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Lautsprecher Trenner & Friedl RAAutor: Josef Bruckmoser Fotografie: Rolf Winter

Wie ein reifer Sauvignon

Lassen Sie sich kurz in die „steirische Toskana“ entführen, zusanften Hügeln und blitzsauber gepflegten Weingärten, zu demweiten Blick hinüber nach Slowenien und hinein bis nach Ungarn,zum Sonnenuntergang auf der Terrasse einer Buschenschenke undzu einem kräftigen, reifen Sauvignon, für den mehr als ein DutzendWinzer der Südsteiermark internationale Auszeichnungen erhal-ten haben. Wenn es denn stimmt, dass Landschaften auch Men-schen und ihr Tun prägen, dann können Sie sich damit ein Bildmachen von Andreas Friedl, dem Entwickler und Mastermind vonTrenner & Friedl, und von der Klangphilosophie dieser steirischenLautsprechermanufaktur.

Aber gehen wir es ganz konventionell an, damit nicht der falscheEindruck entsteht, hier werde viel blühende Fantasie anstelle harterFakten geliefert. Also: Wir haben es bei der RA mit einem Lautspre-chergehäuse zu tun, das dem Goldenen Schnitt nachempfunden ist.Dadurch soll das Resonanzspektrum im Gehäuse bestmöglich ver-teilt werden. Von der äußeren Gestalt her ist die Annäherung an denGoldenen Schnitt wohl der Grund dafür, dass diese Lautsprechertrotz ihrer Maße überhaupt nicht massiv ins Auge fallen. In meinemknapp 20 Quadratmeter kleinen Wohnzimmer ist eine Box mit denGesamtmaßen von 120 x 50 x 35 cm inklusive Ständer eine recht or-dentliche Erscheinung. Ich hatte mich aber nach ein paar Tagen sosehr an das gute Stück gewöhnt, dass ich es am liebsten nicht mehrzurückgegeben hätte. Dazu trägt auch bei, dass das 80 cm hoheGehäuse auf einem 40 cm hohen Ständer sitzt, sodass es luftiger undnicht so massiv wirkt wie das durchgängige Gehäuse eines Stand-lautsprechers vergleichbarer Größe.

Die Front ist bewusst sehr breit und hoch gehalten. Nicht nur, da-mit in der coaxialen Anordnung der beiden Chassis ein kräftigerZwölfzoll-Tieftöner Platz findet. Der Entwickler begründet dieAusmaße der Front auch damit, dass die Schallenergie auf dieseWeise gehindert werde, sich zu früh an der Gehäusekante nach hin-ten zu verflüchtigen. Um einen Wirkungsgrad von 95 dB zu errei-chen, muss so viel Schalldruck wie möglich nach vorn gehen unddirekt beim Hörer ankommen.

„Unaufgeregte Klarheit“ und „ungebremste Durchlässigkeit“waren denn auch die ersten Ausdrücke für das Klangbild, die ich

Mit der RA haben Trenner & Friedl

ihr Statement in Sachen Lautspre-

cherbau abgeliefert. Die coaxiale

Anordnung von Hoch- und Tieftöner

bringt die Musik auf den Punkt und

lässt sie frei fließen.

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spontan niedergeschrieben habe. DieStimme von Mercedes Sosa auf derMisa criolla (EMI 8 36160 2) steht mitgroßer Zartheit und doch sehr druck-voll im Raum. Präzise wird der – sehrkünstliche – Hall wiedergegeben,durch den die Solo-Sängerin aus demChor herausgehoben ist. In der Be-gleitcombo hebt sich die Panflöte mitihren Klangfarben hervor. Und immerwieder kann der Hörer das lange Aus-klingen etwa des Beckens oder desChores oder einer einzelnen, kurz miteinem Plektron gezupften Gitarren-saite genießen. Diese Präsenz des Tonsvor dem letzten Verhallen ist für michimmer ein Zeichen dafür, wie behut-sam und genau ein Lautsprecher mitsolchen minimalen Pegeln umgeht.Mit der RA ist der Ton noch voll prä-sent, wenn er schon beinahe nichtmehr zu hören ist. Da bricht nichts ab,da franst nichts aus.

