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Gutachten »Evaluation desEU-Schulobstprogramms im Saarland«
LandesArbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung
Saarland e. V.
Vernetzungsstelle Schulverpflegung Saarland
Christoph Bier
Januar 2012
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung 3
2. Teilnahme am EU-SOP und Preisentwicklung 42.1. Teilnahme nach Schultypen – Ziele der Länder, Gründe für Auswahl der
Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
3. Einschätzung zur Auswahl 7
4. Einfluss des EU-SOP auf verschiedene Faktoren 84.1. Einfluss des EU - SO P auf Obst- und Gemüseverzehr von Kindern . . . . . . 94.2. Einfluss des EU - SO P auf Vorlieben der Kinder für Obst und Gemüse . . . 94.3. Einfluss des EU - SO P auf eine Änderung der Einstellung . . . . . . . . . . . . 94.4. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Obst- und Gemüsesorten 104.5. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Relevanz für eine ge-
sundheitsförderliche Ernährung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104.6. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Zubereitung . . . . . . . 104.7. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Herkunft . . . . . . . . . 10
5. Aktivitäten der Schulen im Rahmen des EU-SOP 11
6. Einschätzungen der Lehrer 116.1. Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116.2. Aufwand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136.3. Obstqualität und Obstvielfalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136.4. Bewertung Schulobstverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136.5. Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung in den Unter-
richt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146.6. Effekte und Wirkungen des SO P . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14
7. Einschätzungen der Eltern 157.1. Obst- und Gemüseverzehr zu Hause . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157.2. Einschätzung der Konsumgewohnheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157.3. Obst- und Gemüsepräferenzen der Kinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157.4. Bewertung Schulobstverteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 157.5. Gesundheitsförderliche Ernährung im Schulalltag . . . . . . . . . . . . . . 16
8. Hauptdeterminanten für den Erfolg des Programms 16
9. Zusammenfassung und Bewertung 17
10. Empfehlungen 1810.1. Teilnehmerzahlen steigern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1910.2. Abwicklung und Organisation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1910.3. Zuständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1910.4. Synergieeffekte durch Entlastung der Lehrkräfte . . . . . . . . . . . . . . . 2010.5. Spezielle Unterrichtsmaterialien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2010.6. Teilnahmeberechtigte Schulen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2010.7. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland 21
Tabellenverzeichnis
1. Anzahl der teilnehmenden Schüler pro Projektzeitraum . . . . . . . . . . 42. Anzahl der teilnehmenden Schulen pro Projektzeitraum . . . . . . . . . . 53. Teilnahme am EU - SO P differenziert nach Schulformen (Herbst 2011) . . . 7
Abbildungsverzeichnis
1. Preisentwicklung pro 130 Gramm in Cent . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52. Neuanmeldungen von Schulen (Schätzung für Frühjahr 2012 aus Dezem-
ber 2011) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63. Flankierende Maßnahmen in Schulen in Prozent teilnehmender Schulen 12
Abkürzungsverzeichnis
B M E LV . . . . Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucher-schutz
EU - SO P . . . . EU-SchulobstprogrammEU . . . . . . . Europäische UnionFG TGS . . . . . Freiwillige GanztagsgrundschuleF K E . . . . . . . Forschungsinstitut für KinderernährungK i G GS . . . . . Kinder- und Jugendgesundheitssurvey 2003–2006L AGS . . . . . . LandesArbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saarland e. V.L PH . . . . . . Landesinstitut für Präventives HandelnL PM . . . . . . Landesinstitut für Pädagogik und MedienM f B . . . . . . Ministerium für BildungM U E V . . . . . Ministerium für Umwelt, Energie und VerkehrSO P . . . . . . . SchulobstprogrammV NS . . . . . . Vernetzungsstelle Schulverpflegung
1. Einleitung
Als eines der ersten Bundesländer hat das Saarland im Herbst 2009 mit dem EU-Schul-obstprogramm (EU - SO P) begonnen. Umgesetzt wird das Programm durch das Ministe-rium für Umwelt, Energie und Verkehr (M U E V). Teilnehmen können Grund- und Förder-schulen (auch in der Nachmittagsbetreuung), die Teilnahme ist freiwillig. Das M U E Vschreibt die Leistung aus, die vom M U E V an einen Lieferanten vergeben wird, der al-le teilnehmenden Schulen im Saarland beliefern muss. Dabei müssen 20 Prozent desObstes und Gemüses aus ökologischem Anbau stammen. Des Weiteren hat das M U E Vdas SO P im Saarland konzipiert, es kontrolliert die Durchführung und beauftragt exter-ne Dienstleister mit der Evaluation des Programms. Das M U E V übernimmt außerdemdie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit und die Berichtspflicht gegenüber demBund. Der allergrößte Teil des bürokratischen Aufwands liegt also beim M U E V.
Das Schulobstprogramm wird aus gesundheitspolitischer Sicht als geeignetes Werk-zeug betrachtet, um den Obst- und Gemüseverzehr bei Kindern dauerhaft zu steigern.Eine solche Steigerung ist vor dem Hintergrund akueller Verzehrszahlen und den Le-bensbedingungen in industrialisierten Ländern wie Deutschland ein wichtiges Instru-ment zur Vorbeugung von Übergewicht und Adipositas und den damit verbundenenFolgeerkrankungen. Des Weiteren wird die Förderung der sogenannten Food Literacy1
als zentrales Element ernährungsbezogener Gesundheitsförderung betrachtet. Deshalbmüssen am EU - SO P teilnehmende Schulen flankierende pädagogische Maßnahmenanbieten. Aus agrarpolitischer Sicht kann das Schulobstprogramm die Märkte stabilisie-ren, die gegenwärtige und zukünftige Versorgung sicherstellen und das Einkommender Landwirtschaft steigern. Mit dem Schulobstprogramm können somit auch wichtigeZiele der reformierten gemeinsamen Agrarpolitik der EU erfüllt werden.
Das Landesinstitut für Präventives Handeln (L PH) hat das saarländische EU - SO P eva-luiert. Die Ergebnisse werden im vorliegenden Gutachten zusammengefasst, teilweiseergänzt und abschließend bewertet. Der vollständige Bericht befindet sich im Anhangab Seite 21. Die Ergänzungen ergeben sich durch die vom Bundesministerium für Ernäh-rung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (B M E LV) für dieses Gutachten vorgegebe-ne Gliederung. Das M U E V hat die Vernetzungsstelle Schulverpflegung Saarland (V NS),die bei der LandesArbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung Saarland e. V. (L AGS)angesiedelt ist, mit der Erstellung des Gutachtens beauftragt.
1 Food Literacy ist die Fähigkeit, den Ernährungs-alltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusstund genussvoll zu gestalten.
L AGS / V NS 3
2. Teilnahme am EU - SO P und Preisentwicklung
Tabelle 1: Anzahl der teilnehmenden Schüler pro Projektzeitraum
Herbst 2009 10 350
Frühjahr 2010 10 237 Ů
Herbst 2010 10 780 Ű
Frühjahr 2011 11 365 Ű
Herbst 2011 10 613 Ů
Frühjahr 2012a 11 500 Ű
a Schätzung Januar 2012
2. Teilnahme am EU-SOP und Preisentwicklung
Die Anzahl der teilnehmenden Schüler unterlag von Herbst 2009 bis Frühjahr 2012(Schätzung Januar 2012) leichten Schwankungen, ist aber tendenziell gestiegen. Derdeutliche Rückgang im Herbst 2011 ist höchst wahrscheinlich auf die E H EC-Krise imFrühsommer 2011, die in die Anmeldefrist für Herbst 2011 fiel, zurückzuführen. Die ge-nauen Zahlen sind in Tabelle 1 dargestellt. In dem dargestellten Zeitraum waren nachAngaben des M U E V etwa 34 000 Schüler förderberechtigt. Somit hat knapp ein Drittelder Berechtigten vom EU - SO P profitiert. Die zur Verfügung stehende Fördersummekonnte deshalb so eingesetzt werden, dass den Schülern drei mal pro Woche im Rahmendes EU - SO P kostenlos eine Portion Obst oder Gemüse zur Verfügung stand.
Im Herbst 2009 wog eine Portion rechnerisch 100 Gramm und kostete 28 Cent; abFrühjahr 2010 wog eine Portion rechnerisch 130 Gramm, wobei sich der Preis bis Herbst2011 auf 45 Cent steigerte (die Preisentwicklung berechnet pro 130 Gramm ist in Ab-bildung 1 auf der nächsten Seite dargestellt). Die Preisgestaltung wird von Seiten desLieferanten vor allem durch die hohen Transportkosten begründet, da sämtliche Schu-len des Saarlandes von einem Lieferanten angefahren werden.
Die Anzahl der teilnehmenden Schulen ist hingegen stetig gestiegen – von 73 imHerbst 2009 auf 94 im Herbst 2011 beziehungsweise 106 im Frühjahr 2012, wobei letztereZahl auf Schätzungen aus Januar 2012 beruht. Die genauen Zahlen sind in Tabelle 2 aufder nächsten Seite dargestellt. Die Anzahl der Neuanmeldungen ist in Abbildung 2 aufSeite 6 dargestellt.
2.1. Teilnahme nach Schultypen – Ziele der Länder, Gründe für Auswahl derSchulen
Um den grundlegend veränderten Lebensbedingungen in industrialisierten Gesell-schaften Rechnung zu tragen, muss der Verbrauch energiedichter Lebensmittel zuguns-ten nährstoffdichter Lebensmittel reduziert werden. Der überwiegende Teil der Men-
4 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
2.1. Teilnahme nach Schultypen – Ziele der Länder, Gründe für Auswahl der Schulen
10
20
30
40
50
36
Herbst 2009
30
Frühjahr 2010
39
Herbst 2010
44
Frühjahr 2011
45
Herbst 2011
Abbildung 1: Preisentwicklung pro 130Gramm in Cent
Tabelle 2: Anzahl der teilnehmenden Schulen pro Projektzeitraum
Herbst 2009 73
Frühjahr 2010 82 Ű
Herbst 2010 91 Ű
Frühjahr 2011 92 Ű
Herbst 2011 94 Ű
Frühjahr 2012a 106 Ű
a Schätzung Januar 2012
schen in Deutschland führt sich mehr Energie zu, als er verbraucht, was zu Übergewichtund Adipositas und den damit verbundenen Folgekrankheiten führt. Der Energiebedarfder Menschen in den industrialisierten Ländern hat im Vergleich zu ihren Vorfahrenstärker abgenommen als der Nährstoffbedarf. Obst und Gemüse sind Lebensmittel, diediesen Anforderungen perfekt genügen. Das Verhältnis von Nährstoff zu Energie istoptimal. Obst und Gemüse haben eine hohe Nährstoffdichte, das heißt, sie liefern imVergleich zu anderen Lebensmitteln relativ große Mengen eines Nährstoffes pro Ener-gieeinheit. Sie leisten also einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung des Nährstoffbedarfs,ohne dabei zu viel Energie zuzuführen. Darüber hinaus haben Obst und Gemüse einbedeutendes präventives Potenzial für verschiedene Krankheiten. Sie sind die einzigenLieferanten Sekundärer Pflanzenstoffe, denen zahlreiche gesundheitsförderliche Funk-tionen zugeschrieben werden.
Kinder sollen früh die Vielfalt an Geschmäckern und die Vielfalt an Obst und Gemüsekennenlernen, um sich eine Ernährungskompetenz anzueignen, die vor gesundheits-schädlichem Essverhalten schützt. Obst und Gemüse sind förderungswürdige landwirt-
L AGS / V NS 5
2. Teilnahme am EU - SO P und Preisentwicklung
10
20
30
40
50
60
70
8073
Herbst 2009
27
Frühjahr 2010
9
Herbst 2010
12
Frühjahr 2011
11
Herbst 2011
14
Frühjahr 2012
Abbildung 2: Neuanmeldungen von Schulen (Schätzung für Frühjahr 2012 aus Dezember 2011)
schaftliche Produkte. Das Schulobstprogramm kann die Märkte stabilisieren, die gegen-wärtige und zukünftige Versorgung sicherstellen und das Einkommen der Landwirt-schaft steigern. Mit dem Schulobstprogramm können somit auch wichtige Ziele derreformierten gemeinsamen Agrarpolitik der EU erfüllt werden.
Das saarländische EU - SO P richtet sich an Grund- und Förderschulen. In dem Papier»Strategie für ein Schulobstprogramm gemäß Art. 103ga, Verordnung (EG) Nr. 1234/2007im Saarland« heißt es:
»Zielgruppen des Schulobstprogramms sind zunächst Kinder in den Jahr-gangsstufen 1 bis 4 aller Schulen im Saarland. Es handelt sich hierbei umstaatliche und private Grundschulen sowie Waldorfschulen. Bei saarländi-schen Förderschulen wird die gesamte Schulform als Zielgruppe definiert.[...]
Gewählt wurden diese Schultypen aus folgenden Gründen:
1. Die Essgewohnheiten werden im frühen Alter geprägt. Grundschulleh-rer erfüllen für diese Gruppe eine besondere Vorbildfunktion.
2. Im Gegensatz zu vorschulischen Einrichtungen (in Deutschland) istes in dieser Altersgruppe erstmals möglich, alle Kinder anzusprechen.Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass der Besuch vorschulischer Ein-richtungen im Saarland nicht verpflichtend ist.«
6 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Tabelle 3: Teilnahme am EU-SOP differenziert nach Schulformen (Herbst 2011)
Schulform Gesamt Teilnahme Anteil
Grundschule 160 61 38,1 %
Förderschule 41 30 73,2 %
Waldorfschule 4 3 75 %
Damit sind etwa 34 000 Schüler in 205 Schulen förderberechtigt. Wie stark sich dieSchulformen beteiligen und wie hoch der Anteil der jeweiligen Schulform ist, ist inTabelle 3 dargestellt.
Betrachtet man die Akzeptanz des Schulobstprogramms für die einzelnen Schulfor-men, so ist deutlich erkennbar, dass Förderschulen (und auch Waldorfschulen) zu einemwesentlich höheren Prozentsatz am Schulobstprogramm teilnehmen. Dies deckt sichmit den Ergebnissen der Evaluierung, wonach Förderschullehrer deutlich zufriedenermit dem Schulobstprogramm sind als ihre Kollegen an der Grundschule (Abschnitt 5.4.3.der Evaluation des SO P).
Vermutlich ist dies auf die unterschiedlichen Bedingungen und Aufgabenstellungenin den einzelnen Schulformen zurückzuführen, da in Förderschulen und an den pri-vaten Waldorfschulen andere Lehrinhalte, andere Lehrer-Schüler-Verhältnisse sowieandere räumliche Möglichkeiten (für Lagerung und Zubereitung) bestehen.
Seit Beginn des saarländischen EU - SO P im Herbst 2009 hatten alle an dem Programminteressierten Schulen die Möglichkeit teilzunehmen. Weder die finanziellen Mittelnoch zu großes Interesse haben bisher dazu geführt, dass die Teilnahme begrenzt wer-den musste.
3. Einschätzung zur Auswahl
Die Teilnahme am EU - SO P ist im Saarland freiwillig. Durch das M U E V wurde keineVorauswahl getroffen. Lediglich die Schulform wurde, wie in Abschnitt 2.1 auf Seite 4dargestellt, vorgegeben. Alle förderberechtigten Schulformen wurden angeschriebenund zur Teilnahme eingeladen.
Angesichts der Rückmeldungen einiger Lehrer in der ersten Projektphase und derErgebnisse der Evaluierung ist die Freiwilligkeit der Teilnahme zu begrüßen. Wenn dieLehrer etwas an dem Programm negativ kritisieren, dann die damit einhergehende Be-lastung. Lehrkräfte, die das Programm als zu große Belastung empfinden, sollten nichtzur Durchführung gezwungen werden. Es besteht die Gefahr, dass das eigene Erlebenauf die Kinder übertragen wird und somit ein negatives Klima beim gemeinschaftlichenObst-/Gemüseverzehr entsteht, das den Erfolg der Maßnahme gefährden würde. Ob sich
L AGS / V NS 7
4. Einfluss des EU - SO P auf verschiedene Faktoren
die Ergebnisse beispielsweise aus Rheinland-Pfalz, wo die Teilnahme verpflichtend ist,auf das Saarland übertragen ließen, ist ebenfalls zweifelhaft. Denn die Erfahrungen mitder Durchführung des aid-Ernährungsführerscheins an saarländischen Schulen zeigen,dass die saarländischen Lehrkräfte scheinbar außergewöhnlichen Belastungen ausge-setzt sind.2 Lehrer, die aus Überzeugung mit ihrer Klasse an dem Programm teilnehmen,sind für den Erfolg der Maßnahme sicherlich förderlicher als Lehrer, die trotz ihrer ab-lehnenden Haltung zur Teilnahme gezwungen würden.
Ähnlich skeptisch wie eine vorgeschriebene Teilnahme wird die Fokussierung aufSchulen in Stadtteilen mit überwiegend sozioökonomisch schlechter gestellten Bewoh-nern gesehen, wie es beispielsweise im Bericht des Rechnungshofes des Saarlandes an-geregt wird. Zwar zeigt sich in den Zahlen zu Übergewicht und Adipositas bei Kindernund Jugendlichen ein sozialer Gradient. Aber über alle sozialen Schichten hinweg istder Verzehr von Obst und Gemüse zu niedrig. Settingprojekte3 sind außerdem dadurchgekennzeichnet, dass sie alle Gruppen ansprechen, wodurch eine Stigmatisierung ver-hindert wird und die Benachteiligten ebenfalls angesprochen werden. Als vorbeugen-der Gesundheitsschutz wird allgemein der Verzehr von mindestens fünf Portionen Obstund Gemüse pro Tag empfohlen; das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dort-mund (F K E) hat in der optimierten Mischkost (optimiX®) konkrete Mengenangaben fürverschiedene Altersstufen errechnet. Laut der Ernährungs-Studie von K i G GS (Kinder-und Jugendgesundheitssurvey 2003–2006), EsKiMo, erreichen derzeit nur 6 Prozent der6–11-Jährigen Jungen und 7 Prozent der 6–11-Jährigen Mädchen die Empfehlungen zurObst- und Gemüsezufuhr nach optimiX®. Die meisten Kinder und Jugendlichen allerAltersstufen verzehren insgesamt deutlich weniger Obst und Gemüse als empfohlen.Außerdem ermöglicht die Freiwilligkeit im Saarland, den Lehrkräften an Schulen insozioöknomisch schwierigen Lagen am EU - SO P teilzunehmen. Lehrkräfte an solchenSchulen sind sich der schwierigen Lage ihrer Schüler bewusst.
4. Einfluss des EU-SOP auf verschiedene Faktoren
In den folgenden Abschnitten wird anhand der Evaluations-Ergebnisse der Einfluss desEU - SO P auf verschiedene Faktoren dargestellt.
2 Nach Angaben das aid ist das Saarland das ein-zige Bundesland, in dem externe Fachkräfteund nicht die Lehrer den aid-Ernährungsführer-schein durchführen. Als Gründe geben die saar-
ländischen Lehrer Überlastung an. Die Erfahrun-gen der V NS bestätigen die Aussagen des aid.
3 Mit Setting werden in der Fachsprache Lebens-welten bezeichnet – Schule ist eine Lebenswelt.
8 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
4.1. Einfluss des EU - SO P auf Obst- und Gemüseverzehr von Kindern
4.1. Einfluss des EU-SOP auf Obst- und Gemüseverzehr von Kindern
Bei der Evaluation des EU - SO P durch das L PH zeigt sich, dass die Kinder, die an derBefragung teilgenommen haben, nach ihren eigenen Angaben und den Angaben derEltern im Vergleich zu repräsentativen wissenschaftlichen Untersuchungen schon vielObst und Gemüse essen. Im Durchschnitt essen Kinder, die am SO P teilgenommen ha-ben, nach eigenen Angaben 1,9 Stück oder Portionen Obst und genauso viel Gemüsean Tagen, an denen es kein Schulobst gibt. In der Summe essen sie durchschnittlich3,7 Stück oder Portionen Obst oder Gemüse pro Tag. Trotz des bereits vergleichsweisehohen Konsums geben 14,7 Prozent der Eltern an, dass ihre Kinder während des SO P zuHause mehr Obst essen. Bei 83 Prozent der Kinder hat sich nach Angaben der Eltern derObstkonsum zu Hause nicht verändert. 2,3 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind zuHause jetzt weniger Obst isst.
Ähnliche Zahlen ergeben sich beim Gemüseverzehr. 85,6 Prozent der Eltern geben an,dass ihr Kind zu Hause gleich viel Gemüse isst. Bei 9,8 Prozent der Kinder wurde sogareine erhöhter Gemüsekonsum von den Eltern festgestellt. Lediglich 4,6 Prozent derEltern haben eine Reduzierung des Gemüsekonsums ihrer Kinder zu Hause festgestellt.
Da der weitaus überwiegende Teil der Eltern einen gleichbleibenden Obst- und Ge-müsekonsum zu Hause bei ihren Kindern festgestellt hat (Abschnitt 7.2 auf Seite 15), hatsich der Obst- und Gemüsekonsum bei diesen Kindern um mindestens 390 Gramm proWoche (3-mal 130 Gramm Schulobst) erhöht.
4.2. Einfluss des EU-SOP auf Vorlieben der Kinder für Obst und Gemüse
Kinder essen lieber Obst als Gemüse, was auf die genetische Süßpräferenz zurück zuführen ist. Dies zeigen auch die Evaluations-Ergebnisse. Obst ist bei den Kindern be-liebter als Gemüse. Ein statistisch signifikanter Einfluss des SO P auf die Vorlieben derKinder für Obst und Gemüse lässt sich nicht feststellen. Allerdings ist Gemüse bei Kin-dern, die am SO P teilnehmen (Versuchsgruppe), beliebter als bei Kindern, die nicht amSO P teilnehmen (Kontrollgruppe).
4.3. Einfluss des EU-SOP auf eine Änderung der Einstellung gegenüberObst und Gemüse allgemein und/oder gegenüber bestimmten Obst-und Gemüsesorten
Auf die Rangfolge der beliebtesten Obstsorten hatte das SO P kaum einen Einfluss. Aller-dings hat sich bei sechs von acht Obstsorten zum zweiten Messzeitpunkt die Beliebtheitnoch gesteigert.
Beim Gemüse verhält es sich ein wenig anders – ein Trend, der sich in der Kontrollgrup-pe nicht wieder spiegelt. Die Rangfolge der Lieblingsgemüsesorten hat sich zum zweitenMesszeitpunkt deutlicher verändert als bei den Lieblingsobstsorten. Fünf Gemüsesorten
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4. Einfluss des EU - SO P auf verschiedene Faktoren
wurden zum zweiten Messzeitpunkt schlechter bewertet als zum ersten Messzeitpunkt;nur drei Gemüsesorten wurden zum zweiten Messzeitpunkt besser bewertet. Paprikaverbesserte sich beispielsweise von Rang 5 auf Rang 2. Aus den vorliegenden Datenlassen sich diese Veränderungen nicht erklären.
Grundsätzlich erfreuen sich Obst und Gemüse aber großer Beliebheit.
4.4. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Obst- undGemüsesorten
Die Kinder, die am SO P teilgenommen haben, wurden in der Evaluation gefragt, wie vielsie über Obst und Gemüse gelernt haben. 42,4 Prozent geben an, jetzt mehr als vorherzu wissen und 15,9 Prozent geben an, jetzt viel mehr als vorher zu wissen. 58,3 Prozentgeben also einen Wissenszuwachs durch das SO P an.
4.5. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Relevanz für einegesundheitsförderliche Ernährung
Ein möglicher Lerneffekt bezüglich der Relevanz für eine gesundheitsförderliche Er-nährung wurde in der Evaluation nicht untersucht. Allerdings konnten die Eltern eineEinschätzung dazu abgeben, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförder-liche Ernährung lernt. Die Eltern sind überwiegend der Meinung, dass ihr Kind in derSchule genug zu dem Thema lernt. Zum zweiten Messzeitpunkt waren sie sogar statis-tisch signifikant stärker der Meinung, dass ihr Kind in der Schule genug über gesund-heitsförderliche Ernährung lernt. Daraus könnte geschlossen werden, dass die Elterndas EU - SO P als wichtigen Beitrag zur Ernährungsbildung sehen. Allerdings waren dieEltern der Kontrollgruppe zum zweiten Messzeitpunkt noch stärker der Meinung, dassihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, obwohl ihrKind nicht am SO P teilgenommen hat. Auch dieser Effekt lässt sich mit den vorliegen-den Daten nicht erklären.
4.6. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Zubereitung
Dieser Aspekt wurde in der Evaluation nicht untersucht.
4.7. Einfluss auf das Wissen der Kinder bezüglich der Herkunft
Auch dieser Aspekt wurde in der Evaluation nicht untersucht.
10 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
5. Aktivitäten der Schulen im Rahmen des EU-SOP
Die am Schulobstprogramm teilnehmenden Schulen sind verpflichtet, pädagogischeBegleitmaßnahmen durchzuführen.
Im Schuljahr 2009/2010 wurde der Lehrplan »Sachunterricht« an Grundschulen desSaarlandes durch eine überarbeitete Version in Kraft gesetzt. Hierzu wurde jeder betei-ligten Schulklasse durch das M U E V die aid-Broschüre »Obst und Gemüse – Nimm fünfam Tag« mit 33 Aktionen und 18 Arbeitsblättern zur Unterstützung der Unterrichtsge-staltung zur Verfügung gestellt. Weiterhin werden über das Landesinstitut für Pädago-gik und Medien (L PM) Schulungen zum Einsatz des Ordners »Esspedition Schule« fürden Sachunterricht im Bereich der Ernährungsbildung angeboten.
Darüber hinaus führen die Schulen auch eigene pädagogische Begleitmaßnahmendurch. In einer Erhebung, die das M U E V im Rahmen des SO P durchgeführt hat, wurdenunter anderem folgende Maßnahmen genannt: Gesundes Frühstück, Kochkurse, Sinnes-parcours, Schulgarten-AG, Besuche von Bauernhöfen und Streuobstwiesen, Apfeltag,Speisenplancheck, Projektwoche Ernährung, aid-Ernährungsführerschein, »Esspediti-on Schule«.
In den meisten Schulen wird regelmäßig ein »Gesundes Frühstück« durchgeführt, beiwelchem auf gesundheitsförderliche Lebensmittel (Vollkornprodukte, Milchproduk-te) geachtet wird und gesunde Speisen hergestellt und verzehrt werden (Obstspieße,Früchtequark, Vollkornbrote mit Rohkost oder Ähnliches). Mehr als 40 Prozent der teil-nehmenden Schulen veranstalten Kochkurse, 27 Prozent haben einen Sinnesparcoursim Bereich Ernährung durchgeführt. 23 Schulen haben einen Schulgarten. DetaillierteErgebnisse sind in Abbildung 3 auf der nächsten Seite dargestellt.
Ein Zusammenhang zwischen der Durchführung von pädagogischen Begleitmaßnah-men und der Wirkung des Schulobstprogramms lässt sich durch die Evaluation nichtbestätigen.
6. Einschätzungen der Lehrer
Die Lehrer wurden zu folgenden Aspekten befragt: Organisation, Aufwand, Obstqualitätund Obstvielfalt, Schulobstverteilung, Einbindung des Themas gesundheitsförderlicheErnährung in den Unterricht, Effekte und Wirkungen des Schulobstprogramms.
6.1. Organisation
Der überwiegende Teil der Lehrer (mehr als Dreiviertel) beurteilt die interne Organisati-on und die Organisation der Obst- und Gemüseanlieferung durch den Händler positiv.Weniger als 4 Prozent beurteilen beide Aspekte als »eher schlecht«; die Beurteilung»schlecht« wird von keinem Lehrer abgegeben. Die Beurteilung der Lagermöglichkeiten
L AGS / V NS 11
6. Einschätzungen der Lehrer
10
20
30
40
%
50
60
70
80
70.33
GesundesFrühstück
47.25
Kochkurse
31.87
Sonstiges
29.67
Sinnesparcours
25.27
Schulgarten-AG
18.68
BesuchStreuobstwiesen
17.58
Speisenplancheck
17.58
Bauernhof-Besuch
16.48
Apfeltag
12.09
Projektwoche Ernährung
4.4
aid-Ernährungsführerschein
2.2
EsspeditionSchule
Abbildung 3: FlankierendeMaßnahmen in Schulen in Prozent teilnehmender Schulen
fällt deutlich negativer aus: Nur 35,7 Prozent beurteilen die Lagermöglichkeiten positiv.Genauso viele konnten sich für keine Wertungsrichtung entscheiden und wählten alsAntwort »teils/teils«. Somit beurteilen 28,6 Prozent die Lagermöglichkeiten negativ.
