14. November 2013 SAMM Interlaken 2013
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MANUALTHERAPIE PERIPARTAL
SAMM Interlaken 2013
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Ziel meines Vortrages
Keine Angst vor der Manualtherapie bei Schwangeren, Gebärenden und Wöchnerinnen
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Inhalt
1. Manualtherapie peripartal Kasuistik 2. Das Sakroiliakalgelenk (SIG) 3. Das blockierte SIG 4. Prophylaxe 5. Die Hand der stillenden Mutter 6. Ihre Perspektiven in der peripartalen Manualtherapie
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MANUALTHERAPIE PERIPARTAL KASUISTIK
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Retrospektive Aha-Erlebnisse
• 1958 «kindliche Erfahrung» • 1974 «therapeutisches Röntgen» • 1982 «Strohballen» • 1990 «Autofahrt»
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Dran denken
• 1994 Lange dauernde Geburt • 24 jährige Erstpara, 1. SIG Blockierung in der
36. SSW. • 15.00 Wehenbeginn (41 SSW) • 22.00 Kopf interspinal, Mutermund (MM) 7 cm
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Dran denken
• Diverse Lagerungsmanöver • 00.25 MM 10cm (vollständig eröffnet), Kopf 3 Querfinger
über Beckenboden • Starke Kreuz und Symphysenschmerzen. • Transfer ins Spital: Forceps nach 3 vergeblichen
Vakuumversuchen. • Blockiertes ISG???
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Erste Manipulation unter der Geburt • 1994, 28 jährige Primipara, 1.SIG Blockierung in der
34.SSW • 07.30 Wehenbeginn (40 SSW) • 15.00 MM 4 cm Kopf Interspinal • Unter Tramadol Eröffnung des MM aber Kopf bleibt
interspinal. • 19.30 Diagnose eines blockierten SIG • 19.35 Behandlung • Sofortige Änderung des Wehenschmerzes (nur noch
sakral) • 20.40 Uhr Geburt
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Erste Manipulation unter de Geburt • 1994, 28 jährige Primipara, 1.SIG Blockierung in der
34.SSW • 07.30 Wehenbeginn (40 SSW) • 15.00 MM 4 cm Kopf Interspinal • Unter Tramadol Eröffnung des MM aber Kopf bleibt
interspinal. • 19.30 Diagnose eines blockierten SIG • 19.35 Behandlung • Sofortige Änderung des Wehenschmerzes (nur noch
sakral) • 20.40 Uhr Geburt
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Manipulation in der Austreibungsphase
• 38 jährige Erstpara. • 10 Stunden nach Wehenbeginn, Kopf auf Beckenboden,
der MM vollständig eröffnet • Schmerzen «links im Kreuz», Wehen «wie abgestellt» • Diagnose blockiertes SIG • Manipulation • Besserung des Schmerzes • Sofortiges Einsetzen der Wehen • 30 Minuten später Geburt
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DAS SAKROILIAKALGELENK (SIG)
2
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Kurzer Rückblick
• Evolution: Entwicklung des aufrechten Ganges • Freiwerden der Hände • Encephalisation (Vergrösserung des Gehirns) • Engerwerden des Mütterlichen Beckens aus statischen
Gründen • Spielraum zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem
Becken wurde kleiner
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Wie löst die Natur das Problem?
• Die Geburt dauert länger • Der Mensch wird als «physiologische Frühgeburt»
(G. Duc) auf die Welt geschickt
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Einfluss des aufrechten Ganges • Das Gewicht des Oberkörpers wird zum grössten Teil
durch die Ileosacralgelenke getragen
• Bedingt durch den aufrechten Gang verbreiterten sich die Beckenschaufeln
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Der kindliche Kopf ist beim Menschen relativ gross im Verhältnis zum Beckeneingang.
CHIMPANZEE! AUSTRALOPITHECUS! HUMAN!
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Beim Vierbeiner wie auch bei den Primaten besteht ein gestreckter Geburtskanal.
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Beim Menschen muss sich der kindliche Kopf in allen Beckenebenen durch die Beckenkrümmung drehen.
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CHIMPANZEE! AUSTRALOPITHECUS! HUMAN!
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Quantitative Beweglichkeit der SIG in vitro (nach Brooke, 1924)!
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Eine wichtige Arbeit
• Borell U, Fernström I (1957) The movements at the sacroiliacal joints and their importance in the pelvic dimensions during parturition Acta Obst et Gynaecol Scand 36: 42-57
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Anlage
• 191 Frauen im gebärfähigen Alter. • 4 Gruppen
• 40 Nulliparae • 45 Frauen mindestens ein Jahr nach einer Geburt • 66 Frauen maximal 4 Tage nach einer Geburt • 40 Frauen unter der Geburt.
