View
225
Download
1
Category
Preview:
DESCRIPTION
Â
Citation preview
Gelebte Hoffnung
Werte stiftenMagazin für Stifter, Stiftungenund engagierte Menschen
www.werte-stiften.de03.2014 . 6. Jahrgang
5,80 Euro
Der Afghanische Frauenverein setzt sich für nachhaltig verbesserte Lebensbedingungen ein
Gelebte Hoffnung
Förderer der WissenschaftStiftungen der Friedrich-Alexander-UniversitätErlangen-Nürnberg im Überblick
Heute an Morgen denkenStiftung „Hilfe im Leben“ der Stadtmission Nürnbergverstetigt Engagement für notleidende Menschen
Werte stiften � 3
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
das neue Jahr 2014 hat, zumindest für die Deutschen, gut
begonnen. So sitzt bei den deutschen Verbrauchern das
Geld so locker wie schon lange nicht mehr. Der wach-
sende Konjunkturoptimismus versetzt die Verbraucher in
immer bessere Konsumlaune. Der stabile Arbeitsmarkt
sowie eine geringe Inflation stellen zusammen mit der Aus-
sicht auf steigende Einkommen für das Konsumklima der-
zeit ideale Bedingungen dar, stellt die Nürnberger Gesell-
schaft für Konsumforschung fest.
Sollte sich die aktuelle Entwicklung weiter fortsetzen,
dürfte der private Verbrauch auch 2014 wieder einen
wichtigen Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten. Die
Bundesbürger sehen die deutsche Wirtschaft derzeit klar
im Aufschwung. Die Signale für die weitere Entwicklung
der deutschen Wirtschaft stehen aus Sicht der Konsumen-
ten auf grün, meinen die Konsumforscher.
Viele Verbraucher halten die momentan gering verzin-
ste Geldanlage bei den Kreditinstituten etwa auf Tages-
oder Festgeldkonten kaum noch für attraktiv. So ist die
Sparneigung in Deutschland abermals auf den niedrigsten
Wert seit der Wiedervereinigung gesunken. Entweder man
gibt sein Geld aus oder sucht sich andere Anlagemöglich-
keiten.
Diese Stimmungslage hat es auch schon bereits im letz-
ten Jahr gegeben. Und so haben Menschen, die Geld übrig
haben oder nicht genau wissen wie sie es vererben sollen
sich Wege ausgesucht, ihr Geld sicher anzulegen. Es kommt
nicht von ungefähr, dass zum Beispiel auf dem Stiftungs-
sektor nichts von einer Krisenstimmung zu spüren ist. Un-
geachtet der anhaltend niedrigen Zinsen wächst die Zahl
der Stiftungen in Deutschland. 638 rechtsfähige Stiftungen
bürgerlichen Rechts wurden im letzten Jahr ins Leben ge-
rufen. Das Wachstum von 3,1 Prozent lag nur knapp unter
dem des Vorjahres mit seinen 3,2 Prozent. Die Zahl der
rechtsfähigen Stiftungen bürgerlichen Rechts überschritt
somit im letzten Jahr die 20.000er-Marke. Zum Jahresende
zählte der Bundesverband Deutscher Stiftungen 20.150
derartige Stiftungen. Auf 100.000 Bürger kommen somit 25
Stiftungen, das sind fünf mehr als noch vor fünf Jahren.
Die meisten Neugründungen mit 131 gab es erneut in
Nordrhein-Westfalen. Hier gibt es insgesamt 3902 rechts-
fähige Stiftungen des bürgerlichen Rechts gefolgt von Bay-
ern mit 3652. Die Bandbreite der 2013 neugegründeten
Stiftungen spiegelt die Vielfalt des Stiftungswesens wieder,
schreibt der Bundeverband in seiner Rückschau auf das
vergangene Jahr. Sie würden sich der Erforschung unheil-
barer Krankheiten, der Humangenetik, der Rettung Schiff-
brüchiger oder dem Kampf gegen Tierversuch widmen.
Andere Stiftungen sollen Schüler vom ländlichen Raum be-
geistern oder Bürger für das Thema Datenschutz sensibili-
sieren.
Es sind nicht nur die großen Stiftungsunternehmen,
sondern gerade auch kleinere Stiftungen bleiben eine at-
traktive Form des Engagements für das Gemeinwohl.
In diesem Sinne
Dr.Wolf-R. Scharff
Chefredakteur
dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de
Werte stiften � 5
Portraits8 Förderer der Wissenschaft
Die Stiftungen der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg im Überblick
12 Gelebte Hoffnung
Der Afghanische Frauenverein setzt sich insbesondere
für nachhaltig verbesserte Lebensbedingungen
afghanischer Frauen und Kinder ein
16 Heute an Morgen denken
Mit ihrer Stiftung „Hilfe im Leben“ verstetigt die
Stadtmission Nürnberg ihr Engagement für
notleidende Menschen
18 Starke Persönlichkeit
Die Stiftung SehnSucht bietet Präventionsprogramme
für Kinder und Jugendliche und deren Wegbegleiter an
Meldungen21 Etwas zurückgeben KOINOR Horst-Müller-Stiftung
22 Dietmar Hopp erhält den Deutschen Stifterpreis
22 „Kiezhelden“ unterstützt Grundschulen in Tansania
22 Schwerpunkt Aktion Kinder Schlaganfall-Hilfe
23 „Mein Erbe tut Gutes“ auf Wachstumskurs
23 4.500 Euro für den guten Zweck – Ausschüttung der
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding - Dorfen
Aktuelles24 Ein Engagement, das ewig währt
Ursula und Richard Bradnick Stiftung
26 Hilfe für Orang-Utan-Mädchen Julie
BOS Deutschland e.V. setzt sich für Affen-Waisen ein
27 2014 – ein Jubiläumsjahr in Chemnitz
Sparkasse Chemnitz – seit 1839 „Gut für die Region“
28 Geschenke verteilen macht Freude
Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet
über 123.000 Euro aus
30 Sparkasse Coburg - Lichtenfels errichtet
Stiftergemeinschaft
Neue Plattform für Kundenstiftungen
32 Bodenständig, gemeinnützig, tatkräftig
Die Bürgerstiftung Großbottwar: eine Stiftung von
Großbottwar für Großbottwarer
Inhalt
6 � Werte stiften
Herausgeber (V. i. S. d. P.):Dieter Weisner (dieter.weisner@werte-stiften.de)Stephan Bühring (stephan.buehring@werte-stiften.de)
Verlag:Bühring und Weisner Verlagsgesellschaft GbRBayreuther Straße 1, 91054 ErlangenTelefon 0 91 31.5 30 20-83, Fax 0 91 31.5 30 20-89www.werte-stiften.de, info@werte-stiften.de
Chefredakteur:Dr. Wolf-R. Scharff (dr.wolf-r.scharff@werte-stiften.de)
Redaktion:Dieter Weisner, Stephan Bühring, Michael Kniess,Andrea Löb
Autoren:Melanie Scharf, Bianca Hennings, Michael Bock,Andrea Rupprecht, Stephan Franke
Anzeigen:Monika Rockrohr (monika.rockrohr@werte-stiften.de)Petra Lutter (petra.lutter@werte-stiften.de)Telefon 0 91 31.5 30 20-83
Produktion:bühring design und werbeagentur, Erlangenwww.buehring-media.de
Abonnement:Jahresabonnement Deutschland 22 Euro frei Haus
Auflage 10.000 Stück. Werte stiften erscheint vier Mal imJahr. Es gelten die AGB der Bühring und Weisner Verlags-gesellschaft GbR und die Anzeigenpreisliste vom01.01.2011
Impressum
33 Gemeinsam Kraft und Hoffnung schöpfen
Die Elternhäuser der José Carreras Leukämie-Stiftung
34 Nichts geht mehr ohne finanzielle Bildung
Stiftung Deutschland im Plus leistet Präventionsarbeit
36 An die individuellen Lebensumstände angepasst
Horst Ohlmann im Interview über Wesen und Vorteile
von Treuhandstiftungen
Berichte und Kampagnen38 Brandenburgs natürliche Vielfalt erhalten
Naturlandschaften zwischen Uckermark und Lausitz
39 Ein erlebnisreicher Tag im Bärenpark
Kindern, alten Menschen und Behinderten einen
kostenlosen Besuchstag ermöglichen
40 „Nach 200 habe ich aufgehört zu zählen.“
Der 20-jährige Benjamin Klauß aus Schneckenlohe im
Landkreis Kronach hat Leukämie. Die „Stiftung für
krebskranke Kinder Coburg“ unterstützt seine Familie.
42 Für Jugend, Familien und Ehrenamt
Bürgerstiftung für Jugend & Familie im Landkreis
Lichtenfels
Rechtstipp43 Testierunfähig wegen Schmerztherapie?
Theoretische Möglichkeit, durch eine Schmerz-
therapie geistig beeinträchtigt zu sein macht ein
Testament nicht unwirksam
Das Titelfoto zeigt eine Nomaden-familie in der Kunduzer Steppe.© Afghanischer Frauenverein
Werte stiften � 7
8 � Werte stiften
Stiftungen fördern die Friedrich-Alexander-Universität Erlan-
gen-Nürnberg (FAU) auf vielfältige Weise. Angefangen vom
einzelnen Studierenden über Lehrstühle bis hin zu For-
schungsvorhaben tragen die Stiftungen zielgebunden dazu
bei, die FAU internationaler und innovativer zu gestalten.
Konvikt-Stiftung
Die Konvikt-Stiftung wurde im Jahr 1747 von Markgraf Fried-
rich zu Bayreuth errichtet, der damit würdige und bedürftige
Studierende des Faches Evangelische Theologie an der Fried-
rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg fördern wollte.
Sie ist die älteste Stiftung der Universität. Eine im Jahr 1930
entstandene Konviktordnung, die die Förderung regelte, ist
durch die aktualisierte Fassung einer Stiftungssatzung im Jahr
2003 ersetzt worden. Die Konvikt-Stiftung vergibt vorrangig
Studienbeihilfen an würdige und bedürftige Studierende des
Fachs Evangelische Theologie. Dies können auch Studienbei-
hilfen zur Finanzierung des internationalen Studentenaustau-
sches im Fach sein.
Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung
Die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung zur Förderung der For-
schung auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung wurde ur-
sprünglich am 20.2.1935 aufgrund letztwilliger Verfügung von
Förderer derWissenschaft
Die Stiftungen der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg im Überblick
Portraits
Fotos: FAU
Werte stiften � 9
Portraits
Ria Freifrau von Fritsch in Riesa bei Dresden durch den Notar
Dr. Wolfgang Tetzner errichtet. Die Stifterin verstarb am
26.9.1934 an einem Krebsleiden. Nach dem Zweiten Welt-
krieg wurde der gesamte Familienbesitz durch die sowjeti-
sche Militäradministration enteignet. Notar Dr. Wolfgang Tetz-
ner, der bei Kriegsende in den Westen nach Naila geflüchtet
war, machte einige Jahre später noch in der DDR befindliche
Aktien aus dem Nachlass Fritsch ausfindig und errichtete
damit in Naila die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung am
4.3.1963 erneut. Am 21.12.1998 wurde der Sitz der rechtsfä-
higen öffentlichen Stiftung des bürgerlichen Rechts nach Er-
langen verlegt. Die Ria Freifrau von Fritsch-Stiftung unterstützt
bestimmte Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der Krebs-
bekämpfung. Dies geschieht insbesondere dadurch, dass der
Universität Erlangen-Nürnberg Mittel der Stiftung zur Durch-
führung bestimmter Forschungsvorhaben auf dem Gebiet der
Krebsbekämpfung überlassen werden. Der Stiftungszweck
kann auch durch Verleihung des „Ria Freifrau von Fritsch-Prei-
ses“ an einen Wissenschaftler der Universität für ein For-
schungsvorhaben auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung ver-
wirklicht werden.
Dr. Norbert Henning-Stiftung
Mit letztwilliger Verfügung vom 1.12.1980 errichtete Prof. Dr.
Norbert Henning die rechtsfähige Dr.-Norbert-Henning-
Stiftung zur Förderung der medizinischen Forschung auf dem
Gebiet der Gastroenterologie als öffentliche Stiftung des bür-
gerlichen Rechts mit Sitz in Erlangen. Prof. Dr. Norbert Hen-
ning wirkte von 1953 bis zu seiner Emeritierung im Jahre
1966 als Ordinarius für Innere Medizin am Universitätsklini-
kum Erlangen. Schwerpunkt seiner Forschung war der Be-
reich der Gastroenterologie. In den Jahren 1957/58 war er
Dekan der Medizinischen Fakultät. 1960/61 leitete er die Uni-
versität als Rektor. Die Dr.-Norbert-Henning-Stiftung fördert
die medizinische Forschung auf dem Gebiet der Gastroente-
rologie. Der Stiftungszweck wird in erster Linie durch die Aus-
zeichnung von Preisträgern bewirkt. Dabei soll alle zwei Jahre
nach Ausschreibung in den Fachzeitschriften der vom Kura-
torium ausgewählte Preisträger ein Dr.-Norbert-Henning-
Stipendium bis zu 15.000 Euro erhalten. Bei einer Gemein-
schafts-Preisarbeit kann das Stipendium auch auf bis zu vier
beteiligte Autoren verteilt werden. Die Stiftung kann auch an-
deren, ebenfalls steuerbegünstigten Körperschaften, Anstal-
ten und Stiftungen oder einer geeigneten öffentlichen Be-
hörde finanzielle oder sachliche Mittel zur Verfügung stellen,
wenn diese Stellen mit den Mitteln die oben genannten Maß-
nahmen fördern.
Vereinigte Stipendienstiftung für Studentenaller Fakultäten und Konfessionen
Die Vereinigte Stipendienstiftung für Studenten aller Fakultä-
ten und Konfessionen wurde im Jahre 1958 durch die Zusam-
menlegung folgender Stiftungen ins Leben gerufen: Jubiläums-
Stipendien-Stiftung, Stahl-Martius-Stiftung, Vereinigte Stipen-
dienstiftung für Studenten der Rechte, Vereinigte Stipendienst-
iftung für Studenten der Medizin, Heerdegensche Bücherstif-
tung und Dr. Curt Arpe-Stiftung, Dr. Otto Fischer-Stiftung, Fürst
Leopold zu Lippe-Stiftung, Vereinigte Stipendienstiftung für
Theologie-Studenten der Universität Erlangen. Die Stiftung för-
dert würdige und bedürftige Studierende aller Fakultäten und
Konfessionen durch Vergabe von Studienbeihilfen.
Roswitha Wucherpfennig-Stiftung
Mit Wirkung vom 16.9.2004 wurde die von dem zwischenzeit-
lich verstorbenen Kurt Wucherpfennig am 27.7.2004 errichtete
Roswitha Wucherpfennig-Stiftung zur Unterstützung der Uni-
versitätsklinik für Kinder und Jugendliche und zur Unterstüt-
Portraits
Werte stiften: Weshalb verwaltet die FAU eigene Stiftungen?
Thomas A. H. Schöck: Speziell an unserer Universität haben
Stiftungen und Schenkungen seit der Gründung im Jahre 1743
eine lange und gute Tradition, die sich in den letzten Jahren
auch erfreulich weiterentwickelt hat. Oberste Maxime für die
Universität ist dabei immer die Umsetzung des Stifterwillens.
Das gilt für die Erfüllung des in den Stiftungsrichtlinien ver-
ankerten gemeinnützigen Zwecks der Stiftung und die der
Universität bekannten dahinterstehenden Intentionen der Stif-
terinnen und Stifter. Das gilt aber ganz genauso für den von
vielen Stifterinnen und Stiftern erwarteten pfleglichen Um-
gang mit den Liegenschaften, die sie der Universität übertra-
gen. Die Universität soll diese Häuser nach dem in vielen Fäl-
len ganz ausdrücklich erklärten Wunsch der Stifterinnen und
Stifter nicht nur in ihrem (Körperschafts-)Eigentum behalten
und für den Stiftungszweck nutzbringend einsetzen, sondern
auch sorgfältig mit ihnen umgehen und sie dauerhaft den Stif-
ternamen ansehnlich repräsentieren lassen. Die Auszeichnun-
gen der Universität durch verschiedene am Denkmalschutz
interessierte Institutionen in den letzten Jahren, machen deut-
lich, dass wir uns dieser großen und nicht immer einfachen
Verantwortung mit Erfolg gestellt haben. Die Verwaltung der
Stiftungen durch die Universitätsverwaltung erfolgt dabei zu
gegenüber regulären Stiftungsbetreuungen sehr geringen Ver-
waltungskosten. Aktuell sind dies bis zu fünf Prozent der Er-
träge und nicht etwa, wie bei manchen Vermögensverwal-
tungen, des Vermögens. Die Universitätsverwaltung ist stets
bemüht, selbst diese Kosten noch zu reduzieren.
Die Ansiedlung von Stiftungen an der FAU hat auch ein er-
hebliches Moment der Nachhaltigkeit. Universitäten zählen
mit Städten und Kirchen zu den ältesten Institutionen in
Europa.Auch dies trägt zum so genannten Ewigkeitswert von
Stiftungen an einer Universität bei. Die ältesten Stiftungen an
der FAU stammen aus dem Gründungsjahr 1743. In den letz-
ten fünf Jahren hat sich die Anzahl der Stiftungen von 37 auf
59 erhöht, was nicht nur die gute Arbeit der Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in der Stiftungsverwaltung, sondern auch das
Vertrauen von Stifterinnen und Stiftern in die Universität als
geeigneten „Hort“ ihres Vermögens nachdrücklich unter-
streicht; die 60. Stiftung ist gerade in Vorbereitung.
Welcher Schwerpunkt liegt in der Stiftungsarbeit seitens der
Universität? Aus den Ausschüttungen von Stiftungen werden
an der FAU eine Vielzahl von Zwecken gefördert wie einer-
seits der internationale Austausch von Studierenden sowie
Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern, andererseits me-
dizinische, naturwissenschaftliche sowie geistes- und sozial-
wissenschaftliche Forschung besonders auf Gebieten, denen
andere Drittmittel nicht oder noch nicht zugänglich sind. Die
Universität ist für diese wichtige Unterstützung ihrer Aktivi-
täten sehr dankbar und hält die Namen der Mäzene auch über
den Tod hinaus in Ehren.
