Upload
malwine-musser
View
104
Download
1
Embed Size (px)
Citation preview
1
3. Theorie der Regionalökonomie3.1 Mikroökonomische Standorttheorien: Die Standortwahl von
Unternehmen
Standort: Vom Menschen für bestimmte Nutzungen (insbesondere Produktion von Gütern und Dienstleistungen) ausgewählter Raumpunkt
Standortwahl: Entscheidung zwischen mehreren Raumpunkten, die um bestimmte Nutzung im Wettbewerb miteinander stehen
Standortfaktoren: Ökonomische Größen, die Standortwahl beeinflussen und bestimmen
für Standortwahl und Standortfaktoren sind mehrere Einteilungen und Unterscheidungen möglich:
● Standortwahl
• normativer (=neoklassischer) vs. positiver (=behavioristischer) Ansatz - normativ: gewinnmaximaler Standort gesucht - positiv: Gründe für Entscheidung von Unternehmen für bestimmten Raumpunkt
(z.B. Berücksichtigung familiärer und historisch-zufälliger Aspekte)
• regionale Ebenen: großräumige, nationale, regionale, kleinräumige oder innerbetriebliche Standortwahl
2
• Standortanforderungen unterschiedlicher Unternehmen (starke Abweichungen)- Sektoren:
○ Industrieunternehmen: Kostenunterschiede○ Dienstleistungsunternehmen: kunden- und absatzorientiert
- Funktionen:○ Verwaltungs- und Forschungsaufgaben: Agglomerationsvorteile,
Ballungsgebiete○ Standardproduktion (=verlängerte Werkbänke) und Logistikaufgaben:
periphere Regionen- Betriebsgrößenklassen:
○ große Unternehmen: Ballungsgebiete (ergiebiger Arbeitsmarkt)○ kleine Unternehmen: ländlicher Raum (geringe Lohnkosten)
- rechtlicher Status:○ Mutterunternehmen: Großstädte○ Zweigbetriebe: periphere Regionen
• Zeitpunkt der Standortentscheidung- Unternehmensneugründung (Standortfestlegung)- Verlagerung des Unternehmens (Standortänderung)- Verlagerung von Teilbereichen des Unternehmens (Standortspaltung)- Zusammenlegen von Teilbereichen (Standortkonzentration)- Aufgaben einzelner Teilbereiche (funktionale Zuordnung)
3
● Standortfaktoren
• allgemeine vs. spezielle/spezifische Standortfaktoren- allgemein (alle Unternehmen): Höhe von Steuern und
Gebühren, Vorhandensein von Flächen und Gebäuden, Kosten und Qualität der Arbeitskräfte
- speziell (ausgewählte Unternehmen): räumliche Nähe zu Universitäten und Forschungseinrichtungen, internationalen Flughäfen oder Abbaumöglichkeiten von Rohstoffen
• lokalisierte vs. ubiquitäre Standortfaktoren- lokalisiert: an wenigen Raumpunkten (internationaler
Flughafen)- ubiquitär: überall vorhanden (Industrie- und Gewerbefläche,
niederrangige Dienstleistungen)
• Position der Standortfaktoren in Wertschöpfungskette - beschaffungsbezogen (Rohstoffe, Energie, Vorlieferanten) - produktionsbezogen (Arbeitskräfte, steuerliche Belastung) - absatzbezogen (Nähe zu Abnehmern und Wettbewerbern,
Güte der Verkehrsinfrastruktur)
• harte vs. weiche Standortfaktoren- harte: direkter Einfluss auf Erlöse und Kosten- weiche: außerökonomischer Art
4
Übersicht 3‑1: Harte und weiche Faktoren der Standortwahl der Unternehmen
die Produktionsrentabilität beeinflussende (= harte) Faktoren
den Versorgungs- und Freizeitbereich betreffende (= weiche) Faktoren
Geeignetes Gelände einschl. Ver- und Entsorgung Gute schulische Versorgung
Nähe zu benötigten Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen Breite Palette an privaten tertiären Diensten
Nähe zu den Abnehmern Genügend Freizeiteinrichtungen
Quantitativ und qualitativ ausreichendes Arbeitsangebot Geringe Umweltverschmutzung
Imagewert von Gemeinden Hinreichendes kulturelles Angebot
Ansiedlungsbeihilfen Gute ärztliche Versorgung
Gewerbesteuerhebesatz Landschaftliche Attraktivität
Energiekosten
Beratung durch städtische Stellen
Agglomerationsvorteile a) Skaleneffekte b) Akkumulationseffekte c) Urbanisierungseffekte
Nähe zu Universitäten und sonstigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen
Sicherheit
5
● Suche nach gewinnmaximalem Standort
Entscheidung beeinflusst durch erlös- und kostenbeeinflussende Faktoren, die Unterschiede in Qualität oder Preis zwischen den Raumpunkten aufweisen
vereinfachend: zwei konkurrierende Standorte SA und SB mit je einem Gut x
→ Entscheidung für SA, wenn in SA höherer Gewinn als in SB (GA>GB), d.h.
