Prof. Peter Zellmann Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) 2013
Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung
E-Mail: [email protected] http://www.freizeitforschung.at
Die Dienstleistung im Tourismus als Wertschöpfungsfaktor
Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
3. Dezember 2013
Prof. Peter Zellmann Institut für Freizeit- und Tourismusforschung (IFT) 2013
1. Daten und Fakten
Freizeit- und Tourismuswirtschaft: 15% BIP Anteilca. 625. 000 Beschäftigte (Vollarbeitsplätze)1/3 der Arbeitsplätze tw. oder indirekt betroffen
2/3 des Bundesgebietes ist Berglandknapp 50% der Gemeinden3 Millionen Menschen betroffen
„Touristische Zukunftsforschung geht uns alle an“
Mitarbeiterzahlen
2012 haben Österreichs Hoteliers und Gastronomen 445.000 Personen beschäftigt
Stammbelegschaft 115.000Saisoniers 90.000Aushilfen (kurzfristig, tageweise) 240.000
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Fast eine halbe Million Menschen sind in der Hotellerie und Gastronomie beschäftigt
Aufteilung
Quelle: IHS, Arbeitsmarkt Monitoring Tourismus im Auftrag der WKO – BSTF, 2013
Unselbstständig Beschäftigte 2010 2011 2012Veränderung2011/2012
Ganzjährige Kernbelegschaft 98.363 Personen(24 %)
99.438 Personen(23 %)
114.240 Personen(26 %)
+ 14.802
Saisonale Kernbelegschaft 82.842 Personen(20 %)
85.171 Personen(20 %)
90.615 Personen(20 %)
+ 5.444
Randbelegschaft 224.243 Personen(55 %)
241.125 Personen(57 %)
239.993 Personen(54 %)
- 1.132
Gesamt 405.448 425.734 444.848 + 19.114
Anzahl der unterschiedlichen Personen, die zumindest einen Tag in der Hotellerie und Gastronomie unselbstständig beschäftigt waren:
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Arbeitsplätze im Tourismus
Entwicklung Sektoren
Vollzeitäquivalente (VZÄ) in charakteristischen Tourismusindustrien (2011):
Quelle: Statistik Austria 2013
Hotels und ähnliche Betriebe
Restaurants und ähnliche Betriebe
Verkehr
Kultur, Unterhaltung und Sport
Reisebüros und Reiseveranstalter
9,1 %
19,2 %
36,3 %VZÄ in charakteristischen Tourismusindustrien insgesamt: 254.500 (7,2 % der VZÄ in Österreich)
58.800 VZÄ
88.800 VZÄ54.500 VZÄ
21.700 VZÄ
24,2 %
30.700 VZÄ
11,3 %
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0
10
20
30
40
50
60
70
80
1951
Europa als Dienstleistungsgesellschaft Entwicklung der unselbstständig Beschäftigten nach Sektoren
in Prozent
71,8 %
25,9 %
0,9 %
Dienstleistungen
Sachgütererzeugung und Bau
Land- und Forstwirtschaft
Quelle: Statistik Austria 2011
1961
in P
roze
nt
1971 20101981 201520011991
73 %
25 %
1 %
Prognose
Arbeit Freizeit
Zukunft ist Herkunft
Der Tourismus muss zur Leitwirtschaft dieser Entwicklung werden!
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Von je 100 Befragten halten diese Bereiche für wichtig (sehr wichtig oder eher wichtig):
Repräsentativbefragungen in Deutschland und Österreich, 1987, 1993, 2002, 2007, 2012; Angaben in Prozent
Freizeit
Beruf / Arbeit
Für Deutschland und Europa gilt:Bedeutungszunahme der Freizeit
im Vergleich zur Arbeit
9083
84 8485
8280
90 9191
5054
58
4757
49
55
57
3529
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1987 1993 2002 2007 2012
Freizeit (sehr wichtig)
Beruf / Arbeit (sehr wichtig)
Wertewandel
Zukunft ist Herkunft
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Der Paradigmenwechsel in Stichworten:
Die Zeitenwende
Das Neue: Die Ganzheitlichkeit der LebensstileDas Aufholen bisher zu wenig beachteter Werte:
weiblich und männlichÖkologie und ÖkonomieEmotio und RatioSpaß und LeistungFreizeit und ArbeitFamilie und Beruf
auch: jung und altnachhaltig und erfolgreich
Das „Sowohl als auch“, die Harmonisierung, die Sehnsucht nach Lebensbalance („Work-Life“ Balance) dominieren
Lebenszeitbudget
Vom Prinzip der Lebenserhaltung zum Prinzip der Lebensgestaltung Leben um zu arbeiten oder: Arbeiten um zu Leben?
