Offen hinter Mauern€¦ · an, obwohl sie sich viel kompli-ziertergestaltenalsgedacht. Wie wird...

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Fühlt sich in Frankfurt „absolut integriert“: Lorenzo Bini Smaghi. ALEX KRAUS

F2 THEMA DES TAGES Frankfurter Rundschau Donnerstag, 10. März 2011 67. Jahrgang Nr. 58 SB/R1/S Donnerstag, 10. März 2011 67. Jahrgang Nr. 58 SB/R1/S Frankfurter Rundschau THEMA DES TAGES F3

Herr Bini Smaghi, hätten Sie er-wartet, dass der Bauprozess fürdas neue Domizil der Europäi-schen Zentralbank in Frankfurtso schwierig sein würde?Nein, das hätte ich nicht erwartet(lacht). Wir hatten von Anfang andas Budget von 500 Millionen Eu-ro einzuhalten. Und wir sind wei-terhin entschlossen, das zu tun.Ein Teil des Problems ist, dass dieEuropäische Zentralbank eine öf-fentliche Institution ist.

…was den gesamten Prozesslang und schwierig macht.Ja, und der Prozess ist auch ausgutem Grund nicht besonders fle-xibel. Wir verfügen über verschie-dene interne wie auch externeEbenen von Controlling undRechnungsprüfung. Daher mussalles sehr präzise sein.

Haben Sie jemals daran gedacht,die ganze Sache aufzugeben?Bis uns die Angebote der erneu-ten Ausschreibung vorlagen, wa-ren wir fest entschlossen, nurdann zu bauen, wenn das Budgeteingehalten wird. Wir haben im-mer gesagt, dass wir den Start-schuss für das Projekt nur geben,wenn die Ergebnisse der Aus-schreibung innerhalb unseresBudgets liegen.

Hatten Sie erwartet, dass es soschwierig sein würde, einen Ge-neralunternehmer zu finden?Nein. Die Angelegenheit gestalte-te sich aus zwei Gründen schwie-riger als erwartet: Erstens verän-derte sich damals die Strukturder Bauindustrie insbesondere inDeutschland aber auch in ganzEuropa, Generalunternehmerspielten eine immer geringereRolle, wodurch weniger Wettbe-werb herrschte. Zweitens fiel un-sere Ausschreibung genau aufden Zenit des weltweiten Boomsvor der Krise, der die Preise fürdie wichtigsten Baumaterialienin die Höhe trieb. Die Baupreisewaren so hoch wie noch nie zu-vor.

Und das war nicht voraussehbar?Der Boom von 2007 und die Ver-änderungen des Marktes warennicht vorauszusehen. Viele großeBauvorhaben in Deutschland be-kamen damals Probleme – den-ken Sie etwa an den neuen Flug-hafen in Berlin.

Wir glauben nicht, dass es mög-lich sein wird, den Rahmen von500 Millionen einzuhalten.Wir sind der europäischen Bevöl-kerung gegenüber verantwortlichund konnten bei der ersten Rundeder neuen Ausschreibungsstrate-gie Einsparungen erzielen.

Es ist unmöglich, den Ansatzfür die Gesamtkosten zu erhö-hen?Nein, das das Budget ist fix undbasiert auf den konstanten Prei-sen von 2005. Wir sind innerhalbdes Budgets. Aber die 500 Millio-nen Euro, das möchte ich beto-nen, beziehen sich nur auf denBau und umfassen keine Compu-ter und so weiter.

Die Experten sagen, wenn Sienicht mehr Geld ausgeben kön-nen, müssen Sie die Baupläneändern.Nun, tatsächlich haben wir bereits

eine Reihe von Optimierungenvorgenommen. Um Geld einzu-sparen, haben wir einfachere Lö-sungen für komplizierte Problemegefunden.

Welche?Oh, da könnte ich viele Beispieleaufführen. So haben wir etwa dieÖffnungsart der Fenster verän-dert. Und einige Lichtausstattun-gen modifiziert. Das ist aber beijedem Bauprojekt in der Pla-nungs- und Bauphase ein norma-ler Vorgang. In den Verhandlun-gen mit den Baufirmen wurdenbeispielsweise alternative Lösun-gen der Firmen diskutiert und an-genommen, wenn sie geeignetwaren.

Aber Sie werden keine Verände-rungen am architektonischenEntwurf vornehmen?Nein. Der Entwurf und die Plänebleiben unverändert.

Sie haben sich von dem Bauun-

OffenhinterMauernLorenzo Bini Smaghispricht erstmals überChancen undSchwierigkeiten beim Bauder neuen EZB

ternehmen Baresel getrennt, dasfür den Rohbau des Hochhauseszuständig war. Warum?Nun, wir haben eine Überein-kunft mit der Firma getroffen. Wirwaren uns einig, dass es besserwar, sich zu trennen, wenn dasBudget und der Zeitplan eingehal-ten werden sollten.

