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Konzepte von Bindung und Bindungsstörungen und was sie für die Beziehung zwischen Pflegekindern und ihren Pflegeeltern bedeuten können
Maria Mögel, lic. phil. Psychologin Marie Meierhofer Ins6tut für das Kind www.mmi.ch
Pflegekinder-‐ und Heimaufsicht Kanton Thurgau, 7.November 2017
Ihre Anfrage:
„was ist eine Bindungsstörung, wie wirkt sich diese aus und was bedeutet sie für den Alltag mit einem Pflegekind“ Übersicht • Ihre Fragen zu Bindungsstörungen und Bindung zu ihren Pflegekindern • Was ist Bindung? • Varianten und Störungen von Bindung • Bindungsstörung • Bindungs-‐ und Beziehungsentwicklung bei platzierten Kindern • Was brauchen bindungsverunsicherte Kinder und ihre Erwachsenen?
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Vor der Theorie: Ihre Praxis
• Wie alt ist Ihr Pflegekind? • Haben Sie Pflegekinder, die in einem KJPD/einer Praxis die
Diagnose Bindungsstörung erhalten haben? • Wurde anderswo das Problem ihres Pflegekindes mit
„Bindungsstörung“ bezeichnet? • Welcher Bindungstyp könnten Sie sein?
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Bindung: Regulierung von Sicherheit bei Angst und Erkundungslust (Darwin, Lorenz, Tinbergen u.a.)
• Alle Kinder entwickeln im Verlauf des ersten Lebensjahres eine oder mehrere enge Bindungen zu vertrauten Bezugspersonen
• das Bindungssystem wird bei Neugier/irrita6on (Rückversicherung) und Angst/Verunsicherung (Bindungsverhalten) ak6viert
• Bindungen sind dauerhaa und
für die jeweilige Beziehung spezifisch
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Entwicklung von Bindung: in unserer „Natur“ inbegriffen
• Babys passen sich in ihrem Bindungsverhalten und –typ dem Verhalten der Bindungspersonen und die ihrer Umwelt an
• Monat 1-6: Phasen der stärksten Prägung
• Monat 18-24 Konsolidierung • Plastizität : Bindungsverhalten
ändert sich bei Erfahrungen im Verlauf der Kindheit und Jugend
• Stabil im Erwachsenenalter/Transgenerativ
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Bindungsbedürfnisse: Säuglinge und Kleinkinder
• Feinfühligkeit: Erkennen verlässliches Beantworten der (oa schwierigen) Signale und Bedürfnisse des Kindes
• Bindung kann nicht „gebremst“ werden (SOS-‐Platzierungen, Rückplatzierungen)
• Kon6nuität muss auch Verbindlichkeit in der Beziehung (Commitment, „echte Beziehung“) beinhalten
• Muier-‐Kind-‐ Platzierung :Grossmüterliche Rolle der Pflegemuier
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Ungenügende Fürsorge/ Wechsel der Bezugspersonen/ Platzierung(en): zu frühe/ starke Belastung des Stressregula6onssystems
© 2000 Cooper, Hoffman, Marvin & Powell
Du meinen Erkundungs- drang unterstützt
• Beschütze mich • Tröste mich • Freu Dich an mir • Ordne meine Gefühle
Du mich willkommen heißt, wenn ich zu Dir komme
• Pass auf mich auf • Hilf mir • Freu´dich mit mir
Ich brauche Dich
damit...
Kreis der Sicherheit Wie Eltern auf die Bedürfnisse ihres Kindes achten
Immer: Sei GRÖSSER, STÄRKER, KLÜGER & LIEBENSWÜRDIG. Wenn möglich: Folge meinen kindlichen Bedürfnissen. Wenn nötig: Übernimm die Leitung.
