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Münchner Merkur Nr. 99, Sa./So./Mo., 29./30. April / 1. Mai 2017 J 3 Journal HUND, KATZ & CO >> Yaks sind kälteunemp- findlich im tibetischen Hochland gehen die Werte bis auf minus 45 Grad. Sie sind krankheitsresistent und genügsam. Der Yak besitzt ei- ne lange Behaarung, die an den Rumpfseiten bis 40 cm lang werden kann. Das Flotz- maul ist nur auf eine kleine Region zwischen den Nasen- löchern begrenzt. >> Der Yak kommt nicht nur im Himalaya vor. Sein Ver- breitungsgebiet geht bis ins südliche Russland, er lebt auch in der Wüste Gobi, wo es im Winter sehr kalt, im Sommer aber 35˚ C warm ist. >> Weltweit gibt es ungefähr 14 Millionen Yaks. >> Yaks gehören zu den Rin- dern und zur Gattung Bos. Sie sind sogar mit den ande- ren Spezies dieser Gattung (Auerochsen, Gaur, Banteng, Bison und Wisent) kreuzbar; die männlichen Tiere der F1- Generation sind unfruchtbar, die weiblichen aber fruchtbar. >> Yaks wurden schon vor Jahrtausenden domestiziert. Es gibt noch Wildyaks, die sehr viel größer sind, sie errei- chen eine Widerristhöhe von 1,80 Meter. Die Wildform kommt nur noch in einigen Hochtälern Tibets vor, es sind wohl unter 1000 Tiere. >> Domestizierte Yaks haben eine große Farbvielfalt: Schwarz, Weiß und Braun, sowie Scheckungen und die Pinzgauerfärbung. >> Als Rind ist der Yak von Natur aus gehörnt. Im gesam- ten Verbreitungsgebiet kom- men jedoch auch genetisch hornlose Tiere vor. Ihr Anteil ist in der Mongolei mit 90 Prozent besonders hoch. >> Domestizierte Yaks haben eine Widerristhöhe von 130 cm (Bullen) bzw. 120 cm (Kü- he). Das Gewicht ausgewach- sener männlicher Tiere liegt bei 400 Kilo, das der weibli- chen bei 300 Kilo. >> Yaks werden bis heute vielfältig genutzt. Die Kühe melkt man, sie werden als Reit-, Last- und Zugtiere ver- wendet. Fleisch, Leder, Wolle werden genutzt. YAKS Sie lieben’s kalt und heiß ............................................................ INTERESSANTER LINK www.yaks-zucht.de Die Familie Kohl gründet nun auch einen Verein in Deutsch- land, der Yak-Züchter zusam- menbringen will. YAKS IN EUROPA – DIE PIONIERE Ein Yak mit Nachwuchs: Die Schweiz ist Pionierland der Yak-Haltung in Europa. In Deutschland gibt es nach Schätzungen 1000 Tiere. FKN In der Steilwand daheim Schlüchtern ist der größte Züchter. Mit rund 200 Tieren ist er wohl auch der größte in Europa, im Bergwinkel zwi- schen dem Naturpark Rhön, Vogelsberg und Spessart zie- hen die Yaks über 100 Hektar Grünland. Immer draußen, frei und ganz gechillt! >> Adressen > Yak Tsang Ling, Roti Flüo, CH-3926 Embd; www.yaks. ch; Platz für 20 Personen im Lager, Trekking mit Yaks. > Biolandwirt Hans Rüffer, Produkte-Onlineshop: www. bergwinkel-kraeuter-yaks.de. > Museum Messner, Info zum Restaurant Yak & Yeti: www.reinhold-messner.de Yaks haben andere Begriffe von Arbeit, Raum oder Zeit. Nichts bringt sie aus dem Gleichgewicht, weder körper- lich noch seelisch. Dani in der Schweiz war Yak-Pionier in Europa, eher einer der lei- sen Sorte. Während Reinhold Messner in Südtirol auf seiner Burg Juval mehr Wesen um die Yaks macht. In Deutschland gibt es rund zwölf Millionen Rinder, die Yaks gehen in der Statistik un- ter und auch in der Verzehr- statistik des Deutschen Flei- scher-Verbandes taucht der Yak nicht auf. Bundesweit, so schätzen Experten, gibt es et- was mehr als 1000 Tiere. Bio- Landwirt Hans Rüffer aus säß, die Dani und Freundin Sonia aber ganzjährig, streng nach biologischen Richtlini- en, bewirtschaften. 