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Titel RL Altenpflege 11 28.09.2011 11:38 Uhr Seite 1 C M Y CM MY CY CMY K
Rahmenlehrplanfür die schulische und betriebliche Ausbildung
Fachkraft Altenpflege
Hessisches Sozialministerium
Titel RL Altenpflege 11 19.09.2011 17:34 Uhr Seite 2 C M Y CM MY CY CMY K
Impressum
Herausgeber: Hessisches SozialministeriumReferat ÖffentlichkeitsarbeitDostojewskistraße 465187 Wiesbadenwww.sozialministerium.hessen.de
Verantwortlich: Susanne Andriessens
Inhaltliche Gestaltung: Kommission „Rahmenlehrplan Altenpflege“Dr. Marie-Luise Marx, Nikole Benthin, Hildegard Kiefer
Fachberatung/Redaktion: INBAS GmbH: I.Kinsberger, Dr. M. Hörmann, T. BickelProf. Dr. W. Vollstädt
Titelgestaltung: Herbert Ujma (unter Verwendung des Motivsaus der „Hessischen Pflegeoffensive“,gestaltet von der Werbeagentur Gänsler & Partner)
Stand: Mai 2009 / 2. Auflage Oktober 2011
Druck: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
81
Wingchen, Jürgen (1999): Lerntechniken für Pflegeberufe.Hagen.
Wittneben, Karin (1991): Pflegekonzepte in der Weiterbildung zur Pflegelehrkraft. Über die Voraussetzungen und Perspektiven einer kritisch-konstruktiven Didaktik der Krankenpflege. Frankfurt am Main.
Wittneben, Karin (2003a): Handlungsfelder – Lernfelder – Bildungsinhalte. In: PflegePädagogik, Pr-Internet, Nr. 4, S. 124–136. Hungen.
Wittneben, Karin (2003b): Pflegekonzepte in der Weiterbildung für Pflegelehrerinnen und Pflegelehrer. Leitlinien einer kritisch-konstruktiven Pflegelernfelddidaktik. 5. Aufl. Frankfurt am Main.
Wittneben, Karin (2004): Pflege als Bildungsprozess. Vortrag auf Fachtagung „Pflege bildet“ des Evangelischen Bildungszentrum für Pflegeberufe. Stuttgart. Online im Internet: http://www.ebz-pflege.de/Acrobat/Wittneben---Pflege_als_Bildungsprozess.pdf [Stand: 2008-11-25].
Wohlfender, Doris (2000): Langfristige Berufszufriedenheit in der direkten Pflege. In: Pflege 2000, Nr. 13, S. 389–395. Bern.
Wolff, Karl (1996): Handlungsorientierter Unterricht. In: Schaube, Werner (Hg.): Handlungsorientierung für Praktiker. Ein Unterrichtskonzept macht Schule. Darmstadt.
Zeiser, Michael (2006): Tätigkeitsnachweis und Beurteilungsheft für die Altenpflegeausbildung. Nach bundeseinheitlichen Rahmenrichtlinien (Lernmaterialien) Bildungsverlag Eins; Auflage: 4. Auflage.
Zenneck, Hans-Udo (Hrsg.) (2006): Altenpflege in Lernfeldern – Rechtliche Rahmenbedingungen und Berufskunde. Hamburg.
Zeitschriften:
Forum Ausbildung - Zeitschrift für die praktische Ausbildung in Gesundheitsberufen, Heft 08 und 11/2007. Brake.
Mensdorf, Birte (2009): Schritt für Schritt zur Handlungssicherheit. Sonderausgabe der 14teiligen Beitragsserie in der Pflegezeitschrift. (nur online zu bestellen unter: http://www.pflegezeitschrift.de/ )
Unterricht Pflege Ausgabe 4/2004: Lernen lernen. Brake.
