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Ueber die Elementarana lyse organischer K(irper.

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E. H. v. Baumhauer.

Hierzu Tafel I.

In einer im Jahre 1853 gemaehten Mittheilung an die kSnig- liche Akademie der Wissenschaften in Amsterdam, t~ber die Bestim- mung des Sauerstoffs in organisehen KSrpern, welche keinen Stiekstoff enthalten, hatte ieh gewissermaassen eine Verbindlichkeit ~ibernommen, welche his jetzt nieht erledigt worden ist. In der That schloss ich meine Note mit den Worten: ,ffir die stiekstoffhaltigen Substanzen w~insche ich dahin zu gelangen, den Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauer- stoff durch eine einzige Operation und folglich in derselben Substanz- menge_bestimmen zu k6nnen." Heute bin ich im Stande dieses Ver- spreehen zu 15sen.

Ich werde in wenigen Worten an das Princip erinnern, auf welchem die damals yon mir vorgeschlagene Methode zur quantitativen Bestimmung des Sauerstoffs in stickstofffreien Substanzen beruhte. Diese Methode bestand darh~, dass man bei dem gewShnlichen Verfal~ren zur Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs eine vorher gemessene ~enge Sauerstoff anwandte, um das durch die Bildung der Kohlen- s~ure und des Wassers redueirte Kupfer wieder zu oxydiren; die Differenz der Sauerstoffmenge, welehe in diesen beiden Produeten der Analyse enthalten ist und derjenigen Menge Sauerstoff, deren Ver- schwinden in dem Apparat man findet~ gab die Menge des in der analysirten Substanz enthaltenen Sauerstoffs.

Beim Arbeiten nach dieser Methode war es unerl~sslieh~ den ge- sammten Kubikinhalt des Apparates zu kennen, um ft~r das Gasvolum die Correctionen far Temperatur und Barometerstand anbringen zu kSnnen; und wenn ieh aueh ein Mittel bezeiehnet babe, mit dessen H~lfe man diesen Zweck ziemlich genau erreichen kann, so muss man

*) Vo~ ¥erf. mitgetheilt, aus dem FranzSsischen fibertragen yon der Redaction. F r e s e n i u s , Zeitschrif t . V. Jahrgang. 1 0

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doch erkennen, dass es vorzuziehen ist, die Menge einer Substanz durch das Gewicht, als dureh Messen des ¥olums zu bestimmen, besonders wenn die dabei angewandten Apparate nieht anders als etwas eompli- eirt sein kSnnen.

Seit dieser Zeit haben sieh mehrere Chemiker mit der L0sung des Problems, den Sauerstoff in organischen Substanzen direct zu be- stimmen, beseh~ftigt.

M a u m e n ~ *) hat vorgesehlagen, die Substanz mit Bleigl~tte und ein wenig phosphorsaurem Kalk zu verbrennen. Man erh~lt hierbei, ausser Kohlens~ure und Wasser, metallisehes Blei, und die Quantit~t dieses Bleies erlaubt zu bereehnen, wie gross in dem zur Bildung der Kohlens~ure und des Wassers nSthigen Sauerstoff die Menge ist, welehe nieht dureh die organisehe Substanz selbst geliefert wird. --- S t r o - m e y e r **) bewirkt die Verbrennung dureh Kupferoxyd und berechnet den Sauerstoffgehalt der Substanz aas der Menge .Kupfer und Kupfer- oxydul, welche sieh gebildet hat. Zu diesem Zweeke 15st man, nach der Operation, den Inhalt des Rohres in einer Misehung yon Salzs~ure und schwefelsaurem Eisenoxyd und bestimmt dann mit Cham~leonl0sung das gebildete Eisenoxydul; die w~hrend der Verbrennung dem Kupfer- oxyd elltzogene Sauerstoffmenge loiter sieh aus diesem ¥ersuche leieht ab.

A. L a d e n b u r g ***) spricht sieh folgendermaassen tiber meine Methode aus: ,Auch eine Notiz yon B a u m h a u e r will ieb hier er- wahnen, welehe den Gedanken zu einer sehr ht~bschen Methode der Sauerstoffbestimmung aussprieht, naeh weleher jedoch nieht gearbeitet werden kann~ da der Verfasser die versproehene detaillirte Darlegung der Versuche nicht gegeben hat."

