr theoretisch zum Musik-Millionär werden – nicht nur bezüglich der Song- titel, auch im Gegenwert in Franken. In der Praxis dürfte das Unterfangen jedoch ein Rennen gegen die Zeit wer- den, denn der Download-Manager für den PC ist alles andere als komforta- bel: Klickt man eine Reihe von Alben zum Download an, nimmt die Software den Download-Prozess nach einem Unterbruch zum Beispiel wegen Überlastung des Servers – nicht auto- matisch auf. Viele Songs muss man da- her mehrmals anklicken, bis man sie auf der Festplatte hat. Gravierender ist ein anderes Ärger- nis. Die Songs sind mit Microsofts Kopierschutz WMA DRM versehen, der ihre Nutzung markant einschränkt (siehe Kasten). Dass das Angebot einen Pferdefuss hat, ist zwar nicht erstaunlich. Immer- hin kostet der Download von Tausen- den von Songs ohne Kopierschutz in anderen Shops ein kleines Vermögen. Doch DRM liegt heute eigentlich quer in der Landschaft. Der von der Musik- industrie lange verteidigte Schutz hat sich nie bewährt und einzig die bezah- lenden Musikfans verärgert, während der illegale Download damit in keiner Weise eingeschränkt wurde. Beim Brennen von CDs, beim Transfer einer gekauften Musikbibliothek von einem alten Rechner auf einen neuen und ebenso bei der Neuanschaffung eines Handys oder MP3-Players ist der Kon- sument Sklave des DRM-Systems mit diversen Einschränkungen. Wertlose Dateien Schliesst ein Online-Shop beispiels- weise seine virtuellen Tore, gibt es kei- ne Möglichkeit mehr, neue Computer oder Handys für die Wiedergabe der Musik zu registrieren. Die digitale Mu- siksammlung wird damit wertlos. Er- lebt haben dies in der Vergangenheit schon Kunden von grossen Anbietern wie Wal-Mart (2008), Microsofts MSN Music (2008) oder Sonys ConnectNow (2007). Wollten die Kunden die Nut- zung ihrer Musikbibliothek auch für die Zukunft sichern, mussten sie sich leere CDs kaufen und die Songs manu- ell brennen. Marktführer Apple hat DRM im iTunes-Shop dieses Jahr ganz abge- schafft, ebenso Wal-Mart und Amazon, mehrheitlich auch Musicload oder hierzulande Ex Libris. Doch nicht nur Nokia setzt immer noch auf DRM. Auch die Konkurrenz von Sony Ericsson, die bereits im März einen vergleichbaren Service namens PlayNow Plus in der Schweiz lanciert hat. Die kostenlose Phase der Flatrate dauert bei Sony Ericsson nur ein hal- bes Jahr, und nur eine beschränkte An- zahl Songs bleiben danach im Besitz des Handybenutzers, der ein Kunde von Swisscom sein muss. Mit Orange und Sunrise arbeitet Sony Ericsson vorläufig nicht zusammen. Das an- schliessende Monats-Abo mit unbe- grenztem Download-Volumen kostet rund 18 Franken, wobei allerdings nur 10 Titel ohne zeitliches Limit genutzt werden können. iTunes und seine Herausforderer Apple bietet die grösste Auswahl iTunes: Der Shop von Apple hat 12 Mil- lionen Titel im Angebot. Im Durchschnitt kostet ein Song 1 Franken 50, ein Album 15 Franken. Die Titel werden im Audio- Format AAC in hoher Qualität (256 kbit/s) angeboten. Vorteile: Das grösste Musikangebot, kein Kopierschutz. Nachteile: Kein direkter Download auf mobile Geräte, die Synchronisation ab PC ist nur mit iPhones und iPods des Herstel- lers möglich. Nokia Comes with Music: Ein Jahr lang können beliebig viele Songs herunter- geladen werden. Vorteile: Viel Musik zum Nulltarif, direkter Download aufs Handy möglich, automa- tischer Abgleich zwischen Handy und PC. Nachteile: Der DRM-Kopierschutz er- laubt kein Kopieren oder Brennen von Songs. Wer sein Handy oder den PC wechseln will, kann alle drei