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Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten
FORSTINFO 02 / 2013
Die Diskussion um Nachhaltigkeit erweckt manchmal den Eindruck als gehe es ausschließlich um ein öko-
logisches Thema. Der wirtschaftliche Aspekt des Nachhaltigkeitsdreiecks wird häufig ausgeblendet.
Bereits vor vier Jahren zeigte die Clusterstudie, dass der Wirtschaftssektor Forst, Holz und Papier in Bayern wirt-
schaftlich einen ähnlichen Stellenwert besitzt wie der Maschinenbau. Bei einem jährlichen Umsatz von 35 Mil-
liarden Euro sichert die Branche rund 190 000 Arbeitsplätze, viele davon im ländlichen Bereich, die nicht
leichtfertig geopfert werden sollten. Die Verwendung von Holz als Baustoff und Energieträger trägt wesent-
lich zum Klimaschutz bei. Für die Energiewende errechnet eine Studie im Auftrag der Europäischen Kommis-
sion in Deutschland eine Verdreifachung des Energieholzbedarfs bis 2030. Auch bei der stofflichen Verwen-
dung werden Zuwachsraten von 20 bis 35 Prozent erwartet. Diese Prognosen sprechen gegen pauschale For-
derungen nach Flächenstilllegungen im Wald aus Naturschutzgründen.
Naturschutzmaßnahmen im Wald müssen vielmehr integraler Bestandteil der Forstwirtschaft werden. Die
Europäische Union bekennt sich in ihrer FFH-Richtlinie zu einer Waldbewirtschaftung, die Holznutzung und
Naturschutz auf derselben Fläche ermöglicht. Und noch eines: Die Stilllegungsforderungen konzentrieren
sich vielerorts auf bisher seit Langem vorbildlich bewirtschaftete Wälder. Warum ist das wohl so, fragt sich
mancher Waldbesitzer.
Inhalt
a Seite 2 – Staatsminister Brunner eröffnet Nachhaltigkeitskampagne und enthüllt Gedenkstein
– Bergwaldtagung 2013 a Seite 3 – Forstverwaltung stellt sechzehn Försterinnen und Förster ein a
Seite 4 – 125 Jahre forstliche Ausbildung in Lohr a. Main a Seite 6 – Fünf Fragen zur Nachhaltigkeit
an Heinz Jahreiß a Seite 7 – Waldpädagogik aus Deutschland für China a Seite 8 – Neues Informa-
tionszentrum des Naturparks Frankenwald – Der Grüne Klick – Termine
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 2
STAATSMINISTER HELMUT BRUNNER ERÖFFNET NACHHALTIGKEITSKAMPAGNE UND ENTHÜLLT GEDENKSTEIN
Am Rande der vom Zentrum Wald-Forst-Holz am 22. März 2013 in
Weihenstephan veranstalteten Nachhaltigkeitstagung „Leben in den
Grenzen unseres Planeten“ enthüllte Staatsminister Helmut Brunner
einen Gedenkstein zu Ehren von Hans Carl von Carlowitz. Der Stein –
ein Amphibolit – stammt aus Freiberg in Sachsen, der Heimatstadt
des Erfinders des Nachhaltigkeitsbegriffs. Eine Bronzetafel zeigt das
Abbild des Oberberghauptmanns von Carlowitz und trägt die In-
schrift: „daß es eine continuirliche beständige und nachhaltende
Nutzung gebe“.
Vor genau 300 Jahren im Jahr 1713 stellte Hans Carl von Carlowitz
auf der Leipziger Buchmesse sein Buch „Sylvicultura Oeconomica“
vor, in dem zum ersten Mal der Begriff nachhaltige Nutzung verwen-
det wurde. Dieses Buch ist nun neu erschienen. Herausgegeben
wurde die vom oekom Verlag aufgelegte kommentierte Neuaus-
gabe von Joachim Hamberger, der als promovierter Forstwissen-
schaftler an der Staatlichen Führungsakademie für Ernährung, Land-
wirtschaft und Forsten arbeitet.
a Staatsminister Helmut Brunner präsentiert den neuen Gedenkstein auf dem Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz am Campus Weihenstephan. Rechts neben ihm Olaf Schmidt, Präsident der Landesanstalt für Wald und Forst-wirtschaft.
a Dunkle Fichtenforste und grauer Granit prägen das Landschaftsbild im Fichtelgebirge.