Wie ist die Stiftungsarbeit innerhalb der FAU gegliedert? Der
oberste Verantwortliche für die Stiftungen an der FAU ist der
Kanzler, dem generell der Haushalt untersteht. Darüber hinaus
arbeiten innerhalb der Abteilung Forschung und Finanzen
mehr als zehn Mitarbeiter unter der Leitung unseres Stif-
tungsexperten Hans Riepel in der Verwaltung und Betreuung
von Stiftungen. Profitieren aus den Stiftungen unmittelbar Stu-
dierende – etwa durch Stipendien oder andere Zuwendun-
gen – so betreut diese ein Team innerhalb der Abteilung Lehre
und Studium. Hier ist vor allem auch Beratung und Betreuung
gefragt. � Das Gespräch führte Michael Kniess
Drei Fragen an…Kanzler Thomas A. H. Schöck,Leiter der Zentralen Universitätsverwaltung:
Werte stiften � 11
Portraits
zung bedürftiger Eltern während der Behandlung ihrer Kinder
in der Universitätsklinik als rechtsfähige, selbständige Stiftung
anerkannt. Der Stiftungszweck wird insbesondere durch fol-
gende Maßnahmen verwirklicht: Gewährung finanzieller Un-
terstützung für den Betrieb des Anwesens Wasserturmstraße 6,
Erlangen (Eltern-Kind-Haus), Gewährung von Zuschüssen zu
den Unterbringungskosten im Anwesen Wasserturmstraße 6 an
bedürftige Eltern während der Behandlung ihrer Kinder in der
Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche sowie finan-
zielle Unterstützung einzelner Projekte oder Anschaffungen
der Universitätsklinik für Kinder und Jugendliche.
Dorothea und Dr. RichardZantner-Busch-Stiftung
Die Dr. Dr. Zantner-Busch-Stiftung wurde am 13.4.1964 rechts-
wirksam gegründet. Sie fördert Forschung und Lehre sowohl
an der Theologischen Fakultät als auch am Institut für Geo-
graphie. Beide Einrichtungen profitieren im gleichen Maße
von den ausschüttbaren Beträgen, die abhängig von den Zins-
erträgen des Vermögens, den Mieteinnahmen und den Im-
mobilienrückstellungen zwischen 6.500 und 9.000 Euro jähr-
lich betragen. Damit werden vor allem junge Wissenschaftler
gefördert, die unter anderem Zuschüsse für ihre Forschungs-
reisen im Rahmen der Abschlussarbeiten erhalten oder Druck-
kostenzuschüsse für entsprechende Veröffentlichungen be-
ziehungsweise Drucklegungen.
Luise Prell Stiftung
Mit Testament vom 5.1.2004 verfügte Luise Prell, dass sie ihr
Vermögen der nach ihrem Tode noch zu errichtenden recht-
lich selbstständigen Luise Prell Stiftung vererben wird. Luise
Prell verstarb am 17.3.2004. Dem Testament entsprechend
wurde mit Wirkung vom 28.11.2005 die rechtsfähige Luise
Prell Stiftung des bürgerlichen Rechts errichtet. Die Stiftung
fördert und unterstützt Forschung und Lehre an der Fried-
rich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die Luise Prell
Stiftung fördert und unterstützt Forschung und Lehre, insbe-
sondere durch Auslobung eines oder auch mehrerer Preise
(bis zu fünf) im Betrag von jährlich höchstens 5.000 Euro für
herausragende wissenschaftliche Abschlussarbeiten (wie Ma-
ster, Diplom; nicht Bachelor).
Dr. med. Kurt und Margarete Groß-Stiftung
Mit Anerkennung der Stiftung durch die Regierung von Mit-
telfranken wurde mit Wirkung vom 17.7.2006 die rechtsfähige
Dr. med. Kurt und Margarete Groß-Stiftung zur Förderung des
wissenschaftlichen Nachwuchses, insbesondere auf den Ge-
bieten der Physiologie-Kardiologie, der Inneren Medizin-Kar-
diologie und der Herzchirurgie ins Leben gerufen. Die Stiftung
wurde von Margarete Groß (verstorben am 5.6.2006), der
Witwe des Erlanger Professors Dr. med. Kurt Groß, zur Erin-
nerung an die wissenschaftlichen Leistungen ihres Eheman-
nes testamentarisch gegründet. Die Dr. med. Kurt und Marga-
rete Groß-Stiftung fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs,
insbesondere durch folgende Maßnahmen: Vermietung der
zum Stiftungsvermögen gehörenden Immobilien vornehmlich
an junge Wissenschaftler (mit ihren Familien) der Universität
Erlangen-Nürnberg (bevorzugt aus dem Bereich der Medizini-
schen Fakultät, zu ortsüblicher Miete), Vergabe des Dr.- med.-
Kurt-Groß-Gedächtnispreises etwa alle vier Jahre für eine her-
vorragende wissenschaftliche Arbeit (zum Beispiel Promotion,
Habilitation oder andere wissenschaftliche Forschungsarbeit)
eines jungen Wissenschaftlers der Universität auf dem Gebiet
der Physiologie-Kardiologie, der Inneren Medizin-Kardiologie
oder der Herzchirurgie sowie Forschungsförderung auf den
Gebieten Kardiologie und Herzchirurgie. �
� www.uni-erlangen.de/universitaet/stifter-foerderer/
12 � Werte stiften
Portraits
Die Unterschiede zwischen dem Leben in den Städten und
dem Leben auf dem Land sind enorm. In Kabul sind viele
Frauen berufstätig, arbeiten etwa als Beamtinnen, Ärztinnen,
Lehrerinnen oder Krankenschwestern. „Dort hat sich etwas
verändert“, sagt Nadia Nashir. Nicht so in den ländlichen Ge-
genden, fern der afghanischen Hauptstadt und meist jenseits
des Fokus der Weltöffentlichkeit. „Dort ist die Situation für
Frauen auch heute leider oftmals noch dieselbe, wie sie es
war, als ich selbst noch in Afghanistan gelebt habe.“
Das ist lange her. 1975 ist Nadia Nashir nach Deutschland
gekommen. Sie ist Exil-Afghanin und setzt sich als Vorsitzende
des Afghanischen Frauenvereins für ein lebenswertes Afgha-
nistan ein. Was an einem Sommertag im August 1992 mit nur
5 D-Mark und dem Zusammenschluss einer Handvoll in
Deutschland lebende Afghanen, die selbst zumeist aus ihrem
Heimatland geflüchtet waren, begann, ist nunmehr seit 22 Jah-
ren mit rund 150 Mitgliedern und mehr als 200 Förderern
eine wichtige Institution für nachhaltig verbesserte Lebens-
bedingungen afghanischer Frauen und Kinder. Der Verein lei-
stet einen wichtigen Beitrag, denn auch heute stirbt in Af-
ghanistan noch jedes zehnte Kind vor seinem fünften Ge-
burtstag. Die Müttersterblichkeit ist die zweithöchste der
Welt. Fast 70 Prozent der Mädchen haben keine Möglichkeit,
zur Schule zu gehen.
Genau an diesem Punkt setzt die Arbeit des Afghanischen
Frauenvereins an. „Unser Ziel ist es, Hilfe zur Selbsthilfe zu lei-
sten“, sagt Nadia Nashir. Jenseits von „Projekteritis“ werden in
den aktuell 15 Projekten des Vereins in Nord-, Ost- und Süd-
ostafghanistan sowie in afghanischen Flüchtlingslagern bei Pe-
schawar in Pakistan ganz gezielt die Kräfte der Menschen für
eine lebenswerte Zukunft ihres Landes gestärkt. Im Fokus der
Projekte, die vorwiegend in ländlichen Gebieten beheimatet
sind, wo sonst seitens anderer Hilfsorganisationen kaum Hilfe
ankommt, ist Nachhaltigkeit. „Wir möchten erreichen, dass
Frauen auf eigenen Beinen stehen können und die junge Ge-
neration eine Möglichkeit hat, die Zukunft des Landes zu ge-
stalten und eine Perspektive schaffen kann“, sagt Nadia Nashir.
Dafür sind Bildung und Gesundheit ein Schlüssel. „Frauen,
die Lesen und Schreiben können, zur Schule gehen und letzt-
lich eine Familie ernähren können, haben einen ganz ande-
ren gesellschaftlichen Stand“, sagt Nadia Nashir, Trägerin des
Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und des Eli-
sabeth-Siegel-Preises der Stadt Osnabrück. Kontinuierlich wer-
den fünf Schulen, zwei Ausbildungsstätten für Schneiderin-
nen und Stickerinnen, zwei Alphabetisierungsprojekte, ein
Mutter-Kind-Gesundheitszentrum, eine Station zur Gesund-
heitsnotversorgung und ein Kindergarten vom Afghanischen
Frauenverein finanziert. Daneben wird der Bau von Trink-
wasserbrunnen gefördert, werden Familien mit Patenschaf-
ten unterstützt und bei Bedarf Nothilfeaktionen gestartet.
Hilfe zur Selbsthilfe,die Zukunft gestalten lässt
Mithilfe der Arbeit vor Ort – rund 160 Menschen sind im
Land selbst für die Hilfsorganisation als Projektleiter, Lehrer,
Arzt, Fahrer, Wächter oder Verwalter tätig – konnten auf diese
Weise bisher rund 3.000 Mädchen und Frauen der Schulbe-
such, eine Aus- oder Fortbildung ermöglicht werden. So haben
etwa Ende des letzten Jahres die ersten Abiturientinnen die
GelebteHoffnung
Der Afghanische Frauenverein setzt sich insbesondere für nachhaltigverbesserte Lebensbedingungen afghanischer Frauen und Kinder ein
von Michael Kniess
Werte stiften � 13
Portraits
2012 eröffnete Mädchenschule Bojasar bei Kabul verlassen.
„Mit unserer Arbeit versuchen wir Landflucht zu verhindern“,
sagt Nadia Nashir. „Solange es im ländlichen Raum kaum Leh-
rerinnen gibt, müssen wir täglich den Transport der Lehre-
rinnen aus Kabul organisieren.“ Bojasar ist eines von 22 Dör-
fern im „Süßen Tal“ rund 35 Kilometer nördlich von Kabul.
Für die Mädchen gab es in dieser abgeschotteten Gegend
zuvor kaum Bildungsmöglichkeiten.
Die Chance auf ein eigenes Einkommen eröffnet sich seit
September 2013 wieder 30 mittellosen jungen Frauen zwi-
schen 18 und 25 Jahren in der Roschani Ausbildungsstätte in
Ghazni. Von zwei Lehrerinnen wurden diese ein Jahr lang zu
Schneiderinnen ausgebildet. Diejenigen, die nicht Lesen und
Schreiben können, wurden mittels eines Alphabetisierungs-
kurses unterstützt. Nach Beendigung ihrer Ausbildung erhal-
ten die Frauen eine Nähmaschine, mit der sie für den Eigen-
bedarf nähen und sich selbständig machen können. „Bis zu
sieben Familienmitglieder und noch mehr Verwandte können
die Frauen davon ernähren. Einige gründen eigene Betriebe,
werden von ihrer Familie respektiert und können ihr Wissen
weitervermitteln“, sagt Nadia Nashir. Seit 2002 wurde auf
diese Weise bei über 300 Frauen Hilfe zur Selbsthilfe geleistet.
Auch die Gesundheitsversorgung konnte durch die Arbeit
des Afghanischen Frauenvereins verbessert werden. Rund
15.000 Menschen wurden in den vergangenen 22 Jahren ärzt-
lich behandelt und über 15.000 Impfungen durchgeführt. Na-
hezu 19.000 Menschen haben täglichen Zugang zu sauberem
Trinkwasser durch neue Brunnen bekommen. Ein wichtiges
Gut, ist dies für die meisten Menschen in Afghanistan bis dato
ein Traum. Selbst in der Hauptstadt Kabul haben nur rund 20
Prozent der Einwohner Zugang zu sauberem Trinkwasser. In
den ländlichen Gebieten, wo 80 Prozent der Bevölkerung
leben, sind es noch weniger. Allein 2013 hat die humanitäre
Hilfsorganisation mit Sitz in Osnabrück, die vom Deutschen
Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) durch das DZI-Spen-
den-Siegel zertifiziert ist, 62 neue Brunnen gebaut.
Vermittlung eines differenzierterenBildes vom Land
Daneben geht es Nadia Nashir mit ihrem ehrenamtlichen
Engagement - im Verein arbeitet der gesamte Vorstand unent-
geltlich - auch darum, hierzulande ein anderes Bild ihrer Hei-
mat zu vermitteln. Jenseits der klischeebehafteten medial trans-
Was an einem Sommertag im August 1992 mit nur 5 D-Mark begann, ist heute eine wichtige Institution für nachhaltig verbesserte Lebensbedingun-gen afghanischer Frauen und Kinder: Nadia Nashir setzt sich als Vorsitzende des Afghanischen Frauenvereins für ein lebenswertes Afghanistan ein.Fotos: Afghanischer Frauenverein
14 � Werte stiften
Portraits
portierten Bilder eines Landes, die suggerieren, dass jeder Af-
ghane mit Bart ein Gotteskrieger und fundamentalistisch ist
und die das Land ausschließlich auf Krieg, Terror und Zerstö-
rung reduzieren. „Wir wollen ein Bild von Afghanistan als
einem Land vermitteln, das eine lange und reiche Kultur hat, in
dem es in Teilen auch heute noch Schönes zu entdecken gibt,
in dem Menschen leben, die es lieben zu feiern, Fremden Tee
zu servieren und in dem es eine große Zahl von starken Frauen
gibt, die sehr viel Mut und Hoffnung haben“, sagt Nadia Nashir.
Unermüdlich ist sie deshalb hierzulande auch in Schulen
unterwegs, um dort den Kindern und Jugendlichen über die
Arbeit des Vereins, das Land Afghanistan, dessen Menschen
und die aktuelle Lage dort zu berichten. Dasselbe gilt für die
seitens der Förderer und Mitglieder organisierten mehr als 30
Veranstaltungen im vergangenen Jahr, von Hamburg bis nach
München. Einen großen Beitrag zur Vermittlung dieses diffe-
renzierteren Bildes vom Land am Hindukusch sowieso zur
Unterstützung des Afghanischen Frauenvereins liefert auch
der Autor Roger Willemsen. Seit 2006 setzt sich dieser als
Schirmherr mit großem persönlichem Engagement für des-
sen Belange ein.
Spricht Roger Willemsen vom Afghanischen Frauenverein,
spricht er von „uns“. Er ist viel mehr als ein bloßes „Zugpferd“
für den Verein. „Ohne sein Engagement hätten Tausende Mäd-
chen und Frauen keinen Zugang zu Bildung und Gesundheit“,
sagt Nadia Nashir. Das Land und seine Menschen haben ihn
selbst gepackt und nicht mehr losgelassen. „Afghanistan war
für mich lange Zeit ein Sehnsuchtsort, den ich gerne besucht
hätte“, sagt er. Gespeist wurde diese Sehnsucht auf der einen
Seite durch seine Mutter, durch die er Zugang zur afghani-
schen Kunst fand. Diese war Sachverständige für ostasiatische
Kunst. Auf der anderen Seite waren es die Bilder von Doku-
mentarfilmerfreunden, die ihn in den Bann des Landes zogen.
„Es gibt eine Aufbruchsstimmung“
Im Februar und im November 2005 bereiste Roger Wil-
lemsen selbst erstmals Afghanistan. An der Seite von Nadia
Nashir, mit der er seit langem eng befreundet ist, führte ihn
der Weg im November von Kabul über den Hindukusch bis in
die abgelegenen Dörfer des Nordens und an die Ufer des Flus-
ses Oxus. Nach seiner jüngsten Reise (privat und ohne Be-
gleitung des Militärs), die ihn im Herbst 2012 von Kabul bis
ins Panshirtal führte, erschien sein neuestes literarisches Werk
„Es war einmal oder nicht. Afghanische Kinder und ihre Welt“
(siehe Buchbesprechung nebenstehend), dessen Einnahmen
vollständig dem Afghanischen Frauenverein zugute kommen.
Im Laufe der vergangenen Jahre konnte er zudem immer wie-
der auch prominente Weggefährten und Künstler aus den ver-
schiedensten Bereichen – darunter der im November 2013
verstorbene Dieter Hildebrandt, Iris Berben oder Anke En-
Mit dem Blick der KinderRoger Willemsen zeichnetgenaues Bild Afghanistans
Nachrichten über Militäroperationen, Terroranschläge oder
den Abzug ausländischer Truppen bestimmen die Nach-
richtenlage und prägen damit unser Bild Afghanistans. Über
die Menschen aus dem Land erfahren wir dagegen kaum
etwas. Noch weniger als das Leben der Erwachsenen ken-
nen wir das der Kinder. Roger Willemsen nimmt in seinem
Buch „Es war einmal oder nicht – Afghanische Kinder und
ihre Welt“ gerade diese in den Fokus. Der Autor hat von sei-
nen zahlreichen Reisen durch Afghanistan Hunderte von
Kinderzeichnungen, Aufsätzen und Briefen mitgebracht. Bei
seiner letzten Reise, die ihn im Herbst 2012 von Kabul bis
ins Panshirtal führte, hat Roger Willemsen einige dieser Kin-
der zuhause und in ihren Schulen besucht. Mit ihren Augen
blickt er auf das Land. Er traf auf Lehrerinnen, Studentinnen,
Feministinnen, Fußballerinnen, aber auch auf Dorfälteste,
Hirten und ehemalige Kämpfer. Sein bewegender Bericht
dieser Reise zeichnet zusammen mit den Bildern und Tex-
ten der Kinder ein genaues und oft überraschendes Bild
vom Leben in Afghanistan. „So empfindlich ich bin, wenn
man mit Kindern versucht, Mitleid zu erregen, so konnte
ich doch nur kapitulieren vor der Lebensklugheit und Reife,
der Liebenswürdigkeit und Vitalität dieser Kinder“, sagt
Roger Willemsen. Er habe Kinder erlebt, denen sehr vieles
abverlangt werde. „Sie haben Minenexplosionen gesehen,
Bombardierungen erlebt, haben Familienmitglieder verlo-
ren und wurden Augenzeugen der schlimmsten Gräuelta-
ten“, sagt er. Zugleich würden diese Kinder eine unglaubli-
che „Survivor-Mentalität“ an den Tag legen und einen un-
gebremsten Bildungshunger zur Schau tragen. „Es war ein-
mal oder nicht – Afghanische Kinder und ihre Welt“: Ein
Buch, das von düsteren,
aber auch glücklichen
Momenten und einem
Leben erzählt, das bleibt,
wenn die internationa-
len Truppen das Land
verlassen.