(3-1)
• in SA (SB) abgesetzte Einheiten xA (xB) zu gewinnmaximalem Preis pA (pB)
• k verschiedene für Produktion eingesetzte Inputs (Arbeitskräfte, Energie,
Vorprodukte usw.) in SA (SB) zum Preis in homogener Qualität zu erhalten
• eingesetzte Mengen Vj technologisch vorbestimmt und für beide Standorte gleich
j
k
1j
jBBBBj
k
1j
jAAAA Vp-pxpVp-pxp
jB
jA pp
6
(Vorläufige) Annahme:
Preis und abgesetzte Menge bei beiden Standorten gleich (in Industrie durch sehr geringe Transportkosten annähernd gegeben):
pA ∙ xA(pA) = pB ∙ xB(pB)
● Kostenseite
Unternehmen siedeln sich in SA an, wenn
(3-2)
Einfluss eines Produktionsfaktors j auf Standortwahl umso größer, je• größer Unterschied seines Preises zwischen verschiedenen Raumpunkten
• größer Inputfaktor
j
k
1j
jBj
k
1j
jA VpVp
0vp-px
Vp-p
xxx:0Vp-p
j
k
1j
jB
jA
jk
1j
jB
jA
BAj
k
1j
jB
jA
x
Vv j
j
7
● Erlösseite
hier: Kostengleichheit beider Standorte unterstellt
Unternehmen siedeln sich in SA an, wenn
(3-3) pA ∙ xA(pA) > pB ∙ xB(pB)
Modell 1 (für max. Erlös in bestimmtem Raumpunkt):• potenzielle Absatzgebiete: Gerade mit Eckpunkten 0 und 1
• gleiche Nachfragefunktion xA = a-b(pA+t∙d) in jedem Raumpunkt (Preis pA am Angebotsort, Entfernung d zwischen Angebots- und Wohnort und Transportkosten t je Entfernungseinheit)
• zunächst keine Wettbewerber, bei denen Nachfrager Produkt kaufen könnten
Frage: Wo wird ein Anbieter seinen Standort wählen, um seinen Erlös zu maximieren?
Abbildung 3-1: Erlösmaximierender Standort auf einer 0–1 Geraden ohne Wettbewerber
a-b∙pA
a mit tan a b∙t
xA=a-b(pA+t∙d)
0 SA = 0,5 1
8
Optimaler (erlösmaximaler) Standort in SA=0,5
• dort: keine Transportkosten → Nachfrage beträgt a – b ∙ pA
• Nachfrager nicht in SA: Transportkosten führen zu geringer werdender Nachfrage
• Gesamtabsatz: Integral unter Nachfragefunktion → optimaler Standort SA=0,5
• Verschiebung nach links oder rechts → Absatzeinbuße auf einer Seite größer als Absatzgewinn auf anderer Seite
→ ohne Wettbewerber: Anbieter sucht Standort im Schwerpunkt seines Absatzgebietes, um Erlös zu maximieren
Modell 2 (Variation des Modells 1):
zwei Anbieter auf Gerade 0-1 mit Standorten SB=0 und SC=1
Produkt wird bereits an Standorten SB und SC produziert
Frage: Wo wird ein neu auf dem Markt auftretender Anbieter A seinen Standort suchen?
