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Persönliche Öffentlichkeiten im Social Web und ihre Bedeutung für die Zivilgesellschaft Dr. Jan Schmidt Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation Halle, 13.03.2009

Persönliche Öffentlichkeiten Halle 2009

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Vortrag beim "11. Bundeskongress zur politischen Bildung", 13.3.2009, Halle

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Persönliche Öffentlichkeiten im Social Web und ihre

Bedeutung für die Zivilgesellschaft

Dr. Jan Schmidt

Senior Researcher für digitale interaktive Medien und politische Kommunikation

Halle, 13.03.2009

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Worüber ich heute spreche

1. Einleitend: Was passiert im Social Web eigentlich?

2. Zur Einordnung: Wie sind die vernetzten Öffentlichkeiten strukturiert?

3. Zum Weiterdenken: Wie unterstützen diese vernetzten Öffentlichkeiten das

zivilgesellschaftliche Engagement?

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Annäherung an das Social Web

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Junge Nutzer

• Anwendungen des Social Web werden unterschiedlich stark genutzt – allerdings jeweils deutlich überproportional von jungen Personen, insbesondere von Teenagern

0

20

40

60

80

100

Weblogs (6%) BeruflicheNetzwerkplattformen

(6%)

PrivateNetzwerkplattformen

(25%)

Videoportale (51%) Wikipedia (60%)

14-19 20-29 30-39

40-49 50-59 60+

Nutzung ausgewählter Social Web-Anwendungen nach Altersgruppen (zumindest selten; in %)

Quelle: ARD/ZDF Onlinestudie 2008

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Was geschieht? Meine Perspektive.

Im Social Web sinken die Hürden für onlinebasiertes…

www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.) z.B. Weblogs, YouTube

http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/

– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)

z.B. studiVZ, XING

http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/

– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)

z.B. Wikipedia, Social-News-Plattformen

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Öffentlichkeiten unterschiedlicher ReichweiteAu

fmer

ksam

keit

(z.B

. Zug

riffe

/ Ver

linku

ng)

Rangplatz

Massenmediale journalistische Öffentlichkeiten

Gesellschaftliche Relevanz

Persönliche Öffentlichkeiten

Individuelle Relevanz

Themen-/ Kampagnenöffentlichkeiten

(ziel-)gruppenspezifische Relevanz

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Entstehen persönlicher Öffentlichkeiten

Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement findet in persönlichen Öffentlichkeiten statt

Zeitlicher Aspekt: Stabilität vs. Dynamik bestimmte Aspekte der eigenen persönlichen Öffentlichkeit sind

relativ stabil (z.B. persönliche Daten), andere sind eher flüchtig (z.B. das journalhafte Protokollieren von Aktivitäten und Erlebnissen „writing yourself into being“ (danah boyd)

Rollenaspekt: Produzent vs. Rezipient Nutzer sind auch Empfänger der persönlichen Öffentlichkeiten

anderer Menschen; „ambient awareness“ für Neuigkeiten und Vorkommnisse im eigenen sozialen Netzwerk wird bei Bedarf in Anspruch genommen

Räumlicher‘ Aspekt: An einem Ort vs. verschiedene Orte? Trennung oder Aggregation unterschiedlicher Rollen-Kontexte

hat Auswirkungen auf Grenzziehungen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre

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Stabilität vs. Dynamik

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Produzenten sind auch Publikum

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Annäherung an das Social Web

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Aggregation von Aktivitäten

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Öffentlichkeiten unterschiedlicher ReichweiteAu

fmer

ksam

keit

(z.B

. Zug

riffe

/ Ver

linku

ng)

Rangplatz

Massenmediale journalistische Öffentlichkeiten

Persönliche Öffentlichkeiten

Themen-/ kampagnen-spezifische Öffentlichkeiten

Wechselseitige Beobachtung, Verschränkung und

Überlappung

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Persönliche Öffentlichkeiten Seite 13 von 23

Orientierung in der Informationsvielfalt

• Massenmediale, themenspezifische und persönliche Öffentlichkeiten überlappen sich im Web 2.0

• Zu den Filterleistungen professioneller Experten (insbes. Journalisten) treten neue Mechanismen

1. Weisheit der Masse: Bewertung von Informatio-nen durch Vielzahl von Nutzern (z.B. „Beliebteste Videos“ bei Youtube; Tagging-Systeme, …)

2. Weisheit des eigenen Netzwerks: Zusammenstellen eines individuellen Reper-toires relevanter Quellen durch Nutzer selbst (z.B. durch RSS-Technologie unterstützt)

http://www.flickr.com/photos/ogil/274628990/

http://www.flickr.com/photos/caribb/78761334/

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Social Web als Werkzeug der Zivilgesellschaft

• Inwiefern können sich zivilgesellschaftliche Akteure diese neu entstehenden und überlappenden Öffentlichkeiten nutzbar machen?