Roger Willemsen, „Es
war einmal oder nicht –
Afghanische Kinder und
ihre Welt“, S. Fischer Ver-
lag, Frankfurt am Main
2013, 256 Seiten, 19,99
Euro.
Portraits
gelke – dazu bewegen, mit Wort- und Musikbeiträgen für den
Afghanischen Frauenverein aufzutreten.
„Wir als Afghanischer Frauenverein haben Schulen gebaut,
bevor es die Taliban gab und ich hoffe, dass wir noch Schulen
bauen werden, wenn die Taliban keinerlei Macht mehr in Af-
ghanistan besitzen“, sagt Roger Willemsen. Es müsse dafür
eine Kontinuität hinsichtlich der zivilen Hilfe geben, sagt er
auch. Diese werde mit dem Abzug der internationalen Ge-
meinschaft noch an Bedeutung zunehmen, weil damit einher
für viele Afghanen die Befürchtung einer kompletten Unord-
nung im Land gehe. „Für mich wäre es das Dramatischste,
wenn Schüler und Eltern sich nicht mehr darauf verlassen
könnten, zur Schule gehen beziehungsweise die Kinder dort-
hin schicken zu können.“
Deshalb denkt die Vorsitzende des Afghanischen Frauen-
vereins auch in keinster Weise daran, mit dem Abzug in die-
sem Jahr die humanitäre Arbeit einzustellen. Im Rahmen ihrer
Besuche vor Ort erlebe sie immer wieder auch unsichtbare
Veränderungen in den Köpfen der Menschen. „Es gibt eine
Aufbruchsstimmung“, sagt sie. „Ich treffe auf Bauern, die frü-
her nie im Leben daran gedacht hätten, die eigene Tochter zu
Schule zu schicken, die aber mittlerweile die Wichtigkeit und
Bedeutung eines Schulbesuchs erkennen und ihre Töchter
heute sogar mit dem Motorrad dorthin bringen und selbst auf
der Schulbank sitzen wollen.“ Es gebe eine junge Generation,
die nach Lösungsmöglichkeiten für ihr Land suche und nach
vorne schaue. Man dürfe mit dem militärischen Abzug nur auf
keinen Fall vergessen, dass Afghanistan und dessen Bevölke-
rung auch in Zukunft Unterstützung brauche, damit die Un-
terschiede zwischen dem Leben in den Städten und dem
Leben auf dem Land kleiner werden und irgendwann ver-
schwinden. �
� www.afghanischer-frauenverein.de
MedizinrechtStiftungsrecht
Die Kanzlei Preißler Ohlmann & Partner ist als hochspezia-lisierte Kanzlei mit insgesamt elf Rechtsanwälten schwer-punktmäßig auf zwei Rechtsgebieten tätig: dem Medizin-recht und dem Stiftungsrecht.
Im Bereich Medizin- und Gesundheitsrecht zählenÄrzte, Krankenhäuser, Unternehmen, Verbände, Behördenund Privatpersonen zu unseren Mandanten. Neben unsererberatenden und forensischen Tätigkeit entwickeln wir fürunsere Mandanten auch unternehmerische Konzepte, mitdenen sie sich dem zunehmenden Wettbewerb im Gesund-heitswesen stellen können.
Unser Beratungsangebot im Stiftungsrecht richtet sichan Stiftungen, Privatpersonen und Firmen, Kommunen undandere Gebietskörperschaften, Krankenhäuser, Pflegeheime,Bildungseinrichtungen, Kirchen und sonstige gemeinnüt-zige Einrichtungen sowie an Banken und Sparkassen.
Preißler Ohlmann & Partner RechtsanwälteAlexanderstraße 26, 90762 Fürth / Bay.
Telefon: 09 11 / 7 40 76-0Telefax: 09 11 / 7 40 76-76E-Mail: kanzlei@proh.de
www.medizinrecht-kanzlei.de
Großes persönlichesEngagement: Seit2006 ist der AutorRoger WillemsenSchirmherr des Af-ghanischen Frauen-vereins. „Ohne seinEngagement hättenTausende Mädchenund Frauen keinenZugang zu Bildungund Gesundheit“,sagt Nadia Nashir.
16 � Werte stiften
In der über 125-jährigen Geschichte der Stadtmission Nürn-
berg gab es immer wieder prägende Persönlichkeiten. Man-
che, wie deren Gründer, der Nürnberger Dekan Kirchenrat
Karl Heller, waren sehr bekannt. Andere liebten es, sich eher
fernab des öffentlichen Interesses still und leise für Soziales
und andere Menschen einzusetzen. „Nun ist es an unserer Ge-
neration, die Zukunft zu prägen und für die kommenden Jahr-
zehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte die Weichen zum Guten
zu stellen“, sagt Gabriele Sörgel, Vorstandssprecherin der
Stadtmission Nürnberg.
Mit der Stiftung „Hilfe im Leben“ soll diesem Gedanken
folgend, notleidenden Menschen künftiger Generationen
ebendies ermöglicht werden: Hilfe im Leben. Die Bandbreite
reicht dabei von kleinen Kindern bis zu alten, mit Demenz le-
benden Frauen und Männern. Die Stiftung leistet Soforthilfe
für Arme und Obdachlose, genauso wie langfristig wirksame
Reit- und Kunsttherapie für Kinder. Allen, denen die Stiftung
hilft, ist eines gemeinsam: Sie leben in und um Nürnberg.
Verstetigung der Hilfe,Schaffen von Unabhängigkeit
Gegründet wurde die Stiftung am 22. November 2007. Ein
bewusst gewähltes Datum, ist dieser Tag gleichzeitig der Grün-
dungstag der Stadtmission Nürnberg – diese wurde 1885 in-
itiiert. Auf diese Weise soll der enge Zusammenhang zwischen
der diakonischen Arbeit der Stadtmission und der Stiftung un-
terstrichen werden. Denn der Stiftungszweck liegt darin, die
Arbeit der Stadtmission Nürnberg zu unterstützen. Die Hilfe
für Kinder und Jugendliche, für alte Menschen, für psychisch
Kranke, für Wohnungslose aber auch zur Selbsthilfe oder in
der Seelsorge steht in deren Fokus.
„Ausschlaggebend war, dass wir mit einer Stiftungsgrün-
dung eine auf Dauer angelegte Hilfe ermöglichen wollten“,
sagt Gabriele Sörgel, die dem Stiftungsvorstand angehört. Au-
ßerdem habe man nach einer Möglichkeit gesucht, auch Pro-
jekte, Aktivitäten und Menschen unterstützen zu können,
deren Hilfsbedarf nicht durch eine öffentliche Refinanzierung
abgedeckt ist. „Wir können auf diese Weise nun auch unab-
hängig von der öffentlichen Hand Vorhaben begleiten, die uns
besonders wichtig sind“, sagt Gabriele Sörgel.
Heute anMorgen denkenMit ihrer Stiftung „Hilfe im Leben“ verstetigt die Stadtmission Nürnberg
ihr Engagement für notleidende Menschen
von Michael Kniess
Portraits
„Nun ist es an unserer Genera-tion, die Zukunft zu prägen“:Gabriele Sörgel, Vorstandsspreche-rin der Stadtmission Nürnbergund Mitglied des Stiftungsvor-stands, möchte mit der Stiftungs-arbeit die Hilfe der Stadtmissionverstetigen und gleichzeitig Raumfür Unterstützung schaffen,die nicht durch eine öffentlicheRefinanzierung abgedeckt ist.
Werte stiften � 17
In den mehr als sechs Jahren ihres Bestehens konnte die
Stiftung „Hilfe im Leben“ aus ihrem Stiftungskapital von
600.000 Euro 46.000 Euro für Projekte ausschütten. Geför-
dert wurden beispielsweise ein Mal- und Kunstprojekt für
Wohnungslose, ein Discoangebot für Menschen mit seelischer
Erkrankung, um diesen wieder Lebensfreude zurückzubrin-
gen, das nach wie vor einmal im Monat stattfindet oder ein
Malprojekt für Kinder aus sozialen Brennpunkten.
Die Stiftung hilft dabei, ein neuesLeben aufzubauen
Dazu gehört auch das Projekt „Seelsorge im Alter“, ein
Angebot in den Pflegeheimen der Stadtmission oder etwa ein
innerhalb der Stadtmission Nürnberg aufgebauter Dolmet-
scherdienst. An die 60 Ehrenamtlichen und festangestellte
Mitarbeiter mit einer Vielzahl von Sprachkenntnissen beglei-
ten Menschen, die nicht Deutsch als Muttersprache haben,
bei Ämtergängen, bei Arztbesuchen oder in der Schule an-
lässlich von Elterngesprächen.
„Generell verfahren wir so, dass wir in unseren Einrichtun-
gen erfragen, wo Bedarf besteht. Aus diesen Projektvorschlä-
gen wählen wir dann aus“, sagt Gabriele Sörgel. Zunächst wird
abgewogen, ob das Projekt wichtig und sinnvoll ist, im zweiten
Schritt wird geschaut, ob es andere Finanzierungsmöglichkei-
ten gibt und wenn dem schließlich nicht so ist, versucht die
Stiftung einzuspringen. „Mit unseren Projekten wollen wir ins-
besondere Verlässlichkeit schaffen und einen Kontrapunkt zu
all jenen Projekten setzen, die immer nur zeitlich begrenzt und
für kurze Dauer initiiert werden“, sagt Gabriele Sörgel.
Im gerade begonnenen Jahr wolle man den Fokus insbe-
sondere auf die Seelsorge für ältere Menschen legen, aber
auch die Jugendberatung des Suchthilfezentrums unterstüt-
zen. Dieses Angebot für jugendliche Komatrinker setzt an der
oftmals schwierigen Zeit direkt nach einem Klinikaufenthalt
an. Ein Bereich, für den es aber keine öffentlichen Finanzie-
rungsmöglichkeiten gibt. „Wir haben die Bandbreite bewusst
breit gefasst, so dass wir die Nöte aller Menschen in der Re-
gion in den Blick nehmen und dort Akzente setzen können“,
sagt Gabriele Sörgel. Ganz im Sinne des evangelischen-luthe-
rischen Glaubens und der Ökumene: Die Stiftung sieht in
jedem Menschen ein kostbares Geschöpf und geht davon aus,
dass jeder Mensch eine unantastbare Würde hat. Deshalb un-
terstützt sie, nach eigener Aussage, „in evangelischer Freiheit
notleidende Menschen unabhängig von deren Weltanschau-
ung und Konfession“.
Weitere Informationen über die Arbeit der Stiftung und
Unterstützungsmöglichkeiten, etwa in Form von Zustiftun-
gen, Vermächtnissen, Erbschaften oder Spenden, stehen auf
der Homepage der Stadtmission bereit. �
� www.stiftung-hilfe-im-leben.de
Portraits
Die Bandbreite der Stiftung „Hilfe im Leben“ reicht von kleinen Kindernbis zu alten, mit Demenz lebenden Frauen und Männern. Die Stiftung lei-stet Soforthilfe für Arme und Obdachlose, genauso wie langfristig wirk-same Reit- und Kunsttherapie für Kinder. Fotos: Stadtmission Nürnberg
18 � Werte stiften
250.000 Kinder und Jugendliche zwischen 14 und 24 Jahren
gelten als internetabhängig. Jeder neunte Jugendliche konsu-
miert illegale Drogen. Rund 14 Prozent der Heranwachsen-
den im Alter von 14 bis 17 Jahren geben an, mindestens ein-
mal pro Woche Alkohol zu trinken. Bei den 18- bis 25-Jähri-
gen sind es sogar 40 Prozent. Zahlen, die nachdenklich stim-
men. Alkohol gilt als Einstiegsdroge Nummer eins. Je früher
ein junger Mensch Alkohol konsumiert, umso größer ist das
Risiko Gesundheitsschäden davonzutragen und später ab-
hängig zu werden. Sucht hat viele Gesichter. Sie kann sich im
Gebrauch von Suchtmitteln wie Alkohol, Zigaretten und Dro-
gen äußern, aber auch in missbräuchlichen Verhaltensweisen
bezüglich Essen, Computer- und Internetnutzung u.v.m. zei-
gen. Besonders junge Menschen sind gefährdet. Auf dem Weg
zum Erwachsenwerden sind sie vielfachen und vielfältigen
Herausforderungen ausgesetzt. Gleichzeitig tanzen in der Pu-
bertät die Hormone Samba. Die Auseinandersetzung mit den
körperlichen Veränderungen, die Suche nach der eigenen
Identität und die Abgrenzung vom Elternhaus beginnen. See-
lische Probleme, mangelndes Selbstbewusstsein, Leistungs-
druck, Konflikte mit Eltern und Gleichaltrigen können einen
Weg in die Sucht ebnen. Manch einer hält diesem Druck nicht
stand und sucht zur Problembewältigung scheinbare Ent-
spannung und Entlastung in Rauschmitteln. Dieser Pfad endet
jedoch in einer Sackgasse. Das Übertreten der Schwelle zur
Sucht hin ist meist fließend und nicht eindeutig. Wenn auf
Starke Persönlichkeit Die Stiftung SehnSucht bietet Präventionsprogramme für Kinder und Jugendliche
und deren Wegbegleiter an
von Andrea Löb
Portraits
einmal die Abhängigkeit zum Lebensmittelpunkt wird, dreht
sich die Abwärtsspirale. Schule, Arbeit und Freunde zählen
nicht mehr und werden vernachlässigt. Die ersten Symptome
werden meist von der Familie, den Freunden und dem sozia-
len Umfeld registriert. Die Stiftung SehnSucht betreibt seit
2005 bundesweit Suchtprävention mit unterschiedlichen The-
menschwerpunkten. Das Präventionsprogramm der gemein-
nützigen Organisation soll insbesondere Kinder und Jugend-
liche vor der Abhängigkeit von Suchtmitteln schützen, und
sie vor missbräuchlichen Verhaltensweisen bewahren. Um ein
nachhaltiges Ergebnis erreichen zu können, legt die Stiftung
Wert darauf, die Wegbegleiter der Heranwachsenden wie bei-
spielsweise die Eltern in ihre Arbeit einzubeziehen.
Alles begann mit einem Film
Im Jahr 2000 drehte die Regisseurin Tanja Henlein den
Film „Sehnsüchtig“, der den Lebensweg der jungen Frau
Bianca dokumentiert. Bianca, die aus schwierigen Familien-
verhältnissen stammt, wird schon ganz früh mit Gewalt, se-
xuellem Missbrauch und Obdachlosigkeit konfrontiert. Bei
dem Versuch ihrem Leben durch die Flucht aus der Familie
eine positive Wende zu geben, rutscht sie bereits als Teenager
ins Drogenmilieu ab. Berührt vom Schicksal der gleichaltrigen
Frau, deren Leben so ganz anders verlaufen war als ihr eigenes,
bietet Tanja Henlein ihre Hilfe an. Nach den Dreharbeiten zu
„Sehnsüchtig“ begleitet sie Bianca durch den Entzug. Ge-
meinsam meistern die beiden jungen Frauen Biancas steini-
gen Weg aus der Drogenabhängigkeit. Im Jahr 2001 gründen
sie „Das Suchtforum“, eine Initiative für Präventionsarbeit an
Schulen, im Raum München. Die Initiative wird gut ange-
nommen, und die Nachfrage ist groß. Jedoch fehlen die Gel-
der. Der Fernsehmoderator Kai Pflaume, welcher auf das Pro-
jekt aufmerksam wird, bietet sein Engagement als Botschafter
an. Mit seiner Hilfe wird die Stiftung SehnSucht gegründet.
Die Stiftung Sehnsucht bietet Präventionsprogramme für
Heranwachsende zum Thema Sucht mit unterschiedlichen
Schwerpunkten, zum Beispiel Alkoholsucht und Computer-
sucht, an. Diese können deutschlandweit von Schulen und Ju-
gendeinrichtungen gebucht werden. Bei Interesse kann man
sich direkt an die Stiftung wenden. Das suchtpräventive Pro-
jektangebot ist auf verschiedene Altersgruppen, Geschlechter
und Schulformen zugeschnitten. Einzelne Programmbausteine
können mit unterschiedlichem zeitlichem Umfang angefor-
dert werden. Für Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen und Mit-
arbeiterInnen von Jugendeinrichtungen werden separate Fort-
bildungen und Informationsveranstaltungen angeboten. Auch
hier sind die Programmschwerpunkte wählbar. Alle Schulun-
gen werden von Pädagogen, Sozialpädagogen, Medienpäd-
agogen und geschultem ehemals abhängigem Personal durch-
geführt. Bestehende Konzepte werden stetig weiterentwickelt
Portraits
und auf den Stand von neuesten wissenschaftlichen Erkennt-
nissen gebracht. Um gezielt auf die Bedürfnisse der Teilneh-
mer eingehen zu können, erfolgt nach jeder Durchführung
eine Evaluation durch Fragebögen. Die Programme werden
anschließend dem Ergebnis entsprechend angepasst. Die Ko-
sten für die Schulungen werden von der Stiftung bezuschusst.