Abbildung 3-2: Einzugsbereich zweier konkurrierender Anbieter auf der 0–1 Geraden
t
tpp BC
2
t
tpp CB
2
0(=SB) SG 1(=SC)
a-b∙pB
xB=a-b(pB-t∙d) xC=a-b(pC-t∙(1-d))
a-b∙pC
)dtp(bax BB ))d1(tp(bax CC
9
Nutzenmaximierende Konsumenten kaufen bei dem Anbieter. Bei dem der Einkauf am günstigsten ist
Grenze des Einzugsbereichs von B gegenüber C:
wo Bezugspreis (einschließlich Transportkosten) in SB genauso hoch ist wie in SC
Einzugsbereich B:
Einzugsbereich von B umso größer, je höher (niedriger) Preis in SC (SB) (für pB=pC Einzugsgebiete mit jeweils 0,5 gleich groß)
Neuer Anbieter A: Suche nach einem Standort zwischen SB und SC
SG (Grenze des Einzugsbereichs) ist optimaler Standort für neuen Anbieter A (SA=SG)
Abbildung 3-3: Einzugsbereich eines neuen Anbieters A
t2
tpp BC
t
tppp ACB
4
2
xB=a-b(pB+t∙d) xC=a-b(pC+t∙(1-d))
a-b∙pA
t
tppp ACB
4
2
xA=a-b(pA+t∙d)
t2
tppSS BC
GA
10
Auch hier steigt (sinkt) die Größe des Einzugsbereichs eines neuen Anbieters A mit der Höhe des Preises der Wettbewerber (Höhe des eigenen Preises)
→ in Modell mit Wettbewerbern: Wahl des Standort eines neuen Anbieters A im Schwerpunkt des ihm verbleibenden Absatzgebietes
● Empirische Bedeutung der Motive der Standortwahl
Motive der Standortwahl (aus Unternehmensbefragungen und sekundärstatistischen Analysen (= Regressionsanalysen) ermittelbar)
Vorteile der Befragung (gegenüber Regressionsanalyse):• auch Größen erfragbar, die amtliche Statistik nicht liefert (Motive, Einstellungen und Erfahrungen)• auch künftige Tatbestände (Erfahrungen, Absichten) erfragbar
Nachteile der Befragung:• nicht alle Unternehmen zur Beantwortung von Fragen bereit → Verzerrungen• Unternehmen häufig strategisch beantwortet (Übertreibung der Wichtigkeit von
Standortfaktoren, um deren Verbesserung zu erreichen)
besonders wichtig für Standortwahl: großräumige Verkehrsanbindung, Qualität der Arbeitskräfte, „wirtschaftsfreundliches Klima“
Faktoren mit hohem Stellenwert in regionalpolitischer Diskussion haben geringeres Gewicht (kulturelles Angebot, Qualität des öffentlichen Personalnahverkehrs, landschaftliche Attraktivität, Nähe zu Forschungseinrichtungen)
11
Übersicht 3-2: Rangfolgen der wichtigsten Standortfaktoren in ausgewählten empirischen Untersuchungen seit 1945
12
3.2 Makroökonomische Standorttheorien: Raumwirtschaftsmodelle
Summe individueller Standortentscheidungen führt zu bestimmten Raumstrukturen
• Modell von Thünen
Originär: Modell der Landnutzung in Land- und Forstwirtschaft
Von Thünen „Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie“ Grundmodell der Stadtökonomik (Alonso, 1964): Übertragung auf städtischen Bodenmarkt
• Modell von Lösch
Theorie der Marktnetze: Räumliche Verteilung von Standorten (Produzierendes Gewerbe)
Lösch „Die räumliche Ordnung der Wirtschaft“
• Modell von Christaller
Theorie zentraler Orte
Räumliche Verteilung des Dienstleistungsgewerbe
Christaller „Die zentralen Orte in Süddeutschland“
