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K AKAD U Semester-Bulletin für Studierende, Mitarbeitende und Ehemalige 0119 Die AKAD für gymnasiale Matura, Passerelle, Berufsmaturität und Handel. Effizient. Sicher. Individuell.

0119 KAKADU/media/AKAD2017/Files/Infomaterial/KAKADU.pdfAlles Dada oder was? _12 IDPA . EIGENINITIATIVE UND PEER LEARNING Wissenstransfer macht beide Seiten klüger KV, Berufsmatura,

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KAKADUSemester-Bulletin für Studierende, Mitarbeitende und Ehemalige

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Die AKAD für gymnasiale Matura, Passerelle, Berufsmaturität und Handel.Effizient. Sicher. Individuell.

Wie machst du das? Hast du das auch schon erlebt? Das sind Fragen, die ich in letzter Zeit an den einen oder anderen Berufskollegen stellen durfte, teilweise auch musste. Denn seit etwas mehr als drei Monaten bin ich in neuer Funktion als Rektor von AKAD College unterwegs. Täglich, manchmal stündlich tauchen neue Fragen auf, mit deren Inhalt ich mich zum ersten Mal konfrontiert sehe. Fragen, an denen ich in meiner Funktion wachsen kann. Fragen, deren Antwort mich noch besser in die neuen Aufgaben hineinwachsen lassen. Um Lösungen zu finden, ziehe ich es vor, die Fragen jemandem zu stellen, der mir vertraut ist, jeman-dem, dem ich auf Augenhöhe begegnen kann. Und nicht einem Experten, der diese Problematik schon in einem x-fach potenzierten Umfeld erfolgreich gemeistert hat. Gerade im Umgang mit Neuem, sei es im Be-ruf, im Bildungsvorhaben, in der Erziehung, in jedem Bereich des Lebens, nehmen wir immer wieder neue Herausforderungen an. Da geben uns sogenannte Peers gute Hilfestellungen: Personen, die auf meiner Ent-wicklungsstufe stehen und sich nicht in ganz anderen Sphären bewegen.

In diesem KAKADU gehen wir dem Peer Learning nach. Wo liegen Nutzen, Vorteile, Sinnhaftigkeit des Lernens zwischen und unter Gleichgestellten? Oder haben Sie auf Ihrem bisherigen Lernweg bloss auf sich und Ihre Lehrkräfte vertraut? Lesen Sie Berichte von vielen, bei denen das auch (nicht) so ist und war.

Marcel Hinder, Rektor AKAD College

Herausgeber AKAD College, Marcel Hinder ([email protected]), Jungholzstrasse 43, 8050 Zürich, Telefon 044 307 32 52 — Redaktion www.ammann-pr.ch — Konzeption www.dezemberundjuli.ch — Realisation www.compendio.ch — Herstellung www.edubook.ch — Erscheinungsweise KAKADU erscheint 2-mal jährlich — Gesamtauflage 7500 Exemplare, nächste Ausgabe Oktober 2019 — Nachdruck Nur mit Hinweis «aus dem Semester-Bulletin KAKADU von AKAD College» gestattet

In dieser AusgabePeers – die guten HelferE D I T O R I A L

Wissenstransfer macht beide Seiten klüger _3Eigeninitiative und Peer Learning

Eine Entdeckungsreise für Lernende und Lehrende _4Lernprozesse laufend reflektieren und verbessern

Gut eingespielt _5Profihandballer mit Berufsmatura

«Nicht Gleiches, aber Gleichwertiges beisteuern» _7Interview mit Davide Indelicato

Dritter Leckerbissen mit Beat Kappeler _8Ringvorlesung 2019

Erfolgreiche für KAKADU _9Die bestplatzierten verraten ihr Erfolgsrezept

Podestplätze _10Herzliche Gratulation

Hoch hinaus _11Maturaarbeit Giulia Capella

Alles Dada oder was? _12IDPA

E I G E N I N I T I A T I V E U N D P E E R L E A R N I N G

Wissenstransfer macht beide Seiten klügerKV, Berufsmatura, Passerelle, ein Biologiestudium an der ETH und nun ein Psychologiestudium mit Anglistik als Nebenfach an der Uni Zürich. Mina Motadel blickt mittlerweile auf eine beachtliche Lernlaufbahn. Dadurch bzw. durch das Peer Learning entdeckte sie zudem ihr Talent für Nachhilfeunterricht.

Unbewusst und intuitiv. So begannen Mina Motadel und ihre Kolle-ginnen vor der Lehrabschlussprüfung, sich gegenseitig beim Lernen zu unterstützen. Interessanterweise aber nicht in Fächern wie Buch-haltung und Rechnungswesen. «Wir stellten einfach fest, dass es fünf vor zwölf war. Um ungeliebte Fächer wie Marketing, Volkswirt-schaftslehre und Rechnungswesen machten wir allerdings einen grossen Bogen. Daher konzentrierten wir uns auf Englisch und Deutsch, was wir als einfachere Kost erachteten.» Gegenseitig Voka-beln abfragen, die Texte der anderen durchlesen; mit Pragmatismus setzten die damaligen Teenager den Hebel effizient an. Offenbar mit Erfolg. Mina Motadel erinnert sich: «Unsere Devise lautete ‹durch-kommen›. Die Ambition, eine Prüfung gut zu bestehen, wuchs erst später in mir.»

«Um ungeliebte Fächer wie Marketing, Volkswirtschafts-lehre und Rechnungswesen machten wir einen grossen Bogen.»