Des Weiteren sollten die Lehrer aus einer Reihe von Faktoren drei auswählen undin eine Rangfolge bringen, die sie für das Gelingen des SO P als wichtig ansehen. Alswichtigste Faktoren wurden genannt:
1. kostenfreie Abgabe des Obstes und Gemüses (41,4 Prozent)2. Qualität des Obstes und Gemüses (28,6 Prozent)3. abwechslungsreiches Obst- und Gemüseangebot (21,4 Prozent)
Etwa die Hälfte aller Lehrer wünscht sich eine stärkere Einbindung der Eltern ins SO P.Werden Gründe dafür angegeben, wird in erster Linie Hilfe beim Vorbereiten genannt.
12 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
6.2. Aufwand
6.2. Aufwand
Der überwiegende Teil der Lehrer empfindet die Vorbereitung zur Durchführung desSO P als hinreichend. Was den Belastungsgrad der Lehrkräfte angeht, gibt es deutlicheUnterschiede zwischen den beiden Messzeitpunkten: Vor Beginn des SO P wurde dieBelastung als durchschnittlich eingeschätzt während sie zum zweiten Messzeitpunktvon etwa Zweidrittel als hoch angegeben wird. Dennoch beurteilt mehr als die Hälfteder Lehrer das Verhältnis von Aufwand und Nutzen positiv.
6.3. Obstqualität und Obstvielfalt
Zum zweiten Messzeitpunkt hatten die Lehrer die Möglichkeit die Qualität des verteil-ten Obstes und Gemüses zu bewerten. Die Antworten verteilen sich recht gleichmäßigauf »sehr gut«, »gut«, »teils/teils« und »eher schlecht«. Als »sehr schlecht« wurde die Qua-lität von keinem Lehrer bewertet. Somit liegt die Bewertung statistisch tendenziell impositiven Bereich.
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Beurteilung der Qualität und der Lager-möglichkeiten. Lehrer, die die Lagermöglichkeiten an ihrer Schule positiv bewerten,beurteilen auch die Qualität des Obstes und Gemüses als sehr gut. Es lässt sich vermuten,dass die schlechten Bewertungen der Qualität ihre Ursache im Verderb der Ware haben,der auf die schlechten Lagerbedingungen zurückzuführen ist.
Der Aussage »Die Anlieferung erfolgte mehrmals pro Woche, so dass das Obst undGemüse immer frisch war« stimmen 59,2 Prozent der Lehrer zu.4 Dennoch sieht fastein Fünftel (18,5 Prozent) die mehrfache wöchentliche Anlieferung nicht als Garant fürFrische.
Bei der Beurteilung der Vielfalt des Obstes und Gemüses ist fast die Hälfte der Leh-rer unentschieden. 37,9 Prozent bewerten die Vielfalt positiv, 13,8 Prozent negativ. DieMenge des Obstes und Gemüses wird von der großen Mehrheit (85,7 Prozent) als ausrei-chend angesehen. Nur 7,1 Prozent wählen als Antwort »eher nicht ausreichend«. »Nichtausreichend« wurde von niemandem gewählt.
6.4. Bewertung Schulobstverteilung
Der überwiegende Teil der Lehrkräfte (79,3 Prozent) bewertet die Aktion positiv, nur3,4 Prozent bewerten die Aktion als »eher schlecht«. Auch hier findet sich ein Zusam-menhang mit den Lagermöglichkeiten. Lehrkräfte, die die Lagermöglichkeiten in ihrerSchule positiv bewertet haben, bewerten auch die Aktion positiv.
4 Das Obst und Gemüse wurde im Rahmen desSO P zwei mal wöchentlich geliefert, so dass einePortion in der Schule gelagert werden musste.
L AGS / V NS 13
6. Einschätzungen der Lehrer
Die Lehrkräfte wurden auch um ihre Einschätzung gebeten, inwieweit sich ihre Klas-sen auf das SO P freuen (erster Messzeitpunkt) beziehungsweise wie begeistert sie davonsind (zweiter Messzeitpunkt). Die Lehrer geben an, dass sich die Kinder sehr auf dasSO P freuten. Die Begeisterung zum zweiten Messzeitpunkt liegt allerdings signifikantniedriger als es die Vorfreude war.
Des Weiteren wurden die Lehrkräfte gefragt, wie die Akzeptanz des SO P (erster Mess-zeitpunkt) beziehungsweise die Reaktion zum SO P (zweiter Messzeitpunkt) der Elternist. Zu beiden Aspekten liegen die Mittelwerte im positiven Bereich.
Schließlich konnten die Lehrkräfte noch angeben, ob sie für eine Weiterführung desSO P seien. 78,6 Prozent der Lehrkräfte sprechen sich für eine Weiterführung aus.
6.5. Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung in denUnterricht
Die Wichtigkeit des Themas gesundheitsförderliche Ernährung im Unterricht gebendie Lehrkräfte als hoch an. 84,2 Prozent der befragten Lehrkräfte geben an, dass die-ses Thema auch schon vor dem SO P eine Rolle spielte (beispielsweise beim »gesundenFrühstück« oder Projektwochen). Das SO P selbst wurde überwiegend im Sachunterrichtthematisiert.
Auch wenn die Lehrkräfte im Durchschnitt mit den zum Thema zur Verfügung stehen-den Materialien zufrieden sind, wünschen sich 44,7 Prozent zum ersten Messzeitpunktund 41,4 Prozent zum zweiten Messzeitpunkt zusätzliches Unterrichtsmaterial zum The-ma Obst und Gemüse.
6.6. Effekte und Wirkungen des SOP
Auf einer fünfstufigen Skala werden die zu erwartenden Lerneffekte der Schüler imdurchschnittlichen Bereich angegeben. Außerdem wurden die Lehrer gefragt, ob sieVeränderungen im Ernährungsverhalten der Schüler erwarten (erster Messzeitpunkt)und ob sie dauerhafte Änderungen im Ernährungsverhalten festgestellt haben (zweiterMesszeitpunkt). Die Erwartungen der Lehrer liegen deutlich höher, als sie anschließenddauerhafte Änderungen beobachten. 71,8 Prozent erwarteten dauerhafte Änderungenim Ernährungsverhalten der Schüler. Aber nur 48,3 Prozent beobachten dauerhafteÄnderungen.
Analog sollten die Lehrkräfte die erwarteten und beobachteten Änderungen im Er-nährungsverhalten bei den Eltern der Schüler einschätzen. Nur 44,7 Prozent der Lehr-kräfte erwarten Änderungen bei den Eltern und nur 17,9 Prozent gaben zum zweitenMesszeitpunkt an, tatsächlich Änderungen im Essverhalten der Eltern zu beobachten.
14 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
7. Einschätzungen der Eltern
In den folgenden Abschnitten werden die in der Evaluation des SO P erfragten Einschät-zungen der Eltern zusammengefasst.
7.1. Obst- und Gemüseverzehr zu Hause
Die Eltern schätzen die zu Hause verzehrten Mengen an Obst und Gemüse auf etwa vierPortionen pro Tag. Damit liegen sie vergleichsweise hoch und nahe an den empfohlenenfünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag.
7.2. Einschätzung der Konsumgewohnheiten
84,6 Prozent der Eltern geben an, dass der Obstkonsum zu Hause durch das SO P nichtzurückgegangen ist. 14,7 Prozent beobachten zu Hause einen gesteigerten Obstkon-sum bei ihren Kindern. Ähnlich verhält es sich mit dem Gemüseverzehr: 86 Prozent derEltern beobachten zu Hause bei ihren Kindern keinen Rückgang im Gemüsekonsum.9,8 Prozent der Eltern geben an, dass ihr Kind zu Hause nun mehr Gemüse isst.
7.3. Obst- und Gemüsepräferenzen der Kinder
Die Befragung der Eltern zu den Präferenzen ihrer Kinder zeigt, dass Kinder lieber Obstals Gemüse essen. Während Obst besonders beliebt ist, sind die Vorlieben für Gemüseunauffällig. Zum zweiten Messzeitpunkt hat sich die Beliebtheit von Gemüse erhöht. Dadieser Effekt auch in der Kontrollgruppe auftritt, kann er nicht auf die Teilnahme amSO P zurück geführt werden.
7.4. Bewertung Schulobstverteilung
Die Verteilung von Obst und Gemüse wird von 98 Prozent der Eltern positiv bewertet.1,7 Prozent sind unentschlossen und 0,3 Prozent beurteilen die Schulobstverteilung als»sehr schlecht«. Dass das Obst und Gemüse kostenlos verteilt wird, damit alle Kinderdaran teilnehmen können, wird auch von fast allen Eltern sehr positiv gesehen. Etwaein Drittel der Eltern gibt an, dass ihr Kind durch die Teilnahme am SO P neue Obst- undGemüsesorten kennengelernt hat. Die Vorfreude ihres Kindes auf (erster Messzeitpunkt)und die Begeisterung über (zweiter Messzeitpunkt) das SO P geben die Eltern jeweils alssehr hoch an.
Gefragt nach Verbesserungsvorschlägen für das SO P geben 84,5 Prozent der Elternan, keine Verbesserungsvorschläge zu haben. Von den 15,5 Prozent, die Verbesserungs-vorschläge machen, wünschen sich elf Elternteile eine größere Vielfalt an Obst- undGemüsesorten.
L AGS / V NS 15
8. Hauptdeterminanten für den Erfolg des Programms
Der überwiegende Teil der Eltern möchte nicht stärker in das SO P eingebunden wer-den. Dieser Anteil steigt zum zweiten Messzeitpunkt von 63,9 Prozent auf 78,8 Prozent.Die Eltern wurden außerdem gefragt, ob sie gut und ausreichend über das SO P infor-miert sind. Auf einer fünfstufigen Antwortskala zeigt sich bei dieser Frage ein positiverWert.
99 Prozent der Eltern möchten, dass das SO P fortgeführt wird. Als Gründe nennen sieden Gesundheitswert von Obst und Gemüse, dass alle Kinder die Chance haben, Obstund Gemüse zu verzehren und eine verbesserte Ernährungskompetenz.
7.5. Gesundheitsförderliche Ernährung im Schulalltag
Die Einschätzung, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernäh-rung lernt, wurde durch das SO P leicht positiv beeinflusst.
8. Hauptdeterminanten für den Erfolg des Programms
Wie in Abschnitt 6.1 auf Seite 11 dargestellt, haben die Lehrer drei Hauptfaktoren für denErfolg identifiziert:
1. kostenfreie Abgabe des Obstes und Gemüses2. Qualität des Obstes und Gemüses3. abwechslungsreiches Obst- und Gemüseangebot
Darüber hinaus ergeben sich aus der Evaluation weitere Faktoren, die den Erfolg desProgramms noch steigern können:
Lagerungsmöglichkeiten Die Lagerungsmöglichkeiten müssen an den meisten Schu-len verbessert werden, um die gewünschte Qualität und notwendige Frische derWare sicher zu stellen.
Unterrichtsmaterial Den Lehrkräften sollte zukünftig standardisiertes Material zur Be-gleitung des SO P zur Verfügung gestellt werden. Dies können warenkundlicheInformationen, Bildmaterial, aber auch einfache Hilfestellungen zur Verarbei-tung der gelieferten Waren sein. Dazu kann beispielsweise auf das Material desaid-Ernährungsführerscheins zurück gegriffen werden.
Einbindung der Eltern Dies würde einerseits zu einer Entlastung der Lehrkräfte führenund andererseits auch in den Familien zusätzlich die Bedeutung von Obst und Ge-müse für eine gesundheitsförderliche Ernährung unterstreichen. Allerdings zeigtdie Evaluation, dass die Bereitschaft der Eltern, stärker eingebunden zu werden,eher gering ausgeprägt ist.
16 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Einbindung Nachmittagsbetreuung An Schulen, an denen das SO P bisher aufgrundder Belastung der Lehrkräfte nicht stattfindet, könnte das Personal der Nachmit-tagsbetreuung noch häufiger eingebunden werden. Im saarländischen SO P ist eszulässig, dass das Obst und Gemüse auch im Rahmen der Nachmittagsbetreuungverteilt wird.
Lagerungsmöglichkeiten sind Maßstab für die Beurteilung der Warenqualität unddie Gesamtbewertung des SO P. Spezifische Unterrichtsmaterialien, die beispielsweiseden Krallengriff oder Hygienemaßnahmen erläutern, und die Einbindung der Elternwürden kurz-, mittel- und langfristig die Lehrkräfte entlasten. Die Entlastung der Lehr-kräfte scheint ein wichtiger Anreiz zur Steigerung des Anteils saarländischer Schüler zusein, die am SO P teilnehmen.
9. Zusammenfassung und Bewertung
Die stetig wachsende Anzahl teilnehmender Schüler und Schulen ist sicherlich einerseitsauf den wachsenden Bekanntheitsgrad und andererseits auch auf die Zufriedenheitmit dem Programm zurückzuführen. Die stetig wachsende Anzahl der teilnehmendenSchulen steht im scheinbaren Widerspruch zu den relativ gleichbleibenden Schüler-zahlen. Dies hängt damit zusammen, dass Schulen nicht mit allen Klassen teilnehmenmüssen, sondern, dass sie auch einzelne Klassen (mindestens vier Klassen in Grundschu-len) anmelden können. Weiterhin besteht in Freiwilligen Ganztagsgrundschulen dieMöglichkeit, das Schulobst im Nachmittagsbereich, das heißt mit den Schülergruppen,die an der Freiwilligen Ganztagsgrundschule (FG TGS) teilnehmen, zu verzehren. Dainsbesondere an den Grundschulen die Durchführung des Schulobstprogramms amNachmittag einfacher ist, nimmt der Anteil der FG TGS stetig zu. Dies kann zur Folgehaben, dass die Schulen weniger Kinder anmelden, da nicht alle Kinder an der FG TGSteilnehmen.
Aus Sicht der V NS ist das SO P im Saarland ein Erfolg. Wie bereits in Abschnitt 3 aufSeite 7 dargelegt, hält die V NS die Freiwilligkeit für einen entscheidenden Erfolgsfak-tor. Der V NS erscheint die Entwicklung der Teilnehmerzahlen als ein geeignetes Er-folgskriterium. Dennoch kann auch die Höhe der absoluten Teilnehmerzahlen als einErfolgkriterium verwendet werden. Eine weitere Steigerung der Teilnehmerzahlen istwünschenswert.
Auch in der Wahrnehmung der Eltern ist das saarländische SO P ein Erfolg. Fast alle El-tern bewerten die Schulobstverteilung positiv und wünschen sich eine Fortführung desSO P. Verbesserungsvorschläge haben nur wenige Eltern, wobei eine größere Vielfalt anObst- und Gemüsesorten am häufigsten genannt wird.
Die äußeren Rahmenbedingungen im Saarland bedeuten zwar einen bürokratischenAufwand für das M U E V, stellen aus Sicht der V NS aber auch die erfolgreiche Fortfüh-
L AGS / V NS 17
10. Empfehlungen
rung des Programms sicher. Dass bisher nur ein knappes Drittel der Schüler vom SO Pprofitiert, liegt nach Einschätzung der V NS unter anderem daran, dass von den nichtteilnehmenden Lehrkräften der Aufwand als unverhältnismäßig hoch eingeschätztwird. So lauten jedenfalls häufig Rückmeldungen von Lehrkräften an die V NS. Würdeden Schulen die Auswahl des Lieferanten und die Abwicklung der Zahlungsmodalitätenselbst überlassen, würde das Aufwand-Ertrag-Verhältnis ungünstig verschoben. Zwarist der V NS aus anderen Bundesländern diese Vorgehensweise bekannt. Aber die Erfah-rungen mit dem aid-Ernährungsführerschein haben die V NS – und den aid – gelehrt,dass sich die saarländischen Lehrkräfte besonders belastet fühlen. Des Weiteren ist auchdamit zu rechnen, dass räumlich abgelegene Schulen dann keinen Lieferanten findenwürden.
Dass das M U E V anstelle des Ministeriums für Bildung (M f B) für die Abwicklung desSO P zuständig ist, ist nur scheinbar ein Widerspruch. Gesundheitsförderung ist eineQuerschnittsaufgabe, die viele politische wie wissenschaftliche Ressorts betrifft. Da sichdie Lebenswelt Schule grundsätzlich sehr gut für Gesundheitsförderung eignet, unteranderem weil sie alle in einem positiven Kontext erreicht, wäre es eine Überforderungdes M f B alle Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auch dort anzusiedeln. Die Ex-perten sitzen außerdem in der Regel in anderen Ressorts. Im Saarland ist die Ernäh-rungsreferentin im M U E V angesiedelt und dort für weitere Themen zuständig, wie bei-spielsweise die Absatzförderung ökologisch erzeugter Lebensmittel. Aus diesem Grundmüssen 20 Prozent des Obstes und Gemüses im saarländischen SO P aus ökologischemAnbau stammen. Das EU - SO P ist nicht nur eine Maßnahme zur Gesundheitsförderung,sondern auch eine Maßnahme zur Absatzförderung von regional und ökologisch erzeu-tem Obst und Gemüse (Strategie für ein Schulobstprogramm gemäß Art. 103ga, Verord-nung (EG) Nr. 1234/2007 im Saarland).
Den flankierenden Maßnahmen wurde den Ergebnissen der Evaluation zufolge einezu große Bedeutung beigemessen. Sie hatten keinen messbaren Einfluss auf die Ver-zehrsmengen von Obst und Gemüse der Schüler. Dies kann damit zusammen hängen,dass die Familie nach wie vor der wichtigste Sozialisationsort für das Ernährungsverhal-ten ist. Möglicherweise waren die flankierenden Maßnahmen aber auch nicht ausrei-chend mit dem SO P verzahnt.
10. Empfehlungen
In den folgenden Abschnitten werden Empfehlungen zur Verbesserung und erfolgrei-chen Verstetigung des saarländischen SO P gegeben.
18 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
10.1. Teilnehmerzahlen steigern
10.1. Teilnehmerzahlen steigern
Um den Anteil der saarländischen Schüler, die am SO P teilnehmen, weiter zu steigern,sollten für die Lehrkräfte, die auch die Entscheidungsträger sind, die Anreize erhöhtwerden. Die Lagerungsmöglichkeiten sollten verbessert werden. Im Einzelnen könntedies bedeuten, dass beispielsweise ein großer Kühlschrank angeschafft werden müsste.Spezielles Unterrichtsmaterial für das SO P sollte den Schulen zur Verfügung gestelltwerden und über eine Einbindung von Eltern, Großeltern oder anderen Freiwilligensollte nachgedacht werden. Insgesamt sollte die von den Lehrkräften wahrgenommeneBelastung reduziert werden. Ein abwechslungsreicheres Angebot scheint ebenfalls dieAttraktivität des Programmes steigern zu können.
Allerdings ist zu bedenken, dass deutlich steigende Teilnehmerzahlen zu wenigerPortionen pro Woche pro Schüler führen. Im Falle einer hundertprozentigen Teilnahmewürde es pro Woche nicht mehr drei Portionen, sondern nur noch eine Portion pro Kindgeben. Es müsste dann neu geprüft werden, ob die Aktion davon profitiert oder ehernegativ wahrgenommen wird.
10.2. Abwicklung und Organisation
Die Abwicklung des saarländischen SO P durch das M U E V, wie es in Abschnitt 1 aufSeite 3 beschrieben ist, sollte bis auf Weiteres so bleiben. Wie in Abschnitt 9 auf Seite 17dargelegt, hält die V NS die bisherige Art der Organisation und Abwicklung für einenErfolgsfaktor der Aktion im Saarland. Bei den nicht teilnehmenden Schulen/Klassensollten die Gründe für die Nichtteilnahme differenzierter betrachtet werden. Sollte sichheraus stellen, dass auf Grund der SO P-Abwicklung nur ein Drittel der Schüler von derAktion profitieren und die Schulen/Lehrkräfte der anderen zwei Drittel eine andere Ab-wicklung bevorzugten, müsste über die Abwicklung neu nachgedacht werden. Dazubedarf es aber einer genauen Ursachenforschung bei den nicht teilnehmenden Schu-len/Klassen. Diese sollten intensiv und ernsthaft befragt werden (»Was braucht Ihr, umin der nächsten Phase am SO P teilzunehmen?«).
10.3. Zuständigkeit
Warum das SO P im Saarland beim M U E V und nicht beim M f B angesiedelt ist, wurdein Abschnitt 9 auf Seite 17 aus Sicht der V NS erläutert. Zukünftig könnte das M f B seineUnterstützung für das SO P stärker heraus stellen und die Lehrkräfte intensiver als bishermotivieren, mit ihren Klassen daran teilzunehmen.
L AGS / V NS 19
10. Empfehlungen
10.4. Synergieeffekte durch Entlastung der Lehrkräfte
Da die Familie auch beim SO P der zentrale Sozialisationsort für Ernährung ist und ei-ne Entlastung der Lehrkräfte die Teilnehmerzahlen weiter steigern könnte, erscheintdie Einbindung von Familienmitgliedern ins SO P als sinnvoll. Die Lehrkräfte würdenentlastet und das beim SO P vermittelte Wissen über mehrere Personen in die Familietransportiert. Zu einer weiteren Entlastung könnte die Anschaffung von »Schulobstkis-ten« führen, die für alle Schüler der Klasse ein Brettchen, ein Messer, gegebenenfallsauch Schürzen und eine Spülschüssel samt Spülmittel und Spülschwamm enthalten.
10.5. Spezielle Unterrichtsmaterialien
Wie in Abschnitt 8 auf Seite 16 ausgeführt, könnten den Schülern im Rahmen des SO Peinfachste Küchentechniken (beispielsweise der Krallengriff) beigebracht werden. Au-ßerdem könnten zu dem gelieferten Obst und Gemüse passende Rezepte verteilt odergar zubereitet werden. Die Kinder hätten daran jedenfalls viel Spaß und würden etwasdabei lernen.
10.6. Teilnahmeberechtigte Schulen
Zwar sollte das SO P unbedingt weiter für Grundschulen angeboten werden, aber auchauf andere Schulformen und Kitas ausgeweitet werden. Ernährungsverhalten wird frühund kontinuierlich gelernt und die V NS erreichten viele Anfragen zur Teilnahme amSO P aus Kitas und weiterführenden Schulen.
10.7. Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
An den teilnehmenden Schulen sollte es Informationsveranstaltungen zum SO P geben,bei denen auch die Einbindung der Eltern oder Großeltern thematisiert werden soll-te. In Landkreisen mit einer niedrigen Teilnahmequote sollte es gezielte Maßnahmengeben, um auf das SO P aufmerksam zu machen. Dazu könnten die Bürgermeister derGemeinden oder die Vertreter des Landkreistags angesprochen werden.
Schulen, die am SO P teilnehmen, sollten sich am Tag der Schulverpflegung, der jähr-lich von der V NS durchgeführt wird, beteiligen. Zu Beginn jeder neuen Phase sollte eseine zentrale Auftaktveranstaltung in einer teilnehmenden Schule geben.
Um das SO P besser kommunizieren zu können und die von den Eltern gewünschteTransparenz herzustellen, könnte das saarländische SO P eine eigene Internet-Präsenzerhalten. Diese könnte für teilnehmende Schulen auch zur Bekanntmachung Schul-obst-bezogener Aktionen genutzt werden. Dort könnte auch eine Liste mit häufig ge-stellten Fragen (FAQ) gepflegt werden. Des Weiteren könnten teilnehmende Schulen
20 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
die Möglichkeit erhalten, sich auf dem saarländischen Bildungsserver, auf der Homepa-ge des M U E V oder auch der V NS darzustellen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
Auf den folgenden Seiten ist das Original der »Evaluation des EU-Schulobstprogrammsim Saarland« vom L PH eingefügt.