BERGWALDTAGUNG 2013
Zum zweiten Mal nach 2011 veranstaltet die Bayerische Forstver-
waltung zusammen mit dem Deutschen Alpenverein und den
Bayerischen Staatsforsten am 20. und 21. September 2013 eine
gemeinsame Bergwaldtagung. Veranstaltungsort ist heuer der
Kurort Bischofsgrün im Herzen des Fichtelgebirges.
Die diesjährige Bergwaldtagung will die vielfältigen Verflechtun-
gen zwischen dem Menschen und der Natur in dem fränkischen
Mittelgebirge aufzeigen. Sie will darstellen, wie die Natur das Leben
und Wirtschaften der Menschen über Jahrhunderte geprägt und
wie umgekehrt der Mensch das Landschaftsbild im Fichtelgebirge
beeinflusst hat. Dazu werden vier Exkursionen in die Wälder rund
um Ochsenkopf und Schneeberg angeboten, die sich neben forst-
lichen Themen auch der Waldgeschichte und den vielfältigen tou-
ristischen und sportlichen Ansprüchen an den Wald widmen.
Nähere Informationen zur Tagung können einem Faltblatt entnom-
men werden, das in Kürze auf der Internetseite www.forst.bayern.de unter der Rubrik „Lebensraum Wald“ zur Verfügung steht. An-
meldungen für die Tagung nimmt das Zentrum Wald-Forst-Holz
Weihenstephan, Hans-Carl-von-Carlowitz-Platz 1, 85354 Freising
entgegen.
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 3
a Einstellungstermin am Staatsministerium (v. l. n. r.) Leitender Ministerialrat Hermann Hübner, Melanie Vogler-Geis, Martin Tubes, Michael Mayr, Christian Thaler, Andreas Hiller, Uwe Reißenweber, Michael Wittl, Andreas Ploner, Pascal Hecht, Stefan Geßler, Christoph Bader, Christine Stader, Florian Forstner; nicht auf dem Bild: Roman Diezel, Gerrith Hinner, Martin Lang
FORSTVERWALTUNG STELLT SECHSZEHN FÖRSTERINNEN UND FÖRSTER EIN
Im März traten insgesamt 16 Forstoberinspektorinnen und -in-
spektoren ihren Dienst in der Bayerischen Forstverwaltung an. Die
neu eingestellten Forstleute beginnen ihren Dienst im Beamten-
verhältnis auf Probe und sollen nach einer zweijährigen Probezeit
in ein Beamtenverhältnis auf Lebenszeit übernommen werden.
Die Nachwuchskräfte werden überwiegend im Revierdienst an
den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) ein-
gesetzt.
Einstellungen im März 2013 und Zuteilungen an die Behörden: Christoph Bader, AELF Landau a.d.Isar a Roman Diezel, AELF Weil-
heim i.OB a Florian Forstner, AELF Weilheim i.OB a Stefan Geß-
ler, Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft a Pascal Hecht,
AELF Bad Neustadt a.d.Saale a Andreas Hiller, AELF Karlstadt a
Gerrith Hinner, AELF Ebersberg a Martin Lang, AELF Weilheim
i.OB a Michael Mayr, AELF Augsburg a Andreas Ploner, AELF
Erding a Uwe Reißenweber, AELF Bamberg a Christine Stader,
AELF Fürstenfeldbruck (abgeordnet ans StMELF) a Christian Tha-
ler, AELF Traunstein a Martin Tubes, AELF Töging a.Inn a Mela-
nie Vogler-Geis, AELF Fürstenfeldbruck a Michael Wittl, AELF
Ingolstadt
Der Leiter des Referates Personal, Organisation, Aus- und Fort-
bildung der Forstverwaltung, Leitender Ministerialrat Hermann
Hübner, gratulierte den jungen Försterinnen und Förstern anläss-
lich des Einstellungstermins am Staatsministeriums herzlich zu
ihren hervorragenden Prüfungsergebnissen und zur Einstellung
in den Forstdienst. Ohne die dringend benötigten Neuzugänge
könnten wichtige Aufgaben der Forstverwaltung in Zukunft nicht
mehr erfüllt werden und die Belegschaft würde rasch überaltern.