Garantierte WissensrenditeSpäter, in ihrer Berufsmaturaklasse, wollte der mathematische Fun-ke bei den meisten Studierenden nicht springen. Da spannte der Leh-rer Mina Motadel ein: «Du hast den Stoff verstanden. Versuch doch du einmal, es der Klasse zu erklären. Vielleicht klappt es so.» Die Er-

folgserlebnisse bei Kolleginnen und Kollegen hatten einen schönen Nebeneffekt: Schon bald erhielt Mina Motadel Anfragen für Nach-hilfeunterricht. Was das Peer Learning angeht, meint sie: «Es spielt an sich keine Rolle, ob man mehr oder weniger als seine Peers weiss. Interessant ist, dass es auf jeden Fall eine Wissensrendite gibt.» Wer einer anderen Person mit eigenen Worten Gelerntes näher-bringt, reflektiert den Inhalt erneut. Kann das Gegenüber nicht fol-gen, stellt sich die Frage, ob man die Materie wirklich à fond durch-drungen hat oder ob eventuell noch Lücken bestehen. Wissenstransfer macht beide Seiten klüger.

Von Stufe zu Stufe anspruchsvollerGibt es Grenzen beim selbst initiierten, sprich nicht von Dozierenden angeleiteten Peer Learning? Durchaus, erläutert Mina Motadel: «An der ETH sind Tempo und Druck bekanntlich hoch. Vor den Prüfungen im ersten Jahr bildeten wir eine achtköpfige Lerngruppe. Unser An-

satz war im Gegensatz zu meinen ersten Gehversuchen beim KV sys-tematisch und geplant. Wir vereinbarten, dass alle bis zum ersten Termin bestimmte Teile der Lehrbücher gelesen haben mussten, um dann gemeinsam die Knacknüsse zu besprechen.» Doch dies schei-terte. Die Gründe dafür? Einerseits erwies sich das Niveau der Grup-penmitglieder als zu unterschiedlich. Andererseits hatten nicht alle ihren Lektüreauftrag wahrgenommen – Peer Learning erfordert ge-genseitigen Verlass. Nicht umsonst haben sich daher auch an der ETH Tutorate bewährt: Studierende in höheren Semestern begleiten als angestellte Hilfskräfte jüngere beim Lernen. Gut hingegen fährt Mina Motadel gegenwärtig mit «klassischem» Peer Learning im Ne-benfach Anglistik: «Wir müssen regelmässig wissenschaftliche Auf-sätze verfassen. Sich nebst dem sprachlichen Feinschliff Feedback zur stringenten Gedankenführung zu geben, ist sehr bereichernd.»

Eine klare Spielregel von Mina Motadel: «Peer Learning erfordert gegenseitigen Verlass.»

Eine Entdeckungsreise für Lernende und LehrendeL E R N P R O Z E S S E L A U F E N D R E F L E K T I E R E N U N D V E R B E S S E R N

Melanie Fröhlich befasst sich an der Universität Bielefeld aus aka-demischer Sicht mit kooperativen Lernformen. KAKADU lotete mit ihr aus, warum Peers keine Verlegenheitslösungen, sondern oft die besseren und passenderen Lehrenden sind.

Mit Englisch hatte Melanie Fröhlich im Gymnasium wenig am Hut. Doch eine Sequenz aus Macbeth mit den drei Hexen hat sie bis heute präsent. An sich – in den 1990er-Jahren waren kooperative Lernfor-men noch kaum verbreitet – sollten sie und ihre Kollegin jene Text-passage aus Shakespeares Drama nur auswendig lernen. Die Not der Langeweile machte beide erfinderisch. Sie spielten die Szene ge-schickt mit verstellten Stimmen nach und nahmen das Ganze auf Ton-band auf – selbst ein passender Soundtrack mit Klängen von Vivaldi fehlte am Schluss nicht. «Wir waren richtig im Flow», erinnert sich die heutige Hochschuldidaktikerin.

Bewertungsfreie Räume schaffenZwei Studierende fragen sich gegenseitig Vokabeln ab. Ist dieser Klassiker schon Peer Learning? Wo liegt die Schwelle, ab der von «qualifiziertem» Peer Learning die Rede sein kann? Gewiss lernt man beim erwähnten Beispiel formal und informell mit- und voneinander, und zwar hierarchiefrei, das heisst nicht in einem Verhältnis von Ex-perte und Laie. Dies ist wichtig, denn dadurch öffnet sich ein bewer-tungsfreier Raum; ein Raum ohne Druck bzw. latente Ängste vor einer Lehrperson, die die Augenbrauen zum Beispiel wegen der Ausspra-che in die Höhe ziehen könnte. Melanie Fröhlich ergänzt: «Interessant ist, wenn die Peers einen stumpfen Abfragemechanismus überwin-den und sich methodisch überlegen, wie sie sich die Begriffe auch durch Eselsbrücken besonders gut einprägen können.» Das Potenzial von Peer Learning wächst, wenn nebst der Reflexion eine metakog-nitive Betrachtung der jeweils gewählten Lernprozesse stattfindet.

Divergenz und KonvergenzThink, Pair, Share – im Grundsatz folgt Peer Learning fach- und stu-fenunabhängig dem gleichen Muster. Je weiter fortgeschritten die Lernenden sind, umso offener können meist auch Arbeitsauftrag und die mögliche Form der Ergebnispräsentation sein. Auf Masterniveau verfügen Studierende über ein entsprechendes Repertoire, das Grundschüler so noch nicht besitzen. Das Lernthema selbst setzt al-lerdings auch Leitplanken für geeignete Formen von Peer Learning.Mit Blick auf die Trennlinie zwischen Geistes- und Naturwissenschaf-ten betont Melanie Fröhlich: «Bei Ansichten zu einem literarischen Text geht es eher darum, im gemeinsamen Austausch divergierende Betrachtungsweisen zu erkennen und den Horizont zu erweitern. Bei der Erklärung physikalischer Phänomene steht aber die über die Refle-xion zu erreichende Konvergenz der Betrachtungsweisen im Vorder-grund.» Hier verfolgt Eric Mazur, Physikprofessor in Harvard, einen spannenden Ansatz: Peer Instruction. Er lässt Studierende zunächst für sich Multiple-Choice-Fragen zu einem Phänomen beantworten. Danach folgt die Diskussion mit dem Sitznachbarn. Der Effekt: Logi-

sche Unzulänglichkeiten springen schneller ins Auge, wenn sich Grup-penmitglieder ihre Lösungsansätze wechselseitig erklären. Studieren-de erfahren zudem, dass sie gemeinsam erfolgreicher sind als allein.