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Anlage
• Röntgenbilder der ersten 3 Gruppen: Becken seitlich in Extension und Flexion des Rumpfes • Röntgenbilder der Frauen unter der Geburt : Simultan ap und seitlich in Rückenlage, Hüft- und Kniegelenken flektiert, in verschiedenen Geburtsphasen (Kindlicher Kopf im Beckeneingang, Beckenmitte und Beckenausgang)
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Messungen
1. Die Verschiebung der Symphyse 2. Längenänderung des sagittalen Durchmessers des
Beckeneinganges (conjugata vera) 2. Längenänderung des sagittalen Durchmessers des
Beckenausganges (Unterkante Symphyse- Sacrococcygeales Gelenk)
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Fazit 1
• Grössere Beweglichkeit des SIG bei Gebärenden und Wöchnerinnen
• Geringere Beweglichkeit des SIG bei Nulliparae und Frauen die länger als ein Jahr zuvor geboren hatten
• Symphysebewegung bei den Gebärenden 2–3 cm in craniocaudaler Richtung • Beeinflussung des Sagittaldurchmessers des
Beckenausgangs und der Länge der Conjugata vera durch Symphysenbewegung
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Fazit 2
• Grössere Bewegungsausschläge unter der Geburt • Geringere Bewegungsausschläge in einigen Fällen
von protrahiertem Geburtsverlauf
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nach I.A. Kapandji «Funktionelle Anatomie der Gelenke» Band 3 Enke Verlag!
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nach I.A. Kapandji «Funktionelle Anatomie der Gelenke» Band 3 Enke Verlag!
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Wie beeinflusst ein blockiertes SIG die Geburt? • Manualmedizinisch: Verminderung des Spielraumes
zwischen kindlichem Kopf und mütterlichem Becken durch verminderte Beweglichkeit im Beckenring.
• Mechanisch in Bezug auf die Weichteile: Einklemmen der vorderen Muttermundslippe zwischen Symphyse und kindlichem Kopf
• Geburtsphysiologisch: veränderter Rezeptoreninput aus den Ligamenten des Beckens beeinflusst die Schmerzperzeption und damit indirekt die Wehentätigkeit.
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Klinik eines blockierten SIG
• In der Schwangerschaft: meist ab der 24. SSW, Kreuzschmerzen, «Ischias», Symphysenschmerzen
• Unter der Geburt: Muttermunderöffnung ohne entsprechendes Tiefertreten des Kopfes, starke Kreuz- oder Symphysenschmerzen mit manchmal hemmenden Einfluss auf die Stärke und Dauer der Wehen.
• Im Wochenbett: Kreuz- oder Symphysenschmerzen
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Wie wird eine SIG Blockierung bei diagnostiziert? • Bei lumbalen, sakralen oder symphysalen Schmerzen an
eine Blockierung denken! • Klinische Untersuchung
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Vorlauf links positiv
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Variable Beinlängendifferenz links positiv
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THERAPIE DES BLOCKIERTEN SIG
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Therapie des linken SIG im Liegen
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Therapie des linken SIG im Stehen
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Mobilisation ohne Impuls
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PROPHYLAXE 4
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Prophylaxe der SIG Blockierung • Gut federndes Schuhwerk um axiale Belastungen zu
dämpfen • Elegante Alternative: Noene® Einlagen • Stabilisation durch «Beckentuch» • Keine Drehbewegungen des Rumpfes bei fixiertem
Becken
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Prophylaxe 1: Stossdämpfung
• Alle Schwangere sollten eine Stossdämpfung im Schuhwerk haben! • Auch zu Hause!
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Prophylaxe 2: Äussere Stabilisierung des Beckens
Beckentuch (Leinen) seitlich auf Höhe der Trochanteren, ventral knapp unter der Symphyse und dorsal auf Höhe L5/S1 anlegen
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Prophylaxe 3: Beratung der Schwangeren
• Rezidive • 4-6 Monate Post partum gezielter Muskelaufbau
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DIE HAND DER STILLENDEN MUTTER
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Die Hand der stillenden Mutter
• Handwurzelschmerzen • Untersuchung und Mobilisation der Handwurzelgelenke • Häufig ist das Daumengrundgelenk oder das
Scapholunare Gelenk betroffen • Mobilisation (z.B. gemäss dem Buch von Jochen Sachse
«Manuelle Untersuchung und Mobilisationsbehandlung der Extremitätengelenke»).
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PERSPEKTIVEN 6
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Ihre Perspektiven
• Interessante und dankbare Arbeit mit Schwangeren • An Blockierung denken • Als Manualtherapeut ein Netzwerk von Zuweiserinnen
aufbauen
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VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT.