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B ehörden Spiegel: Herr Dr.Werner, Sie sind seit einigen
Monaten Vorsitzender der Ge-schäftsführung Deutschlandund Head of Central Europe vonFujitsu. Dazu erst einmal herzli-chen Glückwunsch. Sie warenvorher in verschiedenen Manage-ment-Positionen bei T-Systemstätig und zuletzt in der Geschäfts-führung bei T-Systems Multime-dia Solutions. Einen wesentli-chen Teil Ihrer Berufserfahrunghaben Sie für die Telekom inFrankreich gemacht. Was sindIhre Business-Erfahrungen be-sonders mit dem Ihnen mögli-chen Vergleich zu Frankreich?
Dr. Werner: Herzlichen Dankfür die Glückwünsche. ZuFrankreich: zunächst einmal istes ein interessantes und vielsei-tiges Land. Vergleicht man dieEntscheidungsgeschwindigkei-ten von Deutschland und Frank-reich, so ist unser Nachbarlandlangsamer als Deutschland. Wirbeklagen uns in Deutschland jahäufig über die starke adminis -trative Orientierung und man-gelnden Pragmatismus. Das giltfür Unternehmen und öffentli-che Einrichtungen gleicherma-ßen. Doch Frankreich ist nocheine Spur komplexer, langsamerund schwieriger. Insofern meinFazit hierzu: Deutschland alsUnternehmensstandort tut unsgut!
Behörden Spiegel: Mal andersherum gefragt. Welche Erfahrun-gen bringen Sie aus Frankreichmit und können diese hier positivnutzen?
Dr. Werner: In der Kundennä-he und Kundenorientierungkann Deutschland von Frank-reich noch einiges lernen. Busi-ness wird von Mensch zuMensch gemacht. Deutsche Un-ternehmen sind hier häufig zu“mechanisch” unterwegs. Wasaus meiner Sicht zählt, sindMarkt- und Kundenkenntnis so-wie ein Blick für die Anforderun-gen des Kunden. Nach meinenBeobachtungen ist Fujitsu inDeutschland gerade im öffentli-chen Bereich hier sehr gut auf-gestellt. Wir begleiten unsereKunden eng, nachhaltig undlangfristig. Aber mit Blick auf diedeutsche Volkswirtschaft kön-nen wir in diesem Bereich vonden Franzosen durchaus nocheiniges lernen.
Behörden Spiegel: Herr Klein-knecht, wir haben in Deutsch-land im öffentlichen Sektor einsehr verrechtlichtes Vergabe-recht, Rahmenverträge, häufigkommen Vergabeberater zumEinsatz, auch Vergabebeschwer-den sind an der Tagesordnung.Sind wir hierzulande nicht mitun-ter zu formal bei öffentlichen Aus-schreibungen, eben auch zu un-persönlich und zu wenig auf dietatsächlichen Kundenbedürfnis-se hin orientiert?
Kleinknecht: In der Tat habenwir bei der Vergabe einen relativstarren Rahmen. Doch das Ver-gaberecht wird auch kontinuier-lich angepasst, wenn es auchnicht immer einfacher wird.Wichtig ist es, Organisations-struktur und Zielsetzungen derKunden genau zu verstehen unddazu gehört auch, wie Herr Dr.Werner ausführte, die Nähe zuden handelnden Personen. Esgibt starke Unterschiede zwi-schen Bund, Ländern und Kom-munen. Insofern ist das Wissenüber den Markt und die Kundenentscheidend für unser Ge-schäft. In meiner Vertriebsein-heit sind 140 Mitarbeiter tätig.Sie haben eine sehr hohe durch-schnittliche Verweildauer imUnternehmen. Deswegen kön-nen wir unseren Fokus erfolg-reich auf Kontinuität legen –auch in der persönlichen Bezie-hung. Das ist wichtig, um dasnotwendige Verständnis zu ent-
wickeln, um die Strategie derKunden zu verstehen. Auf dieseWeise sind wir in der Lage, früh-zeitig und kompetent Vorschlä-ge für neue Herausforderungenunserer Kunden zu unterbrei-ten.
Behörden Spiegel: WelcheHauptunterschiede sehen Siezwischen Bund, Ländern undKommunen?
Kleinknecht: Selbst bei ge-meinsamen beziehungsweiseähnlichen Herausforderungen –etwa mit Blick auf die IT-Konso-lidierung – gibt es unterschiedli-che Herangehensweisen undReifegrade. Die Organisations-strukturen unterscheiden sichdeutlich. Die Kommunen sindsehr fragmentiert. Auch was dieAnforderungen an E-Govern-ment angeht, gibt es Unterschie-de. Die Kommunen sind insbe-sondere bei den Bürgerdienstenstark gefordert und teilweiseauch sehr weit in der Umset-zung. Deswegen gibt es auf kom-munaler Ebene an vielen Stelleneinen Drang, nahe am Bürger zusein und ihm möglichst digitaleServices anzubieten.
Behörden Spiegel: Man sagt:Neue Besen kehren gut. Herr Dr.Werner, was steht denn auf IhrerAgenda?
Dr. Werner: Der “neue Besen”,wie Sie sagen, ist einer mit einemsignifikanten Servicehinter-grund. Wir werden in Zukunftbranchenübergreifend in dreiFeldern im Markt unterwegssein. Als erstes gilt es, unser tra-ditionell starkes Produktge-schäft weiterzuentwickeln. Hierkönnen wir als einziger Anbieterim Markt, der in Deutschlandforscht, entwickelt und produ-ziert, deutlich punkten. Dane-ben möchten wir mit globalenPlattformen im Service-Umfeldwachsen, konkret mit Cloud-Lö-sungen wie K5 und der neuenDigitalisierungsplattform Me-taArc. Wir wollen Unternehmenwie auch Behörden eine Cloud-Infrastruktur zur Verfügungstellen, die besondere Data-Pri-vacy-Anforderungen erfüllt.Auch K5 wird es übrigens in ei-ner “deutschen Version” geben,die wir in Rechenzentren hierzu-lande betreiben. Das dritte Feldnennen wir Digital Solutions, al-so digitale Anwendungen undServices, im Kontext des öffentli-chen Sektors z. B. für die E-Akteoder für Genehmigungsverfah-ren für Unternehmen und Bür-ger. In der Industrie haben wirErfahrungen mit Filial-Anbin-dungen gemacht, mit WLAN-Vernetzung und dahinter liegen-den Big-Data-Auswertungen.Zusammengefasst werden wir
auf drei Feldern aktiv sein: Inunserem klassischen Geschäftwerden wir weiterhin Stärke zei-gen, globale Business-Cloud-Lösungen werden wir auf- undausbauen und uns bei digitalenServices weiterentwickeln.
Behörden Spiegel: Sie werdenals Fujitsu also neben den bereitszahlreich bestehenden global täti-gen Cloud-Anbietern auf Basis ei-ner eigenen Infrastruktur diesenMarkt auch in Zukunft bedienen?
Dr. Werner: Generell ja, aber ineiner differenzierten Weise als esandere Anbieter tun. Ist ein Kun-de zum Beispiel mit MicrosoftAzure unterwegs oder nutztAmazon Web-Services, ist diesseine Entscheidung. Wir werdenneben diesen bereits bestehen-den Angeboten im Markt nichtnur ein eigenes hinzufügen, son-dern die proprietären Cloud-An-wendungen beim Kunden ma-nagen können. Dies ist dann einMult i-Cloud-Management.Hierfür haben wir für die Busi-ness Plattform den ÜberbegriffMetaArc gewählt. Es gibt großeKunden, die einen regelrechten“Zoo” verschiedenster Cloud-Lö-sungen im Unternehmen haben.Kunden geraten dabei schnellan ihre Grenzen, was das Ma-nagement dieser Lösungen be-trifft. Hier bieten wir uns in einerBroker-Funktion an. Die Kom-plexität der Kundeninstallatio-nen lässt sich dann auf unsübertragen und wir sorgen fürdie Beherrschbarkeit.
Kleinknecht: Für uns ist ent-scheidend, nicht ein klassischerCloud-Anbieter im Sinne von In-frastructure-as-a-Service ausder Cloud zu werden. Wir sehenuns wesentlich stärker in einerBroker-Rolle. Unabhängig da-von, welche Cloud-Plattformheute bei Kunden eingesetzt
wird, können wir mit unserer Di-gital-Business-Plattform Me-taArc diese Broker-Rolle über-nehmen. Der Kunde gewinnt da-durch Freiräume, sich um seinKerngeschäft zu kümmern.
Behörden Spiegel: Haben Siein dieser Broker-Rolle schon einAngebot in Deutschland gemachtoder bereits einen Kunden?
Dr. Werner: Wir werden diesesAngebot im Dezember inDeutschland ausrollen und esam 16. und 17. November aufdem Fujitsu-Forum in Münchenvorstellen. Erste Kunden in die-sem Geschäftsfeld haben wir inJapan und in Großbritannien.
Kleinknecht: Ein Aspekt istdabei noch wichtig: wir beab-sichtigen, die weltweit größteOpen-Source-basierte Cloud-Infrastruktur anzubieten. OpenSource ist für die öffentliche Ver-waltung ein besonders wichtigesThema. Natürlich verstehen sichzahlreiche öffentliche IT-Dienst-leister zuerst einmal auch selbstals Service Provider für die Ver-waltung und bedienen auch dasThema Cloud. Es geht uns nicht so sehr da-
rum, diese Kunden in unsereCloud zu holen. Es geht vielmehrdarum, die Kompetenzen unddas Know-how im Sinne von Un-terstützung und Beratung deröffentlichen Verwaltung anzu-bieten. Nicht nur die kommuna-len Zweckverbände, auch großeIT-Dienstleister auf der Ebeneder Länder und des Bundes be-schäftigen sich derzeit intensivmit diesem Thema. Wir verste-hen uns als ein beratender Part-ner. Wir wollen ein zukunftssi-cheres Cloud Enabling entwi -ckeln und uns als Broker, alsoderjenige, der das Ganze zusam-menführt und zusammenhält,einbringen.
Behörden Spiegel:Neben demklassischen Produktgeschäftsoll Fujitsu also zukünftig auchim Cloud-Business aktiv seinund zusätzlich digitale Servicesbieten. Wie sieht der Zeitplan fürdie Einführung und Weiterent-wicklung der neuen Geschäfts-felder aus und in welchem Ver-hältnis zueinander sollen dieseBereiche sich im Umsatz wider-spiegeln?
Dr. Werner: Heute erzielen wirbereits ein Drittel unseres Um-satzes im Servicegeschäft, zweiDrittel unseres Umsatzes ma-chen wir mit dem angestammtenProduktgeschäft. Wir wollen un-ser traditionelles Geschäft wei-ter stabilisieren und hier leichtoberhalb des Marktes wachsen.Das sind drei bis fünf Prozent. ImService Business wollen wirdeutlich stärker wachsen, zwi-schen fünf und zehn Prozent.Aber das muss nicht auf organi-sches Wachstum beschränktbleiben, sondern wir können imServicebereich auch anorga-nisch wachsen, nämlich dann,wenn ein interessantes Service-unternehmen in Europa undauch ganz speziell in Deutsch-land zu unserem Portfolio passtund wir es übernehmen.
Behörden Spiegel: Sie habeneine Studie zur Digitalisierung inDeutschland und Europa veröf-fentlicht. Was sind die Konse-quenzen aus den Ergebnissendieser Studie?
Dr. Werner: Thema der Studiewar die Digitalisierung in denUnternehmen und bei den Be-hörden. Dabei kam zum Beispielheraus, dass die befragten CEOsdie Notwendigkeit der Digitali-sierung für die Zukunftsfähig-keit des eigenen Unternehmensdeutlich sehen. Allerdings fehltnoch eine klare Orientierung,wie die digitale Transformationangegangen werden soll. Oft-mals geht die Initiative hier nichtvon den Unternehmenslenkernaus, sondern es sind die IT-Chefs, die CIOs, die sich die Fra-
ge stellen, ob und wie die Kern-geschäfte und -prozesse letztlichdigitalisiert werden können undmüssen.
Behörden Spiegel: De CIOsprüfen demnach die Kernge-schäftsmodelle hinsichtlich desDigitalisierungspotenzials?
Kleinknecht: Nehmen Siedoch einmal die Finanzdienst -leis ter, also Banken und Versi-cherungen. Hier war die IT im-mer Unterstützer, also mit Blickauf die Kerngeschäfte eher einNebenfeld. Jetzt wird die IT derzentrale Enabler für das Kernge-schäft. Das wirft dann einenganz anderen Blick auf die IT-In-frastruktur, wenn man versteht,dass von ihr die zukünftige Ge-schäftsentwicklung entschei-dend abhängen wird. UnserKunde Hamburg Port Authority,also der größte HafenbetreiberDeutschlands, hat daraus eineKonsequenz gezogen und einenChief Digital Officer (CDO) in derGeschäftsleitung etabliert. Erkümmert sich nicht um den Be-trieb und die Weiterentwicklungder IT, sondern um die Frage, wiedie Digitalisierung die Kernge-schäftsfelder betrifft oder ebenauch, wie sie digitalisiert werdenkönnen.
Behörden Spiegel: Gilt dasauch für den Behördenbereich?
Kleinknecht: Unabhängig vonder Verwaltungsebene gehen dieCIOs des öffentlichen Sektorsdavon aus, in den nächsten fünfJahren rund 70 Prozent der Pro-zesse digitalisiert zu haben. Alsoman sieht auch hier das rascheTempo der Digitalisierung. DieDigitalisierung wird also auchBehörden vollumfänglich erfas-sen.
Behörden Spiegel: Sie er-wähnten bereits Ihr traditionel-les Fujitsu-Forum, das Ende No-vember im München stattfindetund in dem Sie Neuheiten, Inno-vationen und Best Practices vor-stellen. Auf dem Forum werdenSie auch um Vertrauen für dieseLösungen bei Ihren Kunden ausdem öffentlichen Bereich wer-ben?
