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Bondkommunikation Mehr Transparenz durch verschärfte Richtlinien und gezielte Bondkommunikation: So bestehen Mittelstandstandsanleihen ihre „Feuertaufe“ - 1 - Wiesbaden, 24.05.2012 – Mittelstandsan- leihen erleben seit Ende 2010 einen Boom. So waren sie auch im vergangenen Jahr ein zunehmend beliebtes Instrument zur Finanzierung des Unternehmenswachs- tums. Dies zeigt unter anderem die Zahl der Neuemissionen im Jahr 2011: Mit 37 Mittelstandsanleihen waren dies trotz tur- bulenter Finanzmärkte mehr als doppelt so viele Emissionen wie die insgesamt 16 Börsengänge am deutschen Kapitalmarkt. Und nachdem die Börse Stuttgart mit dem Handelssegment bondm im Mai 2010 eine Vorreiterrolle im Bereich Mittelstandsanlei- hen einnahm, trägt seit letztem Jahr auch die Deutsche Börse der hohen Nachfrage Rechnung: Im Entry Standard können Un- ternehmen am Handelsplatz Frankfurt An- leihen mit einem Volumen zwischen 20 und 150 Mio. Euro emittieren. Auch ein Prime Standard für Bonds mit einem Volumen von über 100 Mio. Euro ist hier bereits in Pla- nung. Vor der Emission einer Anleihe sollten Mittelständler jedoch zunächst den Infor- mationsbedarf potenzieller Investoren so- wie der Presse stillen. Denn sofern es sich bislang um noch nicht börsennotierte Ge- sellschaften handelt, sind klassische mittel- ständische Unternehmen in der Regel noch recht unbekannt. Folgende Fragen gilt es am Kapitalmarkt frühzeitig zu klären: Wie genau funktioniert das Geschäftsmodell der Firma? Wie erfahren ist die Geschäfts- führung? Wie ist die Marktposition des Un- ternehmens und welche Strategie verfolgt es? Welcher Finanzierungsbedarf besteht und ist die Firma langfristig in der Lage, den Zins- und Tilgungszahlungen eines Corporate Bonds nachzukommen? Ant- worten auf diese und viele weitere Punkte sollten bereits vor der Emission an die Anle- ger umfassend kommuniziert werden. Das ist die Herausforderung einer erfolgreichen Finanzkommunikation. So entscheidet die gezielte Positionierung des Emittenten durch die sogenannte Bond Story, die Ver- mittlung überzeugender Fakten zur Unter- nehmensentwicklung und die prägnante Darstellung zukünftiger Chancen und Ri- siken, meist über den Erfolg oder Misser- folg einer Emission. Mittelstandsanleihen haben 2011 mit 37 Emissionen einen Boom erfahren. Im Rah- men ihres quartalsweise erscheinenden Ka- pitalmarktpanels hat die cometis AG Top- Banker aus Frankfurt zu ihren Prognosen befragt. Für das erste und zweite Halbjahr 2012 erwarten etwa die Hälfte der Exper- ten zwischen 6 und 10 Neuemissionen. Keine 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15 16 bis 20 21 oder mehr 0% 21% 23% 50% 61% 29% 8% 8% 0% 0% 0% 0% 1. Hj. 2. Hj. Erste „Negativbeispiele“ erfordern neue Richtlinien Speziell für Vermögensverwalter, Family Of- fices und Privatanleger sind die Unterneh- mensanleihen eine attraktive Anlageoption - gerade in Zeiten niedriger Renditen bei sicheren Staatsanleihen. Die Wertpapiere überzeugen insbesondere durch hohe Ku- pons von durchschnittlich 7,5 % und einer Stückelung von 1.000 Euro. Auch die Medi- en begrüßen grundsätzlich die neue Anla- geform, kritisieren jedoch häufig den Man- gel an Transparenz sowie die teilweise nicht risikoadäquate Festlegung des Kupons und empfehlen den Anlegern, mögliche Inve- stitionen eingehend zu prüfen. So hat das junge Marktsegment auch schon Negativ- beispiele zu verbuchen: Der Fall der Schaaf Industrie AG (SIAG) im März 2012 bietet ein anschauliches Beispiel für mangelnde Transparenz und ungenügende Kommuni- kation. Die SIAG ist das erste Unternehmen im Entry Standard für Mittelstandsanleihen der Deutschen Börse, das Insolvenz ange- meldet hat. Auffällig ist vor allem, dass die SIAG das bei der Zeichnung vorgewiesene Rating „B-“ anschließend zurückzog. Nach- dem das Unternehmen schließlich delistet wurde, kritisierten allen voran die Inve- storen die defizitäre Informationspolitik. Inzwischen hat auch die Deutsche Börse in diesem Bereich Defizite erkannt und kündi- gte strengere Regeln für Anleihen aus dem Mittelstand an. So müssen Emittenten des Entry Standard künftig sechs Unterneh- menskennzahlen - darunter Kapitalstruktur, Kapitaldienstdeckung, Verschuldungsgrad, Zinsdeckung - veröffentlichen und perma- nent über eine Einschätzung durch eine Rating-Agentur verfügen. Zudem sollen zukünftig mindestens 10 % der Anleihe von Privatanlegern gezeichnet werden, um ein Mindestmaß an Liquidität sicherzustellen. Direkt nach der Zeichnungsphase muss fort- laufend über das platzierte Volumen aufge- klärt werden – 10 % der Anleihe bleibt ver- pflichtend im Streubesitz. Daneben soll von nun an vor der Emission eingehend geprüft werden, ob ein Unternehmen den mit einer Anleihenausgabe verbundenen Pflichten gegenüber Investoren standhalten kann. Und auch die Börse Stuttgart will ein neues „Qualitätssegment“ mit erhöhten Transpa- renzanforderungen aufbauen. Unterneh- men sind dabei vor allem gefordert, nicht nur während der Emissionsphase eine of- fene und professionelle Kommunikation mit den Anlegern sicherzustellen, sondern auch im Anschluss an die gelungene Transaktion einen adäquaten Informationsaustausch mit dem Kapitalmarkt zu gewährleisten. Vertrauen der „Financial Community“ durch erhöhte Transparenz gewinnen Noch muss der Mittelstandsanleihenmarkt seine „Feuertaufe“ bestehen, denn über Erfolg oder Misserfolg für den Anleger kann endgültig erst geurteilt werden, wenn die ersten Anleihen Anfang 2015 zur Til- gung anstehen. Trotz erster Hürden zieht Lutz Weiler, Vorstandsvorsitzender der equinet Bank AG, eine positive vorläufige Bilanz des jungen Segments: „Wir sind da- von überzeugt, dass sich das Instrument Mittelstandsanleihe im Finanzierungsmix der Unternehmen etablieren wird.“ Dabei wertet der Gründer der auf den deutschen Mittelstand spezialisierten Bank die An- leihen gerade unter dem Blickwinkel der neuen Basel III-Vorschriften als eine gute

