Digitale Medien im Leben von Kindern 0317...• Oladunjoye (2013) hat in Schweden 60 Kinder 3-6...

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Digitale Medien im Leben von Kindern – eine Herausforderung für

Erziehung und Bildung

Stefan Aufenanger | Universität Mainz

www.aufenanger.de | aufenang@uni-mainz.de | @aufenanger

11.9.2001

Was kennzeichnet die Digitalisierung?

Die ‚nächste‘ GesellschaftSchrift

Dirk Baecker 2007

Buchdruck

Möglichkeit des kritischen Vergleichs

Beteiligung von Abwesenden

an Kommunikation

Computer

Beteiligung von Maschinen an Kommunikation

„Gesellschaftliche Strukturen müssen entwickelt werden, in denen die überschüssige Sinnproduktion aufgefangen, verarbeitet und normalisiert werden kann“ (Baecker 2007, 81)

Innovationen produzieren

überschüssigen Sinn

Kontroverse Einstellung

Quelle: ZukunftsMonitor III „Lehren, Lernen und Leben in der digitalen Welt“ (2016)

Fragen zu digitaler Medien in der frühen Kindheit

• Können Kinder mit digitalen Medien lernen?

• Gibt es negative Effekte auf ihre Persönlichkeit?

• Unter welchen Bedingungen treten die jeweiligen Effekte auf?

• Ab welchem Alter sollen Kinder digitale Medien nutzen dürfen?

• Ist der Einsatz digitaler Medien in Kindertageseinrichtungen sinnvoll?

Mediale Berichterstattung IFew things require more hands-on attention than a young child. And there’s little that’s more distracting than the constant bleeping of our cells phones. When these two things compete for our attention, the results can be sobering. In a new animal-based study published in the journal Translational Psychiatry, scientists show that distracted parental attention may sometimes have detrimental effects on babies’ development, especially their ability to process pleasure.

Dr. Tallie Baram, professor of pediatrics and anatomy-neurobiology at University of California, Irvine, and her colleagues used a rat model to study how good but disrupted attention from mothers can affect their newborns. Baram placed some mothers and their pups in modified cages that did not have sufficient material for nesting or bedding. This was enough to distract the mothers into running around looking for better surroundings and end up giving their babies interrupted and unreliable attention.

Mediale Berichterstattung II

Kindheit

• Tablets als neues Medium • Verjüngung der Mediennutzung • „digital natives“

Empirische Studien zur Mediennutzung

• miniKIM 2014 des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (ww.mpfs.de)

• Mediennutzung in Familien mit niedrigen Haushaltseinkommen aus den USA

• Erziehungseinstellungen von Müttern und Nutzung digitaler Medien durch deren Kinder im Alter zwischen 0 und 5 Jahren (Aufenanger)

miniKIM 2014 n=623; 2-5 Jahre

Geschätzte tägliche Nutzungsdauer in Minuten

Min

uten

tägl

ich

0

15

30

45

60

Fernsehen Buchlesen Radio digitale Medien

Gesamt 2-3 Jahre 4-5 Jahr

Tätigkeiten am Tablet (n=62/10%)

Spiele spielen

Fotos/Videos ansehen

Malen

Internet nutzen

%0 25 50 75 100

jeden/fast jeden Tag ein-/Mehrmals pro Woche seltener nie

Kabali u.a. (2016): Exposure and Use of Mobile MediaDevices by Young Children

• Befragung von 348 Müttern mit Kindern zwischen 0 und 4 Jahren

• Stichprobe: überwiegend Minderheiten und mit niedrigem Einkommen

Medienbesitz (USA)%

0

17,5

35

52,5

70

bis 1 Jahr 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 Jahre

Fernseher Tablet Videospiel

Nutzungszeiten (USA)M

inut

en tä

glic

h

0

12,5

25

37,5

50

bis 1 Jahr 1 Jahr 2 Jahre 3 Jahre 4 JahreVideospiele Apps Videos mobil ansehen fernsehen

Hauptentertainment: YouTube

Hauptentertainment: Netflix

Nutzung digitaler Medien (2014)720 Mütter repräsentativ (Aufenanger)

0-1 Jahr

2-3 Jahre

4-5 Jahre

0 25 50 75 100

Kind nutzt keine digitale Medien seltener als einmal in der Wocheein- oder mehrmals die Woche täglich/fast täglich

%

Vorlesen mit digitalen Geräten

4-5 Jahre 19 2-3 Jahre

12

0-1 Jahr 5

%%

%

Repräsentative Befragung von 720 Müttern mit Kindern zwischen 0 und 5 Jahren (Aufenanger 2014)

Früher Zugang zu digitale Medien

0-1 Jahr

2-3 Jahre

4-5 Jahre

0 25 50 75 100

stimme voll zu stimme teils zu stimme kaum zu stimme nicht zu%

Repräsentative Befragung von 720 Müttern mit Kindern zwischen 0 und 5 Jahren (Aufenanger 2014)

Bildschirmmedien sind schädlich für mein Kind

0-1 Jahr

2-3 Jahre

4-5 Jahre

0 25 50 75 100

stimme voll zu stimme teils zu stimme kaum zu stimme nicht zu%

Wissenschaftliche Auseinandersetzung• Kaum neurowissenschaftliche Studien zum Thema, nur

Verallgemeinerungen von anderen Studien

• Entwicklungspsychologie-Studien mit Schwerpunkt auf Effekte des Fernsehens: extensives Fernsehen führt zu Dickleibigkeit, Schlafstörungen und verminderte kognitive, soziale und emotionale Entwicklung