Freude am AusprobierenWer als Lehrperson kooperative Arbeitsaufträge gestaltet, bringt vor-zugsweise Freude am Ausprobieren mit. Wenn Studierenden transpa-rent dargelegt wird, dass bei einem «Erstling» vielleicht nicht alles auf Anhieb perfekt klappt, ist der Goodwill während der gemeinsamen Entdeckungsreisen garantiert. «Nichts tun, wovon man selbst nicht überzeugt ist» lautet eine wichtige Devise von Melanie Fröhlich. Ein-stellung und Haltung sind entscheidend für den Erfolg. Hat sie selbst einen Favoriten unter den vielen Peer-Learning-Varianten? «Persön-lich arbeite ich gerne mit Peer Facilitated Learning – sogenannten Gruppendrehbüchern.» Eine Schlüsselrolle besetzt hier jeweils der Facilitator der Gruppe. Er oder sie nimmt den Auftrag entgegen, mo-deriert die Diskussion und sorgt für ein zielorientiertes Arbeiten.

Wie solche Aufträge im Detail aussehen können? Folgende Links bieten weiterführende Literatur zum Thema:http://www.uni-bielefeld.de/zll/publikationen.htmlhttp://www.utb-shop.de/zusammen-schreibt-man-weniger-allein- gruppen-schreibprojekte-gemeinsam-meistern-9494.html#customer- reviews

Melanie Fröhlich: «Interessant ist, wenn die Peers einen stumpfen Abfrage- mechanismus überwinden.»

ZUR PERSON

Melanie Fröhlich absolvierte ihr Studium der Angewandten Kulturwissenschaften an der Universität Lüneburg. Seit 2010 ist sie dort Mitarbeiterin im Zentrum für Lehren und Lernen (ZLL) und koordiniert das Projekt «Peer Learning» im Programm «richtig einsteigen». 2017 erschien bei UTB das Buch «Zusammen schreibt man weniger allein – (Gruppen-)Schreibprojekte gemeinsam meistern», das sie zusam-men mit ihren Kolleginnen Dr. Christiane Henkel und Anna Surmann verfasst hat.

Gut eingespieltP R O F I H A N D B A L L E R M I T B E R U F S M A T U R A

Pfadi Winterthur ist ein Tophandballclub der Schweiz. Cédrie Ty-nowski und Roman Sidorowicz bildeten dort einen festen Teil der erfolgreichen Mannschaft und eine «organische» Lerngruppe. Sie bereiteten sich zusammen auf die Berufsmatura am AKAD College vor. Gemeinsam trainieren und büffeln – das macht stärker, bringt weiter und schweisst zusammen.

Ein geschickter Schachzug: Cédrie und Roman haben als Profihand-baller mit der Berufsmatura ihr langfristiges Potenzial auf dem Ar-beitsmarkt optimiert. Nach sieben Jahren bei Pfadi Winterthur er-hielt Roman Sidorowicz ein Topangebot in Deutschland. Für den Rückraumspieler eine Traumchance: «Ich wollte schon als Kind Hand-baller werden. Die Möglichkeit, nun für den MT Melsungen zu punk-ten, ist super. Der Club mischt vorne in der Tabelle der deutschen Top-ligisten mit.» Gleichzeitig betont Roman – und Cédrie bestätigt dies –, dass man am Ende einer Karriere als Profihandballer materiell nicht ausgesorgt hat. Das ist einer von vielen Unterschieden dieser dynami-

schen Sportart zum Fussball. Für den 27-jährigen Roman Sidorowicz und den 22-jährigen Cédrie Tynowski lautet die Devise daher, recht-zeitig ein solides Fundament für die Zeit nach dem Profisport zu legen. Während sich Roman Sidorowicz bis auf Weiteres voll für den MT Mel-sungen ins Zeug legt, liebäugelt Cédrie Tynowski bereits mit einem Fachhochschulstudium: «Von der Axa Arena, unserem Trainings- und Spielort, zur Kaderschmiede ZHAW ist es nur ein Katzensprung.»

Repertoire erweiternAns AKAD College kamen Cédrie Tynowski und Roman Sidorowicz gleichzeitig, weil sie dasselbe Bedürfnis hatten. Eine hohe Flexibilität beim Lernen bzw. die Möglichkeit zu intensivem Selbststudium und eine Dispensationsregelung, die ihrem intensiven sportlichen Enga-gement Rechnung trägt. «Kollegen aus dem Team der Kadetten Schaffhausen hatten bereits gute Erfahrungen mit der AKAD Metho-de gemacht», erinnert sich Cédrie Tynowski. Die Mannschaftskolle-gen bildeten somit automatisch eine Peergroup. Dabei erweiterten

sie vor allem das Repertoire ihrer Lerntechniken, da jeder dem andern über die Schulter schauen konnte. Roman Sidorowicz meint: «In der Mathematik war ich zum Teil schneller als Cédrie. Doch wenn ich mit ihm Aufgaben besprach, kam er nicht selten auf andere Lösungsan-sätze. Mir zeigte das, wie viele Wege nach Rom führen.» Zusammen mauserten sie sich vor allem zu Meistern der Zeitnutzung. Die freie Zeit zwischen Training und Physiotherapie nutzten sie konsequent fürs gemeinsame Lernen. Und Cédrie Tynowski erkannte, dass sich beim Autofahren akustisch sehr wohl zusätzlich Stoff aufnehmen lässt. Die Verinnerlichung inhaltlicher Eckpunkte aus dem Buch «Das Parfüm», einem seiner ausgewählten literarischen Werke, fiel ihm dadurch leichter. Roman Sidorowicz liess sich davon anstecken. Er fand über Spotify Übungssequenzen, um am Steuer seine Artikula-tionsfertigkeiten in Fremdsprachen zu perfektionieren.