Das Durchschnittsalter der Forstbeamtinnen und -beamten in der
Forstverwaltung liegt bei rund 50 Jahren. Dieser besorgniser-
regenden Entwicklung gilt es – unter Beachtung der Verpflich-
tung zum Stellenabbau – nach besten Kräften entgegenzuwirken.
Der Arbeitsmarkt für Absolventinnen und Absolventen des Vorbe-
reitungsdienstes und der Prüfung für den Forstdienst in der Quali-
fikationsebene 3 (QE 3) – früherer gehobener technischer Forst-
dienst – ist insgesamt sehr erfreulich. Die Nachfrage seitens öf-
fentlich-rechtlicher und privater Arbeitgeber nach gut ausgebil-
deten Försterinnen und Förstern ist anhaltend hoch. Im Jahr 2012
haben insgesamt 62 Kandidaten an der Qualifikationsprüfung
für den Forstdienst (QE 3) an der Bayerischen Forstschule in Lohr
a. Main teilgenommen. In dem vorausgehenden einjährigen prak-
tischen Vorbereitungsdienst erhalten die jungen Nachwuchs-
kräfte nach ihrem forstlichen Studium den letzten Schliff für den
Start ins Berufsleben. Während des Vorbereitungsdienstes erfolgt
die Ausbildung an der Bayerischen Forstschule, einem Amt für
Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie einem Forstbetrieb
der Bayerischen Staatsforsten.
Referat Personal, Organisation, Aus- und Fortbildung
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 4
125 JAHRE FORSTLICHE AUSBILDUNG IN LOHR A. MAIN
GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG
Durch Bekanntmachung des Königlichen Staatsministeriums der
Finanzen wurde im Jahr 1888 die Waldbauschule Lohr ins Leben
gerufen. Neben vier weiteren Waldbauschulen hatte die am Lohrer
Schlossplatz angesiedelte Einrichtung die „Heranbildung von
Organen des Forstbetriebsvollzugs- und Schutzdienstes“ zum Ziel.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde eine Neuordnung der Försterausbil-
dung notwendig, da heimkehrende Kriegsgefangene und hei-
matvertriebene Forstleute in ihren Dienst zurückkehrten. Dadurch
sanken die Ausbildungszahlen so deutlich, dass im Jahr 1922 die
Waldbauschule in Lohr schließen musste.
1931 nahm die Staatsforstverwaltung die Ausbildung zum „unte-
ren und mittleren Dienst“ in Bayern wieder auf. Steigende Schüler-
zahlen erforderten in den Jahren 1937/38 den Neubau des heuti-
gen Forstschulgebäudes. Der Ausbruch des 2. Weltkriegs setzte
dem Forstschulalltag bald ein jähes Ende. Im Mai 1946 konnte der
Unterricht nach Freigabe der Gebäude durch die Militärregierung
erneut aufgenommen werden. Die Revierförster- und Forstwart-
Lehrgänge fanden in den ersten Nachkriegsjahren in verkürzter
Form statt, um die Personalnot und den Stau der Kriegsteilneh-
mer abzubauen.
Mit der Errichtung der Fachhochschule Weihenstephan im Jahr
1973 verlor die Forstschule ihre Funktion als Ausbildungsstätte für
a Das neu errichtete Forstschulgebäude im Jahr 1945.
den Försternachwuchs. Der Aufgabenschwerpunkt verschob sich
zur verwaltungsinternen Aus- und Fortbildung aller Laufbahnen der
Bayerischen Staatsforstverwaltung. So bereitete die Forstschule von
1971 bis 1975 beispielsweise die Beamtinnen und Beamten des ge-
hobenen nichttechnischen Verwaltungsdienstes in einem elfmona-
tigen Studium auf ihre Büroleitertätigkeit vor. Seit 1976 absolvieren
die Forstanwärter für den gehobenen technischen Forstdienst
einen Teil ihres Vorbereitungsdienstes sowie die Anstellungsprü-
fung an der Forstschule. Für die Forstreferendare hat die Forstschule
neben Lehrgängen ab 2006 auch die Organisation und Durchfüh-
rung der Großen Forstlichen Staatsprüfung übernommen.