cometis Presseartikel zum Thema Bondkommunikation

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Bondkommunikation Mehr Transparenz durch verschärfte Richtlinien und gezielte Bondkommunikation: So bestehen Mittelstandstandsanleihen ihre „Feuertaufe“

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Wiesbaden, 24.05.2012 – Mittelstandsan-leihen erleben seit Ende 2010 einen Boom. So waren sie auch im vergangenen Jahr ein zunehmend beliebtes Instrument zur Finanzierung des Unternehmenswachs-tums. Dies zeigt unter anderem die Zahl der Neuemissionen im Jahr 2011: Mit 37 Mittelstandsanleihen waren dies trotz tur-bulenter Finanzmärkte mehr als doppelt so viele Emissionen wie die insgesamt 16 Börsengänge am deutschen Kapitalmarkt. Und nachdem die Börse Stuttgart mit dem Handelssegment bondm im Mai 2010 eine Vorreiterrolle im Bereich Mittelstandsanlei-hen einnahm, trägt seit letztem Jahr auch die Deutsche Börse der hohen Nachfrage Rechnung: Im Entry Standard können Un-ternehmen am Handelsplatz Frankfurt An-leihen mit einem Volumen zwischen 20 und 150 Mio. Euro emittieren. Auch ein Prime Standard für Bonds mit einem Volumen von über 100 Mio. Euro ist hier bereits in Pla-nung.

Vor der Emission einer Anleihe sollten Mittelständler jedoch zunächst den Infor-mationsbedarf potenzieller Investoren so-wie der Presse stillen. Denn sofern es sich bislang um noch nicht börsennotierte Ge-sellschaften handelt, sind klassische mittel-ständische Unternehmen in der Regel noch recht unbekannt. Folgende Fragen gilt es am Kapitalmarkt frühzeitig zu klären: Wie genau funktioniert das Geschäftsmodell der Firma? Wie erfahren ist die Geschäfts-führung? Wie ist die Marktposition des Un-ternehmens und welche Strategie verfolgt es? Welcher Finanzierungsbedarf besteht und ist die Firma langfristig in der Lage, den Zins- und Tilgungszahlungen eines Corporate Bonds nachzukommen? Ant-worten auf diese und viele weitere Punkte sollten bereits vor der Emission an die Anle-ger umfassend kommuniziert werden. Das ist die Herausforderung einer erfolgreichen Finanzkommunikation. So entscheidet die gezielte Positionierung des Emittenten durch die sogenannte Bond Story, die Ver-mittlung überzeugender Fakten zur Unter-nehmensentwicklung und die prägnante Darstellung zukünftiger Chancen und Ri-siken, meist über den Erfolg oder Misser-folg einer Emission.

