Ueber die Metamorphose des Amylums

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ibr befiudlichen lebendigen oder lebcnsfibigen Theilchcu von der Schwefelsaure aufgenommen und so fort zerstiirt werden. - Vom 28. Mai bis Anfang August setzte ich diese Erneuerung der Luft im Kolben ununterbroclien fort, ohne dafs ich mittelst des Mikroskops, mit dem ich wahrend dieser Zeit fast taglich den Rand der Fliissig- keit betrachtete, etwas lebendiges Tliierische oder Pflanz- limb hatte wahrnehmen kbnnen. Und da ich zuletzt den Apparat aus einander nahm, war’ in der ganzen Flussig- keit auch nicht eine Spur weder von Infusorien, noch von Conferven oder Schimmel aufzufinden. Dagegen zeigte sich alles Dreies schon in einigen Tagen, nachdem ich den Kolben hatte offen stehen lassen, im reichlich- sten Maalse. - Das Gefals, wclches ich gleichzeitig mit der Zusammcnstellung obigen Apparates offen daneben gestellt hatte, enthielt schou am folgenden Tage Vibrio- Ben und Monaden, denen sich gar bald grblsere poly- gastrische Infusorien und selbst spatcr Raderthiere zuge- oellten.

VII. Ueber die ikletamorphose des Amylums; oon F r a n z Schulze .

E i n i g e Beobachtungen, die ich im vernossenen Sommer iiber die wiclitigsten Bedioguugeu der ersten Ernahrung des pflanzlichen Orgaoismus anstellte, gaben mir vielfa- ehe Gelegenheit, das Amylum in seiner Structur und Me- tamorphose zu studiren, uud theils die hieruber bereits vorhandenen Untersuchungen von Neueln zu priifen, tlieils einigc neue Versuche anziistellen. - Das Mikroskop gab mir, in Beziig auf die Structurverhaltnisse der Amylurn- kiirperchen der Kartoffel, dieselben Resultate, wie sic F r i t z s c h e zuerst gefunden und ausfiihrlich mitgetheilt. Die Sttirke der Vergraiserung, die ich anmandte, war

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eine 250 fache lineare. - Die concentrischen Strcifen sind bei dem Amylum, so wie es aus dcr Kartoffel ge- nommen ist, zwar stets erkcnnbar, aber nur hier und da recht deutlich. Erst wenn man es 1Yogere Zeit bei ei- ner Temperatur, die dein Siedpunkt des Wassers nahe liegt, trocknet, und alsdann nieder mit Wasser in Be- riihrung bringt, treten die Streifen und der Kern bei

den meisten so deutlich hervor, wie A A die Figiiren A und A’ es zeigen.

Fur die Thatsache, dak der Keru in der Llingsaxe, nicht auf der O h - flache hefindlich, odcr gar eine von der 0berfl;iche nach innen gehende

Vertiefung sey, und dars die Streifen glcichfalls nicht der Sulsern Hulle angehorig , liefert das Experimeut des Kol- lens der Amylumk6rpercben unter dem Mikroskop den schlagendsten Beweis. Ein Jeder mag sich dicses Expe- riment auf seine eigene Weise anstellen, je naclidem ihm die Beobachtung leicliter wird, wenn er entweder die obere der beiden Glasplatten, zwischen dencn der zu roI- lende Gegenstand befindlich, mit der Hand behutsam be- vegt , oder mittelst eines neu hinziigebracliten Tropfcns Wasser die iibrige Flfissigkeit in schwache Striiinung ver- setzt. Die erstere Methode liefse sich vielleicht dsdurch vervollkolnmnen, d a k man der oberen Platte eines mi- kroskopischen Quetschers eine lnikrometrische kreisfilrmige Bewegung erlheilte. - W a s nun die Metamorphose des Amyhms nnbctriflt, so war es zunschst von Wichtigkeit, dieselbe an der lebenden Pflanze in deren verschiedeuen Lebensperioden zu verfolgen. W e o n eine in die Erde gclegte Kartoffel zu wachsen begonnen bat, SO bemerkt man in den meisten Zellen noch gar keine Verhderung dcs Amylulns; aber in der Nihe der mit der Krone C O ~ U I U -

nicirenden Gefilse rlimmt dasselbe die mit B be- zeichoeten Fotmen an, die

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man sicli aus deu als normal angegebenen z4 und A' auf die Weise entstanden zu denken hat, daCs an lctzteren eine vom Umfauge aus gleic1ifi)rmig nach innen fortschrei- tende huflosung stattgefuudcn. In der Fig. A' ist durch punktirte Linien angedeutet, wie sich die Formen 6 aus der urspriinglichen herleiten lassen. - Voin chemisch- pliysiologischen Gesichtspunktc aus ist jcne Aufliisung sehr merkwtirdig, da mir kein Mittcl besitzen sie kunstlich au- fscr der Pflnnze auf Yhnliche Weise zu bewerkstelligen. Auf jeden Fall ist sie bedingt durch Fliissigkeiten, die sicli in den Zellen erst beim Wachsen der Kartoffel un- ter dein Eiiiflusse der Geftilse bilden. Sie lielse sich in gesrisser Hinsicht mit der Verdauung unlaslicher Stoffe, 2. B. geronnenen Eiweilses , iin tliierischen Kiirper ver- gleichen. Bringt man die Kiirper .B niit kaltem Wasser in Beriihrung, SO bemerkt inan nicht die geringste Ein- mirkung, die sich doch durch Fonnserznderuug unter deiu Mikroskop manifestircn miilste. - Bei dem weite- feu Fortschreiten des VVachs~liurns der Kartoffel bemerkt man nach und nach auch in deli iibrigeai Zellen jene Um- wandlung des Amylums, bis zulefzt nach vollendctem Wachsthum die meisten Zellen leer oder init theilweise abgenagtetn Amylum aogefullt sind. Die Formen B ge- hen bei fortschreitender Auflosung in schmale lingliche

