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Die Themen: - REITS HABEN DEN BREITEN AKTIENMARKT 2011 GESCHLAGEN - JAPANISCHE VERHÄLTNISSE - „DER FACHMARKT IST INVESTORS LIEBLING"
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Nachdem die Europäische Zentralbank den Leitzins in zwei Schritten erhöht hatte,
senkte sie diesen Ende 2011 auf das Rekordtief von 1,0 Prozent. Die Absenkung und
zudem großzügige Liquiditätsspritzen für die Banken, die sich kräftig mit frischem
Geld versorgten, sollten die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und eine mögliche
Rezession bekämpfen. Die Hoffnung, dass Kapital über Staatsanleihen auch in die
hochverschuldeten Peripheriestaaten fließt, die eine durchaus ansprechende Ver-
zinsung bieten, erfüllte sich aber erst Anfang 2012. Die Zweifel der Anleger waren
zu groß. Sie suchten den sicheren Hafen, wozu der Aktienmarkt 2011 eher nicht
zählte. Es gab zwar vielversprechende Höchststände, aber auch beängstigende
Tiefstände. Es war ein turbulentes Börsenjahr, in dem REITs Stärke bewiesen.
–> Mehr dazu auf den Seiten 2 – 4
Niedrigzinsen, Staatsverschuldung, Bevölkerungsrückgang – diese Merkmale treffen
derzeit auf viele Länder zu, darunter Deutschland und Japan. In einem Punkt unter-
scheiden sie sich jedoch – noch: Während man sich hierzulande vor Inflation fürchtet,
kämpft Japan gegen die Deflation. Deutschland könnte diese Entwicklung auch
bevorstehen – mit überraschenden Folgen für Immobilienaktien.
–> Mehr dazu auf den Seiten 5 – 6
Für Fachmärkte beginnt ein neuer Investitionszyklus: Sowohl in- als auch ausländische
Investoren zeigen ein hohes Interesse an den „flachen Boxen“. Dem Marktforschungs-
und Beratungsunternehmen BulwienGesa zufolge ist das Fachmarktsegment „Inves-
tors Liebling“. Dr. Joseph Frechen, Bereichsleiter Einzelhandel, weiß, dass Kunden
nach wie vor die Vorteile von Fachmarktlagen schätzen. Und so würden inzwischen
sogar solche Einzelhändler Fachmarktflächen suchen, die bisher primär in Einkaufs-
straßen der Innenstädte zu finden sind. Die gefragten Flächen sind knapp, woraus der
Experte ein Mietsteigerungspotenzial ableitet – insbesondere der Restrukturierungs-
bedarf vieler Märkte eröffne Renditechancen. –> Mehr dazu auf den Seiten 7 – 8
Editorial
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
was die Masse der Investoren derzeit
sehr bewegt, ist die Frage, ob sich ein
Szenario wie 2008 wiederholen könnte.
Die Subprimekrise und die daraus re-
sultierende Finanzkrise mit dem Konkurs
von Lehman Brothers als Höhepunkt
haben damals den Immobilienmarkt und
noch mehr die Immobilienaktien ge-
troffen. Aktuell haben wir es mit einer
Staatsschuldenkrise und einer sich dar-
aus entwickelnden Bankenkrise zu tun.
Im Gegensatz zu 2008 stehen die Immo-
bilien nicht im Zentrum der Krise, sondern
am Rande. Dieses Mal ergeben sich für
Immobilien, neben Belastungen wie
schlechteren Finanzierungsbedingungen,
auch Chancen. Und trotz der Anzeichen
für eine nachlassende Konjunktur sind
die Aussichten an ausgewählten Immo-
bilienmärkten positiv. In Deutschland
beispielsweise ist die Arbeitslosigkeit ge-
sunken. Steigende Beschäftigungsniveaus
beleben die Nachfrage nach Büroflächen
auch andernorts, vor allem in den asiati-
schen Metropolen wie Singapur. In Lon-
don werden vor allem im Westend
Flächen nachgefragt. Investoren suchen
vielerorts aufgrund der nach wie vor
niedrigen Zinssätze eifrig nach attraktiven
laufenden Erträgen. Davon sollte insbe-
sondere der Immobilienaktien- und REIT-
Sektor in den kommenden Quartalen
profitieren. Nach den jüngsten Kurskor-
rekturen sind viele Papier unterbewertet.
Ihr
Mario Caroli
Ein Informationsdienst über Immobilienaktien und REITs
ausgabE 01 // april 2012
Immobilienaktienmarkt aktuell
REITS HABEN DEN BREITEN AKTIENMARKT 2011 GESCHLAGEN
Asset Allocation
JAPANISCHE VERHäLTNISSE
Experteninterview
„DER FACHMARKT IST INVESToRS LIEBLING“
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der rEit-investorder rEit-investor
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 2
Die Sorgen um die Schuldenlasten in
vielen Ländern der Welt nahmen Anle-
gern die Investitionsfreude und sorgten
an den globalen Aktienmärkten ab Ende
Juli 2011 zu starken Verlusten. Der Akti-
enindex MSCI World zeigte im Jahres-
verlauf ein Minus von rund zehn Prozent.