Mittelstandsanleihen haben 2011 mit 37 Emissionen einen Boom erfahren. Im Rah-men ihres quartalsweise erscheinenden Ka-pitalmarktpanels hat die cometis AG Top-Banker aus Frankfurt zu ihren Prognosen befragt. Für das erste und zweite Halbjahr 2012 erwarten etwa die Hälfte der Exper-ten zwischen 6 und 10 Neuemissionen.

Keine

1 bis 5

6 bis 10

11 bis 15

16 bis 20

21 oder mehr

0%

21% 23%

50% 61%

29% 8%

8%

0%

0%

0% 0%

1. Hj. 2. Hj.

Erste „Negativbeispiele“ erfordern neue Richtlinien

Speziell für Vermögensverwalter, Family Of-fices und Privatanleger sind die Unterneh-mensanleihen eine attraktive Anlageoption - gerade in Zeiten niedriger Renditen bei sicheren Staatsanleihen. Die Wertpapiere überzeugen insbesondere durch hohe Ku-pons von durchschnittlich 7,5 % und einer Stückelung von 1.000 Euro. Auch die Medi-en begrüßen grundsätzlich die neue Anla-geform, kritisieren jedoch häufig den Man-gel an Transparenz sowie die teilweise nicht risikoadäquate Festlegung des Kupons und empfehlen den Anlegern, mögliche Inve-stitionen eingehend zu prüfen. So hat das junge Marktsegment auch schon Negativ-beispiele zu verbuchen: Der Fall der Schaaf Industrie AG (SIAG) im März 2012 bietet ein anschauliches Beispiel für mangelnde Transparenz und ungenügende Kommuni-kation. Die SIAG ist das erste Unternehmen im Entry Standard für Mittelstandsanleihen der Deutschen Börse, das Insolvenz ange-meldet hat. Auffällig ist vor allem, dass die SIAG das bei der Zeichnung vorgewiesene Rating „B-“ anschließend zurückzog. Nach-dem das Unternehmen schließlich delistet

wurde, kritisierten allen voran die Inve-storen die defizitäre Informationspolitik.

Inzwischen hat auch die Deutsche Börse in diesem Bereich Defizite erkannt und kündi-gte strengere Regeln für Anleihen aus dem Mittelstand an. So müssen Emittenten des Entry Standard künftig sechs Unterneh-menskennzahlen - darunter Kapitalstruktur, Kapitaldienstdeckung, Verschuldungsgrad, Zinsdeckung - veröffentlichen und perma-nent über eine Einschätzung durch eine Rating-Agentur verfügen. Zudem sollen zukünftig mindestens 10 % der Anleihe von Privatanlegern gezeichnet werden, um ein Mindestmaß an Liquidität sicherzustellen. Direkt nach der Zeichnungsphase muss fort-laufend über das platzierte Volumen aufge-klärt werden – 10 % der Anleihe bleibt ver-pflichtend im Streubesitz. Daneben soll von nun an vor der Emission eingehend geprüft werden, ob ein Unternehmen den mit einer Anleihenausgabe verbundenen Pflichten gegenüber Investoren standhalten kann. Und auch die Börse Stuttgart will ein neues „Qualitätssegment“ mit erhöhten Transpa-renzanforderungen aufbauen. Unterneh-men sind dabei vor allem gefordert, nicht nur während der Emissionsphase eine of-fene und professionelle Kommunikation mit den Anlegern sicherzustellen, sondern auch im Anschluss an die gelungene Transaktion einen adäquaten Informationsaustausch mit dem Kapitalmarkt zu gewährleisten.

Vertrauen der „Financial Community“ durch erhöhte Transparenz gewinnen

Noch muss der Mittelstandsanleihenmarkt seine „Feuertaufe“ bestehen, denn über Erfolg oder Misserfolg für den Anleger kann endgültig erst geurteilt werden, wenn die ersten Anleihen Anfang 2015 zur Til-gung anstehen. Trotz erster Hürden zieht Lutz Weiler, Vorstandsvorsitzender der equinet Bank AG, eine positive vorläufige Bilanz des jungen Segments: „Wir sind da-von überzeugt, dass sich das Instrument Mittelstandsanleihe im Finanzierungsmix der Unternehmen etablieren wird.“ Dabei wertet der Gründer der auf den deutschen Mittelstand spezialisierten Bank die An-leihen gerade unter dem Blickwinkel der neuen Basel III-Vorschriften als eine gute

