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Vorwor tijab
Mit neuen technischen Entwicklungen
im Bereich der Informations- und Kom-
munikationstechnologie wurde ein weit-
gehender gesellschaftlicher Wandel
eingeleitet, von dem vor allem diejeni-
gen profitieren, die die Fähigkeit besit-
zen, mit neuen Medien umzugehen und
sie für sich zu nutzen. Eine wichtige ge-
sellschafts- und bildungspolitische Auf-
gabe liegt daher in der Stärkung der
Medienkompetenz junger Menschen,
ummöglichst allen die vielfältigen Chan-
cen und Möglichkeiten neuer Medien
frühzeitig zu eröffnen. Dabei geht es
aber nicht allein um die technische
Handhabung der neuen Medien. Viel-
mehr müssen Jugendliche befähigt wer-
den, eigenverantwortlich mit Medien
umzugehen, sich kritischmit den Inhalten
auseinanderzusetzen und durch kompe-
tentes Handeln Möglichkeiten der akti-
ven Beteiligung zu erlernen.
Das Projekt Jugend online mit dem Ju-
gendportal www.netzcheckers.de stellt
hier ein erfolgreiches Beispiel von Me-
dienkompetenzvermittlung dar. Es wer-
den neue Entwicklungen im Internet
aufgegriffen, gebündelt und speziell für
junge Menschen verfügbar gemacht.
So lernen Jugendliche in einem ge-
schützten Raum die vielfältigen Mög-
lichkeiten neuer Medien kennen und
können diese kreativ erproben. In die-
sem Zusammenhang spielt das Me-
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dium Podcast eine wichtige Rolle, weil
es Jugendlichen ermöglicht, selbst aktiv
zu werden, eigene Medieninhalte zu
produzieren und anderen über das In-
ternet zugänglich zu machen.
Spätestens seit Bundeskanzlerin Angela
Merkel ihren eigenen Video-Podcast
startete, sind Podcasts in aller Munde
und finden breite öffentliche Beachtung.
Aber sie sind vor allem auch ein stark
in der Entwicklung begriffenes Jugend-
medium: Jugendliche können Podcasts
kostenfrei im Internet abonnieren und
direkt am Rechner anhören oder auf
ihren MP3-Spieler übertragen. An-
schließend können sie sie überall und zu
jeder Zeit hören, beispielsweise im Bus,
in der Bahn oder beim Sport. Laut der
aktuellen Studie „JIM 2006" (Jugend,
Information, (Multi-) Media) verfügen
92 Prozent der 12- bis 19-Jährigen
über ein Handy und 79 Prozent über
einen MP3-Spieler. Mit Podcasts kön-
nen sich die Jugendlichen ihre eigenen
Inhalte für diese Abspielgeräte zusam-
menstellen und kostenfrei abonnieren.
Aber nicht nur das ist möglich. Mit ein-
facher technischer Grundausstattung
können Jugendliche leicht selbst zum
Produzenten von Podcasts werden und
ihr eigenes „Instant-Radio“ herstellen.
Sie können Themen, die sie beschäfti-
gen, einer breiten Öffentlichkeit kom-
munizieren, andere Jugendliche in-
formieren und unterhalten. PC, Head-
set und Internetzugang genügen, um
sich aktiv an der Meinungsbildung zu
beteiligen. Mit dieser Broschüre soll es
gelingen, jungen Menschen eine Anlei-
tung zu geben, eigene Podcast-Projekte
durchzuführen. Gleichzeitig wird eine
praktische Hilfestellung für Multiplika-
torinnen und Multiplikatoren eröffnet,
das neue Medium als effektives Instru-
ment in der Jugendbildungsarbeit ein-
zusetzen und ein zeitgemäßes medien-
pädagogisches Angebot zu präsentieren.
Ich wünsche viel Spaß und ein gutes Ge-
lingen und bin gespannt auf die vielen
neuen Podcasts.
Marie-Luise Dreber
Direktorin des Internationalen Jugend-
austausch- und Besucherdienstes der
Bundesrepublik Deutschland (IJAB) e.V.
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boten wird. Die viel beschworene Inter-
aktivität? Fehlanzeige.
Aber es gibt ein neues Zauberwort:
Web 2.0! Damit soll alles anders wer-
den. Wer imWeb 2.0 zu Hause ist, der
ist nicht mehr bloßer Konsument, der
ist Gestalter. Der lädt nicht nur herun-
ter, sondern viel öfter auch mal hoch.
Was? Das entscheiden die Web-2.0-
Nutzer selbst. Sie veröffentlichen ihre
eigenen Lieder oder Filme. Oder Lieder
mit Filmen: Videoclips. Sie publizieren
ihre eigenen Ideen undMeinungen über
Politik, Wirtschaft oder die Kneipe um
die Ecke. Und sie gewinnen an Einfluss.
Denn sie werden von niemandem zen-
siert, sie werden von niemandem be-
zahlt, sie werden von niemandem
kontrolliert. Aber sie sind sehr gut un-
tereinander vernetzt. Immer häufiger
Vorwor tpodcas tc lub
Viele behandeln das Internet noch so,
wie sie es mit ihrem Fernseher schon
immer gemacht haben. Sie sitzen pas-
siv vor dem Bildschirm. Sie lassen sich
berieseln. Sie klicken ab und zu auf
einem Gerät herum, das sie nicht „Fern-
bedienung” nennen, sondern „Maus”.
Was dabei herauskommt, heißt dann
eben nicht mehr „zappen”, sondern
„surfen”. Aber was hat sich großartig
geändert? Dort steht immer noch der
Bildschirm, auf dem von irgendwo her
Informationen auftauchen – und hier
sitzt der Konsument, der sich mal über-
raschen lässt, was ihm heute wohl ge-
5
sind sie es, die auf den vorderen Rän-
gen der Ergebnislisten von Suchma-
schinen auftauchen. Sie haben, auch
wenn ihnen selbst bei dem Gedanken
noch etwas mulmig ist, eine gehörige
Menge an Einfluss und Macht.
Podcasts sind eine der vielen neuen
Möglichkeiten, im Internet aktiv zu wer-
den. In dieser Broschüre steht fast
alles, was Du brauchst, um selbst einen
Podcast zu machen. Welche Geräte
sind nötig?Welche Programme eignen
sich zum Aufnehmen, Schneiden und
Veröffentlichen? Was ist beim Spre-
chen und den Inhalten zu beachten?