Ich brauche Dich
damit...
hips://www.circleofsecurityinterna6onal. com/userfiles/Downloadable%20Handouts/ circle-‐of-‐security-‐w-‐formula-‐german.pdf 07.11.17 Pflegekinder Thurgau, mögel
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Bindungstypen (M. Ainsworth): alles Normvarianten Bindungss2l Bindungs
Klassifi-‐ka2on
11-‐17 Monate „Strange situa;on“-‐Test
Erwachsenenalter Bindungsinterview
Sicher (secure)
B Protes6eren gegen Trennung, suchen Trost nach der Trennung, schnelle Erholung
Sicherheit im Umgang mit Gleichaltrigen; ertragen emo6onale Abhängigkeit passiv & ak6v, können sich gut abgrenzen und mitschwingen
Unsicher-‐vermeidend (avoidant)
A Suchen keinen Trost nach der Trennung, Jedoch erhöhter Stresshormonspiegel
Vermeiden eher emo6onale Abhängigkeit, lösen Konflikte durch Distanz, Ra6onalität
Unsicher-‐ambivalent (anxious-‐ ambivalent)
C Suchen Trost, zeigen aber auch Ärger bei der Rückkehr
Leiden schnell unter Angst vor Verlassen werden, neigen eher zu Eifersucht, evtl. „kompliziert“ aber auch intensiv im Erleben von widersprüchlichen Gefühlen
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Die desorganisierte Bindung: Risikofaktor für spätere psychiatrische Belastung Hinweis auf Belastung in der Beziehung
Die Bindungsperson ist gleichzei6g schützend und furchteinflössend a) Eigene Trauma6sierung
der Bindungsperson b) Gewalt/Misshandlung c) Zu viele Bindungsabbrüche Das Kind kann deshalb keine organisierte Bindungsstrategie entwickeln
• Beispiel Frühe Kindheit ein 20 Monate altes Kind verlangt von der Muier zu trinken, nimmt dann die dargebotene Flasche nicht, versteckt sich bei der noch unbekannten Beratungsperson
• Beispiel Schulkind beschimpa Pflegemuier, als sie es zur Therapie bringt; als sie weg ist weint es, kann nicht spielen
• Jugendliche Weglaufen, Selbstschädigendes Verhalten
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Bindung und Pflegekinder
✔ Der Verlust von Bindungsperson & vertrauter Umwelt in der frühen Kindheit ist immer eine schwere Belastung für die psychische Entwicklung eines kleinen Kindes (Bowlby 1960)
✔ Bessere Entwicklungsverläufe trotz Umweltwechsel im Babyalter, wenn die Kinder verbindliche Beziehungen (Commitment, Bernard & Dozier,2011) erleben: geteilte Freude im Austausch mit Pflegeeltern, Investuion in lange Perspek6ve (“Ich weiss dass er/sie leibliche Eltern hat, aber er/sie ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken)
✔ Bessere Verläufe im Schul-‐ und Jugendalter: familiale Zugehörigkeit
(Schofield 2005/2009) zur Pflegekfamilie, ohne Ausschluss der Herkunaswelt!
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Forschung zu Bindung in PflegeverhältnissenI (Dozier, 2002, 2005)
Unsichere Bindungsrepräsenta6onen der Pflegemuier förderten
desorganisiertes Bindungsverhalten bei Pflege(klein)kindern (Dozier)
* In der eigenen Familie kein Problem für die eigenen
Kinder
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Unsicher-‐vermeidend* Ambivalent-‐verstrickt
desorganisiert
Bezugsperson
Kind
Forschung zu Bindung in Adop6onsfamilien II (Steele, 2005)
Sichere Bindungs-‐
repräsenta6on (aber weiter
Verhaltensprobleme)
Misshandlungs-‐erfahrung
Späte Adop6on mehrere
Platzierungen
Hohes Engagement
WIR-‐Erleben Besondere
Iden6fika6on mit Kind
Ungelöstes
Trauma
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Pflegeeltern Adop6v-‐kinder
Nicht zu vergessen: Bindungsstörung und Stressregula6on
• Bindung ist eine organisierte Ko-‐Regula6onsstrategie wie Stress in der Beziehung „balanciert“ werden kann
• Schwangerschaa und die frühe „Bemuierung“ eines Babys beeinflussen die Neurobiologie eines Kindes bzw. seine stressregulierendes System weitreichend.
• Die „Bindungsphase“ vom 6.-‐18. Lebensmonat scheint eine besonders sensi6ve Zeit zu sein.
• Bindungsstörungen sind deshalb auch immer Störungen der Stressregula6on
Field T, Diego M, Dieter J, Hernandez-‐Reif M, Schanberg S, Kuhn C, et al. Prenatal depression effects on the fetus and the newborn. Infant Behav Dev. 2004; 27:216–29.
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Was ist eine Bindungsstörung?
