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Eine Online-Quellenedition A Digital Source Edition www.juedische-geschichte-online.net www.jewish-history-online.net Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen Geschichte Key Documents of German-Jewish History gefördert von der Beginnen Sie Ihre Erkundungsreise durch 400 Jahre deutsch-jüdische Geschichte unter: www.juedische-geschichte-online.net Start exploring 400 years of German-Jewish history here: www.jewish-history-online.net 150 Schlüsseldokumente – Texte, Bilder, Ton- und audio- visuelle Zeugnisse – werden als digitale Faksimiles und als Transkripte aufbereitet. Alle Inhalte sind zweisprachig (Deutsch und Englisch) und über umfangreiche Recherche- und Filtermöglichkeiten auffindbar. Interpretationen und Hintergrundtexte betten sie in den jeweiligen historischen Kontext ein. Hamburg dient als Beispiel für größere Themen der deutsch-jüdischen Geschichte: Die Hansestadt, einst bedeu- tendes Zentrum jüdischen Lebens, bietet sich dafür beson- ders an. Eine umfangreiche archivalische Überlieferung lässt mehrere Jahrhunderte jüdischer Geschichte sichtbar werden. Die Stadt zeichnet sich zudem durch einige Besonderheiten aus: hier siedeln bereits im 16. Jahrhundert sephardische Juden; hier bestehen mehrere Gemeinden in unmittelbarer Nähe, aber dennoch in unterschiedlichen Herrschaftsge- bieten; hier ist im 19. und 20. Jahrhundert ein zentraler Ort der jüdische Migration; von hier gehen wichtige Impulse für die religiöse Pluralisierung des Judentums aus. Die Edition wird als Online-Projekt in den kommenden Jah- ren beständig wachsen und sich verändern – wir laden Sie herzlich ein, uns regelmäßig virtuell zu besuchen. Lernen Sie anhand laufend hinzugefügter Quellen und Begleittexte immer wieder neue Aspekte und Momente jüdischer Ge- schichte kennen. Die Online-Edition des Instituts für die Geschichte der deutschen Juden präsentiert mit ausgewählten Quellen Schlaglichter der deutsch-jüdischen Geschichte von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart.

Poster histag digitale_geschichte

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Eine Online-Quellenedition A Digital Source Edition

www.juedische-geschichte-online.net www.jewish-history-online.net

Hamburger Schlüsseldokumente zur deutsch-jüdischen GeschichteKey Documents of German-Jewish History

gefördert von der

Beginnen Sie Ihre Erkundungsreise durch 400 Jahre deutsch-jüdische Geschichte unter: www.juedische-geschichte-online.net

Start exploring 400 years of German-Jewish history here: www.jewish-history-online.net

150 Schlüsseldokumente – Texte, Bilder, Ton- und audio-visuelle Zeugnisse – werden als digitale Faksimiles und als Transkripte aufbereitet. Alle Inhalte sind zweisprachig (Deutsch und Englisch) und über umfangreiche Recherche- und Filtermöglichkeiten auffindbar. Interpretationen und Hintergrundtexte betten sie in den jewei ligen historischen Kontext ein.

Hamburg dient als Beispiel für größere Themen der deutsch-jüdischen Geschichte: Die Hansestadt, einst bedeu-tendes Zentrum jüdischen Lebens, bietet sich dafür beson-ders an. Eine umfangreiche archivalische Überlieferung lässt mehrere Jahr hunderte jüdischer Geschichte sichtbar werden. Die Stadt zeichnet sich zudem durch einige Besonderheiten aus: hier siedeln bereits im 16. Jahrhundert sephar dische Juden; hier bestehen mehrere Gemeinden in unmittelbarer Nähe, aber dennoch in unterschiedlichen Herrschaftsge-bieten; hier ist im 19. und 20. Jahr hundert ein zentraler Ort der jüdische Migration; von hier gehen wichtige Impulse für die religiöse Pluralisierung des Judentums aus.

Die Edition wird als Online-Projekt in den kommenden Jah-ren beständig wachsen und sich verändern – wir laden Sie herzlich ein, uns regelmäßig virtuell zu be suchen. Lernen Sie anhand laufend hinzugefügter Quellen und Begleittexte immer wieder neue Aspekte und Momente jüdischer Ge-schichte kennen.