Selbst der letzte Börsenmonat des Jahres
war von großen Schwankungen geprägt
– Kursgewinne von Anfang Dezember
mussten angesichts eines zunehmenden
Konjunkturpessimismus und insbeson-
dere in Sorge über die europäische
Staatsschuldenkrise wieder abgegeben
werden. Erst in den letzten Handelstagen
kehrte Hoffnung zurück, die dem globa-
len Aktienmarkt eine kleine Jahresendral-
lye bescherte. Seit dem Tiefpunkt Ende
November holte der weltweite Aktienin-
dex zirka 15 Prozent auf.
MarktbEricht dEutschland
Der Immobilienaktienindex DIMAX
konnte seit Jahresbeginn 2012 zunächst
nur mühsam die Verluste des Jahres
2011 aufholen. Seit dem Tief im Dezem-
ber gab es bis dato lediglich ein Plus von
nur knapp vier Prozent. Im Jahresverlauf
2011 hatten die deutschen Titel mit et-
wa 16 Prozent deutlich mehr als die
Konkurrenz vor allem in den USA nach-
gegeben. Der Kursverlauf ähnelt dem
des deutschen Leitindex DAX. Für beide
Indizes ging es ab Ende Juli steil bergab.
Für den DAX war 2011 mit einem Minus
von rund 18 Prozent eines der schlech-
bis Februar um mehr als 20 Prozent zu-
gelegt. REITs bewiesen erneut, dass sie
auch in einem unsicheren makroökono-
mischen Umfeld normalerweise relativ
belastbar sind.
Immobilienaktienmarkt aktuell
REITS HABEN DEN BREITEN AKTIENMARKT 2011 GESCHLAGEN
REITs haben den breiten Aktienmarkt
deutlich geschlagen. Der FTSE EPRA/
NAREIT Global REITs Index verlor im Jah-
resverlauf 2011 nur rund vier Prozent.
Vom Tiefpunkt Anfang oktober hat er
testen Jahre seiner Geschichte. Der DI-
MAX zeigte sich demgegenüber schwan-
kungsärmer – er reichte nicht an die
zwischenzeitlichen Höchststände des
DAX heran, fiel aber auch nicht so tief.
Quelle: EPRA, MSCI
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% ------ EPRA/NAREIT Global REITs (in Euro) ------ MSCI World (in Euro)
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
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MarktbEricht Europa
Die europäischen REITs haben 2011
schlechter als REITs weltweit abgeschnit-
ten. Der ERIX, Index für europäische
REITs von Ellwanger & Geiger, gab um
fast 20 Prozent nach. Insbesondere das
letzte Quartal des Jahres 2011 war fest
in der Hand der europäischen Schulden-
krise, für die trotz Regierungswechseln,
strenger Sparanstrengungen und vieler
Krisengipfel keine Lösung in Sicht war.
Zudem belastete die negative Entwick-
lung der britischen Gesellschaften, die
im Dezember in Euro allein vier Prozent
nachgaben. Der ERIX markierte Novem-
ber 2011 seinen Jahrestiefpunkt. Seitdem
holten europäische REITs jedoch wieder
fast 20 Prozent auf. Denn zahlreiche
Indikatoren für die europäischen Immo-
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 3
MarktbEricht usa
Auch im Dezember 2011 haben die US-
amerikanischen REITS den breiten Akti-
enmarkt geschlagen. Besonders hervor-
getan haben sich Gesellschaften aus den
Bereichen Gesundheitswesen, Apartments
und Hotels. Zwar hat die M&A-Dynamik
im Vergleich zu vor der Finanzkrise ab-
genommen, doch im Jahresverlauf gab
es einige größere Zusammenschlüsse.
Einer brachte den weltweit größten im
Gesundheitswesen aktiven REIT mit einem
Unternehmenswert von fast 23 Milliarden
US-Dollar hervor. Gesellschaften aus
dem Gesundheitssektor sowie Unterneh-
men mit Lagerflächen für Private werden
mit hohen Aufschlägen zu den NAVs
gehandelt, während die meisten klassi-
MarktbEricht asiEn
Auch die asiatischen REIT-Gesellschaften
entwickelten sich 2011 schwächer als der
weltweite REIT-Markt. Insgesamt verlor
der FTSE EPRA/NAREIT Asia REITs Index
acht Prozent. Abwärts ging es mit starken
Schwankungen bis Jahresende. Seitdem
holten die Titel den Rückgang wieder auf.
Als einziger asiatischer REIT-Markt erziel-
te Hongkong im Dezember einen Wert-
zuwachs. Der dortige REIT-Index zeigte
zum dritten Mal in Folge eine Monatsper-
formance von mehr als fünf Prozent. Für
Aufwind sorgte unter anderem, dass die
chinesische Zentralbank erstmals nach
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
Immobilienaktienmarkt aktuell
drei Jahren ihren Mindestreservesatz
senkte, um angesichts nachlassender In-
flation das langsamere Wirtschaftswachs-
tum wieder zu beschleunigen. Japanische
Gesellschaften beendeten den letzten
schen Nutzungsarten zu leichten Ab-
schlägen notieren. Nach einem Auf und
Ab im dritten Quartal 2011 geht es seit
dem vierten Quartal steil aufwärts. An-
leger fokussieren sich auf Gesellschaften
mit einem geringen Verschuldungsgrad
und einem starken Management. Hatten
Monat 2011 nahezu im Einklang mit
dem asiatischen REIT-Index. Alle anderen
REIT-Märkte der Region blieben zurück.