Der eben genannte Chemiker bestimmt den Sauerstoffgehalt in organisehen Substanzen dureh Verbrennen derselben in einem Gemiseh yon gewogenen Mengen jodsauren Silberoxydes und Sehwefels~ure, und bestimmt die Menge des gebildeten Jodsilbers durch Maassanalyse.

Zuletzt endlich hat C. G. W h e el e r t) eine Methode verSffentlioht zur Bestimmung des Kohlenstoffs, Wasserstoffs und Stiekstoffs in der- selben Menge stickstoffhaltiger, organiseher Substanz. Bei dieser Me- rhode, welche einfaeh eine Combination der D u m a s ' s e h e n Stickstoff-

*) Compt. rend. 55. 482. **) Ann. d. Chem. u. Pharm 127. 247.

***) Ebendaselbst 135. 1. t) Journ. f. prakt. Chem. 96. 239; unsere Zeitschrift im Berich~III die-.

ses Heftes. Die Redaction.

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bestimmung naeh dem Velum mit der gewShnlichen Methode zur Be- stimmung des Kohlenstoffs und des Wasserstoffs ist, wird der Sauer- stoff auch wieder aus dem Verluste gefunden.

Da alle bisher besehriebenen Methoden zur gleichzeitigen Bestim- mung des Sauerstoffs, Kohlenstoffs ~ Wasserstoffs und Stickstoffs mlt dem unangenehmen Umstand behaftet s!n.d, umst~tndlieh zu sein und viel Zeitaufwand zu bedt~rfen, so fahren die Chemiker fort~ den Sauerstoff aus der Differenz zu bestimmen. Ieh hoffe in dem einfaehen Verfahren, zu welchem ieh gelangt bin, alle Sehwierigkeiten umgangen zu haben, besonders naehdem ieh Kenntniss yon L a d e n - b u r g ' s Untersuehungen genommen hatte.

Die Methode, welche ich heute ver6ffentliche, habe ich bereits vor einer Reihe yon Jahren anzuwenden versucht, aber immer mit zu un- sieheren Resultaten: was mir fehlte war ein KSrper, weleher durch Erhitzen stets eine genau bestimmte, constante Menge Sauerstoff ab- gibt. Ich hatte versucht, diess Ziel zu erreichen dureh Anwendung yon chlorsaurem Kali, aber obgleich ie]~ dasselbe im Zustande chemi- scher Reinheit anwandte, erhielt ich niemals t~bereinstimmende Resul- tate, indem ich das Salz in einem Glaskolben erhitzte; tier Grund dieser Thatsaehe ist in dem Auftreten der weissen Dgmpfe zu suchen~ welehe niemals fehlen, wenn man chlorsaures Kali erhitzt.

Das yon L a d e n b u r g empfohlene, yon ihm aber in anderer Weise benutzte jodsaure Silberoxyd entsprieht ~ollkommen der obigen Anforderung. Ich babe, seiner Vorsehrift gem~tss~ dieses Salz darge- stellt, indem ieh in einer Retorte mit langem Halse Jod mit rauchen- der Salpeters~ure (spee. Gew. ~ 1,5) behandelte; man verdampft das Gemiseh mit Wasser und wiederholt diese Operation so oft, bis alle Sa]peters~ure entwiehen ist. Das weisse, krystallinische Pulver wird in Wasser gelSst und die L(isung nach dem Absitzen filtrirt; die klare Flassigkeit fSllt man jetzt mit neutralem salpetersaurem Silberoxyd, doeh so, dass immer noch freie Jods~ure in der Fltissigkeit bleibt. Der Niedersehlag wird dureh Decantation ausgewaschen and darauf in einer yon organischen Stoffen freien Atmosphere, am besten im Dunk- len, bei einer Temperatur, welche sieh bis zu 150 ° C. steigern darf, ohne dass man Zersetzung zu beftirchten h~tte, getrocknet.

Indem sich das Salz dureh die Hitze in Jodsilber verwandelt, sell es 16,96 ProB. Sauerstoff abgeben; ieh land ira Mittel mehrerer gentigend ilbereinstimmender Versuche die Zahl 16,92.

