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Pädagogische Zielvorstellungen Pädagogisch relevantes Handeln ist auf Zielvorstellungen angewiesen.
Notwendigkeit von Erziehungszielenist anthropologisch und soziokulturell begründet:
Als Folge
der Instinktreduktion
der unzulänglichen angeborenen Verhaltensmechanismen
geistbedingten Weltoffenheit
Erziehungsziele sind geschichtliche Phänomene.
Definition pädagogischer Zielvorstellungen
Werte und Normen
Werte Wertschätungen: Auffassungen über das Vorziehenswerte und wünschenswerte,
Kriterien für Entscheidungen und Zielsetzungen
Normen Werte mit verbindlichem, durch Sanktionen gesicherten Sollenscharakter.
Ideen, Ideale, Utopien
z.T. synomym zu Leitbildern.
Ideen: Leitbilder
Ideale: vorbildhafte, wünschens- und erstrebenswerte Musterbilder höchst vollkommener
Persönlichkeitszüge, die in der Wirklichkeit durch Menschen nur annähernd realisiert sind.
Utopien (griech. Ohne Ort): noch nirgendwo verwirklichte Konzeptionen idealer Ordnung.
Definition des Terminus „Erziehungsziel“
Es werden vielfach auch andere Termini verwendet, Klafki benutzte Pädagogische Ziele
Erziehungsziele
Ziel: Mit Absicht intendierter Zweck. Brezinka:
Als Erziehungsziel wird eine Norm bezeichnet
Norm hat doppelten Inhalt
o Ideal für Educanden
o Vorschrift für Erzieher
Unter einem Erziehungsziel wird eine Norm verstanden, die eine für den Educanden als Ideal
gesetzte psychische Disposition beschreibt und vom Erzieher fordert, er solle so handlen, daß
der Educand befähigt wird, dieses Ideal so weit wie möglich zu verwirklichen.
Klafki: Betonung der Notwendigkeit ideologiekritischer Untersuchungen.
Lernziele und Lehrziele
Curriculumsdiskussion, Etablierung von Lernziel statt Erziehungsziel. Forderung nach
Operationalisierbarkeit!
Bildungsziele und Bildungsideale
Bildungsziele: Maßgaben für die transitive, funktionalistische Bildung, die angemessener als
Lehr- bzw. Unterrichtsziele bezeichnet werden.
Bildungsideale: ideal überhöhte pädagogische Leitvorstellungen der reflexiven, emphatischen
Bildung
Begriffselemente
Das seelische Gestaltetsein
Als Mustergültiges, vollkommenes Hoch- und Endziel
In inhaltlich gefüllter Bildhaftigkeit dem Zögling oder Erzieher oder beiden in der
Erziehung wegweisend vor Augen steht
Jedoch nur in der Vorstellung vorhanden ist.
Klassifizierungsmöglichkeiten der Erziehungsziele
Nach der Rangordnung
Nach den lebensgeschichtlichen Zeitspannen, die für die Zielerreichung jeweils
erforderlich sind (Nahziele, Zwischenziele, Fernziele, Endziele)
Nach den historischen Zeiträumen, auf die der Gültigkeitsanspruch der
Erziehungsziele bezogen ist
Nach den für die verschiednen Kulturbereiche erforderlichen pädagogischen
Zielvorstellungen
Nach den von der behavioristischen Lernpsychologie erstellten Taxonomien von
Lernzielen
Nach dem Komplexitäts- und Abstraktions- bzw. Konkretisierungsniveau der Lern-
und Lehrzielformulierungen
Aufgaben und Funktionen von Erziehungszielen Orientierung und Motivierung der intentionalen Erziehung durch pädagogische Leitideen und
–vorstellungen, aber auch deren vernünftige Legitimierung und verantwortliche Realisierung.
Zur Legitimation von Erziehungszielen
Legitimationsproblematik
In geschlossenen Gesellschaften werden tradierte Werte anerkannt, in pluralistischen ist das
anders.
