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Externe Effekte, Wirtschaftswachstum
Seminararbeit im Fachgebiet„Ökonomie und Politik des tertiären Bildungssystems“
zum Seminar
„Finanzierung und finanzielle Steuerung der Hochschulen“
im Sommersemester 2010
Prof. Dr. Rainer Künzel
Dr. Justine Suchanek
Universität Osnabrück
Volkswirtschaftslehre/
Ökonomie und Politik des tertiären Bildungssystems
Eingereicht von: Roman Willenbrock
Matrikelnummer: 929679
Droste-Hülshoff-Weg 11
49082 Osnabrück
BWL, 8. Fachsemester
Osnabrück, den 29.September 2010
I
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Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................... II1. Einleitung ...................................................................................................... III2. Einordnung und Definition externer Effekte .................................................IV
2.1 Einordnung ..............................................................................................IV2.2 Definition und Lösungsansatz externer Effekte .......................................V
3. Bewertung der möglichen externen Effekte, die mit Bildungzusammenhängen .............................................................................................VII
3.1 Höhere Steuereinnahmen ....................................................................... VII3.2 Verbesserung der öffentlichen Gesundheit ...........................................VIII3.3 Demokratisierung, Menschenrechte und politische Stabilität .................. X3.4 Verringerung von Kriminalität .............................................................. XII3.5 Umwelt-Auswirkungen ........................................................................XIV3.6 Wirtschaftswachstum .............................................................................XV
4. Fazit zur Notwendigkeit von Bildungsfinanzierung ............................... XVIILiteraturverzeichnis: .......................................................................................XIX
II
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1. Einleitung
Das demographische Zukunftsszenario, welches Deutschland in den nächsten
15-40 Jahren erwartet, lässt aufhorchen und gerade Fragen der Bildung sind in
diesem Zusammenhang von enormer Bedeutung. Während die arbeitsfähige
Bevölkerung aufgrund der demographischen Entwicklung auf ein bis dato nicht
dagewesenes prozentuales Minimum abschmilzt, muss dieser Teil der
Bevölkerung gleichzeitig für die Majorität der anfallenden Kosten der
restlichen Bevölkerung aufkommen.1
Obwohl die Zahl der Erwerbsfähigen aufgrund von Rente merklich zurück
gehen wird, wird Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit die Zahl der
Arbeitslosen nicht verringern können. Dieser Umstand ist auf eine sich bereitsheute abzuzeichnende Tatsache zurückzuführen, den Fachkräftemangel.2
Stellen bleiben in Deutschland unbesetzt, weil die entsprechenden
Qualifikationen schlicht nicht vorhanden sind. Es bleibt für viele Unternehmen
nur die Möglichkeit ausländisches Fachpersonal zu rekrutieren, oder gar
Unternehmensteile an andere Standorte (bspw. ins Ausland) zu verlegen. Die
Rekrutierung von ausländischem Fachpersonal gestaltet sich jedoch als
schwierig, was nicht zuletzt an einer unattraktiven Einkommensbesteuerungliegt und darüber hinaus auch mit relativ hohen Einwanderungsauflagen
erschwert wird. Dass der angesprochene Fachkräftemangel jedoch akuter ist,
als der breiten Öffentlichkeit bewusst, beweißt der plötzliche Handlungswille
der Politik, welche umgehend die bestehenden Auflagen für genau den Fall des
Fachkräfteimports erheblich erleichtern will.3 Parallel muss sich Deutschland
mit dem sogenannten „Braindrain“ auseinandersetzen, der die Fluktuation
deutscher Hochqualifizierter ins Ausland beschreibt.4 Speziell für den Fall
Deutschland kann der Mangel an gut ausgebildetem Personal ungeahnt
schwere Folgen haben. Deutschland belegt im weltweiten Wettbewerb um
wirtschaftliche Stabilität und Stärke nach wie vor eine Spitzenposition,5 welche
es sich aufgrund von einer hohen Konzentration an Humankapital erarbeitet
1 Vgl. Fuchs/Reinberg (2007), S. 1-2.2 Vgl. Der Westen vom 3.8.2010: Union will Kontingent für qualifizierte Zuwanderer.3 Vgl. Der Westen vom 3.8.2010: Union will Kontingent für qualifizierte Zuwanderer, vgl.auch: Die Welt vom 20.7.2010, FDP fordert Erleichterung für ausländische Fachkräfte.4 Vgl. Die Zeit vom 10.8.2010, In Zukunft werden Fachkräfte richtig knapp, (2009 sind155.000 deutsche Hochqualifizierte ausgewandert aufgrund besserer Chancen im Ausland).5 Vgl. Worldbank - Gross domestic product 2009 (Deutschland liegt international auf Platz 4),abrufbar unter: http://siteresources.worldbank.org/DATASTATISTICS/Resources/GDP.pdf
III
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hat. Dieses angesprochene Humankapital ist der wichtigste Standortvorteil der
deutschen Volkswirtschaft 6 und ist somit für eine erfolgreiche Positionierung
Deutschlands in der Zukunft entscheidend.
Sollte es Deutschland unter den beschriebenen zukünftigen Umständen
(Alterspyramide, Braindrain etc.) nicht gelingen, seine Kernkompetenzen
(Humankapital) zu schützen, um wenigstens den erreichten Standard zu halten,
wird Deutschland sich ungeahnten Problemen stellen müssen. Ein allgemeiner
Rückschritt hinsichtlich des vorliegenden Lebensstandards wird die
unumgängliche Folge sein. Es ist Aufgabe des Staates, dieses durchaus
realistische Szenario abzuwenden und Deutschland stattdessen optimal auf die
zukünftigen Aufgaben vorzubereiten.