34 Hektar in der „Bergzone 4“ gelegen, was selbst in der buckligen Schweiz höchste Bewunde- rung abverlangt. Noch steiler wäre dann senkrecht. Die Yaks gehen dort sicheren Schrittes, wo der Mensch schnauft und wankt. In den Anfängen hatte Dani Jimmy zu Gast, einen Sherpa, der mit beruhigendem Singsang „Norbu“ (der Kostbare) be- gleiten sollte. Aber Norbu entledigte sich auch mal des menschlichen Anhangs und sprintete mit Kumpel „Dhak- pa“ davon. lage. Keuchend steht man dann oben, blickt auf verwit- tertes Holz, die tibetischen Gebetsfahnen – und plötzlich bebt die Erde. Aus dem Krüp- pelholz und den Felsen prescht eine Tier-Herde he- ran und kommt hinterm Haus zum Stehen. Das sind Danis Yaks. Dani, der gebürtige Innerschweizer, war vor langer Zeit in Tibet. Er erlag der Magie und der Faszination der tibetischen Zotteltiere. Wieder daheim suchte er ein Berg-Hideaway und fand es: Hoch über Embd liegt sein Weltenende. 1994 übernahm Daniel Wis- mer den Hof auf 1650 Me- tern, eigentlich eine Maien- Im Gemischtwarenladen im schweizerischen Embd feixt die nette Dame: „Hier ist alles so steil, dass sogar die Hüh- ner mit Steigeisen gehen müs- sen!“ Sie sagt das in einem ge- wöhnungsbedürftigen Walli- ser Dialekt. Ja, steil stimmt, das Geschäft ist der beste Be- weis: Es steht auf einer Platt- form, eigens dafür in Beton an den Steilhang geklebt, da- mit die Autos der Bewohner irgendwo parken können. Sie findet die Frage recht er- heiternd, wie man denn nun zu Dani Wismers Haus Roti Flüo fahren könne. Fahren? Gehen kann man, kraxeln, 25 zackige Minuten hinauf zu ei- nem alten Hof in Adlerhorst- >> Yak-Fleisch besitzt eine saftige, zarte Struktur. Es ist dunkelrot, hat einen hohen Vitamingehalt und ist reich an Eisen und Zink. Es weist einen hohen Anteil an unge- sättigten Fettsäuren auf und ist sehr proteinreich. >> Yak-Fleisch hat mit über 92 Prozent ein gutes Wasserbin- dungsvermögen, was Ge- schmack, Zartheit und Nähr- stoffgehalt direkt beeinflusst. Außerdem gibt es wenig Ge- wichtsverluste nach dem Schlachten und der Lagerung sowie nur geringe Kochverluste. DAS YAK-FLEISCH Doppelpack verkauft. Die Kohls verkaufen Tiere lebend – und sie schlachten auch. Es dauert dreieinhalb Jahre zur Schlachtreife, Welten liegen zwischen herkömmlicher Rindermast und dieser Auf- zucht! Wenn dann ein Tier zum Schlachter geht, fährt immer nur eines. Alfons Kohl fährt mit, das Tier wird in einem Einmann-Betrieb geschlach- tet. Vorher bekommt es vom Dalai Lama geweihte Globuli und Alfons Kohl bedankt sich bei dem Tier, dass es ihm ein Auskommen ermöglicht. Das ist Wertschätzung! Und wer als Kunde dann Fleisch bestellt, bekommt es nicht immer. Und manche warten auch gerne mal eineinhalb Jahre, sie rücken auf einer Warteliste nach oben. All das gibt es in einer Welt, „wo man doch sonst fünf vor acht in den Supermarkt rennt, um schnell noch irgendwelches Fleisch zu kaufen“. Ein we- nig überrascht waren die Kohls dennoch: „Ich dachte, die Kunden springen ab, wenn sie nicht sofort das Ge- wünschte haben können. Aber dem war nicht so!“ sen und in der Schweiz und entwickelten ihre eigene Phi- losophie. Was die Zucht betrifft, ist Al- fons Kohl sehr sorgfältig. Es gibt fünf Herden, davon drei Zuchtgruppen, die jeweils ei- nen Bullen haben. „Das muss so sein, die Mädels brauchen den zum Schutz.