L AGS / V NS 21
Shanta Ghosh
Jens Broderius
Günter Dörr
Dezember 2011
Evaluation des
EU-Schulobstprogramms
im Saarland Forschungsbericht Nr. 1 des Landesinstituts für Präventives Handeln
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
22 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
1
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................ 4
Tabellenverzeichnis.................................................................................................. 6
Abkürzungsverzeichnis ........................................................................................... 8
1. Einleitung............................................................................................................. 9
2. EU-Schulobstprogramm .................................................................................... 10
2.1. Ziele ........................................................................................................... 10
2.2. Zielgruppe .................................................................................................. 11
2.3. Umsetzung des EU-Schulobstprogramms ................................................. 11
2.3.1. Teilnahmebedingungen ................................................................. 11 2.3.2. Obst- und Gemüseverteilung......................................................... 11 2.3.3. Flankierende Maßnahmen............................................................. 12
3. Evaluationsdesign ............................................................................................. 13
3.1. Untersuchungsdesign ................................................................................ 13
3.2. Stichprobe.................................................................................................. 14
3.3. Messinstrumente........................................................................................ 17
3.3.1. Schülerinnen und Schüler.............................................................. 17 3.3.2. Eltern ............................................................................................. 18 3.3.3. Lehrerinnen und Lehrer ................................................................. 19
4. Durchführung..................................................................................................... 20
5. Ergebnisse ........................................................................................................ 23
5.1. Auswertungskriterien.................................................................................. 23
5.2. Schülerinnen und Schüler .......................................................................... 23
5.2.1. Obst- und Gemüseverzehr............................................................. 23
5.2.1.1. Obst...............................................................................................24 5.2.1.2. Gemüse.........................................................................................27
5.2.2. Obst- und Gemüsepräferenzen ..................................................... 30
5.2.2.1. Obst...............................................................................................30 5.2.2.2. Gemüse.........................................................................................32
5.2.3. Bewertung Schulobstverteilung ..................................................... 36 5.2.4. Lerneffekt....................................................................................... 39
5.3. Eltern.......................................................................................................... 41
5.3.1. Obst- und Gemüseverzehr zu Hause ............................................ 42
5.3.1.1. Obst...............................................................................................42 5.3.1.2. Gemüse.........................................................................................45 5.3.1.3. Einschätzung der Konsumgewohnheiten ......................................48
5.3.2. Obst- und Gemüsepräferenzen der Kinder .................................... 50 5.3.3. Bewertung Schulobstverteilung ..................................................... 54 5.3.4. Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung.......... 59
5.3.4.1. Gesundheitsförderliche Ernährung im Schulalltag.........................59 5.3.4.2. Gesundheitsförderliche Ernährung im Familienalltag ....................61
5.4. Lehrerinnen und Lehrer.............................................................................. 67
L AGS / V NS 23
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
2
5.4.1. Durchführung des Schulobstprogramms ....................................... 67
5.4.1.1. Organisation ..................................................................................67 5.4.1.2. Aufwand ........................................................................................71
5.4.2. Obstqualität und –vielfalt ............................................................... 76 5.4.3. Bewertung Schulobstverteilung ..................................................... 79 5.4.4. Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung in
den Unterricht ................................................................................ 82 5.4.5. Effekte und Wirkungen des Schulobstprogramms......................... 86
6. Diskussion ......................................................................................................... 90
7. Literaturverzeichnis ........................................................................................... 96
8. Anhang.............................................................................................................. 97
8.1. Fragebögen der Schülerinnen und Schüler................................................ 97
8.1.1. Deckblatt der Schülerfragebögen .................................................. 97 8.1.2. Fragebogen der Versuchsgruppe zum ersten Messzeitpunkt
und der Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten ...................... 98 8.1.3. Fragebogen der Versuchsgruppe zum zweiten Messzeitpunkt.... 101
8.2. Fragebögen der Eltern ............................................................................. 105
8.2.1. Deckblatt der Elternfragebögen ................................................... 105 8.2.2. Fragebogen der Versuchsgruppe zum ersten Messzeitpunkt...... 106 8.2.3. Fragebogen der Versuchsgruppe zum zweiten Messzeitpunkt.... 108 8.2.4. Fragebogen der Kontrollgruppe zum ersten und zweiten
Messzeitpunkt.............................................................................. 111
8.3. Fragebögen der Lehrerinnen und Lehrer ................................................. 113
8.3.1. Deckblatt der Lehrerfragebögen .................................................. 113 8.3.2. Fragebogen der Versuchsgruppe zum ersten Messzeitpunkt...... 114 8.3.3. Fragebogen der Versuchsgruppe zum zweiten Messzeitpunkt.... 117 8.3.4. Fragebogen der Kontrollgruppe zum ersten und zweiten
Messzeitpunkt.............................................................................. 120
8.4. Anschreiben ............................................................................................. 122
8.4.1. Infoschreiben des LPH zur Durchführung der Evaluation zum ersten Messzeitpunkt................................................................... 122
8.4.2. Infoschreiben des LPH zur Durchführung der Evaluation zum zweiten Messzeitpunkt................................................................. 125
8.4.3. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr an die Kinder der Versuchsgruppe............. 126
8.4.4. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr für die Kinder der Kontrollgruppe ............... 127
8.4.5. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr an die Erziehungsberechtigten der Kinder in der Versuchsgruppe ..................................................... 128
8.4.6. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr für die Erziehungsberechtigten der Kinder in der Kontrollgruppe ........................................................ 130
8.4.7. Einverständniserklärung des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr für die Erziehungsberechtigten der Kinder in der Versuchs- und Kontrollgruppe .......................... 132
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
24 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
3
8.4.8. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr für die Schulleitungen der an der Evaluation teilnehmenden Schulen.............................................. 133
8.4.9. Infoschreiben des saarländischen Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr für die Lehrerinnen und Lehrer der Kontrollgruppen ........................................................................... 134
L AGS / V NS 25
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
4
Abbildungsverzeichnis Abb. 1 Evaluationsdesign EU-Schulobstprogramm im Saarland .......................................................... 13
Abb. 2 Ausschnitt Fragebogen Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe ............ 18
Abb. 3 Ausschnitt Elternfragebogen der Versuchs- und Kontrollgruppe............................................... 18
Abb. 4 Ausschnitt Elternfragebogen der Versuchsgruppe .................................................................... 18
Abb. 5 Ausschnitte Lehrerfragebogen der Versuchs- und Kontrollgruppe............................................ 19
Abb. 6 Ausschnitt Lehrerfragebogen der Versuchsgruppe ................................................................... 19
Abb. 7 Anzahl der Kinder, die am Vortag Obst gegessen haben in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten...................................................................................................... 24
Abb. 8 Anzahl der Kinder, die am Vortag Obst gegessen haben in Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 25
Abb. 9 Anzahl der Kinder, die am Vortag Gemüse gegessen haben in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten ............................................................................. 27
Abb. 10 Anzahl der Kinder, die am Vortag Gemüse gegessen haben in Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 28
Abb. 11 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Schulform zur Vorliebe der Kinder für Gemüse .................................................................................................................................... 34
Abb. 12 Bewertung der Schulobstverteilung durch die Schülerinnen und Schüler............................... 37
Abb. 13 Wunsch der Kinder nach Fortsetzung der Obst- und Gemüseverteilung ................................ 39
Abb. 14 Wissenszuwachs über Obst und Gemüse der Schülerinnen und Schüler .............................. 40
Abb. 15 Wissenszuwachs über Obst und Gemüse der Schülerinnen und Schüler der Grund- und Förderschulen........................................................................................................................... 41
Abb. 16 Elternangaben zum Obstverzehr des Kindes am Vortag zu beiden Messzeitpunkten............ 44
Abb. 17 Elternangaben zum Gemüseverzehr des Kindes am Vortag zu beiden Messzeitpunkten...... 47
Abb. 18 Elternangaben zum allgemeinen Obstkonsum des Kindes zu Hause zum zweiten Messzeitpunkt........................................................................................................................... 49
Abb. 19 Elternangaben zum allgemeinen Gemüsekonsum des Kindes zu Hause zum zweiten Messzeitpunkt........................................................................................................................... 50
Abb. 20 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Gruppenzugehörigkeit bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Obst ............................................................................... 51
Abb. 21 Haupteffekt des Faktors Gruppenzugehörigkeit bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Gemüse................................................................................................................... 53
Abb. 22 Haupteffekt des Faktors Schulform bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Gemüse .................................................................................................................................... 54
Abb. 23 Beurteilung der Aktion Schulobstprogramm durch die Eltern .................................................. 55
Abb. 24 Kennenlernen neuer Obst- und Gemüsesorten durch das Schulobstprogramm .................... 56
Abb. 25 Haupteffekt des Faktors Messzeitpunkt hinsichtlich der Elterneinschätzung, ihr Kind lerne in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung...................................................... 60
Abb. 26 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Schulform der Elternangaben der Grund- und Förderschulen über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause.............. 64
Abb. 27 Haupteffekt des Faktors Gruppenzugehörigkeit über das ständige Vorhandensein von frischem Gemüse zu Hause ..................................................................................................... 65
Abb. 28 Obst und Gemüse zu Hause häufigeres Thema zum zweiten Messzeitpunkt ........................ 66
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
26 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
5
Abb. 29 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Einschätzung der Informationsmenge zum Schulobstprogramm ................................................................................................................. 68
Abb. 30 Interne Organisation der Obst- und Gemüseverteilung ........................................................... 68
Abb. 31 Organisation der Obst- und Gemüseanlieferung durch den Händler ...................................... 69
Abb. 32 Lager- und Aufbewahrungsmöglichkeiten in der Schule ......................................................... 70
Abb. 33 Einschätzung der Aufklärung hinsichtlich der Durchführung des Schulobstprogramms zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 72
Abb. 34 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Aufklärung zur Durchführung des Programms.. 73
Abb. 35 Beurteilung des erwarteten und tatsächlich wahrgenommenen Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm ........................................................................... 73
Abb. 36 Haupteffekte der Faktoren Schulform und Messzeitpunkt hinsichtlich der Beurteilung des Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm .................................. 75
Abb. 37 Beurteilung des Verhältnisses von Gesamtaufwand und Nutzen des Schulobstprogramms.. 75
Abb. 38 Beurteilung der Qualität des verteilten Obstes und Gemüses................................................. 76
Abb. 39 Beurteilung der Frische des Obstes und Gemüses aufgrund mehrfacher wöchentlicher Anlieferung ............................................................................................................................... 77
Abb. 40 Beurteilung der Vielfalt des verteilten Obstes und Gemüses .................................................. 78
Abb. 41 Beurteilung der Menge des angelieferten Obstes und Gemüses............................................ 79
Abb. 42 Beurteilung der Aktion Schulobstprogramm ............................................................................ 80
Abb. 43 Haupteffekte der Faktoren Schulform und Messzeitpunkt bzgl. der Einschätzung der Vorfreude und Begeisterung der Kinder für das Schulobstprogramm durch die Lehrerinnen und Lehrer ................................................................................................................................ 81
Abb. 44 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Wichtigkeit des Themas gesundheitsförderliche Ernährung im Unterricht der Grund- und Förderschulen.......................................................... 83
Abb. 45 Einbindung des Schulobstprogramms in Unterrichtsfächer..................................................... 84
Abb. 46 Anzahl der Unterrichtsfächer, in die das Schulobstprogramm integriert wurde....................... 85
Abb. 47 Haupteffekt des Faktors Schulform hinsichtlich der tatsächlich beobachteten Lerneffekte der Schülerinnen und Schüler ........................................................................................................ 87
Abb. 48 Erwartete und beobachtete Änderungen im Ernährungsverhalten der Schülerinnen und Schüler...................................................................................................................................... 88
Abb. 49 Erwartete und beobachtete Verhaltensänderungen der Eltern ............................................... 89
L AGS / V NS 27
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
6
Tabellenverzeichnis Tab. 1 An der Evaluation beteiligte Grundschulen (GS) und Förderschulen (FöS) .............................. 16
Tab. 2 Aufteilung der einzelnen Klassenstufen der Grundschulen (GS) im Untersuchungsdesign...... 16
Tab. 3 Rücklauf Schüler-/Elternfragebögen zum ersten Messzeitpunkt in Häufigkeit und Prozent...... 20
Tab. 4 Rücklaufzahl Schüler-/Eltern- und Lehrerfragebögen zum zweiten Messzeitpunkt .................. 22
Tab. 5 Auswertungskriterien in allen Fragebögen................................................................................. 23
Tab. 6 Obstverzehrpräferenz nach Tageszeit ....................................................................................... 26
Tab. 7 Anzahl des am Vortag gegessenen Obstes pro Stück oder Portion zu beiden Messzeitpunkten.................................................................................................................................................. 26
Tab. 8 Gemüseverzehrpräferenz nach Tageszeit ................................................................................. 29
Tab. 9 Anzahl des am Vortag gegessenen Gemüses pro Stück oder Portion zu beiden Messzeitpunkten....................................................................................................................... 30
Tab. 10 Beurteilung der Kinder, ob sie gerne Obst essen, zu beiden Messzeitpunkten ...................... 31
Tab. 11 Beurteilung von Obst im Allgemeinen durch die Kinder zu beiden Messzeitpunkten.............. 31
Tab. 12 Lieblingsobstsorten der Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 32
Tab. 13 Beurteilung der Kinder der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob sie gerne Gemüse essen, zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 33
Tab. 14 Beurteilung der Kinder der Grund- und Förderschulen, ob sie gerne Gemüse essen, zu beiden Messzeitpunkten....................................................................................................................... 33
Tab. 15 Beurteilung von Gemüse im Allgemeinen durch die Kinder der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten...................................................................................................... 34
Tab. 16 Beurteilung von Gemüse im Allgemeinen durch die Kinder der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 35
Tab. 17 Lieblingsgemüsesorten der Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 36
Tab. 18 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Obstes zu beiden Messzeitpunkten..... 42
Tab. 19 Menge des verzehrten Obstes des Kindes am Vortag der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 45
Tab. 20 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Gemüses der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten ............................................................................. 46
Tab. 21 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Gemüses der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten...................................................................................................... 46
Tab. 22 Menge des verzehrten Gemüses des Kindes am Vortag der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 48
Tab. 23 Einschätzung der Eltern der Kontroll- und Versuchsgruppe, ob ihr Kind gerne Obst isst, zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 51
Tab. 24 Einschätzung der Eltern der Kontroll- und Versuchsgruppe, ob ihr Kind gerne Gemüse isst, zu beiden Messzeitpunkten........................................................................................................... 52
Tab. 25 Einschätzung der Eltern der Grund- und Förderschulen, dass ihr Kind durch das Schulobstprogramm neue Obst- und Gemüsesorten kennen gelernt hat................................ 57
Tab. 26 Anzahl der genannten Gründe der Weiterführung des Schulobstprogramms......................... 59
Tab. 27 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, zu beiden Messzeitpunkten ............................. 60
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
28 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
7
Tab. 28 Einschätzung der Eltern der Grund- und Förderschulen, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, zu beiden Messzeitpunkten ..................................... 61
Tab. 29 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob bei ihnen zu Hause viel über Obst gesprochen wird, zu beiden Messzeitpunkten................................................................. 62
Tab. 30 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob bei ihnen zu Hause viel über Gemüse gesprochen wird, zu beiden Messzeitpunkten........................................................... 62
Tab. 31 Elternangaben der Versuchs- und Kontrollgruppe über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause ........................................................................................................... 63
Tab. 32 Elternangaben der Grund- und Förderschulen über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause.......................................................................................................................... 63
Tab. 33 Elternangaben der Versuchs- und Kontrollgruppe über das ständige Vorhandensein von frischem Gemüse zu Hause ..................................................................................................... 65
Tab. 34 Lehrereinschätzung der Grund- und Förderschulen, ob die allgemeinen Informationen zum Schulobstprogramm hinreichend sind ...................................................................................... 67
Tab. 35 Wichtigste Faktoren für das Gelingen des Schulobstprogramms............................................ 71
Tab. 36 Einschätzung der Aufklärung für die Durchführung des Schulobstprogramms der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten.............................................................................. 72
Tab. 37 Beurteilung des Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm der Grund- und Förderschulen ....................................................................................................... 74
Tab. 38 Einschätzung der Vorfreude und Begeisterung der Kinder für das Schulobstprogramm durch die Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen .................................................... 81
Tab. 39 Wichtigkeit des Themas gesunde Ernährung für die Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen........................................................................................................................... 83
Tab. 40 Einschätzung der erwarteten und tatsächlich beobachteten Lerneffekte hinsichtlich gesundheitsförderlicher Ernährung .......................................................................................... 86
L AGS / V NS 29
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
8
Abkürzungsverzeichnis d Effektstärke
FöS Förderschule
GS Grundschule
KG Kontrollgruppe
LPH Landesinstitut für Präventives Handeln
M Mittelwert
N Fallzahl
p Signifikanzniveau
s Standardabweichung
t Messzeitpunkt
VG Versuchsgruppe
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
30 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
9
1. EINLEITUNG
Bereits seit dem Jahr 2009 wird das EU-Schulobstprogramm in saarländischen
Grundschulen durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr auf der Basis
freiwilliger Teilnahme umgesetzt. Das Saarland nahm damit bundesweit die
Vorreiterrolle ein – im Jahr 2010 wurde das Programm in weiteren sechs
Bundesländern umgesetzt.
Aufgrund der finanziellen Förderung (Gewährung einer Gemeinschaftsbeihilfe) durch
die EU, sieht die Verordnung (EG) Nr. 288/2009 der Kommission vom 7. April 2009
mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates
hinsichtlich der Gewährung einer Gemeinschaftsbeihilfe für die Abgabe von Obst und
Gemüse, verarbeitetem Obst und Gemüse sowie von Bananenerzeugnissen an
Kinder in schulischen Einrichtungen im Rahmen eines Schulobstprogramms (im
Folgenden „Verordnung (EG) Nr. 288/2009“ genannt) in Artikel 12 (2) eine Bewertung
der Umsetzung und Wirksamkeit des Schulobstprogramms (Evaluation) durch die
Mitgliedsstaaten im Durchführungszeitraum vom 1. August 2010 bis 31. Juli 2011
vor.
Das Landesinstitut für Präventives Handeln (LPH) unterstützt das Ministerium für
Umwelt, Energie und Verkehr bei der Evaluation des EU-Schulobstprogramms durch
die Erstellung des Evaluationsdesigns einschließlich der eingesetzten
Untersuchungsinstrumente sowie der Ergebnisauswertung und berät hinsichtlich der
Akquise der Stichprobe und der Durchführung der Datenerhebung.
Die für die Umsetzung im Verordnungstext ausdrücklich geforderte Strategie (vgl.
Verordnung (EG) Nr. 288/2009, S. 1194/38) lag zum Zeitpunkt der
Evaluationsanfrage vom saarländischen Ministerium für Umwelt, Energie und
Verkehr bereits vor.
L AGS / V NS 31
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
10
2. EU-SCHULOBSTPROGRAMM
2.1. ZIELE
Das Ziel des EU-Schulobstprogramms formuliert das saarländische Ministerium für
Umwelt, Energie und Verkehr (2010) im Strategiepapier wie folgt:
„Ziel des Schulobstprogramms ist es, den Verzehr von Obst und Gemüse bei Kindern
im Grundschulalter zu steigern und so deren Ernährungsgewohnheiten nachhaltig im
Hinblick auf eine gesunde und ausgewogene Kost zu prägen. Gleichzeitig dient das
Programm der Absatzförderung von Obst und Gemüse, das nach Möglichkeit
regional und ökologisch erzeugt wurde1“ (S. 3).
Eine wissenschaftstheoretische Grundlage zur Konzepterstellung wurde von Seiten
des Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr nicht explizit diskutiert. Folgende
Annahmen werden im Strategiepapier (vgl. S. 3f) des Ministeriums getroffen:
• Schule ist ein geeigneter Ort, um „Ernährung“ zu lernen.
• Nachweislich orientieren sich Kinder, zunehmend ab dem Vorschulalter, an Vorbildern aus ihrem sozialen Umfeld (Erzieher, Lehrer) und Gleichaltrigen (peer group).
• In der Schule werden auch Kinder erreicht, die aufgrund ihrer sozialen Lage gesundheitlich benachteiligt sind und durch Maßnahmen der Gesundheitsförderung nicht erreicht werden.
• In der Kindheit werden Ernährungs- und Bewegungsverhalten nachhaltig erlernt.
• Habitualisierungen im Kindesalter entwickeln sich zu Überzeugungen und Einstellungen im Jugend- und Erwachsenenalter.
Das saarländische Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr sieht ein
Schulobstprogramm, das die Kinder regelmäßig mit frischem Obst und Gemüse
versorgt, als ein geeignetes Werkzeug, um den Obst- und Gemüseverzehr dauerhaft
zu steigern. Vor diesem Hintergrund seien Obst und Gemüse förderungswürdige
landwirtschaftliche Produkte (vgl. S. 4).
1 Gegenstand der vorliegenden Evaluation ist ausschließlich der Verzehr von Obst und Gemüse bei Kindern und deren Ernährungsgewohnheiten. Die Absatzförderung und die Möglichkeit von regionalem und ökologisch erzeugtem Gemüse wurden hierbei nicht berücksichtigt.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
32 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
11
2.2. ZIELGRUPPE
Artikel 2 der Verordnung (EG) Nr. 288/2009 bestimmt die Zielgruppe des EU-
Schulobstprogramms folgendermaßen: „Zielgruppe der in Artikel 103ga der
Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 genannten Beihilfe sind Kinder, die regelmäßig eine
von den zuständigen Behörden eines Mitgliedstaats verwaltete oder anerkannte
Schule besuchen.“ Das saarländische Umweltministerium grenzt diese Zielgruppe
weiter ein.
Das EU-Schulobstprogramm richtet sich an Kinder in den Klassenstufen 1 bis 4 aller
saarländischen Schulen. Hinsichtlich der Grundschulen betrifft dies staatliche und
private Schulen. Darüber hinaus sind die Förderschulen in allen Stufen
angesprochen2.
2.3. UMSETZUNG DES EU-SCHULOBSTPROGRAMMS
2.3.1. TEILNAHMEBEDINGUNGEN Die Teilnahme am EU-Schulobstprogramm ist landesweit freiwillig. Alle Grund- und
Förderschulen können sich je Förderphase zur Teilnahme anmelden. Jede Schule,
die teilnehmen möchte, wird aufgenommen. Aufgrund eines festgesetzten Budgets
bestimmt die Anzahl der teilnehmenden Schulen die höchstmögliche Förderdauer.
2.3.2. OBST- UND GEMÜSEVERTEILUNG Im Schuljahr 2010/2011 wird das EU-Schulobstprogramm im Saarland durch das
Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr in zwei Förderphasen realisiert, die sich
jeweils über ein Schulhalbjahr erstrecken und direkt aneinander anknüpfen. In die
Schulen erfolgt landesweit die Auslieferung von Obst und Gemüse an zwei Tagen in
der Woche durch ausschließlich einen Lieferanten, der zuvor durch ein
Bewerbungsverfahren ausgewählt wurde. An drei Tagen der Woche werden frisches
Obst und Gemüse verzehrt, das auf Klassenstärke vorportioniert sind. Je Kiste sind
zwei Sorten Obst und Gemüse enthalten.
Je nach Saison steht eine Auswahl aus folgender Produktpalette zur Verfügung3:
Äpfel, Apfelsinen, Aprikosen, Bananen, Birnen, Brombeeren, Clementinen,
2 In den 204 Grund- und Förderschulen im Saarland besuchen aktuell knapp 35.000 Schülerinnen und Schüler den Unterricht 3 „Beihilfefähig sind frisches, unverarbeitetes Obst und Gemüse aus der Europäischen Union sowie den angrenzenden Mittelmeeranrainerstaaten, das zum rohen Verzehr geeignet ist, sowie Bananen. Um umwelt- und klimabezogenen Gesichtspunkten Rechnung zu tragen, sollen gemäß Artikel 103ga Absatz 3 der Verordnung
L AGS / V NS 33
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
12
Erdbeeren, Heidelbeeren, Himbeeren, Johannisbeeren, Kirschen, Kiwis, Kohlrabi,
Mandarinen, Melonen, Mirabellen, Möhren, Nektarinen, Paprika, Pfirsiche, Pflaumen,
Radieschen, Salatgurken, Stachelbeeren, Tomaten, kernlose Trauben und
Zwetschgen.
2.3.3. FLANKIERENDE MAßNAHMEN Flankierende Maßnahmen sind pädagogische Begleitmaßnahmen, die die Schule
rund um das Thema „gesundheitsförderliche Ernährung“ veranstaltet.
Aufgrund der Forderung der Verordnung (EG) Nr. 288/2009: „Schulobstprogramme
können nur dann wirksam sein, wenn sie durch flankierende Maßnahmen ergänzt
werden“ hat das saarländische Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr
folgende flankierende Maßnahmen festgelegt:
• Jede Klassenlehrerin/jeder Klassenlehrer einer am Schulobstprogramm teilnehmenden Klasse erhält obligatorisch die aid-Broschüre Obst und Gemüse – Nimm 5 am Tag.
• Jede Schülerin/jeder Schüler erhält einen Elternbrief mit Informationen zum EU-Schulobstprogramm.
• Über das Landesinstitut für Pädagogik und Medien (LPM) werden Schulungen zum Einsatz des Ordners Esspedition Schule als Begleitmaterial für den Sachunterricht im Bereich Ernährungsbildung angeboten.
• Angebot lokaler Maßnahmen durch Erzeuger, Verbände oder Landfrauen in Form von z. B. Aktionstagen oder Informationsveranstaltungen für die Schulen.
(EG) 1234/2007 möglichst Erzeugnisse regionalen Ursprungs und entsprechend dem jahreszeitlichen Angebot eingesetzt werden. Die gelieferten Äpfel müssen aus regionalem Anbau stammen.“ (Strategiepapier S.6)
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
34 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
13
3. EVALUATIONSDESIGN
3.1. UNTERSUCHUNGSDESIGN
Das gewählte Kontrollgruppendesign sieht die Datenerhebung bei Schülerinnen und
Schülern mit ihren Klassenlehrerinnen und -lehrern und je einem Elternteil bzw.
Erziehungsberechtigten zu zwei Messzeitpunkten vor.
Über das Kontrollgruppendesign wird gewährleistet, dass positive Ergebnisse auf die
Teilnahme am Schulobstprogramm zurückgeführt werden können und nicht anderen,
nicht kontrollierbaren Einflüsse wie z. B. saisonal erhöhte Verfügbarkeit von Obst-
und Gemüsesorten oder niedrigen Preisen unterliegen4. Abb. 1 zeigt das
Untersuchungsdesign mit Versuchsgruppe (VG) und Kontrollgruppe (KG) im
Überblick:
Abb. 1 Evaluationsdesign EU-Schulobstprogramm im Saarland
4 Die EU veröffentlichte ihre Erläuterungen und Leitlinien für die nationale Bewertung des Schulobstprogramms erst im Mai 2011. Zu diesem Zeitpunkt war die Evaluation des saarländischen Schulobstprogramms bereits im Gange. Aus diesem Grunde waren einige Schwerpunkte der Bewertung im Evaluationsdesign nicht berücksichtigt, wie z.B. alle Fragen des administrativen Aufwandes. Die Bewertungen dieser Schwerpunkte wurden vom Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr (Projektnehmer) vorgenommen (vgl. Anhang).
VG
VG
KG
KG
Messzeitpunkt 1 Vortest KW 33-35/2010
Schulobstprogramm
Messzeitpunkt 2 Nachtest KW 5-7/2011
L AGS / V NS 35
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
14
Zu Beginn des Schuljahres 2010/2011 wurde der Vortest durchgeführt. Unmittelbar
an das Ende der ersten Förderphase Ende Januar 2011 schloss sich ein Nachtest
an, um eine direkte Aussage über Veränderungen zu treffen. Um eine Aussage über
die Stabilität der „erwarteten“ positiven Befunde zu treffen, wurde eine dritte Messung
zum Ende des Schuljahres 2010/2011 empfohlen. Im Vorfeld ergab sich hier die
Schwierigkeit, dass sich unmittelbar an die erste Förderphase des
Schulobstprogramms eine weitere anschließt. Schulen der Versuchsgruppe
durchlaufen bis zum dritten Messzeitpunkt keine Phase ohne Obst- und
Gemüsebelieferung. Dies wäre jedoch die Voraussetzung, um Nachhaltigkeit zu
überprüfen. Eine Aussage zu stabilen Effekten über die Programmphase hinaus
wäre für diese Schulen somit nicht zu treffen. Auch würde sich ein dritter
Messzeitpunkt zu einem späteren Zeitpunkt über das Schuljahr 2010/2011 hinaus
hinsichtlich der Datenerhebung der aktuellen Viertklässer schwierig gestalten. Diese
würden dann nicht mehr ihre jetzige Schule besuchen und wären – aufgrund der
Wahrung der Anonymität – nicht mehr ausfindig zu machen. Weiterhin begrenzt der
durch die EU vorgegebene Evaluationszeitraum eine solch späte Messung. Somit
entschied sich das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr für eine
Datenerhebung mit ausschließlich zwei Messzeitpunkten.
3.2. STICHPROBE
Zum Schuljahr 2010/2011 meldeten sich 45 Grundschulen, 2 Waldorfschulen und 25
Förderschulen zur Teilnahme am EU-Schulobstprogramm mit insgesamt 9.474
Schülerinnen und Schülern (7.644 aus Grundschulen, 1.830 aus Förderschulen) an.
Von diesen 72 Schulen nahmen 65 Schulen bereits seit dem Jahr 2009 oder 2010
am Schulobstprogramm teil, sieben Schulen meldeten sich erstmals zur Teilnahme
am EU-Schulobstprogramm an.
Sechs der sieben dazu gekommenen Schulen flossen mit ihren gemeldeten
Schulklassen vollständig in die Auswahlstichprobe der Evaluation ein. Diese Schulen
wurden aufgrund der bisherigen Nichtteilnahme für die Erhebung ausgewählt, da zu
diesem Zeitpunkt noch keine Berührungspunkte mit dem Programm bestanden. Die
restlichen Schulen bzw. Schulklassen wurden per Zufallsauswahl aufgefüllt.
Empfohlen wurde eine Versuchsgruppe der Größe von 800 Schülerinnen und
Schüler (10,5% der Grundgesamtheit).
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
36 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
15
Das LPH verwies auf die Schwierigkeit der Datenerhebung in z. B. Förderschulen für
geistige Entwicklung, die zum Teil nur mit Hilfe des Lehrpersonals durchführbar sind
und nicht frei von subjektiven Einflüssen dieses Lehrpersonals sein könnten. Somit
wurde die Empfehlung ausgesprochen, die Evaluation ausschließlich in
Grundschulen durchzuführen, um eine verlässliche Aussage auf Schülerebene
treffen zu können.
Das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr entschied sich für das Einbeziehen
der Förderschulen in das Untersuchungsdesign, worauf eine Stichprobengröße von
1000 Schülerinnen und Schülern (ca. 800 Grundschulkinder und ca. 200
Förderschulkinder) festgelegt wurde (10,5% der Grundgesamtheit).
Um eine Aussage über den Erfolg des Programms im Saarland zu ermöglichen,
teilen sich die zu befragenden Schülerinnen und Schüler gleichmäßig auf die sechs
Landkreise auf, wobei in jedem Landkreis das oben angegebene Verhältnis der
Anzahl Grundschulkinder zu Förderschulkindern weitestgehend konstant gehalten
wurde.
Zwei der Schulen aus der Versuchsgruppe konnten auch für die Kontrollgruppe
berücksichtigt werden, da diese Schulen das Schulobstprogramm nicht in allen
Schulklassen durchführten. Weitere Schulen mussten über die direkte Ansprache
und Nachfrage durch das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr zur
freiwilligen Teilnahme an der Befragung gewonnen werden, nachdem zuvor eine
Auswahl per Zufallsstichprobe erfolgte.
Aufgrund der freiwilligen Teilnahme an der Evaluationsstudie war eine gleichgroße
Stichprobe wie in der Versuchsgruppe nicht realisierbar. Grundsätzlich kann davon
ausgegangen werden, dass die Motivation zur Teilnahme an der Evaluation als
Kontrollgruppe aufgrund der Nichtteilnahme am Programm gering ist. Damit
überhaupt eine Aussage mittels der Kontrollgruppe getroffen werden kann, wurde die
empfohlene Stichprobengröße der Kontrollgruppe mit 200 Schülerinnen und
Schülern vorgeschlagen.
Zu jeder Schülerin und zu jedem Schüler aller Schulformen sowohl der Versuchs- als
auch der Kontrollgruppe wurde jeweils ein Elternteil mit einem gesonderten
Fragebogen befragt. Da die Schülerinnen und Schüler klassenweise befragt werden,
L AGS / V NS 37
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
16
geht pro Klasse der/die jeweilige Klassenlehrer/-in – ebenfalls mit einem gesonderten
Fragebogen - mit in die Befragung ein.
Insgesamt wurden in der Versuchsgruppe Fragebögen an 1.048 Kinder und somit
gleich viele Elternteile ausgegeben. Diese teilen sich auf fünf Förderschulen (geistige
Entwicklung und Lernen) mit 230 Schülerinnen und Schülern über alle Schulstufen
und neun Grundschulen mit 818 Schülerinnen und Schülern in 40 Klassen auf.
In der Kontrollgruppe wurden an max. 220 Schülerinnen und Schüler und Ihre Eltern
Fragebögen ausgeteilt. Darunter befinden sich zwei Förderschulen mit 74
Schülerinnen in neun Klassen bzw. Stufen und zwei Grundschulen mit sechs
Klassen. Die exakte Schülerzahl der Grundschulklassen lag nicht vor. Darüber
hinaus wurde das Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr gebeten, eine
weitere Grundschule über alle Klassenstufen für die Kontrollgruppe der
Evaluationsstudie zu gewinnen, die bislang noch mit keiner Klasse am EU-Schulobst
beteiligt war. Dies ist jedoch nicht gelungen. Tab. 1 zeigt die beteiligten Schulen im
Überblick.