Im Zuge dieser Arbeit sollen mögliche externe Effekte, die sich durch Bildung
einstellen, aufgezeigt werden. Dabei stehen sozioökonomische externe Effekte
von Bildung im Vordergrund, weshalb zu Beginn der Arbeit eine Abgrenzung
zischen dem privaten Nutzenzuwachs und dem zu untersuchenden sozialen
Nutzen getroffen wird. Anschließend werden grundlegende Definitionen
externer Effekte und ein allgemeiner Ansatz zu Internalisierung externer
Effekte benannt. Darauf folgt der Kern der Arbeit, welcher sich mit der Bestimmung und einer jeweiligen kurzen Bewertung der beschriebenen
Effekte befasst. Der Schlusspunkt wird durch ein Fazit gesetzt, welches auf
Grundlage der zuvor gesammelten Ergebnisse beruht.
Die gesamte Arbeit und somit auch die Bewertungen der einzelnen Effekte,
verlaufen vor dem Hintergrund, ob der für die gesamte Gesellschaft durch
Bildung generierte Nutzen, Bildungsfinanzierung durch den Staat rechtfertigt,
oder nicht. Dabei sei noch mal erwähnt, dass der Fokus dieser Arbeit primär auf Deutschland liegt. Sofern Daten aus Entwicklungsländern genutzt werden,
wird darauf stets hingewiesen.
2. Einordnung und Definition externer Effekte
2.1 Einordnung
„Die externen Effekte bieten einen guten ökonomischen Grund für eineöffentliche Rolle in der Bilddung, wobei es beim derzeitigen Stand der
6 Vgl. Steiner/Lauer (2000), S.26.
IV
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empirischen Forschung allerdings als offen gelten muss, ob der öffentliche
Nutzen größer, kleiner oder etwa gleich den öffentlichen Kosten ist.“7
Bildungsausgaben werden in der Regel durch den Staat und durch eine private
Geldquelle finanziert. Ausgehend von der Humankapitaltheorie sind
Aufwendungen, die durch den Konsum von Bildung entstehen, als Investition
einzuordnen. Studiengebühren, die zur Finanzierung der eigenen Bildung
anfallen, würden somit dem Tatbestand einer Investition entsprechen.
Durch einen Zuwachs an Humankapital ist ein höheres Maß an Produktivität
inbegriffen, was sich positiv auszahlt, da die Entlohnung sich an der
Produktivität orientiert.8 Auch in der Humankapitaltheorie wird eine Investition
nur dann als sinnvoll bewertet, wenn sich eine entsprechende Rendite einstellt.9
Ein höheres Einkommen aufgrund von zusätzlicher Bildung ist demnach als ein
direkter Effekt der Bildungsfinanzierung zu betrachten. Ist der sich für das
Individuum daraus ergebende Nutzen größer als die dafür anfallenden direkten
und indirekten (Opportunitätskosten) Kosten zusammen, liegt eine positive
private Bildungsrendite vor. Dieser private Nutzen äußert sich beispielsweise
in Form von höherem Einkommen, geringerem Jobrisiko und persönlicher
Zufriedenheit über den intellektuellen Status. Ist die private Bildungsrendite
also positiv, ist die Motivation einer privaten Bildungsinvestition als ein
logischer Schritt leicht nachvollziehbar.10
Da jedoch ein erheblicher Anteil der Bildungsfinanzierung durch den Staat,
beziehungsweise den Steuerzahler beigesteuert wird, ist die Frage nach einem
möglichen Nutzen für den Staat nur legitim. Es gilt also zu prüfen, ob es neben
den privaten Effekten durch Bildung auch noch andere externe Bildungseffekte
gibt, die die staatliche Finanzierung rechtfertigen.
2.2 Definition und Lösungsansatz externer Effekte
Die Ergebnisse dieser Arbeit beruhen auf drei verschiedenen Formen externer
Effekte: den statischen, dynamischen und nicht-pekuniären externen Effekten.11
Statische externe Effekte entsprechen einem noch nicht in den aktuellen
7 Wößmann (2007), S. 20.8 Vgl. Steiner/Lauer (2000), S.7.9 Vgl. Steiner/Lauer (2000), S.2.10 Vgl. Steiner/Lauer (2000), S.2.11 Vgl. Venniker (2000), S. 47-50.
V
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Produktionsprozess enthaltenen Beitrag, der durch die Hinzunahme von
Humankapital erzeugt wird. Dynamische Effekte haben hingegen auch über die
aktuelle Periode hinaus einen steten Produktionseinfluss, der durch die einstige
Anreicherung in Form von Humankapital erzeugt wurde. Nicht-pekuniäre
Effekte beschreiben Vorgänge, die bereits im Vorfeld nicht monetär an einem
Markt gehandelt werden, die aber trotzdem den Tatbestand eines externen
Effekts erfüllen.12
Aus ökonomischer Sicht betrachtet, liegt ein externer Effekt dann vor, wenn
die individuell rationale Aktivität einer Einzelperson oder aber einer
Unternehmung nicht die gesamtwirtschaftlich optimale Aktivität darstellt.