Auf solche Fragen liefern die folgenden
Seiten die Antworten.
Das Wichtigste fehlt allerdings. Nicht,
dass wir es vergessen hätten. Aber das
aufzuschreiben, was Dein Podcast am
nötigsten braucht, würde nicht nur un-
sere Fähigkeiten, sondern auch unsere
Befugnisse deutlich überschreiten. Ge-
meint ist: Deine eigene Meinung.
Die musst Du Dir, nein, die darfst Du
Dir nämlich selbst bilden.
Viel Spaß dabei!
Georg Schneider
Vorstandsvorsitzender podcastclub –
Deutscher Podcast-Kulturverband e. V.
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Podcast:Was ist das denn?Seite 8
Was brauche ich zumPodcasten?Seite 11
Tipps vonden ProfisSeite 26
Musik imPodcast –was ist er-laubt?
Seite 22
i nha lt sverze ichni s
Vorwort IJAB . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2
Vorwort podcastclub . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Podcast: Was ist das denn? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Wie kann ich Podcasts hören? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10
Was brauche ich zum Podcasten? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11
Mein Studio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12
Software . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
Veröffentlichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16
So einfach wie telefonieren: der schnelle Podcast unterwegs! . . . . . . 18
Vom Blatt lesen oder frei vortragen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
Musik im Podcast – was ist erlaubt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22
Sich mit fremden Federn schmücken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24
Tipps von den Profis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26
Podcastclub – vereint! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30
netzcheckers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31
Impressum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32
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8
Podcas t i ng i s t das Rad io dernächs ten Genera t ion .S teve Jobs,G ründer und Che f von App le
Das i s t na tür lich das Ende desRund funks .Hara ld Schmid t
Podcas t i ng i s t Qua tsch .Maximilian Schönherr,
Deu tschland funk
Podcas t :Was i s t das denn?
Der Sender bin ich!
Schon mal mit der Idee gespielt, eine
Sendung zu moderieren? Hinter dem
Mikrofon zu sitzen und die eigenen
Worte in alle Welt zu verschicken?
Dann ist Podcasten genau das Richtige!
Beim Podcasten kann jeder unabhängig
von den großen Sendeanstalten seine
eigene Radiosendung produzieren –
und auch ganz einfach veröffentlichen.
Die eigene Meinung in Worte fassen,
Kreativität zeigen, mit dem Ergebnis an
die Öffentlichkeit gehen, den Dialog
suchen. All das war noch nie einfacher
als jetzt.
9
Und wird – vor allem in Amerika, immer
mehr aber auch in Deutschland – flei-
ßig genutzt. Wer eine Portion Sen-
dungsbewusstsein, einen Computer
und Lust hat, damit Neues auszupro-
bieren, kann sehr schnell mit seiner ei-
genen Podcast-Show viel Spaß haben.
Das Prinzip vom Podcasten ist schnell
erklärt: Ich sitze an meinem Rechner
und mache eine Tonaufnahme. Die
schicke ich an einen Server im Internet.
Und jeder, der Lust darauf hat, kann
sich meine Aufnahme, das ist der Pod-
cast, von dort kostenlos herunterladen,
abonnieren und anhören. Zu Hause auf
dem Rechner oder unterwegs auf dem
MP3-Spieler. Weil immer mehr Men-
schen Podcasts machen, und die sich
meistens auch dafür interessieren, was
die anderen zu erzählen haben, hat sich
schon eine ansehnliche Podcaster-Ge-
meinde gefunden. Die Chance, dass
mein Podcast wirklich gehört wird, und
ich ziemlich schnell Stammhörer finde,
ist also gar nicht mal so gering.
Ob Podcasting wirklich, wie manche
meinen, der nächste Hype im Internet
wird – oder sogar das Radio verdrängt,
bleibt abzuwarten. Aber sicher ist
schon jetzt, dass Podcasting, ähnlich
wie E-Mail, Chat und Blogs, zu den Mög-
lichkeiten im Internet gehört, von denen
wir uns schon bald fragen werden: Wie
konnten wir es früher eigentlich ohne
sie aushalten?
Pod (engl.) = Hülse, Schote
iPod = tragbarer MP3-Spieler von Apple
broadcast (engl.) = Sendung, senden
iPod + broadcast = Podcast
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Wie kann ich Pod-cas ts hören?
Podcasts anhören kann ich ganz ein-
fach auf jedem Computer, der eine
Soundkarte und Lautsprecher hat. Zig-
tausende verschiedene Episoden gibt
es mittlerweile im Internet, und das kos-
tenlos. Ich muss sie nur finden, die Au-
diodatei anklicken und zuhören.
Weiß ich noch nicht genau, welcher
Podcast mich interessiert, bekomme
ich den besten Überblick in Podcast-
Portalen. Wenn ich beispielsweise
www.dopcast.de besuche, kann ich di-
rekt auf der Startseite in unterschiedli-
chen Rubriken stöbern: Comedy, Musik,
Nachrichten oder doch lieber einen
Podcast rund um TV? Habe ich mich
für einen entschieden, kann ich ihn
Freunden weiterempfehlen und bewer-
ten, damit die anderen Besucher er-
fahren, was sich in dem riesigen
Angebot lohnt. Und natürlich kann ich
den Podcast ohne Installation einer
Software direkt vor Ort anhören.
Ein anderer Weg ist die Nutzung eines so genannten Pod-
catchers. Dem Programm sage ich einmalig, welche Pod-
casts ich gerne hören möchte. Hierfür klicke ich „Abonnieren“
an, wobei das ebenfalls kostenfrei ist. Bei jedem Start sucht
der Podcatcher dann automatisch, ob eine neue Episode er-
schienen ist und lädt diese auf meinen Rechner. Von dort
kann ich sie auf meinen MP3-Spieler kopieren.
Podcas t-Por ta ledopcas t .depods te r.depodcas t .demypods .de
podca tcheriTunesdopca tcher
Ju ice
Winamp
Was b rauche ichzum Podcas ten?