Unterricht Pflege Ausgabe 4/2003: Ausbildungsbegleitung. Brake.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort ............................................................................................................................. 2
Einleitung .......................................................................................................................... 4
Zum Umgang mit dem Rahmenlehrplan ......................................................................... 9
Rahmenlehrplan für die Altenpflegeausbildung .......................................................... 11
Übersicht über die Lernbereiche ....................................................................................... 11
Lernbereich 1: Aufgaben und Konzepte in der Altenpflege – Übersicht .......................... 12
Kernkompetenzen im Lernbereich 1: Aufgaben und Konzepte in der Altenpflege .......... 13
Lernfeld 1.1 Theoretische Grundlagen in das altenpflegerische Handeln einbeziehen .. 14
Lernfeld 1.2 Pflege alter Menschen planen, durchführen, dokumentieren und evaluieren .................................................................................................. 16
Lernfeld 1.3 Alte Menschen personen- und situationsbezogen pflegen ......................... 18
Lernfeld 1.4 Anleiten, beraten und Gespräche führen .................................................... 43
Lernfeld 1.5 Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie mitwirken ......................... 46
Lernbereich 2: Unterstützung alter Menschen bei der Lebensgestaltung - Übersicht ...... 48
Kernkompetenzen im Lernbereich 2: Unterstützung alter Menschen bei der Lebensgestaltung ...................................................................................... 49
Lernfeld 2.1 Lebenswelten und soziale Netzwerke alter Menschen beim pflegerischen Handeln berücksichtigen ........................................................................... 50
Lernfeld 2.2 Alte Menschen bei der Wohnraum- und Wohnumfeldgestaltung unterstützen ............................................................................................... 54
Lernfeld 2.3 Alte Menschen bei der Tagesgestaltung und bei selbst organisierten Aktivitäten unterstützen ............................................................................. 56
Lernbereich 3: Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen altenpflegerischer Arbeit – Übersicht ...................................................................................... 58
Kernkompetenzen im Lernbereich 3: Rechtliche und institutionelle Rahmen- bedingungen altenpflegerischer Arbeit ....................................................... 59
Lernfeld 3.1 Institutionelle und rechtliche Rahmenbedingungen beim altenpflegerischen Handeln berücksichtigen .............................................. 60
Lernfeld 3.2 An qualitätssichernden Maßnahmen in der Altenpflege mitwirken .............. 64
Lernbereich 4: Altenpflege als Beruf – Übersicht .............................................................. 66
Kernkompetenzen im Lernbereich 4: Altenpflege als Beruf............................................ 67
Lernfeld 4.1 Berufliches Selbstverständnis entwickeln ................................................... 68
Lernfeld 4.2 Lernen lernen ............................................................................................. 72
Lernfeld 4.3 Mit Krisen und schwierigen sozialen Situationen umgehen ........................ 73
Lernfeld 4.4 Die eigene Gesundheit erhalten und fördern .............................................. 74
Anhang ............................................................................................................................ 75
Literatur und Arbeitshilfen ............................................................................................ 76
2 Hessisches Sozialministerium 2009 / 2011
Vorwort
Der vorliegende verbindliche „Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung
Fachkraft Altenpflege“ ist das Ergebnis eines intensiven Arbeitsprozesses. Er richtet sich als
gemeinsamer Bezugs- und Orientierungsrahmen an Schulleitungen, Lehrkräfte, Dozentinnen
und Dozenten in Altenpflegeschulen, Pflegedienstleitungen, Praxisanleitende in
Ausbildungsbetrieben und Auszubildende. Er schafft für alle an der Ausbildung beteiligten
Personen Transparenz hinsichtlich der zu erwerbenden beruflichen Kompetenzen, der
Ausbildungsinhalte und der zeitlichen Verortung dieser Inhalte.
Mit der bundeseinheitlichen Regelung der Altenpflegeausbildung im Jahr 2000 und der
Altenpflegeausbildungs- und Prüfungsverordnung von 2002 erhielt die Altenpflegeausbildung
einen klaren heilkundlichen, medizinisch-pflegerischen und gerontopsychiatrischen
Schwerpunkt. Gleichzeitig erfolgte eine Aufwertung der praktischen Anteile der Ausbildung.
Unter der Federführung des Hessischen Sozialministeriums erarbeitete die „Kommission
Rahmenlehrplan“, ein Gremium aus Vertreterinnen und Vertretern der Altenpflegeschulen,
Fachhochschulen, Ausbildungsbetrieben, Verbänden der Altenpflege und der Altenhilfe
sowie Landesbehörden, den ersten Entwurf eines Rahmenlehrplans für den theoretischen
und praktischen Unterricht an hessischen Altenpflegeschulen. Dieser wurde im Anschluss an
fünf ausgewählten hessischen Altenpflegeschulen erprobt. Über den gesamten Zeitraum
wurde die Erprobungsphase mit jährlich stattfindenden Fachtagungen begleitet, an denen
alle hessischen Altenpflegeschulen beteiligt waren. Das Projekt zur Erprobung des
„Rahmenlehrplans Schule“ konnte im Dezember 2008 erfolgreich abgeschlossen werden.