Somit liegt eine suboptimale Verteilung von Ressourcen vor, weshalb der
Eingriff von außen durch den Staat notwendig werden könnte.13
Eine Lösungsmöglichkeit zur Internalisierung externer Effekte wäre durch die
Pigou-Steuer (bei negativem externen Effekt), beziehungsweise durch die
Pigou-Subvention (bei positivem externen Effekt) möglich.14 Die Pigou-
Steuer/Subvention würde als eine Art staatlicher Lenkungszwecknorm agieren,
mit dem Ziel, das Individuum zu einer optimalen Entscheidung auch aus
gesamtwirtschaftlicher Sicht zu bewegen. Hinsichtlich der Nachfrage von
Bildung würde dies bedeuten, sofern positive externe Effekte vorliegen, dass
aus gesamtwirtschaftlicher Sicht zu wenig Bildung nachgefragt wird. Diesem
Umstand könnte der Staat mithilfe einer Pigou-Subvention entgegenwirken und
eine optimale Nachfrage nach Bildung erzeugen, womit eine öffentliche
Teilfinanzierung durch ihn Rechtfertigung finden könnte.15
Während dieses Konstrukt in der Theorie doch recht einfach klingt, ist es in der
überaus komplexen Realität nicht wirklich umsetzbar, da zur Bestimmung der
optimalen Subventionshöhe das Optimum als auch die individuelle Nachfrage
ohne staatliches Eingreifen bekannt sein müsste.16
Da die Berechnung der optimalen Subventionshöhe für Bildung nur in der
Theorie durchführbar ist, ist eine Auseinandersetzung mit den Effekten von
Bildung noch wichtiger, da die Ergebnisse ja möglicherweise nichts anderes als
eine Komplettfinanzierung als effizienteste Lösung zulassen.
12 Vgl. Venniker (2000), S. 48-50.13 Vgl. Langner, (2007), S. 4.14 Vgl. Definition Pigou-Steuer (2010), abrufbar unter:http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/pigou-steuer.html.15 Vgl. Langner, (2007), S. 5.16 Vgl. Langner, (2007), S. 7.
VI
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3. Bewertung der möglichen externen Effekte, die mit Bildung
zusammenhängen
3.1 Höhere Steuereinnahmen
Der Umstand, dass Bildung höhere Privateinkommen generiert, ist erwiesen.17
Diese höheren Einkommen führen somit auch zu höheren Einnahmen für den
Staat und speziell der in wohlhabenden Ländern vorliegende progressive
Einkommensteuertarif sorgt dafür, dass die Höherverdiener überproportional
hohe Steuern auf ihr Einkommen zahlen. Hieraus folgt für viele die
Schlussfolgerung, dass die öffentliche Finanzierung von Bildung sich von
selbst finanziert (externer statischer Effekt) und somit auch ihre Berechtigung
hat.18 Ausgehend von diesen überproportionalen hohen Steuersätzen, sind die
privaten Erträge von Bildung (primär der monetäre Anreiz) geringer als die
gesamtgesellschaftlichen, woraus eine niedrigere als die gesellschaftlich
optimale Bildungsnachfrage entsteht.19 Bovenberg und Jacobs (2005) fordern
aus diesem Umstand heraus eine staatliche Finanzierung des Studiums, um die
höheren Steuereinnahmen die nachträglich eingehen, auszugleichen.20
Langner (2007) weist in diesem Zusammenhang jedoch darauf hin, dass auch
Individuen ohne entsprechende Bildung die Chance auf ein hohes Einkommen
haben, weshalb die Ursache für ein höheres Einkommen irrelevant sei.21 Im
Umkehrschluss würde dies bedeuten: Begründet man eine staatliche
Finanzierung von Bildung durch den vermeintlich externen Effekt höherer
Steuereinnahmen dank höherer Bildungsnachfrage, müsste der Staat nicht nur
Humankapitalinvestitionen, sondern jegliche rentable Investition eines
Individuums subventionieren, da auch hier eine Schieflage zwischen privater
und sozialer Rendite vorläge. Darüber hinaus mahnt Langner, dass die
Humankapitalinvestition des Staates (Subventionierung von Bildung) völlig
ungesichert sei, da kein Individuum in einer freien Gemeinschaft gezwungen
werden könne, das erhaltene Humankapital am Markt zu offerieren. Da sich die
Staatseinnahmen aus den Ausgaben ableiten und nicht umgekehrt, würden mit
17 Vgl. Psacharopulus (2007), S. 7-11.18 Vgl. Wolter (2001), S. 26.19 Vgl. Langner (2007), S. 9.
20 Vgl. Bovenberg/ Jacobs (2005), S. 2007-2012.21 Vgl. Langner (2007), S. 9.
VII
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der geringeren Bildungsnachfrage nicht nur Staatseinnahmen sinken
(Einkommensteuer-Rückgang), sondern auch der Finanzierungsbedarf für
Bildung. Dieser Umstand würde laut Langner zu niedrigeren Steuersätzen
führen, was wiederum zu einem Anstieg der privaten Bildungsnachfrage führen
würde.22
Ausgehend von dieser Argumentation scheint die Unterstützung in Form von
Bildungssubventionen als nicht gerechtfertigt. Dass der Staat jedoch eine
Herabsetzung des Einkommensteuersatzes aufgrund der Einsparungen im
Bildungsetat veranlassen würde, scheint doch eher fragwürdig. Eine
vermeidliche Streichung dieses Etats würde somit womöglich eine deutliche
Verschlechterung hinsichtlich der Nachfrage nach Bildung erzeugen, was im
Fall Deutschland eine ungeahnte negativ Spirale erzeugen könnte. Auch wenn
Langners Argumentation diskutabel ist, zeigt sie, dass eine unumstrittene
Komplettfinanzierung durch den Staat nicht einfach mit höheren
Steuereinnahmen durch Bildung zu rechtfertigen ist, sondern weitere Gründe
erfordert.