«Auch für Toptalente, die hart im Nehmen sind, ist Selbst-überwindung ein Dauerthema.»Peer Learning – tägliches Brot im SportHandball als Wettkampfsport stellt hohe Ansprüche an die zwei Spie-ler. Und sie sind sich gewohnt, unter Druck Leistungen zu erbringen. Ein- bis zweimal wöchentlich ist Match. Eine Prüfungssituation an der Schule ist daher nichts Aussergewöhnliches. Zudem ist in einem Mannschaftssport wie Handball Peer Learning «daily business». Im Training arbeitet man immer zusammen, ob es nun zu zweit, zu dritt oder zu viert ist. Das bietet viele Vorteile. Einerseits schützen sich die Teammitglieder zum Beispiel im Krafttraining auch gegenseitig davor, nicht zu viel Gewicht auf einmal stemmen zu wollen. Andererseits steigt die Effizienz. Denn auch für Toptalente, die hart im Nehmen sind, ist Selbstüberwindung ein Dauerthema. In der Gruppe befeuert die Ambition des Einzelnen alle anderen auch zu einer besseren Leis-tung und Durchhänger sind so schneller überwunden.

Hohe Flexibilität beim Lernen bzw. die Möglichkeit zu intensivem Selbststudium und eine Dispensa- tionsregelung, die ihrem intensiven sportlichen Engagement Rechnung trägt: Das führte Roman Sidorowicz und Cédrie Tynowski ans AKAD College.

Wissen A + Wissen B =

Wissen (A × B)2

Peer Learning: Wenn das Gesamtergebnis grösser wird als die Summe der Einzelbeiträge.

Mathematik ist für Peer Learning ein besonders ergiebiges Fach. Die gemeinsame Herangehensweise senkt für viele die (Angst-)Hürde, sich auf Formeln, Variablen und Gleichungen einzulassen. Davide Indelicato unterrichtet am AKAD College und verrät im Ge-spräch seine «principia didactica».

Leibnitz, ein Zeitgenosse Newtons und ebenso grosser Naturforscher, prägte den Begriff der besten aller möglichen Welten: Welche Unter-richtsform wäre darin aus Ihrer Sicht die beste für Mathematik?Das Wort «Mathematik» stammt ursprünglich aus dem Griechischen: «mathematike techne» heisst so viel wie «Kunst des Lernens, Lehrens, Unterrichtens». Die besten Resultate erreichen wir nach meiner Er-fahrung mit einer Kombination verschiedener Unterrichtsformen. Peer Learning hat heute besonders viel Potenzial: Digitalisierung und soziale Medien ermöglichen einen raum- und zeitunabhängigen Austausch unter Studierenden «à discretion». Ein Fachbeitrag im

Magazin der ETH unterstrich jüngst die Bedeutung, dass sich Studie-rende zielgerichtet als Cluster vernetzen. Die Lernfortschritte und Prüfungserfolge sind nachweislich besser.

Inwiefern spielt im Fach Mathematik der individuelle Wissensstand innerhalb der Peer Learning Group eine Rolle? Als Vergleich: Ist es sinnvoll, den Blinden und den Tauben in einem Tandem zusammenzu-bringen, damit der eine sehen und der andere hören lernt?Im Präsenzunterricht bilde ich möglichst fachlich-inhaltlich hetero-gene Gruppen. Die sogenannt multiplen Intelligenzen ebnen Mitglie-dern aus unterschiedlicher Perspektive den gemeinsamen Stoffzu-gang. Ich darf dabei allerdings die soziale Komponente nicht ausblenden. Die Chemie in der Gruppe muss stimmen.

«Digitalisierung und soziale Medien ermöglichen einen raum- und zeitunabhängigen Austausch unter Studierenden ‹à discretion›.»

Nehmen wir ein konkretes mathematisches Beispiel, bei dem die (meisten) Leser noch folgen können: den Pythagoras oder die quadra-tische Gleichung. Vom Vertrautmachen mit dem mathematischen Pro-blem, der Fragestellung über die Beweisführung bis zum Lösen an-spruchsvoller Aufgaben: Wo lässt sich mit Peer Learning besonders viel herausholen?Nehmen wir die quadratische Gleichung. Mathematik ist letztlich (wie) eine Sprache. Für das Aneignen des «Vokabulars», das heisst einer De-finition – a, b und c sind Formvariablen und x eine Lösungsvariable – lasse ich gern allein arbeiten. Für die metakognitive Ebene und zur Lernsicherung wechsle ich vorzugsweise zu kooperativen Lernformen.

Wenn es darum geht, sich zu vergegenwärtigen, was die Formvariab-len bedeuten, profitiert eine Gruppe davon, dass jedes Mitglied eigen-ständige Vorstellungen und Lösungsansätze einbringen kann.Da sind wir wieder bei den multiplen Intelligenzen.Genau. Der eine assoziiert mit einer quadratischen Gleichung eine physikalische Bewegung wie ein anfahrendes Auto. Die zweite Per-son sieht vor ihrem geistigen Auge eine Parabel, so wie wir die qua-dratische Funktion im Koordinatensystem abbilden. Der dritte im Bund ist auf Anhieb in der Lage, die drei Formvariablen «rein» algeb-raisch zu interpretieren. Er versteht spontan, was es bedeutet, wenn a und b positive Zahlen sind, c dagegen negativ.