Aufgrund der Aufwertung der Ausbildungsteile in der betrieblichen Praxis sah die
„Kommission Rahmenlehrplan“ parallel zur Evaluierung des damaligen ersten Entwurfs des
schulischen Rahmenlehrplans die Notwendigkeit, auch einen Rahmenlehrplan für die Praxis
zu entwickeln.
Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege 3
In einem letzten Arbeitsschritt wurden die beiden Entwürfe zusammengeführt und inhaltlich
um die Themenbereiche Demenz, kultursensible Altenpflege und neuerer
pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse ergänzt.
Der „Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege“
beschreibt den Erwerb von Handlungskompetenzen an beiden Lernorten – in der Schule und
in der Praxis – dadurch betont er die Notwendigkeit einer Lernortkooperation. So wird
deutlich: Die erforderlichen beruflichen Handlungskompetenzen einer Fachkraft Altenpflege
können bis zum Ende der Ausbildung nur erreicht werden, wenn Altenpflegeschulen und
Ausbildungsbetriebe ihren gesetzlich eigenständigen Qualifizierungsauftrag wahrnehmen
und miteinander kooperieren. Nur dann kann die praktische Ausbildung mehr sein als
Mitarbeit im Schichtbetrieb einer Ausbildungsstätte. Um diese Kooperation erfolgreich zu
gestalten, gibt der Rahmenlehrplan eine Orientierung. Ziel ist es dabei, dass die
Ausbildungsbetriebe in Zukunft eigene Ausbildungspläne in Abstimmung mit den
kooperierenden Altenpflegeschulen entwickeln und umsetzen.
Mein besonderer Dank gilt den Lehrkräften an den Altenpflegeschulen, Praxisanleitenden in
den Ausbildungsbetrieben und allen Arbeitsgruppenmitgliedern der „Kommission
Rahmenlehrplan“. Sie haben mit ihrer engagierten Arbeit in den letzten Jahren die
Voraussetzungen für den Orientierungsrahmen Altenpflegeausbildung ermöglicht. Alle
Beteiligten haben jetzt einen Bezugsrahmen für die Ausgestaltung der Lernortkooperation.
Damit können Altenpflegeschulen und praktische Ausbildungsbetriebe nun die
Altenpflegeausbildung auf einem vergleichbaren Niveau sicherstellen.
Es liegt jetzt an den Altenpflegeschulen und den Ausbildungsbetrieben, die Altenpflege-
ausbildung entsprechend des Rahmenlehrplans umzusetzen. Es gilt, die Lernprozesse an
beiden Lernorten so zu gestalten, dass die Auszubildenden die erforderlichen beruflichen
Handlungskompetenzen einer Fachkraft Altenpflege erwerben. Qualifizierte Pflegefachkräfte
sind und bleiben die wichtigste Voraussetzung, um auch in Zukunft angesichts des
demographischen Wandels eine angemessene Versorgung älterer und pflegebedürftiger
Menschen sicherzustellen.
Stefan Grüttner
Hessischer Sozialminister
4 Hessisches Sozialministerium 2009 / 2011
Einleitung
Als im Jahr 2000 die Ausbildung zur Fachkraft Altenpflege erstmalig bundeseinheitlich ge-regelt wurde, sind auch in Hessen neue Wege in der Ausbildung beschritten worden. Neben der Orientierung an einem modernen berufspädagogischen Lernfeldkonzept und der damit verbundenen Ablösung von einer reinen Fächerorientierung in der schulischen Ausbildung sowie der inhaltlich stärkeren Ausrichtung auf die Erkenntnisse der Pflegewissenschaften und der Gerontologie, sind hier vor allem die deutliche Aufwertung der Ausbildungsanteile bei den Trägern der praktischen Ausbildung (Praxiseinrichtungen)1 zu benennen.
Die vorliegende verbindliche Fassung des Hessischen Rahmenlehrplans für die Altenpflege-ausbildung richtet sich an Schulleitungen, Lehrkräfte und Dozent(inn)en in Altenpflege-schulen, Praxisanleitungen in Ausbildungsbetrieben und Auszubildende gleichermaßen. Der Rahmenlehrplan dient als gemeinsamer Orientierungs- und Bezugsrahmen, indem er für alle an der Ausbildung beteiligten Personen Transparenz schafft hinsichtlich der zu erwerbenden beruflichen Kompetenzen, der Ausbildungsinhalte und der zeitlichen Verortung einzelner Kompetenzanforderungen während der Ausbildung.