3.2 Verbesserung der öffentlichen Gesundheit
Fällt das Stichwort Gesundheit im Zusammenhang mit Bildung, können die
Gedanken oft recht schnell zum afrikanischen Kontinent wandern und man
denkt an die Bekämpfung von Aids und hoher Kindersterblichkeit. Doch
gerade in entwickelten Ländern wie Deutschland ist der allgemeine Nutzen in
Form von höherer Gesundheit durch den Fortschritt (Fortschritt erzielt durch
eingesetztes Humankapital, Humankapital gewonnen durch Bildung) leicht zu
dokumentieren. Während die gesundheitlichen Konsequenzen von Nikotin-
Konsum in Teilen der Welt unbekannt sind, findet das aktuelle Oktoberfest(2010) in München mit einem strengen Rauchverbot statt, um die
Passivraucher und Angestellten vor den auf lange Sicht nicht seltenen tödlichen
Folgen zu schützen. Gerade in Sachen Aufklärung hinsichtlich des täglichen
Umgangs miteinander und mit seiner eigenen Gesundheit (Anwendung von
Hygiene zur Vermeidung der Ansteckung anderer und zum Schutz der eigenen
Gesundheit; Konsum von Obst und Gemüse usw.) leistet Bildung einen Schutz
für die gesamte Gesellschaft.23
Während man argumentieren könnte, staatlich22 Vgl. Langner (2007), S. 10.
23 Vgl. Marmot (OECD 2010), S.17.
VIII
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subventioniertes Humankapital (bspw. ein Chemiestudent) hätte durch den
Verkauf an private Forschungseinrichtungen (arbeitet nach Studium für ein
Privatkonzern) keinen Nutzen für die Bevölkerung, ist dies im Bereich
Gesundheit/Medizin nicht der Fall. Neben medizinischen Errungenschaften
(neue Medizin/Behandlungen), profitiert die gesamte Bevölkerung durch einen
ständigen Zuwachs an öffentlichem Fachwissen. Es ist jedoch gerade dieses für
alle in der Gesellschaft öffentliche Wissen, was zu einer Verbesserung der
öffentlichen Gesundheit führt. Dass Kinder und ihre spätere Gesundheit im
Erwachsenenalter maßgeblich mit dem Bildungsumfang der Eltern
zusammenhängen, zeigen mehrere Untersuchungen in Entwicklungsländern.24
Zeitgleich liegen jedoch keine aktuellen Studien vor, wonach dieser
Zusammenhang in entwickelten Ländern vorliegt.25 Dieser Umstand
untermauert einen möglichen Zusammenhang zwischen Bildung und einem
positiven Effekt auf den gesamtgesellschaftlichen Gesundheitszustand. Doch
auch die stetig steigende Lebenserwartung in Deutschland spricht für sich.26
Der angesprochene Zusammenhang von Bildung und Gesundheit lässt sich
aufgrund der deutlich schlechteren Bedingungen hinsichtlich Lebensstandard
und Bildungsniveau in Entwicklungsländern besonders gut zeigen. Oftmals
wird in solchen Studien der Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand der
Mutter und der Lebenserwartung des Kindes im Zusammenhang untersucht.
Die Ergebnisse solcher länderübergreifenden Studien weisen in den jeweiligen
Kernaussagen große Ähnlichkeiten auf.27 Diese Ergebnisse haben international
dafür gesorgt, dass eine zunehmende Anzahl von Bildungsprogrammen in
Entwicklungsländern gefördert wurde, welche sich speziell mit der Bildung
von Mädchen und jungen Frauen befassen, um ein langfristige Reduktion von
Kindersterblichkeit zu erzielen.28 Dass durch entsprechende Bildung von
Mädchen und jungen Müttern, noch weitere positive Effekte auftreten, zeigen
Appiah und McMahon (2002.) anhand einer Untersuchung in Afrika. Demnach
24 Vgl. Marmot (OECD 2010), S. 19.25 Vgl. Marmot (OECD 2010), S. 19.26 Vgl. Statistisches Bundesamt 2007: „Bevölkerung Deutschlands bis 2050“, (Während ein 60
jähriger Mann im Jahr 2000 mit 19 weiteren Lebensjahren rechen kann, kann ein 60 Jähriger 2035 bereits mit 22,7 weiteren Lebensjahren rechnen. Als Hauptgrund wird der medizinischeFortschritt betrachtet).27 Vgl. Miller/Rodgers (2005), S. 157-158 (Hier wird eine signifikanter Zusammenhangzwischen dem Bildungsgrad der Mutter und der Gesundheit des Neugeborenen gezeigt.), vgl.auch: Appiah/McMahon (2002), S. 50.28 Vgl. Marmot (OECD 2010), S.19.
IX
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wird durch die verbesserte Bildung zunächst ein Bevölkerungsanstieg ausgelöst
(aufgrund geringerer Kindersterblichkeit), der sich aber über den Zeitraum von
40 Jahren auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert. Dieser geringere und
stabile Bevölkerungsanstieg hat zur Folge, dass sowohl die Armut innerhalb
der Familie reduziert wird als auch eine Verringerung der Belastung seitens der
Umwelt erreicht wird.29
Die positiven externen Effekte, die Bildung auf die öffentliche Gesundheit hat,
sind in ihrer Anzahl und in ihrer Erscheinung nicht immer direkt zu erkennen.
Oftmals fungiert die verbesserte Gesundheit im Verborgenen und wirkt wie im
Falle von Appiah und McMahon indirekt auf zahlreiche Faktoren. Dass die
Allgemeinheit jedoch im großen Maße profitiert bleibt trotzdem ein Fakt und
wird unter anderem durch die angeführten Studien belegt.
3.3 Demokratisierung, Menschenrechte und politische Stabilität
Geht man davon aus, dass das einem zugeführten Wissen letztendlich über das
Ausmaß an erfahrener Bildung Auskunft gibt, kann man das oft genutzte Zitat,
„Wissen ist Macht“ wohl leicht umformen in die Aussage “Bildung ist Macht“.