Die Eröffnung der Bayerischen Technikerschule für Waldwirtschaft
unter dem Dach der Forstschule im Jahr 1981 begründete wieder
einen qualifizierten Ersatz für den ausgelaufenen mittleren Forst-
dienst. Sie ist deutschlandweit die einzige Fachschule dieser Art.
Heute vereint die traditionsreiche Einrichtung ein denkmalge-
schütztes Ambiente mit den Anforderungen an eine zeitgemäße
Aus- und Weiterbildungsstätte, die ein nach DIN EN ISO 9001:2008
zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem vorweisen kann.
HEUTIGE AUFGABEN
Seit 2005 nimmt die Bayerische Forstschule umfangreiche Aufga-
ben im Bereich der Aus- und Fortbildung für die Forstverwaltung
wahr. Als Ausbildungsleitstelle plant und organisiert sie regelmä-
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 5
ßig teils mehrmonatige Lehrgänge im Rahmen der Vorberei-
tungsdienste für Forstreferendare und Forstanwärter. Die an der
Forstschule angesiedelten Prüfungsausschüsse bereiten die Lauf-
bahnprüfungen der dritten und vierten Qualifikationsebene vor
und führen diese durch. In enger Zusammenarbeit mit dem
Staatsministerium und der Staatlichen Führungsakademie erstellt
die Fortbildungsleitstelle das jährliche Fortbildungsprogramm
der Bayerischen Forstverwaltung und wickelt die Seminare ab.
Eigene forstfachliche und IuK-Fortbildungen runden das Angebot
der Forstschule ab. Die Fachkraft für Arbeitssicherheit der Bayeri-
schen Forstverwaltung, die gleichzeitig Kommunen bei der Um-
setzung arbeitssicherheitsrelevanter Fragenstellungen berät, hat
ihren Sitz an der Schule. Schließlich bietet die Forstschule den
Forstbehörden fachliche Beratung zur Förderung an und ist Jäger-
prüfungsstandort.
Die Bayerische Technikerschule für Waldwirtschaft bildet Forstwir-
te in einem zweijährigen Studium zum Staatlich geprüften Forst-
techniker weiter und eröffnet diesem Personenkreis bundesweit
unter anderem den Zugang zum privaten und kommunalen
Revierdienst. Zusammen mit weiteren Bildungsstätten führt die
Technikerschule Vorbereitungslehrgänge für die Forstwirtschafts-
meisterprüfung durch und organisiert als zuständige Stelle nach
dem Berufsbildungsgesetz diese Prüfung. Seit 2013 ist sie für die
Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse in den Ausbil-
dungsberufen Forstwirt und Revierjäger zuständig.
