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Aus Anlass der kurzlich beim CNA erschienenen CD-Kompilation des Luxemburger Gesangssolisten

Erinnerungen an Fernand Koenig (1922 - 2003) Mit seiner rezenten Musikproduktion hat das CNA (Centre National d'Audio­visuel mit Sitz in Dudelingen) dem Luxemburger Kulturleben einen au­~erst wertvollen Dienst erwiesen. Kon­nen wir doch auf 4 CDs die so glanz­volle Stimme des unvergesslichen Luxemburger Gesangsolisten Fernand Koenig (Bass-Bariton) in vier wahrhaft historischen Aufnahmen aus dem Zeit­raum von 1953 bis 1989 erleben.

Von Orff tiber Mertzig bis Faure - plus Volkslieder

So brilliert Koenig als Solist in "Car­mina Burana" von Carl Orff, iD der In­terpretation von Werken aus der Feder Luxemburger und internationaler Kom­ponisten. Unter diesen Werke von Kos­ter, Mertzig, Cigrand und Faure. Und zu guter Letzt - auch welch eine Freu­de - den gro~en Meister im faszinie­renden wie auch ruhrenden Vortrag von popularen einheimischen Liedern C"D'Hechtercher aus der Stad", "Den Hexemeeschter", ,Yu mengem Dueref . koum ech hier" und viele mehr). Selbst wenn Melodien wie "D'Hechtercher" oder ,Yu mengem Dueref" Importe aus Frankreich bzw. den USA sind. Sie sind nicht storend. Sind sie doch bestmog­liche Zeugen fur die Weltoffenheit der Luxemburger!

Die 4 CDs, in einer uberaus schmu­cken Schatulle, sind zum Gesamtpreis von nur 19 Euro in allen CD-Geschaf­ten , in den Buchladen und in den gro­~eren Geschaftshausem des Landes er­haltlich. Bestellungen nimmt auch das CNA (www.cna.lu) entgegen.

Von dieser Plattenproduktion be­geistert, fuhlen wir uns angeregt, aus­fuhrlicher auf das Leben und Wirken von Femand Koenig einzugehen. In­spiriert von Prof. Guy Wagner, ehema­hger Intendant des Escher Stadtthea­ters, der tm Jahr 2002 in einer Hom­mage an Fernand Koenig, seinen gu­ten personlichen Freund, schreibt: "Comme toi, qui en a eu .si peu , trop peu, chez nous" !

Der Beginn einer lebenslangen Freundschaft

Die Gelegenheit zur person lichen Bekanntschaft mit Fernand Koenig er­hielt ich irn Jahre 1966. Fur den 25. November sollte die Abschlussfeier zum 75-jahrigen Bestehen der "Union Grand-Due Adolphe" (UGDA) uber die Buhne des Gro~en Theaters der Stadt Luxemburg gehen. Mit der Auffuhrung des au~erst anspruchsvollen Oratori­urns "Die Jahreszeiten" von Joseph Haydn. Mit dem Orchester von Radio­H ie-Luxemburg und der Chorale Mu­nicipale Uelzecht von Esch/Alzette. Unter Leitung von Pierre Cao. Als So­listen wirkten die Besten der Besten mit. So Fernand Koenig und Helen Do­nath (am Beginn einer Weltkarriere) ,

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sowie der eben falls international best­bekannte Peter Witsch. Erst wenige Ta­ge Mitglied im UGDA-Zentralvorstand, erhielt ich in Vorbereitung der Konzert­veranstaln.ll1g den ehrenvollen Auf trag, durch geeignete Anikel in der Presse das musikbegeistene Luxemburger Pu­blikum fur den Besuch des Konzerts zu gewinnen. Vor Beginn des Konzens, hinter der BUhne, kam Fernand Koenig spoman puf mich zu und dankte mir in beredten Worten fLir die lie ben Worte, die ich fur ihn in der Vorbesprechung zum Konzen gefunden hatte. lch selbst glaubte, nicht genugend getan zu ha­ben. Und habe von diesem Augenblick an den so liebenswerten Meister tief in mein Herz eingeschlossen. Es war der Beginn einer Freundschaft, die vonJahr zuJahr inniger wurde!

Musiker, Sanger, Intendant und Geometer

Geboren wurde Fernand Koenig am 16. Dezember 1922 auf der Goebels­muhle. Ein Dorf, klein aber fein . Wie aus dem Bilderbuch. Die Suche nach einer moglichst pelfekten Ausbildung als Bass-Bariton-Solisten fuhrte den jungen Fernand Koenig ins Konservato­rium der Stadt Luxemburg. Sozusagen den letzten Schliff erhielt seine Stimme im Studium bei den Professoren Charles

Panzera in Paris und Arne Sunnegarth in Salzburg. Gleichzeitig schloss der lernbegierige Fernand Koenig ein Zweit­studium mit dem Diplom eines Geo­meters abo Und wie zu dieser Zeit in Luxemburg ublich, emschied sich der junge Mann fUr eine siehere hauptbe­rufliehe Tatigkeit als Geometer am staatlichen Katasteramt.