Bondkommunikation Mehr Transparenz durch verschärfte Richtlinien und gezielte Bondkommunikation: So bestehen Mittelstandstandsanleihen ihre „Feuertaufe“

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Ergänzung zum klassischen Bankkredit. „Allerdings hat sich gezeigt, dass vor allem Firmen mit bekannten Markennamen auf eine hohe Nachfrage treffen“, so Lutz Wei-ler. Für bislang in der Öffentlichkeit unbe-kannte Emittenten gilt es daher erst recht, schon frühzeitig die Aufmerksamkeit in der „Financial Community“ zu erreichen. Ulrich Wiehle, Vorstand der Kommunikations-beratung cometis AG: „Der Aufbau einer zielgerichteten Kommunikation sollte nicht erst kurz vor einer geplanten Emission erfol-gen. Vielmehr kann sich ein Unternehmen durch die Veröffentlichung von Geschäftbe-richten, regelmäßigen Pressemeldungen und einer proaktiven Kommunikation bei den Zielgruppen frühzeitig ein Gehör verschaffen. Dieses Bekenntnis zur Trans-parenz wirkt sich nach unserer Erfahrung positiv auf das Gelingen einer Kapital-markttransaktion aus.“

Jedoch ist dies erst der Anfang. Denn bei den zumeist auf vier bis fünf Jahre befristeten An-leihen gilt es auch stets, die Refinanzierung im Auge zu behalten. Eine professionelle Kommunikation nach der Emission hilft da-bei, das Vertrauen der Anleger nachhaltig zu gewinnen. „Wichtig ist eine Kurspflege der Anleihe. Wenn das Papier kurz nach der Emission nur noch bei 70 % notiert, ist der Ruf am Kapitalmarkt schnell angekratzt. Die Emittenten sind daher gefordert, den Stier bei den Hörnern zu packen und eine über-zeugende Strategie zu präsentieren“, sagt Ulrich Wiehle. So wird durch eine klare Kom-munikation nicht nur das Vertrauen des Ka-pitalmarkts gewonnen, sondern gleichzeitig auch der Weg geebnet, neue Finanzierungen über den Kapitalmarkt aufzunehmen oder die Anschlussfinanzierung sicherzustellen. Emittenten von Mittelstandsanleihen müssen sich bewusst sein, dass Investoren eine hohe

Transparenz fordern werden. Darauf gilt es, sich frühzeitig und professionell vorzuberei-ten. Letztendlich müssen sich Unternehmen ebenso wie Investoren über die allgemei-nen Risiken, die mit einer Anleihenemission einhergehen, bewusst sein. Eine informierte Entscheidung lässt sich allerdings nicht nur auf die Bekanntheit eines Emittenten oder das Unternehmensrating stützen. Vielmehr liegt der Schlüssel zum Erfolg der Schuldver-schreibung in einer transparenten Darstellung der Gesamtsituation des Mittelständlers ge-genüber der „Financial Community“ sowie der adäquaten Risikoentlohnung der Anleger durch entsprechende Kupons. In Kombinati-on mit den neuen Transparenzrichtlinien der relevanten Börsensegmente wird eine pro-fessionelle und gezielte Bondkommunikation dazu beitragen, dass Mittelstandsanleihen sich auch weiterhin als Finanzierungsalterna-tive am Markt etablieren.

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Transparente Darstellung

der Finanzlage des Unternehmens

Darstellung der Kapitaldienstfähigkeit

Erläuterung der kurz- bis mittelfristigen

Unternehmensstrategie

Klare und stringente Kommunikation der

Verwendung des Emissionserlöses

Verfügbarkeit eines kompetenten

Ansprechpartners für potenzielle Investoren

Gute Pressearbeit im Zuge der Emission

Zielgruppengerechte, auf Privatinvestoren

zugeschnittene Kommunikation der

Finanzlage und der Ziele des Unternehmens

Bereitstellung von Frequently Asked Questions (FAQ) zur Anleiheemission auf

der Unternehmenswebseite

Werbung in relevanten

Print- und Onlinemedien

Die von cometis befragten Experten werten die transparente Darstellung der Unternehmensfinanzlage als wichtigsten Punkt bei der kommunikativen Begleitung von Mittelstandsanleihen. Die folgenden Umfrageergebnisse gelten sowohl vor als auch nach der Anlei-henemission.

Ansprechpartner:cometis AG | Michael Diegelmann | Unter den Eichen 7 | D-65195 WiesbadenTelefon +49 (0) 611 20 58 55-0 | Fax +49 (0) 611 20 58 55-66 | Mail [email protected]

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