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Münchner Merkur Nr. 99, Sa./So./Mo., 29./30. April / 1. Mai 2017

J 3JournalHUND, KATZ & CO

>> Yaks sind kälteunemp-findlich – im tibetischenHochland gehen die Wertebis auf minus 45 Grad. Siesind krankheitsresistent undgenügsam. Der Yak besitzt ei-ne lange Behaarung, die anden Rumpfseiten bis 40 cmlang werden kann. Das Flotz-maul ist nur auf eine kleineRegion zwischen den Nasen-löchern begrenzt.>> Der Yak kommt nicht nurim Himalaya vor. Sein Ver-breitungsgebiet geht bis inssüdliche Russland, er lebtauch in der Wüste Gobi, woes im Winter sehr kalt, imSommer aber 35˚ C warm ist.>> Weltweit gibt es ungefähr14 Millionen Yaks.>> Yaks gehören zu den Rin-dern und zur Gattung Bos.Sie sind sogar mit den ande-ren Spezies dieser Gattung(Auerochsen, Gaur, Banteng,Bison und Wisent) kreuzbar;die männlichen Tiere der F1-Generation sind unfruchtbar,die weiblichen aber fruchtbar.>> Yaks wurden schon vorJahrtausenden domestiziert.Es gibt noch Wildyaks, diesehr viel größer sind, sie errei-chen eine Widerristhöhe von1,80 Meter. Die Wildformkommt nur noch in einigenHochtälern Tibets vor, es sindwohl unter 1000 Tiere.>> Domestizierte Yaks habeneine große Farbvielfalt:Schwarz, Weiß und Braun,sowie Scheckungen und diePinzgauerfärbung.>> Als Rind ist der Yak vonNatur aus gehörnt. Im gesam-ten Verbreitungsgebiet kom-men jedoch auch genetischhornlose Tiere vor. Ihr Anteilist in der Mongolei mit 90Prozent besonders hoch.>> Domestizierte Yaks habeneine Widerristhöhe von 130cm (Bullen) bzw. 120 cm (Kü-he). Das Gewicht ausgewach-sener männlicher Tiere liegtbei 400 Kilo, das der weibli-chen bei 300 Kilo.>> Yaks werden bis heutevielfältig genutzt. Die Kühemelkt man, sie werden alsReit-, Last- und Zugtiere ver-wendet. Fleisch, Leder, Wollewerden genutzt.

YAKS

Sie lieben’skalt und heiß

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INTERESSANTERLINK

www.yaks-zucht.de

Die Familie Kohl gründet nunauch einen Verein in Deutsch-land, der Yak-Züchter zusam-menbringen will.

YAKS IN EUROPA – DIE PIONIERE

Ein Yak mit Nachwuchs: Die Schweiz ist Pionierland der Yak-Haltung

in Europa. In Deutschland gibt es nach Schätzungen 1000 Tiere. FKN

In der Steilwand daheimSchlüchtern ist der größteZüchter. Mit rund 200 Tierenist er wohl auch der größte inEuropa, im Bergwinkel zwi-schen dem Naturpark Rhön,Vogelsberg und Spessart zie-hen die Yaks über 100 HektarGrünland. Immer draußen,frei und ganz gechillt!

>> Adressen

> Yak Tsang Ling, Roti Flüo,CH-3926 Embd; www.yaks.ch; Platz für 20 Personen imLager, Trekking mit Yaks.> Biolandwirt Hans Rüffer,Produkte-Onlineshop: www.bergwinkel-kraeuter-yaks.de.> Museum Messner, Info zumRestaurant Yak & Yeti:www.reinhold-messner.de

Yaks haben andere Begriffevon Arbeit, Raum oder Zeit.Nichts bringt sie aus demGleichgewicht, weder körper-lich noch seelisch. Dani inder Schweiz war Yak-Pionierin Europa, eher einer der lei-sen Sorte. Während ReinholdMessner in Südtirol auf seinerBurg Juval mehr Wesen umdie Yaks macht.In Deutschland gibt es rundzwölf Millionen Rinder, dieYaks gehen in der Statistik un-ter und auch in der Verzehr-statistik des Deutschen Flei-scher-Verbandes taucht derYak nicht auf. Bundesweit, soschätzen Experten, gibt es et-was mehr als 1000 Tiere. Bio-Landwirt Hans Rüffer aus

säß, die Dani und FreundinSonia aber ganzjährig, strengnach biologischen Richtlini-en, bewirtschaften. 34 Hektarin der „Bergzone 4“ gelegen,was selbst in der buckligenSchweiz höchste Bewunde-rung abverlangt. Noch steilerwäre dann senkrecht.Die Yaks gehen dort sicherenSchrittes, wo der Menschschnauft und wankt. In denAnfängen hatte Dani Jimmyzu Gast, einen Sherpa, dermit beruhigendem Singsang„Norbu“ (der Kostbare) be-gleiten sollte. Aber Norbuentledigte sich auch mal desmenschlichen Anhangs undsprintete mit Kumpel „Dhak-pa“ davon.