Wenn ich selbst einen Podcast pro-
duzieren will, muss ich lediglich:
• eine Idee haben,
• meinen Podcast aufzeichnen, even-
tuell schneiden, ins MP3-Format um-
wandeln,
• und ihn im Internet hochladen.
Checkli s teDazu brauche ich:
• Computer (mit Soundkarte!)
• Mikrofon (intern oder extern)
• Lautsprecher oder Kopfhörer
• Programm zum Aufnehmen und
Schneiden (zum Beispiel Audacity
[kostenlos, http://www.audacity.de]
oder Live Lite 4. Speziell für den Mac:
GarageBand 3)
• eine schnelle Leitung ins Internet
• Provider von Podspace (zum Beispiel
http://www.netzcheckers.de oder
http://PodHost.de)
Ich will nicht nur reden, sondern auch
Musik spielen? Dann lohnt sich viel-
leicht die Anschaffung:
• eines Mischpults
oder
• eines Vorverstärkers fürs externe
Mikrofon
• und eventuell auch einer Schnittstelle
zwischen Mischpult und Computer
Und einen iPod brauche ich nicht?
Nein. Der iPod ist zwar Namenspate des Podcastings. Aber eigentlich kann ich darauf, wie auf jeden an-derenMP3-Spieler, gut verzichten: Podcasts kann ich schließlich direkt auf meinemComputer anhören!
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12
Mein S tud io
Bevor ich auf Sendung gehe, muss ich
mein Studio zum Laufen bringen. Mi-
krofon, Kopfhörer, Mischpult, Schnitt-
stelle, nicht zu vergessen die Software
zum Schneiden meines Podcasts – und
schlussendlich das Programm zum
Veröffentlichen: Selbst wenn ich meinen
Computer ziemlich gut kenne, ist das
doch eine ganze Menge Technik.
Erst einmal alles richtig anschließen:
Das Mikrofon: Wenn mein Computer
ein eingebautes Mikrofon hat, kann ich
zunächst damit arbeiten. Die Qualität
kommt zwar meistens nicht ganz an die
eines guten externen Mikrofons heran,
für den Anfang reicht es aber auf alle
Fälle. Damit bin ich, was die Hardware
angeht, schon voll ausgestattet fürs
Podcasten.
Wenn ich kein internes Mikrofon habe,
muss ich mir ein externes besorgen.
Hat mein Computer einen USB-Ein-
gang? Dann ist ein USB-Mikrofon die
einfachste und preiswerteste Lösung.
Damit bin ich versorgt.
Besser klingt selbstverständlich bei-
spielsweise ein Kondensator- oder Röh-
renmikrofon. Das erfordert allerdings
noch etwas zusätzliche Technik, nämlich:
ein Mischpult. Damit kann ich
nicht nur meine eigene
Stimme aufnehmen, son-
dern je nach Ausstattung
noch ganz andere Töne.
Zum Beispiel eine E-Gi-
tarre.
Die einzelnen Tonspu-
ren kann ich gleichzei-
tig aufzeichnen und
die verschiedenen
Regler so einstellen,
dass jede Tonspur für
sich genommen gut
klingt, und alle perfekt
aufeinander abgestimmt
sind – genau so entstehen
professionelle Aufnahmen.
Kontrolliert wird das über
13
eine Schnittstelle. Auf der einen Seite
stecken die Kabel, die aus dem Misch-
pult kommen. Auf der anderen diejeni-
gen, die zu meinem Rechner führen.
Mittlerweile gibt es von mehreren Her-
stellern komplette Pakete, die neben
der aufgelisteten Hardware auch die
notwendige Software enthalten. Diese
nennen sich „Podcastudio“ oder „Pod-
cast-Factory“; einfach mal im Fachhan-
del nachfragen.
Wenn mir das noch nicht genug ist?
Kann ich mir selbstverständlich noch
eine Menge mehr zulegen: Effektgeräte,
weitere Mikrofone und und und …
die Kopfhörer. Die schließe ich
ebenfalls an mein Mischpult
an. Über die Kopfhörer kann
ich schon während der Auf-
nahme prüfen, ob mein
Podcast so klingt, wie
ich das will. Die fertige
Aufnahme kann ich
mir mit den Kopfhö-
rern selbstverständ-
lich auch anhören.
Wenn ich mit einem
externen Mikrofon,
einem Mischpult und
Kopfhörern arbeite,
muss ich noch die Ver-
bindung zu meinem Com-
puter herstellen. Weil
meistens die Stecker nicht zu
den Eingängen am Rechner pas-
sen, brauche ich zusätzlich noch
14
So f twa re
Ganz gleich, wie viel Hardware ich mir
zum Podcasten zulege, ob mein Com-
puter die schon mitbringt, oder ob ich
externe Geräte anschließen muss – auf
eines kann ich auf keinen Fall verzich-
ten. Software. Auch hier gilt: Vielleicht
ist das, was ich brauche, schon auf mei-
nem Computer installiert und wartet
nur darauf, von mir entdeckt zu werden.
Vielleicht muss ich mir das passende
Programm aber auch erst noch besor-
gen. Schwierig ist das zum Glück nicht.
Die Software muss nämlich nur drei
Dinge für mich tun:
• Töne aufzeichnen,
• Töne bearbeiten und
• Töne in eine MP3-Datei umwandeln.
Es gibt Programme wie zum Beispiel
„Audacity”, die ich kostenlos aus dem
Internet herunterladen kann (http://
www.audacity.de). Sie erkennen das,
was ich über mein Mikrofon an meinen
Computer schicke, als Töne. Und diese
Töne zeichnen sie genau so auf, wie sie
sie empfangen. Dabei sind sie sehr viel
empfindlicher und gewissenhafter als
der Mensch. Sie zeichnen Geräusche
auf, die wir gar nicht erst wahrnehmen.
Ein Räuspern oder gar einen Verspre-
cher lassen sie sich schon gar nicht
entgehen. Genau die will ich meinen
Hörern aber vielleicht nicht unbedingt
zumuten. Deshalb ist es gut, wenn ich
meine Tonspur bearbeiten kann. Das
Räuspern schneide ich dann nämlich
einfach mithilfe der Software heraus.