D i e O n l i n e - E d i t i o n d e s I n s t i t u t s f ü r d i e G e s c h i c h t e d e r

d e u t s c h e n J u d e n p r ä s e n t i e r t m i t a u s g e w ä h l t e n Q u e l l e n

S c h l a g l i c h t e r d e r d e u t s c h - j ü d i s c h e n G e s c h i c h t e v o n d e r

f r ü h e n N e u z e i t b i s z u r G e g e n w a r t .

Page 2: Poster histag digitale_geschichte
Page 3: Poster histag digitale_geschichte

Die aggregierten Daten sind unter einer freien Lizenz über ein „Application Programming Interface“ (API) abrufbar und können somit in verschiedenen Kontexten nachge-nutzt werden, wie z.B. in einer Visualisierungssoftware. Die oben abgebildete geographische Visualisierung von Kor-respondenzbeziehungen wurde mit Hilfe des Webservice XTriples realisiert.

correspSearch.netBriefeditionen vernetzen

gegenseitigeVerlinkung

GedruckteEditionen

Digitale Editionen

PortaleDeutsche Biographie,Wikipedia etc.

Wissenschaftler/-innen

... suchen Briefe auf ...

... führt Nutzer zu edierten Briefen

Digitale Editionenvernetzen sich mit Hilfe dercorrespSearch-API gegenseitig

NormdateienGND, VIAF,GeoNames etc.

suchen Personen

CMIF

CMIF

ArchivdatenbankenIn Planung

gegenseitigeVerlinkung

ArchivdatenbankenIn Planung

gegenseitigegegenseitigegegenseitigeVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkunggegenseitigegegenseitigegegenseitigeVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkungVerlinkung

In PlanungIn PlanungIn PlanungArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenIn PlanungIn PlanungArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbankenArchivdatenbanken

Webservicesz.B. XTriplesnutzen Daten über API nach und stellen weitere Dienste für Editionen bereit

CMIF

CMIF

verlinken aufSuchergebnisse incorrespSearch

werden von correspSearchfür Suche undAnzeige verwendet

Editionen stellenBriefmetadaten imCMIF unter freier Lizenz zur Verfügung

TEI

Johann Wolfgang von Goethe an Alois Hirt, Weimar, 3. November 1806

Friedrich Buchholz an Johann F. CottaBerlin, 8. November 1806

Das Problem: Edierte Briefe fi nden, die für die eigene Forschung relevant sind

Briefe zählen zu den wertvollsten Quellen his-torischer Forschung. Zum einen wird in ihnen eine Vielzahl von unterschiedlichen Themen, Ereignissen, Personen etc. angesprochen und kommentiert. Zum anderen bildet die brief-liche Kommunikation Beziehungsnetze zwi-schen Personen ab. Historische Korrespondenzen werden aber aus edito r ischen und arbeitsökonomischen Grü-nden oft nur ausschnittsweise ediert: im Hin-blick entweder auf eine Person oder nur auf ei-nen Briefwechsel zwischen zwei Briefpartnern.

Für viele Forschungsfragen sind daher auf-wändige Recherchen über mehrere Editionen hinweg notwendig. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern deswegen seit län-gerem, eine digitale, standardbasierte Platt-form zu schaffen, mit deren Hilfe Briefeditio-nen über Projekt- und Ländergrenzen hinweg durchsuchbar gemacht und vernetzt werden können.

Die Lösung

Der Webservice correspSearch geht einen ers-ten Schritt in diese Richtung, indem er aus ver-teilten Editionen die Briefmetadaten aggre-giert und zur übergreifenden Recherche zur Verfügung stellt.

Die Metadaten werden von den Editionen selbst im Correspondence Metadata Interchange-Format (CMIF) online unter einer freien Lizenz bereitgestellt. Das CMIF wurde im Rahmen der Corres pondence Special Interest Group der Text Encoding Initiative (TEI) entwickelt. Der-zeit können im CMIF Absender, Empfänger, Schreib- und Empfangsort sowie Datumsan-gaben erfasst werden – eine Erweiterung des Formats ist in Entwicklung. Um Personen und Orte eindeutig über Projektgrenzen hinweg zu identifi zieren, werden Normdaten-IDs benutzt (z.B. GND oder GeoNames).