“ Es gibt eine Junggesellenherde und eine „Jungfrauenherde“. Und wenn jemand bei Alfons Kohl eine Kleingruppe Yaks kaufen eigenen Sinn. Nicht zu ver- wechseln mit Eigensinn. Die Tiere sind pure Individualis- ten: Da ist der „Rudl“, den man lange kraulen muss, da sind andere, die nicht so sehr viel Intimität wünschen. Die Blutentnahme einmal im Jahr, die vorgeschrieben ist, wünschen sie sich alle nicht. Dazu geht es in den Fang- stand. Immer mit viel Ge- duld. „Die müssen spannen, dass du mehr Zeit hast als sie“, sagt Kohl. Ja, hier gehen die Uhren an- ders, es geht ums Zeit haben und es geht Alfons Kohl um Wertschätzung. Es geht um das, was bei vielen Landwir- ten im Hamsterrad längst zer- rieben wurde zwischen den Empfehlungen des Bauern- verbands, den Molkereien, der hohen Politik, den Dis- countern. Alfons Kohl ist bei- leibe kein Aussteiger-Typ. Er will von seiner Arbeit leben und tut das auch. Mit einem Biobetrieb, der Tiere im Her- denverband ganzjährig auf 24 Hektar Weide hält. Die von Gras und gutem Heu leben. „Die Baywa und das Lager- haus verdienen gar nichts an uns!“ Der Tierarzt auch nicht, denn die Tiere sind ge- sund und langlebig. Und na- türlich mussten die Kohls ler- nen, holten sich Rat in Hes- einer Landwirtschaft, die nur noch auf höher, schneller, weiter setzte. „Jetzt spinnt er direkt“, befanden die Nach- barn, als diese hochspeziali- sierten Nutztiere für Höhen- lagen hier ankamen. „Wegen seiner Laute wird er auch Grunzochse genannt“, lacht Alfons Kohl; und erklärt auch, dass es „der Yak“ heißt und dass es sich um das tibe- tische Wort für den Bullen handelt. Fast 20 Jahre später haben die Kohls insgesamt 71 Yaks mitten in Oberbayern, in Taufkirchen im Landkreis Mühldorf am Inn. Und den zotteligen Gesellen gefällt es hier. „Sie leben auch in der Wüste Gobi, sind also auch in der Lage, extreme Hitze auszuhalten, genauso wie ex- treme Kälte. Die legen sich auch mal in die pralle Sonne und dösen.“ Von Yaks zu ler- nen, heißt, Gemächlichkeit zu lernen und einen ruhigen, VON NICOLA FÖRG Ein Liegestuhl. Inmitten von leicht hügeligen Wiesen. Ein Mann darauf. Der was tut? Nix! Ein Nachbar der Kohls, der das öfter macht – einfach so da sitzen. „Weil die so be- ruhigend sind“, sagt er. Die? Sie sind Yaks. Die leise über die Wiese ziehen, ab und an den Kopf heben, weiter- schlendern. Und es stimmt: In einer Schafherde ist immer ein Blöken. Bei Geißen im- mer „action“. Bei Pferden auch mal Aufruhr. „Die“ strahlen etwas aus, was schwer fassbar ist. Genau diesem Unfassbaren erlagen die Kohls. Alfons war zum Bergsteigen in Nepal und da war er, der Virus. „Den wirst du nicht mehr los.“ 1999 kaufte der Rinderwirt seine ersten Yaks. Er wollte „raus aus dem Hamsterrad“ möchte, dann kann er sicher sein, dass die genetisch so zu- sammengestellt ist, dass das Optimum herausgeholt wird und keine Inzucht passiert. Wie bei jedem guten Züchter geht es um Stolz und Seriosi- tät. Einmal gab es sogar Zwil- linge: Vandana und Raissa waren die Stars, durften mehr als alle anderen, auch mal im Gemüsegarten an Salat und Himbeersträuchern naschen. Sie wurden natürlich nur im Seit Jahrtausenden werden Yaks von den Völkern im Himalaya als Tragetier, Fleisch- und Milchlieferant gehalten. Inzwischen bevölkern sie auch die Weiden in Oberbayern. Nennt 71 Yaks sein Eigen: Züchter Alfons Kohl hält die Tiere in Taufkirchen (Lk. Mühldorf am Inn). FKN Im nepalesischen und tibeti- schen Hochland daheim: die Yaks. PANTHERMEDIA So werden Yaks in Oberbayern gezüchtet Zottelige Exoten

