- 1. Social Web - Praktiken und ffentlichkeiten
-
- Wissenschaftlicher Referent
-
- fr digitale interaktive Medien
-
- und politische Kommunikation
2. Worber spreche ich?
- Die Ausgangslage: Was passiert gerade im Internet?
- Individuellen Praktiken und berindividuelle Folgen: Wie wandelt
sich ffentlichkeit?
- Einige Ratschlge: Was folgt daraus fr Journalismus?
3. Adquanz[nicht faktische Nutzung]von Medien (12-24jhrige in %)
Quelle: Schmidt/Paus-Hasebrink/Hasebrink 2009; Frage: Welches
Medium ist am Besten geeignet, 4,2 2,0 0,5 59,2 6,3 27,9 wenn Du
Spa haben willst. 4,0 27,0 4,7 43,6 2,2 18,6 wenn Du erfahren
willst, was gerade in oder out ist. 1,8 1,6 3,1 90,0 1,0 2,5 wenn
Du Informationen zu einem konkreten Problem suchst, das Dich
beschftigt. 6,4 10,3 4,9 8,7 27,1 42,6 wenn Du Dich ausruhen
mchtest. 0,4 2,4 28,5 34,8 4,3 29,5 wenn Du Dich informieren
mchtest, was in der Welt los ist nichts davon Zeitschr. Zeitung
Internet Radio TV n=650 4. Web 2.0 unter jungen Nutzern populr
Nutzung ausgewhlter Internet-Anwendungen nach Altersgruppen
(zumindest selten; in %) Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2010 5.
- Die Bezeichnung Web 2.0 spielt darauf an, dass das Internet
inzwischen in eine neue Phase eingetreten sei es also eine neue
Versiondes World Wide Webs gebe, die anders, besser, revolutionrer
sei als das alte Internet, z.B. durch
-
- und viele viele andere Dienste & Plattformen
- Die Bezeichnung ist problematisch, weil es solche Updates im
Internet nicht wirklich gibt, und weil in der ganzen Euphorie um
das Web 2.0 oft vergessen wird, dass viele Menschen das Internet
nach wie vor traditionell (oder gar nicht) nutzen
- Dennoch: Das gegenwrtige Internet erleichtert bestimmte
Nutzungsweisen und erzeugt so ganz bestimmte soziale Folgen,
verndert also unser individuelles und gesellschaftliches Leben
Was ist das Web 2.0? 6. Was geschieht im Social Web? Diagnosen.
Commons-Based Peer Production (Yochai Benkler) Convergence/
Participatory Culture(Henry Jenkins) Emergenz digitaler
ffentlichkeiten(Stefan Mnker) Das neue Netz = social web Politik in
Echtzeit(Christoph Bieber) 7. Was geschieht im Social Web? Meine
Perspektive.
- Das Social Web senkt die Hrden fr onlinebasiertes
www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/
-
- Identittsmanagement(Darstellung individueller Interessen,
Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.)