• Drei Varianten werden im Folgenden an Beispielen vorgestellt

1. Anlassebezogene oder kontinuierliche Meinungsäußerung zu politischen / gesellschaftlichen Themen („personal publishing“ / „personal media“)

2. Themen- oder kampagnenbezogene Kommunikation von Organisationen

3. Koordination und Vernetzung von Interessierten bzw. Engagierten

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Meinungsäußerung (I)

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Meinungsäußerung (I)

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Themenöffentlichkeiten (organisiert oder ad-hoc)

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Social Web als Werkzeug der Zivilgesellschaft

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Koordinieren und Mobilisieren

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Social Web als Werkzeug der Zivilgesellschaft

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Social Web als Werkzeug der Zivilgesellschaft

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Fazit und Ausblick

1. Das Social Web senkt die Hürden für das onlinebasierte Identitäts-, Beziehungs- und Informationsmanagement

2. Persönliche Öffentlichkeite entstehen, in denen ein tendenziell kleines Publikum mit Informationen von persönlicher Relevanz adressiert wird

3. Zu den etablierten Gatekeepern des professionellen Journalismus treten neue Akteure und Mechanismen, die das Veröffentlichen, Filtern, Kanalisieren und weiter Verbreiten von Informationen betreffen

4. Akteure der Zivilgesellschaft können (und sollten) sich dieser Mechanismen bedienen, um über ihre Anliegen zu informieren und zu organisieren

5. Eine (von vielen) offenen Fragen: Wie gehen wir mit dem Umstand um, dass viele dieser Öffentlichkeiten auf proprietären Infrastrukturen beruhen, also die Gestaltung bzw. Architektur maßgeblich von kommerziell motivierten Akteuren bestimmt wird?

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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Jan Schmidt

Hans-Bredow-Institut

Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg

[email protected]

www.hans-bredow-institut.de

www.schmidtmitdete.de

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Weiterführende Links

• Weblogs– http://www.kampagne20.de– http://blog.nonprofits-vernetzt.de/– http://www.netzpolitik.org

• Veranstaltungen und Vernetzung– Socialcamp Berlin: http://www.socialcamp-berlin.de– Politcamp Berlin: http://politcamp09.de– http://www.mixxt.de/

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Weiterführende Literatur

– ARD-ZDF-Onlinestudie 2008:– Van Eimeren, Birgit / Frees, Beate (2008): Internetverbreitung: Größter Zuwachs bei

Silver-Surfern. In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 330-344.– Fisch, Martin / Gscheidle, Christoph (2008): Mitmachnetz Web 2.0: Rege Beteiligung nur

in Communitys. In: Media-Perspektiven, Nr. 7/2008, S. 356-364.– Boyd, Danah/ Nicole Ellison (2007). Social network sites: Definition, history, and scholarship.

Journal of Computer-Mediated Communication, 13(1), article 11.http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/boyd.ellison.html

– Geißler, Holger/Thomas, Carolin (2008): SNB – Social Network Barometer. Köln.– Schmidt, Jan (2008): Was ist neu am Social Web? Soziologische und

kommunikationswissenschaftliche Grundlagen. In: Zerfaß, Ansgar; Martin Welker; Jan Schmidt (Hrsg.) (2008): Kommunikation, Partizipation und Wirkungen im Social Web. Zwei Bände. Köln: Van Halem Verlag

– Schmidt, Jan/Beate Frees/Martin Fisch (2009): Themenscan im Web 2.0. Neue Öffentlichkeiten in Weblogs und Social-News-Plattformen. In: Media-Perspektiven, Nr. 2, 2009, S. 50-59. Online verfügbar: http://www.media-perspektiven.de/uploads/tx_mppublications/02-2009_Schmidt.pdf

– Schmidt, Jan (in Vorb.): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK. Erscheint voraussichtlich Mai 2009.