Journal - yaks.ch · HUND, KATZ & CO Journal J 3 >> Yaks sind kälteunemp-findlich – im tibetischen Hochland gehen die Werte bis auf minus 45 Grad. Sie sind krankheitsresistent

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Page 1: Journal - yaks.ch · HUND, KATZ & CO Journal J 3 >> Yaks sind kälteunemp-findlich – im tibetischen Hochland gehen die Werte bis auf minus 45 Grad. Sie sind krankheitsresistent

Münchner Merkur Nr. 99, Sa./So./Mo., 29./30. April / 1. Mai 2017

J 3JournalHUND, KATZ & CO

>> Yaks sind kälteunemp-findlich – im tibetischenHochland gehen die Wertebis auf minus 45 Grad. Siesind krankheitsresistent undgenügsam. Der Yak besitzt ei-ne lange Behaarung, die anden Rumpfseiten bis 40 cmlang werden kann. Das Flotz-maul ist nur auf eine kleineRegion zwischen den Nasen-löchern begrenzt.>> Der Yak kommt nicht nurim Himalaya vor. Sein Ver-breitungsgebiet geht bis inssüdliche Russland, er lebtauch in der Wüste Gobi, woes im Winter sehr kalt, imSommer aber 35˚ C warm ist.>> Weltweit gibt es ungefähr14 Millionen Yaks.>> Yaks gehören zu den Rin-dern und zur Gattung Bos.Sie sind sogar mit den ande-ren Spezies dieser Gattung(Auerochsen, Gaur, Banteng,Bison und Wisent) kreuzbar;die männlichen Tiere der F1-Generation sind unfruchtbar,die weiblichen aber fruchtbar.>> Yaks wurden schon vorJahrtausenden domestiziert.Es gibt noch Wildyaks, diesehr viel größer sind, sie errei-chen eine Widerristhöhe von1,80 Meter. Die Wildformkommt nur noch in einigenHochtälern Tibets vor, es sindwohl unter 1000 Tiere.>> Domestizierte Yaks habeneine große Farbvielfalt:Schwarz, Weiß und Braun,sowie Scheckungen und diePinzgauerfärbung.>> Als Rind ist der Yak vonNatur aus gehörnt. Im gesam-ten Verbreitungsgebiet kom-men jedoch auch genetischhornlose Tiere vor. Ihr Anteilist in der Mongolei mit 90Prozent besonders hoch.>> Domestizierte Yaks habeneine Widerristhöhe von 130cm (Bullen) bzw. 120 cm (Kü-he). Das Gewicht ausgewach-sener männlicher Tiere liegtbei 400 Kilo, das der weibli-chen bei 300 Kilo.>> Yaks werden bis heutevielfältig genutzt. Die Kühemelkt man, sie werden alsReit-, Last- und Zugtiere ver-wendet. Fleisch, Leder, Wollewerden genutzt.

YAKS

Sie lieben’skalt und heiß

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www.yaks-zucht.de

Die Familie Kohl gründet nunauch einen Verein in Deutsch-land, der Yak-Züchter zusam-menbringen will.

YAKS IN EUROPA – DIE PIONIERE

Ein Yak mit Nachwuchs: Die Schweiz ist Pionierland der Yak-Haltung

in Europa. In Deutschland gibt es nach Schätzungen 1000 Tiere. FKN

In der Steilwand daheimSchlüchtern ist der größteZüchter. Mit rund 200 Tierenist er wohl auch der größte inEuropa, im Bergwinkel zwi-schen dem Naturpark Rhön,Vogelsberg und Spessart zie-hen die Yaks über 100 HektarGrünland. Immer draußen,frei und ganz gechillt!

>> Adressen

> Yak Tsang Ling, Roti Flüo,CH-3926 Embd; www.yaks.ch; Platz für 20 Personen imLager, Trekking mit Yaks.> Biolandwirt Hans Rüffer,Produkte-Onlineshop: www.bergwinkel-kraeuter-yaks.de.> Museum Messner, Info zumRestaurant Yak & Yeti:www.reinhold-messner.de