Gehen wir auf das Vor- und Nachbereiten des Unterrichts ein, diese «Wertschöpfungsschritte» liegen primär in der Eigenverantwortung der Studierenden. Was empfehlen Sie den Studierenden in Ihrem Fach Mathematik: konsequentes Peer Learning? Peer Learning bei Be-darf? Individuell nach Lerntyp selbst entscheiden?Dem eigenbrötlerischen mathematischen Genie wie im Holly-wood-Streifen «Good Will Hunting» begegnen wir doch eher selten. Es spricht vieles dafür, sich beizeiten zu einem informellen Grüpp-chen zusammenzutun. Bei Bedarf können sich alle rasch Zweit- oder Drittmeinungen einholen und sich unterstützen. Wenn solche Peer- bzw. Freundschaftszirkel kurz vor der Matura intensiver zusammen-arbeiten, ist das Team umso effizienter.

Wann hat Peer Learning Sie stark vorwärtsgebracht?Mein Lieblingsgebiet an der Uni Mailand war «mathematische Me-thoden der Physik». Eine Kommilitonin und ich lernten gemeinsam auf die Prüfung. Der Zufall wollte, dass uns der Professor im gleichen Tandem mündlich prüfte. Zwar schlossen wir beide gut ab. Doch der Professor liess durchblicken, dass meine Mitstudentin allein vielleicht noch mehr auf die Hinterbeine gestanden wäre. Weil das Thema mein Favorit war, brachte ich mich stärker in die Lerngruppe ein. Mit ande-ren Worten: Mitglieder einer Peergroup sollten komplementär agieren, das heisst nicht Gleiches, aber Gleichwertiges beisteuern.

I N T E R V I E W M I T D A V I D E I N D E L I C A T O

«Nicht Gleiches, aber Gleichwertiges beisteuern»

«Mathematik ist letztlich (wie) eine Sprache.»

Dritter Leckerbissen mit Beat KappelerR I N G V O R L E S U N G 2 0 1 9

Zwei Anlässe der diesjährigen Ringvorlesung haben wir bereits zwei fesselnden Themen gewidmet: Über Kognitionspsychologie hat Prof. Dr. Damian Läge im März referiert und die topaktuellen Themen Datensicherheit und Big Data vertieft Anfang Mai der Cyber-Security- und Datenspezialist Jürg Fischer. Die Messlatte für den nächsten Auftritt ist somit hoch.

Doch am 13. Juni 2019 tritt der Doyen des Schweizer Journalismus, Beat Kappeler, an der Jungholzstrasse ans Rednerpult. Er titelt: «Die Schweiz – freier als anderswo, aber aus oft unbekannten Gründen.»

Als Kolumnist der «NZZ am Sonntag» ist Beat Kappeler als leiden-schaftlicher und trotzdem nüchterner Betrachter der Schweiz über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Seit Jahrzehnten nimmt er präg-nant und sachkundig Stellung. Seine Themen sind gesellschaftlicher, sachpolitischer und volkswirtschaftlicher Art, er beteiligt sich aber auch an der öffentlichen Diskussion.

Nach dem Vortrag über Errungenschaften und Widersprüchliches un-serer liberalen Wirtschaftsordnung diskutieren wir mit Beat Kappeler Fragen, die uns bewegen.

ZUR PERSON

Studium der politischen Wissenschaften und der Wirtschaft in Genf und Berlin. Ab 1972 freier Wirtschaftsjournalist, ab 1977 Sekretär des Schweizerischen Gewerk-schaftsbundes, betraut mit Liberalisierungsdossiers in Wettbewerbs-, Welthan-dels- und Wirtschaftspolitik. 1996 – 2000 ausserordentlicher Professor für Sozial-politik an der Universität Lausanne, 2002 – 2018 Kolumnist bei der «NZZ am Sonntag». Buchautor. Letzte Publikation: «Leidenschaftlich nüchtern» (2014).

Dr. Beat Kappeler, Ökonom, unabhängiger Wirtschafts- journalist und Buchautor Bild: www.beatkappeler.info

BES TE HAUSMATUR A

Fabian Castrischer Zielorientierte Work-Life-Balance Engagiert am Unterricht teilnehmen und dabei auf die wohlwollende Unterstützung der Mit-studierenden, Dozierenden und des Sekretariats zählen können – das erspart einige Haus-aufgaben, entlastet und motiviert. Dieses Fazit zieht Fabian Castrischer und ergänzt: «Ein klares Ziel zu ha-ben, ist für mich essenziell. Zugleich wollte ich die Work-Life-Balance ausgewogen halten und mindestens einen Tag pro Woche nichts für die Schule leisten müssen.» Er bricht damit eine Lanze für Peer Learning, das Fokusthema dieser KAKADU Ausgabe: «Sequenziell gemeinsam zu lernen und uns auf Prüfungen vorzube-reiten, half mir sehr, um das Gelernte besser zu vernetzen. Auch das Nachhilfegeben brachte mich weiter, denn etwas zu erklären, ist die beste Art, es zu lernen.» Mit seiner ausgeprägten Lern- und Lehrbegeiste-rung erstaunt es kaum, dass sich Fabian Castrischer für einen didaktischen Beruf entschieden hat: An der Pädagogischen Hochschule Thurgau beginnt er diesen Herbst mit dem Studium zum Sekundarlehrer.