Ich habe mich in den vergangenenVerstärkertests viel mit der Darstellungdes Raumes auseinandergesetzt, na-mentlich mit der Frage, wie es einemGerät gelingt, die heutzutage erwarteteTransparenz und Durchsichtigkeit mitdem Ganzen der Musik in Einklang zubringen. Die vielen wohltuenden Stun-den mit der RA haben dazu einen eige-nen Aspekt beigetragen. Denn zum ei-nen hat dieser Lautsprecher denEindruck vermittelt, dass er die Energie,die vom Verstärker kommt, eins zu einsdurchlässt und den Hörraum damit ge-

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Lautsprecher Trenner & Friedl RA

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radezu flutet. Da blieb nichts hängen, da blieb nichts irgendwie ineinem Chassis stecken, da blieb nichts am Gehäuse kleben. Zumanderen war diese hohe Durchlässigkeit die Voraussetzung dafür,dass die RA alles integrativ zusammenschauen kann.

Ein gutes Beispiel für die Originaltreue der Musikwiedergabe, diedurch diese Durchlässigkeit bei gleichzeitiger starker Integrations-kraft entsteht, war the art of trio – back at the vanguard von BradMehldau (Warner WE 833, 9362-4746-2, CD 1999). Auf dieserEinspielung mit Larry Grenadier am Bass und Jorge Rossy amSchlagzeug ist genau jene Positionierung der Instrumente zuhören, wie ich sie bildlich von meinen Besuchen im Village Vangu-ard in New York vor mir habe: links das Klavier und rechts dasSchlagzeug. Ich bin mehrmals rechts auf der kleinen Galerie direktneben dem Schlagzeug gesessen, sodass ich dieses Setting akustischsehr genau im Ohr habe. Völlig neu war mir dagegen, dass auf die-ser CD mit Brad Mehldau der so charakteristische Raum desberühmten Jazzclubs nicht zur Geltung kommt. Dieses klassischeKlimpern und Klirren der Gläser hinten an der Bar, verbunden miteinem Gemurmel, das den Konzertabend nicht stören soll, es na-turgemäß aber doch tut. David Oaks an der Aufnahmeregie und Ja-mes Faber am Mischpult haben das Trio derart direkt eingefangenund abgemischt, dass keinerlei Nebengeräusche – und damit leiderauch keinerlei Raum – zu hören sind.

Mit der RA ist mir das so stark bewusst geworden, dass ich gleichnoch eine Probe aufs Exempel machen musste. Dazu diente das BillEvans Trio, das 1961 einen Sunday at the Village Vanguard einge-spielt hat (Riverside RLP 9376, LP 1961). Und sieh mal einer an:

Links: Die RA von Trenner & Friedl ist de facto eine Standbox. Sie wirkt aberdurch den integrierten Ständer und die Orientierung am Goldenen Schnittwesentlich luftiger

Oben Mitte: Bei den Anschlüssen für die Lautsprecherkabel setzen die Her-steller auf die bombenfesten Klemmen von Cardas

Oben rechts: Die beiden Bassreflexöffnungen feuern nach unten und gebender Box ein sattes Fundament

Unten: Der Zwölf-Zoll-Tieftöner wird nach den Vorgaben von Trenner &Friedl in Frankreich gebaut. Der Korb wirkt für den coaxial eingebautenHochtöner wie ein Horn

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Hier ist tatsächlich die erste Seite derSchallplatte ähnlich trocken und„raum-los“ aufgezeichnet, aber auf derzweiten Seite, bei „Alice in Wonder-land“, ist plötzlich deutlich mehr Raumzu hören. Dieser differenzierte Einblickin den kleinen New Yorker Jazzkellermag illustrieren, in welche Tiefen-schichten der Raumdarbietung michdie RA geführt hat: ein genaues Abbildder Wirklichkeit, wie man es sich nurwünschen kann.