Die Zeiten nach 1945 waren nicht gerade rosig in Luxemburg. Und der Jahresurlaub fllr junge Funktionare ging nicht uber achtTage hinaus. Doch man hore ~nd staune: Fernand Koenig fand in seiner Begeisterung fur die Mu­sik dennoch Zeit, um sich als Sanger weiteizubilden und als Bass-Bariton ei­ne Kaniere zu beginnen, die ihn auf die Weltbuhnen der damaligen inter­nationalen Musikszene brachte (Fest­spiele von Schwetzingen, Flandern Festival, Salle Pleyel und Theater der Champs Elysees in Paris, Royal Festival Hall und Wigmore Hall in London). Weitere Etappen in seinem kUnstleri­schen Wirken waren u.a. Stuttgart, Edinburgh, Dublin, Washington und New York. Auch fuhrten ihn Tourneen nach Russland, Lettland und Litauen sowie in die USA (Chicago, Washing­ton und New York).

So nebenbei rief er in Wiltz - Stadt­chen, das zu seinem festen WohnsitZ wurde - , ein Musikinstitut ins Leben. Ein Institut, das unter seiner kUnstleri-

schen Leitung weit mehr als eine Mu­sikschulewar. Fur "seine" Musikakade­mie kamen nur die besten Dozenten in Frage. Unter diesen der Pianist Walter Civitareale, glanzender Absolvent der Moskauer Musikhochschule. So waren die MusikschUler in der Wiltzer Musi­kakademie bestens aufgehoben.

Nieht genug damit. Fernand Koenig fand auch noch die notwendige Zeit zur Grundung des Wiltzer Musik- und Theaterfestivals. Ein Festival unter frei­em Himmel bei nieht gerade giinstigen klimatischen Bedingungen? Viele hiel­ten die Initiative fur kaum lebensfahig. Prophezeiten dem Festival ein jahes En­de. Doch unter der kiinstlerischen Lei­tung von Femand Koenig erlangte das Wiltzer Festival Weltru f. So dass es die Europaische Kommission in Brussel, obwohl in den Jahren nach 1980 noch keine Kompetenz in Kulturangelegen­heiten, fur absolut notwendig hielt, das Festival mit europaischen Finanzmit­teln zu fbrdern. Dennoch war das Fes­tivalbudget ehet bescheiden. Wk es Fernand Koenig dennoch gelang, die besten Ensembles und Solis ten nach Wiltz zu verpflichten, blieb ein Ge­heimnis, das er mit ins Grab nahm.

"Das Land hat nur einen Koenig"!

Wie bei einer Staatsverwaltung ub­lich , fand Fernand Koenig in seiner hauptberuflichen Tatigkeit als Geome­ter im Dienste des Katasteramts nicht immer das gew-unschte Versilindnis bei seinen Arbeitskollegen fur seine so viel­seitigen zeitaufreibenden nebenberuf­lichen Aktivitaten. Diesen Problemen bereitete Staats- und Kulturminister Pi­erre Werner imJahr 1980 ein radikales Ende, indem er dem Katastergeometer Fernand Koenig einen wochentlichen Kultururlaub von zwei Tagen gewahrte. Wozu jegliche gesetzliche Bestimmung fehlte. Auch unterstand das Kataster­amt nicht dem Staatsminister. Als ein Beamter des Kulturministeriums unter Beruf'\.1l1g auf diese Entscheidung sei­nerseits eiDen Kultururlaub beantragte, ant\vortete ibm ein sichtlich erztirnter Pierre Werner: "Sie nieht. Denn das Land hat nur einen ,Koenig'!"

Wie recht hatte Pierre Werner! Fernand Koenig starb am 5. Dezem­

ber 2003. In seiner einzigartigen Weise, Kunst zu leben und kreieren, hinterlie~ Er in Luxemburg eine Lucke, die bis heute nicht geschlossen ist.

In unseren Gedanken bleibt die sehr wache Erinnerung an einen gro~en Humanisten und Kulturakteur. Vor allem aber einen hochst wertvollen Freund. Und dank der Initiative des CNA klingt in den Ohren der Luxem­burger seine klare, ja so herrlich sonore Stimme weiter!

Merd, Fernand Koenig. Du gro~er Pionier des Luxemburger Kulturle­bens!

> Henri Schumacher

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