Tab. 1 An der Evaluation beteiligte Grundschulen (GS) und Förderschulen (FöS)
VG KG
Schulen Klassen Schüler Schulen Klassen Schüler
GS 9 40 818 2 6 146
FöS 5 21 230 2 9 74
Gesamt 14 61 1048 4 15 max. 220
Die Aufteilung der verschiedenen Klassenstufen gibt Tab. 2 wieder.
Tab. 2 Aufteilung der einzelnen Klassenstufen der Grundschulen (GS) im Untersuchungsdesign
Klassenstufe VG KG
1 9 1
2 10 1
3 10 2
GS
4 11 2
Eine Auflistung der einzelnen Klassenstufen der Förderschulen war nicht möglich, da
im Vorfeld diesbezüglich nur vereinzelt Informationen vorlagen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
38 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
17
Die Anzahl der Lehrerinnen und Lehrer richtet sich in erster Linie nach der
Gesamtanzahl der Klassen; in den Förderschulen wird allerdings häufig mehr
Lehrpersonal pro Klasse oder Stufe eingesetzt.
Da sowohl die Teilnahme am EU-Schulobstprogramm als auch die Teilnahme der
saarländischen Schulen an der Evaluation des EU-Schulobstprogramms freiwillig ist,
war eine gezielte Ansprache der für die Evaluation ausgewählten Schulen durch das
saarländische Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr notwendig. Die
Ansprache erfolgte mit einem Schreiben an die Schulleiterinnen und Schulleiter
(siehe Anhang).
Darüber hinaus war eine Genehmigung des Ministeriums für Bildung zur
Durchführung der Evaluationsstudie erforderlich, die nach Prüfung erteilt wurde. Die
Voraussetzungen und das Verfahren zur Genehmigung von Erhebungen zum
Zwecke wissenschaftlicher Forschung in Schulen sind in der Verordnung vom
14. April 1986 (Amtsbl. S. 351), zuletzt geändert durch das Gesetz vom
22. August 2001 (Amtsbl. S. 2066/2074), geregelt.
3.3. MESSINSTRUMENTE
In der Versuchsgruppe wurden für die drei Personengruppen Schülerinnen und
Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer unterschiedliche Fragebögen eingesetzt,
die über die zwei Messzeitpunkte t1 und t2 innerhalb der Gruppen jeweils angepasst
wurden.
Die Fragebögen der Kontrollgruppe unterscheiden sich ebenfalls für Schülerinnen
und Schüler, Eltern und Lehrerinnen und Lehrer, bleiben jedoch über beide
Messzeitpunkte innerhalb einer Personengruppe identisch5.
3.3.1. SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER Zum ersten Messzeitpunkt erhielten Versuchs- und Kontrollgruppe dieselben
Fragebögen. Der Schwerpunkt lag hierbei in der Erfassung des
Ernährungsverhaltens hinsichtlich des bislang gewohnten Verzehrs von Obst und
Gemüse. Ermittelt wurde, wie gerne, wie häufig, wann und wie viel Obst und Gemüse
die Kinder essen und welche Sorten sie bevorzugen. Abb. 2 zeigt exemplarisch
einen Ausschnitt aus dem Schüler-Fragebogen:
5 Sämtliche Instrumente beider Gruppen sind im Anhang wiedergegeben.
L AGS / V NS 39
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
18
Isst Du gerne Obst?
Abb. 2 Ausschnitt Fragebogen Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe
Darüber hinaus wurden Alter, Geschlecht und Klassenstufe erfasst.
3.3.2. ELTERN Sowohl in der Versuchs- als auch in der Kontrollgruppe erfasste der
Elternfragebogen allgemeine Informationen über den Umgang und Verzehr von Obst
und Gemüse zu Hause oder in der Schule, insbesondere natürlich der Kinder, wie
z. B. die Menge und Art des gegessenen Obstes und Gemüses am Vortag. Abb. 3
zeigt einen Ausschnitt aus dem Fragebogen:
Dieser Aussage stimme ich9 9voll und ganz zu
9gar nicht zu
In der Schule lernt mein Kind genug über gesundheitsförderliche Ernährung. ○ ○ ○ ○ ○
Mein Kind isst im Allgemeinen gerne Obst. ○ ○ ○ ○ ○
Abb. 3 Ausschnitt Elternfragebogen der Versuchs- und Kontrollgruppe
Während in der Kontrollgruppe der Fokus ausschließlich auf den oben genannten
Themen ruhte, wurde in der Versuchsgruppe das Schulobstprogramm als zweiter
Schwerpunkt in den Mittelpunkt gerückt. Abb. 4 zeigt wiederum einen
Fragebogenausschnitt:
Dieser Aussage stimme ich9 9voll und ganz zu
9gar nicht zu
Die Austeilung des Schulobsts darf nichts kosten, damit alle Kinder daran teilnehmen können. ○ ○ ○ ○ ○
Wir, als Eltern, sind gut und ausreichend über das Schulobstprogramm informiert. ○ ○ ○ ○ ○
Abb. 4 Ausschnitt Elternfragebogen der Versuchsgruppe
Weiterhin interessierten bei den Eltern/Erziehungsberechtigten die Variablen: Alter,
Geschlecht und zeitlicher Umfang der Berufstätigkeit sowohl des befragten Elternteils
bzw. Erziehungsberechtigten als auch des Partners.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
40 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
19
3.3.3. LEHRERINNEN UND LEHRER Die Lehrerfragebögen sind vom Aufbau her mit den Elternfragebögen vergleichbar.
Auch bei den Fragebögen für Lehrerinnen und Lehrern findet sich über beide
Untersuchungsgruppen ein Block mit identischen Fragen, die sich inhaltlich allerdings
von denen der Elternfragebögen unterscheiden. Der Schwerpunkt beim
Lehrerpersonal lag in der Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung
in den Unterricht und der Bewertung der dazu verfügbaren Unterrichtsmaterialien.
Abb. 5 zeigt ein Fragebeispiel aus den Lehrerbögen.
Kennen Sie Unterrichtsmaterialien für den Bereich gesundheitsförderliche
Ernährung?
○ ja, folgende:__________________________________________________
○ nein
Planen Sie den Einsatz solcher Unterrichtsmaterialien?
○ ja, folgende:__________________________________________________
○ nein
Abb. 5 Ausschnitte Lehrerfragebogen der Versuchs- und Kontrollgruppe
Die unter 2.3.3 angesprochenen flankierenden Maßnahmen wurden ebenfalls im
Lehrerfragebogen beider Gruppen berücksichtigt und erfragt.
Lehrerinnen und Lehrer aus der Versuchsgruppe wurden zusätzlich zum
Schulobstprogramm selbst befragt. Hier standen Fragen zur Vorbereitung und
Aufklärung, aber auch Einschätzungen zur Umsetzung, Akzeptanz und
Einstellungsänderung auf Seiten der Schülerinnen und Schüler und der Eltern im
Vordergrund. Abb. 6 verdeutlicht dies an einem Beispiel:
Dieser Aussage stimme ich9 9voll und ganz zu
9gar nicht zu
Der Belastungsgrad /Aufwand für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm ist sehr hoch.
○ ○ ○ ○ ○
Das Schulobstprogramm wird von den SchülerInnen sehr gut angenommen. ○ ○ ○ ○ ○
Abb. 6 Ausschnitt Lehrerfragebogen der Versuchsgruppe
L AGS / V NS 41
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
20
4. DURCHFÜHRUNG
Die Ersterhebung fand zu Beginn des Schuljahres 2010/2011 in den
Kalenderwochen 33-35 (2010); die zweite Messung im selben Schuljahr in den
Kalenderwochen 5-7 (2011) statt. Der Versand der Fragebögen an die jeweiligen
Schulen sowie deren Rücklauf erfolgte allein über das Ministerium für Umwelt,
Energie und Verkehr. Ebenfalls wurde die Dateneingabe – in vom LPH vorgegebene
Datenmasken – vom Auftraggeber durchgeführt.
Die teilnehmenden Klassenlehrerinnen und -lehrer erhielten zu den Fragebögen ein
Begleitschreiben als Informationshilfe zum Ausfüllen der Fragebögen und der
Weiterleitung der Bögen an die Eltern. Dieses Begleitschreiben beinhaltete auch die
Erklärung der gewählten Vorkodierung der Fragebögen (siehe Anhang). Von Seiten
der Schulen kamen keine Rückfragen zur Vorgehensweise dieser Kodierung. Es
wurde daher davon ausgegangen, dass die Vorgehensweise für die Durchführung
der Anonymisierung unproblematisch war.
Die endgültige Kodierung der Schüler- und Elternfragebögen lag in Händen des
Lehrpersonals, um eine Zuordnung der Bögen über die beiden Messzeitpunkte zum
selben Kind und damit zum zugehörigen Elternteil bzw. Erziehungsberechtigten zu
gewährleisten und gleichzeitig die Anonymität der Daten hinsichtlich Dritter, wie z. B.
Mitarbeitern des Ministeriums für Umwelt, Energie und Verkehr und des
Landesinstituts für Präventives Handeln, zu garantieren.
Zum ersten Messzeitpunkt gingen 626 Schüler- oder Elternfragebögen und 43
Lehrerfragebögen ein. Tab. 3 verdeutlicht die Rücklaufquote der Schüler-
/Elternfragebögen in Zahlen.
Tab. 3 Rücklauf Schüler-/Elternfragebögen zum ersten Messzeitpunkt in Häufigkeit und Prozent
VG KG Gesamt
Grundschule 521 (63,7%) 45 (30,8%) 566 (58,7%)
Förderschule 60 (26,1%) -- 60 (19,7%)
Gesamt 581 (55,9%) 45 (20,5%) 626 (49,7%)
Wie oben bereits erwähnt, lag die letztendliche Kodierung (Zuordnung einer
Teilnehmernummer zum Kind) in Händen der Klassenlehrerinnen und -lehrer. Leider
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
42 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
21
fehlte in vielen rückgelaufenen Bögen die Fertigstellung dieser Kodierung für die
Schülerinnen und Schüler und somit auch für die zugehörigen Eltern. Diese Bögen
konnten für die Betrachtung der einzelnen Personengruppen zum ersten
Messzeitpunkt ausgewertet werden – ein Bezug von Schüler zu eigenem Elternteil
und auch zu den Daten des zweiten Messzeitpunkts war für diese unvollständig
kodierten Bögen allerdings nicht mehr möglich.
Zum ersten Messzeitpunkt lagen 391 vollständige Datensätze vor. D. h. bei diesen
Datensätzen war eine Zuordnung der Schülerinnen und Schüler zu ihren Eltern oder
Erziehungsberechtigten möglich. Im Einzelnen konnte zum ersten Messzeitpunkt
eine Aussage zu max. 514 Schülerinnen und Schülern und max. 503 Eltern getroffen
werden.
Aus den Elternbögen geht hervor, dass diese zu 90,4% von der Mutter, zu 9% vom
Vater und zu 0,6% von einem anderen Erziehungsberechtigten ausgefüllt wurden.
17,4% der Elternteile, die den Bogen selbst ausgefüllt haben, arbeiten in Vollzeit,
50,9% in Teilzeit und 31,7% sind nicht berufstätig. Ihre jeweiligen Partnerinnen und
Partner arbeiten zu 83,6% in Vollzeit und zu 7,6% in Teilzeit. 8,8% sind nicht
berufstätig.
Wie in Tab. 3 ersichtlich, gab es keinen Rücklauf einer Förderschule in der
Kontrollgruppe. Mögliche Veränderungen zum zweiten Messzeitpunkt können in
dieser Gruppe nicht eindeutig auf das Schulobstprogramm zurück geführt werden.
Weiterhin konnten Aussagen über mögliche Unterschiede in Bezug auf die
Lehrerinnen und Lehrer zwischen den Gruppen nicht erfolgen, da von Seiten der
Kontrollgruppe nur zwei Lehrerinnen den Fragebogen beantwortet und
zurückgesandt haben. Dies stellte eine zu kleine Stichprobe dar. Von den
Grundschulen kamen 43 Fragebögen ausgefüllt zurück.
Zum zweiten Messzeitpunkt wurden nur an diejenigen Schülerinnen und Schüler
(N=391) – und damit auch zugehörige Eltern – und Lehrerinnen und Lehrer
Fragebögen ausgeteilt, von denen Daten zum ersten Messzeitpunkt vorlagen. Tab. 4
verdeutlicht den Rücklauf zum zweiten Messzeitpunkt und gibt somit die Anzahl der
Fragebögen innerhalb der einzelnen Personengruppen wieder, zu denen Daten zu
beiden Messzeitpunkten vorliegen.
L AGS / V NS 43
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
22
Tab. 4 Rücklaufzahl Schüler-/Eltern- und Lehrerfragebögen zum zweiten Messzeitpunkt
VG KG Gesamt
SchülerInnen 303 25 328
Eltern 275 14 289
LehrerInnen 29 1 30
Gemessen am Rücklauf der vollständigen Datensätze zum ersten Messzeitpunkt ist
auch zum zweiten Messzeitpunkt der Rücklauf über alle Personengruppen
erwartungsgemäß hoch: Schülerinnen und Schüler antworten zu 83,9%, die
dazugehörigen Elternteile zu 73,9% und die Lehrerinnen und Lehrer zu 69,8%.
In der Gesamtschau entfallen auf den Rücklauf zum zweiten Messzeitpunkt im
Verhältnis zur Ausgangsstichprobe auf die Schülerinnen und Schüler 25,9% und auf
die Eltern 22,8%.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
44 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
23
5. ERGEBNISSE
5.1. AUSWERTUNGSKRITERIEN
Um die in den folgenden Kapiteln angegebenen Mittelwerte einordnen zu können,
findet sich in Tab. 5 eine Übersicht der Grenzbereiche für die verwendeten drei- und
fünffach abgestuften Skalen. Mittelwerte innerhalb der Grenzbereiche werden als
unauffällig oder normal angesehen. Mit zunehmender Annäherung an die
Skalenendpunkte wird die Ausprägung positiver oder negativer.
Tab. 5 Auswertungskriterien in allen Fragebögen
Abstufung der Fragen 1,2,3 1,2,3,4,5
Mittelwert 2 3
Grenzbereiche <1,5 und >2,5 <2,5 und >3,5
Bewertungsrichtung 1=positiv, 3=negativ 1=positiv, 5=negativ
5.2. SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
Zum zweiten Messzeitpunkt (t2) beträgt das Durchschnittsalter der Schülerinnen und
Schüler in der Versuchsgruppe 9,2 Jahre, in der Kontrollgruppe 8,8 Jahre. Mit 51,7%
Mädchen und 48,3% Jungen sind die Geschlechter in der Stichprobe (Versuchs- und
Kontrollgruppe) annähernd gleich verteilt. Dieses Verhältnis findet sich auch in der
Versuchsgruppe wieder (♀:50,8%; ♂:49,2%). Lediglich in der Kontrollgruppe
verschiebt sich das Geschlechterverhältnis hin zu zwei Drittel Mädchen (64%) und
einem Drittel Jungen (36%).
Betrachtet man die Stichprobe der Schülerinnen und Schüler in der Versuchsgruppe
nach Schulformen getrennt, sind die Grundschülerinnen mit 52,7% und die
Förderschülerinnen mit 47,3% in ihrer Gruppe vertreten. Im Durchschnitt sind die
Schülerinnen und Schüler der Grundschulen 8,1 Jahre alt und die der Förderschulen
12,8 Jahre.
5.2.1. OBST- UND GEMÜSEVERZEHR Zunächst wurden die Kinder gefragt, ob und zu welcher Tageszeit sie am Vortag
Obst und Gemüse gegessen haben und schließlich noch, wie viel dies gewesen sei.
Diese Fragen bezogen sich auf den Obst- und Gemüsekonsum zu Hause bzw.
außerhalb des Schulobstprogramms. Um dies zu gewährleisten, wurden die Daten
L AGS / V NS 45
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
24
an einem Tag erhoben, an dem am Vortag kein Schulobstprogramm stattgefunden
hatte.
5.2.1.1. Obst
Abb. 7 verdeutlicht die prozentuale Anzahl der Kinder, die am Vortag Obst gegessen
haben, in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Erhebungszeitpunkten.
0
20
40
60
80
100
t1(N=387)
t2(N=285)
t1(N=38)
t2(N=22)
Messzeitpunkte
Pro
zen
te
Versuchsgruppe
Kontrollgruppe
Abb. 7 Anzahl der Kinder, die am Vortag Obst gegessen haben in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
Sowohl in der Versuchs- (82,3%) als auch in der Kontrollgruppe (86,4%) sind die
Angaben mit über 80% Kindern, die am Vortag Obst gegessen haben, zum ersten
Messzeitpunkt hoch und nehmen zum zweiten Messzeitpunkt noch etwas zu
(VG:86,6%; KG:88%).
Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich in der Versuchsgruppe nicht.
Zu beiden Messzeitpunkten ist der Anteil der Mädchen und der der Jungen, die tags
zuvor Obst gegessen haben, in etwa gleich hoch.
Unterscheidet man im Schulobstprogramm nach den beiden Schulformen, finden
sich zu den beiden Messzeitpunkten die in Abb. 8 dargestellten Häufigkeiten in den
Grund- und Förderschulen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
46 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
25
0
20
40
60
80
100
t1(N=413)
t2(N=280)
t1(N=57)
t2(N=49)
Messzeitpunkte
Pro
zen
te Grundschulen
Förderschulen
Abb. 8 Anzahl der Kinder, die am Vortag Obst gegessen haben in Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten
Große Unterschiede zeigen sich zwischen den beiden Schulformen nicht. Insgesamt
liegen die Werte mit 82,8% und 87,5% der Kinder in den Grundschulen und 78,9%
und 81,6% der Kinder in den Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten hoch. Die
Häufigkeiten in den Grundschulen liegen etwas höher, eine Steigerung vom ersten
zum zweiten Messzeitpunkt findet sich in beiden Schulformen.
Betrachtet man die Tageszeit, zu der Obst am Vortag gegessen wurde, liegen in der
Versuchs- und Kontrollgruppe die gleichen Präferenzen vor. Die Kinder verzehrten
Obst am häufigsten als Zwischenmahlzeit und dies mehr am Nachmittag als am
Vormittag, gefolgt vom Obstverzehr zum Abendessen, zum Frühstück und zum
Mittagessen. Tab. 6 gibt einen Gesamtüberblick der Häufigkeiten der beiden
Gruppen zu beiden Messzeitpunkten.
L AGS / V NS 47
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
26
Tab. 6 Obstverzehrpräferenz nach Tageszeit
VG KG
Tageszeit Obstverzehr t1 t2 t1 t2
zum Frühstück 19,1% 21,2% 21,1% 18,2%
vormittags zwischendurch 35,0% 31,4% 31,6% 27,3%
zum Mittagessen 19,6% 17,7% 21,1% 13,6%
nachmittags zwischendurch 47,6% 48,1% 50,0% 68,2%
zum Abendessen 24,8% 23,3% 28,9% 18,2%
Größere Abweichungen finden sich vereinzelt in der Kontrollgruppe, jeweils in
positiver und negativer Richtung. Schaut man sich in der Versuchsgruppe die beiden
Schulformen im Einzelnen an, zeigen sich bei den Grundschülern identische
Tageszeitpräferenzen wie oben beschrieben. Einzig die Förderschüler bevorzugen
Obst am zweitliebsten zum Frühstück (37,8%) und erst danach als Zwischenmahlzeit
am Vormittag (15,6%).
Hinsichtlich der Menge6 des am Vortag gegessenen Obstes zeigen sich zu keinem
Messzeitpunkt Unterschiede zwischen der Versuchs- und Kontrollgruppe. Auch zeigt
sich kein Interaktionseffekt der beiden Faktoren Messzeitpunkt und
Gruppenzugehörigkeit. Tab. 7 zeigt die durchschnittlich gegessene Menge Obst in
Stück- bzw. Portionsangabe über die Mittelwerte (M). Zusätzlich sind die
Standardabweichungen (s) und Stichprobenumfänge (N) angegeben.
Tab. 7 Anzahl des am Vortag gegessenen Obstes pro Stück oder Portion zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,8 1,045 228 t1
KG 2,0 1,378 21
VG 1,9 1,098 228 t2
KG 2,1 1,276 21
Es finden sich keine Unterschiede zwischen den beiden Schulformen.
6 Im Vergleich zu den Mittelwerten aller anderen Variablen gibt der Mittelwert die Menge bzw. Anzahl des gegessenen Obstes und Gemüses an. Je höher der Mittelwert, desto höher die Anzahl des gegessenen Obstes bzw. Gemüses.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
48 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
27
Abschließend wurden die Schülerinnen und Schüler im Schulobstprogramm zum
zweiten Messzeitpunkt gefragt, ob sie nun mehr Obst als vorher essen. 78,4% der
Antwortenden bejahten diese Frage. Von diesen Kindern essen mit 80,9% die
Mädchen nach eigenen Angaben tendenziell etwas mehr Obst als die Jungen
(75,8%). Vergleicht man die Antworten der Schülerinnen und Schüler nach
Schulform, zeigen sich deutliche Unterschiede in den Prozentzahlen. Während
75,6% der Grundschulkinder (N=271) diese Frage bejahen, geben in den
Förderschulen sogar 93,9% der Kinder (N=49) an, nun mehr Obst zu essen als
vorher.
5.2.1.2. Gemüse
Abb. 9 gibt die prozentuale Anzahl der Kinder, die am Vortag Gemüse gegessen
haben, in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Erhebungszeitpunkten wieder.
0
20
40
60
80
100
t1(N=315)
t2(N=257)
t1(N=29)
t2(N=17)
Messzeitpunkte
Pro
zen
te
Versuchsgruppe
Kontrollgruppe
Abb. 9 Anzahl der Kinder, die am Vortag Gemüse gegessen haben in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
Zum ersten Messzeitpunkt liegt die Anzahl der Kinder in den beiden
Untersuchungsgruppen mit 67,7% in der Versuchsgruppe und 67,4% in der
Kontrollgruppe gleich. Zum zweiten Messzeitpunkt zeigt sich in der Versuchsgruppe
mit 77,9% eine deutliche Zunahme an Kindern, die tags zuvor Gemüse gegessen
haben. Die Kontrollgruppe weist mit 70,8% in der Relation eine geringere Zunahme
L AGS / V NS 49
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
28
an Kindern auf. Insgesamt zeigt sich in der Stichprobe eine natürliche Vorliebe der
Kinder für Obst.
Geschlechterspezifisch zeigt sich in der Versuchsgruppe eine relative Zunahme bei
Mädchen als auch bei Jungen zum zweiten Messzeitpunkt. Gaben zum ersten
Messzeitpunkt 72,5% der Mädchen an, am Vortag Gemüse gegessen zu haben,
waren es bei der zweiten Messung 80,7%. Auch bei den Jungen findet sich zum
zweiten Messzeitpunkt eine Steigerung von 63,2% auf 75,6%.
Unterscheidet man im Schulobstprogramm erneut nach den beiden Schulformen,
finden sich zu den beiden Messzeitpunkten die in Abb. 10 dargestellten Häufigkeiten
in den Grund- und Förderschulen.
0
20
40
60
80
100
t1(N=409)
t2(N=281)
t1(N=56)
t2(N=49)
Messzeitpunkte
Pro
zen
te
Grundschule
Förderschule
Abb. 10 Anzahl der Kinder, die am Vortag Gemüse gegessen haben in Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten
Zwischen den beiden Schulformen werden große Unterschiede deutlich: insgesamt
liegen die Werte der Kinder in den Förderschulen (N=57) bereits zum ersten
Messzeitpunkt mit 78,6% deutlich höher als die der Grundschüler zu beiden
Messzeitpunkten (t1: 66,3%, N1=409; t2: 74,7%, N2=281). Sowohl die Grundschulen
als auch die Förderschulen zeigen eine Steigerung der Kinderzahl, die am Vortag
Gemüse gegessen hat, vom ersten zum zweiten Messzeitpunkt. Allerdings liegt diese
Steigerung bei den Schülerinnen und Schülern der Förderschulen (N=49) um 17,3%
auf 95,9% sehr hoch.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
50 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
29
Betrachtet man nun auch die Tageszeit, zu der Gemüse am Vortag gegessen wurde
finden sich in der Versuchs- und Kontrollgruppe zum ersten und teilweise auch zum
zweiten Messzeitpunkt die gleichen Präferenzen. Die Kinder verzehren Gemüse am
häufigsten zu den oft warmen Mahlzeiten wie Mittag- und Abendessen, gefolgt vom
Gemüseverzehr am Nachmittag, am Vormittag und zum Frühstück. Tab. 8 gibt einen
Gesamtüberblick der Häufigkeiten der beiden Gruppen zu beiden Messzeitpunkten.
Tab. 8 Gemüseverzehrpräferenz nach Tageszeit
VG KG
Tageszeit Gemüseverzehr t1 t2 t1 t2
zum Frühstück 9,3% 13,5% 8,8% 0%
vormittags zwischendurch 12,1% 12,4% 14,7% 5,9%
zum Mittagessen 64% 63,2% 61,8% 76,5%
nachmittags zwischendurch 13,6% 12,4% 14,7% 17,6%
zum Abendessen 34,3% 26,7% 23,5% 17,6%
Positiv in der Veränderung über die Zeit ist die zunehmende Anzahl an Kindern, die
am Vortag Gemüse zum Frühstück gegessen haben in der Schulobstgruppe zum
zweiten Messzeitpunkt. Unterschiede zwischen den Schulformen finden sich in der
Versuchsgruppe keine.
Hinsichtlich der Menge des am Vortag gegessenen Gemüses zeigen sich zu keinem
Messzeitpunkt statistisch signifikante Unterschiede zwischen der Versuchs- und
Kontrollgruppe. Auch zeigt sich kein Interaktionseffekt der beiden Faktoren
Messzeitpunkt und Gruppenzugehörigkeit. Darüber hinaus finden sich keine
Unterschiede zwischen den beiden Schulformen. Tab. 9 zeigt die durchschnittlich
gegessene Menge Gemüse in Stück- bzw. Portionsangabe in der Versuchs- und
Kontrollgruppe.
L AGS / V NS 51
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
30
Tab. 9 Anzahl des am Vortag gegessenen Gemüses pro Stück oder Portion zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,9 1,089 228 t1
KG 2,3 1,422 21
VG 1,9 1,051 228 t2
KG 1,7 ,888 21
Die Stückzahlen des am Vortag gegessenen Obstes und Gemüses sind in beiden
Gruppen ähnlich hoch und liegen zusammengenommen im Durchschnitt zwischen
3,7 und 4,3. Orientiert man sich an den Vorgaben 5 am Tag des Allgemeinen
Infodienstes Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft e.V. (aid), liegen die
saarländischen Schülerinnen und Schüler mit ihrem täglichen Obst- und
Gemüsekonsum im positiven Bereich.
Ebenso wie zum Obst wurden die Schülerinnen und Schüler im Schulobstprogramm
zum zweiten Messzeitpunkt abschließend gefragt, ob sie nun mehr Gemüse als
vorher essen. 65% der Antwortenden bejahten diese Frage. Auch hier liegt ein
Geschlechterunterschied vor. Nach eigenen Angaben essen 69,8% der Mädchen
und 59,9% der Jungen mehr Gemüse. Vergleicht man die Angaben der Kinder zum
Gemüseverzehr auch zwischen den Schulformen, zeigt sich ähnlich wie beim Obst
eine deutliche Zunahme an Gemüseverzehr bei den Kindern aus den Förderschulen.
Wieder sind es 93,9% der Förderschulkinder, die angeben, nun mehr Gemüse als
vorher zu essen, während dies bei nur 59,8% der Grundschulkinder zutrifft.
5.2.2. OBST- UND GEMÜSEPRÄFERENZEN
5.2.2.1. Obst
Um die Obstpräferenzen der Kinder beurteilen zu können, wurden sie zunächst ganz
allgemein gefragt, ob sie gerne Obst essen. Auf der dreistufigen Skala liegen die
Mittelwerte beider Gruppen zu beiden Messzeitpunkten mit Mittelwerten von 1,1 und
1,2 sehr hoch. Tab. 10 gibt die Mittelwerte, Standardabweichungen und
Stichprobenumfänge wieder.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
52 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
31
Tab. 10 Beurteilung der Kinder, ob sie gerne Obst essen, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,2 ,452 303 t1
KG 1,1 ,332 25
VG 1,1 ,368 303 t2
KG 1,1 ,277 25
Die Kinder geben unabhängig von Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt an, sehr
gerne Obst zu essen. Die sehr hohen Werte zum ersten Messzeitpunkt können sich
zum zweiten Messzeitpunkt fast gar nicht mehr in die gewünschte Richtung positiv
verändern, so dass von einem Deckeneffekt auszugehen ist.
Etwas später im Fragebogen wurden die Schülerinnen und Schüler zur Absicherung
der Antwort erneut auf einer dreistufigen Skala um ihre Beurteilung von Obst
allgemein gebeten. Sie hatten die Möglichkeit, den Satz Obst finde ich> positiv,
neutral oder negativ zu beenden. Tab. 11 gibt auch hier eine Übersicht über die
Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge zu beiden
Messzeitpunkten.