Für eine freiheitliche, an Mündigkeit interessierte Pädagogik stellt sich die entscheidende
Frag: Wie können normative Ansprüche so vermittelt werden, dass ihr verbindlicher
Anspruch zur Geltung kommt, ohne gegen das Regulativ der Selbstbestimmung zu verstoßen?
Das geht nur, wenn Normen diskussionsfähig und vermittelbar sind.
Legitimationskonzepte
3 typische Verfahrenskonzepte
Normative Legitimation
Von den obersten religiösen und politischen Grundüberzeugungen, die als vorpädagogische
Grundnormen geglaubt werden, werden alle untergeordneten Teilziele deduziert und
legitimiert.
oberste Ausgangsnormen sind vage und vieldeutig formuliert, lassen also unterschiedliche
Auslegungen zu, Deduktionen bringen keine neuen Erkenntnisse.
Unwissenschaftlich.
Verfahrenslegitimation
Stützt sich unter Verzicht auf nicht erreichbare, allgemeinverbindliche inhaltliche
Begründung und Rechtfertigung der soziokulturellen und pädagogischen Normen und
Zielsetzungen auf formal geregelte und mehrheitlich anerkannte Beratung- und
Entscheidungsverfahren. In Deutschland werden Lehr und Lernziele in den
Landesparlamenten beschlossen. Kritischer Punkt: Weimarer Republik: Inhaltlich
problematisch trotz Verfahrenslegitimation.
Diskursive Legitimation
[Habermas]
Ablehnung der Normativen wie der Verfahrenslegitimation, jedoch für inhaltliche
Legitimation von Normen und Zielsetzungen, die er für humane und demokratische
Gesellschaft für notwendig hält. DISKURSIV, also durch argumentatives Überzeugen.
Erreichung utopisch, doch Ziel: so nahe wie möglich herankommen.
Da der freiheitliche Diskurs häufig nicht so lange geführt werden kann, bis ein allgemeiner
Konsens erreicht wird, muss dann „Schluss der Debatte“ gefordert werden und durch
Abstimmung ein für alle Beteiligten mehr oder minder akzeptabler Kompromiss erreicht
werden.
Kombination der Legitimationskonzepte
Kein Verfahren ist völlig zureichend oder falsch Forderung nach Kombination.
Frankena: Die Tatsache, dass wir eigenständige Werturteile nicht streng beweisen können,
bedeutet nicht, dass wir sie nicht auf rationale Weise rechtfertigen können.
Basis: Menschenrechte, Grundwerte, Grundrechte.
Reflexionsstufen und Bearbeitungsweisen pädagogischer Ziele
Praxisimmanente Erziehungsziele vormoderner Lebensformen
Zunächst keine implizite Reflexion über Erziehungsverhalten, sondern historisch-sozial
bedingt.
Explizite Erziehungsziele weltanschauungsgebundener und unmittelbar praxisbezogener Erziehungslehren.
Erziehungslehren werden konzipiert
wenn die herkömmliche, unreflektierte Erziehung infolge komplizierter Lebens- und
Erziehungsverhältnisse fragwürdig wird und sich als unzulänglich erweist
wenn es um die Erziehung und ihre Ziele zu Kontroversen kommt, die nach
gedanklichen Klärungen und Auflösungen verlangen
wenn die Ausbildung für Erzieherberufe reflektierte Erziehungslehren notwendig
werden lässt, sei es als entsprechende Publikation, sei es in eigenen Institutionen
Wichtige Merkmale von Erziehungslehren
die normative Weltanschauungsgebundenheit
der unmittelbare und konkrete Praxisbezug
das (im strengen Sinne) noch „vorwissenschaftliche“ Vorgehen.
Comenius Mensch soll als Ebenbild Gottes dessen Volkommenheit nacheifern.
Francke:
Pietistischer Theologe: Durch Sündenfall verdorbener Mensch soll aus Dank für die Gnade
Gottes an der von Gott gewollten Weltordnung mitwirken.
