Rezension des Buches "Die Pazifische Epoche"

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Rezension: Plädoyer für westliche Werte in einer „pazifischen Epoche“ - Thomas Seifert geht in seinem neuen Buch der Frage nach, wie Europa gegen die neue Weltmacht Asien bestehen kann.

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  • FEUILLETONFreitag, 20. Mrz 2015 25

    Die asiatisch-pazifische ra istnicht erst mit der Verkndung vonUS-Prsident Barack Obama ange-brochen, den strategischen Haupt-fokus Amerikas auf diesen prospe-rierenden konomisch-politischenGroraum zu legen. Die Tatsache,dass China 2014 die USA als gr-te Wirtschaftsmacht abgelst hatund nunmehr offensichtlich daran-geht, zgig militrisch-geostrate-gisch die bisher dominierende Do-minanz der Weltmacht Amerika inder asiatisch-pazifischen Regionzurckzudrngen, bedeutet diegrte Verschiebung globalerMacht seit dem Ersten Weltkrieg.

    Thomas Seifert, stellvertreten-der Chefredakteur der WienerZeitung, geht in seinem neuenBuch, einer gelungenen Mischungaus Sachbuch und Reportage, die-sen Vernderungen auf denGrund, um diese tektonischen Ver-schiebungen vielschichtig zu be-leuchten. Der Westen steckt sp-testens mit der Groen Rezession

    von 2008 in einer dreifachen Kri-se: einer Krise des westlichen Fi-nanzkapitalismus, einer Krise derwestlichen Parteiendemokratieund einer Krise des globalen Steu-erungssystems. Das Vertrauen derMenschen in Markt und Staat, derdie vorhandenen Probleme lsensoll, schwindet zusehends. Westli-che Demokratien werden zu soge-nannten Postdemokratien. DieMehrheit der Brger spielt ange-sichts solcher Wahlkampf-Insze-nierungen nur eine passive Zu-schauerrolle, so der Autor.

    Zudem springt dem Beobachterschon seit lngerer Zeit die Dys-funktionalitt des globalen Steue-rungssystems ins Auge. Wie kn-nen etwa China oder Indien demInternationalen Whrungsfonds(IWF) vertrauen, wenn Europa denPosten des IWF-Direktors als eu-ropische Erbpacht versteht unddie USA de facto ein Vetorecht ha-ben? China hat darauf reagiert undmittlerweile Parallelstrukturen zuWeltbank und IWF aufgebaut. DieG-20 der wichtigsten zwanzig

    Wirtschaftsmchte werden auf derWeltbhne immer strker wahrge-nommen und verndern das bis-her unipolar von den USA nachdem Ende des Kalten Krieges do-

    minierte Weltsystem hin zu ei-ner multipolar ausgerichteten Ord-nung, in der der asiatisch-pazifi-sche Raum knftig eine Schlssel-rolle spielen wird.

    Wie kann insbesondere die EU,die in ihrer Geschichte immer wie-der Krisen berwinden konnte, indieser neu entstehenden geostrate-gischen Gemengelage vor allempolitisch-konomisch erfolgreichbestehen?

    Mutige Reformschritte ntig

    Die Europer haben Asien viel zubieten, gerade was innovative L-sungen fr die grassierenden Um-weltprobleme (etwa in China), frneue Verkehrskonzepte und frsoziale Sicherungssysteme betrifft.Krisen mssen angesichts des re-lativen Niedergangs der globalenMachteinwirkung der USA insbe-sondere auch fr die Europer alsChance verstanden werden, umauch in einer multipolaren Welt-ordnung positiv mitgestalten zuknnen. Es gibt guten Grund opti-mistisch zu sein, meint der Autor.

    Allerdings msse der Westen imeigenen Haus seine Hausaufgabenmachen. Nationalismus und Klein-staaterei mssen abgelegt werden.

    Um die internationale Staaten-welt einmal mehr von der berle-genheit von Demokratie undMarktwirtschaft berzeugen zuknnen, braucht es mutige Re-formschritte zu wiederhergestell-ter, gelebter demokratischerRechtsstaatlichkeit und einer sozi-al vertrglichen Marktwirtschaft,die die Schatten neoliberaler Ma-losigkeiten hinter sich lsst.