Eine psychische Erkrankung wegen einer schweren Hemmung oder Überak6vität des sozialen Kontakts (ICD-‐10 F 94.1./F94.2)/DSM V -‐ Beginn in der frühen Kindheit (0-‐5 Jahre)
-‐ nach ungenügender Beziehungserfahrung (Depriva6on; Heimbetreuung, Platzierungserfahrung), schwere Vernachlässigung/Misshandlung -‐ oa zusammen mit Wachstums-‐ und Gedeihstörungen oder uns6llbarem Essverhalten im Babyalter und umschriebenen Entwicklungsstörungen -‐ signifikanter Zusammenhang zwischen ADHD Symptoma6k & Bindungsstörung
-‐ ungeklärter gene6scher Beitrag -‐ Massnahme bzw. Verbesserung, wenn Kind adäquate Fürsorge (Adop6vfamilie, Pflegefamilie), feinfühlige Umgebung und verbindliche Beziehungserfahrungen machen kann
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Reak6ve Bindungsstörung des Kindesalters (ICD-‐10 F.94.1) „gehemmte“ Form) (RAD) Kinderpsychiatrische Diagnos6k: „Störungen der sozialen Funk6onen Abnormes Beziehungsmuster zu Bezugspersonen, schwankend zwischen Annäherung, Rückzug, Ablehnung, Vermeidung von Trost -‐ Mangel an sozialer Ansprechbarkeit und emo6onale Reak6onen, Apathie -‐ Eingeschränkte Kontaktaufnahme mit Gleichaltrigen -‐ Gegen sich und andere gerichtete Aggressionen -‐ Emo6onale Auffälligkeiten
furchtsam, ängstlich, übervorsich6g -‐ Aggressive Reak6on auf Unglücklichsein -‐ Bei Kleinstkindern: gefrorene Wachsamkeit (frozen fearfulness), evtl.
Reak6on auf (Mit)erleben von Gewalt“ Ausschluss: Störungen im Au6smusspektrum; akute Depression
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Bindungsstörung des Kindesalters mit Enthemmung (ICD-‐10 F 94.2) (DESD)
Kinderpsychiatrische Diagnos6k: • diffuse bzw. zu wenig selek6ve Bindungen, Nähe-‐ und
Trostsuche unterschiedslos gegenüber vertrauten und fremden Menschen, „Hypervigilanz“
• Emo6onalität: aggressiv/anklammernd, emo6onal flach, oberflächlich und wenig emo6onal bezogen
• wenig modulierte, unterschiedslos freundliche, Aufmerksamkeit suchende Interak6onen mit Fremden (Überak6vität des Bindungsverhaltens)
• Teilweise Überlappen mit ADHS-‐Symptoma6k
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Klinische Bindungsstörung Ausschluss folgender Störungen -‐ Tiefgreifende Entwicklungsstörungen wie Au6smus, Williams
syndrome, genet. Erkrankung -‐ Depression/Trauerreak2on: für Säuglinge oder Kleinkinder -‐ auch
wenn die Umwelt unzureichend war-‐ ist ein Beziehungsverlust zunächst überwäl6gend (Spitz 1945, Bowlby 1966, Gauthier, 2004, RuYer 2005, Deprez 2011)
-‐ Trauerreak2onen bei kleinen Kindern: Wechsel aus Erstarrung, Protest, Rückzug, Wut
Reak2ve Bindungsstörung nicht diagnos2zierbar in Umbruchsitua2onen z.B. bei Rückplatzierung! -‐ dann ist eine zeitweilige Zurückweisung des Kontakt zu der Person, von der das Kind sich trennen musste (verlassen fühlt) eine altersgemässe (0-‐ca 7/8 Jahre) Trauerreak6on
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Überblick Bindung und Bindungsstörung
Organisierte Bindung Desorganisierte Bindung
Störungen der sicheren Basis (deutsche /amerikanische Literatur)
Psychiatrische Bindungs-‐störungen ICD 10 DSM V
Sichere unsicher-‐vermeidende & ambivalent-‐verstrickte Bindung sind organisierte Strategien im Umgang mit Angst/Verunsicherung
Uneindeu6g bizarres Bindungs verhalten
BS -‐ Anklammern
& gehemmter Explora6on
-‐ Wachsamkeit & Anpassung -‐ Rollenumkehr
Reak6ve Bindungsstörung mit depressivem Rückzug, (Auto)Aggression Lernstörung
Reguliert Stress des Kindes nicht effek2v Risikofaktor für Psychopathologie
Kaum abzugrenzen von unsicherer/desorg. Bindung
Bindungsstörung mit sozialer Enthemmung; nichtselek6v
schon vor 12. Monate beobachtbar
Beide Diagnosen: Bezugspersonenverlust/depriva6on in früher Kindheit
Alle drei sind Normvarianten
Bindung messen?