Das Klavier von Bill Evans ist offen-bar nur auf dem rechten Kanal abge-mischt. Trotzdem bleibt es in keinerWeise am rechten Lautsprechergehäu-se haften. Es ist vielmehr, als kämen dieAnschläge der Saiten aus der Mitte desCoax-Chassis, und als befände sichrund um die beiden Chassis keinGehäuse, sondern reine Luft. Die RAzeigte in solchen Situationen die Qua-litäten eines Monitors. Auch wenn siedeutlich größer ist als ein klassischerBBC-Monitor, hat sie diese Fähigkeitder punktgenauen Abbildung. DieserLautsprecher ist im besten Sinne des

Oben: Natürliche Materialien wie Sperrholzoder Schafwolle gehören zum ökologischenund akustischen Credo von Entwickler And-reas Friedl

Mitte: Die Frequenzweiche ist minimalistischaufgebaut. Nur drei der elf Bauteile liegen imSignalweg

Unten: Sogar eine „kleine Kiste“ wie der Sonic Impact T-Amp, der auf dem Tripath-Chip TA 2024 aufbaut, bringt die RA mächtigin Fahrt

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Aufstellung die Räumlichkeit leidenmüsse, wird von der RA eines Besserenbelehrt. Andreas Friedl unterstreichtauch in dieser Hinsicht den Monitor-Charakter seiner jüngsten Kreation:„Ich wollte einen Lautsprecher, der un-empfindlich ist gegenüber der Raum-akustik. Der Hörer soll direkt dieQuelle hören und weniger das, wassein Raum dazu macht.“

Eine Punktquelle eben, die wesent-lich im coaxialen Aufbau gründet.Trenner & Friedl haben sich dazu erstentschlossen, als sie selbst Hand anden Zusammenbau der Chassis legenkonnten. Der Tieftöner wird nach denVorgaben aus der Steiermark von ei-nem High-End-Studioausstatter inFrankreich gebaut. Die Papiermem-bran wird mit einem balsamischenÖllack italienischer Provenienz be-schichtet. Es handelt sich dabei um ei-ne Art Geigenlack, der nie hundert-prozentig aushärtet, sonderndauerhaft geschmeidig bleibt und da-mit praktisch keine Eigenresonanzenentwickelt.

Wortes das Medium, durch das die Musik frei und unbeeinflussthindurchströmt, ganz ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Mirist spontan der Vergleich mit der Trägerfrequenz beim UKW-Ra-dio in den Sinn gekommen. Diese Trägerfrequenz ist auch nur dasMedium. Je besser der Empfänger sie ausblendet, desto besserkommt das, was übertragen wird, zur Geltung.

In diesem Zusammenhang darf nicht unerwähnt bleiben, dassdie RA ihre ersten Anfänge in der Idee eines In-Wall-Lautspre-chers hatte. Davon geblieben ist die bevorzugte Aufstellung derausgewachsenen Box an der Wand. Das klingt in HiFi-Ohren un-gewohnt. Wer aber befürchten sollte, dass durch eine wandnahe

xxxMitspielerPlattenspieler: Kuzma Stabi Reference Tonarm: Kuzma Stogi Reference Tonab-nehmer: Benz Micro Ruby open air, Benz LP, Ortofon Rohmann Phono-Stufe: JeffRowland Candence CD-Laufwerk: Theta Data Basic (Philips CDM-9 Pro) Wandler:Theta DSPro Generation III Vorverstärker: Jeff Rowland Synergy II Endverstär-ker: Jeff Rowland Model 12, Tripath Sonic Impact T-Amp Lautsprecher: Trenner &Friedl, Parker 95 (update 2005) Kabel: Cardas Golden Reference, Cardas NeutralReference, Brodmann Acoustics, Trenner & Friedl „Orinoco flow“ Zubehör: SIDAnalog (Sound improvement disc „A“), Millenium Karbon LP-Matte, Clearlight Au-dio RDC-Kegel, SIC (sound improvement coupler), Audioplan Sicomin AntispikeSIAS, ART Dämpferxxxx

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Lautsprecher Trenner & Friedl RA