Gestalten iiber, wie sie unter C ab- gebildet sind. - Auf einige Theile

der Kartoffel erstreckt sich der vitale aufliisende Einflufs gar nicht, und es zeigen sich danu in diesen die Formen des AmyIums durch andere zerstiirende Einfliisse versa-

dert. Die Zeichnungen unter D geben ein Bild davon. - Ich balte es nicht fur unpassend, eine

Metbode bier einzuschalten, die ich verschiedene Male mit Erfolg augewandt , bei KartoffeIn eine Ablagerung vou Amylum, statt an der Wurzel, an der Krone zu

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bewerkstelligen. Zerschneidet man ntimlich eine Kartof- fel und legt sie mit der Schniftflache auf feuctite Erde, so beginnt sie von den .dugen aus Sprossen zu treiben, von denen die eineu die Fuiiction der Blattbildung an- deuten, die andern fur Lufttvurzeln zu lialten sind. Ver- hindert man nun die letzteren in den Erdboden einzuge- hen, so entwickeln sich erstere auch our unvollkommen, zeigen aber rrehr bald in iliren Achseln starke Anschwel- luugen, die sich nach und nach erweitern, bis sie eine gewisse Ausdebnung erlangt haben, und sich alsdaun von eigentlichcn Kartoffcln durch nicht vie1 mehr als ihre un- tcr dein Einflufs des Lichts entstandene griine Farbe un- terscheiden. - D a eininal der Trieb in eiiier wacbsen- den Kartoffel da ist, Nahruiigsstoff in Form von Amy- lum aufzuspeicherii, so kann diefs also unter Umstandcn stat t an der W u n e l , an den blattbildenden Organen ge- schehen. - Ich komme zu der Veranderung, die das Amylum bei der trocknen Erhitzuag erleidct. Setzt man es dcr Temperatiir aus, wobei die Urnwandlung in Gumlni gescbieht, und bringt es darauf rnit Alkohol zusammen UII-

ter dae Mikroskop, so kann man im Wesentlichen keine Formveranderungen beobachten. Dagegen zeigt sicli beim Hinzubriogcu von Wasser die sehr interessantc Erschei- nung, dale die vorhcr durch die bekannten Streifen an- gedeuteten concentrischen Scbiclitcn aufqucllen, und nach- deui sie auf einer Seite voul Wasser aufgelikt, auf der andern sich nach und nach abblsttern und frei in der Flussigkcit bcrumschwimmen, bis sie aufgelast sind. Die Forineo, die man dabei beobachtet , sind sebr mannigfal- tig, Im Wesentlichen habe ich sie durch die Figuren -

E wieder zu gcbcn versucht. - ,411er Schliisse, die sich aus obigen Bcobach- tongen zieben lassen,

calhaltc Ich m i d , bis auf eine Bcmerkung iiber die Las-

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lichkcit dc j Amplums in Waeser. Stelll man n h l i c h za- sammen, dafs das Amylum, wo es sich in der Pflanze voriiiidcn mag, stets in fester Gestalt erscheint, die blnue Reaction mit Jod nur an solidea Karperchen, nie auf Flbigkei ten sich erstreckend, sichtbar ist ; ferner, dals die Forinen B vorn Wasser keine VerYnderung erleideii; endlich, dafs wsfsriger Auszug von Brod oder ged8rrtem Ainylum, durch feiocs Papier filtrirt, keine blaue FSr- bung mit Jod giebt, SO mUchte ee wohl wahrscheinlich wcrdeu, dafs, was vom Kleister durch ein fcines Filtrum hindurchgegangen, jene Reaction zeigt, eben so grit feste Substanz sey, wie diejenigen Blutkilgelchen, die von den feinsten Filtern durcbgelaseen werden.

VIII. Ergleichende mikroskopische Untersuchung des von H m . L o n g c h a r n p in den Schwe-

felwiissern con Badges uncl des von Hrn. H o h ig u e t in den W b s e r n con Ndris auJ- gefundenen Baregin’s; von Hrn. T u r p i n ‘1.

( Compt. rend. 1836, T. I p . 15.)

I u einem am 12. Aug. 1633 in der Academie vorgelese- nen Aufsatz lehrte Herr L o n gc h amp eine schleimigc

1) Bei den zahlreichen Verhandlungen, welche die f ranrbischen Journale in den letiten Jahren Gber das Baregin rnitgethcilt br- ben und welclie von dort anch in mehre dcutsche Zeitschriften ibergegangen s ind, erlangt die nachrtehende Notic einen beron- deren W c r t h , denn rie macht nicht nur, wenigrtens in den Au- gen der Einsichtrvollen, dein langen Streit iiber die Natur diests Stolfs ein Eode, sondern sch3rft auch wiederholt die noch oeuer- lich \*on F r i t z r c h e am Polfenin (Ann. Bd. XXXlI S. 481) be- siit igte Walirhei t tin, dafs keine unl6stiche Subiton; orguniichm Ursprungi cinrr chemiichen Zerfegung unterworfen werden durle , levor nicht durch rine rnikroskopische Unfrrruchung ihrc Hornogenitut nachgewieicn i i t . P.

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