Monate seine Musikdatenbank exklusiv mit einem anderen Gerät verbinden, doch nur drei Jahre lang. Play Now Plus: Im Kaufpreis des Han- dys sind 6 Monate unbegrenzte Down- loads inbegriffen. Vorteile: Songs werden direkt auf den PC und das Handy geladen, die Musikbiblio- thek muss nicht synchronisiert werden. Nachteile: Der Dienst ist nur für Swiss- com-Kunden erhältlich, es steht erst ein Handy-Modell zur Verfügung. (set.) Statt iPod: Handys sind längst auch zu MP3-Playern geworden. Google Apps Das Beta-Label schien bisher zu Goo- gle-Angeboten zu gehören wie der Eiffelturm zu Paris und Hannelore zu Heino: Fast alle neuen Angebote lan- ciert der Suchmaschinenbetreiber in einer vorläufigen Beta-Version. Jetzt hat Google aber immerhin die Pro- grammsammlung Google Apps beför- dert, berichtet Heise.de. Google Apps ist eine Sammlung von Office-Pro- grammen, die über das Internet als sogenannte Web-Applikationen zu- gänglich sind. Für Privatanwender ist Google Apps kostenlos, die «Profes- sional Edition» kostet 40 Euro pro Jahr und Nutzerkonto. Weltweit sollen sich 1,75 Millionen Unternehmen für Google Apps entschieden haben. (hir.) Cyber-Attacken Südkorea war diese Woche wiederholt das Ziel von Hackerangriffen. Ziel- scheibe waren unter anderem die grösste Bank, eine grosse Tageszei- tung und der südkoreanische Geheim- dienst, berichtet BBC online. Auch in den USA wurden seit dem National- feiertag am 4. Juli Angriffe aus dem Web registriert, unter anderem auf das Weisse Haus und das Pentagon. Die Identität der Täter ist nicht bekannt. In Südkorea vermutet man jedoch Nordkorea als Drahtzieher hinter den Attacken. Beweise dafür fehlen aber. (hir.) Wachstumsmotor Immer mehr Unternehmen lagern ihre Computerinfrastruktur aus. Statt in neue Rechner zu investieren, mieten sie Rechenleistung nur bei Bedarf über das Internet. Dieses sogenannte Cloud-Computing werde zu einem jährlichen Wachstum des Brutto- inlandprodukts von 0,2 Prozent füh- ren, sagte die EU-Kommissarin für Informationsgesellschaft und Medien, Viviane Reding. Die webzentrierte Technik könnte Millionen Arbeits- plätze schaffen und die Gründung von Hunderttausenden KMU ermöglichen. Zudem liesse sich die von Computern benötigte Energie um 80 Prozent sen- ken. Reding warnte allerdings davor, dass Europa weiter hinter die USA zurückfallen könnte, die den Cloud- Computing-Markt derzeit fast voll- ständig dominieren. (hir.) Chrome OS Bereits Mitte der Woche hat Google bekanntgegeben, ein eigenes Betriebs- system unter dem Namen Chrome OS zu entwickeln. Inzwischen hat der Suchmaschinenbetreiber auch erste Hardware-Hersteller genannt, die sich an der Entwicklung beteiligen. Dazu zählen unter anderem Acer, Asus, Hewlett-Packard, Lenovo und Toshiba. Das neue Betriebssystem ist in erster Linie für den Einsatz auf kleinen Netbook-Computern gedacht, deren Verkaufszahlen derzeit in die Höhe schnellen. Laut BBC online schätzen Analysten der Gartner Group, dass dieses Jahr 80 Prozent mehr Netbooks verkauft werden als im Vorjahr. Die ersten Netbooks mit dem Chrome OS sollen Ende 2010 auf den Markt kom- men. Bis dahin wird auch Microsoft mit einem neuen Produkt, dem Be- triebssystem Windows 7, um Kunden buhlen. Auf den Boom der Netbooks war der grösste Software-Hersteller der Welt nicht vorbereitet. Sein aktu- elles Betriebssystem Vista erwies sich als zu schwerfällig für die kleinen tragbaren Computer. Microsoft muss- te daher das ältere Windows XP wei- ter am Leben erhalten. (hir.) EU-Kommissarin Viviane Reding.