Ein gutes Programm zur Tonbearbei-
tung kann aber noch mehr: Es kann
meine Stimme verfremden, mehrere
Tonspuren übereinander legen und
eine ganze Menge vorgegebener oder
von mir selbst geschaffener Soundef-
fekte anwenden. Und natürlich meinen
Podcast mit Musik unterlegen. Im Prin-
zip kann ich schon mit den einfachsten
Programmen Tonaufnahmen produzie-
ren, wie sie aus den großen Studios
kommen. Die Grenzen bestimmt nur
meine eigene Kreativität.
Mein Podcast ist aufgezeichnet, sämtli-
che Tricks und Spielereien der Tonbe-
arbeitung sind ausgereizt, und ich bin mit dem Ergebnis zu-
frieden. Was fehlt jetzt noch? Das richtige Dateiformat. Das
heißt bei Podcasts MP3. Bei den meisten Programmen
braucht es nur einen Klick mit der Maus, und die Datei wird
ins MP3-Format umgewandelt. Manchmal geht das aber lei-
der nicht auf Anhieb.
So sieht die Auf-nahme meinerStimme in Audacityaus. Die blaue Kurveschlägt umso höheraus, je lauter ichspreche. Stellen, dieich nicht veröffent-lichen will, kann ichspäter heraus-schneiden.
Damit gelingt die Umwandlung ins richtige Format:
iTunes: Programm von Apple zum Verwalten von Pod-
casts und Musik. Bietet praktische Funktionen. Etwa
die einfache Umwandlung von Dateien ins MP3-For-
mat, die Möglichkeit, ein Logo für meinen Podcast zu
schaffen oder das Erstellen von
ID3 Tags: zur MP3 gehörende Textinformationen, die
ich lesen kann, ohne die Datei anhören zu müssen;
viele Podcaster schreiben hier ihren Namen und eine
kurze Inhaltsvorschau auf oder geben Links auf (ihre
eigenen) Seiten im Internet an.
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Veröf fen t lichen
Jetzt ist mein Podcast reif für die
Hörer: Ich muss ihn nur noch veröf-
fentlichen. Was brauche ich dazu? Nur
ein bisschen „Podspace”. Genau so, wie
ich bei GMX, Yahoo oder Web.de eine
kostenlose E-Mail-Adresse einrichten
kann, gibt es Provider, die meinen Pod-
cast kostenlos hosten. Zumindest für den
Anfang ist das vollkommen ausreichend.
Einige Beispiele: netzcheckers.de und
PodHost.de.
Dort kann ich mich registrieren und
neue Episoden meines Podcasts immer
gleich hochladen, wenn ich sie fertig
habe. Wer will, kann meinen Podcast
dann direkt dort anhören. Viel wichtiger
ist aber, dass die Provider das so ge-
nannte RSS unterstützen. RSS macht
ja aus meiner Audiodatei erst einen
Podcast. Denn meine Hörer können
dank dieser Technik meinen Podcast
abonnieren. Neue Podcasts von mir
werden dann automatisch auf ihren
Computer übertragen.
Apropos Hörer: Wer gehört werden
will, muss von sich reden machen. Ich
muss meinen Podcast bewerben. Dazu
muss ich keine teuren Anzeigen schal-
ten. Es reicht vollkommen, wenn ich
weiß, wo sich die Podcast-Szene im In-
ternet nach Neuigkeiten umsieht. Drei,
vier Eintragungen an der richtigen
Stelle, und ich werde auf alle Fälle
schon mal zur Kenntnis genommen. Bei
manchen Portalen lande ich sogar
jedes Mal automatisch mit meinem
Podcast auf der Startseite, wenn ich
eine neue Episode veröffentlicht habe!
Für den Anfang sollten genügen: der
Podcastclub.de, netzcheckers.de, der
iTunes Store sowie podster.de, dop-
cast.de und podcast.de.
Wenn ich gerade dabei bin, mir einen
Namen im Internet zu machen: Eine ei-
gene Internetseite hat noch nieman-
dem geschadet. Zu meinem Podcast ist
sie sogar die ideale Ergänzung. Hier
können meine Hörer mit mir in direkten
Kontakt treten, mir Anregungen und
Kritik geben, ihre Glückwünsche aus-
sprechen, oder, wenn sie das unbedingt
wollen, auch um ein Autogramm bitten
und ihre Oma grüßen. Bei manchen An-
geboten von Podcast-Providern ist
meine eigene Internetseite ohnehin fe-
ster Bestandteil des Angebots. Oft dau-
ert es dann nur noch ein paar
Mausklicks, und meine virtuelle
Adresse – komplett mit Blog, Gäste-
buch und sämtlichen jemals von mir
produzierten Podcasts – kann von je-
dermann besucht werden.
Podspace: Mein Platz auf einem Server; dort speichere ich meine Podcasts, damit meine Hörer sie
herunterladen können.
RSS: Abkürzung für Really Simple Syndication. Ermöglicht es, Inhalte von Webseiten zu abonnieren.
Die Technik sucht selbstständig nach neuen Inhalten und lädt diese automatisch auf meinen Rech-
ner. Normalerweise haben die Anbieter von Podspace einen RSS-Generator integriert. Der sorgt
dafür, dass meine MP3 automatisch auf den Podcatchern meiner Hörer landet. Ich muss dazu nichts
weiter tun, als die Datei hochzuladen.
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So ein fach wiete le fonieren : der schne llePodcas t un te rwegs !
Stellt Euch mal vor: Es ist Samstagnachmittag, und ich stehe
am Fußballplatz, wo mein Verein gerade das beste Spiel der
Saison abliefert. Die Stimmung kocht über, ich will die Welt
umarmen. Bloß wird leider niemand da draußen von dem Er-
lebnis hier erfahren, weil die vom Radio nie jemanden zur Be-
richterstattung schicken.
Das muss ich mir nicht länger gefallen lassen. Denn als Pod-
caster sende ich nicht nur, was ich will, sondern auch von wo
ich will! Das Stichwort heißt Cellcast und alles, was ich dazu
brauche, ist ein Telefon. Für meine Hörer funktioniert ein Cell-
cast wie jeder gewöhnliche Podcast: Sie abonnieren meine
Show und laden sich neue Folgen automatisch herunter. Für
mich ist der Cellcast so schnell erledigt
wie ein Anruf – wählen, sprechen, auf-
legen.
