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CARLO DOMENICONI
Verselbständigte Energiefelder
2006, Öl auf Karton, 53 ×53 cm 2006, Öl auf Karton, 53 ×53 cm
2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm 2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm
2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm 2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm
2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm 2006, Öl auf Karton, 154 × 220 cm
2008, Öl auf Karton, 70 ×100 cm 2008, Öl auf Karton, 70 ×100 cm
2008, Öl auf Karton, 70 ×100 cm 2008, Öl auf Karton, 70 ×100 cm
2008, Öl auf Karton, 70 ×100 cm 2008, Öl auf Karton, 100 ×140 cm
2008, Öl auf Karton, 100 ×140 cm 2008, Öl auf Karton, 100 ×140 cm
Carlo Domeniconi – Verselbständigte Energie-
felder Farbintensive Gemälde von Streifen und
Gitterstrukturen charakterisieren seit anfangs
2006 die neue Werkphase des Schaffhauser
Künstlers Carlo Domeniconi (geboren 1951). Die
Strukturen setzen sich aus horizontalen und
vertikalen Streifen oder Stäben von unter-
schiedlicher Breite zusammen und scheinen
weit über das Bildgeviert hinauszureichen.
Die Linien der meist dicht angelegten Gitter-
strukturen sind präzise konturiert und bilden
gerüstähnliche Konfigurationen. Wenn die Git-
ter hintereinander geschichtet sind, werden
räumliche Durchblicke freigegeben. Solche
Konstellationen können leicht als Architektur-
strukturen gedeutet werden, die dekonstruiert
und als disparate Elemente wieder zusammen-
gefügt sind. Bald sind die Linien zu einem Netz
gefügt, dann scheint die Bildoberfläche im ge-
drängten Widerspiel der Horizontalen und Verti-
kalen zu einem vibrierenden, mal rot, mal blau,
mal grün schimmerndem Gewebe verdichtet,
bald bedecken breite, unscharf begrenzte Strei-
fen in den überwiegenden Farbtönen blau,
orange-rot und grün den Vordergrund und ver-
schliessen sich wie ein Vorhang dem Blick des
Neugierigen. Ein anderes Mal geben Streifen
von unterschiedlicher Breite den Blick in einen
Hintergrund aus feinen Netzen frei. Zuweilen
können die Streifen geschwungen sein und sich
zu sich ineinander verschlingenden Schleifen
formieren.
Im Gewirr von Gehirnströmen Die streifenar-
tigen Konfigurationen von Carlo Domeniconi
können als folgerichtige Entwicklung der figu-
rativen Arbeiten angesehen werden, in denen er
sich insbesondere mit der menschlichen Figur,
mit Frauenakten, Köpfen und Pflanzen ausein-
andergesetzt hat. Angelegt waren die Streifen-
bilder eigentlich schon in Werken wie in dem
Triptychon «Die Elemente», 1988, in «Tanz und
Kampf», 1987, «Der Reigen», 1987, «Mäander»,
1980, «Im Park», 1993 oder in der Serie der
«Seelenfelder» von 1998. Ein unmittelbarer Zu-
sammenhang ist zum Beispiel in der Kohlzeich-
nung «Ceci n’est pas une pipe», 1995, eine ero-
tisch aufgeladene Zeichnung, auszumachen.
Sie zeigt einen Mann und eine Frau, die durch
ein dichtes Geflecht aus einer schwarzen ver-
schlungenen Linie oder einem Seil miteinander
verbandelt sind. Eine endlos lange Linie scheint
aus dem Mund der Frau heraus zu wachsen und
in den Penis des Mannes zu münden. Fraglos
eine symbiotische Bindung, die Domeniconi
hier zwischen Mann und Frau visualisiert. Von
hier über die beiden gleichnamigen Kohlezeich-
nungen «Encephalo» von 1995 und von 1997
oder der Werkgruppe der «Liegenden Gedan-
ken», 2000, die gewissermassen Gehirnströme
aufzeichnen, bis zu den aktuellen Streifenbil-
dern hat Domeniconi einen konsequenten Weg
der sukzessiven Abstraktion verfolgt.
Endloser Bildprozess Mit den Streifen- und Git-
terstrukturen greift Carlo Domeniconi ein rela-
tiv begrenztes Repertoire visueller Zeichen aus
der Konkreten Kunst und der Neueren mono-
chromen Malerei, dem so genannten Radical
Painting, auf. Dabei interessiert er sich beson-
ders für die «Glaze Paintings» von Marcia Hafif
(geboren 1929 in Pomona, Kalifornien) und be-
wundert aber auch das Oeuvre von Jean Pfaff
(geboren 1945 in Basel). In formaler Hinsicht
sind etwa Verwandtschaften mit den Arbeiten
von Eberhard Ross (geboren 1959 in Krefeld)
auszumachen. Auch die Liniengeflechte und
Gitterstrukturen seiner Arbeiten überziehen
das Bildgeviert und breiten sich ohne konkretes
Konstruktionsmuster, ohne ersichtlichen An-
fang und Ende auf der Bildoberfläche aus. Die
Strukturen in Eberhard Ross‘ Arbeiten wirken
wie gewachsen und aus dem Prozess des
Schaffens selbst entwickelt. Dabei tendieren
sie, sich über die Begrenzung des Malgrundes
hinaus ins Unendliche auszudehnen. Diesen
Eindruck vermitteln oft auch die sich über-
schneidenden Linien in Albrecht Schniders (ge-
boren 1958, Luzern) Zeichnungen und Acryl-
lackbildern. Ausgehend vom Gegenstand enden
sie zuweilen in Bilder, in denen sich präzise de-
finierte, rohrähnliche Geraden erstrecken oder
sich überkreuzende Linien zu einem untrenn-
baren Geflecht verdichten. Domeniconis gewe-
beartige Bilder weisen zudem Ähnlichkeiten mit
Beat Zoderers (geboren 1955 in Zürich) leuch-
tend farbigen Gitterrasterbildern und seriellen
Schichtungen auf, insofern auch als beide
Künstler nicht an der strengen, reinen Lehre
autonomer Kunstentwürfe interessiert sind.
An den abstrakten Gemälden liebt Carlo Dome-
niconi das Nonfinite des Prozesses, wobei er
sich auf die Grundfarben Rot, Gelb und Blau,
sowie auf Weiss und Schwarz beschränkt. In-
dem er Dutzende von verschiedenfarbigen Hori-
zontalen und Vertikalen übereinander aufträgt,
sich in diesem Prozess immer mehr der Wir-
kung der Farben überlässt, resultieren daraus
spannungsvolle Kompositionen. Domeniconis
Streifenbilder und Gitterstrukturen reflektieren
so vollkommen verselbständigte Energiefelder,
welche durch Gedanken, Gefühle und Projekti-
onen erzeugt worden sind und fassen das Un-
beschreibbare, Unfassbare der menschlichen
Existenz in vielfältig deutbaren Metaphern.
Biographie Der 1951 in Schaffhausen geborene
Carlo Domeniconi hat 1988 den Manor-Kunst-
preis und 1997 den Georg-Fischer-Kunstpreis
erhalten. In zahlreichen Ausstellungen in der
Schweiz, Deutschland, Österreich, Spanien,
Frankreich, Italien und den USA wurden seine
Arbeiten gezeigt. Sein umfangreiches Werk um-
fasst Malerei, Grafik, Zeichnungen, Plastik und
Objekte.
Dr. Dominique von Burg
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öffnungszeitenmittwoch bis freitag 9 –18 hsamstag 12 –16 hund nach vereinbarung
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