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Swiss eGovernment Forum | 5. März 2013 | Referat Oliver Vaterlaus Oft wird der Föderalismus als Innovationshemmer in der öffentlichen Verwaltung bezeichnet. Tatsache ist aber, dass Innovation – sei dies im öffentlichen oder im privatwirtschaftlichen Umfeld - selten zentral verordnet werden kann, sondern im Gegenteil viele bahnbrechende, unser Leben verändernde Innovationen dezentrale Wurzeln haben. Erst eine intelligente Art der Kooperation verhilft einer solchen Idee anschliessend zum Durchbruch. Das Referat zeigt Beispiele aus der Praxis und liefert Denkanstösse für den Umgang mit Innovation im föderalen System.
Citation preview
Innovation durch Kooperation –
Dem Föderalismus sei Dank!
Swiss eGovernment Forum, 5. März 2013
Oliver Vaterlaus, Partner
www.awk.ch
Föderalismus: Hemmschuh oder Nährboden für Innovation?
● Föderalismus wird oft als Hemmschuh für Innovation bezeichnet…
─ Viele verschiedene Akteure (Bund, Kantone, Ämter, Gemeinden)
─ Unterschiedliche Präferenzen, Zielsetzungen
─ Uneinheitliche Systeme, Gesetze, Prozesse
„Föderalismus ist nicht immer nur eine Wohltat. Er stellt oft ein Problem dar.“
Bundesrätin Doris Leuthard, E-Government Symposium, November 2012
● …umgekehrt aber auch oft als Nährboden und Innovationstreiber
─ Föderalismus ist der „Wettbewerb der Systeme“
─ „Politik der kleinen Schritte“ – schrittweise Erschliessung von Innovations-
potenzialen durch Kooperation
„Der Wettbewerb unter den Verwaltungen ist innovationsfördernd […]. Bei den in
Kooperationen entwickelten Lösungen kann fachliches Wissen vervielfacht werden.“
Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf, März 2012
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Agenda
● Innovation dank Föderalismus – zwei Beispiele und deren Charakteristika
● Erfolgsfaktoren für Innovation im föderalen Umfeld
● Innovation durch Kooperation im eGovernment-Umfeld
● Fazit
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Innovation dank Föderalismus – ein historisches Beispiel
Entstehung des Schweizerischen Eisenbahnnetzes
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Innovation dank Föderalismus – ein historisches Beispiel
Entstehung des Schweizerischen Eisenbahnnetzes
1856 1900 1902 1982 2013
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Isolierte Bahnstrecken
Zahlreiche Fusionen
Verstaatlichung der fünf
grössten Gesellschaften
Einführung Taktfahrplan
(Stundentakt)
Dichtestes, zuverlässigstes
Eisenbahnnetz der Welt
● Innovative dezentrale Akteure (Pioniere) entwickeln
eigenständig Lösungen für dringliche (regionale)
Bedürfnisse
● Erste Erfolge: Wettbewerb und Konkurrenz der
Institutionen
● Dezentrale Akteure erkennen den Nutzen der
Kooperation
● Einrichtung zentraler Koordinationsstellen
● Standardisierung, einheitliches
schweizweites
System
Innovation dank Föderalismus – ein historisches Beispiel
Typische föderale Mechanismen des Eisenbahnbeispiels
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● Vorgeschichte
─ CH-Meldewesen für elektronischen Datenaustausch zwischen Behörden auf Basis sedex
─ Aufbau Plattform für Austausch von Lohndaten (ELM)
Innovation dank Föderalismus – ein aktuelles Beispiel
Quellensteuer für ausländische Arbeitnehmende
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● Motivation für Projekt „Lohnstandard-Quellensteuer“ der SSK
─ Hohes und stark wachsendes Mengengerüst (~ 1 Mio. Quellensteuerpflichtige)
─ Komplex für Arbeitgeber, da kantonale
Unterschiede im Verfahren
Melde-Rhythmus von monatlich bis jährlich
Tarifcodes unterschiedlich definiert
─ Erste isolierte elektronische Lösungen
in den Kantonen entstehen
● 2005-2010: Erste Angebote zur elektronischen Einreichung Quellensteuerdaten in
den Kantonen AG, BL, GE und VD
● 2007: Gründung Verein swissdec: Plattform für Lieferung von Lohndaten (ELM)