Bei der Auseinandersetzung meiner Methode werde ieh zun~chst das sehr einfache Verfahren zur Bestimmung des Kohlenstoffs, Wasser-

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stoffs und Sauerstoffs in den organischen Materien beschreiben; flir dieses Verfahren ist es vollkommen gleichg~iltig, ob die Substanz Stick- stoff enthalt oder nicht, --- darauf werde ich das complicirtere Verfahren, welches erlat~bt auch den Stickstoff zu bestimmen, kennen lehren.

1. B e s t i m m u n g des K o h l e n s t o f f s , W a s s e r s t o f f s und S a u e r s t o f f s .

Man fiillt ein an beiden Enden offenes Verbrennungsrohr yon 70 - -80 Centimeter L~nge in folgender Weise. (Siehe Tafel I. Fig. 1.)

1) Eine Sehicht yon circa 20 Centim. ,mit Kupferdrehsp~nen (z). 2) Eine L~nge yon 20 Centim. mit kleinen Porcellansttickehen,

welehe vorher mit Salzs~ure gewaschen und dann geghht worden sind (x).

3) Eine Schicht yon etwa 25 Centim. mit stark gegltihtem grob- k6rnigem Kupferoxyd (c). Die einzelnen KSrnchen haben die Gr6sse des Buchweizens and sind dureh Sieben yon dem feineren Pulver be- freit. Man kann vor and hinter diese Lage einen kleinen Asbest- stopfen einsehieben.

4) Die in einem Schiffehen yon Glas, Porcellan eder Platin, oder bei fli]ehtigen Substanzen in einem kleinen Glasktigelchen, abgewogene zu analysirende Substanz. Man fiihrt dieselbe mit einem Glasstabe bis auf eine Entfernung yon 5 Centim. hinter das Kupferoxyd ein (e). Hat man schwer verbrennliche Substanzen zu ana!ysiren, so kann man sie mit Kupferoxyd mischen, ehe man sie in dem Schiffchen einfiihrt.

5) In einer Entfernung yon 6 - -7 Centim. nach hinten befindet sieh ein zweites Schiffchen, welches ein bekanntes Gewicht jodsauren Silberoxydes enth~lt.

Bei Ausftihrung dieser Methode bedarf man eine.s Stromes reinen Wasserstoffgases, sowie eines Stromes reinen Stiekstoffs. Diese Gase werden geliefert dureh den constanten Entwieklungsapparat flir Wasser- stoff A (Taf. I.) and durch den mit Stickstoff geftillten Gasometer B, welehe durch einen Hahn vereinigt sind. Um die Gase zu reinigen l~sst man sie zuerst dureh eine mit Kupferdrehsp~nen gefiillte R6hre, welehe man wahrend des ganzen Versuches im Gltihen erhalt, darauf dureh zwei U-fsrmige R5hren streichen, yon denen die erste Bimsstein enthalt, weleher mit Schwefels~ture getrankt worden ist, w~thrend die andere zur H~lfte mit Natronkalk, zur andern Halfte mit Chlorcaleium

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gefttllt ist; die zweite U-f0rmige R0hre ist mit dem Verbrennungsrohr O0 verbunden.

Ehe man die zur Absorption des Wassers und der Kohlens~ure bestimmten Apparate vorlegt, erhitzt man den hintern Theil des Rohres bis ein wenig i~ber die Schichte der Kupferdrehspi~ne und leitet einen langsame.~ Strom yon Wasserstoff dureh die R0hre, um die G~wissheit zu erlangen, dass in dem metallischen Kupfer keine oxydirten Stellen sind. Man verdr~ngt darauf das Wasserstoffgas durch Stickstoff and erhitzt, indem man einen sehwachen Gasstrom unterh~tlt, denjenigen Theil der RShre, in welchem sich das Porzellan *) und das Kupfer- oxyd befinden.

Das Chlorcaleiumrohr i und der Kaliapparat k werden dutch einen wohlgetrockneten Stopfen mit dem Verbrennungsrohre verbunden.