Derzeit weist der Webservice bereits über 19.000 edierte Briefe aus rund 70 Publikatio-nen nach. Neue Briefverzeichnisse aus wissen-schaftlichen Editionen sind jederzeit willkom-men.

Ergänzt man die Briefmetadaten von einer Edition (schwarz) mit mehreren anderen Editionen (blau) fi ndet man nicht nur relevante Briefe, sondern kommt auch dem histori-schen Briefnetz viel näher.

Beispiel

In welchen edierten Briefen wird der Einmarsch der Franzosen 1806 in Berlin geschildert?

Der Webservice correspSearch wird entwickelt und betrieben von der DH-Arbeitsgruppe TELOTA an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

TEIDas Correspondence Metadata Interchange-Format wird von der Correspondence Special In-terest Group der Text Encoding Initiative (TEI) entwickelt.

So funktioniert correspSearch

Freie Schnittstellen zur Datennachnutzung

Page 4: Poster histag digitale_geschichte

HISTORISCHE EINFÜHRUNG

Mitte des 19. Jahrhunderts forschten Ro-bert Bunsen und Gustav Robert Kirchho� an einer neuen Methode chemische Stof-fe nachzuweisen. 1859 entwickelten sie die Spektralanalyse, die es erlaubte die Zusam-mensetzung von Proben mithilfe der op-tischen Spektren zu bestimmen. Anwen-dungen fanden sich schnell in Forschung, Astronomie und Industrie. Der Erfolg der Spektralanalyse unterstützte die gesell-scha� liche Rezeption moderner naturwis-senscha� licher Forschung. In welcher Weise gaben die zeitgenössischen, wissenscha� li-chen Artikel die Entwicklung der Forschung wieder? Wie beein� ussten sie die nachfol-gende Forschung und die Populärliteratur?

ERGEBNISSE

Die Forschung zur Spektralanalyse zeigt Muster, die sich auch in anderen Forschungs-kontexten � nden lassen. Zunächst kam es zu einer allgemeinen Exploration der neuen Methode der Spektralanalyse; später ver-schob sich der Fokus auf die Anwendung. Au� ällig ist die große Themenvielfalt, wel-che sich bei den produktivsten Forschern � n-det. Diese fassten die Forschung zusammen und re� ektierten den wissenscha� lichen Dis-kurs. Mit der Zeit erschienen mehr reine For-schungsberichte, die sich auf ein oder zwei Themenbereiche konzentrierten. Einige der frühen Argumentationslinien wurden wie-derholt aufgegri� en und � nden sich auch in der späteren Populärliteratur wieder, etwa die positive Bewertung der Spektralanalyse in Verbindung mit ihrer Möglichkeit die irdi-schen Elemente auch in der Sonne nachzu-weisen.

Martin Fechner

METHODIK

Für die systematische Analyse der Quellen-texte wurden grobe Themenklassen formu-liert, denen die Texte zugeordnet wurden. Für die Identi� zierung von Ein� üssen und Argumentationslinien wurde eine Binnen-di� erenzierung der Texte vorgenommen. Mit Rückgri� auf Methoden der qualitati-ven Inhaltsanalyse wurden einzelne Topics erarbeitet und in den Quellen nachgewie-sen. Das wiederholte Au� reten von Topics in Clustern erlaubte es Rückschlüsse auf die Ein� üsse der Texte auf die nachfolgende Forschung zu ziehen. In Verbindung mit wei-teren Analysen, etwa eine Zitationsanalyse, konnte das historische Netzwerk rekonstru-iert werden.

RESÜMEE

Die Resultate der Datenauswertung ermög-lichten eine neue Perspektive auf die Quel-lentexte, implizite Abhängigkeiten konnten explizit gemacht werden. Das unterstreicht, wie sinnvoll es ist, Quellen einer systemati-schen Datenanalyse zugänglich zu machen. Die aktuellen digitalen Werkzeuge konnten in dem Projekt die Datenaufbereitung und -auswertung vereinfachen und beschleuni-gen. Darüber hinaus gibt es auch vielver-sprechende Ansätze, etwa im Bereich des Topic Modeling und des Data Mining, um die Forschung auch bei der Datengenerie-rung zu unterstützen. Der historischen For-schung bieten sich hier neue Möglichkeiten besonders beim Umgang mit großen Text-korpora.