Forschungsansätze der Erziehungswissenschaft
In der geisteswissenschaftlich-hermeneutischen Pädagogik (und ihre Lehrplantheorie)
W. Dilthey hat als Vertreter des Historismus jede Pädagogik als rückständig erklärt, die für
alle Zeiten und Orte allgemeingültige Ziele und Erziehung konzipiert.
Lehrplan als das Produkt des Ringens geistiger und gesellschaftlicher Kräfte.
Vorgebrachte Kritik an der Lehrplantheorie:
primär traditionell, weniger aktuell und innovativ orientiert, d.h. Überbetonung der
bewahrenden Faktoren, Vernachlässigung der verändernden Momente
vage, teils leerformelhafe Aussagen, die keine eindeutige Bestimmung noch
eindeutige Kontrolle zuließen.
Undemokratische Ursprünge
Keine Einbeziehung ideologiekritischer Fragestellungen
In der empirisch-analytischen Erziehungswissenschaft (und ihrer Curriculumtheorie)
Kritischer Rationalismus Erziehungswissenschaft als rein deskriptive
Erfahrungswissenschaft. (Brezinka) Übernahme der Curriculumtheorie aus den USA.
Curriculum hat umfassendere Bedeutung als Lehrplan, betrifft die ganze Lernkultur.
Konstruktion der Curricula
Grundsätzliche Reflexionen über Bildung als Bewältigung der gegenwärtig
bedeutsamen Lebenssituation
Ableitung von Qualifikationen aus Lebenssituationen.
Operationalisierbarkeit der Lernziele
Auswählen von Lerninhalten, Lehrstrategien und Unterrichtsmedien
Bildungspolitische Entscheidungen
Evaluation der Curricula in der Schulpraxis durch Erprobung, Kontrolle und
Beurteilung
Implementation der Curricula
Revision der Curricula
Einführung der offenen Curricula.
In der emanzipatorisch-ideologiekritischen Erziehungswissenschaft
Klafki / Giesecke
kritisch innovieren, integration dysfunktionaler Elemente, um Konfliktaustragung zu
schulen
enge Verschränkug von Gesellschaft und Erziehung, Politik, und Pädagogik
Demokratie, mündige Subjekte
Entlarvung der Ideologien andersdenkender
Emanzipation als oberstes Prinzip und Regulativ.
Parteiergreifendes Beschäftigen mit pädagogischen Zielfragen
Kritische Einwände gegen die Ideologiekritik:
sie darf sich nicht mit bloßen Verdächtigungen begnügen
Sie ist nicht nur gegenüber andersdenkenden, sondern auch gegenüber den eigenen
Ideologien angebracht.
Sie muss als Forschunsverfahren methodologisch in Richtung auf mehr Validität,
Reliabilität und Objektivität verbessert werden.
In der umfassenden, mehrdimensionalen Erziehungswissenschaft, die hermeneutisches, empirisches, ideolgiekritisches und diskursethisches Vorgehen verbindet
Klafki
1. Aufklärung über die geschichtlichen Voraussetzungen und Implikationen der
pädagogischen Zielsetzungen und deren Überprüfung
2. Ideologiekritische Untersuchungen des den pädagogischen Zielvorstellungen
innewohnenden und unreflektierten, durch gesellschaftsspezifische Interessen
bestimmter Gruppen bedingten falschen Bewusstseins , das es zu entlarven gilt
3. Empirische und logische Analysen
4. Überprüfung, ob in pädagogischen Zielsetzungen realitätsbezogene Annahmen
stecken.
5. Infragestellung
6. Auslotung der Bedingungen, die für die Konsensfindung vonnöten sind
7. Gewährleistung der erzieherischen Motivations- und orientierungshilfen.
Gefahren pädagogischer Zielsetzungen
Gefahren, die mit Erziehungszielen generell verbunden sind
1. Gefahr, dass das Dilemma zwischen Selbstbestimmung und Fremdbestimmung
einseitig gelöst wird, was misslingen muss
2. Traditionell fixierte Erziehungsziele ebenso wie idealistisch festlegende Leitbilder
gefährden die historische und biographische Offenheit und
Weiterentwicklungsmöglichkeit
3. Erziehungsziele sollen sprachlich weder unverständlich noch zu vage ausgedrückt
werden, da die pädagogischen Zielvorstellungen sonst ihre zentralen Aufgaben,
nämlich das konkrete erzieherische Handeln zu orientieren, zu regulieren und zu
kontrollieren, nicht erfüllen können.