Analysirt man stiekstofffreie Substanze~l oder auch stickstoffhaltige, in welchen man aber nicht durch eine einzige Verbrennung sowohl den Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff als auch den Stickstoff zu be- stimmen wtinseht, so ist der Apparat bei der punktirten Linie xx be- endet. Nachdem man eine Zeit lang den Gasstrom dureh den Appa- rat hat streiehen lassen~ wagt man die Absorptionsapparate. Der Stiekstoffstrom hat nur den Zweek, den ganzen Apparat mit diesem Gase zu fallen und die KalilSsung damit zu s~ttigen; es ist diess eine Vorsiehtsmaassregel, welehe bei allen Versuchen beobachtet worden ist. Naehdem man die gewogenen Absorptionsapparate wieder an ihre Stelle gebraeht hat, erhitzt man mit grosser Vorsicht, indem man langsam das Register schiebt, die zu analysirende Substanz, dabei fortw~hrend einen langsamen Gasstrom yon Stiekstoff unterhaltend. Sobald die Substanz ganz verbrannt oder wenigstens vollst~ndig verkohlt ist, schreitet man zu der sehr allm~hlichen Erhitzung des jodsauren Silber- oxydes; der entwickelte Sauerstoff verbrennt die kleinen Kohlenpar- tikelchen und oxydirt dus aus der Reduction des Kupferoxydes ent- standene Kupfer; was an Sauerstoff tibrig bleibt, wird durch die Sehicht Kupferdrehsp~ne z zuri~ekgehalten. Nachdem das jodsaure Silberoxyd

*) Das Porzellan dient allein dazu~ alas Kupfer you dem Kupferoxyd zu trennen. IVIit dem 0feni we|chen ich in den Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. 90, p. 25~ beschrieben habe, ist man im Stande einen bestimmten Theil der RShre zu erhitzen, und hiermit so l~ngsam als man w~nscht fortz~schreiten. Dieses Resultat wird mit H~ilfe eines kleinen Registers erhalten, welches man ~iber das Drahtnetz des 0fens fortschiebt und dessen L/~nge etwas gr0sser i~t als die der Abtheilungen des Kamins.

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vollkommen zersetzt is~, lasst man noch einige Zeit einen schwachen Stickstoffstrom den Apparat durchstreichen; darauf entfernt man die Absorptionsapparate, um sia zu wagen. Man schliesst jetzt nach und naeh die tt~hne des Ofens bis auf diejenigen, welche die Kupferdreh- spiina z erhitzan; ohne den Sticksteffstrom zu unterbrechen wartet man his das Kupferoxyd wieder vollkommen erkaltet ist, worauf man ein neues gewogenes Chlorcalciumrohr vorlegt. Man ersetzt jetzt de~ Stickstoffstrom dutch einen Strom Wasserstoffgas um das an der 0ber- fl~tche der Kupferdrehsp~na gebildete Kupferoxyd zu reduciren; der Sauerstoff, welcher darin enthalten ist, findet sich condensirt in Form yon Wasser, welches man durch Wiigen der vorgelegten Chlorealcium- riihre bestimmt. Das so gefundene Wasser setzt den Analysirenden in Stand, die Mange Sauerstoff zu berechnen, welche das jodsaure Silber- oxyd m eh r enthielt, als zwr vollst~ndigen Verbrennung der organischen Substanz erfordert wurde, d. h. in anderen Worten, zu ihrer Umwand- lung in Kohlens~ure und Wasser.

Nachdem man mit Htilfa eines Drahtes die Schiffchen aus der VerbrennungsrShre gezogan hat, ist diese zu einer neuen Analyse vor- bereitet.

Aus der ziemlich grossen Anzahl yon Analysen, welche ich nach dieser 5fethode ausgeftihrt habe, werde ich einige mittheilen, theils um dan Grad der Genauigkeit, dessen das Verfahren fiihig ist, theils um die Methode der Bereehnung der Analyse zu zeigen.

1) Genommen: 0,452 Grin. trockne Oxals~ture und 1,256 Grin. troeknes jodsaures Silberoxyd. Erhalten:

Kohlens~ure 0,443, hierin (3 0,1208 und O 0,3222 Wasser 0,090 )) H 0,010 )) O 0,080

Das zuletzt erhaltane Wasser wog 0,1495, woher O 0,133.

Wie wir vorhin anfiihrten, liefert das jodsaure Silberoxyd im Mittel 16,92 Prec. Sauerstoff; 1,256 Grin. daher 0,2125 0. ttier- nach ist es leicht die Menge des in der 0xals~ure enthaltenen Sauer- stoffs zu berechnen.