Spektralanalyse – Poggendorffs Annalen

Anz

ahl

0

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15

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30

Jahr1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868

AllgemeinTechnikAnwendungen

Fig. 2: Spektralanalyse – Poggendor� s Annalen

Fig 1: Poggendor� s Annalen – Artikel

Fig. 3: Themen und Artikel

Jahr

VOM LABOR IN DIE ÖFFENTLICHKEITMöglichkeiten digitaler Analysen wissenschaftlicher Publikationen

BERLIN-BRANDENBURGISCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN

                •                                                                        •                                                                •      •                                                        •                  •                 •                        •                            •                 •  •                               •  •  •      •  •                    •  •     •        •          •                     •  •  •  •  •  •  •                                       •  •  •  •  •  •  •  •                               •        •      •  •  •  •                      •  •                              •  •                            •  •  •  •                                  •  •          •                                                        •          •  •                                                        •                  •  •  •                                                                                  •  •                                                                      •  •                                                                            •  •                                                •        •                 •                    •                                            •  •                                            •                                                                                         •  •                                     •                                                                        •                                                                                    •                                      •        

Themen

Arti

kel

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ProjektDas Projekt ging aus einer Übung von Prof. Mark Hen-gerer an der LMU im WS 2014/15 hervor. Während sich die Studierenden mit einer ersten Transkription beschäftigten, wurde in der vorlesungsfreien Zeit der Editor von Dr. Gerhard Schön (ITG Geisteswissen-schaften) entwickelt. Auftretende Bugs wurden be-hoben und weitere Verbesserungen vorgenommen. Im Sommer 2015 überprüfte die Projektgruppe an-hand der Originale im Riksarkivet in Stockholm die Transkriptionen. Seither werden die Briefe im Editor korrigiert, an die beschlossenen Editionsregeln an-gepasst und inhaltlich erschlossen.

VorgehenSämtliche Briefe sind als Bilddatei in einem Koordinatensystem hinterlegt, wodurch das Hineinzoomen in die Bilddatei – scharf und ohne Informa-tionsverlust – möglich ist. Mittels ver-ankerter Kästchen ist die gesamte Tran-skription im Textbereich Wort für Wort mit der entsprechenden Bilddatei ver-knüpft. Dadurch lässt sich zum einen jedes Wort eindeutig zuordnen, zum anderen werden orthographisch ähnli-che Varianten in der oberen Leiste an-gezeigt und lassen sich so miteinander vergleichen.

Tulpen und KanonenInnovative Tools in der hybriden Edition der Briefe Erzherzogs Leopld Wilhelms an Kaiser Ferdinand III. aus dem Reichsarchiv Stockholm (1646/47)

Erzherzog Leopold Wilhelm (1614–1662)

StartmaskeDie Startmaske bietet einen Überblick über die gesamten Briefe, in dem Signatur, Ab-sendeort, Datierung, Absender und Empfänger ersichtlich werden. Anhand dieser Kategorien sind die Briefe sortierbar und über die Suchfunktion lassen sich einzelne Briefe schnell finden. Außerdem wird für den jeweils ausgewählten Brief als Vorschau eine Miniaturansicht der Briefseiten angezeigt sowie Kommentare (etwa im Falle einer Umsortierung von Seiten). Über die Schaltfläche „TEXT“ gelangt man zu einem neu-en Browserfenster, in dem die Transkription aller Seiten des ausgewählten Briefes als Fließtext dargestellt wird. Hierbei werden die inhaltlichen Kommentare im Text und die Trennstriche zur Zeilentrennung beibehalten. Der Text kann somit in die Zwischenab-lage kopiert und z.B. in ein Textverarbeitungsprogramm eingefügt werden.

Bereits während der Eingabe im Transkriptionsfeld (rechts) erscheinen in der oberen Leiste Transkriptionsvorschläge mit einem ähnlichen Buchstabenbe-stand. Die Beispiele in der oberen Leiste wechseln und sind nach dem Zufall-sprinzip ausgewählt. Anhand dieser Auswahl lassen sich Vergleiche zwischen der unmittelbar angefertigten Transkription und denen in anderen Briefen an-

Such- und Vergleichsfunktionstellen. Unter dem Menü „Werkzeug“ können mittels der Eingabe mit dem %-Zeichen Buchstabenfolgen bzw. Wortbestandteile über das Feld Korrektur-stellen gesucht und verglichen werden. Abgebildet werden alle gefundenen Übereinstimmungen. Mit einem Klick auf ein Kästchen gelangt man zum be-treffenden Brief. Bei Bedarf lassen sich Korrekturen einarbeiten.

