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Ganztagsschule entwickeln - Lernkultur verändern
29.11.2011
Serviceagentur "Ganztägig lernen" BerlinRegionalstelle der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gemeinnützige GmbH
(DKJS)
Univ.-Prof. Dr. Matthias v. SaldernMitglied des Fachausschusses Bildung der
Deutschen UNESCO-KommissionLeuphana Universität Lüneburg
(Copyright dieser Folien, soweit nicht anders angegeben, bei Matthias von Saldern)
Vorschau
1. Einleitung2. Ganztagsschule – was wissen wir?3. Gute Schulentwicklung durch gute Schulleitung4. Organisation: Takt und Rhythmisierung5. Person: die Schülerschaft – die Lehrerschaft 6. Kultur: Lernkultur – was ist das? 7. Umgang mit Innovation8. Mut zum Fehler 9. Fazit
2. Ganztagsschule: Was wissen wir?
● GTS heißt für die Schülerinnen und Schüler● mehr Zeit, um Schule den Schüler/-innen anzupassen● längere Ruhephasen● mehr Förder- und Differenzierungsmöglichkeiten
● Was wissen wir über die Schüler?● entspannter● weniger Devianzverhalten● StEG: bei hoher Angebotsnutzung besser bei
Noten, Sozialverhalten, Motivation
Was wissen wir über die Lehrkräfte?
● Mehr Freiheitsgrade durch mehr Zeit● GTS heißt für die Lehrkräfte
● Arbeitsplätze● Team-Work● längere Ruhephasen● Arbeitstag endlich
● Was wissen wir über die Lehrkräfte?● wenig Versetzungsgesuche● weniger Burnout
● Inklusionsgedanke teilweise von GTS noch nicht aufgegriffen
3. Gute Schulentwicklung
● Allgemein:● Schulleitung muss dahinter stehen● Kollegium muss ins Gespräch kommen
● StEG: Gute Bedingungen● starke Schulleitung● gutes Konzept mit hohem Stellenwert der Kooperation● bei Konferenzen dabei sein● Klare Verträge
● Frage: Wie umsetzen – hier hilft TALIS!
Wirksame Schulführung (TALIS)
Stil Dazugehörige Skalen des Führungsverhaltens
Anleitender Führungsstil (Instructional Leadership Style)
Schulziel-Management-Skala (Management-school goals scale)
Anleitung-Management-Skala (Instructional management scale)
Verwaltender Führungsstil (Administrative Leadership Style)
Supervisions-Skala (Direct supervision of instruction in the school scale)
Verantwortlichkeit-Management-Skala (Accountability management scale)
Bürokratie-Management-Skala (Bureaucratic Management scale)
Unterschied Führung - Management
ManagementIch tue die Dinge richtig!
FührungIch tue die richtigen Dinge!
Ergebnisse TALIS
1. Schulleitungen eher managementorientiert.2. Viel Zeit für Administration (nach innen) lässt weniger Zeit für
Anleitung3. Viel Aufwand für den Kontakt zu Schulbehörden und -trägern
lässt weniger Zeit für schulinterne Dinge4. Bürokratieorientierte Schulleiter sehen Mängel in der
Unterrichtsvorbereitung der Lehrkräfte 5. Anleitende Führung verringert die Abwesenheitsrate von
Lehrkräften6. Anleitungsorientierte Schulleiter sehen weniger Zynismus bei
Lehrkräften und keine mangelnde Unterstützung der Schüler7. Die Lehrkräfte widersprechen in ihrer Wahrnehmung des
Schulmanagement den Aussagen der Schulleiter in fast sämtlichen Aspekten.
Wichtig
● Sog. Schulentwickler verbreiten epidemiemäßig Worthülsen und Anglizismen – man soll alles sofort und umfassend machen.
● Die Systemtheorie lehrt uns aber:● Suche in deinem System die wichtigen Stellschrauben!● Gehe ruhig vor: Langsamer ist schneller!● Schulentwicklung ist wie Treibsand: Wer nichts tut, geht unter,
wer hektisch rudert, auch.● „Verjüngen“ Sie Ihr Schulprogramm – machen Sie nicht alles mit
und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche! ● Im Folgenden drei Zugänge: Organisation – Person - Kultur
4. Organisation : Takt und Rhythmisierung
• Anpassung des Unterrichts an den biologischen Rhythmus der Schülerinnen und Schüler
• Verteilung des Unterrichts auf die Vor- und Nachmittage,
• Rhythmisierung der Unterrichtszeit im Wechsel mit nicht explizit unterrichtsbezogenen Tätigkeiten
• Meist Blocks von 90 Minuten, 20 Minuten Pause• R. ist eines der entscheidenden Argumente!
