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Leseprobe Buch: „Vendetta“ bei Pax et Bonum Verlag Berlin

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PrologFreitag, 5. September 2008; Napoli-Ponticelli; 09:00 Uhr

Benzin- und Müllgestank schwängerten die warme Morgenluft derPeripherie von Ponticelli. Niemand beachtete die beiden Teenager,die im Schatten einer schmalen Einfahrt auf einem alten Mofa saßenund die gegenüberliegende Straßenseite beobachteten.

»Ist er das, Gigi? Es ist zehn vor neun«, sagte Sirio. Er saß aufdem Rücksitz des Mofas und wischte sich den Rest Kokain von derNase, ohne den dicken Mann, der langsam heranschlenderte, aus denAugen zu lassen.

»Porca vacca! Der ist noch fetter als auf dem Foto, das Manu unsgezeigt hat!«, antwortete Gigi und zog nervös an einer Kippe.

Die beiden spindeldürren vierzehnjährigen Freunde observiertendie Cafébar La Spina.

»Ja, aber der Dicke auf dem Foto hatte keine Locken. Va be, viel-leicht trägt er ein Toupet? Manu hat gesagt, dass er heute um neunkommt, also muss er es sein.« Sirio bohrte in der Nase.

»Pass auf: Wenn Manu uns später sagt, dass wir den Falschenerwischt haben, kommen wir morgen einfach wieder und machenjedes fette Schwein vor diesem Laden platt. Der Ciccio da ist heutefällig, egal ob er es ist oder nicht. Wir müssen Punkte sammeln,capisci?«

»Va bene. Aber wieso erledigt Manu den Kerl nicht selbst?«»Weil der Clan uns erst nach diesem Auftrag aufnehmen wird,

Idiot!«, fauchte Gigi und gestikulierte wütend mit den Händen. »Dashier ist ein Test. Die nehmen nicht jeden, capito? Wenn wir das nichtdurchziehen, werden wir ewig nur Drogen verticken und Leute fürzwanzig Euro plattmachen. Also mach dir nicht in die Hose!«

Sirio schwieg.  

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»Es geht los«, raunte Gigi. Der Dicke hatte den Eingang des LaSpina fast erreicht. »Zieh das Ding auf«, befahl er seinem Freund undstülpte sich selbst den Helm über den Kopf. Als er die Zündung desMofas kickte, sprang Sirio plötzlich vom Sozius. Perplex stellte Gigidas Mofa wieder ab und wandte sich um.  

»Guarda!« Sirio starrte an ihm vorbei und zeigte auf das La Spina.»Alle Leute kommen aus der Bar raus. Unser Dicker kehrt auch um.Merda!«

Gigi stieg vom Sitz. »La fessa di mammate!«Wie vom Donner gerührt beobachteten die beiden das Geschehen

vor der Bar.»Da«, rief Sirio. »Siehst du links den hinkenden Alten zwischen

den vielen Kerlen? Der geht direkt auf die Bar zu, deshalb sind alleraus.«

»Porca puttana!«, flüsterte Gigi. »Das sind Leibwächter, das mussein hohes Tier sein. Verdammt, ob Manu davon wusste?«

»Vielleicht. Da, sie gehen rein. Nur zwei von den Typen bewachenden Eingang.« Sirio schüttelte den Kopf. »Die knallen uns schnellerab, als wir furzen können. Ich hab dir schon gestern gesagt, dass ichManu nicht traue. Lass uns abhauen!«

»Du hast recht. Das ist eine Falle. Dieser verdammte Wichser! Los,wir verpissen uns.« Gigi ließ den Helm fallen, war mit einem Satzwieder auf dem Mofa, kickte die Zündung und drückte aufs Gas. DerMotor heulte kurz auf, dann verabschiedete er sich mit einem Knall.Wie besessen kickte Gigi weiter, ohne Erfolg.

Ein Motorengeräusch drang von weiter hinten in der Einfahrt zuihnen. Ein Fiat, der sich bis jetzt hinter einem Lieferwagen verborgenhatte, scherte aus und fuhr langsam auf sie zu.

»Porca puttana!«, schrie Gigi.Sirio sprang vom Sozius und stürmte Hals über Kopf auf die Café-

bar zu.Gigi zog seine Pistole, starrte seinem Freund noch eine Sekunde

hinterher und drehte sich dann um. Zwei schwer bewaffnete Män-ner hatten den Fiat verlassen. Gigi zielte, doch bevor er den Fingerkrümmen konnte, hatten ihn die leisen Kugeln der anderen durch-

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siebt. Schalldämpfer. Gigi fiel auf die Knie, sein junges Gesicht altertebinnen Sekunden, und als sein Oberkörper zur Seite kippte, lag gren-zenlose Verwunderung in seinem Blick. Das Letzte, was er hörte, warSirios Stimme.