Der Rahmenlehrplan beschreibt die Kompetenzentwicklung im Ausbildungsverlauf parallel an beiden Lernorten. Damit wird insbesondere dem häufig formulierten Problem der Theorie-Praxis-Diskrepanz entgegengewirkt, da nun nicht mehr jeder Lernort für sich alleine betrach-tet wird, sondern für alle Lernbereiche und Lernfelder die jeweiligen Schritte im Ausbildungs-prozess in der Verzahnung beider Lernorte dargestellt und konkretisiert werden.
Kompetenzverständnis im Hessischen Rahmenlehrplan
Das Verständnis von Handlungskompetenz im Hessischen Rahmenlehrplan ist an den Dimensionen der beruflichen Handlungskompetenz und der Vorgabe aus der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den Beruf der Altenpflegerin bzw. des Altenpflegers orientiert. Das bedeutet, dass berufliche Handlungskompetenz in den Dimensionen der Fach-/Methoden-, Sozial- und Personalkompetenz erworben wird und dabei im zeitlichen Verlauf über die drei Ausbildungsjahre der Grad der Komplexität in den einzelnen Kompetenzbereichen und der Grad der Selbstständigkeit der Auszubildenden zunimmt (vgl. dazu die ausführliche Darstel-lung in Hörmann/Vollstädt 2009).
Die formulierten beruflichen Handlungskompetenzen, die am Ende der Ausbildung zu errei-chen sind, sind verbindlich für beide Lernorte und können vom Auszubildenden nur erworben werden, wenn Altenpflegeschule und Träger der praktischen Ausbildung ihren gesetzlich eigenständigen Qualifizierungsauftrag wahrnehmen.
Beide Lernorte sind gefordert, die Inhalte des Rahmenlehrplans in schulische und betrieb-liche Ausbildungspläne zu übersetzen. Die Planung und Steuerung des Kompetenzerwerbs obliegt der Feinabstimmung zwischen Altenpflegeschulen und Ausbildungsbetrieben. Des-halb zeigt der Rahmenlehrplan bezogen auf die Lernfelder und den damit verbundenen beruflichen Handlungskompetenzen für den Lernort Schule die möglichen Inhalte der Aus-
1 In der Literatur werden zumeist synonym die Begriffe Lernort Praxis, Lernort Betrieb oder auch betriebliche
Ausbildungsstätte verwendet. Im Altenpflegegesetz wird der Begriff „Träger der praktischen Ausbildung“ verwendet, die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung spricht von „ausbildenden Einrichtungen“.
Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege 5
bildung auf. 2 Entlang dieser Systematik gibt der Rahmenlehrplan in der Folge für den Lern-ort Praxis eine Reihe von empfehlenden Anregungen, wie die Inhalte und Kompetenzen in der betrieblichen Praxis konkretisiert und umgesetzt werden können.
Dimensionen der beruflichen Handlungskompetenz
Im Hessischen Rahmenlehrplan sind für jeden Lernbereich Kernkompetenzen formuliert, die sowohl die fachlich-methodische, als auch die soziale und personale Kompetenzentwicklung für die Altenpflege berücksichtigen. Auf der Ebene der Lernfelder werden die Kernkompeten-zen konkretisiert und nehmen direkten Bezug zur Kompetenzentwicklung an den Lernorten Schule und Ausbildungsbetrieb.
Unter Fach- und Methodenkompetenz werden die sachlichen und fachlichen theoretischen Grundlagen und berufsspezifischen Anforderungen in Bezug auf die Anwendung im beruf-lichen Kontext verstanden. In der Ausbildungspraxis werden zum Beispiel Kenntnisse über das Pflegeprozessmodell vermittelt und Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Umsetzung des Modells in der Praxis erworben.
Die Sozialkompetenz bezieht sich auf die Art des Umgangs mit anderen Menschen in der beruflichen Tätigkeit. Hier werden vor allem die eigene Haltung in Bezug auf das zu pfle-gende Klientel und die Verhaltensdimensionen für einen professionellen Umgang in der Aus-bildung erlernt.
Die Personalkompetenz bündelt die wesentlichen Anforderungen an die eigene Person im Arbeitsfeld. Dafür werden häufig Attribute wie Zuverlässigkeit, Flexibilität, Fähigkeit zur Selbstreflexion verwendet.