Dass dies im wahrsten Sinne des Wortes zutrifft, zeigt sich besonders in der
Tatsache, dass besonders in totalitären Staaten die Kontrolle des
Bildungssektors im Fokus liegt.30 Die Macht solcher Staaten, die
Wissensaufnahme außerhalb der staatlichen Bildungsinstitution unzugänglich
zu machen, bietet den erforderlichen Raum, die Menschen innerhalb solcher
Systeme nach vorgegebnen Vorstellungen zu formen und somit ein
vermeidliches Maß an staatlicher Stabilität hervorzurufen. Das totalitäre
Regime sich häufiger in Staaten positionieren, wo geringe Bildung und ein
hohes Maß an Analphabetismus vorliegen, ist somit nur wenig überraschend.31
Die angesprochene politische Stabilität in Staaten, die durch Regime geführt
werden, ist abgesehen von wenigen Ausnahmen (China, Vereinigte Emirate)
auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt. Dass ein signifikanter negativer
Zusammenhang zwischen Militärausgaben und politischer Stabilität vorliegt,
ist darüber hinaus ein interessanter Fakt.32 Die Frage, welchen Beitrag Bildung
29 Vgl. McMahon (2004), S. 234, vgl. auch: Appiah/McMahon (2002), S. 41 (Hier wirdgezeigt, dass eine Investition in afrikanische Bildung zu einer Armutsreduktion i.H.v. 18%
innerhalb eines vierzigjährige Zeitraums führt).30 Vgl. Lott (1999), S. 150-152.31 Vgl. McMahon (2004), S. 234.32 Vgl. McMahon (2004), S. 238.
X
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hinsichtlich Demokratie, Menschenrechten und politischer Stabilität hat und
welche Beziehungen die einzelnen Komponenten untereinander haben, drängt
sich in diesem Zusammenhang auf.
Ein Rückblick in die jüngere deutsche Geschichte (DDR) zeigt, dass bei einem
höheren Bildungsniveau fehlendes Mitspracherecht und die Verletzung von
Menschenrechten zur politischen Instabilität führt. Diese kausale Verknüpfung
lässt sich insofern umdrehen, als dass das Vorliegen einer Demokratie im
hohen Maße mit der Einhaltung von Menschenrechten einhergeht und dass aus
dieser Kombination die Basis für politische Stabilität entsteht.33 Die
Voraussetzung, um diesen Prozess, der mit Demokratisierung beginnt, in Gang
zu setzen, sieht Diamond (1992) in Form von steigendem Einkommen, welches
er wiederum als ein Resultat vorangegangener Bildung sieht. Demnach sorgt
das steigende Einkommen für eine Vergrößerung der Mittelschicht, welche
aufgrund des Einkommenszuwachses mehr Beteiligung am politischen
Geschehen wünscht.34
Der einmal begonnene Demokratisierungsprozess lässt sich auf Dauer von
keinem Regime aufhalten und führt langfristig in die Demokratie, welche
neben Bildung und Pro-Kopf-Einkommen eine signifikante Rolle für politische
Stabilität und den Schutz der Menschenrechte spielt.35 Dieser direkte Einfluss
von Bildung auf Demokratie weist somit auch einen indirekten Einfluss auf die
politische Stabilität aus. Aufgrund dieser kausalen Verknüpfung kommen
McMahon (2002a) und andere zum dem Schluss, dass Bildung, im
Zusammenspiel mit Demokratisierung, einen entscheidenden Einfluss auf das
nationale Wirtschaftswachstum hat. Diesen leiten sie aus der mittelbaren
Entstehung der politischen Stabilität ab, welche wiederum unmittelbar für ein
entsprechendes Investitionsklima (ausländische Direktinvestitionen) und dem
daraus resultierenden Wachstum verantwortlich sei.36 Bildung stärkt darüber
hinaus nicht nur das Streben nach Demokratie, sondern intensiviert den
gesellschaftlichen Zusammenhalt hinsichtlich sozialer Bedürfnisse. So zeigt
das Ergebnis einer amerikanischen Studie, dass gerade höher Gebildete
(Bildungsqualifikationen über den Highschool Abschluss hinaus) bedeutend
33 Vgl. McMahon (2004), S. 237-238.34 Vgl. Diamond (1998)35 Vgl. McMahon (2004), S. 238.36 Vgl. McMahon (2004), S. 238.
XI
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mehr freiwillige gemeinnützige Arbeit innerhalb ihrer Gemeinden leisten, als
Leute mit einer geringeren Bildung.37
Neben gemeinnütziger Arbeit zeigt sich der positive Effekt tertiärer Bildung
auch in der deutlich höheren Spendenbereitschaft. Hodkinson and Weitzman
(1988) zeigen in einer Untersuchung zur amerikanischen Spendenbereitschaft,
dass unabhängig von der Einkommensklasse die Spendenbereitschaft bei tertiär
Gebildeten im Durchschnitt doppelt so hoch ist, wie bei einfachen Highschool
Absolventen.38 Bildung spielt somit nicht nur eine entscheidende Rolle bei der
Schaffung von demokratischen Strukturen innerhalb eines Landes, sondern
stiftet auch ein hohes Maß an sozialer Zusammengehörigkeit innerhalb der
Gesellschaft. Darüber hinaus lassen sich wie schon in Kapitel 3.2, weitere
indirekte Verknüpfungen herstellen, die auf ein indirektes wirtschaftliches
Wachstum durch Bildung schließen lassen.
3.4 Verringerung von Kriminalität
Während der Grad der Bildung einen offensichtlichen Zusammenhang mit der
politischen Stabilität eines Landes, ausgehend von einem allgemein
akzeptierten Fundament der rechtlichen Grundlage der Regierung hat, scheint
der Zusammenhang zwischen Kriminalität und Bildung für viele Beobachter
ebenso offensichtlich.