Dabei hat sich der REIT-Markt in Singapur
am schlechtesten entwickelt.
sogar hoch verschuldete REITs zunächst
noch einen leichteren Zugang zu fri-
schem Kapital gegenüber den meisten
anderen Teilnehmer des Immobilien-
marktes, so selektierten Anleger auch im
REIT-Segment ab Jahresmitte stärker aus.
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Quelle: EPRA
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Jan 12Okt 11Jul 11Apr 11Jan 11Okt 10
Quelle: EPRA
% ------ EPRA/NAREIT North America REITs (in Euro)
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Jan 12Okt 11Jul 11Apr 11Jan 11Okt 10
bilienmärkte verbesserten sich in den
letzten Monaten 2011. Regional zeigten
sich aber deutliche Unterschiede: Wäh-
rend Deutschland und die skandinavi-
schen Metropolen sich gut entwickelten,
standen die Immobilienmärkte in den
Peripherieländern unter großem Druck.
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 4
ausblick
In einem sehr unsicheren ökonomischen
Umfeld waren REITs 2011 aufgrund ihrer
Ergebnisentwicklung und der attraktiven
Dividendenrendite gefragter als andere
Aktien. Dieser Trend könnte sich 2012
fortsetzen, sofern das wirtschaftliche
Wachstum nicht abbricht. Grundsätzlich
wird das Interesse an Sachwerten – insbe-
sondere Immobilienanlagen – zunehmen,
da die Liquiditätsspritzen der Noten-
banken die Geldmengen steigen lassen
und damit potenziellem Inflationsdruck
Vorschub leistet.
Insbesondere deutsche Immobilienakti-
en notieren trotz der zu Jahresende ein-
gesetzten Kurserholung immer noch mit
hohen Abschlägen auf die NAVs. Da die
Gesellschaften größtenteils gute Funda-
mentaldaten aufweisen, sind sie aktuell
stark unterbewertet – im Schnitt um
rund 30 Prozent.
Geprägt von der anhaltenden konjunk-
turellen Unsicherheit und der Schulden-
krise werden 2012 wie im abgelaufenen
Jahr in Europa verstärkt Core-Märkte im
Fokus stehen: neben Deutschland vor
allem die wirtschaftlich stabileren Länder
in Skandinavien und osteuropa, die Nie-
derlande, Frankreich und Großbritannien.
Dennoch dürfen die Peripherie-Länder
nicht außer Acht gelassen werden, denn
sie bieten unter Inkaufnahme eines ge-
wissen Risikos bewertungsbedingt selektiv
gute Investmentchancen.
In Asien sind die angekündigten (geld-)
politischen Veränderungen von ent-
scheidender Bedeutung. Der chinesi-
sche Finanzsekretär kündigte an, einen
Teil der bremsenden Maßnahmen am
Immobilienmarkt aufzuheben, falls die
Hauspreise weiter fallen sollten. Vor die-
sem Hintergrund ist Hongkong empfeh-
lenswert. Auch in Australien könnten die
erwarteten geldpolitischen Lockerungen
zur Stützung der Wirtschaft positiv für
den Immobilienmarkt sein. In Singapur
haben ausländische Immobilieninves-
toren, wegen der zusätzlichen zehnpro-
zentigen Stempelsteuer auf Wohnungs-
käufe, schlechtere Karten. Es lohnt sich
mehr, den japanischen Markt im Auge
zu behalten, wo der Renditeabstand zwi-
schen REITs und zehnjährigen Staatsan-
leihen so groß wie sonst nirgendwo ist.
Am US-amerikanischen Markt sind trotz
kleinerer Prämien auf die NAVs die
meisten Sektoren attraktiv. Gut sind die
Aussichten für REITs mit Einkaufszentren,
denn diese versprechen ein solides orga-
nisches und von Modernisierungsmaß-
nahmen getriebenes Wachstum. Des
Weiteren ist bei Apartments insbesondere
wegen der rückläufigen Eigentumsquote
mit weiterhin überproportional steigen-
den Mieten zu rechnen.
Immobilienaktienmarkt aktuell
Die Umfrageergeb-
nisse des aktuellen
Dr. ZitelmannPB-
Immobilienaktien-
Barometers zeigen
eine verbesserte
Stimmung unter
den Analysten für
Immobilienaktien. Insbesondere die
kurzfristige Perspektive hat sich
sprunghaft verbessert.
Lag die Stimmung Mitte oktober des
vergangenen Jahres noch bei null,
stieg der Stimmungsindikator nun-
mehr auf den Wert von +0,7. Uneins
sind sich die befragten 13 Analysten bei
der Höhe der Kurssteigerungen in den
kommenden drei Monaten. Sieben Ana-
lysten rechnen mit Anstiegen von 5 bis
15 Prozent, einer erwartet sogar mehr
als 15 Prozent. Die übrigen fünf Ana-
lysten sagen stagnierende Kurse voraus.