Das Ende des Industriezeitalters ist in den „Herzen“ der Macher (noch)
nicht angekommen
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Lebenszeit 700.000 Stunden 100% davon
“Freizeit” 369.000 Stunden 53%
“Freizeit”
Schlaf 233.000 Stunden 33%
Schlaf
Beruf/ Ausbildung 98.000 Stunden 14%
Beruf/ Ausbildung
ObligationszeitDie „neue“ Leistungszeit
„freie“ Zeit?
Lebenszeitbudget 2013Mittelwert aus Lebenserwartung bei der Geburt bzw. der 60jährigen:
ca. 80 Jahre
Qualitätsdefinition
Im 20. Jahrhundert:- wurde die Arbeitszeit europaweit halbiert >> von 78 auf 39 Stunden- ist Gebührenurlaub entstanden >> heute bis zu 6 Wochen- hat die Lebenszeit um 225.000 Stunden (1(3) (!) zugenommen
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Qualität ist die erwartete Leistung minus der erbrachten. Wenn bei dieser Rechnung Null oder noch besser ein negativer Wert herauskommt, stimmt das Angebot und Kunden, Gäste sind (waren) zufrieden.
Qualität bieten, bedeutet Erwartungshaltungen zu erfüllen
Die Konsequenz:Bedürfniserfassung vor Marktforschung!
Arbeitsformel
Qualität ist subjektiv, daher relativ
oder: weniger standardisierte Qualitätsmerkmale (Sterne….)mehr individuelle Erwatungserfüllung (Erlebnisse…)
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Die „neue“ Arbeitsformel……entspricht einer „veralteten“ Norm
In nicht allzu ferner Zukunft werden die Hälfte der Menschen das Doppelte verdienen und dafür das Dreifache leisten müssen...
0,5 x 2 x 3
… wenn wir unsere gesellschaftliche Auffassung von Arbeit nicht grundlegend an zukünftige Gegebenheiten anpassen!
Dienstleistungsgesellschaft
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Die Dienstleistungsgesellschaft
Unterscheidung
Personenbezogene Dienstleistung
Unternehmensbezogene Dienstleistung
Qualifizierung und Ausbildung
Kooperationen
Die Bedeutung von Zeit
Die neue Definition von Qualität
Antworten auf diese Entwicklung wurden nur ansatzweise gefundenund Aufgaben für Entscheidungsträger kaum erkannt
Wesen der Dienstleistung
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Das Wesen der personenbezogenen Dienstleistung
Für die Ausbildungen wird die Persönlichkeitsentwicklung wichtiger, getragen von Fähigkeiten und Kompetenzen wie:
Die (neue) Dienstleistungsgesellschaft ist keine Dienstbotengesellschaft:Im Tourismus der Zukunft wird mehr „high touch“ als „high tech“ gefragt sein
„Die Menschen kümmert nicht was wir wissen, solange sie wissen, dass wir uns um sie kümmern“
Arbeitsmotivation
• auch: persönliche „Informationskompetenz“
• Umgang mit Emotionen• Empathie
Verständnis für den Informationsbedarf (aus Sicht des Unkundigen…)• Selbstwertgefühl und Bereitschaft zu Extrovertiertheit• Respektvolle Umgangsformen, angemessenes Auftreten• Kommunikationskompetenz (Rhetorik, Körpersprache, Präsentation)• Konfliktmanagement• Selbstorganisation (Selbstkritik, Selbsterfahrung) ….