@ enthalten in der CO2 0,3222 O )) im H~O 0,0800 .0 )) )) H20 0,1330

Hiervon muss man abziehen O aus AgJOs

Rest filr O aus der Oxals~ure

0,5352 0,2125

0~3227.

v. Baumhauer: Ueber die Elementaranalyse organischer KSrper,

Man findet hieraus Oxals~ure :

folgende procentische Zusammensetzung

Oefunden. Berechnet. (3~ 26,73 26,66 H2 2,21 2,23 @4 71,39 71,11

100,33 100,00.

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der

2) Genommen: 0,493 Grm. trockne HarnSiiure und 4,125 Grin. trocknes jodsaures Silberoxyd, welche 0,6979 Grin. Sauerstoff liefern. Erhalten :

Kohlens~ure 0,643, hierin C 0,1754 und O 0,4676 Wasser 0,107 )) tt 0,0119 )) O 0,0951

Da~ zuletzt erhaltene Wasser wog 0,309, hierin O 0,2747. I~ieraus berechnet sich der Sauerstoffgehalt der Harns~ture wie

folgt : @ enthalten in der CO2 0,4676 O )) im H~O 0,0951 O )) )) H~O 0,2747

0,8374 Hiervon muss man abziehen O aus AgJO~ 0,6979

O aus der Harnsi~ure 0,1395 Die procentische Zusammensetzung findet man demnach :

Gefunden. Berechnet. (~ 35,58 35,71 H4 2,41 2~38 N4 - - 33,33 03 28,30 28,58

2. G l e i c h z e i t i g e B e s t i m m u n g des K o h l e n s t o f f s , W a s s e r s t o f f s , S a u e r s t o f f s und S t i c k s t o f f s .

Will man diese Elemente in einer und derselben Portion der Substanz *) bestimmen, was die geriuge Menge der vorhandenen Sub- stanz nSthig machen kann, so wird es mit Htilfe dieser Methode, welche man nur dahin ab~ndert, den Stickstoff zu gleicher Zeit be-

*) Man kann selbstverst~ndlich, wenn die organische Substanz unorganische (unverbrennliche) Materien enthi~lt, dieselben bestimmen, wenn man v0r. und nach dem Versuch alas Schiffchen wiigt.

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stimmen zu k~nnen, mSglich dieses Ziel zu erreichen. Ich schlage zu diesem Zweeke das alte Verfahren vo~ G a y - L u s s a c zur Bestim- mung des Stickstoffs vor; ein ¥erfahren~ welches in der That noeh die besten Resultate gibt, wenn man die nSthigen Correctionen an- bringt, welche ieh schon vor 18 Jahren empfohlen hahe *). Ich be- diene reich heute nur eines viel einfacheren Apparates, den ich in Anbetraeht der vielen Vortheile, welche er bietet, besehreiben zu sollen glaube: er passt "vollkommen zu allen Gasanalysen; macht gewisse Correctionen aberfltissig; er kann mit Leiehtigkeit in einem eylindri- schen, mit Wasser gefiillten Glasgef~sse hergeriehtet werden, was nach Belieben die Temperatur des Gases und des Queeksilbers zu regeln erlaubt; endlich erfordert er nur eine minimale Quantitat Quecksilber und veranlasst keinerlei Verlust an diesem Metalle.

Zwei RShren M und N (Fig. II) yon gleiehem Durchmesser und an beiden 'Enden verengt sind dutch eine starke Kautsehukr~ihre **) mit einander verbunden. Die R(ihre M i s t it~ Cubikcentimeter***) getheilt. Diese RShre M, das Heberbarometer O, das Thermometer T und das Spiegelglas QQ, auf welchem eine Theilung in Millimeter einge- schnitten ist~ sind auf einem Brette befestigt. Die RShre N dagegen ist an einem starken seidenen Faden frei aufgehi~ngt. Der Faden windet sieh, nachdem er fiber die Rolle S gelaufen ist , auf eine mit einem Sperrhaken versehene Spule auf; man kann so aus grosser Ent- fernung die HOhe des Rohres N reguliren. Die Ablesungen gesehehen mit einem Fernrohre oder Kathetometer.