Im Hochtöner sitzt eine Membranaus Titanium, die zusätzlich mit Tita-niumnitrid (TiN) beschichtet ist. LautDatenblatt ist dieses Material sechsmalstärker belastbar als reines Titaniumund zwei Mal mehr als Beryllium. DieSchwingspule des in Italien hergestell-ten Chassis ist 1,75″ (44,4 mm) groß.Das trägt wesentlich zu dem hohenWirkungsgrad bei und soll auch dieVerzerrungen minimieren. Aufgrundseiner Größe kann der Hochtönerschon bei 1200 Hz an das Tieftonchas-sis angebunden werden. Gleichzeitigmacht das leichte Titanium einen Fre-quenzgang hinauf bis 40 kHz möglich.Die Hochtonmembrane arbeitet in ei-ne Kompressionskammer mit einer so-genannten Mundöffnung von 1″ (25,4mm). Der genau berechnete Konus desTieftöners übernimmt dann die Funk-tion eines Horns. Summa summarumhandelt es sich also um einen Horn-Hochtöner.

An Evening with Herbie Hancock &Chick Corea in Conert (CBS CB252, LP1978) aus dem Jahr 1978 war ein ein-prägsames Beispiel für die bruchloseGeschlossenheit und Ausgewogenheitdes Klangbildes. In der Darbietung derRA harmonierten die beiden Konzert-flügel perfekt miteinander und standendoch sehr konturiert als zwei vonein-ander getrennte Instrumente auf derBühne. Da war sie wieder, diese Diffe-renziertheit in der Einheit, diese Ho-mogenität, die auf einen tadellosenFrequenzgang – er geht dank der bei-den nach unten feuernden Bassreflex-rohre bis 40 Hz hinab – und ein eben-solches Phasenverhalten schließenlässt. Quer durch die Oktaven herrschteine große Gleichberechtigung und

Gleichbehandlung aller Frequenzen. Da sticht kein Ton hervor,wenn es der Pianist nicht gewollt hat, und es geht keiner verloren.

Bei Nummer 4, „Maiden Voyage“, veranstalten Hancock undCorea ein Lustspiel zu vier Händen, mit einer fliegenden Staffelü-bergabe, sodass das Thema einmal in den Händen des einen, dannwieder in den Händen des anderen auftaucht. Die RA verschweigtauch nicht, dass die Produzenten für das 35-Minuten-Medley„Maiden Voyage/La Fiesta“ bewusst ein geringfügig höheresGrundrauschen in Kauf genommen haben. Sie wollten nichtschneiden und das gesamte Medley trotzdem auf einer Plattensei-te unterbringen. Das hat sich zweifellos gelohnt. Alles klingt wieaus einem Guss, man möchte nichts davon missen. Der Applausdemonstriert neuerlich, wie weit und tief die RA in ein Auditori-um blicken lässt. Das Klatschen der vielen ist ein Gesamtkunst-werk, das sich wie bei einem pointillistischen Gemälde aus einerVielzahl einzelner klatschender Hände zusammensetzt. Es ent-steht ein glasklares Bild vom Konzertraum, als ob der Föhn dieLuft reingewaschen hätte.

Je live, desto lieber könnte ein Motto der RA sein. Zum BeispielNewport Uproar!, ein Feuerwerk, das Lionel Hampton und seineAll Star Alumni auf RCA Victor (LSP-3891, R67-4080, LP 1968)veranstalten. Da geht richtig die Post ab bei „Turn Me Loose“, undgleich darauf bestimmen bei „Thai Silk“ die seidenweichen Vibesvon Hampton das Klangbild. Die RA ist wiederum das Medium,das diese Botschaft vom Newport Festival überbringt, gleichsamversiegelt und unverfälscht wie in den alten Zeiten, als das Brief-geheimnis den Inhalt einer Nachricht noch zuverlässig vor derNSA geschützt hat.

Mehrfach ist es passiert, dass mir bei bekannten Stücken dieTriolen besonders aufgefallen sind. Zum Beispiel bei den Sympho-nischen Etüden von Robert Schumann in der Interpretation vonWilhelm Kempff (DG 2530317, LP). Man darf das wohl auf dasexakte Timing der Lautsprecher von Trenner & Friedl zurück-führen. Triolen fallen aus dem Takt heraus, und genau das zeich-net die RA mit großer Akribie nach. Mit Timing hatte auch derrockige Drive zu tun, mit der die RA den Beatles-Song „Revoluti-on“ in der Einspielung von Bill Frisell wiedergegeben hat. Zugege-ben gehört das Album all we are saying (Savoy SVY 17836, CD2011), ein Tribut an John Lennon, nicht zu den Highlights in derDiskografie Frisells. Aber Spaß macht die CD allemal, und die RAhat daran herzhaften Anteil genommen.