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/
Die zukünftige Berufswelt
Fortschreitender Wertewandel im Spannungsfeld zwischen Beruf und Freizeit
“Arbeit muss Spaß machen und Sinn haben ”
Von je 100 Befragten nennen als “persönlich größten Anreiz”
1988 1992 1996 2005Entwicklung
Quelle: Opaschowski: “Deutschland 2010”*)eigene Berechnungen 2010
Repräsentativbefragungen von 2.400 Personen ab 14 Jahren 1988, 1992, 1996, 2000 und 2010 in D bzw .Ö,
2015* + -
Arbeit, die „Spaß“ macht 64 70 75 80 + 2357
Sinnvolle Arbeitsinhalte 47 51 54 60 + 2337
Leistungsprämien 26 34 42 50 + 2723
Aufstiegs-/Karrierechancen 31 34 36 41 + 1724
Kürzere Arbeitszeit 31 26 21 20 - 1434
Arbeitsstil Zukunft
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Der Arbeitsstil 2030 wird geprägt sein von:
* einer anderen Verteilung der Lebensarbeitszeit:
* einem (noch) häufigeren Wechsel des Arbeitsplatzes
* einer deutlichen Zunahme an Teilzeitarbeit * einer Zunahme an Tele- und Heimarbeit
* Nachbarschafts- und Familienhilfe, sowie Tätigkeiten in sozialen Einrichtungen
* einem stetig steigenden Anteil an Eigenverantwortung und Eigenvorsorge für Pension und Rente
* flexiblen Arbeitszeitmodellen:Arbeitszeitkonten, Jahresarbeitszeit
länger an Jahren, ev. kürzer pro WocheDas Lebensarbeitszeitkonto
* einer Zunahme von Zeit- bzw. Leiharbeitsmodellen
„Flexibilität, Mobilität und Individualität“
* dem Berufswechsel als Normalfall
Aufenthaltsdauer
* einer Internationalisierung des Arbeitsumfeldes* einer Regionalisierung des Wertschöpfungsinteresses
... nach dem Prinzip der „Flexicurity“!
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Quelle: Statistik Austria 1981-2012
3,9 Tage Aufenthaltausländische Gäste
Durchschnittliche Aufenthaltsdauer in Tagen:
3,6 Tage Aufenthaltinsgesamt
3,0 Tage Aufenthaltinländische Gäste
3,6 Tage
6,2 Tage
3,0 Tage
5,4 Tage
3,9 Tage
6,5 Tage
0
1
2
3
4
5
6
7
1980 1985 1990 1995 2000 2005 2008 2009 2010 2011
Tage
Durchschnittliche AufenthaltsdauerIn- und ausländische Gäste
1980-2011
Zusammenfassung
Verkürzung der Aufenthaltsdauer und„Reiseerfahrenheit“ erhöhen den „Dienstleistungsdruck“
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Freizeitorientierung der Lebensstile
Literatur
„work life balance“ > neue Ganzheitlichkeit
Tourismus mit ZukunftDie personenbezogene Dienstleistung wird wichtiger
Freizeit und Arbeit gleich wichtig
Kurzurlaube mit Erlebnisorientierung
Konsequenz für den Tourismus:
Vom Industrie- ins Dienstleistungszeitalter:
Zeitverdichtung > in kürzerer Zeit, mehr erleben:
Steigende Ansprüche an Betriebe, Personal und Umwelt
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Weltwirtschaftskrise, Überalterung, Freizeitgesellschaft, Wohlstandswende, Pensionskrise, Bildungsreform…
Unsere Gesellschaft befindet sich im Umbruch. Die Verunsicherung ist groß – nicht zuletzt, weil unser Bild der Zukunft von zahlreichen modernen Mythen, vollmundigen Prophezeiungen und einer Unzahl von Expertenmeinungen beeinflusst wird.
Diese zu relativieren und unaufgeregt auf den Boden der Tatsachen zu bringen, ist Ziel meiner Forschungsarbeit und Publikationen.
Die Gestaltung der Zukunft ist dem Einzelnen zumutbar.
Die Zukunftsfallen …Die Zukunftsgesellschaft …
Die Zukunft der Arbeit …
Schluss
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Prof. Peter Zellmann IFT Institut für Freizeit- und Tourismusforschung
E-Mail: [email protected] http://www.freizeitforschung.at
Haben Sie noch Fragen, Widersprüche, Ergänzungen? Bleiben wir im Gespräch:
Danke für die Aufmerksamkeit!
Die Dienstleistung im Tourismus....
...als eigentlichen Wertschöpfungsfaktor zu erkennen setzt vor allem Innovationsbereitschaft voraus
Innovation ist die Bereitschaft zur Zerstörung von Denkgewohnheiten in sich selbst!
Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum
3. Dezember 2013