● 2009: Erfolgreicher Pilotbetrieb CH-Meldewesen Steuern (sedex)
● 2010: Machbarkeitsstudie für Integration ELM in CH-Meldewesen mittels sM-Client
● 2011: Vernehmlassung des Konzepts für elektronische Quellensteuermeldung
● 2012: Pilotbetrieb für Meldung Quellensteuer in fünf Kantonen mit ausgewählten
Arbeitgebern und produktiven Daten
● 2014: Geplante Betriebsaufnahme in allen Kantonen
Innovation dank Föderalismus – ein aktuelles Beispiel
Zwischenschritte zum heutigen Projekt
2005/2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2014
Pilot
ELM-QST
Einführung
ELM-QST
Machbar-
keitsstudie
LIBERTÉ
ET
PATRIE
LIBERTÉ
ET
PATRIE
Zustimmung
Kantone
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● Innovative dezentrale Akteure (Pioniere) entwickeln eigenständig Lösungen
für dringliche (regionale) Bedürfnisse
● Erste Erfolge: Wettbewerb und Konkurrenz der Institutionen!
● Dezentrale Akteure erkennen den Nutzen der Kooperation
● Einrichtung zentraler Koordinationsstellen
● Standardisierung, einheitliches schweizweites System
Innovation dank Föderalismus – ein aktuelles Beispiel
Typische föderale Mechanismen – Analogie zum Eisenbahnbeispiel
Agenda
● Innovation dank Föderalismus – zwei Beispiele und deren Charakteristika
● Erfolgsfaktoren für Innovation im föderalen Umfeld
● Innovation durch Kooperation im eGovernment-Umfeld
● Fazit
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Innovation ist weit mehr als eine gute Idee
● Innovation = Idee + Invention (Umsetzung) + Diffusion (Marktdurchdringung)
Joseph Schumpeter
1883-1950
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Ideengenerierung Bewertung/
Auswahl Entwicklung Produktion
Zentrale vs. dezentrale Innovation
Ziel
Zentrale Innovation (top-down) Dezentrale Innovation (bottom-up)
Zentral verordnet/geführt
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Dezentrale, unkoordinierte Entwicklungen
Beispiele:
● Eisenbahnnetz
● Internet
● Open Source Software
Föderalismus als Chance
Charakteristika:
● Nutzen erst bei Vollendung
● Hohe Vorinvestition
Charakteristika:
● Bereits isoliert entsteht (lokaler) Nutzen
● Kooperation vervielfacht Nutzen
Verbundnutzen
Beispiele:
● Mondlandung
● Global Positioning System
● CERN LHC
Föderalismus als Hemmschuh
Innovation im föderalen Umfeld: Erfolgsfaktoren
● Am Anfang steht der Nutzen
─ Ohne konkreten, quantifizierbaren Nutzen gibt es keine Innovation
● Wo Nutzen erkennbar ist, entstehen Pioniere
─ Pioniere haben den Mut zu einem „ersten Schritt“
─ Entwicklung einfacher, aber noch nicht skalierbarer Lösungen
● Erfolgreiche Vorhaben führen zu Wettbewerb zwischen den
Institutionen und damit zu verschiedenen Insellösungen
● Es braucht einen Verbundnutzen, der über „economies of scale“
hinaus geht
● Ein Fahnenträger entwickelt eine langfristige Vision
─ Bündelung und Koordination der Projekte
● Sponsoren sichern Investitionen und retten Verbundvorhaben
durch das „Tal der Tränen“
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Agenda
● Innovation dank Föderalismus – zwei Beispiele und deren Charakteristika
● Erfolgsfaktoren für Innovation im föderalen Umfeld
● Innovation durch Kooperation im eGovernment-Umfeld
● Fazit
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Erfolgreiche Vorhaben Vorhaben „mit Potential“
● Zentrale Innovation
─ Infostar (elektronische
Zivilstandsregister)
─ Registerbasierte Volkszählung
─ Agrarsektor-Administration
● Zentrale Innovation
─ Guichet virtuel
─ Suisse ID
─ eHealth
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Eine Auswahl von eGovernment-Projekten
Wie überall gibt es nicht einfach „richtig“ oder „falsch“
● Dezentrale Innovation
─ eSteuererklärungen
─ Quellensteuermeldung
─ eZürich
● Dezentrale Innovation
─ eVoting
─ OpenData
─ eGovernment und Web 2.0
● Hat mein Projekt einen Business Case?