Im Zuge der Diskussionen um die Weiterentwicklung des Hessischen Rahmenlehrplans wurde die Bedeutung und Entwicklung selbstreflexiver Kompetenzen der Auszubildenden betont. Diese Kompetenzen sollten schon während der Ausbildung gezielt entwickelt und gefördert werden. Mit dem Lernfeldkonzept ist ein didaktischer Gestaltungsrahmen vorhan-den, den es in der Kompetenzanbahnung so auszugestalten gilt, dass Auszubildende befä-higt werden, selbstreflexive Kompetenzen aufzubauen und anzuwenden. Dieser Prozess betrifft Lehrkräfte, Praxisanleiter und Auszubildende gleichermaßen. Sie sind gemeinsam aufgefordert, selbstreflexive Kompetenz als Metakompetenz zu entwickeln. Nicht zuletzt ist eine selbstreflexive Haltung eine an beiden Lernorten hilfreiche Ressource bei der selbst-kritischen Formulierung und Überprüfung von Lerninhalten und Lernzielen. Nicht nur im Hin-blick auf die Anforderung an die Auszubildenden, ihre Lernprozesse weitgehend selbst-ständig zu gestalten und für den eigenen Lernprozess die Verantwortung zu übernehmen, sind selbstreflexive Kompetenzen zentral. Die Entwicklung selbstreflexiver Kompetenzen wird für die Altenpflege eine notwendige persönliche Kompetenz, die es ermöglicht, einfühl-sam und zugleich professionell ausreichend distanzierte Pflegebeziehungen zu entwickeln. 3
2 Auf detaillierte methodische Anregungen zur fachdidaktischen Umsetzung im Rahmen der schulischen
Ausbildung wurde angesichts der vorliegenden Arbeitshilfe (Hörmann/Vollstädt 2009) zu Gunsten der Übersichtlichkeit des Rahmenlehrplans verzichtet.
3 Um die besondere Bedeutung der selbstreflexiven Kompetenzentwicklung zu dokumentieren, wurde im vorliegenden Rahmenlehrplan bei jenen Lernbereichen/Inhalten, die am Lernort Schule hierfür besonders lohnenswert erscheinen, ein entsprechender Hinweis aufgenommen, der auch als Anregung für den Lernort Praxis verstanden werden kann.
6 Hessisches Sozialministerium 2009 / 2011
Kompetenzentwicklung im Ausbildungsverlauf
Die Darstellung der Kompetenzentwicklung im zeitlichen Verlauf wird im Hessischen Rah-menlehrplan in Anlehnung an die Anlage 1 B der Ausbildungs- und Prüfungsordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers (AltPflAPrV) gewählt. Je nach dem individu-ellen Ausbildungsstand der/des Auszubildenden verläuft die Kompetenzentwicklung in meh-reren Stufen. In dem Schaubild zur Kompetenzentwicklung in der Altenpflegeausbildung werden die einzelnen Stufen zum Kompetenzerwerb noch einmal verdeutlicht.
Die berufliche Handlungskompetenz „alte Menschen pflegen können“ wird individuell und nach dem jeweiligen Ausbildungsstand unter Aufsicht und/oder Anleitung bis zum Ende der Ausbildung entwickelt. Der Grad an Komplexität nimmt im Verlauf der Ausbildung zu.
Kennen lernen des Praxisfeldes
Zunächst lernen Auszubildende das Praxisfeld kennen, in dem sie tätig sind. Die institutio-nellen und rechtlichen Rahmenbedingungen, sowie fachliche Konzepte der Ausbildungs-einrichtung spielen dabei eine wichtige Rolle. Auszubildende lernen ihr fachliches Hand-lungsfeld durch die berufstypischen Bedingungen vor Ort im Pflegebetrieb bzw. im ambu-lanten Pflegedienst kennen. Da die Auszubildenden ihre Ausbildung nicht nur im Hauptaus-bildungsbetrieb im stationären oder ambulanten Pflegebereich absolvieren, sondern auch weitere Praxiseinsätze in anderen Versorgungskontexten durchlaufen können, wird diese erste Stufe nicht ausschließlich zu Beginn der Ausbildung absolviert. Eine zeitliche Zuord-nung für das „Kennen lernen des Praxisfeldes“ ist schwer zu treffen. Häufig verläuft dieses parallel zur Mitarbeit unter Anleitung und Aufsicht.
Mitarbeit unter Anleitung
Die Mitarbeit umfasst bereits wichtige Kernarbeitsbereiche der altenpflegerischen Arbeit, wie Beratung und Begleitung oder Mitwirkung bei ärztlicher Therapie und Diagnostik. Die Auszu-bildenden wirken gemeinsam mit ihren Ausbilder/innen bei der Gestaltung von Pflegepro-zessen in der Pflegepraxis mit. Sie gewinnen einen Einblick in die Anforderungen und Ziel-setzungen altenpflegerischer Arbeit und beteiligen sich aktiv unter Aufsicht der Praxisanlei-tung.