Auch auf Sicht der nächsten zwölf
Monate rechnet die Mehrheit mit stei-
genden Kursen. Drei Analysten gehen
allerdings von keiner Veränderung aus.
Der Wert des Stimmungsindikators für
die mittelfristige Sicht stieg von +0,2
auf +0,8.
Bei deutschen Immobilienaktien und
REITs liegen die Kurse immer noch deut-
lich unter ihren NAVs. Viele Gesellschaften
sind stark unterbewertet. Die niedrige
Börsenbewertung vieler deutscher Ge-
sellschaften trägt noch nicht dem Um-
stand Rechnung, dass die meisten
Unternehmen ihre „Hausaufgaben“
gemacht haben und heute etwa im Fall
von negativen gesamtwirtschaftlichen
Entwicklungen nicht mehr so verwund-
bar sind. Ich gehe davon aus, dass sich
die Kurse in diesem Jahr an die NAVs
annähern werden. Die niedrigen Be-
wertungen in Kombination mit dem
anhaltenden „Anlagenotstand“ werden
zu Kursteigerungen führen – auch wenn
diese angesichts des schwachen wirt-
schaftlichen Wachstums vielleicht noch
moderat ausfallen werden.
„diE kursE wErdEn sich dEn naVs annähErn“
Kurz-Kommentar von Helmut Kurz
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 5
Bunte Reklameschilder an Hochhäusern,
immer lächelnde Menschen, modernste
Technologien – das sind wohl einige der
Bilder, die vielen in den Sinn kommen,
wenn sie an Japan denken. Das Land der
aufgehenden Sonne wird dabei von vie-
len zu Recht als ein sehr modernes Land
wahrgenommen. Doch wie andere hoch-
entwickelte Industrieländer kämpft auch
Japan mit wirtschaftlichen Problemen.
Die jüngste Vergangenheit war geprägt
vom Phänomen der Deflation, wovon
auch die Immobilien- und Aktienmärkte
betroffen waren und bis heute sind.
Nach dem Ende einer extrem ausge-
prägten inflationären Aktien- und vor
Asset Allocation
JAPANISCHE VERHäLTNISSE
allem Immobilienblase in den 1980er
Jahren erlebte Japan zwischen 1990 und
2003 eine Periode der Desinflation und
der milden Deflation. Gekennzeichnet
war dieser Zeitraum von ständig sinken-
den Zinsen sowie sinkenden Sachwert-
preisen – insbesondere jenen von Aktien
und Immobilien. Auch die Mieten sanken
kontinuierlich. Diese Prozesse wurden
flankiert von einer angespannten Finanz-
lage in allen Wirtschaftssektoren. Davon
waren Privatleute und Unternehmen ge-
nauso betroffen wie Banken und der Staat.
Im Jahr 2003 trat eine Stabilisierung auf
dem bis dahin erreichten niedrigen Ni-
veau ein. Zwar schritt die Deflation nicht
weiter voran. Die wirtschaftliche Dynamik
blieb allerdings gering.
Gleichzeitig nahm die Staatsverschul-
dung zu. Für 2011 wird sie auf rund 233
Prozent des Bruttoinlandsprodukts ge-
schätzt. Erschwerend kommt hinzu, dass
die trotz Niedrigzinsen feste Währung die
wirtschaftliche Entwicklung ausbremst.
EntgEgEngEsEtztE Entwick-
lung bEi staatsanlEihEn und
iMMobiliEn
Die Deflation blieb auch für den Immo-
bilien- und Aktienmarkt nicht folgenlos.
Hier entwickelten sich die Renditen von
Staatsanleihen und von Immobilien sehr
„prEiskorrEktur EröffnEt inVEstitionschancEn“
Interview mit Patrick Nass, Fondsmanager des E&G Fonds Global REITs
Der Fokus wird weiterhin auf Gesell-
schaften liegen, die über sehr gute Im-
mobilienobjekte verfügen und von ihrer
Bilanzstruktur her eine mögliche Kredit-
verknappung am Kapitalmarkt prob-
lemlos überstehen können. Weniger
interessant sind Gesellschaften mit gro-
ßen Projektentwicklungsaktivitäten
oder Portfolien in B-Lagen. Je nachdem,
wie sich die Schuldenkrise weiterentwi-
ckelt, könnten im Laufe des Jahres Titel
aus Südeuropa aufgrund ihrer hohen
Bewertungsabschläge wieder interes-
sant werden.
Der E&G Fonds Global REITs ist 34 Pro-
zent weniger in Nordamerika investiert
als die Benchmark. Die Fed stellt der US-
Konjunktur ein gemischtes Zeugnis aus:
Die Wirtschaft sei zum Jahresende 2011
weiter gewachsen – aber nur mit ge-
ringen Raten. Laut ifo Institut könnte
sich das Expansionstempo in der zwei-
ten Hälfte 2012 auf einem niedrige-
ren Niveau stabilisieren. Ist jetzt die
Zeit für den Einstieg?