• (Medien-)Pädagogische Studien zum Potenzial von Tablets und Apps fehlen

Mögliche positive Effekte• Erweiterung der kreativen Spielräume von Kindern

• eigenständiges Spielen mit interaktiven Anwendungen stärkt Selbstbewusstsein

• Förderung sprachlicher Entwicklung

• Interaktive digitale Bücher ermöglichen stärke Aktivität von Kindern

Problembereiche

• Touchscreen-Technologie versus Dinge begreifen

• Reale Erfahrung versus mediale Erfahrung

• Vergleich der Qualität der Inhalte

• Pädagogische Einbettung der Mediennutzung

Einige Forschungshinweise• Manches/Plowman (2015) fordern „computational thinking“ für Kindergartenkinder unter Verweis auf

LOGO sowie STEM/MINT

• Wilson/Sudol u.a. (2010) halten ‚computer sciences‘ für Kinder für falsch

• Oladunjoye (2013) hat in Schweden 60 Kinder 3-6 Jahre bei der Nutzung des iPads beobachtet und 5 ErzieherInnen befragt. Ergebnis: ‚literacy skills‘ der Kinder wurden erweitert

• Schacter/Jo (2016) mit MathShelf-App (Montessori) konnten die Fähigkeiten des Zahlenverständnisses bei Kindern aus bildungsfernen Familien verbessert werden (siginifikant gegenüber Kontrollgruppe ohne App)

• Donovan (2007): Übersichtsstudie 2001-2006; vielfältige Interaktionen und Kooperationen bei der Computernutzung durch KiKa-Kinder;

• Takeuchi/Stevens (2011) Lernerfolge von Medien sind abhängig von ‚joint media engagement'

• Aufenanger (2005, 2014) Computer können kognitive, kommunikative und medienbezogene Kompetenzen von Kindern zwischen 3 und 6 Jahre fördern

Digitale Bildung in der frühen KindheitMedienbildung in KiTas:

• Aufgreifen der veränderten Medienwelten von Kindern in ihrer familialen Umwelt

• Förderung von Medienkompetenz im Umgang mit Medien

• Nutzung von Medien für kreative Zwecke

• Erweiterung der Erfahrungs- und Lernräume von Kindern durch Medien

wissenschaftliche Begleitforschung KiTab3 Kitas in Mainz und Umland wurden mit Tablets ausgestattet (ca. 6 pro Einrichtung)

1. Erhebung März 2016/2. Erhebung Juli/August 2016

• Befragung der Eltern der 3 Einrichtungen (n=75/25)

• schriftliche Befragung der beteiligen Erzieherinnen der 3 Einrichtungen (n=14)

• Videobeobachtungen ausgewählter Szenen mit Tablets

76%/80% der Familien haben ein Tablet

18%/20% der Kinder haben eineigenes Tablet

Tabletbesitz Familie und Kind

Tätigkeiten am Tablet (n=58)Spielen

Fotografieren

Filme anschauen

Kreatives

Bücher anschauen

%0 20 40 60 80

%

0

17,5

35

52,5

70

sehr kompetent kompetent weniger kompetent

Einschätzung der Kompetenz der Erzieherinnen aus Elternsicht

0

17,5

35

52,5

70

sehr kompetent kompetent weniger kompetent

n=76 n=25

1. Erhebung 2. Erhebung

%

0

15

30

45

60

sehr gut gut weniger gut gar nicht gut

Bewertung des Tabletprojektsdurch Eltern

0

15

30

45

60

sehr gut gut weniger gut gar nicht gut

n=76 n=25

1. Erhebung 2. Erhebung

Befragung Erzieherinnen

Handlungssicherheit mit Tableteinsatz in der Gruppe (n=14)

eher unsicher 14 %

eher sicher 71 %

sehr sicher 14 %

eher unsicher 14 %

eher sicher 39 %

sehr sicher 47 %

1. Erhebung 2. Erhebung

Erzieherinnen: positive Erfahrungen• „keine’Gier’ nach den Tablets“

• „…festzustellen, dass meine Befürchtungen, die Kinder könnten das Tablet nicht mehr aus der Hand geben, nicht eingetroffen sind.“

• „Kreativität wurde gefördert, Kinder haben viele Ideen bekommen & kommen miteinander ins Gespräch“

• „Fokussierung der Aufmerksamkeit“

• „Gegenseitige Rücksichtnahme“

Erzieherinnen: negative Erfahrungen• „Zeit war oftmals zu knapp“

• „Datenschutzerklärung für Eltern zu kompliziert“

• „Streitigkeiten und Nicht-Einhalten der Regeln“

• „Werbung in den Apps“

• „technische Probleme“

• „Schwierigkeit, Tabletprojekt in den Alltag einzubinden“

• „viel Aufwand bei Personalmangel“

Empfehlungen der amerikanischen Kinderärzte (AAP; 2016)

• Kinder unter 2 Jahren: keine Bildschirmmedien; Ausnahme: Video-Chat mit Familie + Tabletnutzung

• Nutzungszeiten digitaler Medien für 2-5-Jährige: tägliche 1 Stunde

• nur Qualitätsangebote wählen

• gemeinsame Mediennutzung

• digitale Medien kreativ und sozial nutzen

• Schlaf, Bewegung, Spiel, Vorlesen und soziale Interaktionen nicht vernachlässigen

• Keine Bildschirmmedien während des Essens und 1 Stunde vor Bettgehzeit

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit!www.aufenanger.de | aufenang@uni-mainz.de | @aufenanger

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