Wissen macht stark
Eine stabile Persönlichkeit und ein gutes Selbstwertgefühl
bieten den besten Schutz vor Abhängigkeit. Sie bilden ein so-
lides Fundament, um mit Schwierigkeiten und Barrieren im
Leben klarzukommen. Im Vordergrund der Präventionspro-
gramme für Jugendliche steht die Stärkung und Förderung
von Lebenskompetenzen. Ziel ist es, dass der Jugendliche
seine Stärken/Schwächen kennt und eigene Erfahrungen
sowie Informationen objektiv reflektieren kann. Er soll in der
Lage sein, sowohl seine Meinung als auch Wünsche zu äußern
und mit negativen Gefühlen umgehen zu können. Es geht in
den Veranstaltungen nicht darum, Restriktionen oder Verbote
mit erhobenem Zeigefinger auszusprechen. Sie sollen Spaß
machen. Man möchte mit den Jugendlichen im Gespräch sein,
sie aufklären und beraten. Es geht um die Vermittlung von
sachkundigen, wertungsfreien Informationen rund um das
Thema Sucht und süchtigen Verhaltensmustern. Die jungen
Leute lernen beispielsweise, was Sucht ist, wie sie entsteht
und welche negativen Folgen Sucht haben kann. Des Weiteren
erfahren die Heranwachsenden, wie man Abhängigkeit er-
kennt und wo man sich Hilfe holen kann. In der Regel werden
die Stunden von einem Pädagogen und einem ehemals Süch-
tigen durchgeführt. Der ehemals süchtige Mitarbeiter kann
den Teenagern ein reales Bild davon vermitteln, was es heißt,
abhängig zu sein und gezielt aufkommende Fragen beant-
worten. Neben theoretischem Hintergrundwissen machen
die Teilnehmer lehrreiche praktische Erfahrungen. Im Alko-
holpräventionsprogramm kommt zum Beispiel ein Rausch-
parcours zum Einsatz. Hier wird spielerisch die Selbst- und
Fremdwahrnehmung geschult. Mit Hilfe einer Rauschbrille
wird die Wahrnehmung bei übermäßigem Genuss von Alko-
hol nachgeahmt. Die Teilnehmer erleben wie Alkohol die
Sicht „verschleiert“ und zum Beispiel Entfernungen nicht
mehr adäquat eingeschätzt werden können. Eine Erfahrung,
die man nicht so schnell vergisst. Das Spiel „Voll die Party“ ist
ein interaktives Erlebnis, in dem eine Feier simuliert wird.
Jeder Spieler erhält eine Rollenkarte, die unterschiedliche Ver-
haltensweisen beinhaltet. Über die Rollenkarten treten die
Teilnehmmer untereinander in Kontakt. Mit dem Spiel setzen
sich die Jugendlichen mit den Themen eigenes Trinkverhal-
ten in Gesellschaft, Gruppenzwang und Risikoeinschätzung
auseinander. Situationen wie beispielsweise eine Kranken-
hauseinlieferung nach exzessivem Alkoholgenuss werden
„durchlebt“ und anschließend reflektiert. Neben den Schu-
lungen bietet SehnSucht eine anonyme Onlineberatung an.
Suchtgefährdete Jugendliche können hier jederzeit Kontakt
mit der Stiftung aufnehmen oder Informationen über Projekte
und Aktionen einholen. Anliegen werden innerhalb von 24
Stunden bearbeitet. Hierfür ist eine eigene Internetseite ein-
gerichtet worden (www.zusammenohne.de). Des Weiteren
besteht die Möglichkeit, sich persönlich oder telefonisch an
die Mitarbeiter von SehnSucht zu wenden. Die Hilfsangebote
werden für jeden Einzelnen individuell ausgesucht. Bei Be-
darf ist die Vermittlung an eine der Stiftung bekannte Ein-
richtung möglich. Um möglichst viele Personen für das Thema
Suchtprävention zu sensibilisieren, betreibt die Stiftung Auf-
klärungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Beispiel auf Konzer-
ten, Sportfesten, etcetera.Aufgrund großer Nachfrage hat die
Stiftung vor, zukünftig ihr Angebot im Bereich betriebliche
Suchtprävention auszubauen.
Damit noch mehr Kinder und Jugendliche als gestärkte
Persönlichkeiten Rauschmitteln und süchtigen Verhaltens-
weisen trotzen können, benötigt die Stiftung Spenden: Stif-
tung SehnSucht, Bank für Sozialwirtschaft Spendenkonto
IBAN: DE66700205003750990099, BIC: BFSWDE33MUE. �
� www.stiftung-sehnsucht.de, www.zusammenohne.de
Meldungen
Soziale Verantwortung und gesellschaftliches Engagement
sind für Horst Müller kein Lippenbekenntnis. Der ehemalige
Inhaber Firma KOINOR Polstermöbel suchte nach dem Ver-
kauf seines Unternehmens nach Möglichkeiten in der Ge-
sellschaft soziale Verantwortung zu übernehmen und Dank-
barkeit für seinen unternehmerischen Erfolg auszudrücken.
Etwas zu bewegen und der Nachwelt etwas Dauerhaftes hin-
terlassen war seine Motivation bei der Gründung der KOI-
NOR-Horst-Müller Stiftung im Jahr 2000.
Die Stiftung unterstützt karitative Zwecke und die medi-
zinische Forschung, fördert Jugendprojekte, die Kultur sowie
den Natur-, Umwelt- und Tierschutz.
Regelmäßig werden aus den Stiftungsmitteln regionale Or-
ganisationen unterstützt, die mit beträchtlichen zeitlichem
Einsatz ehrenamtlich Hilfe leisten. Beispielhaft seien hier „Hel-
fen macht Spaß“, „1000 Herzen für Kronach“ oder Hospiz-
vereine genannt. Dem Stifter war es immer wichtig, dass er
Organisationen, Projekte oder hilfsbedürftige Menschen in
seiner Heimat unterstützt. Daneben widmet sich Horst Müller
der Begabtenförderung in Zusammenarbeit mit der Hoch-
schule Coburg durch die Vergabe von Stipendien.
Horst Müller war viele Jahre Vorsitzender des Stiftungsra-
tes und verbrachte seine Zeit damit, förderfähige Vorhaben zu
finden und die Stiftung zu verwalten. So wurden bis jetzt ca.
800.000 Euro für förderungswürdige Zwecke und bedürftige
Menschen ausgeschüttet. Horst Müller ist nun 88 Jahre alt und
hat sich aus dem operativen Geschäft der Stiftung zurückge-
zogen. Sein Nachfolger als Vorsitzender des Stiftungsrates, Mi-
chael Schulz, arbeitet im Sinne des Gründers an neuen Mög-
lichkeiten und Ideen. �
� www.koinor-stiftung.de
Etwas zurückgebenKOINOR Horst-Müller-Stiftung
22 � Werte stiften
Meldungen
Dietmar Hopp erhält denDeutschen Stifterpreis
Preis wird am 23. Mai verliehen
Dietmar Hopp erhält
den Deutschen Stifter-
preis 2014. Der Preis
wird am 23. Mai wäh-
rend des Deutschen
StiftungsTages über-
reicht. Er zählt zu den
europaweit wichtig-
sten Auszeichnungen
im Stiftungswesen
und wird vom Bun-
desverband Deutscher
Stiftungen für vorbild-
liche stifterische Lei-
stungen verliehen.
1995 errichtete Dietmar Hopp die gleichnamige Stiftung mit
Sitz in St. Leon-Rot (Baden-Württemberg). Bis heute hat sie
über 360 Millionen Euro für die gemeinnützigen Zwecke Ju-
gendsport, Medizin, Soziales und Bildung ausgeschüttet. Die
Dietmar Hopp Stiftung fördert überwiegend in der Metro-
polregion Rhein-Neckar, der Heimatregion des Stifters, mit der
er sich besonders verbunden fühlt. Mit einem Vermögen von
4,345 Milliarden Euro ist die Stiftung nach der Robert Bosch
Stiftung die zweitgrößte Stiftung in Deutschland. �
� www.dietmar-hopp-stiftung.de
„Kiezhelden“ unterstütztGrundschulen in Tansania
Schulbücher für Kinder in Momella
Der Momella Förderverein e.V. verhilft den Kindern in dieser
ländlichen Region Tansanias zu einer Grundschulausbildung
als Start in ein selbstbestimmtes Leben, indem er Lehr- und
Lernmaterialien finanziert, Klassenräume baut und sie mit Mö-
beln ausstattet. Dafür sammelt der Verein Spendengelder, da
mit dem Geld vor Ort auch lokale Betriebe, Lieferanten und
Werkstätten beauftragt werden und so auch die wirtschaftli-
che Infrastruktur vor Ort belebt wird.
Auf diese Weise hat der Förderverein inzwischen an insge-
samt vier Schulen 19 Klassenräume renoviert, 13 neue gebaut,
mehrere Schulküchen und Mais-Silos entstehen lassen und
hunderte Schulbänke finanziert. Vor allem aber werden in-
zwischen jedes Jahr über 2.300 Schü-
ler mit Lernmaterialien versorgt, ohne
die kein Unterricht möglich wäre.
KIEZHELDEN, die soziale Seite des
FC St. Pauli, unterstützt dieses Bildungsprojekt. Auf der sozia-
len Plattform des Clubs vom Millerntor können sich gemein-
nützige Projekte präsentieren, vernetzen und Spenden sam-
meln. Für die bisher 24 Projekte, die KIEZHELDEN auf den
Weg gebracht hat, wurden bereits rund 30.000 Euro gesam-
melt. Bewerben kann sich jeder, der eine konkrete Idee hat,
wie man gesellschaftliche Missstände auf kreative Weise ange-
hen kann. �
� www.kiezhelden.com
Schwerpunkt Aktion Kinder Schlaganfall-HilfeDesigner Guido Maria Kretschmer ist Botschafter
Offiziell sind Jahr für Jahr allein in Deutschland über 300 Kinder betroffen. Dass
auch Kinder von dieser Durchblutungsstörung im Gehirn betroffen sein können,
weiß Guido Maria Kretschmer aus seinem direkten persönlichen Umfeld: „Der
Sohn eines guten Freundes hat im Alter von 15 Jahren einen Schlaganfall erlitten.
Ich weiß daher, wie einer Familie dadurch der Boden unter den Fußen weggezo-
gen wird“, erzählt der 48-Jährige. Guido Maria Kretschmer ist es wichtig, mit seiner
Popularität möglichst viele Menschen für das Thema zu sensibilisieren. „Ich möchte
dazu beitragen, dass der Schlaganfall auch bei Kindern frühzeitig erkannt wird.“
Schon lange engagiert sich Guido Maria Kretschmer für die Belange vom Schlag-
anfall betroffener Kinder, besuchte sie im Neurologischen Rehabilitationszentrum
(NRZ) Friedehorst und versteigerte von ihm entworfene Kleider. �
� www.schlaganfall-hilfe.de
Guido Maria Kretschmer mit Kinderbot-schafterin Hanna Dimon im Neurologi-schen Reha-Zentrum Friedehorst in Bremen.
Foto
: RTL
Werte stiften � 23
Meldungen
„Das ist ein beachtliches Ergebnis“, freute sich Willy Neu-
pärtl, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftergemeinschaft
der Sparkasse Erding - Dorfen. Nach erst zwei Jahren seit
Gründung im November 2011 kann die stolze Summe von
4.500 Euro ausgeschüttet werden. In der Kuratoriumssit-
zung im November galt es, die Spendenempfänger für die-
sen Ausschüttungsbetrag festzulegen. Das Kuratorium hat
sich in diesem Jahr auf das PalliativTeam Erding, den Hos-
pizverein Erding und das Mütterzentrum Erding festgelegt.
„Wir wissen, dass alle drei Einrichtungen sehr wertvolle,
ehrenamtliche Arbeit in unserer Region leisten. Dieses En-
gagement möchten wir nun mit jeweils 1.500 Euro pro Ein-
richtung unterstützen“, so Neupärtl. In einer Kundenstif-
tung können sich Stifterinnen und Stifter in unterschiedli-
cher Form engagieren und mit ihrem Vermögen Gutes für
Projekte oder Institutionen in der Region tun, die ihnen
am Herzen liegen. Bei einem Pressetermin im Schrannen-
saal der Sparkasse in Erding nahmen nun die Vertreter der
Organisationen ihren Spendenscheck entgegen. �
� www.spked.de
Bild von links: Monika Vogt, Barbara Huber und Silke Gocht vom PalliativTeam Erding mit Willy Neupärtl (Kuratoriumsvorsitzender) in ihrerMitte, Petra Hadersbeck und Janine Cappai vom Mütterzentrum Erding, Dr. Johannes Schollen und Christine Unangst vom Hospizverein Erdingund Mischa Schubert (Vorstandmitglied der Sparkasse und Kuratoriumsmitglied)
4.500 Euro für den guten ZweckAusschüttung der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Erding - Dorfen
„Mein Erbe tut Gutes“ auf Wachstumskurs2014 wächst die Kampagne von fünf auf nun zwölf Mitgliedsorganisationen.
Die 2013 gestartete Kampagne „Mein Erbe tut Gutes. Das Prin-
zip Apfelbaum“ verzeichnet enormen Zuwachs. Ab 2014 ver-
sammelt die Initiative zwölf Organisationen. Von Beginn an
dabei sind Ärzte ohne Grenzen, DAHW Deutsche Lepra- und
Tuberkulosehilfe, Greenpeace, Johanniter-Unfall-Hilfe und SOS-
Kinderdörfer weltweit. Die neuen Mitgliedsorganisationen
sind die Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Deutsche Herzstif-
tung, Heinz Sielmann Stiftung, Vier Pfoten, Weißer Ring, Welt-
hungerhilfe und World Vision. Unter einem Dach soll das
Thema Erbe für den guten Zweck stärker ins öffentliche Be-
wusstsein gerückt werden. Immerhin jeder Zehnte kann sich
vorstellen, sein Erbe oder einen Teil davon einer gemeinnützi-
gen Organisation zukommen zu lassen, bei Kinderlosen sogar
jeder Dritte. Zu diesen Erkenntnissen kam die Gesellschaft für
Konsumforschung (GfK) bei der Umfrage „Gemeinnütziges
Vererben in Deutschland". Dafür bietet die Initiative Interes-
senten auf einer eigenen Webseite, mit Broschüren und einem
Telefonservice eine umfassende Beratung zum Thema ge-
meinnütziges Vererben. Die Initiative stellt die Organisationen
mit ihren verschiedenen Tätigkeitsschwerpunkten vor. Zu-
sätzlich vermittelt sie eine unabhängige Rechtsberatung und
kooperiert dafür mit dem Fachverband Deutsche Vereinigung
für Erbrecht und Vermögensnachfolge (DVEV). �
� www.d-fc.de
24 � Werte stiften
Aus Dankbarkeit für selbst erfahrene
Unterstützung, haben Ursula und Ri-
chard Bradnick 2008 eine eigene Stif-
tung gegründet. Die Eheleute unter-
stützen Kinder mit hör- und/oder seh-
oder mehrfachen Behinderungen ins-
besondere in der Region Coburg und
Oberfranken. Ein Engagement, das bis
in alle Ewigkeit fortwähren soll.
Werte stiften: Mit Ihrer Stiftungsarbeit
unterstützen Sie Kinder mit Behinde-
rung und deren Familien. Was gab für
Sie den Ausschlag, eine Stiftung zu
gründen?
Ursula Bradnick: Ausschlaggebend war
letztendlich mein Mann Richard, den
ich in einem Spanienurlaub kennenge-
lernt hatte. Er ist Engländer, lebte zu die-
ser Zeit auch dort und hatte eine
schwerst pflegebedürftige Mutter zu-
hause, die er selbst pflegte, bis die Ärzte aufgrund des schlech-
ter werdenden Gesundheitszustandes schließlich dringend zur
Überweisung in eine stationäre Pflegeeinrichtung rieten. Dies
wiederum war sehr problematisch. Richard hatte sich ver-
schiedene Pflegeheime angesehen, es stellte sich aber heraus,
dass keine der begutachteten Einrichtungen eine geeignete
Pflege seiner Mutter hätte gewährleisten können. Sowohl der
medizinische Standard als auch die Anzahl der Pflegekräfte
wären in keiner Weise für eine akzeptable und gesundheits-
förderliche Pflege seiner Mutter geeignet gewesen. Das zweite
Negative in England ist die Tatsache, dass die Aufnahme in ein
Pflegeheim und die damit verbundene Bestellung eines amtli-
chen Vormundes zur Folge hat, dass sämtliche Besitztümer in
die Hände des Staates fallen, um daraus die künftigen Pflege-
kosten zu bezahlen. Nach dem Tod seiner Mutter wären sämt-
liche restlichen Werte im Besitz des Staa-
tes verblieben. Er kam dann auf mich
mit der Frage zu, was wir in Deutsch-
land für Möglichkeiten hätten.
Die Sie als besser erachtet hatten?
In jedem Fall. Wir haben schließlich ge-
meinsam die Idee entwickelt, seine
Mutter zur Pflege nach Deutschland zu
bringen und uns dafür verschiedene
Pflegeeinrichtungen in meiner Heimat
Oberfranken angesehen. Wir haben uns
sehr schnell für das Mila-Gottfriedsen-
Haus in Coburg entschieden, wohin wir
Richards Mutter, die von den britischen
Ärzten bereits aufgegeben wurde, im
Dezember 2004 mit einem Ambulanz-
Flugzeug haben bringen lassen. Dort
konnte sie dann tatsächlich noch drei
Jahre bei verhältnismäßig guter Ge-
sundheit leben, dank der totalen Um-
stellung der Behandlung durch die deutschen Ärzte und die
sehr gute Pflege. Zu unserer Überraschung hat sich dann auch
noch eine deutsche Krankenkasse mit 45 Prozent an den Pfle-
gekosten beteiligt, so dass wir gesagt haben, wenn wir jetzt
schon von Deutschland so viel Hilfe bekommen haben, möch-
ten wir wiederum selbst mit ihrem Vermögen Hilfe weiter-
geben. Das war der Grundgedanke, weshalb wir schließlich
2008, als Joyce Bradnick verstorben ist, die Stiftung mit einem
Stammkapital von 200.000 Euro gegründet haben. Mein Mann
wollte seine Dankbarkeit für die gute Pflege seiner Mutter
und die Unterstützung in Deutschland zum Ausdruck bringen.