Transkription und TaggingMit Hilfe der 19 Schaltflächen unterhalb des transkribierten Textes lassen sich intuitiv Markie-rungen im Text vornehmen. Die beiden Schaltflächen mit den Bezeichnungen „Erläuterung“ und „Textkritik“ öffnen ein neues, farblich abgesetztes Textfeld, in dem der Bearbeiter seine Anmer-kungen direkt an der passenden Stelle im Text eintragen kann. Mit Hilfe der Kästchen „Person“ und „Ort“ können auch Personen- bzw. Ortsregister erstellt werden. Die daraus erstellten Listen finden sich unter dem Menü „Werkzeug“. Sie sind nach der Reihenfolge der markierten Elemente in den Briefen geordnet und mit einem Verweis auf die entsprechende Textstelle versehen.

Leopold Wilhelm war Fürstbischof von Passau und Straßburg und beteiligte sich am Dreißigjährigen Krieg: Ferdinand III. ernannte ihn zwei Mal zu sei-nem Oberbefehlshaber (1639-1643 und 1645-1646). 1647 wurde er Statthalter in den Spanischen Nieder-landen und nahm am französisch-spanischen Krieg teil. Etwa 100 Briefe, die Leopold Wilhelm über den Zeit-

Themen

raum von Januar 1646 bis Dezember 1647 verfasste, liegen heute im Riksarkivet in Stockholm. Der durchschnittliche Brief ist 3,5 Seiten lang. Darin schildert der Erzherzog in der Regel seine Kriegserlebnisse als Oberbefehlshaber und Statthalter. Bei den laufenden Friedensver-handlungen versucht der Erzherzog, Einfluss auf Kaiser Ferdinand III. zu nehmen und ihn zu beraten. Darüber hinaus tauscht er sich mit seinem Bruder über gemeinsame Interessen aus: Er schickt ihm alchemistische Experimente, Musikstücke und berichtet von Kunstwerken, die er selbst erwirbt und damit eine bedeutende Kunstsammlung aufbaut.

Projektleitung: Prof. Dr. Mark HengererMitarbeiter: Isabella Hödl, Franziska Honer, Julius Kiendl, Heike Nickel, Hildegard Renner, Alexandra Röckel, Christine Rogler, Pia ZacharySoftware-Entwicklung: Dr. Gerhard Schön (ITG Geisteswissenschaften)Kooperationspartnerin: Dr. Renate Schreiber (Wien)

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Ausgangslage Seit ihrem Aufkommen im 12. Jahrhundert haben sich die Wappen rasch zu einem

allgegenwärtigen, hochkomplexen und sehr vielseitigen Kommunikationssystem

entwickelt. Als ein zentrales Element der mittelalterlichen Kultur und Gesellschaft,

haben sie diese bis tief in ihre Vorstellungen und ihr Denken hinein beeinflusst. In

der historischen Forschung wurde der Nutzen der Wappen bisher jedoch allein auf

deren hilfswissenschaftliche Bedeutung (Identifizierung, Datierung) reduziert und

selbst hier nur einer kleinen Gruppe von Spezialisten zur Beschäftigung überlassen.

Digital Methoden

Mit digitalen Methoden in den Hilfswissenschaften

zu neuen kulturhistorischen Perspektiven

Potenziale Wappen können entscheidend zur Datierung und Identifizierung von

Urkunden, Handschriften, historischen Objekten, Bauwerken etc. beitragen.

Als paneuropäisches Phänomen können sie über ganz Europa hinweg Schrift-

stücke und Objekte, Orte und Familien miteinander verbinden, Verbreitungs-

wege nachzeichnen und Netzwerke aufzeigen. Zugleich bieten sie ein großes

Potenzial für vergleichende Studien.

Als wesentlicher Teil der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Kommunikation

und Selbstdarstellung bieten sie der kulturhistorische Forschung ganz neue

Perspektiven.

Masse Vielfalt Komplexität

Semantic web technologies

Entwicklung eines Standards zur digitalen

Edition und Verarbeitung heraldischer

Informationen im Web of Data.