Ja, wenn es angebracht ist, dann gibt die RA richtig Gas und packtzu. Besonders dann, wenn man ihr die Lautsprecherkabel gönnt,

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sprecher aus der Steiermark kümmert, hat für den image-Test keinRisiko gescheut. Mit der RA kam ein kleiner Verstärker mit, genaugenommen eine „kleine Kis te“, deren Anblick dem gestandenenHiFi-Fan entweder ein müdes Lächeln abringt oder ihn ernsthaftdie Stirn runzeln lässt. Die Rede ist vom Sonic Impact T-Amp, derauf dem Tripath-Chip TA 2024 basiert. Die Ausgangsleistung be-trägt im Batteriebetrieb neun Watt pro Kanal an vier und sechsWatt an acht Ohm.

Ich habe diesem Zwerg absolut nicht getraut, bis ich mich danndoch entschloss, die Lautsprecherkabel von den 300-Watt-RowlandModel 12 abzuklemmen und sie mit dem Tripath zu verbinden. AlsZuspielkabel diente ein herkömmlicher Adapter von Cinch-Buch-sen auf eine 3,5 mm Klinke. Und dann saß ich da und kam aus demStaunen nicht heraus über so viel Lebendigkeit und Spritzigkeit,über so viel Schub und puren Tiefgang im Bass. Am Ende des Tageshätte ich natürlich trotzdem die Finesse meiner Rowlands nicht ge-gen die sportliche Unverfrorenheit des Tripath getauscht. Das Ex-periment hat aber eindeutig bewiesen, dass die RA mit einer brei-ten Palette von Verstärkern – in unserem Test also von sechs Wattbis 300 Watt – bestens zurechtkommt. Sie ist und bleibt das Medi-um, das die Musik wahrheitsgetreu übermittelt, unabhängig davon,wie viel Power der Papierform nach vorgeschaltet ist.

Das unterstreicht neuerlich die ungebremste Durchlässigkeitder RA. Es braucht für einen Verstärker keine besondere Über-windung, diese Boxen anzutreiben. Nie hat der Hörer das Ge-fühl, dass der Lautsprecher irgendwie Mühe hätte, die zugespiel-te Musik wiederzugeben. Die ganze Energie, die selbst aus einem

die ihr offenbar auf den Leib geschnit-ten sind. Erstmals haben Trenner &Friedl ein hauseigenes Kabel im Portfo-lio, das nach ihren Spezifikationen voneiner führenden US-Kabelschmiedehergestellt wird. Und siehe da. Mit die-sen „Orinoco flow“ kamen auf der Mis-sa criolla (Universal UN925, 467095-2,CD 1999) die Bassreflexöffnungennoch einmal druckvoller ins Spiel. Diekräftig angeschlagenen Bass trommelnerzeugten einen geradezu physischspürbaren Schub an Luft im Hörraum.Die „Orinoco Flow“ sorgen für zusätzli-che Puste, die sich wie ein kleiner Tur-bolader anhört, der die Antrittsge-schwindigkeit der RA noch einmalbefeuert. Das unterstreicht zum einenden Tieftonbereich, es war aber auch inden Mitten, etwa in der Stimme vonRicky Lee Jones, noch ein Hauch vonmehr Intensität und Nachdruck hörbar.

Weil wir schon bei diesem erhöhtenSpaßfaktor sind: Romeo Barisic, dersich mit seinem RB Audio Vertrieb (u. a.Elektronik von La Rosita) auch auf demdeutschen Markt rührig um die Laut-

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Lautsprecher Trenner & Friedl RA

so kleinen Schaltverstärker kommtwie dem Tripath, geht eins zu einsdurch die beiden Coax-Chassis hin-durch. Das hängt auch damit zusam-men, dass Andreas Friedl bei seinenLautsprechern immer auf eine mini-malistische Frequenzweiche Wert legt.Bei der RA ist es ein Linkwitz-Filtervierter Ordnung mit einer akustischenFlankensteilheit von 24 dB, die elek-trisch auf 6 dB im Tiefton- und 12 dBim Hochtonbereich aufbaut. Von denelf Bauteilen liegen nur drei im Signal-weg: eine Spule für den Tieftöner, einKondensator und ein Widerstand fürden Hochtöner.