─ Fokus auf hohe Transaktionsvolumen, hohe Wiederverwendbarkeit
─ Minimierung von Medienbrüchen durch Umsetzung vollständiger Dienste
─ Achtung: Ein allfälliger zukünftiger Verbundnutzen ist kein Business Case!
● Ist die angedachte Lösung einfach und pragmatisch?
─ Skalierbarkeit anfänglich sekundär
─ Komplexität minimal halten
● Gibt es bei uns einen Fahnenträger, der die Organisation durch die
Veränderungskurve führt?
─ Effektivität = Lösungsqualität x Akzeptanz
─ „Things get worse before they get better“
Voraussetzungen bei dezentraler Innovation
Die 3 Schlüsselfragen
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Alle drei Fragen sollten mit „JA“ beantwortet werden können!
● Keine Bereitschaft für Prozessinnovation
─ Fehlender Mut, alte Zöpfe abzuschneiden:
alte Prozesse + neue Technologie = alte, teure Prozesse
─ Nulltoleranz für Fehler
● Von Beginn weg die ideale Endlösung anstreben
─ Fokus auf Skalierbarkeit, Einbezug aller möglichen Stakeholder
─ Ist erst ab Phase II (Koordination, Verbundnutzen) sinnvoll
● Der Nutzenträger ist nicht der Kostenträger
─ Hohe Vorinvestitionen nötig, z.B. Basisinfrastruktur
─ Der Nutzenträger ist zu wenig im Projekt involviert
Garanten für Misserfolg bei dezentraler Innovation
Die 3 „Showstopper“
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Maximal ein Show-Stopper kann akzeptiert werden!
Agenda
● Innovation dank Föderalismus – zwei Beispiele und deren Charakteristika
● Erfolgsfaktoren für Innovation im föderalen Umfeld
● Innovation durch Kooperation im eGovernment-Umfeld
● Fazit
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Innovation durch Kooperation im eGovernment
● Es ist sehr anspruchsvoll, Innovation im föderalen
System zu „verordnen“ und zentral zu führen
● Unser föderales System ist prädestiniert
für moderne Kooperationsformen
● Die eGovernment-Innovation ist keine Revolution, sondern eine Evolution
Nutzung
Zeit 1. Parallel-
angebot
2. Anreize 3. Negative
Anreize
4. Bereinigtes
Angebot
Konventionell
Elektronisch
Bund
K
K K
G
G
G
G
G
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Fazit
● Unser föderales System ist prädestiniert für dezentrale, „bottom-up“
Innovation
─ Grösse und Macht sind nicht zwingend ein Vorteil
● Wenn Sie ein Innovationsvorhaben lancieren,
─ beantworten Sie ehrlich die 3 Schüsselfragen
─ hinterfragen Sie kritisch die 3 Showstopper
● Seien Sie sich bewusst, was Edison einmal
gesagt hat:
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Innovation ist 1% Inspiration und 99% Transpiration!
Fragen?
AWK Group AG
Oliver Vaterlaus
Leutschenbachstrasse 45
8050 Zürich
058 411 95 95
oliver.vaterlaus@awk.ch
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