    Das lesenswerte Buch ist ein lei-denschaftliches Pldoyer fr eineRenaissance westlicher Werte ineiner multipolar werdenden Welt in einem pazifisch geprgten Zeit-alter. n

    Pldoyer fr westliche Werte in einer pazifischen Epoche

    Von Wolfgang Taus

    Thomas Seifert geht in seinem neuen Buch der Frage nach, wie Europa gegen die neue Weltmacht Asien bestehen kann.

    Als eine Glitzermetropole mitDemokratiedefizit bezeichnetSeifert Singapur. Foto: G & M Therin-Weise/Robert Harding World Imagery/Corbis

    Buchtipp:

    Die pazifische Epoche.

    Wie Europa gegen die neue

    Weltmacht Asien bestehen kann.

    Thomas SeifertDeuticke, 304 Seiten, 22,60 Euro

    Wien. Diabetes mellitus, imVolksmund Zuckerkrankheit ge-nannt, ist zu einer Epidemie mitrasch wachsender Verbreitung ge-worden. Weltweit sind heuteschon an die 400 Millionen Men-schen davon betroffen, der Diabe-tes Atlas der Internationalen Dia-betes Fderation (IDF) prognosti-ziert fr 2035 fast 600 MillionenDiabetiker. In sterreich drfte esderzeit etwa 600.000 Diabetikergeben, die deutliche Mehrheit da-von, etwa 80 Prozent, leidet an Di-abetes Typ-2, wozu hufig ein un-gesunder Lebensstil beitrgt.

    Bei Typ-1-Diabetes handelt essich um eine oft schon in derKindheit auftre-tende Autoim-munerkran-kung, bei derdas krpereigene Immunsystemdie Insulin produzierenden Beta-Zellen der Bauchspeicheldrse(Pankreas) zerstrt. Dadurch trittein Mangel des Hormons Insulinauf, das den Zuckerstoffwechselregelt. Beim Typ-2-Diabetiker istInsulin zwar vorhanden, vermagaber an seinem Zielort, den Zell-membranen, nicht richtig zu wir-

    ken. Da Diabetes Typ 2 bishereher im fortgeschrittenen Alterauftrat, nannte man diese Krank-heit auch Altersdiabetes, dieseBezeichnung ist aber, zumal im-mer mehr junge Menschen daranerkranken, irrefhrend.

    Eine neue Entdeckung, soebenim Fachmedium Stem Cell Re-ports verffentlicht, klingt imHinblick auf Typ-2-Diabetikersehr vielversprechend. Wissen-schafter der Universitt von Bri-tish Columbia (UBC) und vomJanssen Research & DevelopmentLLC zeigen erstmals auf, dass Dia-betes Typ 2 mittels einer Kombi-nation von speziell-kultiviertenStammzellen und konventionellenDiabetes-Medikamenten wirksam

    behandelt, ja so-gar rckgngiggemacht wer-den kann.

    Erst krzlich haben Forscher,an der UBC und anderswo,Stammzellen - ursprngliche Zel-len, die noch keine besondereForm oder Funktion haben ver-wendet, um Diabetes Typ 1 inMusen umzukehren. Die neuenErgebnisse zeigen ein weitausgreres Potenzial, da DiabetesTyp 2 - oft eine Folge von falscher

    Ernhrung, Bewegungsmangelund Fettleibigkeit weltweitmehr als 90 Prozent aller Diabe-tes-Flle ausmacht.

    Timothy Kieffer, UBC-Professorin der Abteilung fr zellulre undphysiologische Wissenschaften,simulierte mit Experten von Jans-sens BetaLogics Venture DiabetesTyp 2 bei Musen, die man frmehrere Wochen mit fettreicher,kalorienreicher Kost ftterte.Dann implantierte das Forscher-team chirurgisch pankreas-artigeZellen, die man im Labor ausmenschlichen embryonalenStammzellen gezchtet hatte.