So gilt Armut oftmals als Auslöser für die Einstellung von
Bildungsmaßnahmen, woraufhin ein „Verfall von Sitten und Moral“39 zu
einem Anstieg der Kriminalität führt. Der kausale Zusammenhang lässt sich
natürlich auch umdrehen: „wer nicht in Bildung investiert, hat am Arbeitsmarkt
kaum Chancen, verarmt und gleitet dann in die Kriminalität ab“40.
Die Annahme, das Armut bzw. Leute mit einem geringen Bildungsniveauallein aus diesem Umstand anfälliger für kriminelles Verhalten sind, trifft
jedoch auf zunehmende Kritik, wobei man einen signifikanten Zusammenhang
zwischen unbeaufsichtigten Jugendlichen und darauf entfallende Kriminalität
herstellen kann.41 In Baden-Württemberg im Jahre 2004 beispielsweise,
verfügten nur 50% der inhaftierten Jugendlichen über einen
37 Vgl. NCES (1995), „The Condition of Education 1995“, National Center for EducationStatistics, Washington, DC: U.S. Department of Education.38 Vgl. McMahon (2004), S. 236.39 Deutsche Polizei, Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (2006), S. 6.40 Vgl. Deutsche Polizei, Zeitschrift der Gewerkschaft der Polizei (2006), S. 6.41 Vgl. McMahon (2004) S. 239.
XII
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Hauptschulabschluss, während nur 10% eine abgeschlossene Berufsausbildung
vorweisen konnten.42 Die Kriminalität wird seitens der Kriminologen mit
Thesen vor dem Hintergrund von mangelnder Chancengleichheit, Migrations-
Problemen oder einer schlichten Kosten-Nutzenrechnung (Wahrscheinlichkeit
von Festnahme, Strafe etc.) beantwortet und lässt mangelnde Bildung als
Ursache etwas außen vor. Die Zahlen aus Baden-Württemberg legen in diesem
Zusammenhang die Vermutung nahe, dass zumindest Unbildung dazu beiträgt,
eher in kriminelle Machenschaften reinzugeraten, hinsichtlich des hohen
Anteils an fehlenden Schulabschlüssen der Inhaftierten. So eindeutig die
Ergebnisse dieser Zahlen zu sein scheinen, vermutet die Autorin Dr. Bettina
Paul nicht die mangelnde Bildung als Grund für die prozentuale Aufteilung der
Inhaftierten. Sie geht davon aus, dass beispielsweise Abiturienten aufgrund
ihres sozialen Umfeldes und einer deutlich positiveren Zukunftsprognose
gegenüber einem Schulabbrecher von einer Inhaftierung eher verschont
bleiben. Darüber hinaus beschreibt sie, dass es bei Kriminalität von besser
Situierten oft gar nicht erst zu einer Anzeige kommt, da viele Familien um den
Erhalt des sozialen Status nach Außen bemüht sind und somit in der Regel eine
Anzeige vermeiden.43
Aufgrund dieser Einschätzung sind Statistiken, die einen direkten
Zusammenhang von mangelnder Bildung zu höherer Kriminalität vermuten
lassen, mit großer Vorsicht zu betrachten, da doch viele nicht offenkundige
Merkmale eine Rolle in der Zusammensetzung spielen.
Trotz dieser Problematik wäre es naiv zu glauben, dass ein zunehmendes Maß
an Bildung keinen Einfluss auf Kriminalität habe. So konnte
länderübergreifend festgestellt werden, dass ein Zuwachs an Bildung einen
positiven Effekt auf die Häufigkeit von Tötungsdelikten hat.44
Auch indirekt sind die positiven Folgen von Bildung nicht weg zu reden, da der
Zusammenhang zwischen steigender Bildung und steigendem Einkommen
gegeben ist. Diese Zunahme im Einkommen bedeutet eine erhebliche
Verbesserung der allgemeinen sozialen Lage, welche ja als eine der tragenden
Auslöser für kriminelles Handeln ist.45 Bildung kann jedoch auch zu einer
42 Vgl. Kraus (2006), S. 7.43 Vgl. Kraus (2006), S. 8.44 Vgl. McMahon (2004), S. 233.45 Vgl. Kraus (2006), S. 8, (In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhaltsind 2003 über 10% (12% bei Tätern<21Jahre) aller deutschen Straftaten begangen worden,wobei die Bevölkerung nur 8,3% ausmacht. Hier werden die sozialen Rahmenbedingungen als
XIII
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Zunahme von Kriminalität in bestimmten Bereichen führen. So ermöglicht sie
durch entsprechendes Know-how Steuerhinterziehungen und andere Arten von
Wirtschaftskriminalität.46
Auch wenn durch zunehmende Bildung und dem dazugehörigen
Einkommenszuwachs ein Anstieg an Wirtschaftskriminalität wahrscheinlich
ist, überwiegen die positiven Effekte die durch eine verbesserte Bildung
innerhalb der Gesellschaft erreicht werden können. Lochner und Moretti
kommen im Jahr 2004 zu dem Schluss, dass ein 1%iger Anstieg an High
School Abschlüssen in den USA, zu einer Ersparnis von $2 Milliarden in
Zusammenhang mit krimineller Aktivität führen würde.47 Auch Paul sieht es
trotz ihrer Thesen als absolut notwendig an, im Zuge der
Kriminalitätsreduktion in Bildung zu investieren.48
3.5 Umwelt-Auswirkungen
Der Einfluss von Bildung auf die Umwelt ist höchst umstritten. Ausgehend von
der Überlegung, dass Bildung der Schlüssel zur Erschließung neuer
Errungenschaften ist, sind es oftmals diese erlernten Fähigkeiten, die ein immer
intensiveres Ausschlachten der Natur ermöglichen. Das Bohren nach Öl im
Ozean, der radioaktive Restmüll oder der enorme CO2 Ausstoß sind nur
Beispiele, die aus dieser Sicht als Abfallprodukte der Bildung gesehen werden
können. Dass es letztendlich nicht die Waffe sondern der Mensch ist, der tötet,
bleibt natürlich unbestritten. Trotzdem bleibt die Frage, in wie weit Bildung in
diesem Zusammenhang als indirekter Verursacher eingestuft werden muss.