Christof Welzenbach, Forstschule Lohr
TERMINE DER FORSTSCHULE
Aus Anlass des Jubiläumsjahres 300 Jahre Nachhaltigkeit bietet die Forstschule verschiedene Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit an:
a Mittwoch, 17. April 2013, 19:30 Uhr Was bedeutet Nachhaltigkeit heute für das Handeln eines großen Industrieunternehmens? Dipl.-Ing. Leo Pototzky, Fa. Bosch Rexroth
a Mittwoch, 8. Mai 2013, 19:30 Uhr Nachhaltigkeit – Naturprinzip oder kulturelle Deutung? Dr. Richard Hölzl, Universität Göttingen
a Samstag, 18. Mai 2013, 14 Uhr Frühlingserlebnisspaziergang im Stadtwald Lohr Bernhard Rückert, Leiter der städtischen Forstverwaltung Anmeldung unter (09352) 8723-0
a Mittwoch, 12. Juni 2013, 19:30 Uhr Nachhaltigkeit am Beispiel des Staatsforstbetriebs Rothenbuch Jann Oetting, Forstbetriebsleiter
a Mittwoch, 10. Juli 2013, 19:30 Uhr Waldbewirtschaftung als Lebensgrundlage für Generationen Ferdinand Erbgraf zu Castell-Castell
Anschließend wird das 125-jährige Jubiläum Forstliche Ausbil-dung in Lohr mit einem Jubiläumswochenende gefeiert:
a Freitag, 19. Juli 2013 Festakt mit Staatsminister Helmut Brunner und geladenen Gästen
a Samstag, 20. Juli 2013, 13 bis 19 Uhr Ehemaligentreffen an der Forstschule Anmeldung: bis spätestens 01.07.2013 per E-Mail an: info@fstsw.bayern.de oder per Telefon unter: 09352/8723-0 Ihre Mithilfe ist gefragt! Eine Ausstellung soll alte und aktuelle Fotos rund um die Forstschule und die forstliche Ausbildung in Lohr zeigen. Hierfür sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Bitte senden Sie Bildmaterial per Post an die Bayerische Forstschule/Technikerschule, Am Forsthof 2, 97816 Lohr a.Main oder digital an: info@fstsw.bayern.de
a Sonntag, 21.07.2013 Tag der offenen Tür Mit umfangreichem Unterhaltungsprogramm für die ganze Familie. Für das leibliche Wohl wird mit regionalen Speziali-täten bestens gesorgt.
Einzelheiten zu den Jubiläumsveranstaltungen der Forstschule finden Sie aktuell in unserem Internetangebot unter www.stmelf.bayern.de/wald/forstschulen.
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 6
FÜNF FRAGEN ZUR NACHHALTIGKEIT AN HEINZ JAHREISS
Heinz Jahreiß ist Kaufmännischer Leiter der Frenzelit Werke GmbH in Bad Berneck i. Fichtel-gebirge. Der 47-jährige begann 1983 als Auszubildender seine Karriere in dem Unterneh-men. Nach zwei kaufmännischen Ausbildungen studierte er berufsbegleitend Betriebswirt-schaft an der Universität Bayreuth. 2001 übernahm Heinz Jahreiß erst die Leitung des Ressorts Personal sowie später der Bereiche Finanzwesen, Controlling und Informationstechnologie.
Das inhabergeführte Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt mit weltweit 480 Mitarbeitern Dichtungen und Dichtungsmaterialien, Technische Textilien, Isolationswerkstof-fe und Kompensatoren in verschiedenen Werkstoffvarianten. Die Produktpalette von Frenze-lit findet vielseitige Anwendung in der Automobil- und Zulieferindustrie, im Maschinen- und Anlagenbau, der Kraftwerkstechnik und der Chemiebranche.
Was verbinden Sie mit dem Begriff Nachhaltigkeit?Die knapper werdenden Ressourcen haben das Bewusstsein der
Gesellschaft gewandelt und dem Thema Nachhaltigkeit in den
letzten Jahren zu zunehmender Bedeutung verholfen. Für mich
heißt nachhaltige Entwicklung, wirtschaftliche, soziale und Um-
weltaspekte gleichermaßen zu berücksichtigen. Nachhaltigkeit
ist immer ein Zusammenspiel von überlegtem Material- und
Ressourceneinsatz mit dem gebotenen ökonomischen Handeln.
Nachhaltigkeit im Umgang mit der Ressource Mensch.Was sagt der Personalchef eines mittelständischen Unterneh-mens zu diesem Schlagwort?Vorweg: Ich bringe das Wort Ressource nur ungern mit Menschen
in Verbindung. Ein Unternehmen wie Frenzelit muss sehen, dass
es die Potenziale und Kompetenzen seiner Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter in einer Weise einsetzt, dass diese stets hoch motiviert
und mit Freude ihrer Arbeit nachgehen. Daneben gewinnt für
mich das Thema Gesundheitsförderung zunehmend an Bedeu-
tung. Durch Prävention und zielgerichtete Qualifikation versu-
chen wir, auch in Zeiten steigender Belastungen am Arbeitsplatz
einer Überforderung in unserer Belegschaft entgegenzuwirken.