Es ging also um die Bauzeit unddie Qualität?Die Frist und der Zeitplan warensehr wichtig. Der Turm muss bisEnde 2013 fertig gebaut sein,2014 wollen wir dann umziehen.

Und die Qualität?Wie eben bereits gesagt, war derZeitplan sehr wichtig, da wir der-zeit in drei unterschiedlichen Ge-bäuden untergebracht sind und

hierfür Miete zahlen. Wenn dieBauarbeiten also nicht rechtzeitigabgeschlossen werden, müssenwir die Mietverträge verlängern.

Sie sind also ein Opfer von Pro-zessen, die Sie nicht beeinflussenkönnen.Nun, wenn ich ein unabhängigerUnternehmer gewesen wäre, hätteich ganz anders handeln können,da dann das Controlling und dieRechnungsprüfung weniger auf-wendig wären. Aber wir sind nuneinmal eine öffentliche Institution.

Die Kritiker sagen, der Prozesswurde nicht gut gemanagt.Ich weiß nicht, wie Sie zu diesemUrteil gelangen. Vielleicht könnteman sagen, dass zuviel gemanagtwurde, zuviel Kontrolle ausgeübtwurde. Aber da wir mit öffentli-chem Geld umgehen, müssen wirstrikt sein; diese Kontrolle gehörteinfach zu dem Wesen unserer In-stitution. Einige Bauunterneh-men scheinen informelleres Ar-beiten gewöhnt zu sein. Anderenliegt es eher, mit Problemen um-zugehen. So stimmten die Bauplä-ne der Großmarkthalle zum Bei-spiel überhaupt nicht mit dem tat-sächlichen Gebäude überein.Aber die Arbeiten an der Groß-markthalle kommen sehr gut vor-an, obwohl sie sich viel kompli-zierter gestalten als gedacht.

Wie wird sich die EZB künftig inFrankfurt präsentieren? Derheutige EZB-Turm am Willy-Brandt-Platz macht den An-schein einer Festung mit Sperrenaus schweren Steinen.Ich glaube, die EZB wird sich sehroffen präsentieren. Wir haben imOstend künftig nur natürlicheHindernisse mit Gräben und Alli-gatoren darin (lacht).

Wird es elektronische Sperrengeben?Nein. Wir werden zwar Mauernhaben, diese wird man aber nichtsehen, da sie in die Landschaft in-tegriert sind, in Gräben oder hin-ter Hügeln. Ganz wichtig ist, dassdas Flussufer für die Menschenzugänglich bleibt. Das Ostendwird sich in der Folge sehr gut ent-wickeln.

Sind die Mitarbeiter der EZB in-tegriert in der Stadt?Haben Sie das Gefühl, dass esnicht so ist? Ich fühle mich abso-lut integriert. Ich lebe im West-end. Meine Kinder gehen hier zurSchule. Und viele von unserenMitarbeitern wohnen in derStadt. Es ist allerdings heute nichtmehr so einfach, in Frankfurt eineWohnung zu finden wie noch vordrei Jahren. Außerdem bedauereich sehr, dass der Turmpalast, indem Filme in Originalversion zusehen waren, geschlossen wurde.Einen Film wie „The King’sSpeech“, der jüngst mit dem Os-car ausgezeichnet wurde, denmuss man sich einfach im Origi-nal ansehen!

Was machen Sie nach 2013?Meine Amtszeit beträgt acht Jahreund endet im Mai 2013. Sie kannnicht verlängert werden. Ich wer-de mich dann wohl nach einemneuen Job umsehen (lacht).

Interview: Claudia Michels undClaus-Jürgen Göpfert

ZUR PERSON

Lorenzo Bini Smaghi ist 54 Jahre altund seit Juni 2005 Mitglied des Direkto-riums der Europäischen Zentralbank.Er ist für den Neubau der europäischenWährungshüter im Frankfurter Ostend,auf dem Gelände der früheren Groß-markthalle, zuständig.

Der gebürtige Florentiner arbeitete zu-vor unter anderem bei der Banca d’Ita-lia. Im Interview mit der FR äußert ersich zu den vielen Problemen beim neu-en Domizil der EZB. jg

Wandel war immerMuseum bewahrt das Ostend von gestern und heute – mit Hilfe der Bank

Von Claudia Michels

Die Eurobanker kommen erst,Katja Weber ist schon da. In

Röckchen und Stiefeln sitzt sie amOsthafenplatz in einem rot-weißgestreiften Bauwagen und lässtOstendler eintreten. So alle halbeStunde klopft es bei der Mitarbei-terin des Historischen Museums,man bringt ihr Mappen oder Al-ben, nennt ihr Namen, tischt ihrErinnerungen auf. Manchmalklopft aber auch nur der Wind,der vom Großmarktgelände dieStaubfahnen vorbeipeitscht unddie Brötchentüten der Angestell-ten tanzen lässt.