Nachdem Richard selbst eine Hörbehinderung hat, haben wir
uns dazu entschlossen, Kinder mit hör- und/oder seh- oder
mehrfachen Behinderungen insbesondere in der Region Co-
burg und Oberfranken zu unterstützen.
Ein Engagement,das ewig währt
Ursula und Richard Bradnick wollen mit ihrer Stiftung Hilfe,die sie selbst erfahren haben, weitergeben
Aktuelles
„Wir wollten eine Form des Engagements fürKinder mit Behinderung, welche es ermöglicht,dieses über unseren eigenen Tod hinaus zu er-halten“: Der Stiftungsgedanke schien Ursulaund Richard Bradnick genau der Richtige fürihr Engagement zu sein.
Aktuelles
Wie verwirklichen Sie diesen Stiftungszweck?
Wir geben Zuschüsse oder übernehmen Kosten für Hilfsmit-
teltechnik, die nicht von Krankenkassen übernommen wird,
unterstützen bei Dolmetscherkosten, die von keinem Ko-
stenträger finanziert werden, helfen, wenn es um die Förde-
rung des Besuchs geeigneter schulischer Einrichtungen oder
bei der Überbrückung von akuten Notlagen geht, unterstüt-
zen Familien, beispielsweise durch Zuwendungen zur Finan-
zierung von Hilfe durch Dritte oder zur Finanzierung eines
Eltern-Kindseminars und fördern Schulen für hör- und/oder
seh- oder mehrfach behinderte Kinder oder andere Einrich-
tungen und Initiativen, die im Sinne unseres Stiftungszwecks
in Oberfranken tätig sind.
Welche Maßnahmen sind das ganz konkret?
Wir haben beispielsweise den behindertengerechten Wohn-
hausneubau einer Familie aus Bayreuth unterstützt. Deren Sohn
kam im Dezember 2000 als „Frühchen“ 15 Wochen zu früh zur
Welt. Schon einen Tag später hatte er Hirnblutungen, wodurch
er mehrfachbehindert und auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Das wenige Wochen vor Nicos Geburt bezogene, neugebaute
Haus der Familie eignete sich tragischerweise in keiner Weise
für dessen Pflege, weshalb der Neubau eines Wohnhauses un-
umgänglich wurde. Ein Großteil unseres Engagements fließt
vor allem auch in den Coburger Verein „Hilfe für das behin-
derte Kind“. Wir haben zum Beispiel auch immer viel für das
Coburger Wohnnest getan, eine Einrichtung zur Kurzzeitbe-
treuung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit Behinde-
rung. Darüber hinaus stehen wir auch in engem Kontakt zur
Von-Lerchenfeld-Schule in Bamberg, einem privaten Förder-
zentrum mit dem Förderschwerpunkt Hören. Jedes Jahr schüt-
ten wir derzeit insgesamt gut 12.000 Euro aus. Soviel steht uns
im Moment zur Verfügung. Nach unserem eigenen Ableben soll
das Stiftungskapital weiterhin aufgestockt werden.
Weshalb haben Sie gerade die Form einer Stiftung für ihr ge-
sellschaftliches Engagement gewählt?
Wir wollten eine Form des Engagements für Kinder mit Be-
hinderung, welche es ermöglicht, dieses über unseren eige-
nen Tod hinaus zu erhalten. Da erschien uns der Stiftungsge-
danke genau der Richtige. Natürlich bedeutet die Verwaltung
einer Stiftung einen großen administrativen Aufwand, jede An-
frage muss genau geprüft werden. Aber zum einen sind wir
beide Rentner, was zeitlich Freiräume schafft und zum ande-
ren waren wir beide als Buchhalter beziehungsweise Finanz-
buchhalter tätig und fühlen uns demnach fit genug, das selbst
zu machen. �
� www.bradnick-stiftung.de
Wohnmobilverleih-Erlangen.de . Dompfaffstraße 122 . 91056 Erlangen . Tel. 0170.21 42 500 . info@wohnmobilverleih-erlangen.de
Einsteiger-, Family- und Luxusmobile für jeden Geldbeutel mit Platzfür zwei bis sechs Personen und Hund, großzügige Raumaufteilung beikompakten Außenmaßen . Navigation, TV, Tempomat, Fahrradträger
Wohn-mobileab 50,--
Euro/Tag
Sichern Sie sich jetzt schon Ihren
Wunschtermin im Frühjahr + Sommer!
26 � Werte stiften
Aktuelles
Es ist heiß, die Luft riecht feucht und erdig. Rotbraunes Fell
leuchtet zwischen dunkelgrünem Blattwerk. In der Waldschule
von Nyaru Menteng klettern, spielen und dösen Dutzende von
Orang-Utan-Kindern, beaufsichtigt von Indonesierinnen in
Gummistiefeln und Overalls. Sie bereiten die Orang-Utan-
Waisen auf ihr Leben in Freiheit vor. Eine dieser Waisen ist Julie,
ein zweieinhalb Jahre junges Orang-Utan-Mädchen. In ihren
ersten sieben Jahren hätte die Mutter ihr alles beigebracht, was
ein Orang-Utan wissen muss. Doch alles kam anders.
Als Säugling geriet Julie in den Besitz einer Menschenfa-
milie. Dort aß sie Reis und Nudeln, wurde gewickelt und her-
umgetragen und fast wie ein Menschenbaby behandelt. Aber
weil sie ein Orang-Utan ist, wild und unbezähmbar, ging das
nicht lange gut. Die Menschen verbannten sie nach nicht mal
einem Jahr aus dem Haus, legten ihr eine Eisenkette um den
Fuß und sperrten sie in einen engen Holzverschlag.
Niemand weiß genau, wie Julie in Gefangenschaft geriet,
aber ihr Schicksal ist nur eines unter vielen. Die Regenwälder
fallen Jahr um Jahr Bulldozern und Feuern zum Opfer, aber-
tausende Hektar verbranntes Land werden mit Ölpalmen be-
pflanzt. Das Öl wird weltweit in Lebensmitteln und Kosmetik
verarbeitet. Vermutlich geriet Julies Mutter auf der Suche nach
Nahrung in eine dieser Plantagen. Deren Betreiber betrach-
ten Orang-Utans als Ungeziefer. Vielleicht knallten sie Julies
Mutter ab. Vielleicht verteidigte das Weibchen ihr Baby bis
zum letzten Atemzug, vielleicht stürzte Julie, fest an ihre ster-
bende Mutter geklammert, aus den Baumwipfeln…
Für Orang-Utan-Babys gibt es in Indonesien einen so ille-
galen wie florierenden Markt.Auch Julie wurde verkauft. Den
Rest ihres Lebens hätte sie eingesperrt und angekettet ver-
bracht. Doch zum Glück kam es wieder anders. Julie wurde
von der Forstbehörde beschlagnahmt und der Borneo Orang-
utan Survival (BOS) Foundation übergeben.
Die BOS Foundation entwickelte sich aus einer kleinen In-
itiative zur weltweit größten Primatenschutz-Organisation
und betreibt auf Borneo zwei Rettungsstationen für verwaiste
Orang-Utans. Der gemeinnützige Verein BOS Deutschland un-
terstützt diese Arbeit durch Spenden und Patenschaften. In
den Stationen auf Borneo werden derzeit rund 800 Orang-
Utans liebevoll betreut und auf ihre Auswilderung vorbereitet.
„Für die Versorgung eines Orang-Utans benötigt BOS 2000
Euro im Jahr“, erklärt Leonhard Graf Rothkirch-Trach, Vorsit-
zender von BOS Deutschland. „Etwa 6700 Euro kostet dann
die Auswilderung in die entlegenen Schutzgebiete.“ Nach Jah-
ren intensiver Suche und zäher Verhandlungen konnte BOS
geeignete Waldgebiete sichern, so dass seit 2012 bereits 120
Menschenaffen in die Freiheit entlassen werden konnten.
Für Julie ist der Weg dahin noch weit. In der Waldschule
lernt sie, was ihre Mutter sie nicht mehr lehren konnte: Schlaf-
nester zu bauen, essbare von giftigen Pflanzen zu unterschei-
den, sich in den Baumkronen zu orientieren und vieles mehr.
Das braucht Jahre. Erst dann wird Julie werden, was sie schon
immer hätte sein sollen: ein ganz normaler Orang-Utan im Re-
genwald von Borneo. Helfen kann man Julie und den anderen
Orang-Utan-Waisen mit einer Patenschaft für 10 Euro im Monat
oder Spenden. Spendenkonto BOS Deutschland e.V., Bank für
Sozialwirtschaft, IBAN: DE69100205000003210100. �
� www.bos-deutschland.de
Hilfe für Orang-Utan-Mädchen JulieBOS Deutschland e.V. setzt sich für Affen-Waisen ein
Julie in der Waldschule auf dem Schoß einer ihrer Betreuerinnen. Kuschelpause in der Waldschule. Dort lernen die kleinen Orang-Utan-Waisen, was sie fur ein Leben in Freiheit ko nnen mussen
Werte stiften � 27
Am 1. Juli 2014 jährt sich zum 175. Mal die Gründung der
Sparkasse in Chemnitz. In der Turmstube des alten Chemnit-
zer Rathauses wurde 1839 die erste Zweigstelle eingerichtet.
Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltet die Sparkasse Chem-
nitz einen Fotowettbewerb und einen Vereins-Wettbewerb
„Sparkasse Chemnitz – Gut für die Region“
Noch bis 30. Juni 2014 läuft ein Fotowettbewerb zum
Thema „Sparkasse Chemnitz – Gut für die Region“. „Was ver-
bindet Sie mit der Sparkasse Chemnitz? Erzählen Sie uns Ihre
Geschichte und dokumentieren diese mit einem Foto“, so der
Aufruf des Kreditinstitutes. Unter www.sparkasse-chemnitz.de
können sich Interessenten ausführlich informieren und mit-
machen. Die besten 13 Fotos und Geschichten werden im
hauseigenen Bildkalender 2015 veröffentlicht. Diese 13 Ge-
winner erhalten „Saturn“-Einkaufsgutscheine im Wert von je-
weils 50 Euro. Darüber hinaus werden unter allen Einsendun-
gen weitere Fotos und Geschichten ausgesucht, die für die im
Zusammenhang mit dem Fotowettbewerb stehende Pressear-
beit, für Ausstellungen in den Filialen der Sparkasse Chemnitz
oder eventuell als Motive für die Kreditkarten der Sparkasse
Chemnitz verwendet werden. „Also, laden Sie Ihr Foto auf un-
serer Internetseite hoch und erzählen Sie uns Ihre Geschichte
dazu. Füllen Sie die 175 Jahre, die wir in der Region verankert
sind, mit Ihren persönlichen Erlebnissen und Eindrücken!“,
motiviert Vorstandsvorsitzender Reiner Grimm zur Teilnahme.
Bis 30. Juni 2014 führt die Sparkasse Chemnitz parallel
dazu in ihrem Geschäftsgebiet die Internet-Aktion „Gut für
die Region“ durch. „Wir nehmen unser Jubiläum zum Anlass,
an Vereine unseres Geschäftsgebietes zusätzlich Projektspen-
den in Höhe von insgesamt 12.000 Euro zu vergeben“, erklärt
Reiner Grimm. Gemeinnützige Vereine mit Sitz im Geschäfts-
gebiet können sich online per Video mit je einem konkreten
Projekt um die Projektspenden bewerben. Über die Vergabe
der insgesamt sechs Spenden entscheiden die Onlinekunden
der Sparkasse Chemnitz durch Stimmabgabe im Internet wäh-
rend des Zeitraums vom 1. Juli bis 30. September 2014. In die
Endwertung kommen die Projekte, welche bei der Stimmab-
gabe im Internet die meisten Stimmen erhalten haben. Die
drei bestplatzierten Projektbewerbungen sowohl der Stadt
Chemnitz, als auch des Altkreises Chemnitzer Land erhalten
projektbezogene Spenden. Für den 1. Platz gibt es jeweils eine
Unterstützung in Höhe von 3.000 Euro, für den 2. Platz 2.000
Euro und den 3. Platz 1.000 Euro. �
� www.sparkasse-chemnitz.de
2014 – ein Jubiläumsjahr in Chemnitz Seit 1839 ist die Sparkasse Chemnitz „Gut für die Region“
Aktuelles
Innenansicht der Sparkasse Chemnitz (Am Markt) aus dem Jahr 1879.
28 � Werte stiften
Aktuelles
Am internationalen Tag des Ehrenamts, am 5. Dezember, ver-
anstaltete die Stiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg ihre
alljährliche Ausschüttungsfeier, zu der alle Stifter und Begün-
stigten eingeladen wurden.
Die zufällige Besonderheit dieses Termins hob Stiftungs-
berater Jochen Hack in seiner Begrüßung hervor – schließlich
engagiere sich fast jeder Dritte in Deutschland ehrenamtlich.
„So können wir es Tag für Tag in unserem Umfeld erleben, dass
sich eine große Anzahl von Menschen in vielen Bereichen des
öffentlichen und sozialen Lebens engagiert. Dieser Einsatz
wäre ohne finanzielle Unterstützung häufig nicht möglich. Die
Folge aus fehlenden Finanzmitteln wäre, dass eine Vielzahl von
Projekten gekürzt oder eingestellt werden müsste. Und genau
diese Begebenheit stellt die Brücke zwischen Ihnen, liebe Stif-
ter, und den Institutionen, die Sie begünstigen, dar.“ Die Motive
auf beiden Seiten gehen oft sogar parallel einher. Aufgrund per-
sönlicher Erfahrungen oder sozialer Verantwortung gegenüber
benachteiligten Mitmenschen wird eine Stiftung errichtet oder
sich dem Ehrenamt verpflichtet.
Bevor es an die symbolische Geldübergabe in Form von Pa-
pier-Geschenkpäckchen ging, drückte Konrad Gottschall, Vor-
standsvorsitzender der Sparkasse Bamberg, seine Freude aus:
„Auch wenn uns die niedrigen Zinsen derzeit eher Sorgenfal-
ten bereiten, ist doch insgesamt ein nicht unwesentlicher Be-
trag zusammengekommen, den wir an die Begünstigten aus-
schütten können.“ Überhaupt, so betonte er weiter, trage eine
Stiftung, und sei sie noch so klein, dazu bei, dass soziale Ein-
richtungen, andere Institutionen, Vereine oder individuell Aus-
erkorene etwas bekommen und damit vieles, was vielleicht
vorher nicht erreichbar erschien, realisiert werden könne.
Unter dem Dach der Stiftergemeinschaft haben sich mitt-
lerweile 55 Stiftungen zusammengefunden, davon sieben Bür-
gerstiftungen einzelner Gemeinden, 14 Themenstiftungen
und 34 Namensstiftungen. Die Vielfalt der Stiftungsgründer
ist mindestens so groß wie die der Begünstigten, denen im
Jahr 2013 insgesamt über 123.000 Euro übergeben werden
konnten. Bedacht wurden beispielsweise die Bamberger Tafel,
der Blinden- und Sehbehindertenbund, der Bamberger Verein
für Jugendhilfe, die Hilfe für Senioren in Oberhaid, der Hos-
pizverein Bamberg, die ökumenische Wohnungslosenein-
richtung „Menschen in Not“, der AWO Kreisverband Bamberg
Stadt und Land, der Altenburgverein Bamberg, die Gemeinde
Gundelsheim und die Stadt Schlüsselfeld. Viele Stifter sind
zum Festakt gekommen und ließen es sich nicht nehmen, die
symbolischen Geschenkpäckchen an ihre Begünstigten zu
überreichen und die Freude über die Mittel zu teilen, so zum
Beispiel Hyazintha Fuchs. Die Chefin der Bamberger Famili-
enbäckerei Fuchs unterstützt mit ihrer Stiftung ein Projekt
der Universität Bamberg, das Hauptschüler zur Verbesserung
der Ausbildungsreife fördert – ein Projekt, das ihr als Arbeit-
geberin vieler Hauptschüler besonders am Herzen liegt.
„Bamberger Modell“
Seit nunmehr neun Jahren besteht die Stiftergemeinschaft
der Sparkasse Bamberg und dieses „Bamberger Modell“
wurde bereits von mehr als 60 Sparkassen in ganz Deutsch-
Geschenke verteilen macht FreudeStiftergemeinschaft der Sparkasse Bamberg schüttet über 123.000 Euro aus
von Andrea Rupprecht
Die symbolische Geldübergabe fand in Form vonPapier-Geschenkpäckchen statt.
Werte stiften � 29
Aktuelles
land übernommen. Horst Ohlmann, Vorstandsvorsitzender
der Treuhänderin DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, skiz-
zierte die bemerkenswerte Entwicklung der Stiftergemein-
schaft, mit der es ständig bergauf gehe: „2005 wurde mit
einem Ausschüttungsbetrag von 73,61 Euro begonnen, ein
Jahr später waren es rund 10.000 und für das Jahr 2013 kön-
nen wir über 123.000 Euro ausschütten. Da der überwie-
gende Teil der Zweckerträge in der Region bleibt, stärken wir
hier damit nachhaltig das soziale Netz.“ �
� www.stiftergemeinschaft-bamberg.de
Birgit Naumann (2.v.li.) vom Verein „Sophia“, der sich um selbstständi-ges Wohnen im Alter und bei Behinderung kümmert, freut sich über diefinanzielle Zuwendung von 1.278,69 Euro, die von Sabine Brückner-Zahneisen überreicht wurde. Die Freude teilen Sparkassendirektor Kon-rad Gottschall (re.) und Stiftungsberater Jochen Hack.
Hyazintha Fuchs, Chefin der Bäckerei Fuchs (2.v.re.), unterstützt mitihrer Stiftung ein Projekt der Universität Bamberg, das Hauptschülerzur Verbesserung der Ausbildungsreife fördert. Über 10.000 Euro freuensich die Projektverantwortlichen Petra Mayer und Roland Back (2.v.li.).Konrad Gottschall, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Bamberg (re.),und Stiftungsberater Jochen Hack bei der Übergabe.