Nachhaltigkeit in einem Unternehmen verbinde ich ganz beson-
ders mit einer fundierten Ausbildung junger Menschen. Frenzelit
hat seit Jahren eine Ausbildungsquote von rund 10 Prozent und
übernimmt einen Großteil der Auszubildenden in dauerhafte
Beschäftigungsverhältnisse.
Ist nachhaltige Produktion aus Ihrer Sicht ein Wettbewerbsvor-teil oder –nachteil für Ihr Unternehmen?Ich sehe eine nachhaltige Produktion als klaren Wettbewerbs-
vorteil. Durch hohe Energieeffizienz, überlegten Einsatz von Roh-
stoffen und eine kritische Betrachtung der Abfall- und Kreislauf-
systeme erhöhen wir nicht nur unsere Lebensqualität, sondern
erwirtschaften auch Kostenvorteile. Mit anwendungstechnischer
Beratung überzeugen wir die Kunden, dass anspruchsvolle Pro-
dukte mit langer Lebensdauer betriebswirtschaftlich die intelli-
gentere Lösung darstellen, auch wenn die Stückkosten in man-
chen Fällen etwas höher sind.
Sind wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltigkeit im produ-zierenden Gewerbe für Sie vereinbar?Wirtschaftliches Wachstum und Nachhaltigkeit sind für mich kein
Widerspruch. Wachstum darf auch nicht mit Ressourcenver-
schwendung oder steigendem Konsum gleichgesetzt werden.
Auf unseren weltweiten Absatzmärkten können wir uns als ein
der Nachhaltigkeit verpflichtetes Unternehmen am Standort
Oberfranken nur durchsetzen, wenn wir immer ein bisschen bes-
ser sind als unsere Mitbewerber. Dies zwingt uns zu stetigem
Wachstum, aber zu einem qualitativen Wachstum, das darauf ab-
zielt, Ressourcen und Energie einzusparen und neue, innovative
Produkte zu entwickeln.
Wo sehen Sie für die Firma Frenzelit Möglichkeiten noch nach-haltiger zu werden?Erst einmal bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ihnen
muss auf allen Ebenen die Bedeutung nachhaltigen Wirtschaftens
bewusst sein. Dann werden sie sich einbringen und die Prozesse
im Unternehmen weiter laufend optimieren.
Parallel dazu müssen finanz- und steuerpolitische Rahmenbedin-
gungen geschaffen werden, die nachhaltiges Wirtschaften för-
dern und es dem Mittelstand in Deutschland ermöglichen, sich
im globalen Wettbewerb zu behaupten.
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 7
BILDUNG DER BESONDEREN ART – WALD-PÄDAGOGIK AUS DEUTSCHLAND FÜR CHINA
In den Jahren 2007 und 2010 besuchten zwei Forst-Delegationen
aus Tianshui in der chinesischen Provinz Gansu Deutschland. Die Re-
gion im Nordwesten Chinas hat ungefähr die 1,2-fache Fläche
Deutschlands und beheimatet 25 Millionen Menschen. Die Wald-
fläche beläuft sich auf rund 5,6 Millionen Hektar, was einem Bewal-
dungsprozent von gut 12 Prozent entspricht.
Auf dem Programm der Besuchsreisen stand jeweils auch das Thema
Waldpädagogik. Die dabei gewonnenen Eindrücke ermutigten die
chinesische Forstverwaltung, mit Restmitteln eines Aufforstungspro-
jektes und mit fachlicher Unterstützung aus Deutschland ein Wald-
erlebniszentrum mit einem Walderlebnispfad einzurichten. Während
sich die baden-württembergische Forstverwaltung um die Konzep-
tion und Gestaltung der waldpädagogischen Einrichtungen küm-
merte, übernahmen bayerische Forstleute die Ausbildung der ange-
henden chinesischen Waldpädagogen.