Christaller „Die Hierarchie der Städte“
13
● Modell von Christaller
Theorie zentraler Orte:
Aussagen über die räumliche Verteilung des Angebots von Dienstleistungen
Erklärung der hierarchischen Struktur von Dienstleistungsorten
- Dienstleistungen, die häufig nachgefragt werden und niedrige Kosten aufweisen, befinden sich an jedem Ort („hilfszentrale Orte“)
z.B. Einzelhandel, Gaststätte, Bankfiliale, Allgemeinmediziner, Kindergarten
- Höherwertige Dienstleistungen werden nicht in dritten Ort, sondern z.B. nur in jedem dritten Ort angeboten („Marktorte“)
z.B. Kaufhaus, Facharzt, Krankenhaus, Kino, weiterführende Schule
- Spezialisierte höherwertige Dienstleistungen werden in noch weniger Orten z.B. nur in jedem neunten Ort angeboten („Amtshauptorte“)
Der Hierarchie der Güter (Dienstleistungen) entspricht eine Hierarchie zentraler Orte (= Standorte von Dienstleistungen), in denen Güter (Dienstleistungen) unterschiedlicher Zentralität angeboten werden. Die zentralen Orte liegen zentral im zu versorgenden Absatzbereich liegen.
14
Annahmen
-Homogene Fläche (= gleiche Standortqualität in jedem Raumpunkt)
Bevölkerung und damit Nachfrage gleichmäßig über die Ebene verteilt; Produktionsbedingungen sind in jedem Raumpunkt gleich
-Gleichförmiges Transportsystem
Transportkosten sind in alle Richtungen gleich; Transportkosten nehmen linear mit der Entfernung zu
-Heterogene Konkurrenz
Marktpreis ist für Anbieter und Nachfrager ein Datum; kein örtlicher Punktmarkt, d.h. kein vollkommener Markt (räumliche Präferenzen)
-Gewinnmaximierende Unternehmer
Anbieter suchen gewinnmaximalen Standort
-Nutzenmaximierende Konsumenten
Konsumenten fragen aufgrund geringerer Transportkosten bei Anbietern nach, die ihnen geografisch am nächsten liegen
15
● Untere und obere Grenze der Reichweite eines Gutes
•SA rmin
rmax
GuGo←
←
Untere Grenze der Reichweite (= Mindestreichweite): Gu
Im Falle von Fixkosten erreicht ein Produzent A erst ab einer bestimmten Mindestabsatzmenge die Gewinnschwelle, die das Mindestmarktgebiet (Kreisfläche mit Radius rmin um Standort SA)(abhängig vom Nachfrageverhalten und der Konsumentendichte)Obere Grenze der Reichweite (= Höchstreichweite): Go
Das Marktgebiet des Produzenten A ist räumlich dadurch begrenzt. Dass die Konsumentendas Gut ab einer bestimmten Entfernung nicht mehr nachfragen, da der Preis (Ab-Werk-Preis + Transportkosten) zu hoch wird (abhängig vom Nachfrageverhalten).
Das Marktgebiet eines Produzenten A muss aufgrund der Gewinnschwelle eine Mindest-größe erreichen und sie ist durch die Höhe der Transportkosten beschränkt.
Abbildung 3-4:Reichweiten eines Gutes
16
Minimale Reichweite und Mindestabsatzmenge
Abbildung 3-5: Minimale Reichweite eines Gutes
Kf = fixe Kosten
GK = Grenzkosten
xmin = minimale Absatzmenge
rmin = minimale Reichweite
Kosten,Erlös
Erlös = p∙x
Kosten = Kf+GK∙x
xmin x
Radius des Ein-zugsbe-reiches
x=f(r)
rmin
xmin x
Wovon hängen die untere und obere Grenze der Reichweite ab?