Man giesst in den an beiden Enden geSffneten Apparat Queck- silber, bis die beiden R0hren M und N etwa zur Hi~lfte damit ange- fiillt sind. Dureh Heben der RShre N kann man das Quecksilber in JVI bis zur oberen Oeffnung steigen lassen, sowie man umgekehrt diese RShre ganz vom Queeksilber entleeren kann, indem man N senkt.

Wfinscht man die RShre M zu reinigen, so braucht man nur unterhalb Z durch einen Quetsehhahn abzuschliessen, um M yon dem Apparat trennen zu kSnnen, welcher dann alles Quecksilber enthalt.

*) Scheikundige Onderzoekingen gedaan in her I~aboratorium der Ut- rechtsche Hoogeschool. Tome IV~ p. 334.

**) Die yon der Gesellschaft der Dtinenwasser angewandten Kautschuk- schl~uche sind umgeben yon einer Lage Leinenzeug und widerstehen einem Drucke ~on mehreren Atmosphi~ren.

***) Die RShre M kann aueh mit einer Mitlimeter-Theilung versehen sein, wozu man sich dann eine Calibrationstabelle anfertigen muss.

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Ist die RShre M ganz mit Quecksilber gef~illt, so verbindet man sic mit Halle des Kautschukschlauches SS*) mit dem Apparat Fig. I ; alle Manipulationen bis zu dem Augenblick, wo die ¥erbrennung der Substanz beginnen sollte, sind vorher bereits ausgefiihrt worden, und ein Strom Stickstoff streicht langsam durch den Apparat. Sobald das Niveau des Quecksilber~ in der R6hre den Punkt erreicbt hat , an welehem die Theilungen beginnen~ schliesst man den Apparat hinter dem Verbrennungsrohr durch eine Klemme bei b; mail liisst nun das Rohr N soweit sinken, dass sich das Quecksilber etwa 200 MM. tiefer befindet, als in dem Rohre M. Hierauf 16seht man alle Lampen und l~sst den Apparat vollkommen erkalten, wodurch man zugleich erkennen kann, ob alle Verbindungen hermetisch schliessen. W~thrend dieser Operationen und w~thrend man die Ablesungen macht, muss der Kali- apparat horizontal gestellt werden; er l~isst so das Gas ungehindert durch, wiihrend in der gew6hnlichen Stellung die Communication an den Punkten n und m, sowie durch die alkalische LSsung unterbrochen ist; die aufsteigende RShre vv ist mit Chlorcalcium, die zweite R6hre rr mit Stackchen yon Kalihydrat geft~llt.

Sobald der Apparat vollkommen erkaltet ist~ bestimmt man den Stand des Quecksilbers in der RShre M, sowohl an der Theilung der R6hre selbst, als auch an der Scala des daneben befestigten Glases; man bestimmt auch an dieser ]etzteren Scala den Stand des Queck- silbers in der R6hre N~ in den beiden Schenkeln des Barometers und liest endlich die Temperatur ab:

~ a n bringt hierauf das Queeksilber in den RShren lg und N auf beinahe gleiche H6he, wartet eine halbe Stunde, daranf wiederholt man die soeben angefiihrten Ablesungen. Die Formel**)

T (b' - - k ' )

(b 4- k) - - ( b ' - - k ' )

*) Ich will hier beme~ken, dass ieh in die Kautsehuksehl~uehe immer ge- nau ansehliessende Glasr6hren einsehiebe~ denen ieh die Biegung gebe, welehe der Aploarat erfordert; man vermeidet hierdureh .nieht allein die Verstopfung der Schlhuehe dureh den Druek, sondern diese Vorriehtung bietet bei volu- metrisehen Bestimmungen einen leieht einzusehenden Vortheil.

**) In dieser Formel bedeutet T die Differenz in CC. zwischen den beiden Ablesungen an der R6hre M, - - b' H6he des Barometers bei der ersten Ab- lesung; b dieselbe bei der zweiten Ablestmg, - - k' Differenz der Quecksilber- niveaux in den R6hren M und N w~hrend der ersten Ablesung; k dieselbe bei der zweiten Beobaehtung; diese letztere kann natfirlieh positiv, negativ oder = Null sein. - - Es ist hier nieht n6thig eine Correction ftir die Tension des

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gibt dann auf eine sehr einfaehe Weise das Gesammtvolum des im Apparate befindliehen Gases an, bei welchem nur noch die Corree- tionen ffir Barometerstand und Temperatur anzubringen sind.