Tab. 11 Beurteilung von Obst im Allgemeinen durch die Kinder zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,2 ,509 290 t1
KG 1,1 ,332 25
VG 1,2 ,581 290 t2
KG 1,1 ,440 25
Dieses Ergebnis sichert das vorangegangene Ergebnis ab. Analog zur
vorangegangenen Fragestellung zeigen sich auch hier keine Unterschiede
hinsichtlich der Messzeitpunkte und der Gruppenzugehörigkeit. Auch hier liegt ein
Deckeneffekt nahe.
Hinsichtlich beider Einschätzungen der Vorliebe für Obst finden sich keine
Unterschiede zwischen dem Grund- und Förderschulbereich.
L AGS / V NS 53
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
32
Die Schülerinnen und Schüler wurden weiterhin zu beiden Messzeitpunkten nach
ihrem Lieblingsobst gefragt, wobei sie die Möglichkeit hatten, sowohl mehrere der
vorgegebenen Sorten anzukreuzen als auch weitere, nicht vorgegebene Sorten
hinzuzufügen. Tab. 12 zeigt die Lieblingssorten, die von den meisten Kindern der
beiden Gruppen angegeben wurden.
Tab. 12 Lieblingsobstsorten der Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
VG KG
Obstsorte t1
N=469 t2
N=327 t1
N=43 t2
N=25
Äpfel 89,1% 92,7% 81,4% 88,0%
Erdbeeren 85,3% 86,9% 88,4% 100%
Bananen 79,5% 80,4% 74,4% 88,0%
Trauben 79,5% 78,0% 72,1% 84,0%
Kirschen 72,1% 70,9% 69,8% 92,0%
Melonen 78,0% 80,4% 60,5% 84,0%
Kiwis 59,1% 64,5% 60,5% 72,0%
Himbeeren 56,7% 59,9% 58,1% 80,0%
Äpfel und Erdbeeren zählen in beiden Gruppen zu den Lieblingsobstsorten der
befragten Schülerinnen und Schüler, gefolgt von Bananen und Trauben. Zum
zweiten Messzeitpunkt fällt in der Kontrollgruppe das hohe Ergebnis hinsichtlich der
Obstsorte Kirschen.
5.2.2.2. Gemüse
Um die Gemüsepräferenzen der Kinder beurteilen zu können, wurden sie zunächst
wiederum ganz allgemein gefragt, ob sie gerne Gemüse essen. Auf der dreistufigen
Skala liegen die Mittelwerte beider Gruppen zu beiden Messzeitpunkten mit
Mittelwerten zwischen 1,4 und 1,6 noch im positiven Bereich. Tab. 13 gibt die
Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge wieder.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
54 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
33
Tab. 13 Beurteilung der Kinder der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob sie gerne Gemüse essen, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,5 ,651 302 t1
KG 1,4 ,583 25
VG 1,5 ,591 302 t2
KG 1,6 ,590 25
Die Kinder geben unabhängig von Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt an,
gerne Gemüse zu essen.
Anders verhalten sich die Ergebnisse, wenn man die Grund- und Förderschüler
vergleicht. Tab. 14 zeigt die zugehörigen Kennzahlen.
Tab. 14 Beurteilung der Kinder der Grund- und Förderschulen, ob sie gerne Gemüse essen, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
GS 1,5 ,651 254 t1
FöS 1,4 ,644 48
GS 1,5 ,601 254 t2
FöS 1,2 ,429 48
Hier finden sich in der Versuchsgruppe signifikante Haupteffekte der beiden Faktoren
Messzeitpunkt (p<.05) und Schulform (p<.01) und auch ein signifikanter
Interaktionseffekt dieser beiden Faktoren Messzeitpunkt und Schulform (p<.05), der
in Abb. 11 dargestellt ist.
L AGS / V NS 55
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
34
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 11 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Schulform zur Vorliebe der Kinder für Gemüse
Auch wenn die Mittelwerte aller Schülerinnen und Schüler durch die Bank positiv zu
werten sind, essen die Kinder der Förderschulen nach dem Schulobstprogramm
noch lieber Gemüse als die Grundschülerinnen und -schüler und ebenfalls lieber als
vor dem Programm.
Wieder wurden die Schülerinnen und Schüler zur Absicherung der Antwort erneut auf
einer dreistufigen Skala um ihre Beurteilung von Gemüse allgemein gebeten. Sie
hatten analog zum Obst die Möglichkeit, den Satz Gemüse finde ich> positiv, neutral
oder negativ zu beenden. Tab. 15 gibt auch hier eine Übersicht über die Mittelwerte,
Standardabweichungen und Stichprobenumfänge zu beiden Messzeitpunkten.
Tab. 15 Beurteilung von Gemüse im Allgemeinen durch die Kinder der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,5 ,666 292 t1
KG 1,5 ,653 25
VG 1,5 ,623 292 t2
KG 1,6 ,577 25
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
56 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
35
Auch dieses Ergebnis bestätigt das vorangegangene Ergebnis. Analog zur
vorangegangenen Fragestellung zeigen sich auch in der erneuten Beurteilung des
Gemüses keine Unterschiede hinsichtlich der Messzeitpunkte und der Zugehörigkeit
zu den beiden Untersuchungsgruppen.
Allerdings unterscheiden sich die beiden teilnehmenden Schulformen innerhalb der
Versuchsgruppe. In Tab. 16 sind die Kennwerte der Grund- und Förderschulen zu
beiden Messzeitpunkten angegeben.
Tab. 16 Beurteilung von Gemüse im Allgemeinen durch die Kinder der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten
M s N
GS 1,5 ,657 244 t1
FöS 1,4 ,707 48
GS 1,6 ,636 244 t2
FöS 1,2 ,429 48
Die Ergebnisse weisen einen signifikanten Unterschied zwischen den Grund- und
Förderschulen auf (Haupteffekt Schulform, p<.01) sowie einen Interaktionseffekt der
beiden Faktoren Messzeitpunkt und Schulform (p<.05), der das Ergebnis der
vorangegangenen Fragestellung erneut bestätigt. Die Kinder der Förderschulen
bewerten Gemüse positiver als dies die Kinder der Grundschulen tun und sie
bewerten Gemüse nach dem Schulobstprogramm positiver als vorher.
Fragt man die Schülerinnen und Schüler nach ihren Lieblingsgemüsesorten, zeigen
sich auch hier keine gravierenden Unterschiede zwischen den beiden
Untersuchungsgruppen. Auch hier hatten die Kinder die Möglichkeit, mehrere Sorten
Gemüse anzukreuzen. Tab. 17 gibt die bevorzugten Gemüsesorten wieder.
L AGS / V NS 57
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
36
Tab. 17 Lieblingsgemüsesorten der Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
VG KG
Gemüsesorte t1
N=464 t2
N=325 t1
N=41 t2
N=25
Karotten 85,6% 83,4% 82,9% 88,0%
Salatgurken 71,4% 70,8% 63,4% 68,0%
Salat 71,0% 66,2% 63,4% 80,0%
Tomaten 67,5% 64,6% 70,7% 68,0%
Paprika 65,1% 73,2% 58,5% 64,0%
Erbsen 52,4% 56,0% 51,2% 60,0%
Mais 52,4% 59,4% 43,9% 48,0%
Spinat 46,1% 42,8% 48,8% 80,0%
Beide Untersuchungsgruppen geben zu beiden Zeitpunkten mit Abstand Karotten als
ihr Lieblingsgemüse an, gefolgt von Salatgurken, Salat und Tomaten, wobei die
Reihenfolge der Gemüsesorten in den beiden Gruppen variiert. Die Differenzen der
Bewertungen zwischen den beiden Messzeitpunkten sind sowohl in der Versuchs-
als auch in der Kontrollgruppe heterogen. Auffallend ist, dass besonders in der
Kontrollgruppe zum zweiten Messzeitpunkt höhere Werte bestehen.
5.2.3. BEWERTUNG SCHULOBSTVERTEILUNG Ihm Rahmen des Schulobstprogramms wurden die Kinder der Versuchsgruppe
gefragt, wie es ihnen gefällt, dass in den letzten Wochen in der Schule Obst und
Gemüse an sie verteilt wurde. Auf einer dreifach gestuften Skala zeigt der gefundene
Mittelwert von M=1,2 (N=321) eine sehr positive Rückmeldung auf die Frage. Abb. 12
verdeutlicht dies in Prozentzahlen für die gesamte Versuchsgruppe (N=321) und die
beiden Gruppen Grundschule (N=272) und Förderschule (N=49).
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
58 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
37
0
20
40
60
80
100
VGGesamt
GS FöS VGGesamt
GS FöS VGGesamt
GS FöS
Gruppenzugehörigkeit
Pro
zen
te
gefällt mir
teils/teils
gefällt mir nicht
Abb. 12 Bewertung der Schulobstverteilung durch die Schülerinnen und Schüler
Einem sehr großen Teil der Schülerinnen und Schüler gefällt die Obst- und
Gemüseverteilung in der Schule (Versuchsgruppe: 84,7%; Grundschule: 84,6%;
Förderschule: 85,7%). 11,5% aller Kinder geben keine Bewertungsrichtung an
(Grundschule: 12,1%; Förderschule: 8,2%) und geringen 3,7% gefällt die Verteilung
von Obst und Gemüse in ihrer Schule nicht, wobei dies 3,3% der Grundschulkinder
und 6,1% der Förderschulkinder angeben.
Es finden sich hinsichtlich der Bewertung der Obst- und Gemüseverteilung durch die
Kinder weder Geschlechterunterschiede noch Unterschiede zwischen den
Schulformen.
Darüber hinaus wurden die Schülerinnen und Schüler der Versuchsgruppe auch
gefragt, was ihnen an der Obst- und Gemüseverteilung besonders gut gefällt. Den
Kindern wurden einige Antwortmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, darüber hinaus
konnten sie auch eigene Punkte nennen. 309 Kinder beantworteten die Frage. 77,3%
gaben an, dass es ihnen besonders gefällt, dass sie so viele unterschiedliche Obst-
und Gemüsesorten essen können. 64,1% der Schülerinnen und Schüler haben
Gefallen am gemeinsamen Essen. 41,4% gefällt, dass sie viel über Obst und
Gemüse lernen und 38,8% der Kinder gefällt, dass sie neues Obst oder neues
Gemüse kennen lernen. Die Mehrheit der selbstformulierten Gründe bezog sich auf
die Aussage, dass das Obst und Gemüse lecker schmeckt. Schaut man sich die
positiven Nennungen nach Grund- und Förderschulen getrennt an, finden sich bei
zwei Variablen positivere Werte bei den Förderschulkindern (N=46). Mit 45,7%
L AGS / V NS 59
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
38
geben diese an, dass es ihnen gefällt, Neues über Obst und Gemüse zu lernen,
während dies nur 37,6% aller Grundschüler (N=263) angeben. Darüber hinaus gefällt
54,3% der Förderschulkinder, dass sie viel über Obst und Gemüse lernen,
wohingegen nur 39,2% der Grundschulkinder daran Gefallen haben.
Gleichzeitig konnten die Kinder aber auch Kritik üben und wurden gefragt, ob es
etwas gibt, was sie nicht so toll finden. Von den 311 Antwortenden geben 62,1% an,
dass es etwas gibt, was sie nicht so toll finden. An erster Stelle wird hier von 46% der
Schülerinnen und Schüler das Missfallen geäußert, dass die eigene Lieblingsfrucht
nicht dabei ist. 30,5% bemängeln, dass es immer das gleiche Obst gibt. 17,4%
geben an, dass einige Früchte schwer zu essen sind und nur 6,1% gefällt nicht, dass
es so oft Obst und Gemüse gibt. Einige wenige selbstformulierte Nennungen der
Kinder betreffen die Ablehnung einzelner Gemüsesorten und den Bereich der
Hygiene, wie z. B. „alle Kinder essen aus einer Schüssel“ oder „manche Kinder
fassen Obst und Gemüse der anderen Kinder an“. Einziger deutlicher Unterschied
zwischen den Grund- und Förderschulkindern bezüglich kritischer Äußerungen zeigt
sich in der Aussage, dass fast der Hälfte der 264 Grundschulkinder (49,2%) missfällt,
dass ihre Lieblingsfrucht so selten in der Verteilung ist, während dies nur 27,7% der
47 Förderschulkinder bemängeln.
Die positive Rückmeldung der Kinder wird durch die Beantwortung der Frage, ob
weiterhin Obst und Gemüse verteilt werden soll, verstärkt. Von 318 antwortenden
Schülerinnen und Schülern bejahen 89,9% diese Frage. 7,2% antworten neutral oder
können sich dazu keine Meinung bilden und nur ein geringer Teil von 2,8% möchte
keine weitere Obst- und Gemüseverteilung in der Schule. Abb. 13 gibt einen
Überblick über die Antworten in der gesamten Versuchsgruppe sowie nach
Grundschule (N=271) und Förderschule (N=47) getrennt.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
60 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
39
0
20
40
60
80
100
VGGesamt
GS FöS VGGesamt
GS FöS VGGesamt
GS FöS
Gruppenzugehörigkeit
Pro
zen
te
ja
neutral
nein
Abb. 13 Wunsch der Kinder nach Fortsetzung der Obst- und Gemüseverteilung
Die Präferenzen verteilen sich in den Gruppen fast gleich; die Förderschulen zeigen
tendenziell positivere Werte als die Grundschulen. 89,9% der Befragten sprechen
sich für eine Fortsetzung des Schulobstprogramms aus. Aufgeteilt nach Schulform
sind dies 89,3% der Grundschülerinnen und -schüler und 93,6% der
Förderschülerinnen und -schüler, die sich eine Fortführung der Aktion wünschen.
7,2% aller Befragten, 7,4% der Grundschulkinder und 6,4% der Förderschulkinder
können sich hinsichtlich dieser Frage für keine Antwortrichtung entscheiden.
Lediglich 2,8% der Antwortenden wünschen keine Fortführung des
Schulobstprogramms. Unter den Antwortenden befinden sich 3,3%
Grundschulkinder; kein Kind einer Förderschule spricht sich gegen eine
Weiterführung des Programms aus.
5.2.4. LERNEFFEKT Den Kindern, die am Schulobstprogramm teilgenommen haben, wurde abschließend
die Frage gestellt, wie viel sie über Obst und Gemüse gelernt haben. Von den 314
Befragten gaben 58,3% einen Wissenszuwachs an, der sich wie in Abb. 14 verteilt.
L AGS / V NS 61
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
40
0
20
40
60
80
100
ich weiß jetzt viel mehr als vorher
ich weiß jetzt mehr als vorher
ich weiß jetzt genauso viel wie
vorher
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
Abb. 14 Wissenszuwachs über Obst und Gemüse der Schülerinnen und Schüler
41,7% antworteten, dass sie genauso viel wie vorher wissen, 42,4%, dass sie jetzt
mehr als vorher wissen und 15,9%, dass sie jetzt viel mehr als vorher wissen. Im
Ergebnis berichten 58,3% der Schülerinnen und Schüler über einen
Wissenszuwachs durch das Schulobstprogramm.
Ein Zusammenhang des Wissenszuwachses der Schülerinnen und Schüler besteht
weder zur Anzahl der eingesetzten flankierenden Maßnahmen der jeweiligen
Klassenlehrerinnen und -lehrer, noch zur Anzahl der Unterrichtsfächer, in die das
Schulobstprogramm eingebunden wurde. Auch die Einstufung der Wichtigkeit des
Themas gesundheitsförderliche Ernährung im Unterricht der Lehrerinnen und Lehrer
steht in keinem Zusammenhang zum Wissenszuwachs.
Es finden sich hinsichtlich des Lerneffektes weder Geschlechterunterschiede, noch
Unterschiede zwischen den Klassenstufen. Ein hoch signifikanter Unterschied
(p<.001) zeigt sich allerdings im Vergleich der Schulformen. Es berichten mehr
Förderschülerinnen und Förderschüler (87,2%) als Grundschülerinnen und
Grundschüler (53,2%) über einen Wissenszuwachs. Abb. 15 gibt die Prozentzahlen
wieder.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
62 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
41
0
20
40
60
80
100
ich weiß jetzt viel mehr alsvorher
ich weiß jetzt mehr alsvorher
ich weiß jetzt genauso vielwie vorher
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
GS
FöS
Abb. 15 Wissenszuwachs über Obst und Gemüse der Schülerinnen und Schüler der Grund- und Förderschulen
5.3. ELTERN
Zum zweiten Messzeitpunkt haben in der Versuchsgruppe 87,1% Mütter, 9,3% Väter
und 3,6% sonstige Erziehungsberechtigte den Elternfragebogen beantwortet. In der
Kontrollgruppe findet sich eine ähnliche Verteilung mit 95,5% Mütter und 4,5%
Vätern. Ähnlich sehen auch die Verteilungen innerhalb der Versuchsgruppe in den
Grund- und Förderschulen aus. Von diesen Bezugspersonen sind in der
Versuchsgruppe 22,2% in Vollzeit berufstätig, 51,4% arbeiten in Teilzeit und 26%
überhaupt nicht. Von den jeweiligen Partnern der Befragten arbeiten hingegen 77,7%
in Vollzeit, 7,4 in Teilzeit und 14% überhaupt nicht. In der Kontrollgruppe sind
lediglich 9,1% der Befragten vollzeitbeschäftigt, 72,7% arbeiten in Teilzeit und 18,2%
überhaupt nicht. Die Partner der Befragten sind mit 95,2% in Vollzeit beschäftigt und
lediglich mit 4,8% ohne Beschäftigungsverhältnis. Schaut man sich die Häufigkeiten
innerhalb der Versuchsgruppe wiederum nach den beiden Schulformen an, zeigt sich
eine deutliche Verschiebung in Richtung nichtberufstätiger Bezugspersonen in den
Förderschulen. Nur 10,8% dieser Elternteile arbeiten in Vollzeit, 35,1% in Teilzeit und
54,1% sind nicht berufstätig. In den Grundschulen arbeiten 18,3% der Elternteile in
Vollzeit, 52,4% in Teilzeit und 29,3% gehen zum Befragungszeitpunkt keiner
beruflichen Tätigkeit nach.
Das durchschnittliche Alter der befragten Bezugspersonen liegt zum ersten bzw.
zweiten Messzeitpunkt in der Versuchsgruppe bei 37,8 bzw. 38,6 Jahren und in der
L AGS / V NS 63
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
42
Kontrollgruppe bei 36,7 bzw. 38,3 Jahren. Das durchschnittliche Alter der befragten
Bezugspersonen liegt in den Grundschulen bei 37,3 bzw. 38 Jahren und in den
Förderschulen bei 42,5 bzw. 42,9 Jahren.
Zu beiden Messzeitpunkten wird die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen
durchschnittlich mit 4,2 Personen angegeben. Unterschiede zwischen den beiden
Untersuchungsgruppen finden sich nicht. Leben in den Haushalten der
Grundschülerinnen und -schüler im Durchschnitt 4,1 Personen, sind es bei den
Förderschülerinnen und -schülern 5,2 Personen.
5.3.1. OBST- UND GEMÜSEVERZEHR ZU HAUSE
5.3.1.1. Obst
Die Eltern wurden zunächst nach ihrer persönlichen Einschätzung, wie viel Obst in
ihrem eigenen Haushalt gegessen wird, gefragt, was sie auf einer fünfstufigen Skala
von sehr viel Obst bis kein Obst angeben konnten. In Tab. 18 finden sich die
jeweiligen Mittelwerte mit Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der
beiden Gruppen zu den zwei Messzeitpunkten.
Tab. 18 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Obstes zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,2 ,897 292 t1
KG 2,7 ,825 25
VG 2,1 ,849 292 t2
KG 2,4 ,745 25
Versuchs- und Kontrollgruppe unterscheiden sich signifikant voneinander (p<.05) mit
positiven Werten in der Versuchsgruppe und unauffälligen Werten in der
Kontrollgruppe. Die Eltern der Versuchsgruppe geben an, dass in ihrem Haushalt
mehr Obst gegessen wird als in der Kontrollgruppe. Allerdings finden sich diese
Unterschiede zu beiden Messzeitpunkten, so dass nur ein Haupteffekt auf dem
Faktor Gruppenzugehörigkeit vorliegt und weder ein Haupteffekt auf dem Faktor
Messzeitpunkt noch ein Interaktionseffekt der Faktoren Gruppe und Messzeitpunkt
festzustellen ist.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
64 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
43
Unterschiede zwischen den Grund- und Förderschulen innerhalb der
Versuchsgruppe finden sich nicht.
Vor dem Beginn des Schulobstprogramms nennen auf die Frage des vom eigenen
Kind am Vortag konsumierten Obstes 63% der Eltern in der Versuchsgruppe (N=411)
Äpfel, 30,4% Bananen, 22,6% Trauben und noch 10,7% Nektarinen. In der
Kontrollgruppe (N=27) dominieren ebenfalls mit 48,1% Äpfel als das am häufigsten
am Vortag gegessene Obst, gefolgt von Bananen (33,3%), Nektarinen (22,2%) und
Pflaumen/Zwetschgen (14,8%). Eine Verteilung der am häufigsten konsumierten
Obstsorten nach Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten zeigt
Abb. 16.
L AGS / V NS 65
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
44
0 20 40 60 80 100
Kiwi
Pflaumen
Pfirsische
Birnen
Orangen
Nektarinen
Mandarinen
Trauben
Bananen
Äpfel
Ob
stso
rten
Prozente
VG t1 (N=411)
VG t2 (N=274)
KG t1 (N=27)
KG t2 (N=19)
Abb. 16 Elternangaben zum Obstverzehr des Kindes am Vortag zu beiden Messzeitpunkten
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
66 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
45
Zum zweiten Messzeitpunkt nennen die Eltern (N=274) der Kinder in der
Versuchsgruppe auf die Frage, welches Obst Ihr Kind am Vortag gegessen hat, mit
71,9% Äpfel weiterhin als häufigste Obstsorte, gefolgt von Bananen (32,5%) und
Mandarinen (15,3%). In der Kontrollgruppe (N=19) werden ebenfalls am häufigsten
Äpfel mit 68,4% genannt, gefolgt von Mandarinen (26,3%) und Bananen (15,8%).
Wie aus der Abbildung hervorgeht, werden jeweils ‚gängige’ Obstsorten sowohl in
der Versuchs- als auch in der Kontrollgruppe genannt, mit etwas unterschiedlicher
Rangfolge. Neben diesen generell bekannten und verfügbaren Obstsorten entfallen
sowohl zum ersten als auch zum zweiten Messzeitpunkt jeweils nur einzelne
Nennungen auf exotischere Früchte wie z.B. Datteln, Grapefruit, Cranberry,
Granatapfel, Litschi, Mango, Pomelo oder Sharon.
Abschließend gaben die Eltern an, wie viele Stücke oder Portionen Obst ihr Kind am
Vortag gegessen hat. Tab. 19 gibt die durchschnittliche Anzahl des gegessenen
Obstes in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu den beiden Messzeitpunkten wieder.
Tab. 19 Menge des verzehrten Obstes des Kindes am Vortag der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,9 1,089 232 t1
KG 2,0 1,414 13
VG 1,9 1,072 232 t2
KG 2,2 1,345 13
Die Mittelwertangaben, die zwischen M=1,9 und M=2,2 liegen, stimmen mit den
Angaben der Kinder zum eigenen Obstkonsum am Vortag überein. Zum Obstkonsum
liegt weder ein Gruppeneffekt noch ein Effekt über die Messzeitpunkte noch ein
Interaktionseffekt von Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt vor. Versuchs- und
Kontrollgruppe unterscheiden sich im Obstkonsum der Kinder somit zu keinem
Zeitpunkt voneinander. Zwischen den beiden Schulformen finden sich ebenfalls
keine Unterschiede.
5.3.1.2. Gemüse
Auch zum Gemüse wurden die Eltern zunächst wieder nach ihrer persönlichen
Einschätzung, wie viel Gemüse in ihrem eigenen Haushalt gegessen wird, gefragt.
Auch hier konnten sie auf einer fünfstufigen Skala von sehr viel Gemüse bis kein
L AGS / V NS 67
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
46
Gemüse eine Auswahl vornehmen. In Tab. 20 finden sich die jeweiligen Mittelwerte
mit Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der beiden Gruppen zu den
zwei Messzeitpunkten.
Tab. 20 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Gemüses der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,0 ,810 275 t1
KG 2,7 ,825 14
VG 2,1 ,833 275 t2
KG 2,4 1,016 14
Die Mittelwerte hinsichtlich der Einschätzung des Gemüsekonsums sind fast
identisch mit den Einschätzungen zum Obstkonsum. Versuchs- und Kontrollgruppe
unterscheiden sich signifikant voneinander (p<.01) mit positiven Werten in der
Versuchsgruppe und unauffälligen Werten in der Kontrollgruppe. Die Eltern der
Versuchsgruppe geben einen höheren Gemüsekonsum im eigenen Haushalt an, als
die Eltern der Kontrollgruppe dies tun. Allerdings finden sich diese Unterschiede zu
beiden Messzeitpunkten, so dass nur ein Haupteffekt auf dem Faktor
Gruppenzugehörigkeit vorliegt und weder ein Haupteffekt auf dem Faktor
Messzeitpunkt noch ein Interaktionseffekt der Faktoren Gruppe und Messzeitpunkt.
Auch macht der Faktor Schulform einen signifikanten Haupteffekt (p<.05). Die
Elternteile der Förderschulen geben zu beiden Zeitpunkten an, mehr Gemüse zu
essen, als dies die Eltern der Grundschulen tun. Tab. 21 gibt die Mittelwerte,
Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der beiden Schulformen wieder.
Tab. 21 Einschätzung des im eigenen Haushalt gegessenen Gemüses der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten
M s N
GS 2,1 ,814 244 t1
FöS 1,7 ,702 31
GS 2,1 ,820 244 t2
FöS 1,9 ,922 31
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
68 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
47
Auf die Frage des am Vortag von dem eigenen Kind konsumierten Gemüses geben
zum ersten Messzeitpunkt die Eltern in der Versuchsgruppe 36,9% Tomaten, 30,2%
Karotten, 22,8% Salatgurke, 17,5% Salat und noch 15,9% Paprika an. In der
Kontrollgruppe werden ebenfalls mit 38% Tomaten an erster Stelle genannt, gefolgt
von Karotten (33,3%), Paprika (19%), Erbsen (14,3%) und Salat (9,5%). Eine
Verteilung des am Vortag konsumierten Gemüses in Versuchs- und Kontrollgruppe
zu beiden Messzeitpunkten zeigt nachfolgende Abb. 17.
0 20 40 60 80 100
Erbsen
Paprika
Salat
Salatgurke
Tomaten
Karotten
Gem
üse
sort
en
Prozente
VG t1 (N=347)
VG t2 (N=232)
KG t1 (N=21)
KG t2 (N=19)
Abb. 17 Elternangaben zum Gemüseverzehr des Kindes am Vortag zu beiden Messzeitpunkten
L AGS / V NS 69
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
48
Zum zweiten Messzeitpunkt nennen die Eltern der Kinder in der Versuchsgruppe auf
die Frage, welches Gemüse Ihr Kind am Vortag gegessen hat, mit 40,5% Karotten,
gefolgt von Salatgurke (23,7%), Salat (22,8%), Tomaten (18,3%) und Paprika
(12,9%). In der Kontrollgruppe werden ebenfalls am häufigsten Karotten mit 47,4%
genannt, gefolgt von Paprika (26,3%), Salatgurke (21%) und Salat (15,8%).
Abschließend geben die Eltern wieder an, wie viele Stücke oder Portionen Gemüse
ihr Kind am Vortag gegessen hat. Tab. 22 gibt die durchschnittliche Anzahl des
gegessenen Gemüses in der Versuchs- und Kontrollgruppe zu den beiden
Messzeitpunkten wieder.
Tab. 22 Menge des verzehrten Gemüses des Kindes am Vortag der Versuchs- und Kontrollgruppe zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,0 1,057 187 t1
KG 1,4 ,527 9
VG 2,0 1,021 187 t2
KG 1,8 1,093 9
Bis auf den Mittelwert M=1,4 der Kontrollgruppe zum ersten Messzeitpunkt stimmen
die Mittelwertangaben mit den Angaben der Kinder zum eigenen Gemüsekonsum am
Vortag überein. Eine mögliche Ursache liegt in der niedrigen Fallzahl der
antwortenden Eltern (N=9). Zum Gemüsekonsum liegt weder ein Gruppeneffekt noch
ein Effekt über die Messzeitpunkte noch ein Interaktionseffekt von
Gruppenzugehörigkeit und Messzeitpunkt vor. Versuchs- und Kontrollgruppe
unterscheiden sich im Gemüsekonsum der Kinder somit ebenfalls zu keinem
Zeitpunkt voneinander. Ebenfalls gibt es keine Unterschiede zwischen den beiden
Schulformen.
