Werdassieht,fährthintermBrotTruck...ABZ Nr.129.Juni2018 RegionalRegional 25 VonArnulfRamcke...

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RegionalRegionalABZ Nr. 12 9. Juni 2018 25

Von Arnulf Ramcke

Rheinland­Pfalz

SPEYER. Rund 32.000 Kilome­ter haben sich auf dem Tacho ad­diert. Jährlich. 25 Jahre lang.Macht in Summe 800.000 Kilo­meter, was einer Reise zumMond und zurück entspricht.Das alles mit dem Motor, den derHersteller 1992 in den Transpor­ter eingebaut hat.

Was viel über die Zuverläs­sigkeit des früheren Fahrzeugseines Paket­Lieferdienstes undeiniges über dessen neuen Besit­zer aussagt. Der heißt SebastianDäuwel, ist Brot­Purist in Speyerund stolzer Besitzer eines Brot­Trucks, zu dem es die Lieferkisteim zweiten Autoleben geschaffthat.

Zur Idee fehlte nochdas passende Fahrzeug

„Die Idee ist drei Jahre alt“,erzählt Däuwel. Gereift aus demErleben, dass aus anderenTrucks heraus Burger, Hotdogs,Suppen und Snacks verkauftwerden. „Aber eben kein Brot“,sagt der Quereinsteiger, der am30. April 2016 zusammen miteinem Bäckermeister die „Brot­puristen“ eröffnete.

Zu dem Zeitpunkt hatte sichder Betriebswirt bereits die Do­main www.brot­truck.de gesi­chert. Die Idee von der mobilenFiliale jenseits bekannter Ver­kaufsfahrzeuge war da, für dieUmsetzung fehlte noch dasFahrzeug.

Höchstgeschwindigkeitgarantiert Entschleunigung

„Das Auto musste mich be­geistern. Ich wollte etwas Beson­deres“, sagt der 35­Jährige.15.000 Euro war ihm der Trefferwert, den er mit seinem Truckmeint gelandet zu haben.

Hinzu kommen die Kosten fürInnenausbau samt Schaukastenfür die Brote, Theke mit Brot­durchreiche und Lackierung mitMaschinenlackfarbe in ange­sagtem Grundierungs­Grau.Ausgeführt von einem Schlosserund einem Schreiner.

Der Brot­Truck mit 90 km/hHöchstgeschwindigkeit stehe fürEntschleunigung und Ursprüng­lichkeit. „Das Auto hat den Cha­rakter wie unsere Brote“, sagt er.Puristisch eben. Wie auch dasnaturbelassene Holz im Innern.Ob das Fahrgeschäft damit

ebenso gut ankommt wie dasstationäre, bleibt zu testen. „Wirsind aktuell auf Standortsuche.Einige sind uns bereits angebo­ten worden.“

Genehmigungsmarathonfür öffentliche Flächen

Parken möchte Däuwel denTruck auf Flächen vor Super­märkten oder anderen Einkaufs­zentren, auf Weingütern und beiWeinfesten – „überall da, wo Ge­nussmenschen zusammenkom­men“. Wochenmärkte seien kein

Thema. „Dafür müssten wir dieProduktion zeitlich umstellen.Wir wollen aber auch mit demBrot­Truck nachmittags verkau­fen.“ Wie auch im Ladenlokal.

Öffentliche Flächen klam­mert Däuwel bei der Standortsu­che aus. Die dafür erforderlichenGenehmigungen zu erhalten seideutlich aufwändiger als mitdem Besitzer eines Supermarktszu sprechen, der über seinenParkplatz frei verfügen kann.

Dass Bäckerkollegen aus derVorkasse über Däuwels Absich­ten wenig amüsiert reagierendürften, ist dem bewusst. „Da istdie Regelung noch unklar. Ichwill aber auf keinen Fall Ärger.“

Was Däuwel will, ist die Aus­dehnung seines Konzepts derReduktion von Angebotsbreitezugunsten handwerklicher Ex­zellenz samt Produkttranspa­renz – also dessen, was sich inSpeyer längst zu einer Markeetabliert hat, an die zu gelangenKunden immer noch geduldig inder Schlange vor der Ladentürestehen. Der Brotkauf wird zurKulthandlung, das Produkt zur

Damit‘s jeder versteht: Die Rückseite des Brot­Trucks erklärt, was es mit den „Brotpuristen“ auf sich hat. Fotos: Betrieb

Die Brotpuristen von Sebastian Däuwel aus Speyer haben ein Verkaufsfahrzeug der etwas anderen Art auf die Straße gebracht

Wer das sieht, fährt hinterm Brot­Truck

Gelungene Generalprobe: Einsatzdes Brot­Trucks bei einem Fest.

Drei Brotpuristen (von links): Sebas­tian Däuwel, Lukas Schultz undMatthias Orlowski.

gezielt erworbenen Rarität.Daran soll sich am Truck

nichts ändern – ebenso wenigam Angebot, „wobei ich mirübers genaue Sortiment nochGedanken machen muss“, soDäuwel. Dazu gehöre auch derVerzicht auf den Verkauf vonSnacks wie im Laden auch.

Probierhappenvor dem Brotkauf

Wobei sich da eine kleineHintertüre für den hungrigenKunden öffnet, der nicht nur introckenes Brot beißen möchte.Däuwel: „Zunächst bieten wirnur kleine Probierhappen an, diezum Beispiel mit Leberwurst be­strichen sind und verkaufenganz Laibe.“

Er könne sich allerdings eine– da ist es wieder, das Wort –„puristische“ Snackform vor­stellen, bei der Brotscheiben ein­fach mit Frischkäse oder ande­ren Belägen bestrichen werden.„Wenn, dann ganz reduziert.“

„Weil ich Bockdrauf habe“

Um den Verkaufswagen anzwei bis drei Tagen in der Wocheund optional an Wochenendenlosschicken zu können, „will ichmich nicht verbiegen“, so Däu­wel. Zwar müsse er Brote on topfür den mobilen Verkauf backenund auch über eine Aufstockungdes Personals von derzeit insge­samt acht Mitarbeitern in Pro­duktion und Verkauf nachden­ken – „das mit dem Truck macheich aber vor allem deshalb, weilich Bock drauf habe“.

a.ramcke@matthaes.de

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