Dr. Werner: Selbstverständ-lich laden wir zum Fujitsu-Fo-rum Behördenkunden ein, deröffentliche Sektor ist schließlichein strategischer Schlüssel-markt. Beim Fujitsu Forumadressieren wir die Gesamtheitunserer Kunden. Rund 14.000Besucher aus mehr als 80 Län-dern werden nach Münchenkommen, es ist die größte IT-Veranstaltung dieser Art inEuropa. Zudem haben wir vor,Anfang 2017 einen speziellenKongress für den öffentlichenSektor anzubieten.
Kleinknecht: Am 14. und 15.Februar laden wir hier in Berlinzum Fujitsu Government Dayein. Dort wollen wir dann mitEntscheidern aus Bund, Län-dern und Kommunen in einenDialog über die zukünftigen An-forderungen an die Verwaltun-gen durch die Digitalisierungtreten. Unser Public-Chef ausJapan wird neben Staatssekre-tär Klaus Vitt, dem CIO der Bun-desregierung, dort sprechen.Wir wollen auch einen Blick überdie Landesgrenzen hinaus wer-fen, um möglicherweise Analo-gien auch zwischen Japan undDeutschland herauszuarbeiten,denn beide Länder sind durchein föderales System geprägt,stehen aber auch beide vor denHerausforderungen der demo-grafischen Veränderung. Zu-dem planen wir, auf dem Go-vernment Day im Februar 2017eine von uns initiierte Zukunfts-studie des Münchener Kreisesvorzustellen, die Ausblicke aufeine vernetzte, intelligente Mobi-lität 2025+ geben wird.
Seite 35InformationstechnologieBehörden Spiegel / September 2016
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Wollen die Broker-Rolle übernehmenFujitsu will weltgrößte Open-Source-basierte Cloud-Infrastruktur anbieten
(BS) Das Unternehmen Fujitsu wird zukünftig strategisch auf drei Feldern am Markt unterwegs sein. Neben dem traditionellen Produktgeschäftwerden Cloud-Lösungen sowie digitale Anwendungen und Services weiter an Bedeutung gewinnen. Was das konkret für Kunden in Deutschlandbedeutet und wie man sich am Markt der Cloud-Anbieter positionieren möchte, war unter anderem Gegenstand eines Interviews des BehördenSpiegel mit Dr. Rolf Werner, Vorsitzender der Geschäftsführung Deutschland, und Andreas Kleinknecht, Senior Director Sales Öffentliche Auf-traggeber. Das Gespräch führte R. Uwe. Proll in der neuen Hauptstadtrepräsentanz des Unternehmens am Pariser Platz in Berlin.
Ab Dezember wird der neue Fujitsu Cloud-ServiceK5 in Deutschland verfügbar sein. Die Cloud-Com-puting-Plattform soll eine nahtlose Integration tra-ditioneller IT-Umgebungen in neue, Cloud-basierteTechnologien ermöglichen. Als zentraler Bestandteil der Fujitsu Digital-Busi-
ness-Platform MetaArc soll K5 ein umfassendesSpektrum von Technologien bieten, mit denen Organisationen neue, Cloud-basierte Anwendungenentwickeln und bereitstellen können. Gleichzeitigsoll es K5 möglich machen, herkömmliche Installa-tionen nahtlos in neue Cloud-Anwendungen zu inte-grieren und weiterzubetreiben.
MetaArc erlaubt die schnelle Entwicklung von neu-en Anwendungen, um die Digitalisierung voranzu-treiben. Gleichzeitig sorgt sie für eine schnelle undeffektive Integration in neue Hybrid-IT-Umgebungen.Durch die offene Architektur von K5 und die Fähig-keiten von MetaArc können Workloads auf jeder ge-wählten Plattform ausgeführt und verwaltet werden.Der Schritt weg von proprietären Stacks hin zu einerOpen-Source-basierten Architektur für K5 soll außer-dem für hohe Kosteneffizienz und geringere Gesamt-betriebskosten sorgen. K5 wird es in vier verschie-denen Modellen geben – Public Cloud, Virtual Priva-te Hosted, Dedicated und Dedicated On-Premise.
Cloud-Service K5
“Deutschland als Unternehmensstandort tut uns gut!”
Andreas Kleinknecht ist seit November 2012 Senior Director Sales für den Be-reich Öffentliche Auftraggeber und Mitglied der Geschäftsleitung Fujitsu Tech-nology Solutions Deutschland.
Dr. Rolf Werner ist seit Januar 2016 Vorsitzender der Geschäftsführung Deutsch-land und Head of Central Europe bei Fujitsu.
Fotos: BS/Lindemann