Die Verbrennung der Substanz gesehieht nun auf die gewShnliehe Weise, nur eirculirt jetzt kein Stiekstoffstrom in dem Apparat, da die Klemme b geschlossen bleibt. Far den Augenbliek erhitzt man das jodsaure Silberoxyd noch nicht.

Naehdem die Verbrennung beendigt, l~sst man den Apparat meh- rere Stunden erkalten und macht darauf noehmals die oben beschrie- benen Ablesungen. Die Differenz der abgelesenen Volume vor und nach der Verbrennung, an welchen man die barometrischen und thermo- metrischen Correetionen angebraeht hat, gibt das Volum, also auch das Gewieht des in der Substanz enthaltenen Stickstoffs.

Man trennt jetzt den Apparat bei xx und 5ffnet die Klemme b, man erhitzt allm~thlich das Kupfer, das Porzellan und das Kupferoxyd in einem sehwaehen Strom von Stiekgas; endlich erhitzt man langsam das jodsaure Silberoxyd und beendigt den Versuch wie vorher be- sehrieben.

Indem man so arbeitet, kann man in einem einzigen Versuch alle Stoffe bestimmen, welehe eine organisehe Substanz bilden; es ist in jedem Falle aber besser, wenn man nicht zum Gegentheil gezwungen ist, durch eine erste Analyse Kohlenstoff, Wasserstoft und Sauerstoff zu bestimmen und den Stiekstoff dutch eine besondere Analyse zu er- mitteln.

3. T r o c k n e n der S u b s t a n z e n .

Um die zu analysirende Substanz und das jodsaure Silberoxyd in den Sehiffchen zu trocknen, in welehen dieselben gewogen und in das Verbrennungsrohr eingefiihrt werden, habe ich einen einfaehen Apparat construirt, welcher erlaubt, mehrere Sehiffehen zu gleieher Zeit. in einem troekenen Luftstrom einer bestimmten Temperatur auszusetzen.

In einem vertical aufgeh~ngten kupfernen Gef~sse sind drei Glas- rShren eingekittet: zwei dieser RShren sind an beiden Enden offen~ die dritte, mit t lere, hat die Form eines l__ und ihre drei Enden sind often. Der verticale Arm dieser RShre enth~lt ein kleines Thermo-

Wasserdampfes anzubringen, da das Gas getrocl~net wurde und die Tension, welche durch die Kalilauge verursacht werden k~nnte, vgrnachl~ssigt werden kann.

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meter, welches mittelst eines Stopfens so angebracht ist, dass sein Ge- f~ss in den horizontalen Theil hineinrag~; es ist somit derselben Tem- peratur ausgesetzt, wie die Sehiffchen, welche man mittelst Glasst~ben in die beiden andern RShren einschiebt.

Die drei RShren sind an der einen Seite mittelst Kautschuk- schl~uchen mit einem Gef~ss, welches mit ungel6schtem Kalk und Chlorcalcium gefallt ist, verbunden; durch kupferne H~thne kann man den Luftstrom nach Belieben reguliren. Die drei andern Enden der RShren sind auf gleiche Weise mit einer kleinen Flasche, welche con- centrirte Schwefels~ture enth~tlt, verbunden. Man kann so die Schnellig- keit des durchgehenden Luftstromes beurtheilen. Die Flasche selbst ist durch einen Kautschukschlauch, welcher mit. einer Klemme versehen ist, mit einem Aspirator verbunden, auf welchen wir sparer zurilck- kommen werden. Man ftillt das kupferne GefSss mit Paraffin, einer Substanz, welche beim Sehmelzen wasserklar wird, wodurch man in den Stand gesetzt ist, jede Farbenver~tnderung der trocknenden Sub- stanz beobaehten zu k6nnen.

Dieser Apparat, in welchem man mehrere Schiffchen zu gleieher Zeit trocknen kann, ist sehr bequem im Gebrauche, leicht zu reinigen und nieht leicht zerbreehlich.