Flexible Anpassung der LernwegeAlternativen zur Gleichschrittigkeit und Gruppierung
● z. B. Altersmischung● Grundschulen: bereit 1.-4.
zusammen● Sek-I-Schulen: Am 5-7 und 8-10● Sek-II-Schulen: Oberstufe
unterschiedlich schnell durchlaufen (2-4 Jahre)
● z. B. Längere Unterrichtsstunden● 90 statt 45 Minuten
● z. B. Ganztagslernen● Echte Ganztagsschule
Denkfehler: Lernen verläuft linear über die Zeit
Rot: lineare Lernentwicklung – unrealistischSchwarz: Der UnsteteBlau: Der Spätzünder
Zeit
Leistung
Beschleunigungsdenken
Verknüpfung Unterricht - Nichtunterricht
● Siehe Definition Ganztagsschule des Ganztagsschulverbandes
● StEG: ● bei 50% der GTS keine Verknüpfung● Klares Konzept für Tagesrhythmisierung:
– Gebundene GTS: ca. 75%– Offene GTS: ca. 30%
● Koordination auf SL-Ebene (bzw. Did. Leit.)
Typen des Lernens
formal non-formal informellinstitutionalisiert organisiert nicht institutionalisiert curricular eingebunden, intentional
intentional z.T. implizite Prozesse, nicht lernzielorientiert
hohe Fremdsteuerung, formale Abschlüsse
keine formalen Abschlüsse, ggf. Zertifikate
situativ
eher auf Erwerb deklarativen, systematischen Wissens ausgelegt
eher auf Erwerb deklarativen, systematischen Wissens ausgelegt
eher Erwerb handlungsbezogenen Wissens
Bsp.: Schule Bsp.: soziale Praxen
B. Herzig
● Dies ist die Sicht von analytisch denkenden Erwachsenen.● Kinder und Jugendliche teilen so nicht ein, W. v. Humboldt auch nicht
Welche Inhalte?
● Unterricht: ● Inhalte/Kompetenzen: vorgegeben● Methoden: Konstruktivismus beachten
● außerhalb des Unterrichts● Klarer Unterrichtsbezug wie z.B. „Hausaufgaben“ (siehe
nächste Folien)● Zwei Zielbereiche
– Nützlichkeit (z. B. Fahrradreparatur)– Persönlichkeit (Innere Stärke, Selbstwirksamkeit,
Zivilcourage, usw.)
Üben ist notwendig!
● Erkenntnisse:● Um etwas zu lernen, genügen der einmalige Vollzug und das
einmalige Erfassen nicht:● Ohne Fleiß kein Preis● Übung macht den Meister.● Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
● Üben● konsolidiert und verbessert eine Qualifikation (Üben als Vorform
vollkommener Leistung),● bewahrt den Stand einer Qualifikation,● baut eine Qualifikation zu immer größerer Meisterschaft aus.
● Üben ist ein Teil des Lernprozesses.
Probleme bei Hausaufgaben
● 1835 schrieb der Pädagoge Johann Friedrich Herbart: „Derjenige Lehrer, welcher häusliche Aufgaben aufgibt, um sich in der Schule die Mühe zu sparen, verrechnet sich ganz; die Mühe wird ihm bald desto saurer werden.“
● Untersuchung Gängler 2011– Lernstarke Schüler werden dadurch nicht unbedingt noch besser.– Lernschwache Schüler begreifen durch bloßes Wiederholen noch lange nicht,
was sie schon am Vormittag nicht richtig verstanden haben.● Besser: Trainingsstunden● Die leistungsschwächeren Schüler bauen zuhause stellenweise
Fehlkonzepte auf, die von den Lehrkräften schwer wieder aus Köpfen zu bringen sind (Mischo & Haag, 2010)
● Eltern: Starke Einmischung durch ständige Verbesserung und strikte Ergebniskontrolle sind falsch (Wild & Remy, 2002)
5. Schüler treffen auf GTS-Profis
Schüler trifft auf GTS-Profiwahrgenommenes Kompetenzerleben/Selbstwirksamkeit
Erwartungen kommunizieren, Ziele vereinbaren, Feedback geben
wahrgenommene soziale Einbindung sich Zeit nehmen, Zuneigung
ausdrücken, das Zusammensein genießen
Selbstbestimmung fehlerfreundliche Lernkultur, kontrollfreie und selbst gewählte Lernsettings, Unterstützung des Selbstbelohnungssystems
Mod. n. Liebscher-Schebiella
Denkfehler: Lernen muss weh tun!