- Produktionsfunktion und Nachfrageverhalten
- Siedlungsdichte (SD) (SD ↑ → Gu ↓ und Go =)
- Transportsatz (t) (t ↓ → p ↓ → Nachfrage ↑ → Gu ↓ und Go ↑ (wegen p ↓))
17
● Entstehung optimaler Marktgebiete
Außerhalb der oberen Grenze der Reichweite der Produzenten:
Nachfrage nach einem Gut bleibt unbefriedigt
zusätzliche Produzenten werden in den Markt drängen, um mit ihrem Angebot (Über-)Gewinne zu erwirtschaften Ebene wird sich nach und nach mit Anbietern füllen
Frage: Wie kommt ein räumliches Gleichgewicht auf dem Markt für das betrachtete Gut (Dienstleistung) zustande?
Abbildung 3-6a: Entstehung optimaler Absatzgebiete
Ausgangssituation:
Obere Grenzen der Reichweiten eines Gutes G1
tangieren sich. so dass die Produzenten ihre maximalen Gewinne realisieren
Dabei existieren unversorgte Gebiete (dunkleFlächen), die weitere Produzenten attrahierenund die vorhandenen Produzenten näher anein-ander drängen
18
Abbildung 3-6b: Entstehung optimaler Marktgebiete
Abbildung 3-6c: Entstehung optimaler Marktgebiete
Drängen zu viele Produzenten in den Markt, gibt eszwar keine unversorgten Gebiete mehr. Allerdings überschneiden sich dann ihre Marktgebiete, so dasssie nicht mehr ihre Mindestnachfrage erreichen, diedas Angebot profitabel macht.
durch entstehende Verluste scheiden Anbieteraus dem Markt
Stabiles Gleichgewicht :
Alle Anbieter haben Marktgebiete, die eine Größe er-reicht haben, mit der sie die erforderliche Mindest-nachfrage realisieren können und die sich nichtüberschneiden. Es bilden sich sechseckige Markt-gebiete, deren Flächen exakt den Kreisflächen mitdem Radius rmin entsprechen.
ri
ru
> rmin
Größenordnung: ri < rmin < ru
19
SAB
C D
E
G F
● Abgrenzung des Marktgebiets eines Produzenten
a=ru
ri
ru
FD
Dreiecksfläche FD: iuiui
D rr21
2rr
2ra
F
Sechseckfläche FS: iuiuDS rr3rr21
6F6F
(Kreis-)Fläche FK des kostendeckenden Absatzgebiets: 2minK rF
Beziehung zwischen ru und ri
(Satz des Pythagoras):
Radius rmin des kostendeckenden Absatzgebietes liegt zwischen ri und ru:
< rmin <
Abbildung 3-7: Abgrenzung des Marktgebiets
2u
2u2
i
22i r
2r
r2a
r
20
Marktgebiete bei mehreren Gütern (Dienstleistungen)
Abbildung 3-8: Überlagerung von Absatzgebieten
n Güter G1, G2, …, Gn, die unterschiedliche Reichweitengrenzen aufweisen:Gut G1 höchste, Gut G2 zweithöchste, …, Gut Gn niedrigste untere Grenze der Reichweite
Absatzgebiete des Gutes G1:Wabenförmige Flächen mit Zentren (Standor-ten) A0 bis A6 bei Nullgewinn der Produzenten
Haben z.B. die Güter G2 und G3 nur geringfü-gig kleinere Mindestreichweiten, werden sie ebenfalls an den Standorten A0 bis A6 mit Übergewinnen angeboten.
Kommen wir bei einem Gut z.B. G4 an, des-sen Mindestreichweite so klein ist, dass an sog. B-Standorten zwischen den A-Standorten das Angebot profitabel ist, werden sich hier ebenfalls Produzenten niederlassen.