Die Untergewichtung resultiert in ers-
ter Linie aus der hohen Bewertung der
US-amerikanischen REITs, nicht aus
der Sorge vor einer Rezession in den
USA. Eine wirtschaftliche Stabilisie-
rung mit moderaten Wachstumsraten
war unser Basisszenario. Für einen
Einstieg bei den aktuellen Bewertun-
gen müsste es zu einer deutlich stär-
keren wirtschaftlichen Erholung und
einem entsprechenden Anstieg der
Mietniveaus bei Gewerbeimmobilien
kommen.
Wie resümieren Sie
die Performance
des Fonds 2011?
Da der Fonds auf
Jahressicht mit 2,2
Prozent im Minus
lag, sind wir mit
der Wertentwick-
lung nicht vollkommen zufrieden. In
Anbetracht des schwierigen Marktum-
feldes, insbesondere aufgrund der eu-
ropäischen Schuldenkrise, ist das Ab-
schneiden jedoch in ordnung. Im
Vergleich zu unseren Wettbewerbern
erzielten wir die zweitbeste Wertent-
wicklung und mit zwölf Prozent die
niedrigste Volatilität.
Wie sieht Ihre Fonds-Strategie für 2012
aus?
Es wird 2012 keinen großen Strategie-
wechsel im Vergleich zu 2011 geben.
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 6
deutlich auseinander. Bei Staatsanleihen
schwanken sie für zehnjährige Papiere
seit langem um ein bis 1,25 Prozent. Die
Renditen von Immobilien liegen zurzeit
bei rund sechs Prozent, bei REITs beträgt
die Dividendenrendite ebenfalls sechs
Prozent. Bei sonstigen Aktien lassen sich
Renditen von zwei bis drei Prozent erzie-
len. Diese ungewöhnliche Situation hält
nun schon seit langem an. Erklären lässt
sie sich mit der extremen Risikoaversion
der japanischen Großanleger und den
anhaltenden Aufkäufen von Staatsanlei-
hen durch die Bank von Japan. All das
scheint geleitet von der Furcht vor Miet-,
Gewinn- und Dividendenrückgängen.
Zu der schwachen wirtschaftlichen Dy-
namik mit ihrem leicht deflationären
Charakter trägt unter anderem die in
Japan seit Jahren schrumpfende Bevöl-
kerung bei, wobei diese Entwicklung
durch die Insellage noch begünstigt
wird. Der Bevölkerungsrückgang ist aber
bekanntermaßen kein Phänomen, das
sich nur auf Japan beschränkt. Auch viele
europäische Länder sind davon betroffen.
Und das ist nicht das einzige Spiegelbild
zu Japan. Betrachtet man die Entwick-
lung in den westlichen Industrieländern,
ergeben sich mehr und mehr Parallelen.
In als vergleichsweise sicher und stabil
bewerteten Ländern wie der Schweiz
Asset Allocation
sind die Zinsen für gute Anleihen gegen-
wärtig ungewöhnlich niedrig, die Ver-
schuldung der Staaten nimmt zu und das
Wachstum – von wenigen Ausnahmen
wie dem deutschen Export einmal abge-
sehen – ist anhaltend gering.
norMalEr Entwicklung
wird gEgEngEstEuErt
Eigentlich wäre Deflation die logische
Konsequenz der Schuldenkrise in Europa.
Doch nicht nur die britische Zentralbank
steuert einer solchen Entwicklung mit
einer immer aggressiveren Geldpolitik
entgegen, sondern inzwischen auch die
Europäische Zentralbank. Sämtliche
Maßnahmen sind darauf ausgerichtet,
eine Deflation zu verhindern. ob dies
gelingt, lässt sich nicht vorhersagen.
Möglicherweise schießen die Zentral-
banken sogar weit über das Ziel hinaus
und beschwören eine hohe Inflation
herauf. Zumindest bei den Vermögens-
werten beginnt diese auch mehr und
mehr sichtbar zu werden.
Trotz der Gegenmaßnahmen ist es aber
denkbar, dass es wie in Japan auch in
Deutschland zu einer deflationären Preis-
entwicklung kommt – mit nicht nur
negativen, sondern auch positiven Fol-
gen für Immobilienanlagen, wie sie sich
in Japan schon bald wieder – wenn viel-
leicht auch nur vorübergehend – zeigen
dürften. Hier könnten die jüngsten Ver-
suche der japanischen Notenbank, den
Yen zu schwächen, eine Phase relativ
guter Wertentwicklungen bei Immo-
bilien, REITs und Aktien im Allgemeinen
hervorrufen.
Das wiederum hätte wohl auch Auswir-
kungen auf die Anlageentscheidung
europäischer Investoren. Immer mehr
würden sich dann – zu Recht – fragen,
ob es nicht Zeit ist, den inzwischen auch
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
------ 10yr JGB Yield ------ JREIT Dividend Yield
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Jan 12Jan 11Jan 10Sep 09Jan 08Jan 07Jan 06Jan 05
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
12 months ------ trailing dividends ------ dividend estimates ------ Yield Government Bonds
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SingaporeJapanHongKong
AustraliaCanadaUSANether-lands
BelgiumGermanyFranceUnitedKingdom
JApAn: REIT-DIvIDEnDEnREnDITE vs. REnDITE 10-JähRIgER sTAATsAnlEIhEn
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 7
nicht mehr so sicheren und wenig renta-
blen Staatsanleihen den Rücken zu kehren
und lieber in Immobilien, REITs und
Aktien zu investieren. Bereits heute be-
steht in Deutschland ein beachtlicher
Spread zwischen Staatsanleihen (1,8 Pro-
zent für 10 Jahre) und Mietrenditen bis
zu acht Prozent. In Japan liegt das Ver-
hältnis bei einem Prozent (10-Jahres-
Zins) zu fünf bis sechs Prozent (Mietren-
dite wie auch REITs-Dividendenrendite).