http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/
-
- Beziehungsmanagement(Pflege von bestehenden und Knpfen von
neuen Beziehungen)
http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/
-
- Informationsmanagement(Selektion und Weiterverbreitung von
relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgtern)
8. Praktiken und Entwicklungsaufgaben
- Social-Web-Praktiken untersttzen insbesondere Heranwachsende
(aber nicht nur die) bei zentralen biographischen
Entwicklungsaufgaben
Wie orientiere ich mich in der Welt? Welche Position nehme ich
in der Gesellschaft ein? Wer bin ich? Schlsselfrage
- In der Wikipedia recherchieren
- Kontaktanfrage stellen oder besttigen
- Persnliche Nachricht schicken
Beispiele Informations- management Beziehungs- management
Identitts- management Praxis Sachauseinandersetzung
Sozialauseinandersetzung Selbstauseinandersetzung
Entwicklungsaufgabe 9. Entstehen persnlicher ffentlichkeiten
- Social Web untersttzt das Entstehen persnlicher
ffentlichkeiten, in denen Nutzer
- (a)Informationen nach Kriterien der persnlichen Relevanz
auswhlen , [anstatt nach journalistischen Nachrichtenfaktoren]
- (b)sich an ein (intendiertes) Publikum richten, das aus
sozialen Kontakten besteht , [anstatt des verstreuten, unbekannten,
unverbundenen Publikums der Massenmedien]
- (c)und sich im Kommunikationsmodus des Konversation betreibens
befinden. [anstatt im Modus des Publizierens]
10. Entstehen persnlicher ffentlichkeiten
- Vor allem in diesen persnlichen ffentlichkeiten des Social Web
verschwimmt die Trennung zwischen Sender- und Empfnger-Rollen der
Massenkommunikation
- Twitter, Facebook u.. Angebote haben Konzept des streams
popularisiert der konstante Informationsfluss, der an die Seite
bzw. Stelle von statischem Text tritt
11. Wie orientiere ich mich in der Welt?
- Die Grenzen zwischen journalistischen und Laien-ffentlichkeiten
werden flieender,
-
- nicht so sehr, weil Nutzer auch als Urheber von Informationen
auftreten (user-generated content; citizen journalism)
-
- sondern vor allem, weil Nutzer als Filter bzw. Multiplikatoren
innerhalb ihrer sozialen Netzwerke agieren und Informationen (auch
aus etablierten Medien) miteinander teilen
http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/
- Entgegen mancher Befrchtungen (oder Hoffnungen), verdrngt das
Social Web den professionellen Journalismus nicht, noch macht es
ihn berflssig.
- Richtig ist aber: In dem Mae, wie Menschen ohne besondere
technische oder berufliche Ausbildung Informationen mit anderen
teilen knnen, schwindet das Monopol von professionellen Experten
(Journalisten, Enzyklopdisten, Bibliothekare, ) auf das Auswhlen,
Aufbereiten und ffentliche zur-Verfgung-Stellen von
Informationen
12. Publizistische und persnliche ffentlichkeiten
- In den vernetzten ffentlichkeiten des Social Web uert sich
somit auch und vor allem die Anschlu-kommunikation des
Publikums
-
- Publizistische Angebote machen ihre Inhalte fr die neuen
Vermittlungsplattformen zugnglich
-
- Nutzer verlinken, retweeten, bookmarken, diggen, teilen und
empfehlen journalistische Inhalte
- Die Online-Ableger etablierter publizistisch-redaktioneller
Angebote bndeln aber nach wie vor das Gros der Aufmerksamkeit
Twittercharts nach Verweisen 13. Nur wenig Kritik
journalistischer Angebote in Blogs
- Anteil bewertender Verweise von Blogs auf andere Online-Quellen
(in %)
Quelle: Auswertung von N=1.750 Links von Blogs auf populre
journalistische Online-Angebote (Quelle hierfr: www.technorati.com)
14. Folge des Medienwandels: Dis-/ReintermediationQuelle:
Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009 15. Folge des Medienwandels:
Dis-/Reintermediationz.B. Parteien, Vereine, Ver-bnde, Kirchen,
Stiftungen, Quelle: Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009 16. Folge des
Medienwandels: Dis-/Reintermediationz.B. Politische Akteure Quelle:
Neuberger/Nuernbergk/Rischke 2009 z.B. Parteien, Vereine, Ver-bnde,
Kirchen, Stiftungen, Journalistische Vermittlung + Reintermediation
17. 3. Journalistische Praxis: Einige Ratschlge
- 1) Reagieren Sie auf Erwartungen der people formerly known as
the audience
- Kompetent, rasch und professionell das Wichtige vom Unwichtigen
trennen und aufbereiten = (Qualitts-)Journalismus betreiben!