BES TE BERUFSMATUR A

Susanne Ernst Von der Auszubildenden zur Ausbildnerin Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Auf Susanne Ernst gemünzt dürfen wir das Sprichwort leicht modifizieren: Der Stamm wächst nicht weit vom Apfel. Ans AKAD College kam sie für die Berufsmaturität, weil ihre Tochter hier mit Erfolg die Schulbank drückte. Entscheidend waren für Susan-ne Ernst die intrinsische Motivation und ihr lebhaftes Interesse an den Lerninhalten. Das erfreuliche Resul-tat führt sie auch auf ihre Fähigkeit zurück, Prioritäten zu setzen: «Sich sehr gut organisieren, über Disziplin beim eigenständigen Lernen verfügen und dem Lernen genügend Zeit einräumen sind Eigenschaften, die es braucht, um mit der AKAD Methode ans Ziel zu kommen. Meine anspruchsvolle berufliche Tätigkeit konnte ich im ersten Semester zwar noch weiterführen. Im zweiten Semester würde ich aber ein Teilzeitpensum empfehlen, um genügend Erholungszeit zu haben.» Mit der Berufsmaturität ebnet sich Susanne Ernst den Weg in die Erwachsenenbildung. Derzeit besucht sie einen Kurs für das SVEB 1 und sammelt Unterrichts-erfahrung in einer Klasse, in der sich Menschen mit Migrationshintergrund als Pflegehelfer ausbilden lassen.

BES TE EIDGENÖSSISCHE MATUR A

Ya’en Lauper Die Flughöhe stimmt Mit 107,5 Punkten bewegt sich Ya’en Lauper praktisch schon in der Stratosphäre des eidge-nössischen Matura-Rankings. Diese Flughöhe passt zu seinem Wunschberuf Pilot. Dass der Erfolg allerdings kein Selbstläufer ist, kann er bestätigen: «Fleiss, Fleiss und noch mehr Fleiss» lautet sein Credo. Zudem zog er eine klare räumliche Trennung zwischen Selbststudium und Freizeit: «Ich mietete ein Büro weg von zu Hause. Damit sorgte ich für bessere Arbeitsdisziplin.» Mit seinem konsequenten Leistungs-primat stehen die Zeichen gut, dass Ya’en Lauper seinen Traum im Cockpit am Steuerknüppel eines Linien-flugzeugs bald verwirklichen kann.

Erfolgreiche für KAKADUD I E B E S T P L A T Z I E R T E N V E R R A T E N I H R E R F O L G S R E Z E P T

Schweizerische Matura — Gashi Gentrit — Graf Marco — Herrmann Ronja — Hurst Marcel — Lauper Ya’en — Mannhart Karin — Mathys Gabriel —

Müllhaupt Patrick — Schafflützel Emanuel — Vignendra Geventh

Matura für Erwachsene — Castrischer Fabian — Norlindh Madeleine — Schällibaum Babette

Vorbereitungskurs Uni Luzern — Buttafuoco Alessandro — Lusser Franziska

Passerelle — Brandenberg Roman — Elmer Nico — Feusi Claudia — Filali Hakim — Friesen Oscar — Gubser Stéphanie — Gut Nadine — Hänseler Fabian —

Hügli Roland — Janosevic Petar — Kempf Flavia — Lötscher Michèle — Rigendinger Laura — Rusterholz Jesper — Schaub Milena — Sefali Rosna

Berufsmaturität Bern — Bärtsch Janni — Baumann Christian — Broger Michelle — Chittilappilly Roshin — Duarte Helder — Ernst Susanne — Hischier Florence — Hofmann-Gullotti Manuela — Klopfenstein Lea — Lopez Lena — Milazzo Alessandro — Petrig Lara Maria — Popova Ariana — Zwahlen Jessica

Berufsmaturität Zürich — Aldighieri Anina — Alesevic Armin — Allenspach Camille — Angerer Laura — Aygün Esra — Badri Benjamin — Baumgartner Jonas — Baumgartner Selina — Benz Betty — Bischof Bruno — Bollhalter Senka — Budliger Lenny — Bünter Vanessa — Christensen Katja — Citron Roberto — Dantas Michael — De Barro Céline — Demiri Agnesa — Diethelm Julie — Elkuch Samuel — Erne Samira — Figi Simon — Friess Lovis —

Gämperle Anja — Gasser David — Gassner Fabienne — Gebhart Laura — Gisler Tamira — Grob Jeannine — Gruica Oliver — Haas Myrea — Hirschi Stefanie — Hochstrasser Florian — Holenstein Romea — Hunziker Dominik — Iseni Xhemiun — Ismaili Besfort — Iuorno Selina — Jonuzi Hasife — Jost Severin — Kaufmann Philipp — Keller Martina — Klincarevic Milica — Koch Melanie — Kohler Cyrill — Kosic Ivo — Kovacevic Mirza — Kovani Shkurte —

Küng Jaelle — Leung Tze Huey — Maksimovic Andrea — Manamalage Dylan — Margey Tenzin Norbu — Marti Cyril — Meyer Daniel — Michienzi Alain —

Mikec Tim — Mischler Rahel — Mitrovic Jelena — Mokhtari Karim — Montada Christina — Mottura Donatello — Müller Stefanie — Nguyen Elena — Pate Kevin — Pereira Diana — Preisig Nathalie — Radosavljevic Andrijana — Rahimi Arta — Redzepi Nita — Rodrigues Ariane — Roduner Fabienne — Rudolph Cedric — Salzgeber Nico — Saragoni Morena — Schoch Janina — Schönenberger Sarah Beersabech — Sejdovic Melisa — Sidorowicz Roman — Spescha Jessica — Stäubli Céline — Stojanovic Sandra — Stucki David — Suter Andrea — Tahiri Adnan — Thalmann Sandro — Theijs Alexander — Toutah Nawal — Tynowski Cédrie — Übersax Karin — Versluijs Jan — Villegas Rojas Roberto — Wenger Elia — Werner Livia — Wieser Cristina — Wilson Shami Blue Junior — Würgler Jessica — Würzburger Kathrin — Zengin Selattin — Zöbeli Pascal

HS – Bürofachdiplom VSH — Aliji Albert — Asani Gëzim — Barbuti Sara — Cuenin Dominique — Kim Manuela — Meier-Martick Irena — Passan Barbara — Quaderer Hannes — Stettler Christian — Vieira Thais

HS – Handelsdiplom VSH — Ajeti Merita — Baier Svenja — Bartl Vanessa — Berger Cyrill — Bernardo Marilena — Bogos Ana — Bolliger Alessandra —

Cardoso Frasco Emanuel — Elsener Naomi — Ettlin Sascha — Hani Armand — Hunziker Snezana — Ignjatovic Pavica — Kaiser Melissa — Marques Gonçalves Tiago — Menna Alessandro — Niedermann Ladina — Nucic Jelena — Schneider Anja — Stutz Laura — Sunar Sena — Vellis Vassilios —

Wintsch Vanessa

Wir gratulieren allen Kandidatinnen und Kandidaten herzlich!