»Ve vogliono amazaaa! Sie töten euch!«Die Kugeln der Leibwächter vor dem La Spina stoppten den Schrei

des Jungen.Die Männer aus der Einfahrt stiegen wieder in den Fiat und fuhren

langsam los. Dass Gigis Leiche unter den Rädern zermalmt wurde,quittierten die Stoßdämpfer nur mit einem kurzen Ruckeln. WenigeMeter vor der Auffahrt zur Straße hielt der Fiat erneut. Der Beifah-rer zog einen kleinen Alukoffer auf seinen Schoß, öffnete ihn undbetätigte mit geübten Griffen einige Schalter.  

»La festa incomincia!«, sagte er mit einem fiesen Grinsen. »GibGas!«

Mit quietschenden Reifen bog der Fiat nach rechts und saustedavon.

Sekunden später brach das Inferno los.

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1Schweiz – Anfang Oktober 2008

Um siebenUhrmorgens ruhte die Stadt Aarau unter einer dickenWol-kendecke, aus der unaufhörlich Regen niederströmte. Ein paar Kilo-meter außerhalb der Stadtgrenze befand sich ein großer Friedhof, aufdem zu dieser frühen Stunde noch keine Menschenseele zu sehen war.

Harte Tropfen klatschten in mein Gesicht, der Wind heulte, abermein kleiner Regenschirm hielt sich tapfer. Ich fragte mich nur, wielange er diesem Wetter noch standhalten konnte.

Mit starrem Blick stand ich vor einem kleinen Grabstein ausdunklem Marmor und las die Inschrift:

Flavio Pizzo – 30.04.2008, il mio angelo – Anna Pizzo, la tua mammaIch kniete nieder und legte frische Blumen aufs Grab, während

meine Tränen sich mit dem Regen vermischten. Als ich mich wiedererhob und mit dem Handrücken versuchte, die Nässe wegzuwischen,entdeckte ich einen älteren Herrn, der im Watschelgang auf michzukam. Er trug einen Trenchcoat und umklammerte mit beiden Hän-den einen großen, schwarzen Regenschirm. Es war Pfarrer LeonardSpitz. Der rundliche Mittfünfziger erinnerte mich an einen freund-lichen Gnom. Ich hatte ihn schon öfter hier getroffen und ein paarWorte mit ihm gewechselt. Er machte auf mich einen netten undwarmherzigen Eindruck – ein Mensch, dem man sofort Vertrauenschenken möchte.  

»Guten Morgen, Frau Pizzo! Sie sind aber früh hier, und das beidiesem Hundewetter!« Seine Augen huschten zu dem Grabstein.  

»Hallo, Herr Pfarrer. Ja, ich wollte vor der Arbeit kurz vorbeischau-en. Ich habe Sie vorhin nicht gesehen, waren Sie in der Kapelle?«

»Ja. Beten und Aufräumen, wie jeden Morgen. Ich bereite geradedie Messe für eine Beerdigung vor, die heute Nachmittag stattfindet«,

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erklärte er mit einem kleinen Lächeln. »Kommen Sie doch auf eineTasse Kaffee mit ins Pfarrhaus. Sie sind ja klitschnass. Oder sind Siein Eile, so wie alle jungen Leute heutzutage?«, witzelte er.

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, eigentlich nicht, aber ich will Ihnenkeine Umstände machen. Sie haben sicher noch viel tu tun.«  

»Ach was! Kommen Sie, sonst erfrieren wir beide hier.«Ich blinzelte in den grauen Himmel und spürte den eiskaltenWind

auf meinem nassen Gesicht. Dann zog ich den Reißverschluss meinerWindjacke hoch, stülpte die Kapuze über und warf einen letzten Blickauf das Datum des Grabsteins. Innerhalb von Sekunden wirbeltendie eingemeißelten Ziffern in meinem Kopf herum. Sekundenschnelladdierte ich die Zahlen des Datums, zog die Quersumme davon undsah die blaue Acht vor meinen Augen. Mein Zähltick hatte sich malwieder uneingeladen gemeldet.

»Porca miseria!«, flüsterte ich entnervt.»Was sagten Sie, Frau Pizzo?« Pfarrer Spitz sah mich fragend an;

der Wind fegte ihm fast den Schirm davon.»Ach, unwichtig. Ich habe mich nur über eine blöde Marotte geär-

gert«, antwortete ich verlegen und folgte seinen schnellen Schritten.»Was denn für eine Marotte?«, fragte er neugierig.»Nun, ich bin Synästhetikerin. Mein Gehirn ordnet Wörtern, Zah-

len oder Geräuschen immer eine eigene Farbe zu. Außerdem ziehenmich Zahlen aller Art jederzeit und überall an. Ich führe Rechen-operationen aus, und die Endzahl des Resultats erhält dann eineFarbe. Diese Absurdität kann ich nicht immer kontrollieren, wasmich besonders nervt.« Ich schüttelte missmutig den Kopf.  