5.3.1.3. Einschätzung der Konsumgewohnheiten
84,6% der befragten Bezugspersonen in der Versuchsgruppe (N=298) geben an,
dass aufgrund der Versorgung in der Schule der Konsum von Obst zu Hause nicht
zurückgegangen ist. Demnach essen bei nur 15,4% der Befragten die Kinder
weniger Obst zu Hause, nachdem sie in der Schule im Rahmen der
Schulobstverpflegung Obst zur Verfügung gestellt bekommen haben. Die
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
70 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
49
Prozentwerte der Grund- und Förderschulen entsprechen mit 15,3% und 16,2% den
Werten der gesamten Versuchsgruppe.
Werden die Eltern gefragt, ob ihr Kind jetzt zu Hause mehr Obst, gleich viel Obst
oder weniger Obst isst, zeigt sich das in Abb. 18 dargestellte Antwortverhalten der
Eltern (N=299).
0
20
40
60
80
100
mehr Obst gleich viel Obst weniger Obst
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
M= 1,9 (N=299)
Abb. 18 Elternangaben zum allgemeinen Obstkonsum des Kindes zu Hause zum zweiten Messzeitpunkt
14,7% der Eltern geben an, dass ihre Kinder zu Hause mehr Obst essen; bei 83%
der befragten Eltern liegt der Konsum von Obst bei ihrem Kind im gleichen Umfang
wie zuvor. Nur 2,3% geben an, dass ihr Kind zu Hause jetzt weniger Obst isst. Die
Prozentzahlen in den Grund- und Förderschulen entsprechen denen der
Versuchsgruppe. Etwas überraschend wird deutlich, wie in diesen beiden
unterschiedlichen Fragen von den befragten Eltern der Rückgang des Konsums von
Obst bewertet wird. Hier stehen 15,4% den 2,3% gegenüber, die angeben, dass ihr
Kind zwischenzeitlich weniger Obst zu Hause konsumiert.
Beim Gemüseverzehr zeigt sich eine nahezu identische Verteilung: Auf die Frage, ob
ihre Kinder zu Hause weniger Gemüse essen, weil sie bereits in der Schule versorgt
wurden, geben lediglich 14% aller Eltern (N=299) einen Rückgang des Konsums an.
L AGS / V NS 71
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
50
Hier liegen die Grundschulen bei 13% und die Förderschulen mit 21,1% etwas höher.
Fragt man wieder detaillierter, ergeben sich die in Abb. 19 dargestellten
Elternantworten.
0
20
40
60
80
100
mehr Gemüse gleich vielGemüse
wenigerGemüse
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
M=2,0 (N=285)
Abb. 19 Elternangaben zum allgemeinen Gemüsekonsum des Kindes zu Hause zum zweiten Messzeitpunkt
85,6% aller Eltern (N=285) geben an, dass Ihr Kind zu Hause gleich viel Gemüse
isst. 9,8% geben an, dass ihr Kind mehr Gemüse zu Hause isst. Ähnlich dem
Obstkonsum geben hier überraschenderweise - im Vergleich zu zunächst
angegebenen 14% - nur noch 4,6% an, dass ihr Kind zu Hause weniger Gemüse
isst.
Sowohl hinsichtlich Obst als auch Gemüse besteht nach Elternangaben ein
Zusammenhang zwischen dem Obst- und Gemüsekonsum der Kinder und der
Thematisierung von Obst und Gemüse zu Hause. Diejenigen Eltern, die angeben,
dass ihr Kind jetzt mehr Obst (r=.28, p<.01, N=292) bzw. Gemüse (r=.20, p<.01,
N=281) isst als vorher, sind auch diejenigen Eltern, die durch das
Schulobstprogramm zu Hause mehr über Obst und Gemüse reden.
5.3.2. OBST- UND GEMÜSEPRÄFERENZEN DER KINDER Den Angaben zum Obst- und Gemüseverzehr der Kinder schloss sich eine
allgemeine Frage an, in der die Eltern einschätzen sollten, ob ihr Kind gerne Obst
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
72 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
51
bzw. Gemüse isst. Auf die Aussagen Mein Kind isst im Allgemeinen gerne Obst und
Mein Kind isst im Allgemeinen gerne Gemüse konnten die Eltern zu beiden
Messzeitpunkten auf einer fünfstufigen Skala von Dieser Aussage stimme ich voll
und ganz zu bis stimme ich gar nicht zu antworten. Tab. 23 zeigt die Kennzahlen der
beiden Untersuchungsgruppen zum Obst zu beiden Messzeitpunkten.
Tab. 23 Einschätzung der Eltern der Kontroll- und Versuchsgruppe, ob ihr Kind gerne Obst isst, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 1,7 ,967 267 t1
KG 1,7 1,069 14
VG 1,6 ,907 267 t2
KG 1,1 ,267 14
Statistisch zeigt sich ein signifikanter Haupteffekt (p<.01) über den Faktor
Messzeitpunkt und ein Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und
Gruppenzugehörigkeit, der in Abb. 20 dargestellt ist.
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
VG
KG
Abb. 20 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Gruppenzugehörigkeit bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Obst
L AGS / V NS 73
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
52
Zum ersten Messzeitpunkt t1 weisen beide Gruppen gleich günstige Mittelwerte
(M=1,7) auf. Zum zweiten Messzeitpunkt zeigt die Kontrollgruppe einen wesentlich
positiveren Wert (M=1,1). Nach Elterneinschätzungen essen die Kinder der
Kontrollgruppe zum zweiten Messzeitpunkt signifikant lieber Obst (p<.05) als die
Kinder der Versuchsgruppe. Diese Ergebnisse liegen in unerwarteter Richtung.
Die Antworten der Elternteile der Grundschulen unterscheiden sich nicht von den
Angaben der Eltern der Förderschulen.
Tab. 24 zeigt nun die Kennzahlen der beiden Untersuchungsgruppen zum Gemüse
zu beiden Messzeitpunkten.
Tab. 24 Einschätzung der Eltern der Kontroll- und Versuchsgruppe, ob ihr Kind gerne Gemüse isst, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,3 1,291 264 t1
KG 2,9 1,460 14
VG 2,1 1,122 264 t2
KG 2,7 1,139 14
Im Gegensatz zu den Einschätzungen zur Obstvorliebe der Kinder zeigt sich
hinsichtlich des Gemüses ein signifikanter Haupteffekt (p<.05) über den Faktor
Gruppenzugehörigkeit, der in Abb. 21 dargestellt ist.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
74 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
53
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
VG
KG
Abb. 21 Haupteffekt des Faktors Gruppenzugehörigkeit bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Gemüse
Zu beiden Messzeitpunkten t1 und t2 weist die Versuchsgruppe positivere Mittelwerte
(Mt1=2,3; Mt2=2,1) als die Kontrollgruppe (Mt1=2,9; Mt2=2,7) auf. Nach
Elterneinschätzungen essen die Kinder der Versuchsgruppe im Allgemeinen lieber
Gemüse als die Kinder der Kontrollgruppe. Innerhalb der Versuchsgruppe zeigt sich
ebenfalls ein signifikanter Haupteffekt des Faktors Schulform (p<.01), der in Abb. 22
dargestellt ist.
L AGS / V NS 75
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
54
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 22 Haupteffekt des Faktors Schulform bezüglich der allgemeinen Vorliebe des Kindes für Gemüse
Zu beiden Messzeitpunkten weisen die Förderschulen (Mt1=1,7; Mt2=1,5) signifikant
positivere Werte auf als die Grundschulen (Mt1=2,4; Mt2=2,2). Dieses Ergebnis
zeigte sich bereits in den Kinderangaben.
5.3.3. BEWERTUNG SCHULOBSTVERTEILUNG Zunächst wurden die Eltern im Schulobstprogramm gefragt, wie sie die Aktion, dass
in den letzten Wochen in der Klasse ihrer Kinder Obst und Gemüse verteilt wurde,
finden. Die Aktion wurde von den Eltern auf der fünfstufigen Skala mit einem
Mittelwert von M=1,1 (N=302) absolut positiv bewertet. Abb. 23 verdeutlicht das
Antwortverhalten im Detail.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
76 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
55
teils/teils; 1,7%
eher gut; 8,9%
sehr gut; 89,1%
Abb. 23 Beurteilung der Aktion Schulobstprogramm durch die Eltern
98% der Eltern geben eine positive Rückmeldung, davon finden 89,1% die Aktion
sehr gut und 8,9% eher gut. Nur 1,7% der Eltern wählen die neutrale Skalenmitte
und lediglich 0,3% die Antwortkategorie sehr schlecht. Die Kategorie eher schlecht
wird überhaupt nicht belegt.
Ein Vergleich der beiden Schulformen zeigt, dass die Eltern der Förderschulen
(M=1,1) die Aktion signifikant besser einschätzen (p<.05) als die Eltern der
Grundschulen (M=1,2) – auch wenn beide Mittelwerte bereits sehr positiv liegen.
Im Zusammenhang mit der generellen Beurteilung der Aktion wurden die Eltern auch
zu bestimmten Rahmenbedingungen der Obst- und Gemüseverteilung befragt. Hier
interessierte die Meinung der Eltern zur kostenlosen Austeilung des Schulobsts, um
alle Kinder daran teilnehmen zu lassen. Zu beiden Zeitpunkten stimmen die
befragten Eltern der Aussage, dass die Austeilung nichts kosten darf, damit alle
Kinder daran teilnehmen können, voll und ganz zu. Dies verdeutlicht der jeweilige
Mittelwert M=1,2, der sehr positiv ist. Auch die differenzierte Betrachtung nach den
beiden Schulformen zeigt eine einheitlich positive Einschätzung.
Sowohl zu Beginn als auch nach Ablauf der Förderphase wurden die Eltern gefragt,
ob sie mit ihrem Kind oder ihren Kindern zu Hause über das Schulobstprogramm
reden. Vor Beginn des Schulobstprogramms wird die Aktion nach Elternangaben von
dreiviertel (75,9%) aller Beteiligten (N=452) zu Hause thematisiert. Diese Zahl sinkt
zum zweiten Messzeitpunkt um einige Prozentwerte auf 68,5%. Schaut man sich in
L AGS / V NS 77
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
56
der Versuchsgruppe die Thematisierung der Aktion getrennt nach Schulformen an,
zeigt sich, dass prozentual mehr Eltern von Grundschülerinnen und -schülern (t1:
77,6%; t2: 70,5%) zu Hause mit ihren Kindern über das Schulobstprogramm
sprechen als dies Eltern von Förderschülerinnen und -schülern tun (t1: 58,5%; t2:
54,1%).
Zum zweiten Messzeitpunkt wurden die Eltern der am Schulobstprogramm
teilnehmenden Schülerinnen und Schüler befragt, ob ihre Kinder durch die
Teilnahme am Programm neue Obst- und Gemüsesorten kennengelernt haben. Abb.
24 zeigt die Verteilung der Antworten.
0
20
40
60
80
100
stimme vollund ganz zu
stimmeeher zu
stimmeteils/teils zu
stimmeeher nicht
zu
stimme garnicht zu
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te Obst (N=293)
Gemüse (N=294)
Abb. 24 Kennenlernen neuer Obst- und Gemüsesorten durch das Schulobstprogramm
20,1% der Eltern stimmen voll und ganz zu, dass ihre Kinder im Rahmen des
Schulobstprogramms auch neue Obstsorten kennengelernt haben; 19% antworten
gleichermaßen für das Kennenlernen neuer Gemüsesorten. 13% für Obst und 11,6%
für Gemüse stimmen dieser Frage eher zu und 18,1% für Obst und 19,7% für
Gemüse stimmen teils/teils zu. Am auffälligsten zeigt sich die Kategorie stimme gar
nicht zu, auf die jeweils 30,3% der Antworten entfallen. Dieses Ergebnis spiegelt sich
auch in den folgenden Verbesserungsvorschlägen der Eltern wieder. Sowohl für Obst
als auch für Gemüse liegt der Mittelwert bei M=3,3. Dieser ist im Vergleich zu
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
78 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
57
anderen Beurteilungen durch die Eltern schlechter, liegt aber insgesamt im
unauffälligen Bereich.
Differenziert nach Schulformen stellt Tab. 25 die Mittelwerte, Standardabweichungen
und Stichprobenumfänge bezüglich Obst und Gemüse der Grund- und
Förderschulen dar.
Tab. 25 Einschätzung der Eltern der Grund- und Förderschulen, dass ihr Kind durch das Schulobstprogramm neue Obst- und Gemüsesorten kennen gelernt hat
M s N
GS 3,3 1,482 260 Obst
FöS 2,8 1,640 33
GS 3,4 1,451 261 Gemüse
FöS 2,7 1,625 33
Hinsichtlich Obst und Gemüse sind die Eltern der Förderschulkinder signifikant
stärker (p<.05) der Meinung, dass ihr Kind durch das Schulobstprogramm neue
Sorten kennen gelernt hat als die Eltern der Grundschulkinder dies angeben, wenn
gleich die Mittelwerte insgesamt im durchschnittlichen Bereich liegen.
Jeweils zu beiden Messzeitpunkten sollten die Eltern die Begeisterung ihrer Kinder
über das Schulobstprogramm einschätzen. Dies wurde vor Beginn des
Schulobstprogramms durch die Aussage Mein Kind freut sich auf das
Schulobstprogramm und in der Aktion durch die Aussage Mein Kind ist begeistert
vom Schulobstprogramm erfragt. Die Einschätzungen der Eltern sind zu beiden
Messzeitpunkten sehr positiv (Mt1=1,6; Mt2=1,7; N=254). Allerdings ist die
Begeisterung der Kinder im Schulobstprogramm nach Elternangaben kleiner als es
die Vorfreude war. Die Schulformen unterscheiden sich zu keinem Zeitpunkt
voneinander.
Die Eltern wurden gefragt, ob sie Verbesserungsvorschläge zum Schulobstprogramm
haben und erhielten die Möglichkeit, diese selbst zu formulieren. 84,5% aller
Befragten (N=291) geben an, keine Verbesserungsvorschläge zum
Schulobstprogramm zu haben. Die restlichen 15,5% geben insgesamt 38
Nennungen zur Verbesserung der Aktion an. Neben einer Vielzahl von
Einzelnennungen kristallisiert sich ein Verbesserungsvorschlag heraus, der von
L AGS / V NS 79
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
58
einigen Eltern geteilt wird. Elf Elternteile wünschen sich eine größere Vielfalt an Obst-
und Gemüsesorten im Programm. Darüber hinaus schlagen noch vier Elternteile vor,
noch öfter Obst und Gemüse über das Schulobstprogramm auszuteilen und jeweils
drei Elternteile wünschen sich mehr Informationen zur Umsetzung des Programms
und den Verzicht auf Kohlrabi, da diese schwer zu schälen sind bzw. nicht geschält
werden. Unterschiede zwischen den beiden Schulformen zeigen sich nicht.
Die Frage, ob die Eltern stärker in das Schulobstprogramm einbezogen werden
sollen, verneint der überwiegende Teil der Eltern. Zum ersten Messzeitpunkt lehnen
von den Befragten (N=399) 63,9% den Wunsch oder die Notwendigkeit der stärkeren
Einbindung in die Aktion ab. Zum zweiten Messzeitpunkt sind dies von den
antwortenden Elternteilen (N=269) sogar 78,8%. Diese Prozentzahlen spiegeln auch
das Antwortverhalten der Eltern der Grundschulen (t1: 65,9%; t2: 80,2%) wieder.
Verschiebt sich das Antwortverhalten der Eltern der Förderschulen zum zweiten
Messzeitpunkt zwar in gleicher Weise wie bei den Eltern der Grundschulen, liegen
die Prozentzahlen zu t1 mit 42,9% und zu t2 mit 66,7% doch deutlich niedriger.
Gründe für ihre Antwortwahl konnten die Eltern ebenfalls selbst formulieren. Hier
begründen fast ausschließlich die Elternteile, die für eine stärkere Einbindung in das
Programm sind, ihre Wahl. Die drei häufigsten Nennungen, die bereits in den
Verbesserungsvorschlägen sichtbar wurden, sind einmal die Forderung nach mehr
Information zur Umsetzung des Programms wie z. B. Ablauf- und Verteilungspläne
und Informationen zu den verteilten Obst- und Gemüsesorten. Des Weiteren wird die
Beteiligung der Eltern an der Zubereitung und Verteilung angesprochen und das
Angebot, den Kindern von zu Hause Obst und Gemüse mitzugeben.
Die Eltern wurden schließlich auch ganz konkret gefragt, ob sie gut und ausreichend
über das Schulobstprogramm informiert sind. Nach ihren eigenen Angaben zeigt sich
auf der fünfstufigen Skala mit einem Mittelwert von M=2,0 zu beiden
Messzeitpunkten ein positiver Wert, der verdeutlicht, dass die Eltern sich gut und
ausreichend informiert fühlen. Diese positive Einschätzung findet sich bei den Eltern
beider Schulformen gleichermaßen.
Von den 291 befragten Eltern äußern 99%, dass das Schulobstprogramm auch
weiterhin fortgeführt werden soll; nur 3 befragte Eltern (1%) sprechen sich dagegen
aus. 194 der sich positiv äußernden Eltern geben darüber hinaus an, warum das
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
80 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
59
Programm ihrer Meinung nach auch in Zukunft angeboten werden soll. Einen
Überblick über die genannten Begründungen liefert Tab. 26.
Tab. 26 Anzahl der genannten Gründe der Weiterführung des Schulobstprogramms
Das Schulobstprogramm sollte weitergeführt werden, weil9
Yder regelmäßige Konsum von Obst- und Gemüse gesund ist. 57
Ydadurch das eigene Kind mehr Obst und Gemüse isst. 19
Yso jedes Kind die Chance hat, in den Genuss von Obst und Gemüse zu
kommen. 52
Ymein Kind etwas über Obst- und Gemüsesorten lernt. 21
YKinder mehr Obst- und Gemüsesorten ausprobieren, wenn sie unter
Gleichaltrigen sind. 13
Yes den Kindern Freude bereitet. 9
Ydas Programm eine gute Sache ist (ohne nähere Ausführung, was unter „gut“
zu verstehen ist). 23
Am häufigsten nennen die Eltern den regelmäßigen Konsum und die damit
verbundene gesunde Ernährung der Kinder (29,4%) durch die Beteiligung am
Schulobstprogramm für dessen Fortführung. Eng verbunden ist hiermit die etwas
unspezifische Aussage, dass das eigene Kind infolge des Schulobstprogramms mehr
Obst und Gemüse isst (9,8%), was ebenso auf den gesundheitsförderlichen Aspekt
hinweist. Von ähnlicher Bedeutung wie den gesundheitsförderlichen Konsum sehen
die Eltern die gleiche Versorgungschance/Teilhabe aller Kinder an der Obst- und
Gemüseverteilung (26,8%), die unabhängig von den Bedingungen in der Familie
über das Schulobstprogramm gewährleistet wird. Auch den Lerneffekt über die
Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten halten die Eltern für einen wichtigen Grund
(10,8%), das Schulobstprogramm auch weiterhin in der Schule fortzuführen.
5.3.4. EINBINDUNG DES THEMAS GESUNDHEITSFÖRDERLICHE ERNÄHRUNG
5.3.4.1. Gesundheitsförderliche Ernährung im Schulalltag
Zur Bewertung der Einbindung des Themas gesundheitsförderliche Ernährung in den
Schulalltag hatten die Eltern die Möglichkeit, ihre Einschätzung dazu über
Lerneffekte bei ihren Kindern anzugeben. Auf einer fünfstufigen Skala konnten die
Eltern zu beiden Zeitpunkten auf die Aussage In der Schule lernt mein Kind genug
über gesundheitsförderliche Ernährung mit Dieser Aussage stimme ich voll und ganz
L AGS / V NS 81
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
60
zu bis stimme ich gar nicht zu antworten. Tab. 27 zeigt die dazugehörigen
Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge.
Tab. 27 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,4 1,082 231 t1
KG 3,2 ,987 13
VG 2,3 1,030 231 t2
KG 2,5 1,198 13
Ein signifikanter Haupteffekt (p<.05) findet sich allein auf dem Faktor Messzeitpunkt.
Alle Eltern beider Gruppen sind zum zweiten Messzeitpunkt stärker der Meinung,
dass ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, als
sie dies zum ersten Messzeitpunkt angeben. Abb. 25 verdeutlicht dies.
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
VG
KG
Abb. 25 Haupteffekt des Faktors Messzeitpunkt hinsichtlich der Elterneinschätzung, ihr Kind lerne in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung
Der Mittelwert in der Versuchsgruppe verändert sich vom ersten zum zweiten
Messzeitpunkt von Mt1=2,4 auf Mt2=2,3; der Mittelwert der Kontrollgruppe von
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
82 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
61
Mt1=3,2 auf Mt2=2,5. Insgesamt liegen die Mittelwerte der Kontrollgruppe im
unauffälligen Bereich und die der Versuchsgruppe tendenziell im positiven Bereich.
Betrachtet man in der Versuchgruppe die Mittelwerte der beiden Schulformen, zeigt
sich ein signifikanter Unterschied zwischen den Grund- und Förderschulen. Tab. 28
gibt die Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der
Schulformen zu beiden Messzeitpunkten wieder.
Tab. 28 Einschätzung der Eltern der Grund- und Förderschulen, ob ihr Kind in der Schule genug über gesundheitsförderliche Ernährung lernt, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
GS 2,5 1,081 212 t1
FöS 1,7 ,872 19
GS 2,3 ,995 212 t2
FöS 1,9 1,329 19
Die Elternangaben der Schülerinnen und Schüler aus den Förderschulen sind
signifikant positiver (p<.01) als die der Grundschulen. Die Eltern der
Förderschulkinder sind stärker der Meinung, dass ihr Kind in der Schule genug über
gesundheitsförderliche Ernährung lernt, als dies die Eltern der Grundschulkinder
annehmen.
5.3.4.2. Gesundheitsförderliche Ernährung im Familienalltag
Weiterhin interessierte, in wie weit das Thema gesundheitsförderliche Ernährung
auch zu Hause ein Thema ist bzw. in wie weit die Verfügbarkeit von Obst und
Gemüse zu Hause gegeben ist. Wiederum konnten die Eltern ihre Einschätzungen
auf der fünfstufigen Skala von Dieser Aussage stimme ich voll und ganz zu bis
Dieser Aussage stimme ich gar nicht zu angeben.
Die Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der beiden
Gruppen zu den zwei Messzeitpunkten hinsichtlich der Aussage Bei uns zu Hause
wird viel über Obst gesprochen sind in Tab. 29 dargestellt.
L AGS / V NS 83
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
62
Tab. 29 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob bei ihnen zu Hause viel über Obst gesprochen wird, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,6 1,083 265 t1
KG 3,0 1,207 14
VG 2,6 1,113 265 t2
KG 3,0 1,414 14
Analog dazu finden sich in Tab. 30 die Kennzahlen der beiden Gruppen zu den zwei
Messzeitpunkten hinsichtlich der Aussage Bei uns zu Hause wird viel über Gemüse
gesprochen.
Tab. 30 Einschätzung der Eltern der Versuchs- und Kontrollgruppe, ob bei ihnen zu Hause viel über Gemüse gesprochen wird, zu beiden Messzeitpunkten
M s N
VG 2,7 1,055 266 t1
KG 3,1 1,072 14
VG 2,6 1,103 266 t2
KG 3,0 1,301 14
Die Mittelwerte liegen für Obst und Gemüse in den Gruppen gleich hoch und in
einem durchschnittlichen Bereich. Es finden sich sowohl zum Obst als auch zum
Gemüse weder Haupteffekte über die Faktoren Gruppenzugehörigkeit und
Messzeitpunkt noch ein Interaktionseffekt dieser beiden Faktoren. Somit gibt es zu
keinem Messzeitpunkt Unterschiede zwischen der Versuchs- und der Kontrollgruppe.
Gleiche Ergebnisse finden sich bei der Betrachtung der Grund- und Förderschulen.
Hinsichtlich der Verfügbarkeit von Obst und Gemüse für die Kinder zu Hause
schätzten die Eltern die Aussagen Bei uns zu Hause ist immer frisches Obst
vorhanden und Bei uns zu Hause ist immer frisches Gemüse vorhanden ein. Die
Elternangaben zur Verfügbarkeit von frischem Obst zu Hause sind in beiden
Gruppen über die Untersuchungszeitpunkte auf der fünfstufigen Skala mit
Mittelwerten zwischen 1,3 und 1,6 gleich positiv. Nach Angabe der Eltern der
Versuchs- und Kontrollgruppe ist in den meisten Haushalten immer frisches Obst
vorhanden. Tab. 31 gibt einen Gesamtüberblick über die Kennzahlen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
84 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
63
Tab. 31 Elternangaben der Versuchs- und Kontrollgruppe über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause
M s N
VG 1,4 ,699 266 t1
KG 1,4 ,514 14
VG 1,3 ,660 266 t2
KG 1,6 ,938 14
Es finden sich zu keinem Messzeitpunkt Unterschiede zwischen der Versuchs- und
Kontrollgruppe.
In der differenzierten Betrachtung nach Schulformen innerhalb der Versuchsgruppe
zeigen sich allerdings Unterschiede. Tab. 32 gibt einen Überblick über die
Kennzahlen der Grund- und Förderschulen.
Tab. 32 Elternangaben der Grund- und Förderschulen über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause
M s N
GS 1,4 ,721 236 t1
FöS 1,1 ,434 30
GS 1,3 ,661 236 t2
FöS 1,3 ,661 30
Die Auswertung ergibt einen signifikanten Interaktionseffekt (p<.05) der Faktoren
Messzeitpunkt und Schulform. Die Elternangaben der Förderschüler zur
Verfügbarkeit von Obst zu Hause sind zum ersten Messzeitpunkt signifikant positiver
als die Elternangaben der Grundschulkinder zu diesem Messzeitpunkt. Insgesamt ist
die Einschätzung jedoch sehr positiv. Zum zweiten Messzeitpunkt unterscheiden sich
die Elternangaben nicht mehr. Dieser Interaktionseffekt ist in Abb. 26 grafisch
dargestellt.
L AGS / V NS 85
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
64
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 26 Interaktionseffekt der Faktoren Messzeitpunkt und Schulform der Elternangaben der Grund- und Förderschulen über das ständige Vorhandensein von frischem Obst zu Hause
Anders sehen die Ergebnisse zur Verfügbarkeit von Gemüse zu Hause aus. Hier
unterscheiden sich die Versuchs- und Kontrollgruppe signifikant voneinander.
Obwohl beide Untersuchungsgruppen zu beiden Zeitpunkten insgesamt positive
Angaben verzeichnen, weist die Versuchsgruppe (Mt1=1,6; Mt2=1,4) signifikant
bessere Werte (p<.01) auf als die Kontrollgruppe (Mt1=1,9; Mt2=2,2). Abb. 27 zeigt
diesen Haupteffekt.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
86 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
65
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
VG
KG
Abb. 27 Haupteffekt des Faktors Gruppenzugehörigkeit über das ständige Vorhandensein von frischem Gemüse zu Hause
Tab. 33 gibt abschließend einen Gesamtüberblick über die Mittelwerte,
Standardabweichungen und Stichprobenumfänge der beiden Gruppen zu den zwei
Untersuchungszeitpunkten.
Tab. 33 Elternangaben der Versuchs- und Kontrollgruppe über das ständige Vorhandensein von frischem Gemüse zu Hause
M s N
VG 1,6 ,882 266 t1
KG 2,0 1,141 14
VG 1,4 ,750 266 t2
KG 2,2 1,051 14
Hinsichtlich der Angabe zur Verfügbarkeit von Gemüse zu Hause finden sich keine
Unterschiede zwischen den Grund- und Förderschulen.
Zwischen der Thematisierung von Obst bzw. Gemüse zu Hause und der
Verfügbarkeit von Obst bzw. Gemüse zu Hause besteht ein positiver Zusammenhang
in der Versuchsgruppe zu beiden Messzeitpunkten. Diejenigen Eltern, die angeben,
zu Hause viel über Obst zu sprechen sind auch die Eltern, die angeben, dass bei
L AGS / V NS 87
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
66
ihnen immer frisches Obst vorhanden ist (t1: r=.30, p<.01, N=458; t2: r=.34, p<.01,
N=298). Dies gilt analog für das Thematisieren und Konsumieren von Gemüse
(t1: r=.41, p<.01, N=462; t2: r=.35, p<.01, N=296).
Abschließend wurden die Eltern der Kinder in der Versuchsgruppe um die
Einschätzung gebeten, dass durch das Schulobstprogramm zu Hause mehr über die
Themen Obst und Gemüse gesprochen wird. Abb. 28 zeigt das Antwortverhalten der
Eltern.