Übernahme selbstständiger Teilaufgaben unter Aufsicht
Im Ausbildungsverlauf werden die Auszubildenden je nach individuellem Ausbildungsstand sukzessive in die Lage versetzt, Teilaufgaben selbstständig auszuführen. Sie werden jedoch weiterhin von einer Pflegefachkraft beaufsichtigt.
Übernahme selbstständiger Projektaufgaben
Ein weiterer Schritt ist die Übernahme selbstständiger Projektaufgaben im Bereich der Lebens(-um)feldgestaltung von pflegebedürftigen älteren Menschen. Ein solches Projekt fordert bereits ein erhebliches Maß an Handlungskompetenz von den künftigen Altenpflege-fachkräften. Die Komplexität des beruflichen Handlungsfeldes wird mit Hilfe von Projektauf-gaben verdeutlicht und versetzt die Auszubildenden in die Lage, die Pflegeprozesslogik in einem ausgewählten Praxisbereich eigenständig zu erproben. Anleitung und Aufsicht durch die Praxisanleitung ist ein wichtiger Bestanteil der gesamten Ausbildung.
Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege 7
Selbstständige Planung, Durchführung und Reflexion unter Aufsicht
Die letzte Stufe umfasst die selbstständige Planung, Durchführung und Reflxion der Pflege alter Menschen, also den gesamten Pflegeprozess im Hinblick auf eine professionelle Handlungskompetenz für den Altenpflegeberuf. Zugleich gilt es aber auch, eine positive Grundhaltung zum lebenslangen Lernen zu gewinnen. Die Einrichtungen der Altenpflege- und Altenhilfe sind aufgefordert, Rahmenbedingungen für ein lebenslanges Lernen zu fördern und zu unterstützen.
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Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege 9
Zum Umgang mit dem Rahmenlehrplan
Erläuterung der Spalten
Der Hessische Rahmenlehrplan für die Altenpflegeausbildung ist tabellarisch angelegt.
• In der Mitte ist die jeweilige Kompetenz formuliert, die Auszubildende an beiden Lern-orten im Ausbildungsverlauf erwerben sollen.
• In der linken Spalte sind die Inhalte für den Lernort Schule aufgeführt. Zum bisherigen Entwurf wurden einige inhaltliche Ergänzungen insbesondere für die Bereiche Demenz, kultursensible Altenpflege und neuere pflegewissenschaftliche Erkenntnisse vorgenom-men. Auf detaillierte methodische Umsetzungsvorschläge wurde für den Lernort Schule verzichtet, da mit der Arbeitshilfe (Hörmann/Vollstädt 2009) ein umfangreicher lernfeld-orientierter Material- und Methodenfundus für die schulische Ausbildung vorliegt.
• In der rechten Spalte befinden sich die inhaltlichen Schwerpunkte und Anregungen zur Umsetzung in der betrieblichen Praxis. Die aufgeführten Schwerpunkte geben einen Überblick über die Gestaltung und Umsetzung der Ausbildung am Lernort Praxis und dienen zur Orientierung sowohl für Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter in der Alten-pflege als auch für alle am Ausbildungsprozess Beteiligten. Die Spalte „Lernort Praxis“ gibt Anregungen für die Gestaltung betrieblicher Ausbil-dungspläne ohne dabei die Ausbildungspraxis vollständig abzubilden. Dies beinhaltet sowohl allgemeine Formulierungen zu den Ausbildungsinhalten, Hinweise zur Gestal-tung der Lernprozesse als auch zahlreiche Beispiele.
• In der dreigeteilten Spalte „Ausbildungsjahr“ wird der Kompetenzerwerb den drei Aus-
bildungsjahren zugeordnet. Die Zuordnung zu den Ausbildungsjahren stellt eine Em-pfehlung dar und dient der Orientierung. Sie bietet eine grobe Struktur für die Entwick-lung spezifischer Kompetenzen im Rahmen der Ausbildung an den beiden Lernorten an. Die Konkretisierung erfolgt individuell an jedem Lernort, möglichst in Abstimmung zwi-schen beiden Lernorten.
Bei einigen Lernfeldthemen empfiehlt es sich bereits im ersten Ausbildungsjahr bestimmte Kompetenzen zu entwickeln, bei anderen erst im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr. Je nach Schwierigkeitsgrad kann dann am Ende des Ausbildungsjahres die spezifische Kom-petenz erworben worden sein.
