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steel doc 01/11 Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz Wohnen im Stahlhaus

01/11 steeldoc · der Vorschlag des deutsch-holländischen Architektur-büros Studio NL-D, genannt «Huisjeshuis» – das Haus im Haus. Der Familienvater ist Freizeitpilot, und diese

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Bauen in Stahl Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz

Wohnen im Stahlhaus

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Viel Raum unter gewölbtem Dach

BauherrschaftPrivat

ArchitektenStudio NL-D, Rotterdam

TragwerksplanerAdviesburo Stabeko BV, Hoorn

Baujahr2006

Kein Hangar, sondern ein Wohnhaus steht in der Wiese. Die gekonnte Kombi- nation von Standardelementen aus dem Hallenbau beweist, dass sich auch mit einem kleinen Budget individuelle Hausträume verwirklichen lassen.

Das ungewöhnliche Wohnhaus steht in einer Neubau-siedlung am Rand der niederländischen Kleinstadt Breda. Die Bauherren wollten ein Wohnhaus mit viel Platz und flexiblen Räumen, dabei aber moderaten Kosten. Ein Haustypus mit konventionellem Raum-programm schied deshalb aus. Dem Wunsch nach ei-nem nicht alltäglichen Entwurf kam zugute, dass für das Wohngebiet nur weit gefasste bauliche Vorgaben bestanden. Mit mehreren Architekturbüros spielte man verschiedene Entwürfe durch. Letztlich überzeugte der Vorschlag des deutsch-holländischen Architektur-büros Studio NL-D, genannt «Huisjeshuis» – das Haus im Haus. Der Familienvater ist Freizeitpilot, und

diese Leidenschaft lieferte die Idee zum stählernen Hangar mit Wellblech-Eindeckung. Ihr besonderes Plus: Die Halb-Zylinderform des Hangars bietet bei moderaten Baukosten und geringem Materialver-brauch ein Maximum an Raumvolumen. Von Sahara-Reisen kannten die Auftraggeber Nomadenzelte, also das Wohnen in einem einzigen Raum mit flies-sendem Übergang zwischen Innen und Aussen – ein Wohnprinzip, das die Bauherren adaptieren wollten und das die Gestalt eines gewölbten, offenen Gross-raums annahm, der nur durch die Möblierung geglie-dert wird.

Wohnhaus in Breda, Niederlande

Situation, M 1:1250

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Regale statt Wände Blickt man von der Strasse auf die geschlossene Fas-sade des Gebäudes, meint man vor einer Gewerbehalle zu stehen. Nur die quaderförmigen Holzhäuser, die wie Satelliten an eine Mutterstation an das Gebäude andocken, passen nicht ins Bild. Bis auf die Garage an der Nordseite gehen die Wohnräume im Erdgeschoss weich in einander über. Gefasst werden die Wohn-zonen durch geschickt als Raumabschluss eingesetzte Regalsysteme. Diese gewähren jedoch Durchblick auf den raumhoch verglasten Südgiebel und die Ter-rasse sowie auf die grossen Glasschiebewände in den Seitenfassaden.

Im Gegensatz zur offenen Wohnlandschaft mit ihren fliessenden Grenzen bilden die zwei hölzernen Boxen autarke Einheiten, die von den Haupträumen sepa-riert sind – es sind die Arbeitszimmer der Bauherren, und sie versprechen Rückzug und konzentriertes Arbeiten. Die Anbauten und Fenster auf der gewölbten Längsseite schliessen mit Verbindungselementen aus Polyester, so genannten Polyestermanschetten, an die Halle an, wo sie präzise in die Wellprofile greifen. Auf der Westsseite ist in ähnlicher Weise ein Glasge-wächshaus angeschlossen, das als Badehaus genutzt wird. Über eine Spindeltreppe und einen Steg erreicht man Bad und Schlafzimmer im Obergeschoss.

Kurze Bauzeit dank StandardproduktenDie Architekten setzten beim Bau des Wohnhauses konsequent auf standardisierte Konstruktionslösungen und Bauteile, wie man sie im Baugrosshandel findet. Auf einer Fläche von 27,5 x 11 Metern wurde zunächst das Fundament hergestellt. Danach vergingen bis zur Fertigstellung nur drei Monate. Als erstes errich-teten die Hallenbauer die tragenden Rundbögen

Querschnitt, M 1:250

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Wohnhaus in Breda, Niederlande

aus IPE Profilen. Ausgesteift wird die 5,8 Meter hohe Stahl skelettkonstruktion durch diagonale Zugstäbe. Die Stahlkonstruktion des Obergeschosses steht wie ein Tisch in der Halle, alle Stahlbauteile sind mit Gips brandschutztechnisch ummantelt. Anschliessend montierten die Hallenbauer die Unterkonstruktion für die Fassade und darauf das innere Wellprofil. Der Wandaufbau wurde von innen nach aussen montiert. Beide Profillagen bestehen aus galvanisiertem Stahl. Nicht zuletzt wegen der Nähe zur Nordsee versah man die Aussenhaut zusätzlich mit einer Pulverbe-schichtung. Eine Schicht aus Mineralwolle zwischen den Wellprofilen sorgt für die nötige Isolierung.