lage. Keuchend steht mandann oben, blickt auf verwit-tertes Holz, die tibetischenGebetsfahnen – und plötzlichbebt die Erde. Aus dem Krüp-pelholz und den Felsenprescht eine Tier-Herde he-ran und kommt hinterm Hauszum Stehen.Das sind Danis Yaks. Dani,der gebürtige Innerschweizer,war vor langer Zeit in Tibet.Er erlag der Magie und derFaszination der tibetischenZotteltiere. Wieder daheimsuchte er ein Berg-Hideawayund fand es: Hoch über Embdliegt sein Weltenende.1994 übernahm Daniel Wis-mer den Hof auf 1650 Me-tern, eigentlich eine Maien-

Im Gemischtwarenladen imschweizerischen Embd feixtdie nette Dame: „Hier ist allesso steil, dass sogar die Hüh-ner mit Steigeisen gehen müs-sen!“ Sie sagt das in einem ge-wöhnungsbedürftigen Walli-ser Dialekt. Ja, steil stimmt,das Geschäft ist der beste Be-weis: Es steht auf einer Platt-form, eigens dafür in Betonan den Steilhang geklebt, da-mit die Autos der Bewohnerirgendwo parken können.Sie findet die Frage recht er-heiternd, wie man denn nunzu Dani Wismers Haus RotiFlüo fahren könne. Fahren?Gehen kann man, kraxeln, 25zackige Minuten hinauf zu ei-nem alten Hof in Adlerhorst-

>> Yak-Fleisch besitzt einesaftige, zarte Struktur. Es istdunkelrot, hat einen hohenVitamingehalt und ist reichan Eisen und Zink. Es weisteinen hohen Anteil an unge-sättigten Fettsäuren auf undist sehr proteinreich.>> Yak-Fleisch hat mit über 92Prozent ein gutes Wasserbin-dungsvermögen, was Ge-schmack, Zartheit und Nähr-stoffgehalt direkt beeinflusst.Außerdem gibt es wenig Ge-wichtsverluste nach demSchlachten und der Lagerungsowie nur geringe Kochverluste.

DAS YAK-FLEISCH

Doppelpack verkauft. DieKohls verkaufen Tiere lebend– und sie schlachten auch. Esdauert dreieinhalb Jahre zurSchlachtreife, Welten liegenzwischen herkömmlicherRindermast und dieser Auf-zucht!Wenn dann ein Tier zumSchlachter geht, fährt immernur eines. Alfons Kohl fährtmit, das Tier wird in einemEinmann-Betrieb geschlach-tet. Vorher bekommt es vomDalai Lama geweihte Globuliund Alfons Kohl bedanktsich bei dem Tier, dass es ihmein Auskommen ermöglicht.Das ist Wertschätzung! Undwer als Kunde dann Fleischbestellt, bekommt es nichtimmer. Und manche wartenauch gerne mal eineinhalbJahre, sie rücken auf einerWarteliste nach oben. All dasgibt es in einer Welt, „woman doch sonst fünf vor achtin den Supermarkt rennt, umschnell noch irgendwelchesFleisch zu kaufen“. Ein we-nig überrascht waren dieKohls dennoch: „Ich dachte,die Kunden springen ab,wenn sie nicht sofort das Ge-wünschte haben können.Aber dem war nicht so!“

sen und in der Schweiz undentwickelten ihre eigene Phi-losophie.Was die Zucht betrifft, ist Al-fons Kohl sehr sorgfältig. Esgibt fünf Herden, davon dreiZuchtgruppen, die jeweils ei-nen Bullen haben. „Das mussso sein, die Mädels brauchenden zum Schutz.“ Es gibt eineJunggesellenherde und eine„Jungfrauenherde“. Undwenn jemand bei Alfons Kohleine Kleingruppe Yaks kaufen