0
20
40
60
80
100
stimme vollund ganz
zu
stimmeeher zu
stimmeteils/teils
zu
stimmeeher nicht
zu
stimme garnicht zu
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
Obst (N=297)
Gemüse (N=299)
Abb. 28 Obst und Gemüse zu Hause häufigeres Thema zum zweiten Messzeitpunkt
In der Gesamtschau zeigt sich, dass die Mittelwerte für Obst (M=2,9) und Gemüse
(M=3,0) annähernd gleich sind. Auch das Antwortverhalten bei den Eltern verläuft in
allen Kategorien zu beiden Themen annähernd gleich. 14,8% stimmen der Aussage
voll und ganz zu, wenn es um das Thema Obst geht. Zum Thema Gemüse sind dies
15,4% der Befragten. Etwas höher liegen die Werte bei der Antwortmöglichkeit
stimme eher zu. Hier entfallen 22,5% auf Obst und 19,7% auf Gemüse. Die stärkste
Ausprägung lässt sich sowohl bei Obst (32%) als auch bei Gemüse (32,8%) bei der
Kategorie stimme teils/teils zu vorfinden.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
88 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
67
Der abschließende Vergleich zwischen den Grund- und Förderschulen zeigt weder
zum Thema Obst noch zum Thema Gemüse Unterschiede zwischen den beiden
Schulformen.
5.4. LEHRERINNEN UND LEHRER
Aufgrund der Tatsache, dass in der Kontrollgruppe zum ersten Messzeitpunkt
lediglich zwei Datensätze und zum zweiten Messzeitpunkt nur noch ein Datensatz
zur Verfügung standen, sind in den folgenden Ausführungen nur die Ergebnisse der
Lehrerinnen und Lehrer der Versuchsgruppe dargestellt.
5.4.1. DURCHFÜHRUNG DES SCHULOBSTPROGRAMMS
5.4.1.1. Organisation
Zunächst wurden die Lehrerinnen und Lehrer zu beiden Messzeitpunkten danach
gefragt, ob die allgemeinen Informationen zum Schulobstprogramm hinreichend sind.
Zu beiden Messzeitpunkten fühlt sich das Lehrpersonal hinreichend informiert. Auf
der fünfstufigen Antwortskala liegt der Mittelwert bei N=27 jeweils bei M=2,0.
Unterschiede zeigen sich zwischen den Grund- und Förderschulen. Tab. 34 gibt die
zugehörigen Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge dieser
beiden Gruppen wieder.
Tab. 34 Lehrereinschätzung der Grund- und Förderschulen, ob die allgemeinen Informationen zum Schulobstprogramm hinreichend sind
M s N
GS 2,1 ,928 17 t1
FöS 1,7 ,675 10
GS 2,3 ,985 17 t2
FöS 1,4 ,699 10
Die Förderschullehrerinnen und -lehrer schätzen die Informationsmenge zum
Schulobstprogramm zu beiden Messzeitpunkten signifikant höher ein (p<.05) als die
Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen (Effektstärke d=.23). In Abb. 29 ist dieser
Effekt grafisch dargestellt.
L AGS / V NS 89
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
68
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
ert
e
GS
FöS
Abb. 29 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Einschätzung der Informationsmenge zum Schulobstprogramm
79,3% der Lehrerinnen und Lehrer beurteilen die interne Organisation der Obst- und
Gemüseverteilung positiv. Abb. 30 gibt die Gesamtübersicht der Nennungen wieder.
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
schlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
Abb. 30 Interne Organisation der Obst- und Gemüseverteilung
Knapp die Hälfte der Befragten (48,3%) bewertet die interne Organisation mit sehr
gut, 31% mit eher gut und 17,3% wählen die Mitte. Lediglich 3,4% des Lehrpersonals
sieht die interne Organisation als eher schlecht an; die negative Randkategorie
schlecht wurde überhaupt nicht gewählt. Die durchschnittliche Bewertung des
Lehrpersonals liegt auf der fünfstufigen Skala bei M=1,7 (N=29), was eine insgesamt
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
90 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
69
sehr positive Bewertung widerspiegelt. Der Vergleich der Grundschulen mit den
Förderschulen zeigt keinen Gruppenunterschied.
Fragt man die Lehrerinnen und Lehrer nach der Organisation der Obst- und
Gemüseanlieferung durch den Händler, bestätigen auch hier 77,8% der
Antwortenden eine positiv zu bewertende Organisation. Abb. 31 gibt die
Prozentzahlen im Detail an.
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
schlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
Abb. 31 Organisation der Obst- und Gemüseanlieferung durch den Händler
Eine sehr gute Organisation der Anlieferung sehen mit 55,6% über die Hälfte der
Lehrerinnen und Lehrer, noch 22,2% beurteilen die Organisation als eher gut. 18,5%
geben eine neutrale Einschätzung an und nur 3,7% eine negative Tendenz mit eher
schlecht. Auch bei dieser Einschätzung gab es keine Nennung in der Kategorie
schlecht. Der Mittelwert auf der fünfstufigen Skala liegt bei M=1,7 (N=27). Aus dem
Vergleich der Schulformen geht hervor, dass die Lehrerschaft der Förderschulen
(M=1,3; N=11) die Organisation durch den Händler signifikant besser (p<.05)
beurteilt als die Grundschullehrerinnen und -lehrer (M=2,0; N=16).
Eine weitere Frage, die die Organisation betraf, war die Bewertung der Lager- und
Aufbewahrungsmöglichkeiten vor Ort in der Schule. Hier zeigt sich eine kritischere
Einschätzung, die in Abb. 32 dargestellt ist.
L AGS / V NS 91
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
70
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
schlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
Abb. 32 Lager- und Aufbewahrungsmöglichkeiten in der Schule
Die Mehrheit des Lehrpersonals (35,7%) konnte sich für keine Wertungsrichtung
entscheiden und wählte die Skalenmitte. Nur 14,3% sehen ihre Aufbewahrungs- und
Lagermöglichkeiten als hinreichend an, 21,4% der Antwortenden als eher
hinreichend. Als weniger hinreichend beurteilen noch 25% der Lehrerinnen und
Lehrer die Möglichkeiten der Lagerung und 3,6% als nicht hinreichend. Obwohl
dieser Punkt sicherlich kritischer bewertet wird, zeigt der Mittelwert von M=2,9 (N=28)
eine unauffällige Ausprägung. Allerdings zeigt der Vergleich der Schulformen eine
signifikant positivere Einschätzung der Lagermöglichkeiten (p<.001) bei den
Förderschulen (M=2,0; N=11) als dies bei den Grundschulen (M=3,4; N=17) der Fall
ist.
Weiterhin interessierte, welche drei Faktoren die Lehrerinnen und Lehrer für das
Gelingen des Schulobstprogramms als wichtig ansehen. Die Befragten wurden
gebeten, diese in eine Rangreihenfolge zu bringen. Als wichtigster Faktor für das
Gelingen des Schulobstprogramms sehen die Lehrerinnen und Lehrer mit 41,4% die
kostenfreie Abgabe des Obstes und Gemüses an. Als zweitwichtigster Faktor wird
mit 28,6% die Qualität des Obstes und Gemüses gesehen. Das abwechslungsreiche
Obst- und Gemüseangebot (21,4%) wird als drittwichtigster Faktor eingestuft. Tab.
35 fasst die drei Faktoren noch mal zusammen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
92 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
71
Tab. 35 Wichtigste Faktoren für das Gelingen des Schulobstprogramms
Faktoren
Platz 1 kostenfreie Abgabe des Obstes und Gemüses (41,4%)
Platz 2 Qualität des Obstes und Gemüses (28,6%)
Platz 3 abwechslungsreiches Obst- und Gemüseangebot (21,4%)
Abschließend sollte zu beiden Messzeitpunkten beurteilt werden, ob die Eltern
stärker in das Schulobstprogramm eingebunden werden sollten. Zum ersten
Messzeitpunkt bejahen dies von 38 antwortenden Lehrerinnen und Lehrern genau
die Hälfte. Ein ähnliches Ergebnis findet sich zum zweiten Messzeitpunkt. Von den
27 Befragten sprechen sich 55,6% für eine Einbindung der Eltern ins
Schulobstprogramm aus. Unterscheidet man die Lehrerantworten erneut nach der
Schulform bejahen zum ersten Messzeitpunkt 40% der Grundschullehrerinnen und -
lehrer die stärkere Einbindung der Eltern ins Schulobstprogramm und sogar 69,2%
der Lehrerinnen und Lehrer der Förderschulen. Zum zweiten Messzeitpunkt kehren
sich die Werte mit 68,8% in den Grundschulen und 36,4% in den Förderschulen
genau um.
Vereinzelt geben die Lehrerinnen und Lehrer Gründe für ihre Wahl der stärkeren
Einbindung an. Im Vordergrund steht hierbei der Vorschlag nach Hilfe beim
Vorbereiten, d. h. dem Schneiden und Schälen des Obstes und Gemüses durch die
Eltern.
5.4.1.2. Aufwand
Um die Durchführung des Schulobstprogramms besser beurteilen zu können, wurden
auch Fragen zum erwarteten und tatsächlichen Aufwand im Programm gestellt. Das
Lehrpersonal wurde gefragt, ob die Vorbereitung bzw. Aufklärung für die
Durchführung des Schulobstprogramms hinreichend sei. Abb. 33 zeigt die
Antwortverteilung der Befragten zu beiden Messzeitpunkten.
L AGS / V NS 93
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
72
0
20
40
60
80
100
hinreichend eher hinreichend teils/teils eher nichthinreichend
nichthinreichend
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
t 1 (N=39)
t 2 (N=29)
Abb. 33 Einschätzung der Aufklärung hinsichtlich der Durchführung des Schulobstprogramms zu beiden Messzeitpunkten
Die Prozentverteilung zeigt zu beiden Erhebungszeitpunkten die Mehrheit mit
positiver Rückmeldung. Zwischen den beiden Messpunkten liegt mit Mt1=2,1 und
Mt2=2,0 (N=28) kein Unterschied in der Vorbereitungseinschätzung. Zudem liegen
die Mittelwerte im positiven Bereich, die Lehrerinnen und Lehrer empfinden die
Vorbereitung zur Durchführung als hinreichend. Innerhalb dieser Gruppe zeigt sich
jedoch ein Unterschied zwischen den Grund- und Förderschulen. Tab. 36 beinhaltet
die jeweiligen Kennzahlen der Schulformen zu beiden Messzeitpunkten.
Tab. 36 Einschätzung der Aufklärung für die Durchführung des Schulobstprogramms der Grund- und Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten
M s N
GS 2,4 ,856 18 t1
FöS 1,6 ,699 10
GS 2,3 ,970 18 t2
FöS 1,4 ,516 10
Die Auswertung zeigt einen signifikanten Haupteffekt des Faktors Schulform (p<.01;
d=.31). Die Lehrerinnen und Lehrer der Förderschulen schätzen die Aufklärung bzw.
Vorbereitung zur Durchführung des Programms als hinreichender ein als dies die
Grundschullehrerinnen und -lehrer tun. Der Effekt ist in Abb. 34 dargestellt.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
94 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
73
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
ert
e
GS
FöS
Abb. 34 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Aufklärung zur Durchführung des Programms
Darüber hinaus wurde direkt nach der Höhe des Belastungsgrades bzw. Aufwandes
für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm gefragt. Schätzen die
Lehrerinnen und Lehrer (N=29) vor Beginn des Schulobstprogramms die Belastung
als durchschnittlich ein (Mt1=3,2), unterscheidet sich diese Einschätzung zum
zweiten Messzeitpunkt signifikant und wird als hoch angegeben (Mt2=3,7). Abb. 35
gibt das Antwortverhalten der Befragten zu beiden Messzeitpunkt wieder.
0
20
40
60
80
100
sehr hoch eher hoch teils/teils eherniedrig
sehrniedrig
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
t1
t2
Abb. 35 Beurteilung des erwarteten und tatsächlich wahrgenommenen Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm
L AGS / V NS 95
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
74
Über die Hälfte des Lehrpersonals (65,5%) empfindet den tatsächlichen
Belastungsgrad als hoch. Diese Personen teilen sich wiederum auf in 48,3%, die den
Aufwand als sehr hoch einstufen und 17,2%, die ihn als eher hoch angeben. 13,8%
der Antwortenden wählen die Skalenmitte und 6,9% geben eine eher niedrige
Belastung an. Immerhin 13,8% sehen den Aufwand als sehr niedrig an.
Betrachtet man die Antworten der Befragten beider Schulformen, finden sich große
Unterschiede. Tab. 37 gibt einen Überblick über die Kennzahlen.
Tab. 37 Beurteilung des Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm der Grund- und Förderschulen
M s N
GS 3,8 ,985 18 t1
FöS 1,9 ,928 9
GS 4,6 ,856 18 t2
FöS 2,1 1,167 9
Der Vergleich der Schulformen zeigt sowohl einen signifikanten Haupteffekt des
Faktors Schulform (p<.001; d=.60) als auch einen signifikanten Haupteffekt des
Faktors Messzeitpunkt (p<.05; d=.24). Beide Schulformen schätzen die tatsächliche
Belastung durch das Schulobstprogramm höher ein als die erwartete Belastung.
Darüber hinaus unterscheiden sich die Grundschulen mit einer sehr hoch
wahrgenommenen Belastung von den Förderschulen, die die Belastung als eher
gering angeben. Abb. 36 verdeutlicht dies.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
96 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
75
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 36 Haupteffekte der Faktoren Schulform und Messzeitpunkt hinsichtlich der Beurteilung des Belastungsgrades für die Lehrerschaft durch das Schulobstprogramm
In diesem Zusammenhang wurden die Lehrerinnen und Lehrer auch gefragt, ob der
gesamte Aufwand des Schulobstprogramms in einem sehr guten Verhältnis zum
Nutzen oder Ergebnis stehe. Der Mittelwert von M=2,4 zeigt eine positive Tendenz in
der Bewertung. Abb. 37 verdeutlicht dies durch die Prozentangaben.
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
sehrschlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
N=28
Abb. 37 Beurteilung des Verhältnisses von Gesamtaufwand und Nutzen des Schulobstprogramms
Über die Hälfte der Lehrerschaft (53,5%) beurteilt dieses Verhältnis positiv, wobei
sich die Werte aufteilen in 21,4% der Befragten, die mit sehr gut und 32,1% der
Befragten, die mit eher gut antworten. Ein Drittel der Lehrerinnen und Lehrer (32,1%)
L AGS / V NS 97
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
76
gibt keine Beurteilungsrichtung an und 14,4% schätzen das Verhältnis von
Gesamtaufwand zum Nutzen als eher schlecht ein. Keiner der Befragten wählt die
Kategorie sehr schlecht.
Der Vergleich der beiden Schulformen zeigt auch hier wieder Unterschiede. Liegen
die Grundschulen mit einem Mittelwert von M=2,8 (N=17) in ihrer Einschätzung im
durchschnittlichen Bereich, beurteilen die Förderschulen das Aufwand/Nutzen-
verhältnis (M=1,7; N=11) signifikant besser (p<.05).
5.4.2. OBSTQUALITÄT UND –VIELFALT Die Lehrerinnen und Lehrer im Schulobstprogramm wurden zum zweiten
Messzeitpunkt gefragt, wie sie die Qualität des verteilten Obstes und Gemüses
beurteilen. Abb. 38 gibt die Antwortverteilung zu dieser Beurteilung wieder.
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
sehrschlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
N=29
Abb. 38 Beurteilung der Qualität des verteilten Obstes und Gemüses
Keine Lehrerin und kein Lehrer stufte die Qualität des verteilten Obstes und
Gemüses als sehr schlecht ein. Die übrigen Beurteilungskategorien wurden relativ
gleich genutzt. Jeweils 27,6% sehen die Qualität als sehr gut und eher gut an. 24,1%
der Befragten sind unentschlossen und ein Fünftel (20,7%) beurteilen die Qualität als
eher schlecht. Im Durchschnitt liegt die Bewertung auf der fünfstufigen Skala mit
einem Mittelwert von M=2,4 (N=29) tendenziell im positiven Bereich. Ein hoch
signifikanter Unterschied in der Bewertung der Warenqualität findet sich zwischen
den betrachteten Schulformen. Die Lehrerinnen und Lehrer der Förderschulen
(M=1,6; N=11) stufen die Obst- und Gemüsequalität signifikant besser ein (p<.01) als
die Lehrerschaft der Grundschulen (M=2,9; N=18) dies tut.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
98 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
77
Hier findet sich ein Zusammenhang zwischen der Beurteilung der Qualität des
verteilten Obstes und Gemüses und der Bewertung der Lagermöglichkeiten in der
eigenen Schule. Diejenigen Lehrerinnen und Lehrer, die die eigenen
Lagermöglichkeiten vor Ort positiv sehen, beurteilen auch die Ware als sehr gut
(r=.51, p<.01, N=28).
In diesem Zusammenhang wurde auch die Aussage Die Anlieferung erfolgte
mehrmals pro Woche, so dass das Obst und Gemüse immer frisch war überprüft. Die
Beurteilungen zeigt Abb. 39.
0
20
40
60
80
100
stimmt vollund ganz
stimmteher
teils/teils stimmteher nicht
stimmt garnicht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
N=27
Abb. 39 Beurteilung der Frische des Obstes und Gemüses aufgrund mehrfacher wöchentlicher Anlieferung
Die Mehrheit der Lehrerschaft (40,7%) bejaht diese Aussage mit stimmt voll und
ganz, 18,5% der Befragten bejahen die Frische aufgrund der mehrmaligen
wöchentlichen Lieferung mit stimmt eher. 22,2% wählen die Skalenmitte. 14,8% des
Lehrpersonals beurteilen die Aussage mit stimmt eher nicht und noch 3,7% mit
stimmt gar nicht. Mit einem Mittelwert von M=2,2 (N=27) liegt auch diese Bewertung
im positiven Bereich. Ähnlich wie bei der vorangegangenen Fragestellung zeigt sich
auch hier der Unterschied zwischen Grund- und Förderschulen. Die
Förderschullehrerinnen und -lehrer (M=1,5; N=11) sind signifikant stärker (p<.01) der
Meinung, dass durch die mehrmalige Anlieferung pro Woche das Obst und Gemüse
immer frisch war, als die Antwortenden der Grundschulen (M=2,8; N=16) dies
äußern.
L AGS / V NS 99
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
78
Weiterhin waren die Obst- und Gemüsevielfalt als auch die Menge von Interesse. In
Abb. 40 finden sich die Ergebnisse zur Vielfalt bzw. Abwechslung des verteilten
Obstes und Gemüses.
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
sehrschlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
N=29
Abb. 40 Beurteilung der Vielfalt des verteilten Obstes und Gemüses
Fast die Hälfte aller Lehrerinnen und Lehrer (48,3%) sind unentschieden und geben
mit der Wahl der Skalenmitte keine Bewertungsrichtung an. 13,8% beurteilen die
Obst- und Gemüsevielfalt als sehr gut, 24,1% als eher gut. Ebenfalls 13,8% der
Antwortenden sehen die Vielfalt als eher schlecht an. Die Beurteilung sehr schlecht
wird nicht gewählt. Der Mittelwert der Beurteilung liegt mit M=2,6 (N=29) im
durchschnittlichen und unauffälligen Bereich.
Abb. 41 zeigt, in wie weit die befragte Lehrerschaft die Menge des angelieferten
Obstes und Gemüses als ausreichend einstuft.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
100 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
79
0
20
40
60
80
100
ausreichend eherausreichend
teils/teils eher nichtausreichend
nichtausreichend
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
te
N=28
Abb. 41 Beurteilung der Menge des angelieferten Obstes und Gemüses
85,7% aller Lehrerinnen und Lehrer geben eine positive Rückmeldung, exakt die
Hälfte aller beurteilen die Menge der angelieferten Ware als ausreichend und 35,7%
somit als eher ausreichend. Jeweils 7,1% der Befragten wählen die Skalenmitte und
die Kategorie eher nicht ausreichend, keine Person empfindet die Menge als nicht
ausreichend. Der Mittelwert von M=1,7 (N=28) verdeutlicht die sehr positive
Einschätzung des Lehrpersonals.
Weder bezüglich der Obst- und Gemüsemenge, noch bezüglich der Vielfalt des
Obstes und Gemüses zeigen sich Unterschiede zwischen den Grund- und
Förderschulen.
5.4.3. BEWERTUNG SCHULOBSTVERTEILUNG Den Lehrerinnen und Lehrern im Schulobstprogramm wurde zum zweiten
Messzeitpunkt zunächst die allgemeine Frage gestellt, wie sie die Aktion, dass in den
letzten Wochen Obst und Gemüse an ihre Schulklasse verteilt wurde, fanden. Im
Durchschnitt beurteilten die Befragten die Aktion als sehr positiv (M=1,8; N=29). Abb.
42 verdeutlicht dies.
L AGS / V NS 101
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
80
0
20
40
60
80
100
sehr gut eher gut teils/teils eherschlecht
sehrschlecht
Antwortmöglichkeiten
Pro
zen
teN=29
Abb. 42 Beurteilung der Aktion Schulobstprogramm
96,6% der Antwortenden geben eine positive oder neutrale Beurteilung ab. Fast die
Hälfte des Lehrpersonals (48,3%) bewertet die Aktion der letzten Wochen als sehr
gut, 31% als eher gut, 17,2% haben eine neutrale Meinung und nur 3,4% bewerten
die Aktion als eher schlecht. Keiner stuft die Aktion als sehr schlecht ein.
Besonders die Förderschulen geben den Ausschlag für die deutlich positive
Gesamteinschätzung des Programms. Alle antwortenden Lehrerinnen und Lehrer
dieser Schulform (N=11) beurteilen das Schulobstprogramm mit der ‚Bestnote’ und
finden die Aktion sehr gut. Die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen beurteilen
das Programm ebenfalls positiv (M=2,2; N=18), jedoch ist ihre Einschätzung
signifikant kritischer (p<.001).
Auch hinsichtlich der Beurteilung der Aktion Schulobstprogramm findet sich ein
Zusammenhang mit der Bewertung der Lager- bzw. Aufbewahrungsmöglichkeiten in
der Schule. Diejenigen Lehrerinnen und Lehrer, die diese Lagermöglichkeiten positiv
einstufen, bewerten auch die Aktion positiv (r=.54, p<.01, N=28).
Neben der eigenen Beurteilung wurden die Lehrerinnen und Lehrer auch gebeten
anzugeben, inwieweit ihre Klassen sich auf das Schulobstprogramm freuen (erster
Messzeitpunkt) bzw. wie begeistert die Klassen vom Schulobstprogramm sind
(zweiter Messzeitpunkt). Die Mittelwerte zu den beiden Messzeitpunkten liegen auf
der fünfstufigen Skala bei Mt1=1,4 und Mt2=2,0 (N=26). Nach Angabe der
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
102 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
81
Lehrerinnen und Lehrer freuen sich die Kinder vor Beginn der Aktion sehr auf das
Schulobstprogramm. Zum zweiten Messzeitpunkt sind die Schulkinder immer noch
begeistert vom Schulobstprogramm, jedoch ist die Begeisterung signifikant niedriger
als es die Vorfreude war. Dieser Haupteffekt findet sich auch im Vergleich der
Grundschulen mit den Förderschulen. Tab. 38 gibt zunächst einen Überblick über die
Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge; Abb. 43 stellt die
gefundenen Effekte grafisch dar.
Tab. 38 Einschätzung der Vorfreude und Begeisterung der Kinder für das Schulobstprogramm durch die Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen
M s N
GS 1,6 ,806 16 t1
FöS 1,1 ,316 10
GS 2,3 1,000 16 t2
FöS 1,5 ,972 10
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 43 Haupteffekte der Faktoren Schulform und Messzeitpunkt bzgl. der Einschätzung der Vorfreude und Begeisterung der Kinder für das Schulobstprogramm durch die Lehrerinnen und Lehrer
Bei beiden Gruppen ist die Vorfreude auf das Schulobstprogramm größer als die
tatsächliche Begeisterung im Programm (p<.01; d=.29) und darüber hinaus ist die
L AGS / V NS 103
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
82
Begeisterung in den Förderschulen zu beiden Messzeitpunkten signifikant größer als
in den Grundschulen (p<.05).
Darüber hinaus wurde über die Lehrerschaft auch die Akzeptanz des
Schulobstprogramms (erster Messzeitpunkt) bzw. die Reaktionen zum
Schulobstprogramm (zweiter Messzeitpunkt) der Eltern erfragt. Hier liegen die
Mittelwerte auf der fünfstufigen Skala bei Mt1=1,8 und Mt2=2,0 (N=27) beide im
positiven Bereich und weisen keinen statistischen Unterschied auf. Zwischen den
Grund- und Förderschulen besteht ebenfalls kein Unterschied.
Zum zweiten Messzeitpunkt konnte die Lehrerschaft angeben, ob sie für eine
Weiterführung des Schulobstprogramms sei. 78,6% der Lehrerinnen und Lehrer
sprechen sich positiv, und somit für eine Weiterführung aus. Nach der ersten
Förderphase stiegen drei Schulen, die in der Evaluationsstudie berücksichtigt sind,
aus dem Schulobstprogramm aus. Ein Zusammenhang zwischen dem Ausstieg und
der Beurteilung dieser Frage der Lehrerinnen und Lehrer aus diesen Schulen mit
‚nein’ ist nicht erkennbar. In differenzierter Betrachtung der Grund- und
Förderschulen ist positiv nennenswert, dass sich alle antwortenden
Förderschullehrerinnen und -lehrer (N=11) für eine Weiterführung des
Schulobstprogramms aussprechen. Bei den Grundschulen sind dies 11 von 17
Antwortenden.
5.4.4. EINBINDUNG DES THEMAS GESUNDHEITSFÖRDERLICHE ERNÄHRUNG IN DEN
UNTERRICHT Das Thema gesundheitsförderliche Ernährung scheint im Unterricht einen hohen
Stellenwert einzunehmen. Auf die Frage, wie wichtig ihnen das Thema
gesundheitsförderliche Ernährung im Unterricht ist, geben die Lehrerinnen und
Lehrer (N=29) zu beiden Messzeitpunkten mit Mt1=1,5 und Mt2=1,6 eine gleich hohe
Wichtigkeit an. Nach Schulform unterschieden ergeben sich die in Tab. 39
dargestellten Kennzahlen.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
104 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
83
Tab. 39 Wichtigkeit des Themas gesunde Ernährung für die Lehrerinnen und Lehrer der Grund- und Förderschulen
M s N
GS 1,7 ,686 18 t1
FöS 1,2 ,405 11
GS 1,8 ,786 18 t2
FöS 1,2 ,405 11
Die Mittelwertvergleiche ergeben einen signifikanten Haupteffekt des Faktors
Schulform (p<.05). Zu beiden Messzeitpunkten stufen die Lehrerinnen und Lehrer
der Förderschulen die Wichtigkeit des Themas gesundheitsförderliche Ernährung im
Unterricht höher ein als das Lehrpersonal der Grundschulen dies tut. Abb. 44
verdeutlicht den Effekt.
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
ert
e
GS
FöS
Abb. 44 Haupteffekt des Faktors Schulform über die Wichtigkeit des Themas gesundheitsförderliche Ernährung im Unterricht der Grund- und Förderschulen
84,2% der Befragten (Grundschule: 80% / Förderschule: 92,3%) geben an, das
Thema gesundheitsförderliche Ernährung bereits vor dem Schulobstprogramm in
ihrer Klasse thematisiert zu haben. Bei 82,4% aller Klassen geschah dies über ein
gesundes Frühstück, weitere 38,2% der Lehrerinnen und Lehrer geben sonstige
Maßnahmen unterschiedlicher Art wie z. B. über eine Projektwoche oder über die
L AGS / V NS 105
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
84
Zubereitung von Speisen an; 14,7% nennen das Programm Klasse 2000 und 8,8%
die Powerernährung. Parallel zum Schulobstprogramm wurde gesundheitsförderliche
Ernährung von 78,6% der Lehrerschaft thematisiert (Grundschule: 77,8% /
Förderschule: 80%). Die Schwerpunkte liegen hier in den bereits genannten
Programmen: 68% nennen das gesunde Frühstück, 30,8% sonstige Maßnahmen,
12% Klasse 2000 und 4% die Powerernährung. Parallel zum Schulobstprogramm
werden mit durchschnittlich 1,0 Maßnahmen weniger flankierende Maßnahmen
eingesetzt als dies vor Beginn des Schulobstprogramms mit 1,3 Maßnahmen der Fall
war, wobei kein statistisch signifikanter Unterschied vorliegt.
In diesem Zusammenhang gibt Abb. 45 einen Überblick, in welche Unterrichtsfächer
das Schulobstprogramm eingebettet wurde.