Yaks haben andere Begriffevon Arbeit, Raum oder Zeit.Nichts bringt sie aus demGleichgewicht, weder körper-lich noch seelisch. Dani inder Schweiz war Yak-Pionierin Europa, eher einer der lei-sen Sorte. Während ReinholdMessner in Südtirol auf seinerBurg Juval mehr Wesen umdie Yaks macht.In Deutschland gibt es rundzwölf Millionen Rinder, dieYaks gehen in der Statistik un-ter und auch in der Verzehr-statistik des Deutschen Flei-scher-Verbandes taucht derYak nicht auf. Bundesweit, soschätzen Experten, gibt es et-was mehr als 1000 Tiere. Bio-Landwirt Hans Rüffer aus

säß, die Dani und FreundinSonia aber ganzjährig, strengnach biologischen Richtlini-en, bewirtschaften. 34 Hektarin der „Bergzone 4“ gelegen,was selbst in der buckligenSchweiz höchste Bewunde-rung abverlangt. Noch steilerwäre dann senkrecht.Die Yaks gehen dort sicherenSchrittes, wo der Menschschnauft und wankt. In denAnfängen hatte Dani Jimmyzu Gast, einen Sherpa, dermit beruhigendem Singsang„Norbu“ (der Kostbare) be-gleiten sollte. Aber Norbuentledigte sich auch mal desmenschlichen Anhangs undsprintete mit Kumpel „Dhak-pa“ davon.

lage. Keuchend steht mandann oben, blickt auf verwit-tertes Holz, die tibetischenGebetsfahnen – und plötzlichbebt die Erde. Aus dem Krüp-pelholz und den Felsenprescht eine Tier-Herde he-ran und kommt hinterm Hauszum Stehen.Das sind Danis Yaks. Dani,der gebürtige Innerschweizer,war vor langer Zeit in Tibet.Er erlag der Magie und derFaszination der tibetischenZotteltiere. Wieder daheimsuchte er ein Berg-Hideawayund fand es: Hoch über Embdliegt sein Weltenende.1994 übernahm Daniel Wis-mer den Hof auf 1650 Me-tern, eigentlich eine Maien-

Im Gemischtwarenladen imschweizerischen Embd feixtdie nette Dame: „Hier ist allesso steil, dass sogar die Hüh-ner mit Steigeisen gehen müs-sen!“ Sie sagt das in einem ge-wöhnungsbedürftigen Walli-ser Dialekt. Ja, steil stimmt,das Geschäft ist der beste Be-weis: Es steht auf einer Platt-form, eigens dafür in Betonan den Steilhang geklebt, da-mit die Autos der Bewohnerirgendwo parken können.Sie findet die Frage recht er-heiternd, wie man denn nunzu Dani Wismers Haus RotiFlüo fahren könne. Fahren?Gehen kann man, kraxeln, 25zackige Minuten hinauf zu ei-nem alten Hof in Adlerhorst-

>> Yak-Fleisch besitzt einesaftige, zarte Struktur. Es istdunkelrot, hat einen hohenVitamingehalt und ist reichan Eisen und Zink. Es weisteinen hohen Anteil an unge-sättigten Fettsäuren auf undist sehr proteinreich.>> Yak-Fleisch hat mit über 92Prozent ein gutes Wasserbin-dungsvermögen, was Ge-schmack, Zartheit und Nähr-stoffgehalt direkt beeinflusst.Außerdem gibt es wenig Ge-wichtsverluste nach demSchlachten und der Lagerungsowie nur geringe Kochverluste.

DAS YAK-FLEISCH

Doppelpack verkauft. DieKohls verkaufen Tiere lebend– und sie schlachten auch. Esdauert dreieinhalb Jahre zurSchlachtreife, Welten liegenzwischen herkömmlicherRindermast und dieser Auf-zucht!Wenn dann ein Tier zumSchlachter geht, fährt immernur eines. Alfons Kohl fährtmit, das Tier wird in einemEinmann-Betrieb geschlach-tet. Vorher bekommt es vomDalai Lama geweihte Globuliund Alfons Kohl bedanktsich bei dem Tier, dass es ihmein Auskommen ermöglicht.Das ist Wertschätzung! Undwer als Kunde dann Fleischbestellt, bekommt es nichtimmer. Und manche wartenauch gerne mal eineinhalbJahre, sie rücken auf einerWarteliste nach oben. All dasgibt es in einer Welt, „woman doch sonst fünf vor achtin den Supermarkt rennt, umschnell noch irgendwelchesFleisch zu kaufen“. Ein we-nig überrascht waren dieKohls dennoch: „Ich dachte,die Kunden springen ab,wenn sie nicht sofort das Ge-wünschte haben können.Aber dem war nicht so!“

sen und in der Schweiz undentwickelten ihre eigene Phi-losophie.Was die Zucht betrifft, ist Al-fons Kohl sehr sorgfältig. Esgibt fünf Herden, davon dreiZuchtgruppen, die jeweils ei-nen Bullen haben. „Das mussso sein, die Mädels brauchenden zum Schutz.“ Es gibt eineJunggesellenherde und eine„Jungfrauenherde“. Undwenn jemand bei Alfons Kohleine Kleingruppe Yaks kaufen