Dazu reisten Marius Benner von der Staatlichen Führungsakademie
für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und Wolfgang Graf als
Leiter des Walderlebniszentrums Gramschatzer Wald (Landkreis
Würzburg) in den vergangenen beiden Jahren insgesamt viermal zu
waldpädagogischen Ausbildungseinsätzen nach Tianshui. Dort ga-
ben sie die theoretischen und praktischen Grundlagen der Waldpäd-
agogik an 15 chinesische Partner weiter und leiteten diese an, Füh-
rungen für verschiedene Zielgruppen (Schulklassen, Kindergärten,
Erwachsene, Lehrer) zu planen und durchzuführen. Als Grundlage
für die Ausbildung der künftigen Waldpädagogen in Gansu diente
der Waldpädagogische Leitfaden der Bayerischen Forstverwaltung,
der zu diesem Zweck eigens ins Chinesische übersetzt wurde. Die
beiden bayerischen Spezialisten konnten im Rahmen ihrer Einsätze
nicht nur Faktenwissen vermitteln, sondern durch ein vertrauensvol-
les Verhältnis zu den chinesischen Kollegen die Basis für eine dauer-
hafte Zusammenarbeit legen.
Langfristig wird das Walderlebniszentrum Tianshui neben Führun-
gen für alle Altersklassen auch die Ausbildung weiterer Waldpäda-
gogen übernehmen. Außerdem soll die Einrichtung als Bildungszen-
trum für die Bevölkerung, als außerschulischer Lernort sowie Weiter-
bildungsstätte für Multiplikatoren den Nachhaltigkeitsgedanken am
Beispiel Wald in die Bevölkerung tragen. Ziel ist es, die bewährten
waldpädagogischen Aktivitäten an die Verhältnisse in der Region an-
zupassen und auf dieser Basis neue Aktivitäten in China zu entwi-
ckeln. Die Eröffnung des Walderlebniszentrums Tianshui ist im Laufe
des Jahres 2013 mit einer waldpädagogischen Fachtagung vorgese-
hen, die wiederum von den Experten aus Bayern und Baden-Würt-
temberg begleitet werden wird.
Aufgrund der positiven Resonanz auf die waldpädagogischen Aktivi-
täten in Tianshui prüfen die verantwortlichen Stellen in China der-
zeit, ob auch an anderen Orten der Provinz Gansu Multiplikatoren
geschult und eine standardisierte Ausbildung (Zertifikat) eingeführt
werden können. Mit der geplanten Unterzeichnung eines „Memo-
randums of Understanding“ in diesem Jahr soll die Kooperation
Bayerns mit der Provinz Gansu fortgesetzt und auf andere forstliche
Forschungs- und Zukunftsthemen ausgeweitet werden.
Wolfgang Graf, Walderlebniszentrum Gramschatzer Wald
a Im November 2012 würdigte die UNESCO das Projekt im Rahmen eines Festakts in Frankfurt mit der Auszeichnung als „Offizielles Projekt der UN-Welt-dekade 2013/2014 – Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Von den beteiligten Institutionen wurde diese Ehre mit großer Freude entge gengenommen. Von links nach rechts: Dr. Beate Kohler (Uni Freiburg), Wolfgang Graf (Walderlebniszentrum Gramschatzer Wald), Berthold Reichle (ForstBW), Matthias Hahl (KfW), Dr. Verena Metze-Mangold (Vizepräsidentin Deutsche UNESCO-Kommission).
a Forstinfo – 02 / 2013 – Seite 8
NEUES INFORMATIONSZENTRUM DES NATURPARKS FRANKENWALD IM BAHN-HOFSGEBÄUDE IN STEINWIESEN ERÖFFNET
Die Natur und der Wald sind das Kapital im Frankenwald, über den
viele Gäste sagen: „Eine sehr schöne Gegend“. Der Naturpark Fran-
kenwald präsentiert im neuen Informationszentrum im Bahnhof
Steinwiesen Wissenswertes über Wiesentäler, Hochflächen sowie
die vielen Baum- und Tierarten. Außerdem stellt das Zentrum die
fünf wichtigsten Berufe vor, die es früher im Frankenwald gab:
Köhler, Flößer, Holzmacher, Schanzenbinder und Schneidmüller.