Auch die Vorbereitung ist schnell abge-
hakt. Bei netzcheckers.de anmelden
und in meinem Bereich eine Telefon-
nummer – zum Beispiel die von mei-
nem Handy – und einen Namen für
meinen Cellcast eintragen. Ich muss
dafür nur auf das Cellcast-Logo klicken.
Das war es schon. Jetzt kann's losge-
hen! Damit die Telefonrechnung klein
bleibt, suche ich mir eine Cellcast-Num-
mer in meiner Nähe aus. Bezahlen
muss ich nur die ganz normalen Ge-
sprächsgebühren.
Sobald die Leitung steht, werde ich ge-
beten eine Nummer anzugeben. Wenn
es mein erster Cellcast ist, dann tippe
ich die Nummer 1 ein und bestätige sie
mit der #-Taste.
Nach dem Signalton beginnt die Auf-
nahme, jetzt kann ich sprechen und auf-
nehmen, was mir einfällt und Spaß
macht ...
Ein Partybericht, eine Sportreportage,
ein Ferientagebuch? Alles ist möglich!
Wenn ich fertig bin, drücke ich wieder
auf die #-Taste. Meine Aufnahme wird
jetzt gespeichert.
Mein Cellcast erscheint jetzt auf der
Startseite von netzcheckers.de und cell-
cast.de! Ich und alle anderen können
den Cellcast jetzt direkt hören!
19
Cellcast-Nummern in Deutschland
Berlin: 030 - 9 91 94 88 00
Düsseldorf: 0211 - 17 60 91 40
Frankfurt: 069 - 17 07 77 20
Hamburg: 040 - 18 02 48 900
Köln: 0221 - 16 53 98 00
München: 089 - 12 22 83 20
Cellcast-Nummern in der Welt
Österreich: 0043 720 51 27 15
Schweiz: 0041 32 51 07 176
USA: 001 360 71 71 82 4
20
Vom Bla t t lesenoder fre i vor t ragen?
Das Mikrofon ist eingeschaltet, die Auf-
nahme läuft – was soll ich jetzt bloß
tun? Frei sprechen und alles sagen,
was mir hoffentlich gleich einfällt? Oder
meine Worte von einem Blatt Papier
ablesen, auf das ich sie vorher wohl sor-
tiert und fein säuberlich niederge-
schrieben habe?
Frei sprechen, das ist gar nicht so ein-
fach. Vor allem, wenn der Gesprächs-
partner kein Mensch ist, der
interessiert Fragen stellt, sondern ein
Mikrofon, das alle meineWorte schwei-
gend und unbeeindruckt aufnimmt.
Oder wenn ich von einem Thema er-
zählen will, in dem vielleicht Daten oder
Begebenheiten vorkommen, die ich
nicht auswendig kann. Dann ist die Ver-
suchung groß, alles Wichtige vorher
aufzuschreiben und einfach vom Blatt
abzulesen.
Für meine Hörer ist das jedoch alles an-
dere als angenehm. Einen vorgelesenen
Text zu verstehen, ist schwer – beim
Zuhören sogar noch Spaß zu haben,
fast unmöglich. Die meisten Podcaster
machen es deshalb so: Neue Ideen für
ihren Podcast notieren sie sich sofort,
damit sie nicht vergessen werden. Vor
der Aufzeichnung bringen sie ihre Noti-
zen in die richtige Reihenfolge, schrei-
ben vielleicht noch die ein oder andere
Formulierung auf.
21
Dann sprechen sie so frei wie möglich
und schauen nur so viel aufs Blatt wie
nötig.
Anfangs ist das sicherlich nicht ganz
einfach. Besonders, wenn ich es nicht
gewöhnt bin, alleine zu sein und trotz-
dem zu sprechen. Aber Erstens kann
ich meinen Podcast ja schneiden und
zur Not Pausen und Versprecher ver-
schwinden lassen. Und Zweitens werde
ich mit jedem Podcast besser darin,
meine Gedanken beim Sprechen zu ent-
wickeln und ebenso verständlich wie un-
terhaltsam in Worte zu gießen.
Dann gibt es ja noch die Möglichkeit
des „Sidekicks”. Selbst alte Hasen wie
Harald Schmidt sind sich nicht zu
schade dafür, sich einen Manuel An-
drack als Stichwortgeber an die Seite
zu holen. Der kann einerseits zuhören
und im gewünschten Moment laut la-
chen oder auch mal widersprechen.
Und er kann dem „Meister“ mit einer
Frage oder einer Überleitung aus der
Patsche helfen, wenn dieser einmal den
Faden verloren hat.
Hilfreich ist auch ein Diktiergerät, dem
ich jederzeit unterwegs meine Ideen an-
vertrauen kann. Diese Aufnahmen sind
zwar qualitativ nicht ganz so gut wie die
anderen, aber oft reicht es, um sie di-
rekt im/als Podcast zu veröffentlichen.
Außerdem ist die Diktiergerätefunktion,
die mittlerweile viele Handys oder MP3-
Player haben, praktisch für Interviews.
So werde ich schnell vor Ort zum
Reporter.
Vortrag vom Blatt = 1. sicherste Methode, eine Rede
ohne Pannen abzuspulen.
2. sicherste Methode, Hörer zu
verlieren.
freie Rede = höchster Grad der Redekunst.
Sidekick = Stichwortgeber, der Redepausen
überbrückt und aus demMonolog
einen Dialog macht.
22
Mus ik im Podcas t –was i s t e r laubt?
Musik ist für meinen Podcast eine tolle
Sache! Ich kann meine Show damit an-
fangen lassen. Viele spielen vor jedem
Podcast ein paar Takte aus demselben
Stück und haben damit einen hohen
Wiedererkennungseffekt. Andere las-
sen Musik im Hintergrund laufen. Das
schafft Atmosphäre und überbrückt
Pausen, die schon mal aufkommen,
wenn ich minutenlang spreche. Doch
was darf ich verwenden?
Musiker werden durch das Urheber-
recht geschützt, deshalb ist es nicht
ganz einfach, meinen Podcast mit
Musik aufzuwerten. Wer in Deutsch-
land Musik spielen will, sei es im Radio,
in der Kneipe oder auf einem (kommer-
ziellen) Fest, muss dafür bezahlen.