Die Zahl der im Mittelalter verwendeten Wappen wird auf

über 1 Millionen geschätzt.

Gedruckte Repertorien wie der Siebmacher oder der

Rietstap, welche die Neuzeit mit einschließen, enthalten

jeweils über 100.000 Einträge.

Allein aus mittelalterlichen Wappenbüchern hat Steen

Clemmensen in seiner Datenbank „Ordinary of medieval

armorials“ über 90.000 Belege zusammengetragen.

Quellen

Handschriften, Urkunden, Siegel, Münzen, Wand– und Deckenmalerei, Tafelbilder, Glasfenster, Skulpturen (Holz, Stein, Metall), Objek-te aller Art (von Schmuck bis jede Art von Gebrauchs-gegenständen).

Überliefernde Institutionen

Bibliotheken

Archive

Museen

in situ (histor. Gebäude)

Denkmalpflege, etc.

1

2

3

4

Zusammensetzung, Beschrei-

bung und Darstellung sind histo-

rischen Veränderungen, regiona-

len Differenzen und individuellen

Eigenheiten unterworfen.

Veraltete Hilfsmittel, die schwierig zu nutzen

sind: Vorhandene Repertorien verwenden

ein spezialisiertes Fachvokabular (oft stark

abgekürzt) und sind meist nur nach Famili-

ennamen geordnet.

Heraldischen Informationen kön-

nen verlinkt und damit gemein-

sam untersucht werden mit:

Metadaten zu den jeweiligen

Quellen (Ort, Zeit, etc.)

Personendaten

Geographische Daten

Konzepte

...

Kontakt: Jun.-Prof. Torsten Hiltmann

Historisches Seminar

Universität Münster

Domplatz 22

D-48143 Münster

Email: [email protected]

Hindernisse

Natural Language Processing

Verfahren der automatischen Textanalyse zum

Auffinden und Analysieren heraldischer Infor-

mationen in Texten.

Computer Vision

Verfahren der automatischen Bilderkennung

zum Auffinden und Analysieren heraldischer

Informationen in Bildern.

Citizen Sciences

Einbindung von Nichtwissenschaftlern und

deren besonderen Kompetenzen, Fähigkeiten

und Interessen in den Forschungsprozess.

Probleme

Nur der tatsächlich

erfasste Volltext

kann durchsucht

werden. Schreibfeh-

ler führen zu fal-

schen Ergebnissen.

Kann nicht durch

Maschinen analy-

siert werden

Vorteile

Suche: Hohe Gra-

nularität. Frei kom-

binierbar, auf ver-

schiedenen Abs-

traktionsstufen, un-

scharfe Suchen

möglich

Analyse: Alle Infor-

mationen können

durch die Maschine

analysiert werden.

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Wissenschaftsblogs geben Einblicke in die laufende Forschung: Sie sind Zettelkasten, Vernetzungsangebot und Diskussionsort. Blogs begleiten Forschungsprojekte, Tagungen und Publikationen. Sie dienen der Kommuni-kation mit der Fachgemeinschaft und der Öffentlichkeit. Mit Wissenschaftsblogs können Texte schnell und einfach digital publiziert und kommentiert werden.

Kontakt: blogs@maxweberstiftung.dede.hypotheses.orgwww.maxweberstiftung.de

WISSENSCHAFTLICHE BLOGS

Digitale Präsentation und Vernetzung von Geschichtswissenschaft

Das Blogportal de.hypotheses.org

Ein Service für die Scientific CommunityWissenschaftler/innen, Forschungsgruppen und wissenschaftliche Institute können kostenlos ein werbe freies Weblog beantragen. Die Blogs laufen mit Wordpress, einer benutzerfreundlichen und einfach zu bedienenden Blogsoftware. Das Community Manage-ment von de.hypotheses steht den Bloggenden mit Rat und Tat zur Seite.

Internationale Ausrichtungde.hypotheses ist das Blogportal für die deutschspra-chigen Geistes- und Sozialwissenschaften, getragen von der Max Weber Stiftung gemeinsam mit dem fran-zösischen Partner OpenEdition. Das Portal ist Teil der europäischen Blogplattform hypotheses, die über 2000 Blogs in allen Sprachen unter ihrem Dach versammelt.