Nokia legt sich mit Apple an

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Nokia ties with it's new online music shop to grab some market share from Apple - thoug with an other business plan

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Page 1: Nokia legt sich mit Apple an

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Musiker Jack Johnson mit Apple-ChefSteve Jobs. (San Francisco, 9. 9. 2008).

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NZZ am Sonntag � 12. Juli 2009 Computer&Technik 55

Notebook.......... . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. .

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TippderWoche.......... . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . .. . . ..

Backup bei Freunden

Dass man den Inhalt einer Festplatteam besten regelmässig auf einerzweiten Platte sichert, hat sich her-umgesprochen. Die wenigsten Nutzerbefolgen jedoch diesen Rat, obwohlfast jeder ein Schauermärchen vonverlorenen Bildersammlungen undanderem zu erzählen weiss. Nebeneiner zweiten Festplatte gibt es seiteiniger Zeit auch die Möglichkeit, dieeigenen Daten bei einem speziali-sierten Internetdienst wie Wuala.comabzulegen. Das funktioniert in derRegel problemlos. Allerdings ist dasDatenvolumen der Gratisangebotezumeist beschränkt. Zudem will nichtjeder seine persönlichen Dokumenteeinem unbekannten Unternehmenanvertrauen.Eine kostenlose Alternative bietetCucku.com. Die zu sichernden Daten

überträgt das Programm nicht aufeinen anonymen Server, sondern aufden PC eines Bekannten, der dasgleiche Programm benutzt und sichzur Zusammenarbeit bereit erklärt.Das Datenvolumen wird dabei nurdurch die Grösse der beiden Fest-platten limitiert. Die kostenlose Ver-sion erlaubt einen Backup-Partner,die Vollversion des Programms belie-big viele.Voraussetzung ist ein Windows-XP-oder -Vista-Computer sowie das In-ternet-Telefonie-Programm Skype,dessen Netz Cucku bei der Daten-sicherung verwendet. Die Daten wer-den dabei komprimiert und verschlüs-selt versendet, so dass nur der Eigen-tümer den Inhalt erkennen kann. (hir.)www.wuala.comwww.cucku.com

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Nokia legt sich mit Apple anNeue Online-Läden von Sony Ericsson und Nokia wollen die Dominanz des iTunes-Shops brechen. DieNewcomer sind günstiger. Doch der Kopierschutz der Dateien ist kundenfeindlich. Von Claude Settele

Die digitale Revolution hat die Musik-industrie zum Umdenken gezwungen.Der Umsatz mit physischen Tonträ-gern ist auch 2008 weiter zurückgegan-gen, in der Schweiz um fast 7 Prozent,sagt Ivo Sacchi, Chef von UniversalMusic Schweiz und Präsident desBranchenverbandes IFPI Schweiz. Sac-chi hat aber auch eine positive Bot-schaft zu vermelden: Im vergangenenJahr stieg der Umsatz mit online ver-kaufter Musik und erreicht erstmalsüber 10 Prozent aller Verkäufe, 2009könnten es gar 15 Prozent werden.

In den USA ist der Trend bereitsweiter fortgeschritten. 39 Prozent ihresUmsatzes machen die Plattenfirmendort inzwischen im Internet. NeueServices wie Musicload, Amazon MP3oder die Newcomer Sony Ericsson undNokia werden das Geschäft mit demlegalen Musik-Download weiter an-kurbeln und mit dem Angriff auf denMarktführer iTunes das Geschäft bele-ben. Das Umsatzpotenzial ist riesig, daimmer mehr Handymodelle ausgereif-te MP3-Player-Funktionen bieten.

Verlockend klingt das Angebot desEnde Juni von Nokia lancierten Online-Dienstes «Comes with Music». BeimKauf eines der neuen Nokia-Handysder Linie XpressMusic stehen demKunden während eines Jahres fünf Mil-lionen Songs zum unlimitierten Down-load zur Verfügung – und dies ohnezusätzliche Kosten. Alle heruntergela-denen Songs kann man nach einemJahr behalten und weiter auf dem dafürregistrierten Nokia-Handy oder einemPC nutzen. Für weitere Songs aller-dings muss man ein Abo lösen oder sieeinzeln im Online-Shop bezahlen.