»So was habe ich noch nie gehört«, sagte Spitz erstaunt. »Folglichmüssen Sie ein richtiges Rechengenie sein!«

Ich zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Dieser Tick istvermutlich ein Kollateralschaden meines Hirns, das ansonsten wieeine Maschine funktioniert«, bemerkte ich trocken und räuspertemich.

Pfarrer Spitz machte eine ausholende Handbewegung zumHimmel.»Ach was, das ist ein Geschenk Gottes, Frau Pizzo! Seien Sie froh überdiese Gabe und betrachten Sie sie es als etwas Positives!«

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Ich schüttelte den Kopf und überlegte, was daran gut sein sollte,Zebrastreifen, Treppen, Bodenkacheln und tausend andere Dingezählen zu müssen, die andere Menschen sonst nicht einmal bewusstwahrnahmen. Gott hätte mir ein nützlicheres Geschenk machenkönnen, oder? Und wo war Gott gewesen, als ich ihn brauchte? Hatteer gerade Kaffeekränzchen mit den Engeln gehalten? Alles Scheiße!

Schweigend trottete ich weiter. Als wir endlich das warme Pfarr-haus betraten, legten wir die Schirme vor dem Hauseingang ab undzogen unsere nassen Jacken und Schuhe aus. Während Pfarrer SpitzKaffee kochte, warf ich meinen Rucksack auf den Boden und sah michum. Der Raum war schlicht und spartanisch eingerichtet mit Möbelnaus dunklem Holz. Automatisch begann ich die Kreuze und Bilderan den Wänden zu zählen, bis der Geruch des Kaffees mich ablenkte.Pfarrer Spitz tischte uns Kuchen, Gebäck und frischen Kaffee auf.Mir lief das Wasser im Munde zusammen, da ich noch nicht gefrüh-stückt hatte. Der Pfarrer reichte mir ein Handtuch, ich trocknete mirrasch die Haare und setzte mich anschließend zu ihm an den rundenTisch.

Er musterte mich intensiv. »Es ist schon lange her, dass ich eineFrau mit so langen schwarzen Haaren gesehen habe«, sagte er völligsachlich. »Sie sehen aus wie eine Madonna.« Er lächelte und schenkteuns Kaffee ein, während ich rot wurde.

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Katja Montejano wurde 1967 in Aarau (Schweiz) geboren und lebtmit ihrem Ehemann und Hund in Zofingen. Nach Abschluss einerBanklehre war sie in diversen Kreditinstituten und Unternehmentätig. Seit 2001 arbeitet sie als Übersetzerin in der Informatikabteilungeiner größeren Bankengruppe.

Ihre Leidenschaft zur Spannungsliteratur hat sie dazu bewogen,selber Geschichten und Thriller zu schreiben.

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Ingolf Ludmann-SchneiderJenseits, Tod und SterbenTod und Sterben sind immer noch ein großesTabu in unserer Gesellschaft. Trotzdem fragensich nicht wenige Menschen nach dem »wie«– und vor allem, nach dem »danach«. IngolfLudmann-Schneider hat aus Erfahrungen, Fra-gen und Antworten ein beeindruckendes Buchgeschaffen, dass die Angst vor dem Verlust ei-nes geliebten Menschen oder Tieres nimmt, aberauch die Angst vor dem eigenen »letzten Weg«.

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Ursula BohmDu bist das WunderWas macht das Denken mit unserer Seele, mitunserem Körper, mit unserem Glauben? UruslaBohm nimmt uns mit in ihr Leben, das geprägtwar von Armut, Grausamkeit und körperlichemLeid. Dennoch verlor sie nie ihren Glauben anGott. Dann, in einer Nacht voller Schmerzen ge-schah einWunder und ihrwurde eine Erkenntnisoffenbart.

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Detlef von der BrüggenIrrlichter des TodesSind Körper und Seele eins und ist es das nachdem Tod schon gewesen? Haben Sie manchmaldas Gefühl zu Hause nicht wirklich allein zusein? Beunruhigen Sie unerklärliche Dinge? Tie-re, die sich eigenartig benehmen? Technikproble-me? Schatten und Träume? Kein Grund zur Sor-ge! Vielleicht sind wir wirklich seltener allein, alswir denken.

ISBN: 978-3-943650-33-4www.pax-et-bonum-verlag.de

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Im Verlag

sind weiterhin erschienen:

Die menschliche Welle Bd. 1 – Ebbe ISBN 978-3-943650-01-3Die menschliche Welle Bd. 2 – Flut ISBN 978-3-943650-04-4NoWay Out ISBN 978-3-943650-61-7Glück schenken ISBN 978-3-943650-14-3Shiva kläfft –Der berühmteste Hund von Berlin ISBN 978-3-943650-28-0Gourmetkatze – Als die Katzeeinen Tisch reservierte ISBN 978-3-943650-36-5Minna, grüne Minna ISBN 978-3-943650-18-1Kids im Internet ISBN 978-3-943650-09-9

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