So werden beispielsweise die pflegerelevanten Grundlagen und Begrifflichkeiten am Lernort Schule bereits in den ersten Ausbildungsabschnitten behandelt. Der Erwerb von Grund-lagenwissen ist für den Lernort Betrieb ebenfalls zu Beginn von Bedeutung. Grundlagen-wissen ist notwendig, um darauf aufbauende Kompetenzen entwickeln zu können und Spezialthemen zu vertiefen. Es gibt einige Themenbereiche in der Pflege, die sinnvoller-weise erst im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr behandelt werden. Die Behandlung chronischer Wunden setzt beispielsweise erhebliches Grundlagenwissen voraus und ist aus
10 Hessisches Sozialministerium 2009 / 2011
der Perspektive der Auszubildenden sicherlich nicht unbedingt ein Thema der ersten Praxis-phase.
Im Hessischen Rahmenlehrplan wird der Kompetenzerwerb nicht immer nur einem Ausbil-dungsjahr zugeordnet. Je nach Anforderung und Komplexität der formulierten Kompetenzen werden diese auch teilweise über mehrere Ausbildungsjahre hin erworben. Generell ist da-von auszugehen, dass eine vollständige Kompetenzentwicklung auch im Sinne der Anlage 1 Abschnitt B in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung (siehe Schaubild, S. 11) erst am Ende der Ausbildung über drei Jahre erreicht ist.
Erläuterung der Legende
Im Rahmenlehrplan werden an einigen Stellen Symbole verwendet, die nachfolgend erläutert werden. Es gibt insgesamt vier Symbole:
hier kann mit anderen Lernfeldern verknüpft werden bzw. Themen werden in ande-ren Lernfeldern/Lernbereichen noch einmal aufgegriffen.
✎ hier findet am Lernort Schule ein besonderer Schwerpunkt bzw. eine besondere theoretische Vertiefung stattfindet.
+ Empfehlungen für Methoden und Medien zur Vermittlung an den Lernorten Praxis und / oder Schule
zeigt die besondere Bedeutung der Lernortkooperation bei diesem Thema an.
Rahmenlehrplan für die schulische und betriebliche Ausbildung Fachkraft Altenpflege 11
Rahmenlehrplan für die Altenpflegeausbildung
In der Altenpflegeausbildung gibt es vier große Lernbereiche mit insgesamt vierzehn Lern-feldern. Die Titel der Lernbereiche und Lernfelder sind im Hessischen Rahmenlehrplan iden-tisch mit der Vorgabe aus der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers (AltPflAPrV) vom 26.11.2002.
Für jeden Lernbereich gibt es eine Übersichtseite, auf der die Lernfelder unter Angabe der Stundenanzahl am Lernort Schule dargestellt sind. Für den Lernort Praxis wurde in der Prü-fungsordnung keine zeitliche Zuordnung für die einzelnen Lernbereiche bzw. Lernfelder vor-genommen. Insgesamt sollen 2100 Stunden der Ausbildung am Lernort Schule unterrichtet werden und mindestens 2500 Stunden auf den Lernort Praxis entfallen. Um Ausbilder/innen in der Praxis einen Orientierungsmaßstab als Empfehlung anzubieten, wurde die Lernfeld-aufteilung aus der AltPflAPrV für den Lernort Schule prozentual auf die Lernfelder verteilt und grafisch dargestellt. Praxisanleitungen können daran ablesen, wie die einzelnen Lern-felder innerhalb der schulischen Ausbildung gewichtet werden.