Die Arbeit von McMahon (2002a) zeigt die Schwierigkeit, eine konkrete und
eindeutige Antwort betreffend des Einflusses von Bildung auf Umwelt zu
geben. So folgt auf steigende Bildung beispielsweise eine gegenläufigeEntwicklung zwischen Wasser- und Luftverschmutzung.49 Wie bereits im
Abschnitt 3.2 erwähnt, führt Bildung zunächst zu einer Armutsreduktion
aufgrund eines stabilen geringeren Bevölkerungszuwachses, weshalb eine
geringere Wasserverschmutzung die Folge ist. Die gebündelten positiven
Bildungseffekte, geringeres Bevölkerungswachstum, Demokratisierung und
Grund vermutet).46 Vgl. McMahon, (2004), S. 239.47 Vgl. Lochner/Moretti (2004), S. 182-184.48 Vgl. Kraus (2006), S.10.49 Vgl. McMahon (2002a), S.134.
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Wirtschaftswachstum führen hingegen zu einem Anstieg der
Luftverschmutzung.50 Dass diese Ergebnisse den Einfluss von Bildung auf die
Umwelt in Entwicklungsländern beschreiben, sollte in der Beurteilung doch
berücksichtigt werden. Würde man den Einfluss von Bildung auf die Umwelt
in Deutschland untersuchen, würden die Ergebnisse mit Sicherheit Andere
sein. Gerade in hoch entwickelten Ländern, wird bewusst auf eine
allumfassende Reduktion der Umweltbelastung hingearbeitet. Das Kyoto
Protokoll, das seit 2005 verbindliche Richtlinien zur Treibhausgasreduktion in
Kraft treten ließ, ist nur ein Beweis für den vermeintlich sorgsameren Umgang
mit der Umwelt. Dass es ohne entsprechende Bildung keine Forschung und
somit kein entsprechendes Verständnis für die globalen Zusammenhänge
zwischen Mensch und Natur geben würde, sei hier einmal erwähnt.
Eine klare Antwort auf die Frage hinsichtlich des Einflusses von Bildung auf
die Umwelt kann nicht ohne Einschränkungen getroffen werden. Letztendlich
ist es jedoch eindeutig, dass durch steigende Bildung steigende Erkenntnisse
erreicht werden, welche innerhalb einer verantwortungsvollen Gesellschaft
nach bestem Gewissen umgesetzt werden sollten. Der Zusammenhang
zwischen Umweltschutz und Wirtschaftswachstum soll in dieser Arbeit nicht
untersucht werden, der Zusammenhang zwischen Bildung und
Wirtschaftswachstum im folgenden Abschnitt hingegen schon.
3.6 Wirtschaftswachstum
Wirtschaftswachstum liegt vor, wenn die jährlich zu Marktpreisen bewerteten
produzierten Güter und Dienstleistungen in ihrem Gesamtwert gegenüber dem
Vorjahr gestiegen sind.51 Die bis vor kurzem gängigste Methode um denEinfluss von Bildung auf das Wirtschaftswachstum zu messen gründete auf
einem rein quantitativen Ansatz. Hiernach bildete die durchschnittliche Anzahl
der Schuljahre einer Bevölkerung ihr Humankapital. Die Qualität des
Schuljahres, beziehungsweise die Qualität der Bildung, spielte bei der
Errechnung keine Rolle. Eine simple Korrelation von Humankapital und
Wachstumsraten zeigt, dass es unter diesen Vorraussetzungen keinen
ausreichend erklärenden Zusammenhang zwischen Bildungstand und50 Vgl. Appiah/McMahon (2002), S. 41, (Wasserverschmutzung nimmt um 13% ab, währendLuftverschmutzung um 14% zunimmt).51 Vgl. Langner (2007), S. 13.