4. Illusionär-utopische Erziehungsziele verstellen den Blick für eine
realitätsentsprechende Pädagogik und haben für die Educanden destruktive Folgen
5. Bei weltanschaulich-dogmatisch verankerten, ideologisch verzerrten und geprägten
pädagogischen Zielvorstellungen tendiert und pervertiert Erziehung zu parteilicher
Indoktrination und Manipulation
Probleme mit Erziehungszielen in offenen und geschlossenen Gesellschaften
Geschlossene Gesellschaften einfacher, vormoderner Kulturen
kooperatives und gelingendes Zusammenleben ist das Ziel, keine verbindlichen
Erziehungsziele sondern beiläufige Gewöhnung der jungen Generation.
Offene Gesellschaften
Komplexe Erziehungsziele, v.a. in spätmodernen Kulturen
Kontroverse Diskussionen, Ziele bedürfen der ständigen Rechtfertigung.
Brezinka verwirft die argumentative und diskursive Begründung und plädiert für eine
neokonservative, praktische Pädagogik.
Offene Gesellschaften müssen auf einer gemeinsamen ethischen Basis aufbauen.
Beispiele für oberste pädagogische Zielvorstellungen und Zielformeln Emanzipation | Mündigkeit | Bildung
Regulative Ideen, Richtmaße, an denen Denken und Handeln zu orientieren ist.
Emanzipation als Erziehungsziel
Befreiungsprozesse
Wissenschaften sind nicht interessenlos!
Habermas unterscheidet
Technologisches Interesse
Praktisches Interesse (für gutes, gesittetes Zusammenleben der Menschen)
Emanzipatorisches Interesse der kritischen Sozialwissenschaften
Emanzipation ist politisch und pädagogisch
Klafki konzipierte die Erziehungswissenschaft als kritische Erziehungstheorie
Und diese als kritisch-konstruktive Erziehungswissenschaft weitergeführt.
Auch Giesecke gehört zu den Vertretern kritisch-emanzipatorischer Pädagogik, er ist jedoch
weniger an utopischen, als an wirklichkeitsnahen Emanzipationszielen interessiert.
Kritisch-emanzipatorische Erziehung darf nicht nur als Verzicht auf alle Bindungen und
Befreiung von ihnen verstanden werden, sondern soll, anthropologisch erforderliche, rational
reflektierte und autonom akzeptierte Verbundenheit und Verbindlichkeit anstreben.
Eine an der Leitvorstellung Emanzipation orientierte Erziehung erfordert mehr als eine
einseitige Erziehung zur Kritik und zum antiautoritären Widerstand, nämlich auch eine
Erziehung zur kritisch reflektierten und aus eigener Einsicht akzeptierten, förderlichen
Autorität, die als pädagogische Autorität an ihrer Selbstaufhebung interessiert ist.
Mündigkeit als Erziehungsziel
Ziel: Überwindung der Unzulänglichkeiten und Fehldeutungen der pädagogischen Zielformel
„Emanzipation“
W. Böhm: Mündigkeit ist die Fähigkeit, sittliche und soziale Normen und deren
Verbindlichkeit unabhängig von äußeren Bestimmungsgründen zu erkennen und
anzuerkennen und entsprechend eigenverantwortlich zu handeln.
Juristisch: Rechtsfähigkeit.
Biographisch: Mündigkeit als Mündigwerden und Mündigbleiben.
Bildung als Erziehungsziel
Th. Litt: Bildung ist die Verfassung des Menschen, die ihn in den Stand setzt, sich selbst als
auch seine Beziehungen zur Welt in Ordnung zu bringen.
Klafki ist ein großer Freund der „Bildung“
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