Zwischen Wärmedämmung und innerem Wellblech wird mit Hilfe eines Niedrigenergie-Heizsystems ein Wärmepuffer hergestellt, der als Klimahülle wirkt. Dazu verlegte man wie bei einer Fussbodenheizung in die Wellen des Blechdaches Heizschlangen, die mit einer Verteilerplatte angedrückt werden.

Einen grossen Teil der Ausbauarbeiten konnten die Bauherren in Eigenregie leisten. Für den Innenausbau nutzte man Trockenbausysteme. Die Architekten fanden offenkundig Gefallen an der Herausforderung, aus Elementen serieller Alltagsarchitektur ein durch-aus individuelles neues Ganzes zu kreieren. Das Beispiel verdeutlicht, wie sich Prinzipien des Industrie-baus für den kostengünstigen Wohnungsbau adap-tieren lassen. (cw/fpj)

Detail Oberlichtkuppel, M 1:20

1 PC-Oberlichtkuppel doppelwandig2 Fensterleibung Furniersperrholz 18 mm3 Kantholz 80/100 mm (2x) 4 Kantholz 80/120 mm5 Dachaufbau (von aussen)

18/76 Wellprofil verzinkt, alusilberbeschichtet diffusionsoffene, wasserabweisende Folie Mineralwolle 120 mm 18/76 Wellprofil verzinkt

6 Bogenbinder IPE 2207 Sitznische in der Fensterleibung

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HEA

140H

EA 140

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Ort Breda, NLBauherren Familie Free-Stibbe, BredaArchitekten Studio NL-D/ Arco Zweistra und Anke Schiemann, RotterdamTragwerksplanung Adviesburo Stabeko BV, HoornStahlbau Norel Hallenbouw, ApeldoornStahl, Vorfertigung IPE 220, Stahlqualität S 235, 18/76 Wellprofil, verzinkt, alusilberbeschichtet; Nordfassade: Crawford Overheaddoor-systemGlasfassadenbau ASW Aluminium en Staalindustrie Wolters, WeertEnergieberatung Energieadviesburo EPN, NieuwegeinGrundstücksfläche 2 360 m2

Nutzfläche 400 m2

Umbauter Raum 1170 m3

Baukosten 330 000 EuroDaten Projekt 2003-2005, Bauzeit 8 Monate, Fertigstellung Januar 2006

Grundriss Erdgeschoss, M 1:250

Längsschnitt, M 1:250

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Impressum

steeldoc 01/11, Mai 2011Wohnen im StahlhausBautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz

Herausgeber: SZS Stahlbau Zentrum Schweiz, ZürichEvelyn C. Frisch, Direktorin

Redaktion und Layout:Virginia Rabitsch, Evelyn C. Frisch, SZS

Texte:Einführungstext: siehe ArtikelProjekttexte aufgrund der Projektinformationen der Planer von Evelyn C. Frisch (ef) , Virginia Rabitsch (vra) , Frank P. Jäger (fpj) ,Claudia Wilke (cw) , Myrtha Köhler (mk)

Fotos:Titel: Villa in Ede: Powerhaus Company / Bas Princen, Rotterdam Editorial: Wohn- und Atelierhaus im Spiegel: Sacha Geiser, Liebefeld BEEinführung: siehe ArtikelWohn- und Atelierhaus im Spiegel: Sacha Geiser, Liebefeld BE Villa in Ede: Powerhaus Company / Bas Princen, RotterdamWohnhäuser in Apeldoorn: S. 20 Lars Courage, S. 21, 22, 23 Pieter KersWohnhaus in Breda: Studio NL-D, Hans Werlemann, Rotterdam Hofhaus in Zürich: Jürg Zimmermann, ZürichWohnhaus in Grimisuat: Corinne Cuendet, Clarens VD

Quellen: Die Informationen und Pläne stammen von den Planungsbüros. Zeichnungen überarbeitet durch Stefan Zunhamer, circa drei, München

Designkonzept:Gabriele Fackler, Reflexivity AG, Zürich

Administration, Abonnemente, Versand: Giesshübel-Office, Zürich

Druckvorstufe und Druck: Kalt-Zehnder-Druck AG, Zug

ISSN 0255-3104

Jahresabonnement Inland CHF 48.– / Ausland CHF 60.–Einzelexemplar CHF 15.– / Doppelnummer CHF 25.-Preisänderungen vorbehalten. Bestellung unter www.steeldoc.ch

Bauen in Stahl / steeldoc© ist die Bautendokumentation des Stahlbau Zentrums Schweiz und erscheint viermal jährlich in deutscher und französischer Sprache. Mitglieder des SZS erhalten das Jahresabonnement und die technischen Informationen des SZS gratis.

Die Rechte der Veröffentlichung der Bauten bleiben den Architekten vorbehalten, das Copyright der Fotos liegt bei den Fotografen. Ein Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers und bei deutlicher Quellenangabe gestattet.

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(Studierende gratis) auf www.steeldoc.ch