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wirtschaftlichem Wachstum gibt.52 Eine deutliche Änderung dieses Ergebnisses
liegt jedoch vor, setzt man für das Humankapital anstelle der reinen Schuljahre
einen Qualitätsindex ein. Um den internationalen Vergleich zu gewährleisten,
wird daher auf Testdaten aus internationalen Leistungstests wie PISA oder
TIMSS zurückgegriffen. Dieser Austausch führt zu einer deutlich positiven
Beziehung zwischen dem volkswirtschaftlichen Humankapital und ihrem
wirtschaftlichen Wachstum.53
Die aktuelle OECD- Studie „The High Cost of Low Educational Performance -
The Long-Run Economic Impact of Improving PISA Outcomes“ (2010)
präsentiert in diesem Zusammenhang unglaubliche Ergebnisse. So würde
Deutschland im Zuge einer Verbesserung in Höhe von 25 PISA - Punkten
(Verbesserung innerhalb von 20 Jahren) einen zusätzlichen Zuwachs im
Bruttoinlandsprodukt von circa $8.100 Milliarden erlangen.54 Diese enorme
Summe ergibt sich aus den abgezinsten Zuwächsen des BIP vom Jahr 2090 bis
zurück in die aktuelle Periode 2010 und entspricht mit einem Zeitraum von 80
Jahren der durchschnittlichen Lebenserwartung der im Jahre 2010 geborenen
Generation. Dass die Steigerung von 25 PISA - Punkten innerhalb von 20
Jahren alles andere als utopisch ist, ist am Beispiel Polen nachzuvollziehen. 55
Der aggregierte Gesamtzuwachs, der OECD Staaten innerhalb dieses
Szenarios, entspräche $115 Billionen. Würde jedoch anstatt der
durchschnittlichen Verbesserung von 25 PISA - Punkten pro Mitgliedsstaat,
das Durchschnittsniveau das finnische Bildungsniveau erreichen, würde es
innerhalb der angesprochenen 80 Jahre sogar einen Zuwachs in Höhe von $260
Billionen geben.56 Deutschland würde bei diesem Szenario einen Ertrag
erzielen (10.000 Milliarden Euro), der dem fünffachen der gesamten
Jahreswirtschaftsleistung entspräche, oder anders ausgedrückt, ein zusätzliches
jährliches Wachstum von 0,8% erreichen.57
Während in den vergangenen Abschnitten des dritten Kapitels, immer wieder
indirekte Rückschlüsse hinsichtlich der Wirkung von Bildung auf das
52 Vgl. Hanushek/Woessmann (2008), S. 640.53 Vgl. Hanushek/Woessmann (2008), S. 640-643(So wirkt sich eine halbeStandardabweichung beim PISA-Test (50 Punkte auf der PISA-Skala) in einem ProzentpunktWirtschaftswachstum aus).54 Vgl. Hanushek/Woessmann (OECD 2010) S.6.55 Vgl. Hanushek/Woessmann (OECD 2010), S. 6 (Polen erreichte eine Steigerung von 29PISA – Punkten allein zwischen den Jahren 2000-2006).56 Vgl. Hanushek/Woessmann (OECD 2010), S.6.57 Vgl. Die Zeit vom 25.1.2010: „Bildung wirkt langsam aber mächtig.“
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Wirtschaftswachstum vorlagen, so ist der direkte Einfluss von Bildung auf das
wirtschaftliche Wachstum, vor dem Hintergrund der genannten Zahlen, kaum
vorstellbar. Das aufgezeigte Potential, das durch eine Verbesserung der
aktuellen Bildungssituation erreicht werden könnte, dürfte durch kein
Konjunkturprogramm nachhaltig zu erreichen sein.
4. Fazit zur Notwendigkeit von Bildungsfinanzierung
Die Berechtigung, beziehungsweise die Notwendigkeit von
Bildungsfinanzierung, ist im Zuge dieser Arbeit deutlich geworden. Die Rolle,
die Bildung in Zusammenhang mit aktuellem und zukünftigemWirtschaftswachstum einnimmt, ist einzigartig. Die aktuelle OECD-
Bildungsstudie (2010) zeigt den direkten Einfluss, den Bildung auf das
Wirtschaftswachstum haben kann. Es liegt letztendlich an der Politik, Bildung
so zu fördern, dass Ergebnisse wie sie in der Studie aufgezeigt werden, Realität
werden können. Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, Bildung als
eine notwendige und in ihrem Renditepotential sich rentierende Investition zu
betrachten.58
Gerade der Umgang mit Bildung, im Sinne einer Investition,gestaltet sich vor dem Hintergrund der persönlichen Zurechenbarkeit solcher
Maßnahmen für Politiker als unbequem. Da Politiker, aufgrund von
Legislaturperioden, eher am kurzfristigen Erfolg, als an nachhaltigem Erfolg
interessiert sind und die positiven Resultate von Bildung sich leider erst
verspätet, dafür jedoch nachhaltig einstellen.59
Aktuell hat Deutschland eine tertiäre Absolventenquote von 19,5% und hat
somit eine Steigerung im Vergleich zum Jahr 1998 (16%) von 3,5%. Dies ist
als Erfolg zu bewerten, muss im Zuge des OECD-Mittelwerts von 32,2%
jedoch relativiert werden.60 Dieses Versäumnis kann Deutschland jedoch nicht
alleine durch eine einfache Erhöhung der Bildungsausgaben, oder einer
58 Vgl. Die Zeit vom 25.1.2010: „Bildung wirkt langsam aber mächtig.“(Jeder investierte Euroin frühkindliche Bildung mündet laut, McKinsey und dem Deutschen Institut für Wirtschaft, ineiner jährlichen privaten als auch gesellschaftlichen Rendite zwischen 12-13%).59 Vgl. ARD-Nachrichten vom 27.7.2010: „Deutschland holt bei Hochschulabsolventen auf“,(Deutschland leidet unter Fachkräftemangel des Tertiärsektors, welche auf Versäumnisse der Kohl-Regierung zurückgeführt werden kann. (Leider können auch Politikfehler oftmals nur verspätet festgestellt werden)), abrufbar unter:http://www.tagesschau.de/inland/meldung162128.html.60 Vgl. ARD-Nachrichten vom 27.7.2010: „Deutschland holt bei Hochschulabsolventen auf“,abrufbar unter: http://www.tagesschau.de/inland/meldung162128.html.
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Verlängerung der Schul-Studienzeit schaffen.61 Dass stattdessen eine gezielte
Förderung der Lehrqualität erfolgen muss, legt die angegeben Studie nahe.
Dass „Bildung nicht Kuchen essen, sondern Kuchen backen“62 ist, muss im
allgemeinen Verständnis der Bevölkerung verankert werden, wodurch
Aufwendungen für Bildung nicht als Kosten gesehen werden, sondern ihr
Auftreten mit direktem, wie auch indirektem Nutzen für die
Gesamtbevölkerung assoziiert wird.
61 Vgl. Hanushek/Woessmann (2007), S. 59-62.62 Die Zeit vom 25.1.2010: „Bildung wirkt langsam aber mächtig.“.
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