Musik-MillionärWer sich Zeit nimmt, kann in einemJahr theoretisch zum Musik-Millionärwerden – nicht nur bezüglich der Song-titel, auch im Gegenwert in Franken.In der Praxis dürfte das Unterfangenjedoch ein Rennen gegen die Zeit wer-den, denn der Download-Manager fürden PC ist alles andere als komforta-bel: Klickt man eine Reihe von Albenzum Download an, nimmt die Softwareden Download-Prozess nach einemUnterbruch – zum Beispiel wegenÜberlastung des Servers – nicht auto-matisch auf. Viele Songs muss man da-her mehrmals anklicken, bis man sieauf der Festplatte hat.

Gravierender ist ein anderes Ärger-nis. Die Songs sind mit Microsofts

Kopierschutz WMA DRM versehen,der ihre Nutzung markant einschränkt(siehe Kasten).

Dass das Angebot einen Pferdefusshat, ist zwar nicht erstaunlich. Immer-hin kostet der Download von Tausen-den von Songs ohne Kopierschutz inanderen Shops ein kleines Vermögen.Doch DRM liegt heute eigentlich querin der Landschaft. Der von der Musik-industrie lange verteidigte Schutz hatsich nie bewährt und einzig die bezah-lenden Musikfans verärgert, währendder illegale Download damit in keinerWeise eingeschränkt wurde. BeimBrennen von CDs, beim Transfer einergekauften Musikbibliothek von einemalten Rechner auf einen neuen undebenso bei der Neuanschaffung einesHandys oder MP3-Players ist der Kon-sument Sklave des DRM-Systems mitdiversen Einschränkungen.

Wertlose DateienSchliesst ein Online-Shop beispiels-weise seine virtuellen Tore, gibt es kei-ne Möglichkeit mehr, neue Computeroder Handys für die Wiedergabe derMusik zu registrieren. Die digitale Mu-siksammlung wird damit wertlos. Er-lebt haben dies in der Vergangenheitschon Kunden von grossen Anbieternwie Wal-Mart (2008), Microsofts MSNMusic (2008) oder Sonys ConnectNow(2007). Wollten die Kunden die Nut-zung ihrer Musikbibliothek auch fürdie Zukunft sichern, mussten sie sichleere CDs kaufen und die Songs manu-ell brennen.

Marktführer Apple hat DRM imiTunes-Shop dieses Jahr ganz abge-schafft, ebenso Wal-Mart und Amazon,mehrheitlich auch Musicload oderhierzulande Ex Libris.

Doch nicht nur Nokia setzt immernoch auf DRM. Auch die Konkurrenzvon Sony Ericsson, die bereits im Märzeinen vergleichbaren Service namensPlayNow Plus in der Schweiz lancierthat. Die kostenlose Phase der Flatratedauert bei Sony Ericsson nur ein hal-bes Jahr, und nur eine beschränkte An-zahl Songs bleiben danach im Besitzdes Handybenutzers, der ein Kundevon Swisscom sein muss. Mit Orangeund Sunrise arbeitet Sony Ericssonvorläufig nicht zusammen. Das an-schliessende Monats-Abo mit unbe-grenztem Download-Volumen kostetrund 18 Franken, wobei allerdings nur10 Titel ohne zeitliches Limit genutztwerden können.

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iTunes und seine Herausforderer

Apple bietet die grösste Auswahl

� iTunes: Der Shop von Apple hat 12 Mil-lionen Titel im Angebot. Im Durchschnittkostet ein Song 1 Franken 50, ein Album15 Franken. Die Titel werden im Audio-Format AAC in hoher Qualität (256 kbit/s)angeboten.Vorteile: Das grösste Musikangebot, keinKopierschutz.Nachteile: Kein direkter Download aufmobile Geräte, die Synchronisation ab PCist nur mit iPhones und iPods des Herstel-lers möglich.� Nokia Comes with Music: Ein Jahr langkönnen beliebig viele Songs herunter-geladen werden.Vorteile: Viel Musik zum Nulltarif, direkterDownload aufs Handy möglich, automa-

tischer Abgleich zwischen Handy und PC.Nachteile: Der DRM-Kopierschutz er-laubt kein Kopieren oder Brennen vonSongs. Wer sein Handy oder den PCwechseln will, kann alle drei Monateseine Musikdatenbank exklusiv miteinem anderen Gerät verbinden, dochnur drei Jahre lang.� Play Now Plus: Im Kaufpreis des Han-dys sind 6 Monate unbegrenzte Down-loads inbegriffen.Vorteile: Songs werden direkt auf den PCund das Handy geladen, die Musikbiblio-thek muss nicht synchronisiert werden.Nachteile: Der Dienst ist nur für Swiss-com-Kunden erhältlich, es steht erst einHandy-Modell zur Verfügung. (set.)