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Frankreich unter deutscher Besatzung Die »dunklen Jahre« 1940–1945

»Occupation« steht heute synonym für Frankreichs »dunkle Jahre« im Zweiten Weltkrieg. Wie funktionierte zwischen Besatzer und Besetztem die »Collaboration d‘État« (Pétain) im Alltag ? Wer und wie viele militärische und zivile Instanzen einschließlich Verbänden, Firmen und Banken waren auf deutscher und französischer Seite beteiligt ? Wo befanden sich deren Dienststellen und wem waren sie unterstellt ?

Die Internetseite des DHIP Frankreich unter deutscher Besatzung

Die deutschen und französischen Dienststellen 1940–1945liefert dazu für beide Seiten die Antwort. Sie ergänzt das internationale Forschungs- und Editionsprojekt

Word War II – Everyday Life Under German Occupationdas das DHIP in Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut Marburg und der Bergischen Universität Wuppertal mit Mitarbeitern aus 17 europäischen Ländern vorbereitet.

Dr. Stefan MartensProjektleitungDr. Corinna von ListMitarbeiterin

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www.ddr-im-blick.de

Wer erstellte, wer erhielt die Berichte?Beim Ministerium für Staatssicherheit bestand eine Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG). Hier wurden sämtliche aus Sicht der Geheimpolizei wichtigen Informationen gesammelt, ausgewertet und in unterschiedlichen Berichten für die engste MfS-, Partei- und Staatsführung aufbereitet.

Welche Informationen findet man darin?Nach dem Juni-Aufstand von 1953 stand die Stimmung in der Bevölkerung zunächst im Fokus der Berichte. Sie enthalten dann ausführliche Hinweise auf oppositionelles Verhalten, themati-sieren Probleme in Wirtschaft und Versorgung oder berichten über spektakuläre Fluchtfälle. Scheinbar Triviales steht hier neben den größeren Schwierigkeiten, die sich bei der Aufrechterhaltung der SED-Herrschaft ergaben. Unternommen wird eine Tiefenboh-rung in die DDR-Gesellschaft, geprägt von der geheimdienstlichen Sicht, die vor allem darauf bedacht war, Kritik zu bekämpfen und möglichst im Keim zu ersticken.

Wie werden die Berichte aufbereitet?Ediert werden sämtliche Inlandsberichte der Jahre 1953 bis 1989. Sie erscheinen zunächst jahrgangsweise in Buchform, bestehend aus einer CD-ROM mit dem Gesamtdatenbestand sowie ausge-wählten gedruckten Berichten. Rund ein Jahr nach Erscheinen steht der Jahrgang dann kostenlos unter www.ddr-im-blick.de zur Verfügung.

Wie funktioniert die Datenbank? Die Berichte sind über komfortable Recherchemöglichkeiten (Volltextsuche, chronologischer Inhaltsbaum) erschlossen. Ein ausführlicher Kommentar- und Einleitungsteil erleichtert das Verständnis.

Die DDR im Blick der Stasi 1953–1989Die geheimen Berichte an die SED-Führung

Web

App

Print

www.bstu.de

Herausgegeben von Prof. Dr. Daniela Münkel E-Mail: [email protected] Telefon: 030 18665-8811www.ddr-im-blick.de

Page 13: Poster histag digitale_geschichte

Abschied von der DDRAfgancy

Akademische DebattenkulturAngsterfahrung

Armenien-DebatteAtomausstieg

AuftragsforschungBerliner Welträume

Bretton WoodsDigitalisierung

Einwanderungsland DeutschlandEntschädigung

ErinnerungspolitikFlucht und Asyl

FremdenfeindlichkeitGeheimdienste

Griechenland-KriseJohn Kerry und der Vietnamkrieg

KriegsgefangenschaftLager Föhrenwald

Massaker von OradourMauerfall

MogadischuNachkriegskinder

Nürnberger HauptkriegsverbrecherprozessRote-Armee-Fraktion

Spanischer BürgerkriegÜberfall auf Polen 1939

Ukraine-Konflikt„Unsere Mütter, unsere Väter“

Völkermord in RuandaWannsee-Konferenz

Warschauer Aufstand...