Dass es auch in Deutschland zu japani-
schen Verhältnissen kommt, kann nicht
ausgeschlossen werden. Dies hätte je-
doch nicht nur negative Erscheinungen
wie Deflation und schwaches Wirt-
schaftswachstum. Insbesondere Immo-
bilien als Anlage könnten von einer sol-
chen Entwicklung in Deutschland
zumindest selektiv profitieren.
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
Nikkei Real Estate Index Nikkei 225
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JPY JPY
DEflATIon/DEflATIonspolITIk In JApAn von 1990 bIs 2012
1990 – 1995 ❙❙ Beginn der Deflation durch das Platzen der Spekulationsblase bei Aktien und Immobilen.
❙❙ Immobilienpreise fallen um drei Viertel, die Aktienmärkte stürzen ab, Großhandelspreise fallen und die Anzahl der faulen Kredite steigt
❙❙ Der offizielle Leitzins der „Bank of Japan“ wird im Laufe der fünf Jahre von 6 % auf 0,5 % gesenkt
1996 – 2000 ❙❙ Negativentwicklung des Verbraucherpreisindex
❙❙ Einführung der Nullzinspolitik: Zinssatz für Tagesgelder beträgt 0,1 %
❙❙ Nullzinspolitik wird aufgrund der sich erholenden Konjunktur kurzzeitig aufgehoben: Tagesgeldsatz wird auf 0,25 % angehoben
2001 – 2002 ❙❙ Rückkehr zur Nullzinspolitik
❙❙ Das Umstrukturierungsprogramm „Takenaka-Plan“ wird für Banken aufgelegt: Uneinbringliche Kredite müssen offengelegt, aus den Bilanzen getilgt und Kapitalerhöhungen vorgenommen werden, staatliche Unterstützung gibt es nur noch unter strengen Auflagen
❙❙ Arbeitslosenquote erreicht mit 5,5 % den Höchststand
2003 – 2007 ❙❙ Wirtschaftliche Erholung, kleiner Immobilienboom auch getrieben von ausländischen Investoren (wie damals auch in Deutschland)
2008 – 2010 ❙❙ Bedingt durch die US-Immobilienkrise und die nachfolgende Finanzkrise und die Insolvenz der US-Investmentbank „Lehman Brothers“ gerät Japan nach 2001 im Jahr 2008 erneut in die Rezession
❙❙ Der Leitzins für ungesicherte Tagesanleihen wird erneut gesenkt (von 0,5 % auf 0,1 %)
❙❙ Die Bank of Japan legt ein Kaufprogramm für ETFs und REITs auf
❙❙ Arbeitslosenquote liegt mit 4 % so niedrig wie zuletzt vor acht Jahren
❙❙ China verdrängt Japan als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Überalterung der Bevölkerung treibt die Deflation weiter an (21 % der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt)
2011 und 2012 ❙❙ Bonitätsnote Japans wird von der Ratingagentur „Standards & Poor’s“ von AA auf AA- herabgestuft
❙❙ Staatverschuldung liegt bei aktuell 233 % des BIP
nIkkEI REAl EsTATE InDEx vs. nIkkEI 225
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 8
Welche vorteile schätzen die konsumenten
an fachmärkten?
Es ist die Bequemlichkeit. Letztlich ist das
Auto noch immer das Verkehrsmittel
Nr.1 beim Einkaufen. Vorteile von Fach-
marktlagen sind ebenerdige und kosten-
freie Parkflächen und kurze Wege – also
insgesamt der effiziente Einkauf. Das sind
insbesondere im ländlichen Raum Vor-
teile. Bei den vereinzelten Fachmärkten
in Großstädten weichen diese allerdings
wegen der besseren öffentlichen Ver-
kehrsanbindungen und geringeren Pkw-
Ausstattung auf.
gibt es in Deutschland überall fachmärkte
oder sind bestimmte standorte prädesti-
niert?
Ein Blick auf die Fachmarkt-Deutschland-
karte zeigt, dass das Segment flächen-
deckend verfügbar ist. Hier und da finden
sich aber durchaus noch kleinere und
auch größere „weiße Flecken“ mit nur
sehr geringem Fachmarktbesatz. Diese
aber markieren demografieschwache
Regionen, die eine höhere Abdeckung
nicht tragen könnten.
Wie umfangreich ist der fachmarktbestand
in Deutschland?
Allein die größeren Fachmarktzentren
und sogenannte Fachmarktagglomera-
tionen ab 10.000 Quadratmeter Miet-
Experteninterview
„DER FACHMARKT IST INVESToRS LIEBLING“
fläche summieren sich auf mehr als
1.000 Standorte. Diesen knapp 30 Mil-
lionen Quadratmetern Fachmarktflächen
stehen „nur“ neun Millionen Quadrat-
meter in Shopping-Centern gegenüber.