Das Projekt nennt sich „Stadt-labor unterwegs“ und es gehört zuden Initiativen, die die EZB (mit5000 Euro) unterstützt. Am Ende,am 30. April, wird in einer Büro-etage im Kontorhaus an der Lind-leystraße eine Ausstellung stehen.Manch Überbleibsel der Groß-markthalle wird da zu sehen sein:Dreh-Lichtschalter, bröckeligeSteine, verworfene Umbau-Mo-delle und der verblichene Hinweisauf die „Kaffeebrücke“.

Die Soziologin Weber „will dasOstend unter dem Blickwinkel derGentrifizierung ansehen“. Wäh-

rend ringsum tausende Quadrat-meter Land (für die neue Main-brücke) kahlgeschlagen wurdenund die Erdhügel (für neue Häu-ser und Straßen) wachsen, ver-sucht sie rauszufinden: „Wer wirdhier verdrängt und wer kommt?“Der Stand der Wahrheitsfindung:Verschwunden sind nach der In-dustrie die Künstler, auch die

Kneipen, nach den Agenturen wo-möglich die Dienstleister. Dasgeht im Ostend seit 100 Jahren so.Aber die Aufbruchstimmung, diebringt dieser laute, unnahbareStadtteil immer wieder hervor.

All die Leute, die mit diesemStadtteil leben, die FotografinStefanie Kösling stellt sie fürsStadtlabor vor die Kamera. Es gibtden Investor Ardi Goldman undden Hafenarbeiter bei Thyssen,man wird Petra Eggert vom Caféam Ostbahnhof sehen, wie denweißbärtigen Obdachlosen ausdem Ostpark. Michael Spangen-berg aus dem BMX-Laden stehtdann in der Ausstellung ebensofür das Ostend wie der Hindu-Priester aus der Pagode.

„Das Engagement der Leute“,sagt Katja Weber, „bestimmt dieInhalte.“ Beinahe droht ihr dasAngebot von allen Seiten über denKopf zu wachsen. Das Ostend derBetriebe, das jüdische Ostend, dasOstend des Hafens… Und wäh-rend sie da so eintaucht, wird derSammlerin vor der Zukunft einbisschen bange. Wandel war im-mer, aber was, wenn erst die Bankda ist und die Mieten steigen?

Mehr darüber in dem Blogstadtlabor-unterwegs.de

Außenstelle des HistorischenMuseums: Stadtlabor. BOECKHELER

Fluglärm ist eine ziemlichüble Sache. Jeder, der da-

runter leidet – und das sind imRhein-Main-Ballungsraum sehrviele Menschen – kann es bestä-tigen: Er nervt, raubt einem denSchlaf, macht einen krank.

Die Fluglärmkommissionhatte die undankbare Aufgabezu überlegen, wie die nach demFlughafenausbau zu erwarten-de Mehrbelastung demokratischzu verteilen ist. Da gibt es einer-seits die Kommunen in den Krei-sen Groß-Gerau und Main-Tau-nus, die ohnehin schon stark be-lastet sind. Und da gibt es ande-rerseits diejenigen, die weiterweg vom Airport liegen – etwaim idyllischen Rheinhessen undLandkreis Mainz-Bingen, diebislang relativ wenig unter Flug-lärm leiden mussten. Genau die-se bekommen nun, falls dieFlugsicherungsgremien die vonder Kommission gewollte Süd-umfliegung genehmigen, denFluglärm stärker ab.

Rheinland-Pfalz, so viel istjetzt schon klar, wird einer derVerlierer sein, wenn die neueNordwestlandebahn im Herbst

Verteilter FluglärmLEITARTIKEL

eröffnet wird. Hessens Nachbar-land ist aber kein großer Verlie-rer – denn die großen Verlierersitzen weiter in der unmittelbaran den Airport angrenzendenRegion. Man sollte nie verges-sen, wie sehr sich die Zahl derStarts und Landungen nach demAusbau erhöhen wird. DassFlugrouten verschoben werdenoder Maschinen ihre Landean-flüge künftig auf andere Weise –angeblich leiser – vornehmen,wird daran nicht viel ändern.

Umzug der Europäischen Zentralbank Rausschmiss des Generalunternehmers, knappes Budget, enger Zeitplan – nach vielen Hindernissen soll der Neubau bis 2013 fertig sein.

FRANK SCHUSTER

Die großen Verlierer des Flug-hafenausbaus bleiben die un-mittelbar an den Airport an-

grenzenden Kommunen.

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