Ein Pionier der Raumfahrt

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144 | Phys. Unserer Zeit | 35. Jahrgang 2004| Nr. 3 © 2004 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim

M AG A Z I N |

Doch auch, wenn mansich nur auf einigerma-ßen gesicherte Tatsachenverlässt, enthält seineBiografie immer noch

eine Menge Stoff für Holly-wood-Regisseure. Leicht ließe sichallein aus den einigermaßen gesicher-ten biografischen Details ein Kino-film drehen. Einstiegsszene: Einvierzehnjähriges Kind spielt mitselbst gebastelten Raketenwagen imBerliner Tiergarten und wird dafürvon einem Schupo zurechtgewiesen.Der Film könnte dann zeigen, wiedas Kind Bücher über Weltraumfahrtverschlingt, nachts verträumt in denMond blickt und tagsüber trotzschlechter Schulleistungen undeinem Abitur mit Ach und Krachdurch zähes Durchhaltevermögen(und Beziehungen) zu einem derführenden Köpfe in der Raketenfor-schung des Landes avanciert. Sogarfilmische Zitate sind möglich: Noch

als Schüler ging der Raketenbegeis-terte nämlich dem Regisseur FritzLang bei dessen Dreharbeiten zu„Frau im Mond“ zur Hand. Jahrzehn-te später beriet er Walt Disney beiRaketenfilmen.

Nach einem kurzen Studiumpromovierte der Raketenbesesseneüber „Konstruktive, theoretische undexperimentelle Beiträge zu demProblem der Flüssigkeitsrakete“, zumTeil im Geheimen, weil seine Arbeitrüstungsrelevant war. Die folgendeZeit fasst ein Biograf so zusammen:„Bevor er seine krönenden Leistun-gen vollbrachte, arbeitete er dreizehnJahre lang – in Peenemünde –, ohneoffen über Raumfahrt sprechen zukönnen, inmitten einer gigantischenAnsammlung von Prüfständen, ganzerHeerscharen feurig aufsteigenderRaketen und einer Garde großartigerForscher.“ Verschwiegen wird, dasssein Team mit Hilfe von Zwangsarbei-tern Rüstungsforschung für das

Naziregime betrieb, und er selbstMitglied der NSDAP und zuletzt auchSS-Sturmbannführer war.

Nachdem er in Machtspielchender NS-Führungskader geraten war,rettete ihn das Kriegsende: In denbayerischen Alpen ergab er sich undgeriet in amerikanische Kriegsgefan-genschaft. In den folgenden Monatengelang es ihm, über hundert Mitglie-der seines alten Forschungsteamsüber den Atlantik nachzuholen.

In Texas entwickelten der ketten-rauchende Workaholic und seineFreunde und Kollegen Trägerraketenfür nukleare Sprengköpfe, währendseine Frau (und Kusine) klagte,„mehr mit einer Rakete als einemMann verheiratet“ zu sein.

Das Piepsen von Sputnik I änder-te dann die Zielrichtung der Forschungsarbeit grundlegend: Nunkonnte der Gesuchte endlich dasRaumfahrtprogramm der neu gegrün-deten NASA mit aufbauen. So ent-standen unter seiner Leitung diegigantischen Saturn-Trägerraketen,die den bemannten Flug zum Mondmöglich machten. Ohne ihn wärendie Menschen wohl erst viel späterauf dem Erdtrabanten gelandet.

Andreas Loos, Berlin

Wer war der Raketenforscher?Schreiben Sie die Lösung auf einePostkarte (keine Briefe oder Email)und schicken Sie diese an: Physik inunserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße12, 69469 Weinheim, Einsendeschlussist der 15.6.2004. Der Rechtsweg istausgeschlossen. Wir verlosen dreiExemplare des Buches: Humoristi-sche Chemie von H. Kopf und R. A.Jakobi.

Auflösung aus Heft 2/2004Der Kristalldurchleuchter war Max von Laue (9.10.1879 bis24.4.1960).

Die Gewinner aus Heft 1/2004 I. u. V. Gukelberger, Schwäbisch Hall,K. Krönke, Kiel undW. Seipel, Berlin.

Ein Pionier der Raumfahrt Geschichten über seine Person muss man in der Regel mit Vorsicht

genießen. Schließlich war der gesuchte Raketenforscher einbegabter Selbstdarsteller, der schon seine ersten größerenVersuche zu öffentlichen Flugschauen machte – und dafürEintrittsgeld nahm.

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