Wenn Deutschland entsprechend der bevöl-
kerungsdichte mit fachmärkten abgedeckt
ist, wo gibt es noch flächenpotenziale?
Echte Freiflächen als solche sind kaum
noch ausfindig zu machen. Vielmehr
sind Flächenpotenziale viel häufiger in
Form von Umwandlungen des Flächen-
bestands gegeben. Die Betriebsformen
des Einzelhandels sind Entwicklungszy-
klen unterworfen. Insbesondere in stag-
nierenden Märkten wie dem deutschen
Einzelhandelsmarkt bedeuten Marktan-
teilsverluste der einen Betriebsform einen
Marktanteilsgewinn für eine andere.
Fachmärkte zählen seit den frühen
1990er Jahren zu den großen Gewin-
nern. Noch 1995 betrug der Marktanteil
sieben Prozent, 2000 schon zwölf Pro-
zent und inzwischen 16 Prozent. Diese
Entwicklung dürfte sich fortsetzen.
können sie bitte genauer erläutern, wo
sich Marktanteile zugunsten des fach-
marktsegments verschieben?
Bei den SB-Warenhäusern setzt eine Dif-
ferenzierung ein. Die großflächigen SB-
Warenhäuser der 70er und 80er Jahre
reduzieren – je nach Betreiber – ihre
Verkaufsflächen auf rund 5.000 Quad-
ratmeter, auf denen sie sich fast aus-
schließlich auf ihre Lebensmittelkompe-
tenz konzentrieren. Das ehemalige
Randsortiment Non-Food – also Elektro-
nik, Haushaltwaren oder Bekleidung, das
bislang dem Konzept „Alles unter einem
Dach“ diente – wird leistungsfähigen
Spezialanbietern wie Depot, Fressnapf
oder Saturn, aber auch C&A oder H&M
überlassen. Durch die Umnutzung von
Verkaufsflächen wird so sukzessive der
Übergang vom SB-Warenhaus zum Fach-
marktzentrum eingeleitet.
Welche vorteile haben diese leistungsfähi-
gen typischen Innenstadt-Einzelhändler in
fachmarktlagen?
Gegenüber innerstädtischen City-Lagen
bieten Fachmarktlagen ihnen attraktive
Ladenflächen – sowohl hinsichtlich Größe
und Ausstattungsqualität als auch durch
Kostenvorteile bei Miete und Logistik.
1A-Innenstadtlagen bleiben weiterhin
interessant. Aber zunehmend werden
sämtliche Lagen berücksichtigt, wo der
Kunde typischerweise einkauft, um so
alle Kundengruppen mit ihren jeweiligen
Standortvorlieben zu erreichen und das
Umsatzpotenzial voll auszuschöpfen.
Selbst neue Formate, die beispielsweise
aus den USA oder Südeuropa nach
Dr. Joseph Frechen ist Leiter der Nieder-
lassung Hamburg der BulwienGesa AG.
Als Real Estate und Investment Berater
verantwortet er die Beratung der Kun-
dengruppen Investoren, Finanzierer
und Projektentwickler von Einzelhandels-
objekten mit Schwerpunkt Shopping-
Center und Fachmarktzentren in
Deutschland und Europa.
Die BulwienGesa AG, mit Büros in Berlin,
Frankfurt, Hamburg und München
vertreten, zählt mit mehr als 50 Mitar-
beitern zu den großen Beratungs- und
Analysegesellschaften für den Immo-
bilienmarkt in Deutschland. Neben
Einzelhandel umfasst das Tätigkeits-
spektrum die Marktsegmente Büro,
Wohnen, Logistik sowie Senioren- und
Betreiberimmobilien.
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 9
Deutschland kommen und zunächst in
die Innenstädte gehen, interessieren sich
bereits sehr früh auch für Fachmarktzen-
tren in peripheren Lagen.
Ist in fachmarktlagen der preis wichtiger
als die Attraktivität?
Der Kunde will zunächst bequem und
effizient einkaufen und das zu attraktiven
Preisen. Deshalb entscheidet er sich be-
wusst für den Kauf bei Anbietern in der
Fachmarktlage. Die Attraktivität im Sinne
von Einkaufsambiente und -atmosphäre
rangiert nicht an erster Stelle und wird
zunächst nicht zwingend erwartet. Je-
doch zeigen jüngste Entwicklungen bei
Fachmarktzentren, dass eine freundliche,
einladende Einkaufsatmosphäre und ein
preisorientierter Einkauf kein Widerspruch
sein muss. Entsprechend dürfte sich auch
der Kundenanspruch wandeln. Daher ist
davon auszugehen, dass Fachmärkte
und Fachmarktzentren eine höherwertige
Gestaltung anstreben, ohne jedoch
gleich die Anmutung innerstädtischer
Shopping-Center zu erlangen. Ein ge-
wisser Gestaltungsanspruch ist nötig, um
für neue Konzepte und Mieter attraktiv
zu sein. Das wiederum wirkt sich positiv
auf das Image und die Leistungsfähigkeit
der Fachmarktlage aus – mit den ent-
sprechenden positiven Effekten für Kun-
denansprache und -bindung bei gleich-
zeitig höheren Mieten für den
objekteigentümer.