Bindungsverhalten in Trennungssitua2onen Ca. 11-‐17 Monate: Rückversicherung, altersadäquate Explora6on und Konflikte • Ab 18 Monaten
„Detachment“
Bindungsvorstellungen • Ab 3 Jahren bis miileres Schulalter Reak6on auf (konflikt-‐)Beziehungssitua6onen Familienzeichnung, Puppenspiel • Erwachsenenalter Interview
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Bindungstypen im Wandel
USA, Holland, England, Deutschland div. Studien
Deutschland (Grossmann 1997, in Keller: Handbuch) Einjährige
Gloger-‐Tippelt, Veber & Rauh, 2000
Deutschland (Grossmann, 2004)
Schweiz KJPD Basel Kinder 5-‐9 Jahre (Schröder, 2017)
Sicher gebunden
65% 50-‐60% 45% 50% 38,2%
Unsicher vermeidend
20% 30-‐40% 28% 20% 17,6%
Ambivalent verstrickt
15% 10-‐20% 7% 15% 29,4%
desorganisiert 75% Heimkinder
5-‐10% 20% 15% 14,7
Bindungsstörung ICD 10
Bis 75% bei Heimplatzierung unter 5 Jahren
1-‐2% -‐ -‐ Pflegekinder 37%
Klinische Bindungsstörungen Interna6onale Studien
Vorkommen in Durchschniisbevölkerung: 0,9 % der 1 ½ -‐jährigen Kinder nach ICD-‐10 (Skovgaard et al., 2007) Vorkommen in Risikogruppen deutlich höher: • Deutschland: mehr als 25 % aller Kinder aus Pflegefamilien (Fegert, 1998);
Heimkinder im Vorschualter • ca. 1/3 der wegen Misshandlung/Vernachlässigung vorgestellten Kinder
inkinder-‐ und jugendpsychiatrischen Spezialambulanzen (Boris, Zeanah, Larrieu, Scheeringa & Heller, 1998)
• 40% misshandelter Kleinkinder in USA (Zeanah, Scheeringa, Boris, Heller, Smyke & Trapani, 2004
• Klinische Bindungsstörungen: „Copingstrategien“
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Bindungsentwicklung Forschungslage
• Umweltwechsel und Verlust von Bezugspersonen s6mulieren bei Kindern Bindungsverhalten
• Verlassene Kinder lösen bei Erwachsenen Fürsorgeverhalten (Bindung) aus
• Bei Kindern mit Bindungsstörungen kann sicheres Bindungsverhalten (zu Pflege/Adop6veltern) neben Symptoma6k enthemmter Bindungsstörung (in grösseren Gruppen) bestehen
• Innere Bilder/automa6siertes Verhalten in Stressitua6onen ändert sich auch unter güns6gen Bedingungen weniger schnell
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Bindung im 2. Lebensjahr
Ø Babys übernehmen Bindungss6l der Pflegemuier. Ab 18. LM bes6mmt der Bindungss6l des Kindes den der Pflegeeltern
Ø Commitment & Freude der Pflegeeltern bei Babys sagen Bindungssicherheit mit 2 Jahren und Selbstbild im Vorschulalter voraus
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Sichere Bindung: wechselt von Bindungsverhalten zu Explora6on Vermeidend: viel Explora6on, kaum Bindung Ambivalent: „kleben“ , v.a. Bindung, kaum Explora6on
• Bild Baby
Rückversicherung in einer chao6schen Innen-‐ und Aussenwelt – nicht nur bei den Kleinen!
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© 2000 - Cooper, Hoffman, Marvin & Powell circleofsecurity.org
CIRCLE OF REPAIR Helping My Child Trust that Our Relationship
Will (Almost) Always Set Things Right
Mom/Dad, when I get upset (frustrated, withdrawn, whiney, demanding, out of control):
My behavior
actually means that
I need you.