0 20 40 60 80 100
Keine Einbettung
Kunst
Anderes Fach
Mathematik
Deutsch
Sachunterricht
Un
terr
ich
tsfa
ch
Prozente
N=27
Abb. 45 Einbindung des Schulobstprogramms in Unterrichtsfächer
Von den 27 antwortenden Lehrerinnen und Lehrern haben 88,9% das
Schulobstprogramm im Sachunterricht thematisiert. 29,6% der Lehrerschaft
integrierte das Programm in das Unterrichtsfach Deutsch, jeweils 18,5% in das Fach
Mathematik bzw. in andere Unterrichtsfächer und 14,8% der Befragten in den
Kunstunterricht. Als anderes Unterrichtsfach wurde vorrangig das Kochen genannt,
eine weitere Befragte nannte den Sport- und Musikunterricht. 6,9% des
Lehrpersonals gab an, die Aktion in kein Fach eingebettet zu haben. Allein in der
Einbettung des Schulobstprogramms in den Deutschunterricht unterscheiden sich die
Prozentzahlen der Grund- und Förderschulen deutlich. Während 37,5% der
Grundschulen das Programm im Fach Deutsch einbetten, sind es in den
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
106 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
85
Förderschulen nur 18,2%. Die Lehrerschaft der Förderschulen (M=1,8) integriert das
Thema Schulobstprogramm mit durchschnittlich 1,8 Fächern in mehrere Fächer als
die Lehrerinnen und Lehrer der Grundschulen dies mit 1,6 Fächern tun. Statistisch
unterscheiden sich die beiden Gruppen jedoch nicht. Abb. 46 gibt einen Überblick
über die prozentuale Verteilung der Anzahl der Unterrichtsfächer, in die das
Schulobstprogramm von den Lehrerinnen und Lehrern eingebunden wurde.
0
20
40
60
80
100
kein Fach ein Fach zwei Fächer drei Fächer fünf Fächer
Anzahl Unterrichtsfächer
Pro
zen
te
Abb. 46 Anzahl der Unterrichtsfächer, in die das Schulobstprogramm integriert wurde
Es besteht ein Zusammenhang zwischen der Anzahl zum Einsatz gekommener
flankierender Maßnahmen parallel zum Schulobstprogramm und der Anzahl der
Unterrichtsfächer, in die das Programm eingebettet wurde (r=.39, p<.05, N=28).
Diejenigen Lehrerinnen und Lehrer, die mehr flankierende Maßnahmen durchführen
sind auch diejenigen, die das Schulobstprogramm in mehr Unterrichtsfächer
einbinden.
Von den 40 Antwortenden geben 85% der Lehrerinnen und Lehrer an, bereits vor
dem Start des Schulobstprogramms Unterrichtsmaterialien für den Bereich
gesundheitsförderliche Ernährung zu kennen und scheinen damit gut informiert zu
sein (Grundschule: 76,9% / Förderschule: 100%). Die Nennungen sind hier vielseitig
und gehen von konkreten Nennungen wie der Ernährungspyramide, der Broschüre
gesund und munter oder Pusteblume hin zu allgemeinen Angaben der Institutionen
L AGS / V NS 107
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
86
aid, BZgA und AOK oder Büchern, Informationen aus dem Sachunterricht, dem
Programm Klasse 2000 oder dem Internet. Diese Situation verändert sich zum
zweiten Messzeitpunkt hin nicht mehr. 71,4% der antwortenden Lehrerinnen und
Lehrer haben die oben genannten Materialien im Unterricht eingesetzt. Weiterhin
finden sich positive Ergebnisse in der Beurteilung der Qualität und auch des
Umfangs bzw. der Menge des verwendeten Lehrmaterials. Zu beiden
Messzeitpunkten sind die Lehrerinnen und Lehrer im Durchschnitt mit der Qualität
des Lehrmaterials zufrieden (Mt1=2,1; Mt2=1,8; N=19) und bewerten die Menge des
verwendeten Materials als gut (Mt1=2,1; Mt2=1,9; N=18). Dennoch wünschen sich
44,7% des Lehrpersonals zum ersten Messzeitpunkt und 41,4% zum zweiten
Messzeitpunkt zusätzliches Unterrichtsmaterial zum Thema Obst und Gemüse wie
z.B. weitere Bildmaterialien und Arbeitsblätter.
5.4.5. EFFEKTE UND WIRKUNGEN DES SCHULOBSTPROGRAMMS Vor der Teilnahme am Schulobstprogramm wurden die Lehrerinnen und Lehrer
gefragt, wie hoch sie die zu erwartenden Lerneffekte der Schülerinnen und Schüler in
Bezug auf gesundheitsförderliche Ernährung einschätzen. Auf einer fünfstufigen
Skala lagen die Antworten bei einem Mittelwert von Mt1=2,7 im durchschnittlichen
Bereich. Diese Einschätzung spiegelt auch der zweite Messzeitpunkt, zu dem die
Lerneffekte der Schülerinnen und Schüler eingeschätzt werden sollten wider. Mit
einem Mittelwert von Mt2=2,4 für den zweiten Messzeitpunkt findet sich zwischen
dem ersten und dem zweiten Messzeitpunkt kein statistischer Unterschied.
Hinsichtlich der Gruppen Grundschule und Förderschule verhält sich dies anders:
Tab. 40 gibt die Mittelwerte, Standardabweichungen und Stichprobenumfänge zu
den beiden Messzeitpunkten wieder.
Tab. 40 Einschätzung der erwarteten und tatsächlich beobachteten Lerneffekte hinsichtlich gesundheitsförderlicher Ernährung
M s N
GS 2,9 1,183 18 t1
FöS 2,1 1,126 8
GS 2,7 ,752 18 t2
FöS 1,8 1,035 8
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
108 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
87
Der Gruppenvergleich zeigt einen signifikanten Haupteffekt des Faktors Schulform
(p<.05). Die Lehrerinnen und Lehrer der Förderschulen beurteilen die erwarteten
sowie die tatsächlichen Lerneffekte positiv und höher als die Grundschullehrerinnen
und -lehrer, deren Beurteilungen jeweils im durchschnittlichen Bereich liegen. Abb.
47 zeigt die grafische Darstellung dieses Haupteffektes.
1
2
3
4
5
t1 t2
Messzeitpunkte
Mit
telw
erte
GS
FöS
Abb. 47 Haupteffekt des Faktors Schulform hinsichtlich der tatsächlich beobachteten Lerneffekte der Schülerinnen und Schüler
Die von den Lehrerinnen und Lehrern beobachteten Lerneffekte der Schülerinnen
und Schüler stehen im positiven Zusammenhang zu den eigenen Angaben des
Wissenszuwachses der Kinder. Die Klassen, deren Lehrerinnen und Lehrer zum
zweiten Messzeitpunkt positive Lerneffekte ihrer Schülerinnen und Schüler angeben,
berichten nach eigenen Angaben auch über einen entsprechenden Wissenszuwachs
(r=.51, p<.01, N=25).
Ferner sollte das Lehrpersonal auch Veränderungen im Ernährungsverhalten der
Schülerinnen und Schüler beurteilen. Zum ersten Messzeitpunkt wurde gefragt, ob
die Lehrerinnen und Lehrer nachhaltige Änderungen im Ernährungsverhalten
erwarten und zum zweiten Messzeitpunkt, ob sie dauerhafte Änderungen im
Ernährungsverhalten der Kinder beobachtet haben. Abb. 48 zeigt die Nennungen der
Lehrerschaft zu beiden Messzeitpunkten.
L AGS / V NS 109
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
88
0
20
40
60
80
100
t1 t2
Messzeitpunkte
Pro
zen
te
ja
nein
Abb. 48 Erwartete und beobachtete Änderungen im Ernährungsverhalten der Schülerinnen und Schüler
Die Erwartungen auf nachhaltige Änderungen im Ernährungsverhalten der Kinder
sind nach Einschätzung der Lehrerinnen und Lehrer (N=39) mit 71,8% deutlich höher
als ihre Beurteilungen der beobachteten dauerhaften Änderungen nach dem
Schulobstprogramm, die von 29 Antwortenden bei 48,3% liegen (Grundschule:
t1:73,1%; t2:44,4% / Förderschule: t1:69,2%; t2:54,5%). Die Erwartungen beziehen
sich vordergründig darauf, dass die Kinder mehr Obst und Gemüse verzehren, mehr
Obst- und Gemüsesorten kennenlernen und auch ausprobieren und eine
gesundheitsförderliche Ernährung in ihren Alltag einbinden. Im Schulobstprogramm
geben diejenigen Lehrerinnen und Lehrer, die eine Verhaltensänderung bei den
Kindern wahrnehmen, an, dass diese mehr Obst und Gemüse essen und auch mehr
unterschiedliche Sorten probieren.
Analog zu den Schülerinnen und Schülern wurde das Lehrpersonal auch nach
erwarteten und beobachteten Verhaltensänderungen bei den Eltern gefragt. Die
Ergebnisse zeigt Abb. 49.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
110 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
89
0
20
40
60
80
100
t1 t2
Messzeitpunkte
Pro
zen
te
ja
nein
Abb. 49 Erwartete und beobachtete Verhaltensänderungen der Eltern
Zu beiden Messzeitpunkten liegen die Werte zu den Eltern deutlich niedriger als
diejenigen zu den Kindern. Nur 44,7% aller Lehrerinnen und Lehrer (N=38) erwarten
Verhaltensänderungen bei den Eltern und nur 17,9% der gesamten Lehrerschaft
(N=28) gibt nach dem Schulobstprogramm an, tatsächlich Verhaltensänderungen bei
den Eltern wahrzunehmen (Grundschule: t1:56%; t2:11,8% / Förderschule: t1:23,1%;
t2:27,3%). Diese wahrgenommenen Verhaltensänderungen zeigen sich im
gesünderen Frühstück, welches die Kinder von zu Hause für ihre Pause erhalten und
in der Tatsache, dass Obst und Gemüse von zu Hause für alle Kinder mitgegeben
wird.
L AGS / V NS 111
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
90
6. DISKUSSION
Schülerinnen und Schüler
In der Voruntersuchung zeigte sich, dass es hinsichtlich der Vorliebe für Obst und
Gemüse und der Verzehrmenge nach Schülerangabe keine Unterschiede zwischen
den Kindern einer Schule gibt, die bereits im Schuljahr 2010 am Schulobstprogramm
teilgenommen hat und den Schulen, die neu ins Schulobstprogramm eingestiegen
sind. Aus Sicht der Evaluation ist dies positiv zu werten, da die
Ausgangsvoraussetzungen für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die gleichen
sind. Allein bei den Elternangaben finden sich vorab Unterschiede: Die Eltern der
Kinder aus den Schulen, die neu am Schulobstprogramm teilgenommen haben, sind
besser über das Programm informiert und ihre Kinder freuen sich mehr auf die
Aktion. Hier liegt die Vermutung nahe, dass die Information über und die
Aufmerksamkeit auf Neues höher sind.
Schülerinnen und Schüler der Versuchs- und Kontrollgruppe verzehren nach eigenen
Angaben zu beiden Messzeitpunkten zu Hause ca. vier Portionen Obst und Gemüse
täglich. Damit liegen sie nach der Empfehlung Nimm 5 am Tag in ihrem Konsum
bereits hoch. Diese Angaben werden auch von den eigenen Eltern bestätigt.
Interessanterweise nehmen die Schülerinnen und Schüler einen höheren Konsum
von Obst und Gemüse wahr, fragt man sie, ob sie nun mehr Obst und Gemüse als
vorher essen. Auf den ersten Blick erscheint dies vermeintlich als Widerspruch, lässt
sich aber im Hinblick auf die zusätzliche Versorgung mit Obst und Gemüse in der
Schule an drei Tagen der Woche erklären. Vorteilhaft erweist sich, dass neben dem
bereits guten und konstanten Verzehr von Obst und Gemüse zu Hause tatsächlich
eine zusätzliche Versorgung mit Obst und Gemüse erfolgt. Dies führt zu einer
optimalen Versorgung der Kinder, zumindest an den drei Schulobsttagen.
Beide Untersuchungsgruppen verzehren Obst eher als Zwischenmahlzeit und
Gemüse als Hauptmahlzeit. Lieblingsobstsorten der Kinder sind Äpfel und
Erdbeeren, gefolgt von Bananen und Trauben. Lieblingsgemüsesorten sind Karotten,
Salatgurken, Salat und Tomaten. Die Vorliebe für diese Obst- und Gemüsesorten
bildet in etwa die Sorten des durchschnittlichen Pro-Kopf-Konsums der Deutschen
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
112 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
91
aus dem Jahr 2010 ab, in dem Äpfel und Bananen sowie Tomaten und Karotten die
vorderen Plätze belegen (Länderbericht Agra-Europe 7/11, S.1f).
Schon vor dem Beginn des Schulobstprogramms wird Obst einerseits lieber als
Gemüse gegessen und andererseits auch positiver von den Kindern bewertet. Diese
Meinung bleibt auch über das Schulobstprogramm hinweg bestehen. Dabei fällt auf,
dass bereits zum ersten Messzeitpunkt die Bewertung des Obstes und Gemüses
äußerst positiv ist, so dass zum zweiten Messzeitpunkt eigentlich keine
Verbesserung mehr möglich war. Das zeigen auch die Ergebnisse: insgesamt zeigen
sich wenig signifikante Unterschiede, weder zwischen erstem und zweitem
Messzeitpunkt, noch zwischen Versuchs- und Kontrollgruppe. Wenn Unterschiede
auftraten, waren sie meist in der erwarteten Richtung; d. h. Schülerinnen und Schüler
der Versuchsgruppe verbesserten sich in ihren Werten im Vergleich zur
Kontrollgruppe. Diese positiven Effekte zeigen sich vor allem bei Schülerinnen und
Schülern der Förderschule. Angesichts der beschriebenen äußerst positiven
Ausgangsbedingungen, d. h. der sehr hohen Werte bezüglich der Beliebtheit von
Obst und Gemüse, ist von einem Deckeneffekt auszugehen.
Unterschiede hinsichtlich der Geschlechter finden sich wenige. Prozentual gesehen
sind es mehr die Mädchen, die nach eigener Einschätzung zum zweiten
Messzeitpunkt angeben, nun mehr Obst und Gemüse zu essen. Die Prozentzahl der
Mädchen, die am Vortag Gemüse gegessen haben, liegt vor allem zum ersten
Messzeitpunkt deutlich über der der Jungen.
Insgesamt wird aus Sicht der Schülerinnen und Schüler das Schulobstprogramm
durchaus als positiv wahrgenommen und spiegelt damit einen hohen
Akzeptanzfaktor bei der Zielgruppe wieder.
Eltern
Die Angaben der Eltern sind schon vor dem Start des Schulobstprogramms
überwiegend positiv. Laut Elternangabe ist meist immer frisches Obst und Gemüse
zu Hause verfügbar und wird auch regelmäßig verzehrt. Ebenso wie die Kinder
geben auch die Eltern eine Vorliebe ihrer Kinder für Obst an. Die Eltern der
Versuchsgruppe sind gut über das Programm informiert, wobei ihnen eine
kostenfreie Austeilung des Obstes und Gemüses sehr wichtig ist, damit allen Kindern
L AGS / V NS 113
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
92
die Möglichkeit zur Teilnahme gegeben wird. Über die Annahmen im Konzept, dass
in der Schule auch alle Kinder erreicht werden, knüpfen die Eltern damit eine
entscheidende Bedingung für den Erfolg des Programms. Ihre Kinder freuen sich laut
Angaben der Eltern sehr auf das Schulobstprogramm. Diese Angaben der Eltern
bleiben auch zum zweiten Messzeitpunkt positiv, allerdings fällt auf, dass die
Kindererwartungen in das Schulobstprogramm größer waren als die erlebten
Veränderungen. Es fällt weiterhin auf, dass Eltern und ihre Kinder auf vergleichbare
Fragestellungen ähnlich antworten, was als Hinweis auf die Validität der Daten
gewertet werden kann. Weiterhin fällt auf, dass die Bewertung des
Schulobstprogramms durch die Eltern von Kindern an Förderschulen positiver
ausfällt als die der Eltern von Grundschulkindern. Diese Ergebnisse sind jedoch
vorsichtig zu interpretieren, weil sie auf einer relativ geringen Versuchspersonenzahl
beruhen. Insgesamt kann allerdings durch das Schulobstprogramm kein Einfluss auf
den Verzehr von Obst und Gemüse zu Hause nachgewiesen werden.
Verbesserungsvorschläge zum Schulobstprogramm von Seiten der Eltern finden sich
nur wenige. Der Verbesserungsvorschlag nach einer größeren Obst- und
Gemüsevielfalt kristallisiert sich aus den wenigen Nennungen heraus. Betrachtet
man diesbezüglich die Einschätzung der Eltern, ob ihre Kinder durch das
Schulobstprogramm neue Obst- und Gemüsesorten kennen gelernt haben, finden
sich zu dieser Fragestellung aus allen Elternangaben im Fragebogen die
schlechtesten Ergebnisse. Dies legt die Vermutung nahe, dass über ein größeres
Angebot an Obst- und Gemüsesorten auch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass die
Kinder bislang unbekannte Sorten kennen lernen.
Die fast einstimmige Befürwortung der Fortführung des Schulobstprogramms ist als
ein weiterer Erfolgsfaktor aus Sicht der Eltern zu sehen. Als Hauptfaktor sehen die
Eltern eine gesundheitsförderliche Ernährung durch den regelmäßigen Konsum von
Obst und Gemüse.
Zwischen verschiedenen Elternmerkmalen (Alter und Umfang der Berufstätigkeit)
und Elterneinschätzungen (wie z.B. Informiertheit zum Schulobstprogramm und
Menge des im Haushalt gegessenen Obstes bzw. Gemüses) konnten keinerlei
statistische Zusammenhänge belegt werden.
Lehrerinnen und Lehrer
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
114 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
93
Lehrerangaben beziehen sich ausschließlich auf die Versuchsgruppe.
Bedauernswert ist die Tatsache, dass aufgrund einer fehlenden Kontrollgruppe der
Förderschulen für die Gesamtuntersuchung keine Aussage getroffen werden kann.
Aus der Versuchsgruppen haben ein Großteil der Lehrerinnen und Lehrer das
Thema gesundheitsförderliche Ernährung bereits vor dem Schulobstprogramm im
Unterricht thematisiert. Knapp drei Viertel der Lehrerschaft erwartet durch das
Programm nachhaltige Änderungen im Ernährungsverhalten der Kinder; diese
Erwartung bezüglich der Eltern hat nicht ganz die Hälfte des Lehrpersonals.
Wichtigster Faktor für das Gelingen des Schulobstprogramms ist, wie bei den Eltern,
die kostenfreie Abgabe des Obstes und Gemüses. Diese Einstellungen bleiben auch
zum zweiten Messzeitpunkt erhalten.
Die Tatsache, dass inhaltsähnliche Fragestellungen bei Lehrerinnen und Lehrern mit
denen der Schülerinnen und Schüler korrelieren, deutet erneut auf eine hohe
Validität der Daten. Insgesamt ist die Rückmeldung der Lehrerinnen und Lehrer zum
Schulobstprogramm äußerst positiv, wobei auffällt, dass die Einschätzungen der
Förderschullehrerinnen und -lehrer die Einstellungen der Grundschullehrerinnen und
-lehrer noch deutlich übertrifft. Die Unterschiede zwischen diesen beiden Gruppen
sind in vielen Variablen statistisch bedeutsam. Diese positiven Effekte sind nach
einer solch kurzen Laufzeit von sechs Monaten nicht zu erwarten. Sie sprechen
damit durchaus für eine langfristige Umsetzung des Schulobstprogramms.
Für ein gut funktionierendes Schulobstprogramm sprechen aus der Sicht der
Lehrerinnen und Lehrer die positive Bewertung der internen Organisation der Obst-
und Gemüseverteilung und die Organisation der Obst- und Gemüseanlieferung durch
den Händler. Kritischer als die vorangegangenen Faktoren sieht das Lehrpersonal
die Lagerungs- und Aufbewahrungsmöglichkeiten für Obst und Gemüse in der
Schule. Diese sind einerseits ein Maßstab für die Beurteilung der Warenqualität und
andererseits ein Maßstab für die Gesamtbewertung der Aktion. Daneben wird auch
die Belastung bzw. der Aufwand für die Lehrerinnen und Lehrer durch das
Schulobstprogramm kritisch gesehen. Diese wird als durchaus hoch wahrgenommen
und fällt deutlich höher aus, als das Lehrpersonal dies vor dem Start des
Schulobstprogramm erwartet hätte. Die Möglichkeit der flexibleren
Unterrichtsgestaltung in den Förderschulen könnte ein Grund dafür sein, dass diese
die Belastung als eher gering einschätzen.
L AGS / V NS 115
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
94
Flankierende Maßnahmen
Die im Verordnungstext (siehe 2.3.3) getroffene Feststellung, dass
Schulobstprogramme nur dann wirksam sein können, wenn sie durch flankierende
Maßnahmen ergänzt werden, hat sich in der vorliegenden Evaluation nicht bestätigt.
Es besteht kein Zusammenhang zwischen den Angaben der Klassenlehrerinnen und
–lehrer hinsichtlich der Anzahl eingesetzter flankierender Maßnahmen, der
Einbindung des Themas in mehrere Unterrichtsfächer und der Wichtigkeit
gesundheitsförderlicher Ernährung im Unterricht zu den Angaben ihrer Schüler
hinsichtlich der Anzahl am Vortag gegessenem Obst und Gemüse sowie der Frage,
ob sie gerne Obst bzw. Gemüse essen.
Alternativ zur Wirksamkeit flankierender Maßnahmen lassen sich jedoch
Zusammenhänge hinsichtlich eines vermehrten Obst- und Gemüsekonsums der
Kinder nach dem Schulobstprogramm und einer stärkeren Thematisierung von Obst
und Gemüse aufgrund des Schulobstprogramms in der Familie feststellen.
Empfehlungen für weitere Evaluationen
Die für die Durchführung des Schulobstprogramms genannten Belastungen wurden
von den Lehrerinnen und Lehrern allgemein als hoch, und in den Grundschulen als
sehr hoch eingeschätzt. Die Möglichkeit, in den vorhandenen Freitextfeldern
ergänzend Verbesserungsmöglichkeiten anzugeben, wurde gerade zum zweiten
Messzeitpunkt nur sehr sparsam genutzt. Aufgrund der besonderen Bedeutung
dieses Faktors für die Umsetzung sollte, um optimale Bedingungen für die
Durchführung zu schaffen, eine eingehende Betrachtung in zukünftigen Evaluationen
vorgenommen werden. Dazu könnte mit ausgewählten Lehrerinnen und Lehrern
Interviews durchgeführt werden.
Bei zukünftigen Evaluationen sollte größere Sorgfalt auf die Akquisition der
Kontrollgruppe verwandt werden. In dieser Evaluation hat sich gezeigt, dass das
bloße Anschreiben von Schulen mit der Bitte zur Teilnahme an der Evaluation als
Kontrollgruppe keine hinreichende Motivation für diese darstellte. Zukünftig sollte die
Ansprache dieser Schulen verbindlicher gestaltet werden. Des Weiteren sollten
diesen Schulen Anreize zur Teilnahme angeboten werden.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
116 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
95
Mit der derzeitigen Verfahrens- bzw. Durchführungsweise des Schulobstprogramms
ist die von der VO vorgesehene Testung der Nachhaltigkeit nicht möglich. Um diese
Nachhaltigkeit in einem Evaluationsdesign belegen zu können, sind neben Phasen
der Durchführung des Schulobstprogramms auch Phasen notwendig, in denen das
Programm nicht durchgeführt wird. Dies ist derzeit nicht der Fall.
Um in verschiedenen Ländern zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, sollte
zukünftig der Qualitätsrahmen für die Evaluation (im derzeitigen Programm im Mai
2011 publiziert) frühzeitig zur Verfügung gestellt werden, so dass diese bereits in der
Planung der Evaluation berücksichtigt werden können.
L AGS / V NS 117
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
96
7. LITERATURVERZEICHNIS
5 am Tag (o.J.). 5 am Tag – Obst & Gemüse. Die Gesundheitskampagne mit Biss. Mannheim.
Agra-Europe (2011). Obst und Gemüse: Rückläufiger Konsumtrend setzt sich fort. Agra-Europe 7/11, 1-2.
Europäische Union (2007). Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates über eine gemeinsame Organisation der Agrarmärkte und mit Sondervorschriften für bestimmte landwirtschaftliche Erzeugnisse. Amtsblatt der Europäischen Union vom 16.11.2007. S. 1-149.
Europäische Union (2009). Verordnung (EG) Nr. 288/2009 der Kommission mit Durchführungsbestimmungen zur Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 des Rates hinsichtlich der Gewährung einer Gemeinschaftsbeihilfe für die Abgabe von Obst und Gemüse, verarbeitetem Obst und Gemüse sowie von Bananenerzeugnissen an Kinder in schulischen Einrichtungen im Rahmen eines Schulobstprogramms. Amtsblatt der Europäischen Union vom 08.04.2009. 38-47.
Ministerium für Umwelt, Energie und Verkehr (2010). Strategie für ein Schulobstprogramm gemäß Artikel 103ga Verordnung (EG) Nr. 1234/2007 im Saarland.
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
118 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
97
8. ANHANG
8.1. FRAGEBÖGEN DER SCHÜLERINNEN UND SCHÜLER
8.1.1. DECKBLATT DER SCHÜLERFRAGEBÖGEN
L AGS / V NS 119
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
98
8.1.2. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ERSTEN MESSZEITPUNKT UND
DER KONTROLLGRUPPE ZU BEIDEN MESSZEITPUNKTEN
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
120 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
99
L AGS / V NS 121
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
100
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
122 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
101
8.1.3. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ZWEITEN MESSZEITPUNKT
L AGS / V NS 123
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
102
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
124 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
103
L AGS / V NS 125
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
104
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
126 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
105
8.2. FRAGEBÖGEN DER ELTERN
8.2.1. DECKBLATT DER ELTERNFRAGEBÖGEN
L AGS / V NS 127
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
106
8.2.2. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ERSTEN MESSZEITPUNKT
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
128 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
107
L AGS / V NS 129
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
108
8.2.3. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ZWEITEN MESSZEITPUNKT
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
130 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
109
L AGS / V NS 131
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
110
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
132 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
111
8.2.4. FRAGEBOGEN DER KONTROLLGRUPPE ZUM ERSTEN UND ZWEITEN
MESSZEITPUNKT
L AGS / V NS 133
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
112
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
134 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
113
8.3. FRAGEBÖGEN DER LEHRERINNEN UND LEHRER
8.3.1. DECKBLATT DER LEHRERFRAGEBÖGEN
L AGS / V NS 135
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
114
8.3.2. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ERSTEN MESSZEITPUNKT
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
136 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
115
L AGS / V NS 137
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
116
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
138 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
117
8.3.3. FRAGEBOGEN DER VERSUCHSGRUPPE ZUM ZWEITEN MESSZEITPUNKT
L AGS / V NS 139
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
118
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
140 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
119
L AGS / V NS 141
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
120
8.3.4. FRAGEBOGEN DER KONTROLLGRUPPE ZUM ERSTEN UND ZWEITEN
MESSZEITPUNKT
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
142 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
121
L AGS / V NS 143
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
122
8.4. ANSCHREIBEN
8.4.1. INFOSCHREIBEN DES LPH ZUR DURCHFÜHRUNG DER EVALUATION ZUM
ERSTEN MESSZEITPUNKT
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
144 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
123
L AGS / V NS 145
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
124
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
146 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
125
8.4.2. INFOSCHREIBEN DES LPH ZUR DURCHFÜHRUNG DER EVALUATION ZUM
ZWEITEN MESSZEITPUNKT
L AGS / V NS 147
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
126
8.4.3. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR AN DIE KINDER DER VERSUCHSGRUPPE
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
148 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
127
8.4.4. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR FÜR DIE KINDER DER KONTROLLGRUPPE
L AGS / V NS 149
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
128
8.4.5. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR AN DIE ERZIEHUNGSBERECHTIGTEN DER KINDER IN
DER VERSUCHSGRUPPE
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
150 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
129
L AGS / V NS 151
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
130
8.4.6. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR FÜR DIE ERZIEHUNGSBERECHTIGTEN DER KINDER IN
DER KONTROLLGRUPPE
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
152 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
131
L AGS / V NS 153
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
132
8.4.7. EINVERSTÄNDNISERKLÄRUNG DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR
UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR FÜR DIE ERZIEHUNGSBERECHTIGTEN DER
KINDER IN DER VERSUCHS- UND KONTROLLGRUPPE
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
154 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
133
8.4.8. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR FÜR DIE SCHULLEITUNGEN DER AN DER
EVALUATION TEILNEHMENDEN SCHULEN
L AGS / V NS 155
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
134
8.4.9. INFOSCHREIBEN DES SAARLÄNDISCHEN MINISTERIUMS FÜR UMWELT, ENERGIE UND VERKEHR FÜR DIE LEHRERINNEN UND LEHRER DER
KONTROLLGRUPPEN
A. Evaluation des EU-Schulobstprogramms im Saarland
156 Gutachten »Evaluation EU - SO P im Saarland«
Evaluation EU-Schulobstprogramm LPH
135
L AGS / V NS 157
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