Durch den gezielten Einsatz moderner Technik in Form von
Audio-Slideshows und Filmen gelingt es der Ausstellung, lebens-
nahe Impressionen aus dem Frankenwald zu vermitteln.
Da in dem Gebäude auch das Büro des Forstreviers Steinwiesen
des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kulmbach
untergebracht ist, kann der Revierleiter Peter Schmittnägel das
Info-Zentrum sehr gut als Ausgangspunkt für Waldführungen
oder zum Einstieg in waldpädagogische Veranstaltungen nutzen.
Der Bahnhof Steinwiesen ist zusätzlich Bahnstation der „Rodach-
talbahn“ von Steinwiesen nach Nordhalben. Die Museumsbahn
fährt jeden Sonntag von Mai bis Oktober und nach Vereinbarung.
Öffnungszeiten des Info-Zentrums:1. April bis Ende Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr
Kontakt :
Naturpark Frankenwald e. V., Güterstr.18, 96317 Kronach
Telefon: 09262 7655 (Forstrevier Steinwiesen)
E-Mail : naturpark.frankenwald@Ira-kc.bayern.de
DER GRÜNE KLICK
WALD, FORST UND HOLZ IM WORLD WIDE WEB
a Die Homepage der Bayerischen Forstverwaltung: www.forst.bayern.de
a Forstwirtschaft schafft Leben: Ein Initiative der Bayerischen Forstwirtschaft: www.forstwirtschaft-schafft-leben.de
a Informationen und Veröffentlichungen für Waldbesitzer und Forstpraktiker: www.lwf.bayern.de
a Knotenpunkt für Forschung, Lehre und Beratung: www.forst zentrum.de
a Cluster Forst & Holz in Bayern: www.cluster-forstholzbayern.de
a Schutzgemeinschaft Deutscher Wald www.sdw-bayern.de
TERMINE
a 29. Mai 2013 Eröffnung der Gartenschau „Natur in Tirschenreuth“ mit einem Erlebnisstand und interessanten Aktionen der Bayerischen Forstverwaltung
a 1. und 2. Juni 2013 Stadt – Wald: Informationsausstellung zu den engen Bezie-hungen zwischen der Stadt Nürnberg und den sie umgeben-den Reichswäldern, Jakobsplatz, 90403 Nürnberg
a 3. Juni 2013 Nachhaltige Forstwirtschaft – nachhaltige Stadtentwicklung Podiumsdiskussion im Marmorsaal des Presseclubs Nürnberg Gewerbemuseumsplatz 2, 90403 Nürnberg
a 4. Juni 2013 300 Jahre Nachhaltigkeit: Gestern – Heute – Morgen Ausstellungseröffnung im historischen Schaezlerpalais Kunstsammlungen und Museen Augsburg, Schaezlerpalais –Deutsche Barockgalerie, Maximilianstraße 46, 86150 Augsburg
a 8. Juni 2013, 10 bis 16 Uhr Aktionstag Nachhaltigkeit in der Fußgängerzone Rosenheim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten und weiteren Partnern aus der Region
a 9. Juni 2013, 10 bis 18 Uhr Zukunft Wald – Verantwortung für Generationen Waldbesitzertag Oberbayern auf dem Volksfestplatz in Mühldorf a. Inn
a HERAUSGEBER Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ludwigstraße 2, 80539 München a INTERNET www.stmelf.bayern.de, www.forst.bay-ern.de a E-MAIL info@stmelf.bayern.de a REDAKTION Referat Forstliche Forschung, Waldpädagogik a FOTOS Michael Friedel (Titelseite, S. 2 unten), Susanne Promberger/ZWFH (S. 2 oben), Andreas Kübler (S. 3), Archiv Forstschule (S. 4), Christof Welzenbach (S. 5), Frenzelit Werke GmbH (S. 6), Franziska Lutz/dok (S. 7), Susanne Deuerling (S. 8)a Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. a Nachdruck, auch auszugsweise, erwünscht mit Quellenangabe, Belegexemplar erbeten. a ISSN 1438-2954
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