Die Güter G4, G5, … werden an A- und B-Standorten angeboten bis es sich bei einem Gut z.B. G8 aufgrund der Verringerung der Mindestreichweite wiederum lohnt, sie auch zwischen den B-Standorten an sog. C-Standorten anzubieten.Güterhierarchie:
Hierarchische Grenzgüter: Güter beim Übergang von einer Zentralitätsstufe zur nächstenErste Zentralitätsstufe (A-Standorte Grenzgut G1), zweite Zentralitätsstufe (B-Standorte Grenzgut G4). dritte Zentralitätsstufe (C-Standorte Grenzgut G8), …
21
Hierarchisches System von Marktgebieten
Systeme von Marktgebieten: k=z-Systeme
Abbildung 3-9: Entfernungen in k=z-System
k=1-System: Güter, die in jedem Ort angeboten werden
Benötigt ein Gut für eine profitable Produktion eine z-mal größere Absatzfläche, spricht man von einem k=z-System.
k=2-System: existiert nicht, da es in dem hierarchischen System keine Standorte gibt, die Einheiten auseinander liegen
k=3-System: Entfernung zwischen den Angebotsorten beträgt
k=4-System: Entfernung zwischen den Angebotsorten beträgt
k=5- und k=6-Systeme: existieren nicht, da es in dem hierarchischen System keine Stand-orte gibt, die und Einheiten auseinander liegen
k=7-System: Entfernung zwischen den Angebotsorten beträgt
Azri
zr2 i
Wett-bewerber
2r2 i 3r2 i
ii r44r2
5r2 i 6r2 i
7r2 i
22
(1) Häufig nachgefragte Güter mit geringen Transportkosten und geringen Preisen (Güter des tägl. Bedarfs, z.B. Gaststätten, Bankfilialen, Kindergärten,
Allgemeinmediziner):
räumliche Verteilung von Dienstleistungsorten (= Zentrale Orte): k=1-System: Gut in jedem Ort angeboten → sechseckige Grenzen der Einzugsbereiche, da Nachfrager wegen Minimierung der Transportkosten Produkt in nächstgelegenem Angebotsort (= hilfszentrale Orte) nachfragen
Abbildung 3-10:k=1-System
Hilfszentrale Orte
23
(2) Höherwertige Dienstleistungen (Güter nächst höherer Kategorie: z.B. Kaufhaus, Kino, Facharzt, Allgemeinkrankenhaus, weiterführende Schule,
Spezialitätenrestaurant):
k=3-System: Vertrieb lohnt sich nicht in jedem, nur in jedem dritten Ort (= Marktort)
Jeder Marktort versorgt sich selbst, zusätzlich sechs übrige (hilfszentrale) Orte inEinzugsbereich (gleich weit von drei Angebotsorten entfernt) → zu einem Drittel auf jeden dieser Marktorte ausgerichtet
Menge der zu versorgenden Orte:
Abbildung 3-11: k=3-System
Marktort, • übrige Orte (=hilfszentrale Orte)
363
11
24
(3) Spezialisierte höherwertige Dienstleistungen (z.B. Spezialhandel, Luxushotel, Hauptniederlassung einer Bank oder Versicherung, Fernbahnhof, Hochschule):
Absatzgebiet eines Marktortes zu klein Ort dritter Kategorie (= Amtshauptort): jeder neunte hilfszentrale Ort bzw. jeder dritte Marktort
Jeder höherrangige Angebotsort versorgt sich selbst, zusätzlich sechs umliegende Orte vollständig und sechs weitere Orte zu einem Drittel
Menge der zu versorgenden Orte:
Abbildung 3-11: k=9-System
Amtshauptort, • übrige Orte
963
161
25
Hierarchische Siedlungsstruktur
Hierarchie der Zentralen Orte (k=1,3,9,27,81,…)
Vierte Ebene: k=27-System ( Kreishauptorte)
Fünfte Ebene: k=81-System ( Bezirkshauptorte)
Neunte (oberste) Ebene: nur ein Ort (=Reichshauptort)