eigenen Sinn. Nicht zu ver-wechseln mit Eigensinn. DieTiere sind pure Individualis-ten: Da ist der „Rudl“, denman lange kraulen muss, dasind andere, die nicht so sehrviel Intimität wünschen. DieBlutentnahme einmal imJahr, die vorgeschrieben ist,wünschen sie sich alle nicht.Dazu geht es in den Fang-stand. Immer mit viel Ge-duld. „Die müssen spannen,dass du mehr Zeit hast alssie“, sagt Kohl.Ja, hier gehen die Uhren an-ders, es geht ums Zeit habenund es geht Alfons Kohl umWertschätzung. Es geht umdas, was bei vielen Landwir-ten im Hamsterrad längst zer-rieben wurde zwischen denEmpfehlungen des Bauern-verbands, den Molkereien,der hohen Politik, den Dis-countern. Alfons Kohl ist bei-leibe kein Aussteiger-Typ. Erwill von seiner Arbeit lebenund tut das auch. Mit einemBiobetrieb, der Tiere im Her-denverband ganzjährig auf 24Hektar Weide hält. Die vonGras und gutem Heu leben.„Die Baywa und das Lager-haus verdienen gar nichts anuns!“ Der Tierarzt auchnicht, denn die Tiere sind ge-sund und langlebig. Und na-türlich mussten die Kohls ler-nen, holten sich Rat in Hes-

einer Landwirtschaft, die nurnoch auf höher, schneller,weiter setzte. „Jetzt spinnt erdirekt“, befanden die Nach-barn, als diese hochspeziali-sierten Nutztiere für Höhen-lagen hier ankamen. „Wegenseiner Laute wird er auchGrunzochse genannt“, lachtAlfons Kohl; und erklärtauch, dass es „der Yak“ heißtund dass es sich um das tibe-tische Wort für den Bullenhandelt.

Fast 20 Jahre später habendie Kohls insgesamt 71 Yaksmitten in Oberbayern, inTaufkirchen im LandkreisMühldorf am Inn. Und denzotteligen Gesellen gefällt eshier. „Sie leben auch in derWüste Gobi, sind also auchin der Lage, extreme Hitzeauszuhalten, genauso wie ex-treme Kälte. Die legen sichauch mal in die pralle Sonneund dösen.“ Von Yaks zu ler-nen, heißt, Gemächlichkeitzu lernen und einen ruhigen,

VON NICOLA FÖRG

Ein Liegestuhl. Inmitten vonleicht hügeligen Wiesen. EinMann darauf. Der was tut?Nix! Ein Nachbar der Kohls,der das öfter macht – einfachso da sitzen. „Weil die so be-ruhigend sind“, sagt er. Die?Sie sind Yaks. Die leise überdie Wiese ziehen, ab und anden Kopf heben, weiter-schlendern. Und es stimmt:In einer Schafherde ist immerein Blöken. Bei Geißen im-mer „action“. Bei Pferdenauch mal Aufruhr. „Die“strahlen etwas aus, wasschwer fassbar ist. Genaudiesem Unfassbaren erlagendie Kohls. Alfons war zumBergsteigen in Nepal und dawar er, der Virus. „Den wirstdu nicht mehr los.“1999 kaufte der Rinderwirtseine ersten Yaks. Er wollte„raus aus dem Hamsterrad“

möchte, dann kann er sichersein, dass die genetisch so zu-sammengestellt ist, dass dasOptimum herausgeholt wirdund keine Inzucht passiert.Wie bei jedem guten Züchtergeht es um Stolz und Seriosi-tät. Einmal gab es sogar Zwil-linge: Vandana und Raissawaren die Stars, durften mehrals alle anderen, auch mal imGemüsegarten an Salat undHimbeersträuchern naschen.Sie wurden natürlich nur im

Seit Jahrtausendenwerden Yaks von denVölkern im Himalayaals Tragetier, Fleisch-und Milchlieferantgehalten. Inzwischenbevölkern sie auch dieWeiden in Oberbayern.

Nennt 71 Yaks sein Eigen: Züchter Alfons Kohl hält

die Tiere in Taufkirchen (Lk. Mühldorf am Inn). FKN

Im nepalesischen und tibeti-

schen Hochland daheim:

die Yaks. PANTHERMEDIA

So werden Yaks in Oberbayern gezüchtet

Zottelige Exoten