- Anschlusskommunikation erleichtern = Ihren Lesern/Hrern/Sehern
die Mglichkeit bieten, Ihre Inhalte zu empfehlen und in anderen
Kontexten zu verwenden
- Konversationen anstoen und moderieren = sich nicht (mehr) als
Sender oder gar Verknder begreifen, sondern mit Ihrem Publikum
kommunizieren auch um zu lernen
- Dialog- und Kritikfhigkeit zeigen = damit rechnen (und sich
dafr wappnen), dass Sie auch Fehler machen und dass die Kritik des
Publikums schnell sichtbar wird
18. 3. Journalistische Praxis: Einige Ratschlge
- 2)Orientieren Sie sich selbst in den entstehenden
ffentlichkeiten
- Allgemeinen berblick zur Nachrichtenlage des Social Web
verschaffen (z.B. ber rivva.de)
- Ggfs. Recherchen zu spezifischen Themen, Meinungen oder
Einschtzungen in den (Experten-)ffentlichkeiten des Social Web
anstellen
- Dabei aber bitte den ethisch relevanten Unterschied beachten:
zugnglich heisst nicht unbedingt auch ffentlich
http://www.flickr.com/photos/mrlerone/2360572263/ 19. Fazit
- Das Internet verndert das soziotechnische Umfeld, in dem
Menschen Identitts-, Beziehungs- und Informationsmanagement
betreiben, es ist zum Social Web geworden
- Es lsst einen neuen Typ von ffentlichkeit entstehen: Persnliche
ffentlichkeiten, die aus Informationen von persnlicher
Relevanzbestehen, die an vergleichsweise kleine Publika gerichtet
sind; es geht eher um Konversation als um Publizieren
- Dies wirkt sich nicht nur auf die Artikulation und Pflege
sozialer Beziehungen aus, sondern ergnzt bzw. erweitert Leistungen
des professionellen Journalismus und etablierter
Medienorganisationen in zweierlei Hinsicht:
-
- ( Produktion ) Entstehen neuer themen- und gruppenspezifischer,
nicht-institutionalisierter Arenen mit eigenen Selektions- und
Relevanzkriterien
-
- ( Filtern ) Gatekeeping, das Beobachten, Selektieren und
Aggregieren von Themen fr ein Publikum, wird zunehmend auch von
Laien sowie von Software-Code geleistetDreiklang von
professioneller, partizipativer und technischer Vermittlung
(Neuberger 2009)
- Professionell betriebener Journalismus wird durch diese
Vernderungen nicht berflssig, muss sich aber auf den Strukturwandel
von ffentlichkeit einstellen
20. Herzlichen Dank fr Ihre Aufmerksamkeit!
- Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg
- www.hans-bredow-institut.de
21. Weiterfhrende Literatur
-
- ARD-ZDF-Onlinestudie 2010:
-
-
- Van Eimeren, Birgit/Beate Frees (2010): Fast 50 Millionen
Deutsche online Multimedia fr alle? Ergebnisse der
ARD/ZDF-Onlinestudie 2010. In: Media Perspektiven, Nr. 7-8, 2010,
S. 334-349.
-
-
- Busemann, Katrin & Gscheidle, Christoph (2010). Web 2.0:
Nutzung steigt Interesse an aktiver Teilnahme sinkt.Media
Perspektiven , 7-8/2010, 359-368.
-
- Benkler, Yochai (2006): The Wealth of Networks. How social
production transforms markets and freedom.New Haven/London.
-
- Jenkins, Henry (2006): Convergence Culture. Where old and new
media collide. New York.
-
- Neuberger, Christoph/Christian Nuernbergk/Melanie Rischke (Hg.)
(2009): Journalismus im Internet. Profession Partizipation
Technisierung. Wiesbaden.
-
- Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und
Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz.
-
- Schmidt, Jan/Ingrid Paus-Hasebrink/Uwe Hasebrink (Hrsg.)
(2009): Heranwachsen mit dem Social Web. Berlin .