eigenen Sinn. Nicht zu ver-wechseln mit Eigensinn. DieTiere sind pure Individualis-ten: Da ist der „Rudl“, denman lange kraulen muss, dasind andere, die nicht so sehrviel Intimität wünschen. DieBlutentnahme einmal imJahr, die vorgeschrieben ist,wünschen sie sich alle nicht.Dazu geht es in den Fang-stand. Immer mit viel Ge-duld. „Die müssen spannen,dass du mehr Zeit hast alssie“, sagt Kohl.Ja, hier gehen die Uhren an-ders, es geht ums Zeit habenund es geht Alfons Kohl umWertschätzung. Es geht umdas, was bei vielen Landwir-ten im Hamsterrad längst zer-rieben wurde zwischen denEmpfehlungen des Bauern-verbands, den Molkereien,der hohen Politik, den Dis-countern. Alfons Kohl ist bei-leibe kein Aussteiger-Typ. Erwill von seiner Arbeit lebenund tut das auch. Mit einemBiobetrieb, der Tiere im Her-denverband ganzjährig auf 24Hektar Weide hält. Die vonGras und gutem Heu leben.„Die Baywa und das Lager-haus verdienen gar nichts anuns!“ Der Tierarzt auchnicht, denn die Tiere sind ge-sund und langlebig. Und na-türlich mussten die Kohls ler-nen, holten sich Rat in Hes-

einer Landwirtschaft, die nurnoch auf höher, schneller,weiter setzte. „Jetzt spinnt erdirekt“, befanden die Nach-barn, als diese hochspeziali-sierten Nutztiere für Höhen-lagen hier ankamen. „Wegenseiner Laute wird er auchGrunzochse genannt“, lachtAlfons Kohl; und erklärtauch, dass es „der Yak“ heißtund dass es sich um das tibe-tische Wort für den Bullenhandelt.

Fast 20 Jahre später habendie Kohls insgesamt 71 Yaksmitten in Oberbayern, inTaufkirchen im LandkreisMühldorf am Inn. Und denzotteligen Gesellen gefällt eshier. „Sie leben auch in derWüste Gobi, sind also auchin der Lage, extreme Hitzeauszuhalten, genauso wie ex-treme Kälte. Die legen sichauch mal in die pralle Sonneund dösen.“ Von Yaks zu ler-nen, heißt, Gemächlichkeitzu lernen und einen ruhigen,

VON NICOLA FÖRG

Ein Liegestuhl. Inmitten vonleicht hügeligen Wiesen. EinMann darauf. Der was tut?Nix! Ein Nachbar der Kohls,der das öfter macht – einfachso da sitzen. „Weil die so be-ruhigend sind“, sagt er. Die?Sie sind Yaks. Die leise überdie Wiese ziehen, ab und anden Kopf heben, weiter-schlendern. Und es stimmt:In einer Schafherde ist immerein Blöken. Bei Geißen im-mer „action“. Bei Pferdenauch mal Aufruhr. „Die“strahlen etwas aus, wasschwer fassbar ist. Genaudiesem Unfassbaren erlagendie Kohls. Alfons war zumBergsteigen in Nepal und dawar er, der Virus. „Den wirstdu nicht mehr los.“1999 kaufte der Rinderwirtseine ersten Yaks. Er wollte„raus aus dem Hamsterrad“

möchte, dann kann er sichersein, dass die genetisch so zu-sammengestellt ist, dass dasOptimum herausgeholt wirdund keine Inzucht passiert.Wie bei jedem guten Züchtergeht es um Stolz und Seriosi-tät. Einmal gab es sogar Zwil-linge: Vandana und Raissawaren die Stars, durften mehrals alle anderen, auch mal imGemüsegarten an Salat undHimbeersträuchern naschen.Sie wurden natürlich nur im

Seit Jahrtausendenwerden Yaks von denVölkern im Himalayaals Tragetier, Fleisch-und Milchlieferantgehalten. Inzwischenbevölkern sie auch dieWeiden in Oberbayern.

Nennt 71 Yaks sein Eigen: Züchter Alfons Kohl hält

die Tiere in Taufkirchen (Lk. Mühldorf am Inn). FKN

Im nepalesischen und tibeti-

schen Hochland daheim:

die Yaks. PANTHERMEDIA

So werden Yaks in Oberbayern gezüchtet

Zottelige Exoten

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