Verbindung unterschiedlicher k-Systeme:von drei hilfszentralen Orten ist einer Marktort, von drei Marktorten einer Amtshauptort, von drei Amtshauptorten ein Kreishauptort, …
Abbildung 3-12: Räumliche Verteilung von Orten unterschiedlicher Zentralität und ihre Einzugsbereiche
hilfszentraler Ort
Marktort
Amtshauptort Kreishauptort
Bezirkshauptort
26
Zentrale-Orte-System in Raumordnung Deutschland (vier Ebenen):• Klein- und Unterzentren: Grundversorgung• Mittelzentren: Deckung des gehobenen Bedarfs• Oberzentren: Deckung des spezialisierten höheren Bedarfs
Übersicht 3-3: Katalog oberzentraler Einrichtungen1. Bildungs- und Erziehungswesen, Forschung
Hochschule bzw. Fachhochschule Wissenschaftliche bzw. Fach-Bibliothek mit Anschluss an
den überregionalen Leihverkehr
5. Verwaltung und Gerichtsbarkeit Behörden höherer und mittlerer Verwaltungsebene Gerichte höherer und mittlerer Instanz
2. Gesundheitswesen Schwerpunktkrankenhaus
6. Kommunikation Hotel mit mindestens 200 Fremdenbetten und Konferenz-
und Tagungseinrichtungen
3. Kultur und Sport Museum bzw. Kunstsammlung,
mit hauptberuflicher Leitung Theater bzw. Konzertbau, regelmäßig bespielt Zoologischer Garten Mehrzweckhalle mit mindestens 1000 Sitzplätzen Sportstadion mit mindestens 15000 Plätzen,
davon mindestens 3000 überdacht Großsporthalle mit mindestens 3000 Plätzen Großschwimmhalle mit Eignung für überregionale Veran-
staltungen, mindestens sechs 50-m-Bahnen
7. Verkehrswesen Bundesautobahn-Anschluss Intercity-Halt
4. Handel und Kreditwesen Großkauf- und -warenhaus Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen in möglichst
vollständiger spezialisierter Differenzierung Größere Einrichtungen des Bank- und Kreditwesens bzw.
Versicherungswesens
8. Arbeitsmarkt Breitgefächertes Angebot hochwertiger Arbeitsplätze Vielfältiges und hochqualifiziertes Arbeitskräftepotenzial
im Oberbereich
27
Seit 1995 (Ministerkonferenz für Raumordnung (MKRO):
neue Kategorie herausgehobener Oberzentren: Metropolregionen (zentralörtliche Funktionen, nicht nur nationale, sondern internationale Bedeutung)
höchstrangige Dienstleistungen (Verwaltungssitze internationaler Unternehmen und Institutionen, exzellente Forschungseinrichtungen, höstwertige kulturelle Einrichtungen u.ä.) → Konkurrenz zu großen ausländischen Städten
Deutschland: elf ausgewiesene Metropolregionen einige Städte symbolhaft für Regionen und damit mehrere Städte, z.B. Düsseldorf für Rhein-Ruhr, Frankfurt für Rhein-Main, Mannheim für Rhein-Neckar, Dresden für Sachsendreieck
Erweiterung des Modells von Christaller:
- Versorgungsprinzip (Marktprinzip):
Hierarchisches System zentraler Orte allein aus privatwirtschaftlichem Kalkül
- Verkehrsprinzip:
Anordnung der Marktgebiete unter Berücksichtigung von Verkehrsachsen (effizientes Verkehrssystem)
- Verwaltungsprinzip:
Hierarchische Abgrenzung der Marktgebiete (=Verwaltungsgebiete) ohne Überlappungen, d.h. jeder zentrale Ort ist eindeutig einem höherrangigem zentralen Ort zugeordnet (Be-rücksichtigung öffentlicher Güter)
28
Abbildung 3-13:Oberzentren in Deutschland
SK Hamburg
SK Hannover
SK Bremen
SK Düsseldorf
SK Frankfurt am Main
SK Stuttgart
SK Mannheim
SK München
SK Nürnberg
SK Berlin
SK Dresden
Oberzentrum
verbundene Oberzentren
Metropolregion