30 � Werte stiften
Aktuelles
Die Sparkasse Coburg - Lichtenfels bietet allen Bürgern, nicht
nur Kunden der Sparkasse, Unternehmen, gemeinnützigen Or-
ganisationen und Kommunen ab sofort die Möglichkeit, mit
relativ kleinen Beträgen eine eigene Stiftung ins Leben zu
rufen. So wird aus der Not eine Tugend gemacht: Der Staat
zieht sich immer mehr aus der sozialen Verantwortung zu-
rück, die Sparkasse Coburg - Lichtenfels lenkt gegen und grün-
det eine Stiftergemeinschaft, in der Interessierte eigene Stif-
tungen realisieren können.
Der Stifterkreis, der angesprochen werden soll, sind Men-
schen, die mit ihrem kleinen und größeren Vermögen ge-
meinnützige, mildtätige oder kirchliche Zwecke nachhaltig
fördern möchten. Innerhalb der Stiftergemeinschaft ist es be-
reits ab 25.000 Euro möglich, eine eigene Namensstiftung zu
gründen. Die Stiftungszuwendung kann steuerlich geltend ge-
macht werden. Bei der Stiftergemeinschaft der Sparkasse han-
delt es sich um eine unselbständige Stiftung, die eine Vielzahl
von steuerbegünstigten Zwecken der Abgabenordnung auf-
weist. Die Stiftung wird durch die DT Deutsche Stiftungs-
treuhand AG Fürth treuhänderisch verwaltet. Die Stifter er-
richten ihre eigene Stiftung – rechtlich gesehen eine Zustif-
tung – mit ihrer Unterschrift in der Stiftergemeinschaft der
Sparkasse. Der Name der Stiftung und das Dotationskapital
werden hierbei individuell durch den Stifter festgelegt – in
der Regel trägt diese den Namen des Stifters. Der Stifter wählt
den Zweck, den seine Stiftung verfolgen soll, aus den vielfäl-
tigen Zwecken der Stiftergemein-
schaft aus und bestimmt die be-
günstigte Einrichtung. Bei der
Festlegung des Stiftungszweckes
muss sich der Stifter nicht dauer-
haft binden, sondern kann bei ge-
änderten Bedürfnissen auch an-
dere Zwecke innerhalb der Sat-
zungszwecke der Stiftergemein-
schaft auswählen. Der Wechsel
des Stiftungszweckes ist somit –
im Gegensatz zu anderen Stif-
tungsformen – jederzeit möglich.
Die Stiftergemeinschaft ist eine Stiftungsplattform, die von der
Sparkasse jedem Stiftungswilligen innerhalb des Geschäftsge-
bietes zur Verfügung steht. Egal ob eine individuelle Namens-
stiftung durch eine Privatperson, eine Stiftung zur Förderung
eines kommunalen Projektes, eine Stiftung zu Gunsten einer
gemeinnützigen Organisation oder eine Firmenstiftung zur Ver-
folgung steuerbegünstigter Zwecke errichtet wird, die Stifter-
gemeinschaft bietet Lösungen für fast alle Bedürfnisse. The-
menstiftungen, wie etwa zur Förderung des Theaters, eines Ver-
eines, einer caritativen Einrichtung oder Bürgerstiftungen, kön-
nen Spenden ebenso annehmen, wie Zustiftungen in beliebi-
ger Höhe ab einer Zuwendung in Höhe von 500 Euro. So sind
diese Stiftungen ein ideales Instrument zur Mittelbeschaffung.
Die Stiftergemeinschaft ist für den Stifter ein einfacher und
schneller Weg zur eigenen Stiftung. Mit wenigen Unterschrif-
ten auf einer zweiseitigen Stiftungsvereinbarung ist eine Stif-
tung in der Stiftergemeinschaft errichtet – alles Weitere über-
nehmen die Sparkasse und der Treuhänder, die Deutsche Stif-
tungstreuhand AG. Die Aufgaben sind hierbei klar verteilt: Der
Sparkasse obliegt die Vermögens- und Stifterbetreuung, das re-
gionale Stiftungsmarketing sowie die Kontrolle des Treuhän-
Sparkasse Coburg - Lichtenfelserrichtet Stiftergemeinschaft
Neue Plattform für Kundenstiftungen
von Stephan Franke
Stephan Franke ist Stif-tungsberater bei der Spar-kasse Coburg - Lichtenfels
Roland Vogel (stellvertret.Vorstandsvorsitzender), Stephan Franke(Stiftungsberater), Siegfried Wölki (Vorststandsvorsitzender),Horst Ohlmann (DT Deutsche Stiftungstreuhand AG), Dr. Martin Faber(Vorstandsmitglied)
Aktuelles
ders. Der Treuhänder sorgt für die gesamte gemeinnützig-
keitsrechtliche Abwicklung und erstellt einen umfassenden
Geschäftsbericht für alle Stifter der Stiftergemeinschaft.
Jedem Stifter wird eine Stiftungsurkunde durch die Spar-
kasse überreicht. Der Stifter kann sich in dem Umfang, wie er
es wünscht, aktiv in die Arbeit seiner Stiftung einbringen und
zum Beispiel den Förderscheck überreichen. Bei dem Kon-
zept der Stiftergemeinschaft erhält der Stifter bzw. Interes-
sierte alle Informationen zur Stiftungsgründung durch den
Stiftungsspezialisten Stephan Franke. Eine anschauliche und
umfassende Broschüre gibt über alle Hintergründe und die
Funktionsweise der Stiftergemeinschaft Auskunft.
Auf der Homepage der Sparkasse Coburg - Lichtenfels
wird das komplexe Thema Stiftung mit seinen vielfältigen Fra-
gestellungen umfassend dargestellt. Hier findet man Antwor-
ten auf viele Fragen, die sich bei einer Stiftungserrichtung er-
geben. Dadurch wird die Stiftungserrichtung deutlich er-
leichtert. Ein weiterer Vorteil: Stifter können ihre Stiftung be-
reits zu Lebzeiten mit kleinen Beträgen errichten und post-
hum größere Vermögenswerte zuwenden. Alle Stiftungszu-
wendungen werden in einem Depot geführt, das eine ausge-
wogene Portfoliostruktur mit entsprechenden Ertragschan-
cen für die Verfolgung der steuerbegünstigten Zwecke der
Stiftergemeinschaft ermöglicht.
Zusammenfassend ist die Stiftergemeinschaft also nicht
nur die Antwort auf die Fragen von mittelständischen Kun-
den nach einer sinnvollen Vermögensverwendung, sondern
auch ein wirksames Instrument zur Förderung des bürger-
schaftlichen Engagements in unserer Region. �
� www.sparkasse-co-lif.de/stiftergemeinschaft
Wer könnte sich für die Stiftergemeinschaft interessieren?
b Menschen, die etwas für ihre Heimat tun wollen
b Menschen, die etwas für ihre Kinder/Enkel bewegen
und positiv verändern wollen
b Menschen, die ein Andenken an den Lebenspartner
setzen wollen
b Menschen, die über den Tod hinaus wirken möchten
b Menschen, die wissen wollen, was mit ihrem Geld
nach dem Ableben geschieht
b Menschen, die zum aktiven Teil unserer Gesellschaft
gehören wollen
b Menschen, die etwas von dem zurückgeben/-lassen,
was sie zu Lebzeiten bekommen haben
b Menschen, die eine persönliche Vergabe der Förder-
mittel vornehmen wollen
32 � Werte stiften
„Im Vergleich zu anderen haben wir uns ganz gut positio-
niert“, sagt Ralf Zimmermann. Er ist Rathauschef in Groß-
bottwar (Landkreis Ludwigsburg). Sein Stolz bezieht sich auf
die im Dezember 2011 ins Leben gerufene Bürgerstiftung
Großbottwar. Diese versteht sich als eine Stiftung von Groß-
bottwar für Großbottwarer, die mit Ihrer Hilfe gemeinnützige
und mildtätige Projekte verwirklichen möchte.
Erst im Januar konnte der Bürgermeister, der gleichzeitig
als Vorsitzender der Bürgerstiftung fungiert, der neu gegrün-
deten Demenzgruppe „Lichtblick“ in der baden-württember-
gischen Kleinstadt eine Spende in Höhe von 800 Euro über-
reichen. Die Demenzgruppe soll Menschen, die an der Er-
krankung leiden, an einem Nachmittag in der Woche eine An-
laufstelle sein und die oft stark belasteten Angehörigen unter-
stützen und ihnen insbesondere zeitliche Freiräume schaffen.
Unter die Arme greift die Bürgerstiftung der Demenz-
gruppe des Weiteren zusätzlich noch auf andere Art und
Weise: Sobald ein Spender 20 Euro oder mehr zu deren Gun-
sten überweist, legt die Stiftung stets 20 Euro obendrauf.
Dieses ist nur ein Projekt, das die Stiftung, die unter dem Dach
der Stiftergemeinschaft der Sparkasse Ludwigsburg firmiert,
langfristig unterstützen will. So engagiert sich die Bürgerstif-
tung etwa auch bei der Aktion „Wunschbaum“, in deren Rah-
men Kinder aus wirtschaftlich schwachen Familien zu Weih-
nachten ein Geschenk erhalten. Zwei oder drei weitere An-
träge auf finanzielle Unterstützung habe man aktuell, sagt Ralf
Zimmermann. Für ihn ein Anzeichen, dass sich die Bürger-
stiftung zunehmend etabliere und „langsam in die Köpfe der
Leute reinkommt“.
Wirkung umfasst ein breitesSpektrum des städtischen Lebens
Zurückgreifen kann die Stiftung inzwischen auf ein Stif-
tungskapital von mehr als 117.000 Euro. Der Kapitalgrund-
stock zum Start in Höhe von 110.000 Euro – 100.000 Euro
kamen von der Stadt, 10.000 Euro steuerte die Kreissparkasse
Ludwigsburg hinzu, die das
Stiftungsvermögen auch kom-
petent betreut – wuchs somit
mit der Zeit bereits deutlich
an. Zuwendungen, unter an-
derem vom Bürgerverein
Miteinander Attraktives
Großbottwar, machten dies
möglich.
Das Geld für die Unter-
stützung der Projekte
stammt in der Regel aus
den Zinserträgen. Jährlich
liegen diese im Moment
bei 3.000 Euro. Ein Teil des
Gewinns fließt auch in
den Kapitalgrundstock
der Stiftung, um den In-
flationsausgleich abzufe-
dern. Spenden unter 500
Euro werden direkt aus-
geschüttet, auf Wunsch
auch für ein eigens ausgesuchtes Projekt. Beträge darüber,
fließen ins Grundstockvermögen der Bürgerstiftung.
Unterstützt werden Vorhaben aus unterschiedlichen Be-
reichen, etwa Sport, Jugend oder Naturschutz. Ihre Wirkung
umfasst ein breites Spektrum des städtischen Lebens. Über
die finanzielle Unterstützung förderungswürdiger Projekte
entscheidet der Stiftungsrat gemeinsam. In Kooperation mit
Vereinen und Schulen, Kirchen und weiteren Ideengebern in-
itiiert er Projekte und sucht nach Unternehmen und Helfern,
die tatkräftig und qualifiziert zur Verwirklichung beitragen.
Frei nach Gotthold Ephraim Lessing: „Wir sind alle Blätter an
einem Baum, keines dem anderen ähnlich, das eine symme-
trisch, das andere nicht, und doch alle gleich wichtig dem
Ganzen.“ �
� www.buergerstiftung-grossbottwar.de, www.ksklb.de
Bodenständig,gemeinnützig, tatkräftig
Die Bürgerstiftung Großbottwar:eine Stiftung von Großbottwar für Großbottwarer
Aktuelles
Eine ausführliche Broschüreinformiert interessierte Bürger überdie Bürgerstiftung Großbottwar
Aktuelles
Kranke Kinder brauchen ihre Eltern. Das gilt in besonderem
Maße für leukämiekranke Kinder und Jugendliche. Eltern-
häuser bieten während der oft Monate andauernden Thera-
pien den Familien ein Zuhause auf Zeit. Die Eltern können so
Tag und Nacht in unmittelbarer Nähe ihrer schwerkranken
Kinder sein und ihnen die Geborgenheit und Nähe geben, die
während des belastenden Krankenhausaufenthaltes beson-
ders notwendig ist. Für die kleinen Leukämiepatienten ist das
Elternhaus ein Platz, an dem sie nach oft langer Isolation in
einem geschützten Rahmen erste Schritte außerhalb des
Krankenzimmers machen können.
Mehr Nähe und Geborgenheitfür leukämiekranke Kinder
Die große Unterstützung und Nähe seiner Familie und
Freunde halfen auch dem 1987 an Leukämie erkrankten Star-
Tenor José Carreras, die schwere Zeit zu überstehen. Zu den
Förderschwerpunkten der von ihm ins Leben gerufenen ge-
meinnützigen José Carreras Leukämie-Stiftung gehört daher
neben der Finanzierung von Forschungsprojekten und The-
rapieeinrichtungen auch die Unterstützung von Projekten zur
Verbesserung des unmittelbaren Patientenumfelds. So er-
möglichen es José Carreras Wohnungen und Elternhäuser den
Angehörigen auch über längere Zeit ganz in der Nähe der Pa-
tienten zu sein.
Die erste, von der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V. mit-
geförderte Elternwohnung wurde im September 2006 am
Universitätsklinikum in Magdeburg eingeweiht. Im Herbst
2008 konnten die Elternwohnungen an der Universitätskin-
derklinik Heidelberg, die mit 100.000 Euro von der Stiftung
unterstützt wurden, ihrer Bestimmung übergeben werden.
Seit 2010 gibt es einen solchen Rückzugsort für Eltern
leukämiekranker Kinder auch in Tübingen. Der Bau des neuen
José Carreras Elternhauses wurde
mit 500.000 Euro von der José
Carreras Leukämie-Stiftung mitfi-
nanziert. Die verschiedenen An-
gebote wie zum Beispiel gemein-
sames Abendessen oder Früh-
stück, bieten Eltern die Möglich-
keit, sich mit anderen Angehöri-
gen intensiv auszutauschen und
sich gegenseitig Mut zu machen.
Das José Carreras-Haus ist deshalb
für die Familien von an Leukämie erkrankten Kindern sehr
wichtig. Die Stiftung freut sich über Spenden, um weiterhin
solche Projekte zu ermöglichen: Commerzbank, IBAN: DE
96700 8000 0031 9966 601 BIC: COBADEFFXXX. �
� www.carrreras-stiftung.de
Gemeinsam Kraft und Hoffnung schöpfenDie Elternhäuser der José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.
Das neue Elternhaus in Tübingen
StiftungsgründerJosé Carreras
34 � Werte stiften
Aktuelles
Unterricht kann auch bunt sein. Es ist 10 Uhr Morgens, ein
Gymnasium in Würzburg, 30 Schüler der Klasse 9 b beken-
nen Farbe. Sie halten blitzschnell und fast gleichzeitig Am-
pelkärtchen in Rot, Gelb, Grün in die Höhe. Es macht den
Schülern offenbar Spaß, ihre Meinungen und Stimmungen
über farbige Kärtchen kundzutun. Alle sind mit Interesse
dabei. Vor der Klasse steht nicht der Lehrer, sondern ein Re-
ferent der Stiftung „Deutschland im Plus“. Die Schüler müssen
sich nicht mit Stochastik oder Genetik auseinandersetzen,
sondern mit dem eigenen Budget – ein Thema, das sie ihr
Leben lang begleitet.
Szenewechsel, eine Grundschule in Dresden. Die Lehrerin
spricht heute mit Schülern der 3. Klasse über das Thema „Ta-
schengeld“. Max, 8 Jahre bekommt zwar Taschengeld, muss
aber nicht mit seinem Budget haushalten. Seine Eltern erfül-
len ihm jeden Wunsch. Vermutlich geht es für Max auch im
Teenager-Alter mit seinen Finanzen so scheinbar bequem und
komfortabel weiter. Irgendwann wird Max jedoch auf eige-
nen Beinen stehen, gelernt hat er dann vieles, er hat viele
Kompetenzen erworben, nur beim Umgang mit dem eigenen
Budget sind noch Defizite vorhanden.
Ähnlich wie Max geht es vielen Deutschen: die Finanz-
kompetenz, die uns ein Leben lang in allen Lebensphasen be-
gleiten sollte, steckt noch in den Kinderschuhen. Dies bestä-
tigen auch aktuelle Erhebun-
gen: Laut einer Studie der ING-
DiBA haben die Deutschen die
geringste Finanzbildung in
Europa. 53 Prozent der Deut-
schen geben zu, keine Finanz-
bildung genossen zu haben.
Gleichzeitig fordern 78 Pro-
zent der Deutschen, dass Fi-
nanzbildung in der Schule ver-
mittelt werden sollte. Exper-
ten gehen sogar in eine noch
frühere Lebensphase des Men-
schen zurück, und empfehlen, dass bereits Kinder im Kin-
dergarten-Alter an finanzieller Bildung teilhaben sollten – ge-
treu dem Motto:“ Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nim-
mermehr“. Die Realität sieht anders aus: In vielen Familien
wird nicht in ausreichendem Maß über Geld gesprochen und
auch im Lehrplan der Schulen ist dieses Thema nicht veran-
kert. Dabei treffen bereits junge Menschen wichtige finan-
zielle Entscheidungen. Im schlimmsten Fall ist Überschuldung
die Folge von fehlender finanzieller Kompetenz. Laut dem
SchuldnerAtlas 2013 der Creditreform wird Überschuldung
in Deutschland zunehmend jünger. So liegt die Altersgruppe
der 20- bis 29-jährigen mit 1,58 Millionen Überschuldeten auf
Rang zwei des Schuldnerrankings nach Alter.