ERFOLGREICHE K ANDIDATINNEN UND K ANDIDATEN

PodestplätzeH E R Z L I C H E G R A T U L A T I O N

N. N. = möchten namentlich nicht genannt werden

Schweizerische MaturaErfolgsquote 100%

1. Platz: Lauper Ya’en (107,5 Punkte)2. Platz: Vignendra Geventh (102,5 Punkte)3. Platz: Gashi Gentrit (100,5 Punkte)

Matura für ErwachseneErfolgsquote 100%

1. Platz: Castrischer Fabian (Notenschnitt 5,5)2. Platz: Norlindh Madeleine (Notenschnitt 5,3)3. Platz: Schällibaum Babette (Notenschnitt 5)

Passerelle Erfolgsquote 81%

1. Platz: Rigendinger Laura (26,5 Punkte)2. Platz: Filali Hakim (25,5 Punkte)2. Platz: Schaub Milena (25,5 Punkte)3. Platz: Hügli Roland (24,5 Punkte)

BerufsmaturitätErfolgsquote 96%

1. Platz: Ernst Susanne (Notenschnitt 5,8)1. Platz: Koch Melanie (Notenschnitt 5,8)2. Platz: Hofmann-Gulloti Manuela (Notens. 5,7)3. Platz: Bischof Bruno (Notenschnitt 5,6)3. Platz: Gebhart Laura (Notenschnitt 5,6)3. Platz: Montada Christina (Notenschnitt 5,6)3. Platz: Rudolph Cedric (Notenschnitt 5,6)

Bürofachdiplom VSHErfolgsquote 73%

1. Platz: Cuenin Dominique (Notenschnitt 5,5)2. Platz: N. N. (Notenschnitt 5,3)2. Platz: N. N. (Notenschnitt 5,3)3. Platz: Passan Barbara (Notenschnitt 5)3. Platz: Vieira Thais (Notenschnitt 5)

Handelsdiplom VSHErfolgsquote 100%

1. Platz: Ajeti Merita (Notenschnitt 5,4)1. Platz: Ignjatovic Pavica (Notenschnitt 5,4)1. Platz: Stutz Laura (Notenschnitt 5,4)2. Platz: Nucic Jelena (Notenschnitt 5,3)2. Platz: Vellis Vassilios (Notenschnitt 5,3)3. Platz: Marques Gonçalves Tiago (Notens. 5,2)

Aus einer «Rösseler-Familie» kommt Giulia Capella zwar nicht. Doch Pferde haben es ihr schon immer angetan. Als Springreiterin ging sie in ihrer von Arnd Ludwig betreuten Maturaarbeit der spannenden Frage auf den Grund: Gibt es so etwas wie den physi-kalisch perfekten Absprungpunkt vor Hindernissen?

7500 Fotos – eine stolze Zahl. So viele Aufnahmen hat Giulia Capella für ihre Maturaarbeit ausgewertet. Während 5 Sekunden schoss die Filmkamera bei ihren Versuchen pro Sprung jeweils 250 Bilder. 30 Sprünge auf dem Pferd bildeten somit die Basis für ihr Datenma-terial. Sie erinnert sich: «Es war schon anspruchsvoll, das Messband und die Kamera so zu platzieren, dass die Auswertbarkeit gewährleis-tet war.» Die Bernerin, die schon als Mädchen vom Reiten träumte, setzte für die Sprungversuche nicht nur Darera ein, ihre eigene Stute, sondern drei weitere Pferde, die von anderen Reiterinnen geritten wurden. Damit stützte sie die Aussagekraft ihrer Erkenntnisse breiter ab.

«Es war anspruchs- voll, das Messband und die Kamera so zu platzieren, dass die Auswert- barkeit gewährleistet war.»

Fachliteratur relativiertIn Lehrbüchern zum Springreiten steht mehrheitlich, dass die optima-le Distanz des Landepunkts zum Hindernis grösser sei als jene vom Absprungpunkt. Die Auswertung der Versuchsreihe von Giulia Capel-la legt jedoch nahe, dass es gerade umgekehrt ist. Die Verfasserin meint: «Bis jetzt ist das Ganze physikalisch wohl nicht so exakt er-forscht. Es ist doch recht aufwendig, das zeigte sich ja bei meiner

Arbeit. Meinen Befund halte ich keinesfalls für der Weisheit letzten Schluss – denn in der Maturaarbeit nahm ich mit den Pferden Hürden von maximal 1,4 Metern und bei internationalen Wettkämpfen sind es 1,6 Meter. Diese Differenz kann durchaus einen Einfluss auf die Absprung- und die Landedistanz haben.»

PerfektionierungOb Steilsprünge oder Hochweitsprünge, ihre empirische Untersu-chung hilft ihr, die eigene Absprungpraxis zu verbessern. «Mir fiel auf, dass meine Trainerin es besonders gut hinkriegt, den Absprungpunkt so zu wählen, dass das Pferd auf seiner Flugbahn den höchsten Punkt exakt über dem Hindernis erreicht.» Wenn ihr und Darera das häufi-ger gelingt, ist geteilte Freude doppelte Freude: «Darera merkt mir an, ob wir Erfolg haben. Sie wirkt nach einem gelungenen Ritt besonders aufgeweckt und anhänglich.»