Statt iPod: Handys sind längst auch zu MP3-Playern geworden.

Google AppsDas Beta-Label schien bisher zu Goo-gle-Angeboten zu gehören wie derEiffelturm zu Paris und Hannelore zuHeino: Fast alle neuen Angebote lan-ciert der Suchmaschinenbetreiber ineiner vorläufigen Beta-Version. Jetzthat Google aber immerhin die Pro-grammsammlung Google Apps beför-dert, berichtet Heise.de. Google Appsist eine Sammlung von Office-Pro-grammen, die über das Internet alssogenannte Web-Applikationen zu-gänglich sind. Für Privatanwender istGoogle Apps kostenlos, die «Profes-sional Edition» kostet 40 Euro proJahr und Nutzerkonto. Weltweit sollensich 1,75 Millionen Unternehmen fürGoogle Apps entschieden haben. (hir.)

Cyber-AttackenSüdkorea war diese Woche wiederholtdas Ziel von Hackerangriffen. Ziel-

scheibe waren unter anderem diegrösste Bank, eine grosse Tageszei-tung und der südkoreanische Geheim-dienst, berichtet BBC online. Auch inden USA wurden seit dem National-feiertag am 4. Juli Angriffe aus demWeb registriert, unter anderem aufdas Weisse Haus und das Pentagon.Die Identität der Täter ist nichtbekannt. In Südkorea vermutet manjedoch Nordkorea als Drahtzieherhinter den Attacken. Beweise dafürfehlen aber. (hir.)

WachstumsmotorImmer mehr Unternehmen lagern ihreComputerinfrastruktur aus. Statt inneue Rechner zu investieren, mietensie Rechenleistung nur bei Bedarfüber das Internet. Dieses sogenannteCloud-Computing werde zu einemjährlichen Wachstum des Brutto-inlandprodukts von 0,2 Prozent füh-ren, sagte die EU-Kommissarin fürInformationsgesellschaft und Medien,Viviane Reding. Die webzentrierteTechnik könnte Millionen Arbeits-plätze schaffen und die Gründung vonHunderttausenden KMU ermöglichen.Zudem liesse sich die von Computernbenötigte Energie um 80 Prozent sen-ken. Reding warnte allerdings davor,dass Europa weiter hinter die USAzurückfallen könnte, die den Cloud-Computing-Markt derzeit fast voll-ständig dominieren. (hir.)

Chrome OSBereits Mitte der Woche hat Googlebekanntgegeben, ein eigenes Betriebs-

system unter dem Namen Chrome OSzu entwickeln. Inzwischen hat derSuchmaschinenbetreiber auch ersteHardware-Hersteller genannt, die sichan der Entwicklung beteiligen. Dazuzählen unter anderem Acer, Asus,Hewlett-Packard, Lenovo und Toshiba.Das neue Betriebssystem ist in ersterLinie für den Einsatz auf kleinenNetbook-Computern gedacht, derenVerkaufszahlen derzeit in die Höheschnellen. Laut BBC online schätzenAnalysten der Gartner Group, dassdieses Jahr 80 Prozent mehr Netbooksverkauft werden als im Vorjahr. Dieersten Netbooks mit dem Chrome OSsollen Ende 2010 auf den Markt kom-men. Bis dahin wird auch Microsoftmit einem neuen Produkt, dem Be-triebssystem Windows 7, um Kundenbuhlen. Auf den Boom der Netbookswar der grösste Software-Herstellerder Welt nicht vorbereitet. Sein aktu-elles Betriebssystem Vista erwies sichals zu schwerfällig für die kleinentragbaren Computer. Microsoft muss-te daher das ältere Windows XP wei-ter am Leben erhalten. (hir.)

EU-Kommissarin Viviane Reding.