Übersicht über die Lernbereiche Lernbereich 1: Aufgaben und Konzepte in der Altenpflege
(1200 Stunden am Lernort Schule)
Lernbereich 2: Unterstützung alter Menschen bei der Lebensgestaltung (300 Stunden am Lernort Schule)
Lernbereich 3: Rechtliche und institutionelle Rahmenbedingungen altenpflegerischer Arbeit (160 Stunden am Lernort Schule)
Lernbereich 4: Altenpflege als Beruf (240 Stunden am Lernort Schule)
Zur freien Verfügung: 200 Stunden
Zeitliche Anteile der einzelnen Lernbereiche in der Ausbildung am Lernort Schule als Orientierung für den Lernort Betrieb
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Lernbereich 411%
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Anhang
Mitglieder der Kommission Rahmenlehrplan und der Arbeitsgruppen
Nicole Benthin, Hessisches Sozialministerium
Annegret Camps, Fachseminar für Altenpflege, Frankfurt am Main
Claudia Dobbertin, Hessisches Landesamt für Versorgung und Soziales im Regierungspräsidium Gießen
Dr. Jürgen Eierdanz, Altenpflegeschule der Arbeiterwohlfahrt, Marburg a. d. Lahn
Achim Eng, Caritasverband für die Diözese Fulda e. V., Fulda
Bärbel Gregor, Main-Kinzig-Kreis, Leitstelle für ältere Bürger, Gelnhausen
Dr. Martina Hörmann, Institut für Berufliche Bildung, Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik (INBAS GmbH), Offenbach
Stefan Hof, Diakonisches Werk Hessen und Nassau, Frankfurt am Main
Barbara Hüttel, Schwester Barbara Pflegestation, Bad Soden, Landesarbeitsgemeinschaft Hauskrankenpflege Hessen e. V., Friedberg
Brigitte Jost, Altenpflegeschule des Odenwaldkreises, Erbach
Hildegard Kiefer, Hessisches Sozialministerium, Wiesbaden
Hans-Peter Kneip, Caritasheim St. Elisabeth, Bensheim
Dr. Marie-Luise Marx, Hessisches Sozialministerium, Wiesbaden
Annemarie Ottmann, PDL, Marie von Boschan-Aschrott-Altersheim-Stiftung, Kassel
Ursula Pohl, Landesseniorenvertretung Hessen e.V., Maintal
Gertraud Rebmann, DRK Landesverband Hessen e. V., Wiesbaden
Matthias Stopfer, PDL, Haus Elisabeth, Dillenburg
Ulrike Schneider, Altenpflegeschule der Königsberger Diakonie, Wetzlar
Prof. Dr. Ulrike Schulze, Fachhochschule Frankfurt Fb 4 Soziale Arbeit und Gesundheit, Frankfurt am Main
Maria Theobald, Regierungspräsidium Darmstadt, Dezernat Gesundheitswesen, Darmstadt
Birgit Vering, Evangelische Altenhilfe, Gesundbrunnen e.V. / Diakonisches Aus- und Fortbildungszentrum für Altenarbeit, Hofgeismar
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4 dieses Material ist besonders für den Lernort Praxis geeignet
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Titel RL Altenpflege 11 19.09.2011 17:34 Uhr Seite 2 C M Y CM MY CY CMY K
Impressum
Herausgeber: Hessisches SozialministeriumReferat ÖffentlichkeitsarbeitDostojewskistraße 465187 Wiesbadenwww.sozialministerium.hessen.de
Verantwortlich: Susanne Andriessens
Inhaltliche Gestaltung: Kommission „Rahmenlehrplan Altenpflege“Dr. Marie-Luise Marx, Nikole Benthin, Hildegard Kiefer
Fachberatung/Redaktion: INBAS GmbH: I.Kinsberger, Dr. M. Hörmann, T. BickelProf. Dr. W. Vollstädt
Titelgestaltung: Herbert Ujma (unter Verwendung des Motivsaus der „Hessischen Pflegeoffensive“,gestaltet von der Werbeagentur Gänsler & Partner)
Stand: Mai 2009 / 2. Auflage Oktober 2011
Druck: Dinges & Frick GmbH, Wiesbaden
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Wolff, Karl (1996): Handlungsorientierter Unterricht. In: Schaube, Werner (Hg.): Handlungsorientierung für Praktiker. Ein Unterrichtskonzept macht Schule. Darmstadt.
Zeiser, Michael (2006): Tätigkeitsnachweis und Beurteilungsheft für die Altenpflegeausbildung. Nach bundeseinheitlichen Rahmenrichtlinien (Lernmaterialien) Bildungsverlag Eins; Auflage: 4. Auflage.
Zenneck, Hans-Udo (Hrsg.) (2006): Altenpflege in Lernfeldern – Rechtliche Rahmenbedingungen und Berufskunde. Hamburg.
Zeitschriften:
Forum Ausbildung - Zeitschrift für die praktische Ausbildung in Gesundheitsberufen, Heft 08 und 11/2007. Brake.
Mensdorf, Birte (2009): Schritt für Schritt zur Handlungssicherheit. Sonderausgabe der 14teiligen Beitragsserie in der Pflegezeitschrift. (nur online zu bestellen unter: http://www.pflegezeitschrift.de/ )
Unterricht Pflege Ausgabe 4/2004: Lernen lernen. Brake.
Unterricht Pflege Ausgabe 4/2003: Ausbildungsbegleitung. Brake.
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