Nach der Prüfung ist vor der PrüfungGiulia Capella wollte sich voll und ganz ihrem Sport widmen. Deshalb begann sie eine dreijährige Lehre zur Pferdefachfrau. Doch so richtig blühte sie darin nicht auf. Für eine Matura an einem öffentlichen Gymnasium war sie wiederum zu alt. «Da ich mich weiter als Spring-reiterin engagieren wollte, suchte ich nach einer flexiblen Matura- option mit einem hohen Anteil an Selbststudium.» Am AKAD College wurde sie fündig. Für die talentierte Reiterin gilt inzwischen: Nach der Prüfung ist vor der Prüfung – denn sie möchte Veterinärmedizin studieren und stellt sich somit dem Numerus clausus. Und wenn die Punktzahl sogar für Humanmedizin reichen sollte? Auch dann bleibt es dabei: «Mein Herz schlägt für die Tiere.» So sachkundig, wie Giulia Capella unterwegs ist, ist KAKADU jedenfalls von ihrer Sattelfestig-keit überzeugt.

Für die talentierte Reiterin gilt: Nach der Prüfung ist vor der Prüfung – denn sie möchte Veterinärmedizin studieren und stellt sich somit dem Numerus clausus.

M A T U R A A R B E I T G I U L I A C A P E L L A

Hoch hinaus

Wenn Lady Gaga an den Oscars im Februar 2019 den Academy Award für den besten Filmsong entgegennehmen kann, ist das in gewisser Weise auch eine Hommage an den Dadaismus. Und eine Bestätigung für die IDPA von Monika Strasser. Ihre zentrale These lautet: Der Dadaismus prägt den heutigen Kunstbetrieb intensiv – über 100 Jahre nach seinem Entstehen.

«Heute stecken hinter dadaisti-schen Petarden mitunter leider kommerzielle Hintergedanken.»

Dadaismus gestern, heute, morgen. Was 1916 in Zürich begann, ent-faltete eine unglaubliche Wirkung. Doch wie kommt eine Berufsmatu-randin dazu, das Phänomen Dadaismus in den Kontext der Gegenwart zu stellen? Monika Strasser: «Ich habe mich früh für Kunst interes-siert und kannte bereits verschiedene Künstlerbiografien aus dem 20. Jahrhundert. Der Funke sprang, als unser Deutschdozent Fried-rich Schmidt die Frage in den Raum stellte, was denn eigentlich alles unter den Begriff der Literatur falle. Auch so etwas wie die Lautge-dichte von ‹Ur-Dadaist› Hugo Ball?»

Durchdringende Wirkung, modifizierte MotivationIn ihrer IDPA leuchtet Monika Strasser akribisch aus, wie intensiv der Dadaismus mittlerweile unsere Kultur durchdrungen hat. Allerdings ortet die Autorin für heutige dadaistische Ausdrucksformen andere Beweggründe als zu seiner Geburtsstunde mitten im Ersten Welt-krieg: «Die Initianten dieser Bewegung waren nicht auf Effekthasche-rei und Provokation aus. Sie sahen in ihrem Engagement eher eine spontane Artikulation der Hilflosigkeit angesichts des in der Weltge-schichte bis dahin einmaligen industriellen Massentötens auf den Schlachtfeldern ab 1914. Wer dagegen heute dadaistische Petarden im Kunstbetrieb zündet, will wohl primär auf sich aufmerksam ma-chen und hat mitunter kommerzielle Hintergedanken.» Den Druck, sich zu inszenieren, kennt Monika Strasser aus ihrer eigenen Biogra-fie. Als Künstlerin und Designerin holte sie verschiedene Auszeich-nungen. Zudem erwarb sie in Schweden einen Master in Arts, Crafts, and Design. «Doch eines Tages wurde es mir zu viel, immer auf der Jagd nach den richtigen Kontakten zu sein und die Zitrone der eige-nen Originalität permanent weiter auszupressen.»

Nonkonformistische SaturiertheitDer Dadaismus ist längst in der Alltagskultur angekommen – wohl auch in der Werbung, die nicht erst seit einem Slogan wie «Alles Mül-ler oder was?» bewusst mit grotesk anmutenden Botschaften auf-wartet. Marken wie Galaxus spielen gern mit vermeintlich Sinnent-leertem: «Für Geschmackloses» – damit pries der Onlinehändler auf grossflächigen Plakaten eine Pfeffermühle an. Die Profanisierung oder Beliebigkeit des Dadaismus sieht Monika Strasser nicht nur po-sitiv: «Der Dadaismus löste in der Kunstszene zunächst Gefühle der Befreiung aus, da er sich über gängige Regeln hinwegsetzte. Doch heute gibt es im Kulturschaffen praktisch keine gesellschaftlichen Normen mehr.» Hinter scheinbar Neuem lauern Langeweile und Ab-gedroschenheit. Vieles entpuppt sich als alter Wein in neuen Schläu-chen. Wohin die Reise geht und ob es gelingt, aus der Komfortzone auszubrechen und die Tür zu einer «Terra incognita», einem echten Neo-Dadaismus zu öffnen, steht in den Sternen.

ALTE L IEBE ROS TE T NICHT

Vor 20 Jahren brachte Monika Strasser ihr Spanisch mit den grünen Heften auf Topniveau. Ab dann war klar, wenn eine schulische Weiterbildung Thema werden sollte, dann über AKAD. So schliesst sie nun nach der Berufsmatura umgehend die Passerelle an, um studieren zu gehen. «Etwas zwischen Kunstgeschichte und Mathematik», meint sie verschmitzt. Mehr ist ihr nicht zu entlocken.

Monika Strasser – mit dadaistischem Augenzwinkern – beim Einrichten ihrer letzten Ausstellung in der Kunsthalle Schaffhausen.

I D P A

Alles Dada oder was?