Information – Analyse – Kritikwww.zeitgeschichte-online.de

3. April 1975 Südchinesisches Meer. Besatzungsmitglieder eines US-Frachtschiffs nehmen vietnamesische Flüchtlinge an Bord. U.S.NationalArchivesandRecordsAdministration,ARCIdentifier558518,Publicdomain,viaWikimediaCommons

Page 14: Poster histag digitale_geschichte

Digitale Methoden in der historischen Kreditforschung:

Ländliche Kreditvergabe im 19. Jahrhundert

Dr. Martin Stark (Hamburg)

Dr. Martin StarkEmail: [email protected]

Kontakt

1. Stark, Martin: Netzwerkberechnungen. Anmerkungen zur Verwendung formaler Methoden, in: Stark, Martin u.a. (Hgs.): Handbuch Historische Netzwerkforschung, Münster: Lit-Verlag (2016): 155-171.

2. Stark, Martin: Networks of Lenders and Borrowers: A Rural Credit Market in the Nineteenth Century, in: Stark, Martin / Gestrich, Andreas (Hgs.): Debtors, Creditors, and their Networks. Social Dimensions of Monetary Dependence from the Seventeenth to the Twentieth Century, London 2015: 99-118.

3. Mit Reupke, Daniel: Vom Gläubiger zum Schuldner. Netzwerke der Kreditvergabe im 19. Jahrhundert in geografischen Perspektiven, in: Gamper, Markus / Reschke, Linda, Düring, Marten (Hgs.): Knoten und Kanten III: Soziale Netzwerkanalyse in Geschichts- und Politikwissenschaften, Bielefeld: Transcript (2015): 261-292.

4. Stark, Martin: Soziale Einbettung eines ländlichen Kreditmarktes im 19. Jahrhundert. Dissertation, Trier: Universität Trier (2014).5. Mit Gestrich, Andreas: Überschuldung im ländlichen Kreditwesen im 18. und 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift für Verbraucher- und Privatinsolvenz,

Sonderband (2009): 23-26.

Literatur

Die Studie thematisiert an einem Beispiel aus der historischen Netzwerkforschung den Mehrwert der Verwendung digitaler Methoden in der Geschichtswissenschaft. An der Fallstudie des bei Reutlingen gelegenen Dorfes Ohmenhausen wird der strukturelle Wandel eines privaten, ländlichen und vormodernen Kreditmarktes in Württemberg des 19. Jahrhunderts untersucht. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt hierbei auf einem Historischen Vergleich der Struktur und Funktionsweise des Kreditmarktes vor und nach der Reform der Pfandgesetzgesetzgebung von 1825/28.

Einführung

Digitale Methoden:1. Historischer Vergleich (1825 / 1850)2. Explorative Visualisierung von Netzwerken3. Geodätische Distanzen

Digitale Werkzeuge:1. Ucinet2. Netdraw3. R

Quellen und Erhebung

Theorien:1. Neue Institutionenökonomik (Rudolf Richter /

Eirik G. Furobotn): Märkte sind soziale Netzwerke.

2. Neue Wirtschaftssoziologie (Karl Polanyi vs. Mark Granovetter): Markttransaktionen sind in andere Sozialbeziehungen eingebettet (hier: Verwandtschaftsbeziehungen).

Forschungsfragen:1. Kam es im Zuge der Reform der

Hypothekengesetzgebung von 1825/28 zu strukturellen Veränderungen auf dem ländlichen Kreditmarkt?

2. Orientierte sich die Kreditvergabepraxis der Gläubiger an der sozialen Einbettung eines Schuldners im Verwandtschaftsnetzwerk?

Theorien und Fragen

Die Gläubiger haben bis zum Stichjahr 1825 ihre Kredite über das gesamte Verwandtschaftsnetzwerk verteilt: Risikostreuung.

Im Jahr 1850 hat sich diese Strategie verändert. Durch die Reform der Pfandgesetze erhöhte sich die Transparenz auf dem Kreditmarkt: Soziale Einbettung verliert an Bedeutung.

DiskussionZur Durchführung des Projektes wurde ein umfangreicher serieller Quellenbestand (Hypothekenbücher, Pfandmeldungen, Vermögensinventare, Steuerlisten und Kirchenbücher) in relationalen Datenbanken (MS Access) aufgenommen und soweit möglich verknüpft. Die Erstellung der relationalen Datensätze erfolgte mit MS Excel.

Methoden und Werkzeuge