Und bereits dieses Mietsteigerungspoten-
zial eröffnet Investitionschancen?
Entscheidet sich ein Mieter, der bisher
typischerweise in Innenstadtlagen oder
Shopping-Centern anzutreffen ist, für
eine Fachmarktlage, bringt er seine
„Mietpreiserfahrung“ mit. Ist er zum Bei-
spiel 30 Euro je Quadratmeter und mehr
in Shopping-Centern gewöhnt, so sind
für ihn beispielsweise 16 Euro je Quad-
ratmeter für aufgewertete Flächen in
Fachmarktagglomerationen akzeptabel.
Ausgehend von den vor der Aufwertung
üblichen neun Euro ist es fast eine Ver-
dopplung der Miete. Das ist eine bei
anderen Einzelhandelsimmobilien kaum
noch mögliche Mietsteigerung. Da viele
Fachmärkte beziehungsweise Fachmarkt-
zentren in die Jahre gekommen und zu
vertretbaren Kosten zu erwerben sind,
bietet sich ein erhebliches Relaunch- und
damit Mietsteigerungs-Potenzial.
Wird die Investorennachfrage nur von dieser
Aussicht auf steigende Mieten getrieben?
Da Einzelhandelsgroßflächen durch das
deutsche Baurecht stark reglementiert
sind, ist die Investorennachfrage auch als
Run auf alte Baurechte zu interpretieren.
Gegenüber Flächenneuerschließungen,
die hohe Genehmigungshürden mit sich
bringen, haben bestehende Märkte den
Vorteil, dass bereits ein Kundenkreis und
Infrastruktur vorhanden sind. Mit dem
Zugriff auf ein solch gefestigtes Wettbe-
werbsgefüge ist das Risiko viel geringer
als bei einem völlig neu zu entwickelnden
Center.
Wie sieht das Interesse der Investoren an
deutschen fachmärkten in Zahlen aus?
Auf Fachmarktzentren entfällt zwar noch
nicht so viel Kapital wie auf Shopping-
Center, die seit Jahren das Gros der In-
vestitionen auf sich vereinen. Doch
Fachmarktzentren und Fachmärkte in
Agglomerationen holen in der Gunst der
Investoren auf und verzeichneten im ver-
gangenen Jahr ähnlich hohe Investitions-
zuwächse von fast 40 Prozent. Noch tau-
chen Fachmarktzentren nicht unter den
großvolumigen Transaktionen auf, aber
das könnte sich angesichts des zunehmen-
den Investoreninteresses bald ändern.
Experteninterview
EnoRMEs flächEnpoTEnZIAl AM MARkT
DIE fAchMARkTDIchTE In DEUTschlAnD
ausgabE 01 // april 2012der rEit-investor
sEitE 10
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Arnim E. Kogge,
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Bankhaus ELLWANGER & GEIGER KG,
Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart,
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Herausgeberin des vorliegenden
Dokumentes ist die
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Börsenplatz 1, 70174 Stuttgart,
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Dr. Volker Gerstenmaier, Mario Caroli.
Stand: April 2012
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2011*2010*2009200820072006200520001995
sonstige
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Fachhandel (nicht filialisiert)
Filialisten des Fachhandels
Kauf- und Warenhäuser
Discounter
Supermärkte
Fachmärkte
SB-Warenhäuser/V-Märkte
85
31
125
9
13,5
7
10
95
24
124
10
12,1
12
11
106
17
124
14
11,2
15
13
95
17
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14
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15
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15
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16
123
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16
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133
15
9,8
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13
DAs fAchMARkTsEgMEnT gEWInnT MARkTAnTEIlE
MARkTAnTEIlsEnTWIcklUng nAch vERTRIEbsfoRMEn In pRoZEnT AnTEIl AM EInZElhAnDEl (ohnE kfZ, bREnnsToffE, ApoThEkEn)
Quelle: HDE, * Prognose BulwienGesa AG
BEGRIFFSDIFFERENZIERUNG IM FACHMARKTSEGMENT
FACHMäRKTE (FM)❙❙ großflächiger Einzelhandelsbetrieb
❙❙ breites und oft auch tiefes Sortiment
❙❙ übersichtliche Warenpräsentation
❙❙ tendenziell niedriges bis mittleres Preisniveau
❙❙ Selbstbedienung, auf Nachfrage auch Bedienung
FACHMARKTAGGLoMERATIoNEN (FMA)❙❙ gewachsene räumliche Konzentration verschiedener Fachmärkte
❙❙ gleiche oder unterschiedliche Waren- oder Sortimentsbereiche
❙❙ lockerer Standortverbund
FACHMARKTZENTREN (FMZ)❙❙ geplante und gemanagte Einheiten mit Centercharakter
❙❙ in der Regel wenige Mieter mit großen Flächenformaten als Ankermieter
❙❙ weitere, kleinflächigere, oft preisorientierte Fachanbieter
❙❙ Frequenzbringer: SB-Warenhäuser