„Das Kind lacht ja – im
Unterricht“ -
Das ist typische Kuschel-
pädagogik!“
Klassifikationen lernrelevanter Emotionen Schiefele & Pekrun (1996)
positiv negativ
auf-gaben-
bezogen
prozessbezogen Lernfreude Langeweile
prospektivHoffnungVorfreude
AngstHoffnungslosigkeit
retrospektivErgebnisfreudeErleichterungStolz
TraurigkeitEnttäuschungScham/Schuld
sozial
DankbarkeitEmpathieBewunderungSympathie/Liebe
ÄrgerNeidVerachtungAntipathie/Hass
Die Lehrerschaft kommt auch noch dran!
6. Definition Kultur
Kultur ist eine mentale Programmierung, die das Denken, Fühlen und Handeln der
Menschen bestimmt und die Mitglieder einer Gruppe von Menschen von anderen
Menschen unterscheidet (Hofstede, 1997, S.4).
International erfolgreiche Manager
„internationale“ Manager● verlassen sich auf ihr Gefühl● interpretieren Situationen
vorsichtig● geben zu, Stress und
Kulturschock zu empfinden● fragen sich in neuen
Situationen, was vorgeht
„weniger internationale“ Manager● sind analytisch und theoretisch● ordnen Ereignisse in ein altes
Denkschema ein● verneinen Stress und
Kulturschock ● fragen sich, warum es so
abläuft
Neue Lernkultur
HistorischReformpädagogik
SoziologischVeränderte Gesellscha
PhysiologischHirnforschung
PsychologischKonstruktivismus
Neue Lernkultur
UmsetzungLerntheoretische Grundlagen (Neuropädagogik)
Lehr- und Lernarrangements Vom Portfolio bis zum Feedbackgeben
Selbstgesteuertes LernenGanztagsschule/Ganztagskonzept
.... 3
Pierre Bourdieu (1930 - 2002)
Gesamt-kapital
soziales KapitalNetze und Beziehungen
ökonomisches Kapitalalle Formen
materiellen Reichtums
kulturelles KapitalSozialisation/Abschlüsse
3,2
3 3
2,8
2,5
3,94
4,2 4,24,3
3,4 3,4
3,23,1
3,2
4,54,4
4,3 4,34,2
3,3
2,9
2,52,4
2,2
2
2,5
3
3,5
4
4,5
5
4. Jg. 5./6. Jg. 7./8. Jg. 9./10. Jg. 11./12. Jg.
Jahrgangsstufe
Sehr wichtig
Weniger wichtig
Bildungskompetenzen
Biografische Kompetenzen
Bürger-Kompetenzen
jugendkulturelKompetenzen
musikalische Kompetenzen
LernBild: Erwünschte Kompetenzen (nach Alter)Ihr Ziel: Dagegenhalten! 7. Umgang mit Innovation
● Schulen können oft nicht das machen, was sie für notwendig erachten,...● ... weil es hinderliche Erlasse gibt.
● Schulen bewegen sich oft nicht in eine pädagogisch sinnvolle Richtung, ...● ... obwohl die Erlasse es zulassen.
● Also: Ermöglichung heißt nicht automatisch Umsetzung● Siehe BERLIN:
● Keine Noten bis Klasse 8 möglich● Keine Jahrgangsklassen bis Klasse 8 möglich
„Nicht die Dinge selbst verunsichern,uns, sondern die Gewissheiten, die wir
über sie haben“.(Epiktet; *50-125)
Kurt Lewin: Dependenz und Interdependenz
● Dependenz - Flucht● Hier geht es um die Abwehr von Angst. Äußerlich
scheint die Gruppe nach einem gemeinsamen Ziel zu suchen, man ordnet sich bereitwillig der Autorität unter und versucht deren Erwartungen zu erfüllen. Erfahrene Teilnehmer beanspruchen Führungsaufgaben, werden aber von anderen immer wieder sabotiert.