Ieh kann die Klemmschrauben, deren ich reich gew6hnlich bediene und welche in Fig. VI abgebildct sind, sehr empfehlen; sie erlauben einen Luftstrom mit ~usserster Genauigkeit zu reguliren und die Be- weglichkeit ihres unteren Armes gibt ihnen vor andern derar~igen Vor- richtungen den ¥ortheil, dass man, um sic allzubringen, nicht gen6thigt ist, schon hergestellte Verbindungen zu unterbreehen. Obschon zu meinem Trockenapparat. jeder beliebige Aspirator gebraucht werden kann (z. B. der yon mir fr~ther beschriebene Rotationsaspirator *), so glaube ich doeh bier einen ausserordentlieh einfachen Apparat be- sehreiben zt~ sollen, weleher, sowohl Aspirator als Perspirator, ftir die Laboratorien, welche eine Wasserleitung besitzen, sehr bequem ist. Ich habe diesen Apparat, dessen Princip fibrigens nicht neu ist und auf welches ich keine Ansprtiche habe, w~hrend 8 Jahren im Labora- torium zu Amsterdam benutzt; als ich mein Privatlaboratorium zu Harlem einrichtete, habe ich dasselbe in folgender Weise hergestellt.

Im dritten Stock, ungef~hr 13 Meter tiber dem Boden des Labors- toriums befindet sich ei~l Triehter yon Glas (Fig. V), mit welehem

*) Annal. d. Chem. u. Pharm. Bd. XI, p. 19.

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durch eflmn Kaatschukstopfen zwei ~etallr0hren verbunden sip, d; die eine dieser I~Shren, b, welche das Wasser in den Trichter einfiihrt, krtimmt sieh derart, dass der Flt~ssigkeitss~tule eine spiralf0rmige Be- wegung mitgetheilt wird; die andere RShre, aa, die SaugrShre, endet ganz oben im Trichter. An seinem unteren Ende ist-der Trichter mit einer MetallrShre verbunden, deren Durchmesser dreimal so gross als der Durchmesser der das Wasser zufiihrenden RShre ist. Diese R(~hre fillirt in das Laboratorium hinab and miindet am Boden eines grossen Ballons'(Fig. IV); ihre untere Oeffnung ist schief abgeschnitten. Die beiden andern RShren a und b fiihren gleichfalls durch das Labora- torium, so dass man ohne Umsti~nde, mit Htilfe eiaer Klemme, das Wasser in den Trichter laufen lassea und so das Luftsaagen regulirea kann.

Der Hals des Ballons ist durch einen dreifach durchbohrten Kaut-' schukstopfen hermetiseh verschlossen. Die drei Durchbohrungen neh- men drei RShren auf:

1) die RShre cc, yon der schon die Rede gewesen ist; 2) die R0hre dd, dureh welche das Wasser aus dem Ballon aus-

gefilhrt wird; sie ist U-f0rmig gebogen und bildet einen Heber yon etwa 3 Meter ttShe;

3) das Perspirationsrohr ee, in ¥erbindung mit einem Kautschuk- schlauch, weleher die Klemme p tri~gt, die zur Regulirung des Luft- zutrittes dient.

~an versteht leicht, aaf welche Weise der Apparat arbeitet: das Wasser, welches sich durch die R0hre b in den Trichter ergiesst~ reisst durch die viel weitere R0hre c eine grosse Menge Luft mit, welche in dem Ballon angekommen sieh durch eine Schicht Wasser abgeschlossea und unter dem Drucke tier etwa 3 Meter hohen Wassersitule des Hebers befindet.

Es ist klar, dass bei weit und lunge ge()ffneter Klemme sich der Ballon endlieh ganz mit Wasser fiillen wird; man muss daher yon Zeit zu Zeit die Klemme p schliessen; der Ballon wird sieh dann in wenigen Augenblicken vollst:,tadig entleeren.

Durch die luftsaugende Kraft dieses Apparates werden in meinem Laboratorium alle Trocknungen ausgeftihrt, w~hrend sefl~e perspirirende Kraft zum Glasblase~ und zum Gliihea der Platintiegel, mit Htilfe der einfachen Lampe, welche in D dargestellt ist, benutzt wird.


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