Vor diesem Hintergrund engagiert sich die Stiftung
„Deutschland im Plus“ für die private Überschuldungsprä-
vention in Deutschland. Im Fokus der Stiftungsarbeit steht die
finanzielle Bildung. Während Erwachsene häufig durch un-
vorhergesehene kritische Ereignisse in finanzielle Not gera-
ten, wie Arbeitslosigkeit, Scheidung/Trennung, gescheiterte
Selbstständigkeit oder Krankheit, ist die Überschuldung bei
jungen Menschen in der Regel auf ein auf ein nicht ange-
Nichts geht mehrohne finanzielle Bildung
Stiftung Deutschland im Plus leistet Präventionsarbeit für junge Menschen
Dr. Christiane Decker, Vorstands-vorsitzende der Stiftung
Im Team erarbeiten die Schüler Budgetpläne
messenes, aber vermeidbares Konsumverhalten zurückzufüh-
ren. Genau hier setzt die Stiftung „Deutschland im Plus“ den
Hebel an „Mit unserem 90-minütigen Unterrichtsmodul „Kon-
sum geplant, Budget im Griff“ möchten wir junge Menschen,
in den Altersgruppen 8.-10. Klasse – unabhängig von der Schul-
art – für einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld sensi-
bilisieren und sie fit machen für einen Start in ein selbstbe-
stimmtes Leben. “, so Dr. Christiane Decker, Vorstandsvorsit-
zende der Stiftung “Deutschland im Plus“. Damit die Ausein-
andersetzung mit dem eigenen Budget auch Freude macht, ist
der modular aufgebaute Workshop auf die Lebenswelt sowie
die individuellen kognitiven Fähigkeiten der Schüler zuge-
schnitten. Interaktionsübungen, Präsentationen, Fallbeispiele
und Diskussionseinheiten sorgen für einen abwechslungsrei-
chen Verlauf.
Inhaltlich setzen sich die Schüler mit allen relevanten In-
halten rund ums eigene Budget auseinander: vom persönli-
chen Kaufverhalten über Ausgaben/Einnahme, Kostenfallen
und Budgetplanung bis hin zum verantwortungsvollen Um-
gang mit Krediten. Anhand eines Fallbeispiels erfahren die
Schüler, dass gerade beim Übergang von der Schule in den
Beruf die richtige Einteilung des oft niedrigen Einkommens
wichtig ist. Gemeinsam erarbeiten die Schüler eine Strategie
zur Überschuldungsprävention und lernen, wie man einen
Budgetplan erstellt. Und da bei der Budgetplanung nur Nach-
haltigkeit zum Erfolg führt, können die Schüler die Budget-
planer-App der Stiftung Deutschland im Plus „mein Budget“ –
verfügbar für iOS und Android – kostenfrei herunterladen.
Bei allen Gruppen-und Einzelarbeiten sind die Referenten der
Stiftung „Deutschland im Plus“ da, um die Fragen der Schüler
zu beantworten und Tipps zu geben.
Die Stiftung „Deutschland im Plus“ bietet die Unterrichts-
einheit „Konsum geplant, Budget im Griff“ seit 2007 für Schu-
len in ganz Deutschland an. Die positive Resonanz spiegelt
sich in der Anzahl der unterrichteten Schüler wider. Seit 2009
haben deutschlandweit 30.000 Schüler von dem Workshop
der Stiftung profitiert, in 2013 haben 9.125 Schüler das Ange-
bot der Stiftung wahrgenommen.
Neben der Präventionsarbeit für junge Menschen leistet
die Stiftung auch erste Hilfe mit einem kostenfreien Bera-
tungsangebot für Menschen, die bereits überschuldet sind. Ein
weiterer wichtiger Schwerpunkt sind Aufklärung und Infor-
mation. In diesem Kontext engagiert sich die Stiftung in den
Bereichen „Forschung und Lehre“, denn nur wenn Ursachen
und Auslöser für Überschuldung bekannt sind und publik ge-
macht werden, kann effizient Hilfe geleistet werden. Spen-
denkonto: IBAN: DE08 5006 0400 0000 1466 54. �
� www.deutschland-im-plus.de
Aktuelles
Werte stiften � 35
36 � Werte stiften
Aktuelles
Welche Merkmale kennzeichnen Treuhandstiftungen? Welche
Zwecke lassen sich mit dieser Stiftungsform verfolgen? Wel-
che Vorteile hat die Gründung einer Treuhandstiftung? Ant-
worten auf diese Fragen gibt Horst Ohlmann, Vorstandsvor-
sitzender der DT Deutsche Stiftungstreuhand AG, im Inter-
view mit Werte stiften.
Welche Merkmale kennzeichnen eine Treuhandstiftung ins-
besondere?
Prinzipiell gibt es zwei Rechtsformen. Man unterscheidet die
rechtsfähige Stiftung, also eine eigenständige juristische Per-
son und sogenannte Treuhandstiftung, die als Vertragsver-
hältnis zwischen einem Stifter und einem Stiftungsträger cha-
rakterisiert ist. Diese wird durch einen Vertrag zwischen dem
Stifter und dem Treuhänder – dem Träger – errichtet. Der Stif-
ter überträgt das Stiftungsvermögen dem Treuhänder, der die-
ses getrennt von seinem eigenen Vermögen gemäß den Sat-
zungsbestimmungen der Stiftung verwaltet. Die Treuhand-
stiftung ist insbesondere durch ihre Flexibilität gekennzeich-
net. Denn für rechtsfähige Stiftungen gilt das jeweilige Lan-
desstiftungsgesetz, für die Treuhandstiftungen gilt dagegen
das Vertragsrecht. Das bedeutet, dass bei Treuhandstiftungen
Änderungen hinsichtlich des Stiftungszwecks möglich sind.
In der Regel verlangt die Stiftungsaufsichtbehörde bei der Er-
richtung einer rechtsfähigen Stiftung einen Mindestbetrag
von 50.000 Euro, bei Treuhandstiftungen kann man auch mit
deutlich niedrigeren Beträgen einsteigen. Bei den Stifterge-
meinschaften der Sparkassen lassen sich beispielsweise Stif-
tungen in der Regel ab 25.000 Euro ermöglichen.
Welche Zwecke lassen sich mit einer Treuhandstiftung ver-
folgen?
Denkbar ist an für sich jeder Zweck, sofern er nicht gegen gel-
tendes Gesetz verstößt. Das können private Zwecke sein, wie
etwa die Versorgung der Familie. In aller Regel werden aber
gemeinnützige Zwecke herangezogen. Die Abgabenordnung
sieht insgesamt mehr als 25 sol-
cher Zwecke vor. Diese Palette
ist äußert breit gefächert. Sie
reicht von Denkmalschutz, For-
schung oder Sport über Kunst
und Kultur bis hin zur Jugend-
oder Altenhilfe. Letztlich lässt
sich beinahe alles Erdenkliche
fördern. Von Schach bis hin zum
so genannten Drehstangenfuß-
ball, landläufig eher Kicker ge-
nannt. Das Kickern ist nämlich
vor zwei Jahren ebenfalls als ge-
meinnützig anerkannt worden.
Welche Vorteile hat die Gründung einer Treuhandstiftung ge-
genüber der Errichtung einer rechtsfähigen Stiftung?
Die Vorteile knüpfen direkt an die eingangs genannte Flexi-
bilität an. Nachdem es sich bei der Treuhandstiftung - anders
als bei der rechtsfähigen Stiftung, die ein einseitiges Rechts-
geschäft darstellt, das nachträglich gerade im Bereich der Sat-
zungszwecke kaum mehr abänderbar ist – um eine vertragli-
che Vereinbarung handelt, kann ich bei dieser meine Zwecke
wechseln oder solche hinzufügen. Nehmen wir an, ich habe
beispielsweise als Opernliebhaber eine Kulturstiftung ge-
gründet und möchte nach einigen Jahren einen Teil der Er-
träge meiner Stiftung auch dem örtlichen Hospiz zur Verfü-
gung stellen und dafür meine Stiftungszwecke um die Mild-
tätigkeit erweitern, weil ein Elternteil ins Hospiz musste. Das
wäre bei einer rechtsfähigen Stiftung in aller Regel nicht mög-
lich. Bei der Treuhandstiftung dagegen stellt dies kein Pro-
blem dar. Man kann also sagen, dass sich eine Treuhandstif-
tung mehr an meine individuellen Lebensumstände anpassen
kann. Ein weiterer Vorteil der Treuhandstiftung liegt darin,
dass ich hierbei für relativ geringes Geld in das Stiftungswe-
sen einsteigen und sehr schnell eine eigene Stiftung errichten
An die individuellenLebensumstände angepasst
Horst Ohlmann im Interview über Wesen und Vorteile von Treuhandstiftungen
Rechtsanwalt Horst Ohl-mann ist Vorstandsvorsit-zender der DT Deutsche Stif-tungstreuhand AG, Fürth
Werte stiften � 37
Aktuelles
kann. Im Rahmen der Stiftergemeinschaften der Sparkassen
geht das quasi von heute auf morgen.Außerdem liegt die Haf-
tung beim Treuhänder und nicht bei mir selbst als Stiftungs-
vorstand. Zu Lebzeiten sollte man eigentlich immer eine treu-
händerische Stiftung ob der Möglichkeit der jederzeitigen Än-
derbarkeit und Anpassung des Vertrages gründen.
Die Stiftergemeinschaften der Sparkassen sind bereits mehr-
mals genannt worden. Was macht diese aus?
Im Rahmen der Stiftergemeinschaften der Sparkassen werden
die Vorteile der Treuhandstiftung mit den Vorteilen des Auf-
sichtsgedankens bei einer rechtsfähigen Stiftung kombiniert.
Will heißen: Man genießt die volle Flexibilität, aber auch nach
dem Tod des Stifters wacht ein institutionell durch eine An-
stalt des öffentlichen Rechts besetztes Kuratorium darüber,
dass der Stifterwille auch fortwährend erfüllt wird. Dieser Auf-
sichtsgedanken wird perpetuiert, denn eine Sparkasse wird
es auch in 20 oder 50 Jahren noch geben. Der Stifter hat somit
Gewähr, dass die Sparkasse dauerhaft via Kuratorium über
den Stiftungsträger wacht. Damit entfällt ein Problem, das sich
sonst bei Treuhandstiftungen auftun kann: Was ist, wenn der
Stifter nicht mehr ist, wer schaut dem Treuhänder dann auf
die Finger? Die Sparkassen sind natürlich ohnehin auch mit
sehr viel Sachverstand in diesen Belangen ausgestattet. Steu-
erlich wird die Stiftung als Zustiftung zu der bereits beste-
henden steuerbegünstigten Stiftung der Stiftergemeinschaft
der jeweiligen Sparkasse angesehen. Dies schafft Synergieef-
fekte bei Verwaltung, Vermögensanlage, Zweckverfolgung,
Rechnungslegung und Steuererklärung.
Wie kommt an dieser Stelle nun die DT Deutsche Stiftungs-
treuhand AG ins Spiel?
Wir als Deutsche Stiftungstreuhand AG sind Trägerin einer Viel-
zahl von Stiftungen, für die wir die Verwaltungsarbeit über-
nehmen. Insbesondere sind wir Trägerin zahlreicher Sparkas-
senstiftungen oder kommunaler Stiftungen. Unser Leistungs-
angebot ist es, für die Stifter das Stiften von A bis Z zu erleich-
tern. Wir beraten im Vorfeld einer Stiftungsgründung, wir über-
nehmen die Verwaltung der Stiftung bis hin zur Erstellung des
Jahresabschlusses oder kümmern uns um das Marketing. Alles
im jeweils gewünschten Ausmaß. Darüber hinaus haben wir
auch individuell angepasste Insellösungen für große Einrich-
tungen, wie beispielsweise das Germanische Nationalmuseum
Nürnberg oder das Universitätsklinikum Erlangen parat. Au-
ßerdem kümmern wir uns um die Vermögensnachfolge und
das Generationenmanagement. Insgesamt betreuen wir über
200 Stiftungen mit weit mehr als 1.000 Stiftern.
Zu guter letzt: Warum sollte man Ihrer Ansicht nach in diesen
Tagen selbst zur Stifterin beziehungsweise zum Stifter werden?
Ganz einfach deshalb, weil es bei uns sehr vielen Menschen
sehr gut geht.Auf dem letzten Weg kann man ohnehin nichts
mitnehmen und auch ein Gros der Kinder und Enkelkinder,
die heute bei uns geboren werden, sind in bestimmten Be-
völkerungsschichten derart gut versorgt, dass man lieber der
Gesellschaft etwas zurückgeben sollte. Man sieht, dass man
auch mit kleineren Beträgen etwas erreichen kann und das
macht Freude. Natürlich kann man mit einer 25.000 Euro Stif-
tung die Welt nicht verändern, wenn ich auf diese Weise aber
beispielsweise vor Ort den Kindergarten bedenke, habe ich
im Kleinen dennoch sehr viel erreicht. Das ist auch für mich
persönlich die Motivation, viel Herzblut in die Stiftungsbera-
tung hinein zu stecken.
Sie sind selbst Stifter?
Ich habe tatsächlich zusammen mit meiner Frau und meinen
Kindern eine relativ kleine Stiftung errichtet, die ein wenig
Kunst und Kultur sowie Mildtätigkeit fördert. Meine Kinder
dürfen darüber bestimmen, was mit dem Geld geschieht.
Meine Frau und ich fanden es sehr wichtig, dass sie auf diese
Weise mit auf den Weg bekommen, dass nicht alles im Leben
selbstverständlich ist. � Interview: Michael Kniess
� www.stiftungstreuhand.com
38 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
In sagenumwobenen alten Buchenwäldern formen Kronen
alter Baumriesen grünbedachte Hallen. Verwunschene Moore
zeigen sich zur Sommerzeit als bunte Blütenmeere und große
Ströme fließen durch breite Auen gemächlich gen Meer. Zwi-
schen Elbe und Oder breitet das Land Brandenburg einen
bunten Teppich vielgestaltiger Natur- und Kulturlandschaften
aus, die für eine Fülle seltener Tier- und Pflanzenarten Heim-
statt sind. Hier erheben sich Großtrappen als schwergewich-
tige Federbälle kraftvoll in die Luft, hier gedeiht fernab der
Küsten salzig schmeckender Erdbeerklee. In der Dämmerung
tönt das Trompeten der Kraniche und klingen die melancho-
lischen Rufe der Rotbauchunke. Rückkehrer Wolf patrouilliert
wieder durch sein Revier …
Entdeckungen an der Seite der Ranger
Diese einmalige Biologische Vielfalt auch für die kommen-
den Generationen zu bewahren, ist seit beinahe 20 Jahren Be-
stimmung für die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Die
Aufgaben der Stiftung sind so abwechslungsreich wie die mär-
kische Natur selbst. Ob Naturschutzprojekte zu fördern oder
in eigener Regie umzusetzen, wertvolle Naturschutzflächen
wie blütenreiche Trockenrasen oder Wald- und Moorgebiete
zu sichern: die Arbeit der Stiftung ist auch ein wichtiger Ga-
rant für die Lebensqualität der Brandenburger und für Gäste
aus aller Welt. Die Naturwacht der Stiftung NaturSchutzFonds
ist Mittlerin zwischen Mensch und Natur und Streifzüge an
der Seite der Ranger durch die 15 Nationalen Naturlandschaf-
ten zwischen Uckermark und Lausitz sind Naturerleben pur.
Auf ihren Touren führen die Ranger zu beeindruckenden Na-
turschauspielen, die einmalige Einblicke in das europäische
Naturerbe bieten und unvergessliche Erlebnisse versprechen.
Brandenburgs Natur zu schützen ist eine Gemeinschafts-
aufgabe. Darum freuen sich die Stiftung NaturSchutzFonds
Brandenburg mit ihren Rangern über alle Interessierten, die
Brandenburgs einmalige Natur- und Kulturlandschaft mit
ihrer Artenvielfalt kennen lernen und ihren Beitrag für deren
Erhaltung leisten wollen. �
Brandenburgs natürliche Vielfalt erhalten15 Naturlandschaften zwischen Uckermark und Lausitz
Fotos: 1. Nora Künkler, 2. Sebastian Hennigs, 3. Kyslynskyy Fotolia, 4. Michael Zauf
Das Land Brandenburg hat 1995 den NaturSchutzFonds
Brandenburg als Stiftung öffentlichen Rechts errichtet.
Insbesondere richtet die Stiftung ihr Augenmerk auf den
Erhalt der Biologischen Vielfalt, unter anderem auf die Re-
naturierung von Fließgewässern, die Verbesserung der Le-
bensräume bedrohter Tier- und Pflanzenarten sowie auf
die Stabilisierung des Landschaftswasserhaushalts und
speziell den Moorschutz. Durch Fördermittel der EU, des
Bundes oder des Landes kann die Stiftung dabei ihre ein-
gesetzten Mittel für die Natur vervielfachen. Spenden-
konto bei der Mittelbrandenburgischen Sparkasse IBAN:
DE89 1605 0000 1000 9448 63, BIC: WELADED1PMB. �
� www.naturschutzfonds.de, www.naturwacht.de
Werte stiften � 39
Berichte und Kampagnen
Gespannt lauscht eine bunte Kinderschar, was ihnen die Tier-
pfleger Spannendes über das Leben der Bären zu erzählen
haben. So erfahren sie, dass Meister Petz so gar nichts mit
einem Teddy-Bären zu tun hat. Da plötzlich springt eines der
Kinder aus der Gruppe auf, zeigt mit dem Finger auf einen
Bären und ruft überrascht: „Der frisst ja Gras wie eine Kuh!“
Alle anderen Kinder drehen sofort ihre Köpfe in die gleiche
Richtung, um den Bären zu beobachten. Im Bärenpark gibt es
eben immer etwas Neues zu entdecken, da die Tiere ihr na-
türliches Verhalten ausleben können.
Im Alternativen Bärenpark Worbis (Thüringen) und dem
Alternativen Wolf- und Bärenpark Schwarzwald finden ehe-
malige Zirkusbären oder solche, die aus schlechten Haltun-
gen gerettet wurden, ein neues Zuhause in verhaltensge-
rechter Umgebung, wo sie bis an ihr Lebensende verbleiben
dürfen. Dabei werden sie von zwei kleinen, professionellen
und hochmotivierten Teams rundum liebevoll betreut und
versorgt. Das ganze Jahr über können die großzügig angeleg-
ten Parks in naturnaher Umgebung besucht werden.