● Konterdependenz - Kampf● Hier geht es um die Macht. Die Macht der
Befürworter wird infrage gestellt, viel Diskussion über die Struktur, die Gruppe spaltet sich oft in zwei Teile, die einen versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen, die anderen widersetzen sich.
● Lösung (Katharsis)● Inhalte und Themen werden zunehmend beachtet,
Beziehungen werden geklärt und Erkenntnisse gewonnen, zwischen den Subgruppen bilden sich Kooperationen, die Gruppe einigt sich auf ein Ziel, Regeln werden aufgestellt.
● Harmonie - Flucht● Die Gruppe flüchtet in Harmonie und
Solidarität, die Gruppengeschichte wird idealisiert, intensive Arbeit aller am gemeinsamgewählten Programm, Einigkeit über Rollen und Aufgaben, Abgrenzung nach außen.
● Entzauberung - Kampf● Konflikt zwischen persönlichen Wünschen und
Gruppendruck, Infragestellung der Ziele und Regeln, Misstrauen untereinander, Spaltung inzwei Subgruppen, Machtkampf, viele Störungen.
● Konsensbildung● Gruppe wird arbeitsfähig, Rollen werden
geklärt, Normen und Regeln werden flexibel und konstruktiv eingesetzt, Entscheidungen werden gemeinsam getroffen und umgesetzt, Gruppenkultur bildet sich, Kontakt und Zusammenarbeit mit anderen Gruppen.
Innovation von oben
Innovationswiderstände: Lehrkräfte
● Kann ich mit Innovationen umgehen?
● Kann ich mich in neue Unterrichtsmethoden einarbeiten?
Ja, du kannst!Du tust es seit
Jahren!
Reduktion von Innovations-Widerständen
● Widerstände bei Innovationen werden offenbar umso geringer, …
● je mehr die Betroffenen in gemeinsame Situationsanalysen einbezogen werden,
● je mehr Konsens bei Entscheidungen angestrebt wird,● je mehr Verständnis für Opposition deutlich wird,● je mehr unterschiedliche Vorschläge zur Geltung kommen,● je mehr Schritte zum Abbau unnötiger Ängste unternommen
werden,● je mehr Missverständnisse und Unklarheiten einkalkuliert
werden und versucht wird, diese auszuräumen.● McLaughlin 1990
8. Kulturänderung: Fehler als Chancen
In der Schule wurden Fehler rot angestrichen und waren der Grund für schlechte Noten. Immerhin stand
das pädagogische Ziel dahinter, dass sie nicht ein weiteres Mal passieren sollten. Aus Fehlern lernen –
ein lobenswerter Anspruch, den auch der Erfinder Thomas Alva Edison verfolgte: „Das ist das Schöne aeinem Fehler: Man muss ihn nicht zweimal machen.“
In der Schule allerdings bedeuteten Fehler Sanktione– vielleicht fällt es deswegen vielen bis heute so
schwer zuzugeben, wenn etwas falsch gelaufen ist.„Einen Fehler machen und ihn nicht korrigieren – das erst heißt wirklich einen Fehler machen.“
Konfuzius (551-479 v.Chr.)
Safety Climate
● Safety Climate und Error Management Culture ● … sich sicher fühlen ...● Schulklasse: Ich kann einen Fehler machen, ohne
gleich ...● … eine schlechte Note zu bekommen.● … gemobbt zu werden.
● Kollegium: Ich kann etwas sagen, tun, vorschlagen, ohne gleich ...● ...● ...
Schulleiter sind meist Singles!
Zur Selbstentwicklung braucht man nicht nur guteVorsätze, sondern einen energischen kritischen
Freund, um den inneren Schweinehund wirksam in
Schach zu halten!
Gestehen Sie sich selber Fehler im Prozess zu!
5
„Alle sagten, das geht in
Berlin nicht ...
... dann kam eine, die wusstedas nicht, und
hat‘s gemacht.“(Meyer)
Bestellung unterhttps://sites.google.com/site/entwicklungvonschule
Oder im Buchhandel
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