Darüber hinaus hat die Wahl natürli-cher Materialien wie Sperrholz stattMDF-Platten oder Schafwolle für dieDämmung nicht nur ökologischeGründe. Sie soll auch dazu beitragen,dass das Ohr weniger störende Reso-nanzen wahrnimmt. Denn an die Re-sonanzen natürlicher Materialien seidas menschliche Ohr gewöhnt, meintder Entwickler, und alles Gewohntetrete weniger ins Bewusstsein als dasUngewohnte und damit Auffällige. Die25 mm starken Wände – inklusive Fur-nier sind es 27 mm – sind unregel-mäßig verstrebt, damit keine gleichgroßen Flächen entstehen, die gleichschwingen könnten. Vollständig elimi-nieren könne man Schwingungen oh-nehin kaum, meint Andreas Friedl.Daher sei es zielführender, sie in Rich-tung eines ausgeglichenen Spektrumszu steuern.

Aber lassen wir noch einmal zweiganz unterschiedliche musikalischeGenres erklingen: einen Konzertflügelund schräg verjazzte Jodler. Die Pianis -tin Clara Haskil imponiert bei der So-

nate „Der Sturm“ von Ludwig van Beethoven (Philips 6527 123,LP) mit ihren druckvollen Anschlägen in der linken Hand, auchbei den schnellen Bassläufen bleibt alles klar unterschieden. „Undwieder“, so steht es in den Notizen, „fällt auf, wie absolut gleich-wertig jede Saite und jede Oktave behandelt wird“. Unmittelbardarauf zaubert die RA die alpenländischen Bläserchöre auf Mayvon Muthspiel’s Yodel Group (material records MRE 031-2, CD)in den Hörraum. „Der Kogler“, die dritte dieser Jodler-Interpre-tationen, lässt die Idylle einer sattgrünen Almwiese mit feschenDirndln und zünftigen Lederhosen vor dem geistigen Auge auf-tauchen. Die bedämpfte Trompete trötet und jault, auf der Trom-mel vibriert das Fell.

Die kleine, aber feine Lautsprechermanufaktur Trenner &Friedl hat mit der RA ein Statement abgeliefert. Bis hin zur per-fekt lackierten Hochglanz-Version verbindet sich umweltbe -wusstes handwerkliches Können mit der Leuchtkraft und demfarbensatten Bouquet eines unter der steirischen Sonne gereiftenSauvignon. Wer sich die Musik mit allen ihren Nuancen und miteiner detailreichen Fülle gleichsam auf der Zunge zergehen las-sen will, der findet dafür in der RA das ideale Medium. In Ab-wandlung eines Goethe-Zitats könnte man sagen: „Edel sei derLautsprecher, hilfreich und gut.“ Ganz in diesem Sinne ist die RAein Meisterwerk der Musikwiedergabe geworden.

xxxxLautsprecherTrenner & Friedl RAPrinzip: Zwei-Wege-Lautsprecher, Coax-Chassis und zwei Bassreflex-Rohren Hochtö-ner: 1,75 Zoll große Titanium-Membran, Tita-niumnitrit-beschichtet Tieftöner: Zwölf-ZollPapiermembran, imprägniert mit Öllack Fre-quenzgang: 40 Hz (-6 dB) bis 40 KHz (-3 dB)Nennwiderstand: 8 Ohm Wirkungsgrad:95 dB (2,83 V/1 m) Maße (B/H/T): 50/80/35cm (ohne Ständer), 120 cm (Höhe mit Ständer)Paarpreis: 16000 Euro (Walnuss), Aufpreis Hochglanz: 4000 Euro

Kontakt: RB Audio Vertrieb Barisic & Partner KG, Innsbrucker Straße 59, A-6176Völs, Telefon +43/676/5906026, www.audiovertrieb.comxxxx