Damit der Sender oder Veranstalter
nicht mit jedem einzelnen Künstler, des-
sen Musik er spielen will, verhandeln
muss, gibt es die „Gesellschaft für mu-
sikalische Aufführungs- und mechani-
sche Vervielfältigungsrechte" – besser
bekannt unter dem Kürzel GEMA.
Die GEMA sammelt das Geld ein und ver-
teilt es an die Künstler, die bei ihr regis-
triert sind. Grundsätzlich gilt: Wenn mir
der Künstler nicht ausdrücklich bestätigt
hat, dass er NICHT bei der GEMA regis-
triert ist, muss ich davon ausgehen, dass
er es ist. Wenn ich seine Musik spielen
will, muss ich dafür bezahlen.
Die GEMA hat zurzeit drei verschiedene Angebote für Pod-
caster: Das günstigste Modell kostet „Hobbymoderatoren,
die mit ihren Podcasts keinen Gewinn erzielen möchten und
höchstens einmal täglich einen maximal 30-minütigen Pod-
cast veröffentlichen“, fünf Euro im Monat. Hier kann ich am
Anfang und Ende meines Podcasts ein kurzes Stück Musik
spielen. Das teuerste GEMA-Modell kostet 30 Euro, für die
ich jeden Monat 31 Songs jeweils zur Hälfte spielen darf. Die
Regeln, was nun einen Hobbymoderatoren kennzeichnet und
wo die Grenze zum Profi (für den andere Spielregeln gelten)
überschritten ist, sind recht umfangreich und können sich
bald wieder ändern. Deshalb lohnt sich vor Abschluss eines Li-
zenzvertrags mit der GEMA ein gründliches Studium der Kon-
ditionen und einzuhaltenden Regeln, nachzulesen unter
http://www.gema.de/podcasting. Hier ist im Online-Shop
auch der Erwerb der Lizenzen möglich.
Vor dem Kauf sollte ich noch die so genannten Zweitverwer-
tungsrechte einholen. Die haben die Tonträgerhersteller und
Musikverlage. Für jedes Lied muss ich bei denen anfragen, ob
23
ich das nutzen kann und wie teuer das
ist. Darf ich die Songs nicht verwenden,
was leider viele Zweitverwerter derzeit
sagen, nützt mir auch die GEMA-Lizenz
nicht viel.
Eine andere Lösung hat das „Podsafe
Music Network” gefunden. Die Bewe-
gung ist hervorgegangen aus einigen
Podcastern, die es leid waren, auf
Musik zu verzichten, ständig mit Sank-
tionen rechnen zu müssen oder Geld zu
bezahlen. Sie haben eine Sammlung von
Musik geschaffen, die ausdrücklich nicht
bei Verwertungsgesellschaften regis-
triert ist. Diese Musik kann in der Regel
bedenkenlos in Podcasts gespielt wer-
den. Um sicher zu gehen, kann ich mich
noch vergewissern, dass das Lied nicht
bei der GEMA gelistet ist. Das mache
ich unter http://www.gema.de/musik-
recherche.
Podsafe Music ist außerdem für Bands
interessant. Sie können auf diese
Weise vorbei an Plattenfirmen und Mu-
siksendern ihre eigene Musik promo-
ten. Natürlich hoffen sie so, neue Hörer
und Fans zu finden. Das klappt nicht
immer, ist aber prinzipiell gut für den
Bekanntheitsgrad – und verbessert die
Chancen auf den Durchbruch im tradi-
tionellen Musikgeschäft.
Zu finden ist Podsafe Music im Internet
unter http://music.podshow.com. Ähn-
liche Projekte gibt es bei http://
cchits.org, http://www.archive.org und
http://www.garageband.com.
GEMA = Verwertungsgesellschaft,
die Geld einnimmt, wenn Musik öf-
fentlich gespielt wird. Die Einnahmen
kommen den Künstlern zugute.
Podsafe = bezeichnet Musik, die in
Podcasts ohne Lizenzzahlungen
verwendet werden darf.
24
S ich mit fremdenFedern schmücken
Interview mit Dr. Martin Bahr,
Rechtsanwalt und Justiziar podcast-
club e.V., Law-Podcasting
Dr. Bahr, welche Inhalte sind urhe-
berrechtlich geschützt und dürfen
deshalb definitiv NICHT ohne Ge-
nehmigung in einem Podcast verwen-
det werden?
Das Urheberrecht schützt alle individu-
ellen, geistigen Schöpfungen, unabhän-
gig davon, welche Form (zum Beispiel
Buch, Film, Musik) sie haben. Es bedarf
keiner amtlichen Anmeldung oder Ein-
?
tragung, der Schutz entsteht schon bei
der Schaffung selbst. Nicht geschützt
sind dagegen alltägliche, durchschnitt-
liche Dinge, die keine Besonderheiten auf-
weisen. Die Gerichte sehen die Schwelle
der geistigen Schöpfung aber schon
sehr schnell überschritten, sodass auch
bloße Gebrauchsanleitungen oder Infor-
mationsmaterialien urheberrechtlich
Schutz genießen können. Für den Pod-
caster bedeutet das: Sobald ich fremden
Inhalt verwende (Texte, Bilder, Sound und
so weiter), muss ich das Urheberrecht
beachten. Das gilt auch dann, wenn ich
Bücher einfach nur vorlese und das als
Podcast später online stelle.
Welche Inhalte darf ich bedenken-
los verwenden??
25
Alle Werke, bei denen ich vom Urheber
die Erlaubnis dafür bekommen habe
oder wo mir das Gesetz gewisse
Rechte automatisch einräumt, zum Bei-
spiel im Rahmen von Zitaten. Ebenfalls
problemlos benutzt werden dürfen
Werke, bei denen das Urheberrecht er-
loschen ist, was im Zweifel 70 Jahre
nach dem Tod des Urhebers der Fall ist.
Texte, die nicht dem Urheberrecht un-
terliegen, kann ich dagegen grundsätz-
lich ohne vorherige Erlaubnis benutzen.
Was muss ich aus rechtlicher Sicht
beachten, wenn ich ein Interview
führen und senden möchte?