I need you to: ♦ Be calm ♦ Take Charge ♦ Be kind ♦ Stay with me
until we both understand this feeling that seems too much for me alone
♦ Help me return to what I was doing, with a new option
“I don’t know what to do with how I’m feeling.”
Mein Verhalten – wütender Rückzug, jammernd, heulend, fordernd, ausser Kontrolle -‐ bedeutet dass ich Dich jetzt brauche
Ich werde von meinen Gefühlen überschwemmt
Ich brauche Dich, damit Du -‐ ruhig bleibst -‐ für mich Verantwortung übernimmst -‐ freundlich bist -‐ bei mir bleibst bis wir beide diese Gefühle besser verstehen, die für mich alleine zuviel zu sein scheinen -‐ Helfe mir -‐ auf eine neue Weise-‐ zu dem zurückzukommen, woran ich gerade war
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Bindung im Vorschulalter
• Bindungsvorstellungen von Selbst, Beziehungen, Zugehörigkeit: „Wer bin ich und zu wem gehöre ich?“
• Schuld, Scham oder Grandiosität èStressregula6on „Think Younger“: die Kinder brauchen mehr Unterstützung als Gleichaltrige èZugehörigkeit nicht im Vakuum lassen
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Bindung im Schulalter
• Desorganisiert Kontrollierend mit Rollenumkehr: strafend, demü6gend oder nicht adäquat fürsorglich, selbstschädigend
• Bindungsstörung Angriffe auf Regeln, Weglaufen, Unzugänglichkeit
Themen: • Was kann ich? Wer bin ich in meiner
Gruppe • Wie stecke ich Niederlagen ein? • Sorgen um die Herkunas-‐ Eltern abholen • Kinder sind überfordert sich in die
Perspek6ve der Erwachsenen einzufühlen • Überforderung im Umgang mit Stress
è Pädagogik hila Alltag strukturieren, ersetzt nicht Einfühlung in Gefühle des Kindes
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Jugendliche: Bindung, wenn die Biologie Ablösung verlangt • Bindungstypen wie Erwachsene ab 16
Jahren • Delinquenz, Pros6tu6on
• Platzierte Jugendliche, die Vernachlässigung, emo_onale und sexuelle Gewalt durch Bezugspersonen erliYen haYen, zeigten signifikant mehr Bindungsstörungen mit Enthemmung als vergleichbare nicht platzierte Jugendliche (Kay and Green (2013)
• Gerade weil die Jugendlichen fast alle Regeln ausser Krad setzen (müssen), sind sie sehr darauf angewiesen, dass die Erwachsenen Regeln einhalten und verbindlich bleiben.
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Vademecum für die Erwachsenen
• Fähigkeit die Situa6on auszuhalten, klar, beständig, (immer wieder) freundlich und fürsorglich zu sein
• Aufmerksam für die Gefühle des Kindes, schützend, tröstend, v.a. die Gefühle des Kindes ordnend
• Verfügbar sein, weil das Kind nur zuhören, etwas Neues wahrnehmen und einüben kann, wenn es sich wieder sicher fühlt
• Viele Durchgänge sind nö6g, bis eine Sicherheit gewonnen, ein Entwicklungsschrii gemacht ist und sich eine neue Beziehung bewähren kann
• Kinder die schlechte Erfahrungen gemacht haben, brauchen viele andere, neue Erfahrungen um das Neue in ihr Repertoire aufnehmen zu können
• simply be available, rather than problem solving skills.
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit
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Bindungsmuster im Kindergarten
Mit der Entwicklung der „Theory of Mind“ entwickeln die Kinder nicht nur ein besseres Zeitverständnis und die Fähigkeit komplexe Vorgänge mental zu erfassen, sie können sich besser gleichzeitig in eigene und fremde Bedürfnisse einfühlen, Bedürfnisse aufschieben, zu warten und Trennung zu ertragen. Bindungsverhalten wird in Momenten von Trennung von zuhause, Krankheit, Angst, z.B. Unbehagen in der Gruppe aktiviert. • Sicher: gehen auf Umwelt/Konflikt zu, ohne Angst verlassen zu
werden • Unsicher-vermeidend: bevorzugen Gegenstände/Aktivitäten,
sachbezogen • Unsicher-ambivalent: binden Bezugsperson über hilfloses oder
frustriertes Verhalten an sich • Desorganisierte: „unberechenbar“ zwischen Bedürftigkeit &
Provokation
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