    Verblffender Gewichtsverlust

    Muse, die eine Mischung derZellen mit einer von drei Diabe-tes-Arzneien erhielten, wurden soglukosetolerant wie gesundeMuse, waren also imstande, ih-ren Blutzuckerspiegel im Zaumzu halten, und das sogar, wennman ihnen eine zuckerreicheMahlzeit verabreichte. Dagegenblieb eine Kontrollgruppe vonMusen mit fingierter DiabetesTyp 2, die lediglich die Medika-mente, aber nicht die Transplan-tate erhielten, glukoseintolerant.Fhig zu sein, die Zacken der

    Blutzuckerwerte zu reduzieren,ist wichtig, denn die Evidenz legtnahe, dass es diese Zacken sind,die eine Menge des Schadens ver-ursachen - steigende Risiken frErblindung, Herzattacken undNierenversagen, betonte Kieffer,der dem UBC-Institut fr LifeSciences angehrt.

    Die Kombinationstherapiefhrte zu noch einem unerwarte-ten, aber willkommenen Ergeb-nis: Die Muse kehrten zu einemnormalen Gewicht zurck, zudem gleichen Gewicht wie einegesunde Kontrollgruppe, die manmit fettarmer Kost aufgezogenhatte. Dass sie an Gewicht verlo-ren, war verblffend, denn man-che der gebruchlichen Diabetes-Therapien fhren hufig zu einemGewichtszuwachs, sagte Kieffer.Wir brauchen weitere Studien,um zu verstehen, wie die Zell-transplantate den Gewichtsver-lust herbeifhren.

    Das Forscherteam will auer-dem noch herausfinden, ob einehhere Dosierung der Zellen - jen-seits der fnf Millionen, die indieser Studie getestet wurden die gleichen Resultate erbringenkann - ohne den Bedarf zustzli-cher Medikamente. n

    Hoffnung fr Diabetes-Patienten

    Von Heiner Boberski

    Versuche mit Stammzellen deuten darauf hin, dass Diabetes Typ 2 rckgngig gemacht werden kann.

    Die eingekapselten pankreatischen Zellen 29 Wochen nach der Transplantation (rot Insulin, grn Glucagon, blau Somatostatin). Foto: Tim Kieffer

    WISSEN

    Resistente Krebszellen. Schlupf-winkel in Tumoren, die von Medi-kamenten schlecht erreicht wer-den, sind Brutsttten fr resisten-te Krebszellen, berechnete einForscherteam, darunter der ster-reichische Biomathematiker Mar-tin Nowak. Zusatzbehandlungen,die die Mobilitt der Zellen ein-schrnken und Wirkstoffe besserverteilen, knnten daher Thera-pieerfolge steigern, berichten sieim Fachjournal Plos Computatio-nal Biology. Gemeinsam mit Ex-perten der ETH Zrich hat MartinNowak von der Harvard Universi-tt (USA) mit mathematischenModellen untersucht, wie die Mi-kroumgebung eines Tumors dieEntstehung von therapieresisten-ten Krebszellen beeinflusst. Siebewirkt unter anderem, dass Me-dikamente in Tumoren und Me-tastasen (Tochtergeschwulsten)ungleich verteilt sind.

    Elektroautos verringern Hitze.Elektroautos heizen Stdte einerModellrechnung nach weniger aufals herkmmliche Fahrzeuge. Siegeben weniger Wrme an die Um-gebung ab, dadurch verringertsich der stdtische Hitzeinsel-Ef-fekt, schreiben Canbing Li von derHunan University im chinesischenChangsha und seine Kollegen inder Fachzeitschrift Scientific Re-ports. Das Team um Li errechneteden mglichen Effekt fr Peking:Wrden alle Fahrzeuge mit Ver-brennungsmotor, die 2012 in Chi-nas Hauptstadt fuhren, durch Elek-trofahrzeuge ersetzt, verringeresich die Sommerhitze im Durch-schnitt um 0,94 Grad. Damit kn-ne der Stromverbrauch von Klima-anlagen deutlich reduziert werden,da diese in geringerem Mae frAbkhlung sorgen mssen. DieKlimaanlagen der Stadt wrdendemnach tglich gut 14 MillionenKilowattstunden weniger Stromverbrauchen.

    Galileo-Satellit. Auch der zweiteim August 2014 fehlgeleitete Sa-tellit des europischen Navigati-onssystems Galileo hat jetzt ei-ne korrigierte Umlaufbahn er-reicht und kann umfassend ge-testet werden. Das teilte die Eu-ropische WeltraumorganisationEsa am Donnerstag in Paris mit.

    KURZ NOTIERT

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