Der Interviewte muss mit der Veröf-
fentlichung des Interviews einverstan-
den sein, das heißt es darf kein heim-
?
licher Mitschnitt sein. Ein Zusammen-
schnitt der Antworten ist grundsätzlich
erlaubt, es darf jedoch nicht so weit
gehen, dass der Inhalt der Aussage
sinnentfremdet wird. Zu anderen Zwe-
cken, zum Beispiel als Teil eines Musik-
stückes oder eines Hörbuches, darf ich
den Ton-Mitschnitt dagegen grundsätz-
lich nicht benutzen, da der Interviewte
mir ja nur die Rechte im Rahmen des
Interviews eingeräumt hat.
Welche Konsequenzen drohen, wenn
ich urheberrechtlich geschütztesMa-
terial unerlaubt verwende?
Der Urheber kann die umgehende
Löschung des Materials verlangen.
Zudem muss ich mich schriftlich ver-
pflichten, kein weiteres Material zu ver-
?
öffentlichen, anderenfalls muss ich eine Vertragsstrafe (circa
5.000 Euro) zahlen. Ist ein Rechtsanwalt eingeschaltet worden,
muss ich dessen Kosten tragen. Darüber hinaus kann der Ur-
heber Schadensersatz verlangen. Die Höhe liegt hier je nach
Fall zwischen einigen hundert und tausend Euro. Benutze ich
geschütztes Material für eigene kommerzielle Zwecke, mache
ichmich sogar strafbar (Geldstrafe oder bis zu fünf Jahre Haft).
Was muss ich als Podcaster sonst noch an rechtlichen
Vorschriften beachten?
Zuerst: Sich nicht den Spaß am Pod-
casten nehmen lassen, trotz all dieses
juristischen Krams ;-) Im Übrigen: Für
Podcasts gilt ansonsten das ganz nor-
male Offline-Recht. So ist zum Beispiel
bei redaktionellen Beiträgen stets
Schleichwerbung zu vermeiden, das
heißt keine verdeckteWerbung für Pro-
dukte oder Dienstleistungen.
?
26
T i pps von denP ro f i s
Interview mit Marc C. Schmidt,
Podcast-Produzent
Marc, es gibt Podcasts über Com-
puter, Bücher, Autos, die politischen
Ansichten von HänschenMüller und
die Badezimmerkacheln von Erika Mus-
termann. Hat die Welt wirklich darauf
gewartet, dass ich jetzt auch noch mit
Podcasten anfange?
Auf jeden Fall! Die Vielfalt ist ja das Be-
sondere an Podcasts. Jeder hat seine
eigenen Themen, und die Hörer können
sich aus dem Angebot ihre beliebtesten
Podcasts als Programm zusammen-
stellen.
Und worüber soll ich meinen Hörern
erzählen? Oder marketingtechnisch
gefragt: Wo siehst Du noch Ni-
schen, die ich besetzen kann?
?
?
Da gibt es noch jede Menge. Zum Beispiel kann das mein
Hobby sein, bei dem ich mich gut auskenne und deshalb mei-
nen Hörern Wissenswertes bieten kann. Ich kann aber auch
über meinen Alltag und meine Erlebnisse berichten, sozusa-
gen als akustisches Tagebuch. Vielleicht möchte ich aber
auch über Politik, Sport oder aktuelle Musik reden und Kom-
mentare abgeben. Die Möglichkeiten sind unendlich!
Wie finde ich Stammhörer, und wie kann ich sie dazu
bringen, dass sie mir auch morgen noch zuhören?
Das ist genau umgekehrt – die Hörer finden Dich. Natürlich
musst Du Deinen Podcast dazu in bekannte Portale eintra-
gen. Über die entsprechenden Kategorien ist der Podcast
dann auffindbar. Zusätzlich hilft es, einen kurzen Werbeclip
für die eigene Sendung zu produzieren und diesen an andere
Podcaster zu schicken. Einige von ihnen stellen Deinen Pod-
cast dann in ihrer eigenen Sendung vor und machen damit
Werbung bei ihren Hörern für Dich.
?
27
Wie oft soll ich mit meinem Pod-
cast auf Sendung gehen?
Auch das bleibt vollkommen Dir über-
lassen. Manche senden täglich, andere
nur alle paarWochen. Viele starten mit
sehr viel Enthusiasmus und wollen täg-
lich an die Öffentlichkeit. Oft geht ihnen
dann aber nach ein paar Wochen die
Luft aus. Die meisten Podcasts werden
einmal die Woche aktualisiert.
?
Du bist ja sehr aktiv im podcast-
club: Was bringt es mir, wenn ich
im Club Mitglied werde?
Der podcastclub ist die größte Gemein-
schaft deutschsprachiger Podcaster.
Wir sind eine große Familie, die sich ge-
genseitig unterstützt, Podcasts be-
kannt macht und auch für die Podcasts
der Mitglieder wirbt. Außerdem hilft der
Club bei technischen Fragen und kann
Kontakte zu anderen Mitgliedern ver-
mitteln. Zusätzlich gibt es regelmäßig
Nachrichten und Wissenswertes rund
um das Thema Podcasting. Und das
Beste: Die Mitgliedschaft ist kostenlos.
?
Marc C. Schmidt,Podcast-Produzent
28
T i pps von denP ro f i s
Interview mit Annik Rubens,
Deutschlands bekannteste
Podcasterin
Du machst einen der erfolgreichs-
ten Podcasts in Deutschland. Was
ist das Geheimnis Deines Erfolgs?
Ich podcaste sehr regelmäßig, bin so
wie ich bin und lege Wert auf die Inter-
aktivität – also den Kontakt zu den Hö-
rern.
Wie schaffst Du es, Dir jeden Tag
neue Themen auszudenken, von
denen Du Deinen Hörern erzählst?
Als Journalistin muss man auch immer
die Augen nach Themen offen halten,
daher fällt mir das nicht schwer. Ich
schreibe mir Stichworte im Alltag in ein
kleines Notizbüchlein auf, damit ich sie
nicht vergesse.
?
?Wie war das bei Dir, als Du gemerkt
hast, dass sich auf einmal wild-
fremde Menschen für sehr private
Dinge aus Deinem Leben interessie-
ren?
Mein Podcast ist persönlich, aber nicht
privat. Meine Hörer respektieren das.