Doch die Stiftung für Bären (SfB), welche die beiden Parks
betreibt, will mehr als ein Tierschutz- und Naturschutzprojekt
sein. Als soziales Anliegen stehen auch Kinder, Bewohnende
von Altersheimen und Behinderte im Fokus. Diese können oft
nicht so ohne weiteres den Bärenpark besuchen und manch-
mal fehlt es auch am Geld. Dabei wäre es gerade für diese
Menschen ein besonderes Erlebnis, die Bären und Wölfe be-
obachten zu können. Deshalb sucht die Stiftung Partner, die
einen solchen „tollen Tag im Bärenpark“ unterstützen. Die
Hälfte des normalen Eintrittspreises trägt die SfB auf eigene
Kosten. Nun sind Firmen, Stiftungen oder private Gönner ge-
fragt, die bereit sind, die restlichen Kosten beizusteuern. Nur
als Beispiel: Mit nur 100 Euro könnten schon 33 behinderten
Menschen der Besuch des Bärenparks ermöglicht werden –
bestimmt ein unvergessliches Erlebnis! Bereits heute sind die
Bärenparks mit Kinderspielplätzen und Informationszentren
ausgestattet. Langfristig sollen die Wege so gestaltet werden,
dass sie auch für Behinderte in Rollstühlen befahrbar sind und
die ganze Infrastruktur behindertengerecht ist. Das wird aber
nur mit Hilfe von Sponsoren realisierbar sein.
Spendenkonto: IBAN: DE 98 2606 1291 0024 3743 00,
BIC: GENODEF1DUD /Volksbank Eichsfeld Mitte eG. �
� www.baer.de
Ein erlebnisreicher Tag im BärenparkKindern, alten Menschen und Behinderten soll ein kostenloser Besuchstag ermöglicht werden
Für Kinder und behinderte Menschen ist der Besuch des Bärenparks einunvergessliches Erlebnis!
40 � Werte stiften
Berichte und Kampagnen
Schneckenlohe – „Tag 0: Ich
habe jetzt die Stammzellen
meines Bruders in mir. Hof-
fentlich wachsen diese gut
an und machen keinen
Blödsinn... Ich kenn‘ mei-
nen ‚Zwillings‘-Bruder ja.“
Diese Zeilen schreibt Benja-
min Klauß am 22. Juli 2013
in sein Tagebuch. Darüber
steht: Happy Birthday. An
diesem Tag wird ihm die
Chance auf ein neues Leben
geschenkt. Der 20-Jährige
aus Schneckenlohe hat akute lymphatische Leukämie. Diese
wurde festgestellt, da war er gerade mal 16 Jahre alt. Der sport-
liche Teenager fühlt sich damals nicht mehr fit. Sein Hausarzt
schickt ihn ins Klinikum Coburg. Die Diagnose: entweder
Leukämie oder ein Lymphom. „Mit den Begriffen konnte ich
erstmal gar nix anfangen“, erzählt er. „Ich dachte, ich bin ein,
zwei Wochen im Krankenhaus.“ Er wird nach Würzburg in
die Uniklinik gebracht. Dort realisiert er, dass es mit ein oder
zwei Wochen nicht getan ist. Insgesamt ist er neun Wochen
dort, bis er zum ersten Mal nach einer intensiven Chemothe-
rapie wieder nach Hause darf. In dieser Zeit geht es ihm kör-
perlich schlecht. Er ist geschwächt, hat Fieber, magert auf 42
Kilogramm ab. „Zum Glück war meine Mutti immer da. Sie
hat am Anfang in Würzburg übernachtet. Dann kam sie jeden
Tag gefahren, nachdem sie meinen jüngeren Bruder für die
Schule fertiggemacht hat“, sagt der 20-Jährige und lächelt sei-
ner Mutter Tanja zu.
Wieviele Chemos hat er im Laufe der Zeit bekommen? Er
weiß es nicht: „Nach 200 habe ich aufgehört zu zählen.“ Diese
intensive Therapie hält bis Ende 2011 an. Dann schließt sich
eine über einjährige Dauertherapie mit unzähligen Medika-
menten an. Im Februar 2013 findet die Abschluss-Knochen-
mark-Punktion statt. „Da
wurden plötzlich wieder 80
Prozent Leukämie-Zellen
festgestellt. Es ging alles wie-
der von vorne los“, erzählt
Benjamin Klauß. Eine
Chemo folgt auf die nächste,
bis feststeht: Der junge
Mann braucht einen Stamm-
zellen-Spender. Seine bei-
den Brüder, der jüngere wie
der ältere, lassen sich testen.
Das Ergebnis: Der ältere Bru-
der Patric kommt als Spen-
der infrage. „Da ist mir ein Stein vom Herzen gefallen. Die
Chancen, dass einer meiner Brüder passen könnte, standen ja
nur bei 25 Prozent“, sagt der 20-Jährige. Am 22. Juli 2013 ist es
soweit. Dem Bruder wird Blut abgezapft, seine Stammzellen
gewaschen und bestrahlt. Die Prozedur dauert sieben Stunden.
Kurze Zeit später laufen die Stammzellen, die Benjamin retten
sollen, in dessen Adern. „Mein Lebenssaft“, sagt er grinsend
und deutet auf ein Bild, das ihn und den Beutel mit den Stamm-
zellen zeigt – das ist der Tag 0, sein neuer Geburtstag.
Die mehrstündige Prozedur eröffnet dem 20-Jährigen die
Chance auf ein neues Leben – ohne ständige Einnahme von
Schmerzmitteln und anderen Medikamenten, ohne Isolation,
ohne extreme Schutzmaßnahmen, um sich vor Infektionen
zu schützen. Seine Haare beginnen wieder zu wachsen, er
kann wieder einkaufen und essen, was er möchte.
Heute geht es Benjamin „soweit ganz gut“. Sein Körper hat
die Stammzellen gut angenommen. Zweimal pro Woche muss
er sich in die Klinik nach Würzburg begeben, wo seine Blut-
werte überprüft werden. Auch die medikamentöse Behand-
lung gleicht einem Balanceakt: „Einerseits sollen ja meine alten
Zellen unterdrückt, anderseits die neuen Zellen, die ich von
meinem Bruder erhalten habe, nicht wieder abgetötet wer-
„Nach 200 habe ichaufgehört zu zählen.“
Der 20-jährige Benjamin Klauß aus Schneckenlohe im Landkreis Kronach hatLeukämie. Die „Stiftung für krebskranke Kinder Coburg“ unterstützt seine Familie.
Sein Bruder Patric hilft ihm mit einer Stammzellen-Spende.
von Bianca Hennings und Michael Bock
den“, erklärt er und wirft im Gespräch immer wieder medizi-
nische Fachbegriffe in den Raum, die man zwar von einem Pro-
fessor im weißen Kittel, nicht aber von einem 20-Jährigen er-
warten würde. Mutter Tanja merkt an, dass sie aus den Rück-
schlägen, die Benjamin im Verlauf seiner Krankheit hat hin-
nehmen müssen, gelernt hat: „Wir sind vorsichtig optimistisch,
aber wir hüten uns vor allzu euphorischen Prognosen.“
Sie ist dankbar für die Unterstützung der „Stiftung für
krebskranke Kinder Coburg“. „Sie steht uns mit Rat und Tat
zur Seite“, sagt Tanja Klauß. Stiftungsvorsitzender Uwe Ren-
digs erklärt, man betreue derzeit neben der Familie Klauß 30
Familien. „Erkrankt ein Kind an Krebs, verändert sich der All-
tag einer Familie dramatisch“, sagt Rendigs. Die Stiftung un-
terstütze manchmal mit einer monatlichen Geldzuweisung
oder helfe bei Ausgaben, die nicht durch eine Versicherung
oder ähnliches abgedeckt sind. Der Stiftungsvorsitzende be-
tont, dass es auch oft einfach nur darum gehe, den Familien
bei Behördengängen unter die Arme zu greifen. Oder wenn
Kuren abgelehnt werden. Auch hier schalte sich die Stiftung
immer wieder ein. Schließlich verfügten die Mitglieder des
Stiftungsvorstands und des Stiftungsrats über ein vielfältiges
Beziehungsgeflecht. „Unsere Aufgabe ist es, Familien so zu un-
terstützen, dass die Kinder ein lebenswertes Leben haben“,
erklärt Rendigs.
Der Wirkungskreis der Stiftung erstreckt sich von Kronach
über Coburg, Lichtenfels, Haßberge, Hildburghausen und Son-
neberg. Das ist das Einzugsgebiet der ehemaligen Kinderon-
kologie am Klinikum Coburg. Allerdings müssen betroffene
Eltern von sich aus auf die Stiftung zukommen. Erst dann kann
sie helfen. Daneben wird der Stiftungszweck auch durch Un-
terstützung von Forschungsprojekten, die Förderung des Auf-
baus einer Knochenmarkspenderdatei und der ärztlichen
Fortbildung im onkologischen Bereich erfüllt. Um all diesen
Aufgaben gerecht werden zu können, ist die Stiftung auf Spen-
den angewiesen. „Es gibt erfreuliche und traurige Anlässe, an
denen man uns bedenken kann“, zählt Rendigs Geburtstage,
Hochzeiten, Firmenjubiläen oder aber auch Sterbefälle auf.
Der 20-jährige Benjamin Klauß will der Stiftung für krebs-
kranke Kinder in Coburg und ihrem Vorsitzenden Uwe Ren-
digs für deren Hilfe etwas zurückgeben. Im Dezember hat er
eine Tombola beim Weihnachtsmarkt in Schneckenlohe orga-
nisiert. Seine Erkrankung und die damit verbundenen Bela-
stungen für Körper und Seele haben ihn nicht davon abhalten
können. Drei Wochen lang hat er Sachspenden gesammelt und
dabei unzählige Klinken geputzt. Rund 600 Artikel kamen zu-
sammen. Und Benjamin stand am Ende sogar selbst am Stand
und hat fleißig Werbung für die Arbeit der Stiftung gemacht.
Wer die Stiftung unterstützen möchte, kann dies gerne tun.
Bankverbindung: IBAN: DE18 7835 0000 0092 0115 19, Spar-
kasse Coburg-Lichtenfels. �
� www.coburgerkrebskinderstiftung.org
42 � Werte stiften
Keine Frage: Sehr vieles im Zusammenleben in unserer Ge-
sellschaft hat sich rasant verändert – und wird sich weiter ver-
ändern. Neue Lösungsansätze sind gefragt. Denn gleichzeitig
ist auch der Handlungsspielraum in den Haushalten von öf-
fentlicher Hand und sozialen Einrichtungen begrenzt, ja ten-
denziell wird er immer enger.
Bürgerschaftliches Engagement ist daher eine wichtige,
ohne Zweifel sogar eine notwendige Voraussetzung, um die
Zukunft weiter positiv zu gestalten. Vor diesem Hintergrund
haben sich im September 2006 rund 20 Bürgerinnen und Bür-
ger des Landkreises Lichtenfels zusammengefunden. Unter
dem Leitsatz „Die Zukunft stärken mit Herz und Verstand“
gründeten sie die „Bürgerstiftung für Jugend & Familie im
Landkreis Lichtenfels“. Zwei Betätigungsfelder schrieb sich
die Stiftung schwerpunktmäßig auf ihre Fahnen: Vorhaben zu
fördern, die zu besserer Lebensqualität für Jugend und Fami-
lien beitragen und ehrenamtliche Arbeit zu fördern.
Maßnahmen zum ersten Schwerpunkt starteten schon un-
mittelbar nach Gründung. Viele davon sind mehrjährig ange-
legt, um nachhaltige Wirkung zu erzielen. Dazu gehören zum
Beispiel Präventions- und Coaching-Maßnahmen für Jugend-
liche aus sozial schwierigen Verhältnissen.Auch das „Freiwil-
lige Soziale Schuljahr“ findet Jahr für Jahr hervorragende Re-
sonanz. Nach dem Aufbau weiteren Stiftungskapitals konnte
ab September 2011 das zweite Betätigungsfeld mit Leben ge-
füllt werden: „Aktive Bürger – Marktplatz für das Ehrenamt“.
Damit bietet die Bürgerstiftung sozialen- und Bildungsein-
richtungen sowie Initiativen und Verbänden eine Plattform,
ihre Angebote für ehrenamtliches Engagement darzustellen.
Bereits fast 300 ehrenamtlicheHelfer im Einsatz
Die Stiftung sucht weitere Mitmenschen, die Interesse an
einer ehrenamtlichen Mitarbeit haben. Nach gut zwei Jahren
engagieren sich bereits annähernd 300 ehrenamtliche Helfer
in ganz unterschiedlichen Einsatzbereichen wie in Kinder-
gärten als Lesepaten, in Schulen und Kinderhorten bei der Le-
seförderung und Hausaufgabenbetreuung, bei der Betreuung
von Menschen mit Behinderung in Form von spielerischen,
sportlichen und kreativen Freizeitaktivitäten, in der Senio-
renbetreuung als Musiker, Begleiter oder Gesprächspartner,
bei der Betreuung von Flüchtlingen als Sprachtrainer und bei
den umfangreichen Aufgaben der „Lichtenfelser Tafel plus“.
Um jedoch das Niveau auf längere Sicht halten und auch
erkennbare neue Aufgabenfelder bewältigen zu können, ist
die Bürgerstiftung für jede weitere Zuwendung sehr dankbar.
Kontonummer 9 059 957 bei BLZ 783 500 00 Sparkasse Co-
burg - Lichtenfels. �
� www.buergerstiftung-lichtenfels.de
Für Jugend, Familienund Ehrenamt
Bürgerstiftung für Jugend & Familie im Landkreis Lichtenfels
Wolfgang Klatt hält ehrenamtlich die kleinen und großen Spielgeräte im Evang. Kindergarten Burgkunstadt in Schuss. (links) SchlüsselkompetenzLesen: „Aktive Bürger“ üben gezielt mit leseschwächeren Schülern und verhelfen ihnen so zu besseren Erfolgschancen in Schule und Beruf.
Berichte und Kampagnen
Werte stiften � 43
Testierunfähig wegen Schmerztherapie?Allein die theoretische Möglichkeit, durch eine Schmerztherapie geistig beeinträchtigtzu sein und die Bedeutung seiner Willenserklärung nicht mehr erkennen zu können,
macht ein Testament nicht unwirksam
von Rechtsanwältin Melanie Scharf
Der Erblasser setzte in seinem handschriftlichen Testament
seine Schwester zur Alleinerbin ein. Zu diesem Zeitpunkt un-
terzog er sich, wegen einer schweren Darmkrebsoperation,
einer palliativen Chemotherapie und einer medikamentösen
Schmerztherapie. Nach seinem Tod wendet sich der Bruder
des Erblassers gegen die Ausstellung des Erbscheins für die
Schwester. Auf Grund der Behandlung des Erblassers mit
Schmerzmitteln zur Zeit der Testamentserrichtung, zweifelt
er an dessen Testierfähigkeit.
Die Behandlung beeinträchtigt die Testierfähigkeit dann,
wenn der Erblasser durch die starken Schmerzmittel eine Be-
wusstseinsstörung erleidet. Er wäre dadurch nicht mehr in
der Lage, die Bedeutung seiner abgegebenen Willenserklärung
zu erkennen und nach dieser Einsicht zu handeln. Das war
hier nicht gegeben, legten die behandelnden Ärzte in einer
Stellungnahme dar. Der Erblasser habe sich zwar in einem re-
duzierten Allgemeinzustand befunden, sei aber zu Ort, Person
und Zeit orientiert gewesen.
Konkrete Anhaltspunkte, dass der Erblasser zum Zeitpunkt
der Testamentserrichtung nicht im Vollbesitz seiner geistigen
Kräfte war und die Bedeutung seiner letztwilligen Verfügung
nicht erkennen konnte, waren für das Gericht nicht ersicht-
lich und wurden vom Bruder auch nicht vorgetragen. Da al-
lein die theoretische Möglichkeit einer Beeinträchtigung
durch die Schmerzmittel nicht genügt, lehnte es das Gericht
ab ein Sachverständigengutachten über die Testierfähigkeit
des Erblassers einzuholen und gab der Schwester Recht.
Tipp des Rechtsexperten:
„Grundsätzlich gilt jeder Erblasser so lange als testierfähig, bis
die Testierunfähigkeit zur Gewissheit des Gerichts nachge-
wiesen ist. Um Streitigkeiten vor den Gerichten zu vermei-
den, ist es empfehlenswert, rechtzeitig, also in gesunden
Tagen, die Vermögensnachfolge zu regeln und nicht bis zum
Ausbruch einer schweren Krankheit zu warten. Die Frage der
Testierfähigkeit stellt sich dann erst gar nicht und so wird der
Streit vermieden“, so Jan Bittler, Fachanwalt für Erbrecht und
Geschäftsführer der DVEV.
Fundstelle: OLG Brandenburg, Beschluss vom 13.1.2014
(3 W 49/13, BeckRS 2014, 01723). �
� www.dvev.de
Rechtstipp
Die Deutsche Vereinigung
für Erbrechts- und Vermö-
gensfragen setzt sich für die
Information und qualifi-
zierte Beratung in Erbrechts
und Vermögensfragen ein.
Engagierte, fachkundige Be-
rater helfen Privatleuten,
Selbständigen und Unter-
nehmern die Vermögens-
nachfolge so zu regeln, dass
Firmen- und Familienver-
mögen erhalten, der Frieden
unter den Hinterbliebenen
gesichert und alle fallbezo-
genen Steuervorteile ge-
nutzt werden. �
DT Deutsche Stiftungstreuhand AGAlexanderstraße 2690762 FürthTelefon (0911) 740 76 80Telefax (0911) 740 76 86info@stiftungstreuhand.comwww.stiftungstreuhand.com
Ihr Partner für Stiftungsberatung und -verwaltung
Wir begleiten Privatpersonen, Unternehmen, Sparkassenund Banken, Kommunen und gemeinnützige Einrichtungenbei der Realisierung ihrer Stiftungsidee.
Die Verwaltung zahlreicher Stiftungen im Auftrag vonSparkassen, Kommunen und gemeinnützigen Einrichtungenzeugt von unserer Kompetenz.
Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Gesprächstermin.
Recommended