Es hat mich aber sehr berührt, als mir
plötzlich Hörer sehr persönliche Dinge
aus ihrem Leben erzählt haben, von Lie-
beskummer und ähnlichen Sorgen.
?
29
Welchen Rat hast Du für Neulinge
im Podcasting?
Nicht zu viel darüber nachdenken, ein-
fach mal ausprobieren. Man lernt
durch die Übung. Und sich auf keinen
Fall von Miesmachern den Spaß ver-
derben lassen.
?Annik Rubens, Deutsch-lands bekanntestePodcasterin
Was kann ich tun, wenn es mal
nicht so läuft? Wenn mir kein
Thema einfällt? Wenn keiner
mich hören will? Oder wenn meine
Hörer anfangen, mich zu kritisieren?
Podcasting ist kreativ, da ist es nor-
mal, wenn es mal nicht so läuft. Dann
einfach eine Pause machen – sich nie
zum Podcasten zwingen, das hört
man sofort! Wenn keiner zuhört,
dann einfach mehr Werbung ma-
chen, Intros an andere Podcaster
schicken. Kritik kann sehr sachlich
und konstruktiv sein, dann würde ich
mir ernsthaft Gedanken machen und
Anregungen annehmen.
?
30
Podcas tc lub –vere in t !
Im podcastclub e.V. sind Podcast-Hörer
und -Macher aus dem deutschsprachi-
gen Raum vereint. Warum? Vor allem,
weil es Spaß macht. Podcaster sind
keine lichtscheuen Gestalten, die ein-
sam vor dem Mikro sitzen und mit der
Außenwelt nur über elektronische
Wege kommunizieren. Ganz im Gegen-
teil, Podcaster sind mitteilungsbedürf-
tig, kommunikativ und interessiert an
ihrer Umwelt – und selbstverständlich
anderen Podcasts.
Im podcastclub e.V. finde ich schnell An-
schluss an Gleichgesinnte und auch
Kontakt zu professionellen Podcast-Pro-
duzenten. Hier kann ich mich mit ande-
ren Podcastern austauschen und
meinen eigenen Podcast den anderen
Clubmitgliedern vorstellen. Und ich
kann die Gesichter kennen lernen, die
zu den Stimmen gehören – denn der
Club organisiert Treffen und Partys, wie
den Ersten Deutschen Podcast Kon-
gress in München mit anschließendem
gemütlichen Beisammensein.
Wenn ich mich im podcastclub e.V.
ernsthafter engagieren will: gerne
doch! Immer wieder gibt es Aktionen,
die unser Hobby in der Öffentlichkeit be-
kannt machen sollen. Die Presse be-
richtet dann darüber. Wenn der Club
zum Beispiel einen Wettbewerb aus-
ruft, in dem in weniger als einer Minute
podcastclub –
Deutscher Podcast-Kulturverband e.V.
Waldstraße 49a
56566 Neuwied
E-Mail: [email protected]
Web: http://www.podcastclub.de
erklärt werden soll, was ein Podcast eigentlich ist, haben nicht
nur eine Menge Podcaster ihren Spaß, es berichten auchMa-
gazine und Portale darüber. Eine tolle Gelegenheit, Podcasting
allgemein und ganz speziell meinen eigenen Podcast derWelt
zu präsentieren. Außerdem lebt der Club von der aktiven tat-
kräftigen Unterstützung seiner Mitglieder. Die Mitgliedschaft
im podcastclub ist kostenfrei.
31
Ne tzcheckers
Ums Podcasten geht es unter ande-
rem auch bei den netzcheckers. Das In-
ternetportal netzcheckers.de wird nicht
nur für Jugendliche, sondern vor allem
von Jugendlichen gemacht. Deshalb gilt
bei den netzcheckers: Mitmachen!
Dazu muss ich mich bloß mit meiner E-
Mail-Adresse registrieren und kann so-
fort: ein Online-Tagebuch schreiben,
Fotos hochladen, chatten, mit neuen
Leuten in Kontakt treten, mit alten Be-
kannten in Verbindung bleiben – oder
eben podcasten.
Weil es schon viele netzcheckers gibt,
von denen viele sehr aktiv schreiben
und hochladen, hat sich mittlerweile
eine ganze Menge Stoff angesammelt.
Und zwar zu interessanten Themen wie
Sport, Musik und Kino ebenso wie zu
den ernsteren Bereichen Geld, Recht,
Politik oder Arbeit. Da fehlt doch aber
noch was? Dann ist nichts leichter, als
selbst in die Tasten zu greifen und dafür
zu sorgen, dass meine Meinung eben-
falls wahrgenommen wird.
Gibt es alles schon? Richtig. Aber die
netzcheckers unterscheiden sich in
einem sehr wichtigen Punkt von den
meisten anderen Plattformen für Ju-
gendliche. Die netzcheckers haben
nämlich keinerlei wirtschaftliches Inter-
esse. Ich kann also sicher sein, dass ich
nicht ständig mit nerviger Werbung
konfrontiert werde, dass mich nicht auf
einmal die Werbeabteilungen dutzen-
der Unternehmen als Kunden entdecken, und dass mit mei-
nen Daten keinerlei Schindluder getrieben wird.
Jugend online ist in Trägerschaft des IJAB e.V. und wird vom
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
gefördert. Mit dem Portal www.netzcheckers.de stellt Jugend
online einen informellen Lernraum bereit, der es Jugend-
lichen ermöglicht, sich multimedial auszuprobieren.
IJAB e.V.
Jugend online
Godesberger Allee 142-148
53175 Bonn
E-Mail: [email protected]
Web: http://www.netzcheckers.de
un ters tütz t von :herausgegeben von :
Ge förder t vom
Imp ressum
Projekt Jugend online beim
Internationalen Jugendaustausch- und Besucherdienst
der Bundesrepublik Deutschland (IJAB) e.V.
Godesberger Allee 142-148, 53175 Bonn
Tel.: 0228 / 95 06 - 0
Fax: 0228 / 95 06 - 199
www.ijab.de
www.jugendonline.eu
www.netzcheckers.de
Verantwortlich: Marie-Luise Dreber
Koordination: Nicole Chemnitz
Redaktion: Mathias Röckel, FRESH INFO +++
Layout: Mark Wesemeyer, Langenfeld
Druck: KLEVERDIGITAL, Bergisch Gladbach